Der Mann im 21.Jahrhundert


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Geschichte der Männlichkeit
2.1 Männlichkeit und Rationalität

3 Der Mann im 21.Jahrhundert
3.1 Typenvielfalt und neues Männerbild
3.2 Metrosexuelle: Der moderne Dandy und mehr

4 Fazit

Literatur- und Quellenangabe

1 Einleitung

In die Geschlechterforschung ist Bewegung gekommen. Neben der feministisch angestoßenen Frauen- und Geschlechterforschung ist nun auch, langsam aber sicher, eine Männer- bzw. Männlichkeitsforschung getreten. Das alte Bild vom Mann als Familienoberhaupt und Ernährer, als Eroberer und Krieger, als Beschützer und „hartem Kerl“, greift so nicht mehr. Eine neue Definition muss her. Der Mann im 21.Jahrhundert ist gebildet, technisch versiert, modebewusst und legt mehr und mehr Wert auf die kleinen, eben anderen Dinge des Lebens. Die Krise des Mannes geht einher mit einem Raumgewinn der Frauen: Traditionell brauchten sie den Mann als Beschützer, Ernährer und zur Fortpflanzung. Und seitdem die moderne Technologie schiere Muskelkraft in vielen Berufen überflüssig gemacht hat, haben Männer ihren größten Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt eingebüßt. Je mehr Frauen einen Beruf ausüben, desto weniger brauchen sie einen Ernährer. Und bald könnten die Fortschritte der Biotechnik den Mann auch als Erzeuger überflüssig machen. Die Männer haben auf die Zerstörung der alten Rollenbilder höchst unterschiedlich reagiert. Ein Teil spielte in den letzten Jahrzehnten mit Lebenspraktiken, die bisher den Frauen vorbehalten waren: Erst entdeckten die "Softies", dass Männer auch Gefühle haben. Dann wurde der "Metrosexuelle" die Sensation des jungen Jahrtausends: ein Mann, der mehr Schuhe besitzt als seine Freundin. Er geht zum "Stylisten" und zur Maniküre. Er rasiert sich nicht nur das Gesicht, sondern benutzt Enthaarungswachs. Er besitzt mehr Kosmetikprodukte als manche Frau. Er empfindet Boutiquen und shoppen nicht mehr länger als Strafe. Und er ist trotzdem nicht schwul. Doch all das blieb immer beschränkt auf eine schmale Schicht städtischer Trendsetter. Die große Mehrheit der unmodernen Männer reagierte hingegen mit einer grotesken Überbetonung traditioneller Attribute – noch mehr Muskeln oder ein noch größeres, schnelleres Auto. Noch vor 30 Jahren war das Wort "Macho" hierzulande fast unbekannt. Und Bodybuilding war irgendwie schwul. Das hat sich komplett geändert.

Diese Arbeit wird versuchen, den Mann in seiner gegenwärtigen Lage zu definieren, ihn zu charakterisieren und ihn mit Namen zu versehen.

Zum besseren Verständnis wird beginnend „Männlichkeit“ definiert und es werden historische Entwicklungsstadien der Männlichkeit, nach Robert W. Connell, aufgezeigt. Im weiteren Verlauf erhält der Leser einen Überblick über das „neue - aktuelle“ Männerbild und es werden vier Männertypologien, entwickelt nach empirischen Untersuchen durch Prof. Paul M. Zulehner, charakterisiert.

Abgeleitet vom bisherigen Erkenntnisstand kommt es dann zur Vorstellung eines Männertyps der dem des Mannes im 21. Jahrhundert entsprechen könnte. Dieser wird mit Namen versehen und charakterisiert. Zum Abschluss kommt es zur kritischen Begutachtung und Zusammenfassung der zuvor angeführten Ergebnisse und der Versuch eines Blickes in die Zukunft der Männerentwicklung wird gestartet.

2 Die Geschichte der Männlichkeit

„…Männlichkeiten entstehen immer zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten und sind permanent Veränderungen unterworfen…“, so argumentiert Robert W. Connell in seinem Buch „Der gemachte Mann“ über die Geschichte der Männlichkeit. Was aber bedeutet Männlichkeit eigentlich? Es existieren viele, andererseits aber keine genauen Definitionen zum Thema Männlichkeit. Als einer von vielen Klärungsversuchen, soweit man den Begriff Männlichkeit in Kürze überhaupt definieren kann, existiert der nachfolgende der „Männlichkeit als eine Position im Geschlechterverhältnis; die Praktiken durch die Männer und Frauen diese Position einnehmen und die Auswirkungen dieser Praktiken auf die körperliche Erfahrung, auf Persönlichkeit und Kultur“ definiert. Bevor auf die gegenwärtige Situation von Männern eingegangen wird, sollte man sich einen kurzen geschichtlichen Einblick in die Entwicklung von Männlichkeit gönnen, denn Männlichkeiten sind historisch. Da Männlichkeit nur innerhalb eines komplexen Geschlechterverhältnisses existiert, muss sie auch mit der Formierung der modernen Geschlechterordnung insgesamt in Beziehung gesetzt werden, ein Prozess der sich über etwa vier Jahrhunderte erstreckte (Connell 1999). So ist es entscheidend, dass imperialistische Expansion Männlichkeiten nicht nur geformt hat, sondern diese aktiv und gestaltend an diesem Prozess beteiligt waren. Auffallend ist in diesem Zusammenhang eine historisch regelmäßige Verstrickung von Männlichkeit und Gewalt.

