Modelle des leistungsmotivierten Handelns


Hausarbeit, 2002

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Kann Lernen Spaß machen

2. Motivation und Motiv
2.1. Alltägliches Verständnis von „Motivation“ und „Motiv
2.2. Wissenschaftliche Definitionen

3. Merkmale eines leistungsmotivierten Verhaltens
3.1. Temporale Komponente (überdauernde vs. aktualisierte Motivation
3.2. Kausale Komponente (Grund – Selbstbewertung eigener Tüchtigkeit
3.3. Affektive Komponente (affektähnliches Stolzgefühl
3.4. Modale Komponente (Anforderungscharakter der Situation
3.5. Konsekutive Komponente (Ergebnis als Folge: Attribuierung

4. Ein Weg zum Spaß beim Lernen

Literaturverzeichnis

1. Kann Lernen Spaß machen?

„Kann denn Lernen Spaß machen?“ – das ist die Frage, die sich jeder Lehrer stellt, wenn er der Langeweile seines Unterrichts auf die Fersen gehen will. Für die meisten Schüler jedoch, wenn nicht gar für alle, ist das sicher keine echte Frage, denn die Antwort ist klar: „Nein, Lernen macht keinen Spaß!“ Und wenn wir ehrlich sind und an unsere eigene Schulzeit zurückdenken, so hat sich der Spaß auch bei unserem Lernen durchaus in Grenzen gehalten. Ist das Lernen demnach also der mühselige, aber notwendige Preis für gute Ergebnisse in der Schule und im Beruf?

Dass man diese Schlussfolgerung so nicht stehen lassen kann, zeigen gerade diejenigen, die sich am allermeisten über diese Situation beklagen: die Kinder und Schüler selbst. Durch ihre zum Teil unermüdlichen Fragen ,,Wie geht das? Warum ist das so?“, deren Beantwortung oft Geduld erfordert, kommt ihr durch die eigene Neugierde angeregtes Bedürfnis zum Ausdruck, sich über Unbekanntes Klarheit zu verschaffen. Dieses Erforschen und Aneignen von neuem Wissen, was durchaus mit Freude und Spaß verbunden sein kann, ist nichts anderes - auch wenn Schüler gelegentlich ganz anderer Meinung sind - als Lernen.

Lernen kann also durchaus Spaß machen und, wie man sieht, ist dies eine Voraussetzung dafür, dass die Lerner motiviert sind oder motiviert werden, etwas zu lernen. Doch im eigentlichen Leben machen wir eine Reihe von Erfahrungen, die sich gerade als demotivierend erweisen können. Eine Ursache für die Beeinträchtigung der Lernmotivation kann z. B. eine allgemeine Schulängstlichkeit sein. Die Ängstlichkeit wird in der Regel durch eine Reihe negativer Erfahrungen in Elternhaus, Kindergarten und Schule erworben und äußert sich zum Beispiel in der

- Angst sich zu melden oder etwas an der Tafel vorzumachen (Auftrittsangst),
- Angst vor dem Abfragen oder vor schriftlichen Arbeiten (Leistungs- bzw. Prüfungsangst)
- generellen Auffassung der Lerner, sie könnten den gestellten Anforderungen auch bei bestem Bemühen nicht genügen (Hilflosigkeit)

Eine Ursache für die Beeinträchtigung der Leistungsmotivation kann durch ein Konzept eigener Unfähigkeit hervorgerufen werden. Dieses Konzept wird durch zahllose Erfahrungen in Leistungssituationen erworben, deren Ergebnis (Erfolg oder Misserfolg) schon sehr früh auf die eigene Person bezogen werden kann und von da an mitbestimmt, ob sich jemand in bestimmten Situationen anstrengt oder nicht.

Neben den beschriebenen gibt es selbstverständlich noch andere wichtige Ursachen für mangelnde Mitarbeit und fehlende Anstrengungsbereitschaft von Schülern. Sie können zum Beispiel in der Lehrperson oder in einer ungünstigen didaktischen Planung und Durchführung des Unterrichts begründet sein.

Auf diese Ursachen wird hier jedoch nicht eingegangen, besser gesagt, sie sind nicht das Hauptziel dieser Arbeit. Hier gehen wir von folgender Überlegung aus: Engagierte, strebsame Menschen handeln und arbeiten effektiver als solche, die sich nur unter Druck in Bewegung setzen. Das Ziel dieser Arbeit ist demnach die Frage, wie kommt es zu Stande, dass die eine Person strebsam und die andere eher ängstlich eine für beide auf den ersten Blick gleiche Leistungssituation angeht. Was verbirgt sich hinter dem Spaß der motivierten Lerner, was geht in ihren Köpfen vor, welche Lerner sind von sich aus motiviert? Wir fragen uns also, was ist Motivation, wie entsteht sie, was sind die Einflussgrößen des motivierten Verhaltens? Doch bevor wir uns auf die Beantwortung dieser Fragen konzentrieren, werfen wir ein Blick auf die Definitionen der zentralen Begriffe „Motivation“ und „Motiv“.

2. Motivation und Motiv

2.1. Alltägliches Verständnis von „Motivation“ und „Motiv“

Der Begriff der „Motivation“ teilt das Schicksal mancher, gerade auch zentraler Begriffe der Erziehungswissenschaft, wie etwa „Motiv“, „Entwicklung“, „Persönlichkeit“ oder „Angst“, deren Definition in Konkurrenz zu einem alltagssprachlichen Vorverständnis steht. Wesentliches Element eines solchen Alltagsverständnisses von „Motivation“ wäre etwa die Frage: „Was bewirkt in einer Person, dass sie aus eigenem Antrieb mit hoher Anstrengung auf ein Ziel hinarbeitet und in diesem Zustand anscheinend nichts anderes im Kopf hat?“. Die entsprechende Antwort hierauf könnte lauten: „Motivation ist eine bestimmte Charaktereigenschaft, die die Person zur engagierten Zielverfolgung treibt.“ Dies meint nichts anderes als, in einem sehr allgemeinen Sinne, ein Quasisubstrat, von dem jemand mal mehr und mal weniger hat. Dementsprechend liegt in der Alltagsverwendung eine Vorstellung, dass es Motivation als etwas Greif- oder Messbares wirklich gibt.

In ähnlicher Weise versteht man in der Alltagssprache unter dem Begriff „Motiv“ „ Beweggrund, Antrieb; aus welchen Motiven heraus mag er das getan haben ?; das Motiv einer Handlungsweise, einer Tat“ (Wahrig 1998, S. 644). Mit dem „Motiv“ drückt man also einen Grund, eine Ursache einer Handlung aus. Diese beiden Alltagsdefinitionen stehen zu dem, was in der Leistungsmotivationsforschung unter den Begriffen verstanden wird, keineswegs im Einklang, sondern eher im Widerspruch.

2.2. Wissenschaftliche Definitionen

Motivation

Neben dem alltagssprachlichen Vorverständnis existieren mehrere wissenschaftliche Definitionen dieser zwei Begriffe. Sie sind von verschiedenen Wissenschaftsrichtungen und Autoren vorgeschlagen und heben dementsprechend unterschiedliche Aspekte hervor. (vgl. Freud, Atkinson, Maslow)

In der Psychologie versteht man unter Motivation „die in einer Handlung wirksamen Motive, die das individuelle Verhalten aktivieren und regulieren“. (Brockhaus-Enzyklopädie 1971, S. 7) Dieses Verständnis von Motivation unterscheidet sich nicht grundlegend von dem des Alltags. In dem psychologisch-wissenschaftlichen Motivationsbegriff wird jedoch hervorgehoben, dass Motivation gegenüber dem Quasisubstrat des Alltagsverständnisses „als Gedankenkonstruktion, also als hypothetisches Konstrukt aufgefasst“ wird. (Rheinberg & Krug 1999, S. 3) Hier hat man es mit den Wechselbeziehungen unterschiedlicher Prozesse zu tun, die in ihrem Zusammenwirken erklären, welches Ziel jemand mit welcher Intensität und Ausdauer verfolgt.

Das motivierte Verhalten kann aus unterschiedlichsten Gründen entstehen. Die Folgen, die das Ergebnis einer Tätigkeit aus der Sicht des Handelnden voraussichtlich hat und um deren Willen er tätig wird, bilden die Gründe eines motivierten bzw. nichtmotivierten Verhaltens. Als Beispiel kann jede Situation genommen werden, die einen Anforderungscharakter hat, z. B. eine Klassenarbeit oder eine Klausur. Für die intensive Vorbereitung auf solch eine Arbeit können folgende Gründe bzw. angestrebte Folgen verantwortlich sein:

- eine gute Zeugnisnote
- Erfüllen der Voraussetzung für einen nächstfolgenden Kurs
- Lob von Eltern
- Ansehen bei Mitschülern/Mitstudenten/Lehrern
- Praktischer Nutzen des Gelernten
- Selbstbeweis eigener Tüchtigkeit

Welche der verschiedenen möglichen Gründe im Einzelfall wirksam werden, bestimmt die Art der Motivation.

In der Motivationspsychologie wird als eine der wichtigen Motivationsarten die Leistungsmotivation unterschieden. „Als ´leistungsmotiviert´ gilt ein Verhalten dort [...] dann, wenn die Selbstbewertung eigener Tüchtigkeit der ausschlaggebende Anreiz einer engagierten Zielverfolgung ist.“ (Rheinberg & Krug 1999, S. 14) Unter Selbstbewertung werden Erlebnisse verstanden, die sich als Stolz auf das eigene Können umschreiben lassen.

McClellands Definition beschreibt die Leistungsmotivation als „Auseinandersetzung mit einem Gütemaßstab“ („competition with a standard of excellence“). Dies hat nach McClellands Auffassung zwei Aspekte ( vgl. Wasna, 1972):

[...]

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Details

Titel
Modelle des leistungsmotivierten Handelns
Hochschule
Universität des Saarlandes  (Fachbereich Pädagogik)
Veranstaltung
Persönlichkeitsentwicklung und -erziehung
Autor
Jahr
2002
Seiten
15
Katalognummer
V4496
ISBN (eBook)
9783638127721
ISBN (Buch)
9783638770859
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine Hausarbeit, die mir viel Zeit und Mühe gekostet hat, die auch dementsprechend von mir als sehr gelungen angeschätzt werden kann. Liegt wahrscheinlich auch am persönlichen Interesse am Thema. Es wurde ein Klassifikationsansatz unternommen, um zahlreiche Modelle zum leistungsmotivierten Handeln unter ein Hut zu bringen.
Schlagworte
Modelle, Handelns, Persönlichkeitsentwicklung
Arbeit zitieren
Natalia Schlichter (Autor:in), 2002, Modelle des leistungsmotivierten Handelns , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4496

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