El Lunfardo - Auf der Suche nach der Identität einer Sprache


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsangabe:

1. Vorwort

2. Hauptteil: El Lunfardo
2.1 Etymologie des Wortes
2.2 Entstehung des Lunfardo
2.3 Linguistische Beschreibung des Lunfardo
2.3.1 Grundlage des Lunfardo
2.3.2 Worterfindungen
2.3.3 Entlehnungen
2.4 Klärung der Bergriffe Dialekt, Jargon, Argot
2.4.1 Jargon
2.4.2 Argot
2.4.3 Dialekt
2.5 Versuche einer Einordnung des Lunfardo

3. Schlusswort

4. Literaturverzeichnis

1. Vorwort

In meiner Hausarbeit möchte ich mich mit einem sprachwissenschaftlichen Phänomen beschäftigen, das am Ende des 19. Jahrhunderts am „Río de la Plata“ in Argentinien und auch im südlichen Uruguay, besonders jedoch in Buenos Aires, durch verschiedenste sprachliche Einflüsse entstand und als eine Sprache der Unterwelt, gesprochen von Inhaftierten, Hafenarbeitern, Gaunern, Dieben, Prostituierten und Zuhältern, gilt.

Zunächst bezeichne ich den Lunfardo bewusst als ein „sprachwissenschaftliches Phänomen“, weil das Ziel meiner Arbeit darin bestehen soll einen Versuch zur Klärung darüber abzugeben was der Lunfardo tatsächlich ist, also ob es sich um einen Jargon, einen Dialekt, ein Argot, ein Pidgin oder eine Kreolsprache handelt.

Um diese Frage zu klären, werde ich zunächst darlegen wo der Lunfardo entstanden ist und welche Merkmale er aufweist.

Des Weiteren werde ich Definitionen zu den einzelnen Einordnungsmöglichkeiten geben um später schlussfolgern zu können welcher Definition der Lunfardo zugeordnet werden kann.

2. Hauptteil: El Lunfardo

2.1 Etymologie des Wortes

Um mich nun dem Thema Lunfardo zu nähern, werde ich mit der Klärung des Begriffes an sich beginnen.

Dabei gibt es eine Theorie, die besagt, dass in einem Sainete von Fontanella mit dem Namen „Los amores de Giacumina“ eine Figur im Personenverzeichnis auftaucht, die wie folgt beschrieben wird: „Italiano 1. – lumbardo, marinero.“[1].

Auch in der Originalfassung des Stückes, die in Cocoliche[2] geschrieben ist, erscheint der Begriff „lumbardo“.

Es wird vermutet, dass dieses Wort in Buenos Aires und Umgebung gebräuchlich war und eine phonetische Verfälschung des italienischen Wortes „lombardo“[3] ist.

Dieses italienische Wort wiederum wurde in dem „Vocabolario Romanesco“ von Filippo Chiappini, der von 1836 bis 1905 lebte, entdeckt.

Neben dem Substantiv „lombardo“, welchen man ins Deutsche als „der Dieb“ übersetzt, findet man in dem Werk auch das Verb „lombardare“, zu deutsch: stehlen, rauben.

Durch die italienische Emigration am Ende des 19. Jahrhunderts gelang dieser Spracheinfluss nach Argentinien.

Eine Vermutung, wie aus dem italienischen „lombardo“ später der Begriff „Lunfardo“ entstand, ist, dass in dem Theaterstück „Ensalada criolla“, das 1898 in Argentinien uraufgeführt wurde, eine neapolitanische Figur als Grundlage für die Begründung der phonetischen Veränderung dienen könnte, weil Neapolitaner das plosive „b“ frikativ aussprechen.

Eine weitere Theorie, die klären soll wie der Begriff „lombardo“ die Bedeutung „Dieb“ erhielt, besagt, dass der Ursprung des Begriffes auf das europäische Mittelalter zurückzuführen ist und Italien jedoch bis zum 18.Jahrhundert nicht erreichte. In Frankreich nannte man „lombardos“ Geldwechsler, Finanzexperten oder Wucherer, die später nach Italien kamen.

In der Alltagssprache sind Wucher und Raub Synonyme[4], sodass es zu dieser Bedeutung kam und auch „lunfardo“ für das spanische „ladrón“, also zu Deutsch „Dieb“, steht.

Diese geradezu abwertende Bedeutung für „lombardo“ stammt also von keinem italienischen Dialekt ab, auch wenn sie über das Italienische in den Lunfardo eingegangen ist.

Wann und wo dieses Sprachphänomen „Lunfardo“ entstand, möchte ich meinem folgenden Abschnitt erläutern.

2.2 Entstehung des Lunfardo

Am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts emigrierten Italiener nach Argentinien.

Die Mehrheit dieser bestand aus jungen Männern zwischen 15 und 35 Jahren, die kaum mehr als den eigenen Dialekt aus ihrer Heimatregion sprachen.

Für diese jungen Männer waren Prostitution und Vergnügen praktisch das Selbe, sodass in dem Milieu der Prostitution die beiden Sprachen, also das Italienische mit seinen Dialekten und das Castellano, das in Argentinien gesprochen wird, aufeinander trafen.

Die Jugend von Buenos Aires nahm einige dialektale italienische Begriffe, die ihr teilweise attraktiv und scherzhaft vorkamen, in ihre Umgangssprache auf.

Ihre Intention war es nicht, einen neuen Jargon zu schaffen, sondern einfach nur ihre Sprache mit einem Vokabular anzureichern, welches interessant erschien.

So entstand in Buenos Aires ein neuer Lebensrhythmus, der in großem Maße von der Schaffung des Lunfardo beeinflusst war.

Nachdem geklärt wurde, wo der Lunfardo seine Wurzeln hat, möchte ich nun näher erläutern, was der Lunfardo eigentlich ist, aus welchen Sprachen er sich des Weiteren zusammensetzt und welche Merkmale dieses Sprachphänomen ausmachen.

2.3 Linguistische Beschreibung des Lunfardo

Der Lunfardo ist eine sprachwissenschaftliche Erscheinung, die vor allen Dingen den Wortschatz betrifft. Es ist eine Einheit von Wörtern verschiedenen Ursprungs.
Der Lunfardo gilt als eine „Gaunersprache“, die Kriminelle und auch Inhaftierte in Gefängnissen nutzten, um sich zu verständigen ohne dass Außenstehende sofort mitbekamen worum es ging.

2.3.1 Grundlage des Lunfardo

Die grundlegende Sprache für den Lunfardo ist, wie ich bereits erwähnte, das Castellano, das in den Vorstädten von Buenos Aires gesprochen wird.

Es gibt jedoch einige Merkmale, die den Lunfardo von dem Castellano an sich unterscheiden.

Es werden beispielsweise die Konsonanten „p“ und „f“ verwechselt, sodass „pantasma“ anstelle von „fantasma“ (zu Deutsch: das Gespenst) gesagt wird.

Des Weiteren gibt es Unterschiede in der Aussprache der Diphthonge. So wird das „oa“ wie „ua“, und das „ea“ wie „ia“ ausgesprochen. Beispiele hierfür wären, dass es im Lunfardo „Juaquin“ statt „Joaquin und „Lauriano“ statt „Laureano“ heißt.

Ein anderes Merkmal ist, dass „s“ und „d“ am Ende eines Wortes weggelassen werden, also heißt es beispielsweise paré anstelle von pared (zu Deutsch: die Wand). Außerdem wird das „d“ in der Endung „-ado“ beseitigt, sodass man statt „pescado“ (zu Deutsch: der Fisch) „pescao“ sagt.

Anders als im Castellano wird beim Lunfardo „h“ wie „g“ betont, wenn der Diphthong „ue“ folgt.

Ein letztes Merkmal, auf das ich an dieser Stelle eingehen möchte, ist das so genannte Phänomen des „voseo“. Hierbei wird anstelle von „tu“ mit „vos“ geduzt. Es werden die Diphthonge und das „d“ am Ende der Form der 2. Person Plural ausgespart. So heißt es also „querés“ statt „queréis“ und „mirá“ statt „mirad“.

Wie bereits angedeutet, ist das hauptsächliche Merkmal des Lunfardo der lexikalische Reichtum. Dabei wurden die Wörter einerseits selbst erfunden, andererseits sind es Lehnwörter aus verschiedensten anderen Sprachen, wie zum Beispiel aus dem Italienischen, dem Portugiesischen aber auch aus afrikanischen Sprachen, die den Lunfardo weitestgehend beeinflusst haben.

[...]


[1] Pérez Gaulí, Carmen (2002): El lunfardo. In Störl, Kerstin/ Klare, Johannes (Hrsg.) (2002): Romanische Sprachen in Amerika. Festschrift für Hans- Dieter Paufler zum 65. Geburtstag. Frankfurt/ M., Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien: Peter Lang, S. 555

[2] Das Cocoliche ist eine Mischsprache des Italienischen mit dem Spanischen, die ebenfalls durch die Immigration der Italiener am Ende des 19. Jahrhunderts ihren Einfluss in Buenos Aires und Umgebung fand

[3] „Lombardo“ könnte man mit lombardisch übersetzen, was soviel bedeuten würde, wie die Lombardei im Norden Italiens betreffend.

[4] Hrsg. (1997) Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion: Duden, Fremdwörterbuch. – Mannheim; Wien; Zürich: Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, S.791:

inhaltliche Übereinstimmung von verschiedenen Wörtern oder Konstruktionen in derselben Sprache

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
El Lunfardo - Auf der Suche nach der Identität einer Sprache
Hochschule
Universität Rostock
Veranstaltung
Sprachkontakte des Spanischen
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V52061
ISBN (eBook)
9783638478663
ISBN (Buch)
9783640917648
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lunfardo, Sprachkontakte, Spanischen
Arbeit zitieren
Franziska Linkner (Autor:in), 2005, El Lunfardo - Auf der Suche nach der Identität einer Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52061

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