Zwischen den Jahren 1450 und 1650 entstanden um den Nordatlantik herum kapitalistische Wirtschaftsformen und auch die moderne Geschlechterordnung nahm langsam Gestalt an. Robert Connell bezieht sich dabei vor allem auf vier Entwicklungsstadien, die als entscheidend angesehen werden müssen für das Entstehen der Männlichkeit. Zum einen waren es kulturelle Veränderungen, die in den europäischen Städten ein neues Verständnis von Sexualität und Persönlichkeit entstehen ließen. Als der mittelalterliche Katholizismus durch Reformation und Renaissancekultur erschüttert wurde, schwand auch der große Einfluss der Religion auf die intellektuelle Welt und den Alltag der Menschen. Die kulturelle Bedeutung des ehelichen Hausstands wuchs und die eheliche Heterosexualität verdrängte klösterliche Enthaltsamkeit. Aber auch die Individualität und die unmittelbare Beziehung jeder Person zu Gott wurden gestärkt. Somit waren die kulturellen Voraussetzungen für die Ideen der Männlichkeit überhaupt gegeben – ein Mensch, dessen geschlechtsbedingter Charakter die Grundlage für seine Handlungen bildet.

Die zweite Entwicklung umfasst die Errichtung von Kolonialimperien durch atlantische Anrainerstaaten. Die Schaffung dieser Kolonialreiche war von Beginn an geschlechtlich strukturiert, entsprang sie doch dem ursprünglichen Ergebnis der rein männlichen Berufe des Soldaten und Seefahrers. Die ersten Frauen betraten Kolonien als Ehefrauen oder Dienstboten, folglich als Angehörige eines von einem Mann beherrschten Haushalts. Die Männer an den kolonialen Fronten, die so genannten spanischen „Konquistadores“, verkörperten vielleicht den ersten kulturellen Typus von Männlichkeit im modernen Sinn. Sie waren befreit von allem Sozialgefüge in der Heimat, oft extrem gewalttätig auf der Suche nach Gold und Land und daher schwer zu kontrollieren. Gerade diese Art der Unabhängigkeit, individuellen Stärke und persönlichen Handlungsmacht machte den Reiz dieser Männer aus und galt als positives Vorbild für Männlichkeit dieser Zeit.

Das Anwachsen der Städte, die damit zu bedeutenden Zentren des Handelskapitals wurden und neue Lebensstile hervorbrachten, gleicht der dritten Entwicklung. Die Unternehmerkultur und die Arbeitsplätze des Handelskapitalismus institutionalisierten eine bestimmte Form von Männlichkeit. Es wurden neue Formen geschlechtsbezogener Arbeit und Macht geschaffen und legitimiert und zwar in den Kontoren, Großhandelsgeschäften und an den Börsen.

Die vierte Entwicklungsstufe beinhaltet den Ausbruch des europäischen Bürgerkrieges. Die Religionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts, die in die dynastischen Krieges des 17. und 18. Jahrhunderts übergingen, brachten nicht nur die Ordnung der Klassen sondern auch der Geschlechter ins wanken. So forderten unter anderem so genannte „Quäker“, eine religiös als auch politische Sekte im englischsprachigen Raum, als erste eine religiöse Gleichberechtigung von Frauen. Im Zeitalter des Absolutismus erfolgte dann wiederum eine nie da gewesene Institutionalisierung männlicher Macht. Die in den Kriegen entstandenen Berufsarmeen spielten neben den imperialistischen Eroberungen eine wichtige Rolle im modernen Staat. Mutproben als Zeichen von Tapferkeit und Heldentum wurde zum Beweis von Männlichkeit und Vaterlandsliebe.

Seit dem 18. Jahrhundert kann man in Europa und Nordamerika näherungsweise von einer Geschlechterordnung sprechen, in der Männlichkeit im heutigen Sinne – mit geschlechtstypischen Persönlichkeitszügen, definiert als Gegensatz von Weiblichkeit und in Wirtschaft und Staat institutionalisiert – hergestellt und aufrechterhalten wird (Connell 1999).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Der Mann im 21.Jahrhundert
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Soziologie)
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V50340
ISBN (eBook)
9783638465809
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Das Schreiben dieser Seminararbeit erfolgte im Hauptstudium Soziologie als Spezielle Soziologie: Männer: Zur sozialen Konstruktion und sozialen Wirklichkeit eines Geschlechts
Schlagworte
Mann, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Kathleen Keitel (Autor:in), 2005, Der Mann im 21.Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50340

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