Sprachförderung und Sprachtherapie in der Schule. Kleines Vademecum für Studierende

Reihe "Sprachförderung und Sprachtherapie in der Sonderpädagogik - neue Perspektiven" Teil 1


Fachbuch, 2007

23 Seiten

Maria Oliveira-Mußmann (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

0 Vorwort

1 Einleitendes

2 Sprachförderung oder Sprachtherapie?
2.1 Sprachtherapie
2.2 Sprachtherapeutischer Unterricht
2.3 Integrierte Sprach- und Kommunikationsförderung
2.4 Immanente Sprach- und Kommunikationsförderung / Sprachtherapie

3 Sprachbehindertenpädagogik, Sprachheilpädagogik oder Sonderpädagogik?

4 Pädagogik bei Beeinträchtigungen der Sprache und des Sprechens als Sonderpädagogik
4.1 Aufgaben
4.2 Was sind Beeinträchtigungen der Sprache und des Sprechens?: Was ist Sprache?
4.3 Sprachstrukturen, Sprachfunktionen, Sprachmodi
4.4 Schädigungen, Störungen, Behinderungen

5. Sprach- und Kommunikationsförderung
5.1 Lehrer- und Unterrichtssprache
5.1.1 Linguistische Aspekte der Frageformen und Elizitationsfragen
5.2 Integrierbare Techniken aus der Individualtherapie: z.B. so genannte Modellierungstechniken
5.3 Methodik und Didaktik sprachfördernden Unterrichts

6 Unterrichtssprache: z. B. Arbeitsaufträge im Unterricht – Was, Wer, Womit, Wie, Wie lange?
6.1 WAS soll in der Einstiegssphase getan werden ?
6.2 Wer soll MIT WEM zusammenarbeiten? (Sozialform)
6.3 WOMIT soll die Arbeit geleistet werden? (Medien, Hilfsmittel)
6.4 WIE soll das Ergebnis aussehen? (Schwerpunktlernziel der Stunde)
6.5 WIE LANGE sollen die Schüler bzw. Gruppen arbeiten? (Phasierung, Zeit)
6.6 WER trägt das Ergebnis vor (bei einer Gruppenarbeit)? (Ergebnissicherung)

7 Einführungs- und Überblicksliteratur (kommentiert)
7.1 Allgemein
7.2 Methodisch-didaktische Fragen und Anregungen
7.2 Sonstige, hier verwendete Literatur

0 Vorwort

Die Reihe „Sprachförderung und Sprachtherapie in der Sonderpädagogik – neue Perspektiven“ zeigt neue diagnostische und methodisch-didaktische Aspekte und Ziele in der schulischen und außerschulischen Sprachförderung und Sprachtherapie auf. Anschaulich und pragmatisch, theoretisch und innovativ sollen Ideen und Anregungen für die Praxis in Schule und Therapie geliefert werden. Die einzelnen Arbeiten entstanden in Kooperation zwischen Studierenden und Forschern der Sonderpädagogik im Rahmen von kleineren und mittleren Projekten, in denen Konzepte, Methoden und Verfahren für die Sprachförderung und -therapie elaboriert oder evaluiert wurden. Diese Projekte wurden von den Herausgebern der Reihe begleitet.

Dr. Maria do Carmo Oliveira-Mußmann ist Diplom-Logopädin, selbstständige Sprachtherapeutin mit den Schwerpunkten Stottern und Laryngektomie und begleitet die Reihe fachwissenschaftlich.

Jörg Mußmann ist Förderschullehrer mit dem Schwerpunkt Sprache, zur Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover und unterstützt die Projekte methodisch.

Der Grin-Verlag ist ein professioneller und ökonomischer Partner, um die meist hochspezialisierten Themen dem Kreis der Studierenden der Sonderpädagogik und den Fachkräften aus Schule und Therapie zugänglich zu machen.

Dr. Maria do Carmo Oliveira-Mußmann

Jörg Mußmann

Hannover, den 29. September 2007

1 Einleitendes

Das Lehrgebiet der Pädagogik bei Beeinträchtigungen der Sprache und des Sprechens stellt sich in den grundlegenden Einführungswerken in die Fachrichtung den Studierenden uneinheitlich hinsichtlich des wissenschaftstheoretischen Selbstverständnisses, Methoden und Zielsetzungen dar. Die bundesweit differenten Fachbezeichnungen von Sprachbehindertenpädagogik (Welling 2007), Sprachheilpädagogik (Grohnfeldt z.B. 2004), Sonderpädagogik, Behindertenpädagogik oder Rehabilitationspädagogik sind ein Symptom dafür (vgl. Mußmann 2005). Nicht immer werden auf den ersten Blick die Unterschiede zwischen Sprachförderung, Sprachtherapie oder sprachtherapeutischem Unterricht deutlich. Fragen nach Vereinbarkeit von Sprachtherapie und Unterricht sowie die Umsetzung additiver, integrierter oder immanenter Methoden und Konzepte (vgl. Werner 1975, 1995, 2001, 2004) werden für Studierende meist nur theoretisch beantwortet. Das erschwert den Studierenden die Entwicklung einer individuellen professionellen Identität (vgl. Baumgartner 2000) und beruflichen Handlungsfähigkeit.

Das folgende „kleine pädagogische Vademecum“ bewährte sich in den vergangenen Jahren an der Universität Hannover bei Studierenden der Fachrichtung Pädagogik bei Beeinträchtigungen der Sprache und des Sprechens als erste oder erinnernde Orientierungshilfe vor Schulpraktika und Prüfungen. Der bibliografische Teil soll einen unvoreingenommen Überblick verschaffen über die aktuelle und nützliche Grundlagenliteratur. Das Vademecum ersetzt nicht die Notwendigkeit eines ausführlichen Studiums der Grundlagenliteratur.

2 Sprachförderung oder Sprachtherapie?

2.1 Sprachtherapie

Sprachtherapie ist eine inszenierte Sprach-, Sprech- und Vermittlungssituation zwischen einem Experten für Sprache, Sprechen, Stimme und Hören und einem Menschen mit Sprach-, Sprech-, Stimm- oder Hörstörungen oder Beeinträchtigungen im kommunikativen Verhalten gemeint. Es kommen spezifische Techniken der Korrekturen, des Modellierens oder Übungen zum Einsatz mit dem Ziel des Abbaus und Korrektur einer nicht erwartungsgemäßes Sprachgebrauchs und/ oder Aufbaus einer erwartungsgemäßen Sprachverwendung unabhängig von Bildungs- und Erziehungszielen.

Außerschulische Sprachtherapie ist ein gesetzlich verankertes Heilmittel gemäß der Heilmittelverordnung der Gesetzlichen Krankenkassen, wird von Sprachtherapeuten/ Logopäden, die durch die Gesetzlichen Krankenkassen anerkannt werden, durchgeführt, und setzt eine ärztliche Untersuchung voraus (vgl. Dannenbauer/ Homburg/ Maihack 2004).

„Schulische Sprachtherapie“ (Welling 2006, S. 205) wird durch Förderschullehrer mit dem Schwerpunkt Sprache in den Unterricht integriert: Sie hat „die Aufgabe, individuelle sprachliche Beeinträchtigungen zu bewältigen und zur Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten und Lernvoraussetzungen mit Hilfe individueller Förderpläne und spezieller Methoden beizutragen (...)“ (Drave/ Rumpler/ Wachtel 2000, S. 235).

Beispiele: Linguistische Übungs-/Trainingsformen (Entwicklungsproximales Modellieren, Dannenbauer 1999; sprechmotorische Übungs-/ Trainingsformen (z.B. Muskelfunktionstherapie bzw. Myofunktionelle Therapie, MFT).

2.2 Sprachtherapeutischer Unterricht

Sprachtherapeutischer Unterricht ist eine formal organisierte Lehr- und Lernsituation, in der Bildungsinhalte der allgemeinen Schule vermittelt und gleichzeitig Techniken und Methoden der Sprachtherapie integriert werden können. Die Techniken der Sprachtherapie haben den Abbau nicht erwartungsgemäßer bzw. den Aufbau erwartungsgemäßer Sprachverwendung zum Ziel. Der Unterricht hat die Teilhabe an Erziehung und Bildung zum Ziel. Die Ziele können nach Möglichkeit abgestimmt werden (vgl. z.B. Mayer 2003).

2.3 Integrierte Sprach- und Kommunikationsförderung

Integriert noch nicht etablierte Unterrichtsmethoden und -techniken (Sozialformen, Unterrichtsmethoden, Gesprächsformen) nach sprachlichen und kommunikativen Kriterien in den Unterricht, die für einzelne oder mehrere Schüler mit sprachlich-kommunikativen Beeinträchtigung besondere sprachliche oder kommunikative Herausforderungen darstellen. Dabei werden sie vom Förderschullehrer mit dem Schwerpunkt Sprache individuell unterstützt. Dabei können Techniken und Methoden der Sprachtherapie zur Anwendung kommen (vgl. z.B. Lütje-Klose 1997). Die Techniken der Sprachtherapie als auch die Unterrichtsmethoden und -techniken haben den Abbau nicht erwartungsgemäßer bzw. den Aufbau erwartungsgemäßer Sprachverwendung zum Ziel. Übergeordnet hat der Unterricht die Teilhabe an Erziehung und Bildung zum Ziel.

Sprach- und Kommunikationsförderung kann mit den Methoden und Zielen sprachlicher Bildung als Förderung von Deutsch als Zweitsprache für mehrsprachige Kinder deckungsgleich sein (vgl. Fried/ Leu/ List/ Näher 2005).

2.4 Immanente Sprach- und Kommunikationsförderung / