Das Konzil von Chalcedon und seine dogmengeschichtlichen Bewertungen


Seminararbeit, 2002

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Konzil von Chalcedon
2.1 Der Ausgangspunkt – zwei verschiedene Schulen
2.1.1 Die alexandrinische Christologie
2.1.2 Die antiochenische Christologie
2.2 Das Konzil
2.3 Die Entscheidung
2.3.1 Der "Tomus Leonis"
2.4 Die Formel von Chalcedon
2.5 Weitere Entwicklungen

3. Beurteilungen
3.1 Adolf Martin Ritter
3.2 Wolfhart Pannenberg
3.2.1 Aporetik der Zweinaturenlehre
3.2.2 Der Gegensatz von alexandrinischer und antiochenischer Christologie und die Formel von Chalcedon
3.3 Eigene Beurteilung – Abschließende Worte

4. Bibliographie

1. Einleitung

Die Frage nach dem Zu- und Miteinander der göttlichen und menschlichen Natur der Person Jesu Christi hat schon immer viele Theologen beschäftigt. Vor allem im 4. und 5. Jahrhundert stand sie im Mittelpunkt theologischer Streitigkeiten. Dabei kamen die kirchlichen Würdenträger in arge Schwierigkeiten: Wollten sie doch das Unmögliche ermöglichen, einerseits den Glauben an einen einzigen Gott beizubehalten, andererseits aber auch Jesus "göttliche Attribute" zuzuschreiben.

Im Zentrum der Auseinandersetzungen stand demnach die Frage nach dem Verhältnis Jesu Christi zum himmlischen Vater. Die Theologen versuchten mit den Begriffen "wesenseins" und "wesensähnlich" dieses innertrinitarische Verhältnis zu beschreiben. „Die Einheit von Gott und Mensch in Jesus Christus [darzustellen war] das abschließende und krönende Thema der Christologie“, welches auf dem Konzil von Chalcedon diskutiert wurde. Hinter meist sehr ähnlichen Begriffen verbargen sich einander entgegengesetzte Grundauffassungen des Christentums. Es ging insofern um nichts weniger als um die Aufrechterhaltung eines einheitlichen Verständnisses von Jesus und damit gleichsam um einen stabilen Glauben der Christen an Jesus Christus.

Die Väter von Chalcedon hatten nun geglaubt mit ihrer Formulierung „[..]in duabus naturis [...] et in unam personam atque subsistentiam concrurrente [..]“[1] endlich ein Problem gelöst zu haben, „das seit 25 Jahren unabdingbar zu einer Lösung gedrängt hatte.“ Doch „ [d]ie Entwicklung verlief anders. Chalcedon wurde zum Stein des Anstoßes und zum Ausgangspunkt einer Spaltung [..]“[2], die bis heute anhält.

Im Folgenden werde ich zunächst kurz auf die, auf dem Konzil von Chalcedon getroffenen, Entscheidung eingehen um dann dogmengeschichtlichen Bewertungen zum Chalcedonese festhalten zu können und schließlich zu einem eigenen Urteil zu kommen.

2. Das Konzil von Chalcedon

2.1 Der Ausgangspunkt – zwei verschiedene Schulen

Unter der Vorraussetzung des Dogmas von Nicäa rangen über zwei Jahrhunderte lang zwei christologische Richtungen um die Erklärung der Vereinbarkeit göttlicher und menschlicher Natur in Christus. Die Schule von Alexandrein war platonisch auf ein Denken von oben nach unten (Gott zu Mensch) ausgerichtet, die antiochenische Schule dachte biblisch und aristolenisch von unten nach oben (Mensch zu Gott).[3]

2.1.1 Die alexandrinische Christologie

Diese Christologie hat ihren Ausgangspunkt bei Athanasius, einer der entschiedensten Kämpfer für Nicäa. Ein anderer wichtiger Vertreter dieser Christologie ist Cyrill, der die Formel von der „Vereinigung gemäß der Natur“ aufbrachte. Die Lehre geht von der Logos-Sarx-Christologie aus. Diese besagt, dass der präexistente göttliche Logos in den Leib des Menschen Jesus schon bei der Empfängnis gestiegen ist und sich dann mit ihm vereinigt hat. Der Logos beseelt allen Kosmos und ist auch in allen Menschen zu einem kleinen Teil zu finden, doch „[i]n Jesus ist der Logos in höchster Konzentration verkörpert. “Daher wird „[d]as Menschliche in Christus vom Logos [getragen]. Die Dynamik des Logos steht hinter allen Handlungen Jesu. Die Sarx ist nur ein Werkzeug, sein Organon.“[4] Da der Logos folglich bei Jesus die Geistseele ersetzt und alle Handlungen nun von ihm ausgehen, ist das Fleisch Jesu nur noch nebensächlich, ein Werkzeug. Somit wird bei dieser Lehre die Menschheit Jesu nicht gewahrt.

2.1.2 Die antiochenische Christologie

Die wichtigsten Vertreter dieser Christologie sind Diodor von Tarsus, Theodor von Mopsuestia und Theodoret von Kyros. Die Lehre dieser Christologie besagt, dass der Mensch Jesus ein Mensch mit Leib und Seele ist, der sich in seinem Leben der Einheit mit dem Logos immer mehr nähert, bis dahin, dass er sich das ‚prosopon’ der göttlichen Natur zu eigen macht.

Die beiden Naturen bleiben jedoch unterscheidbar. Somit ist bei dieser Lehre die Einheit der beiden Naturen nur sehr schwach, da der Mensch Jesus nicht das göttliche Wort selber ist, sondern nur in intensiver Beziehung zu ihm steht.

[...]


[1] Ohlig, Karl-Heinz: Christologie, Bd. 1. Graz, Wien, Köln: 1989.

[2] Grillmeier, Alois: Jesus der Christus im Glauben der Kirche, Bd. 2/1. Freiburg, Basel, Wien²: 1991, S.4.

[3] Vgl. siehe: Pannenberg, Wolfhart. Grundzüge der Christologie. Gütersloh: 1964, S. 296-301. sowie: Andresen, Carl; Ritter, Adolf Martin (Hrg.): Handbuch der Dogmen- und Theologiegeschichte Bd. 1. Göttingen2: 1999, S. 236-245.

[4] Pannenberg, Wolfhart. Grundzüge der Christologie. Gütersloh: 1964, S. 296.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Das Konzil von Chalcedon und seine dogmengeschichtlichen Bewertungen
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Evangelische Theologie)
Veranstaltung
Seminar Christologie
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V62829
ISBN (eBook)
9783638560054
ISBN (Buch)
9783638767132
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konzil, Chalcedon, Bewertungen, Seminar, Christologie
Arbeit zitieren
Claudia Kolbe (Autor:in), 2002, Das Konzil von Chalcedon und seine dogmengeschichtlichen Bewertungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62829

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