Unterteilung von Gleichnissen des NT - Ihre Auslegung am Beispiel der 'Arbeiter im Weinberg' (Mt 20,1-16)


Hausarbeit, 2005

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Erklärung und Unterteilung des Begriffes „Gleichnis“
2.1 Unterscheidung zwischen Gleichnis und Parabel
2.2 Unterscheidung zwischen Parabel und Beispielerzählung
2.3 Unterscheidung zwischen Parabel und Allegorie
2.4 Erzählgesetze von Gleichnis, Parabel, Beispielgeschichte und Allegorie

3 Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16)
3.1 Motivation des Erzählens von den Arbeitern im Weinberg
3.2 Motiv „Weinberg“
3.3 Auslegung des Gleichnisses
3.3.1 Einleitungsformulierung
3.3.2 Handlung
3.3.3 Schlussformulierung

4 Zusammenfassung

5 Literatur

Unterteilung der Gleichnisse des NT

Ihre Auslegung an einem Beispiel

1 Einleitung

Die Texte der Bibel lassen sich in mehrere Gattungen unterteilen. Eine dieser Gattungen ist die des Gleichnisses, welche v.a. in den drei synoptischen Evangelien des NT vorkommt. Besonderheit der im NT niedergeschriebenen Gleichnisse ist, dass sie auf ursprüngliche Jesus-Worte zurückgreifen, die von den Synoptikern übernommen und teilweise in einen neuen Kontext eingefügt wurden. Verschiedene Formen dieser Textgattung und ihre Anwendung werden im ersten Teil der folgenden Ausarbeitung unterschieden. Die Funktion des Gleichnisses wird im zweiten Teil der Ausarbeitung anhand von Darstellung und Auslegung eines Beispiels deutlich.

2 Erklärung und Unterteilung des Begriffes „Gleichnis“

Beim Gleichnis handelt es sich um eine Textgattung, die man in der Bibel findet. Dabei ist zu beachten, dass es auch Gleichnisse außerhalb der Bibel gibt.[1] Im NT wird durch den Begriff „Gleichnis“ das griechische Wort παραβολή wiedergegeben, das seinerseits eine Übersetzung des hebräischen Wortes masal, das auch mit Sprichwort oder Weisheitswort übersetzt werden kann, ist.[2] Das Gleichnis ist semantisch zweigeteilt in eine Bild- und eine Sachhälfte, die durch einen Vergleichspunkt, das tertium comparationis[3], verbunden sind[4], d.h., die im Gleichnis erzählten Begebenheiten und handelnden Personen haben Entsprechungen im wirklichen Leben, wie es nach der Lehre des Erzählers sein soll. In den drei synoptischen Evangelien werden von den Evangelisten Gleichnisse Jesu dargestellt, mit denen Jesus seine Lehren verbreitet.[5] Die Gleichnisrede ist für Jesus eine typische Art zu lehren. Jesus ist jedoch nicht der Urheber der Textgattung Gleichnis. Er hat sie lediglich perfektioniert, die bildhafte Sprache ist typisch für den Kulturkreis, in dem Jesus lebte. In diesem Kulturkreis ist das Erzählen von Gleichnissen Tradition, v.a. die rabbinischen Gleichnisse sind Bestandteil der jüdischen Tradition.[6]

Im Allgemeinen lässt sich das Gleichnis als bildliche, metaphorische Rede charakterisieren, die einer Interpretation bedarf. Wenn man den Begriff des Gleichnisses näher betrachtet, gelangt man zu einer Unterscheidung in vier verschiedene Kategorien:[7]

- das Gleichnis (im engeren Sinn)
- die Parabel
- die Beispielerzählung
- die Allegorie.

Im Folgenden werden die einzelnen Kategorien näher erläutert und ihre Unterschiede herausgestellt.

2.1 Unterscheidung zwischen Gleichnis und Parabel

In Gleichnissen werden alltägliche, typische Vorgänge wie die Aussaat, das Finden von etwas Verlorenem etc., in Parabeln Einzelfälle oder erfundene, konstruierte Geschichten dargestellt, in denen zwei oder drei Personen(gruppen) hervortreten, von denen eine „der alles bestimmende Souverän der Handlung“[8] ist. Während Gleichnisse meist im Präsens erzählt werden, stehen Parabeln in der Vergangenheitsform.[9] Beispiele für Gleichnisse sind Mk 4,26-29 (das Heranreifen der Ernte) und Lk 15,4-10 (Suche des verlorenen Schafes); Beispiele für Parabeln sind Lk 16,1-8 (der kluge Verwalter) und Mt 21,28-32 (die ungleichen Söhne), die mit für Parabeln typische Wendungen „Es war ein reicher Mann…“ oder „Ein Mensch hatte zwei Söhne…“[10] beginnen.

Als Gemeinsamkeiten zwischen Gleichnis und Parabel lassen sich herausstellen, dass beide nicht um ihrer selbst willen existieren, sondern dass sie zu einem bestimmten Zweck erzählt werden: Sie sollen eine Lehre verbreiten, als Vorbild dienen.[11]

Da das alltägliche Geschehen, welches das Gleichnis aufgreift, zu komplex ist, um aus ihm eine leicht verständliche Lehre abzuleiten, wird vom Erzähler ein Aspekt herausgegriffen, der die Pointe des Gleichnisses bedingt. Dies lässt sich durch einige Beispiele belegen:[12] Im Gleichnis vom Senfkorn (Mk 4,30-32) kommt es darauf an, dass aus dem Senfkorn als dem kleinsten aller Samenkörner eine Staude entsteht, die die Größe eines Baumes hat. Der wichtige und erzählenswerte Aspekt ist der Größenunterschied zwischen Samen und Pflanze, Ertrag, Aussaat etc. spielen keine Rolle und werden somit vernachlässigt. Ähnliches findet man im Gleichnis vom Sämann (Mk 4,3-9): Ein Aspekt wird herausgegriffen, der Ertrag ist dreißigfältig, sechzigfältig, hundertfältig, weitere Gegebenheiten wie z.B. die Größe des Samenkorns im Vergleich zur Ähre werden vernachlässigt.

Im Gegensatz dazu erzählt die Parabel eine konstruierte Geschichte, sie greift auf „Kulissen und Requisiten“[13] zurück, durch ihren Gebrauch in Kombination mit erfundenen Begebenheiten führt die Parabel zu einer Pointe, die zwangsläufig durch die Fortführung der Handlung bedingt ist. Ein Beispiel dafür ist die Situation der Rückkehr in der Parabel vom verlorenen Sohn (Lk 15,20), wo erzählt wird, dass der Vater seinen Sohn, den er für verloren hielt, aus der Ferne sieht. Dadurch erhält der Vater die Möglichkeit zu einer freundlichen und versöhnlichen Gebärde: Er eilt seinem Sohn entgegen.[14] In Lk 15,25 findet sich innerhalb der gleichen Parabel ein ähnliches Konstruktionsmittel: Die Möglichkeit, sich des Festes zu Ehren seines Bruders zu verweigern, erhält der andere Sohn dadurch, dass er erst nach Beginn der Feier vom Feld zurückkehrt. Ebenso verhält es sich in der Parabel von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16): Durch die Auszahlung des Lohns beginnend bei der letzten Arbeitergruppe kommt es zum Streit mit der ersten Arbeitergruppe, die bei einer Lohnauszahlung in umgekehrter Reihenfolge nicht Zeuge der nach ihrer Meinung nach ungerechten Behandlung geworden wäre.[15]

Auffallend ist, dass sowohl im Gleichnis als auch in der Parabel nur die für den Fortgang der Geschichte bedeutenden Begebenheiten erzählt werden. Wie oben schon erwähnt, beschränkt sich das Gleichnis auf einen von vielen Aspekten des alltäglichen Geschehens, die Parabel lässt Unwichtiges aus. Das Richtige und Nachahmenswerte wird dargestellt, die Reaktionen der handelnden Personen werden ausgelassen, das Ende der Parabel ist gleich dem t.c.[16] Die Antwort des murrenden Tagelöhners in Mt 20,1-16 bleibt ebenso offen wie die weitere Reaktion des älteren Sohnes in Lk 15,11-32.

[...]


[1] Im Folgenden Text wird der Begriff des Gleichnisses ausschließlich auf das NT bezogen, biblische Textstellen sind der Einheitsübersetzung der Bibel entnommen, Ausnahmen sind gesondert angegeben.

[2] Vgl. Alfons Weiser: [Art.] Gleichnis. II. Neues Testament, in: LThK, Bd. 4 (31995), Sp. 743.

[3] Im folgenden t.c. abgekürzt.

[4] Vgl. Weiser: Gleichnis, Sp. 743.

[5] Die Authentizität der Jesus-Worte im NT vorausgesetzt.

[6] Vgl. Karl Gutbrod: Ein Weg zu den Gleichnissen Jesu, Stuttgart 1967, S. 7f.

[7] Vgl. Eta Linnemann: Gleichnisse Jesu. Einführung und Auslegung. 6. Auflage, Göttingen 1975, S.13-18,
vgl. Weiser: Gleichnisse, Sp. 743.

[8] Peter Dschullnig: [Art.] Parabel, in LThK, Bd. 7 (31998), Sp. 1357.

[9] Vgl. ebd.

[10] Zit. n. Linnemann: Gleichnisse Jesu, S. 25.

[11] Vgl. Heinrich Kahlefeld: Gleichnisse und Lehrstücke im Evangelium, 2. Auflage, Frankfurt a. M. 1981, Band I, S. 9; der Begriff des Vorbilds wird hier im Sinne Dietmar Mieths verwendet, vgl. hierzu Dietmar Mieth/ Irene Mieth: Vorbild oder Modell? Geschichten und Überlegungen zur narrativen Ethik, in: Katechetische Blätter 102, 1977, S. 625-631.

[12] Vgl. Linnemann: Gleichnisse Jesu, S. 18f.

[13] Ebd., S. 19.

[14] Vgl. ebd.

[15] Siehe 3.3.2.

[16] Vgl. Linnemann: Gleichnisse Jesu, S. 21.

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Details

Titel
Unterteilung von Gleichnissen des NT - Ihre Auslegung am Beispiel der 'Arbeiter im Weinberg' (Mt 20,1-16)
Hochschule
Universität des Saarlandes
Veranstaltung
Matthäusevangelium
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V83844
ISBN (eBook)
9783638001212
ISBN (Buch)
9783638910767
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar der Dozentin: Bodesohn, Frank: "Unterteilung von Gleichnissen des NT. Ihre Auslegung am Beispiel der 'Arbeiter im Weinberg' (Mt 20,1-16)" - Eine überzeugende, gut geschriebene Arbeit, in der alle wesentlichen Aspekte angesprochen werden.
Schlagworte
Unterteilung, Gleichnissen, Ihre, Auslegung, Beispiel, Arbeiter, Weinberg, Matthäusevangelium
Arbeit zitieren
Frank Bodesohn (Autor:in), 2005, Unterteilung von Gleichnissen des NT - Ihre Auslegung am Beispiel der 'Arbeiter im Weinberg' (Mt 20,1-16), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83844

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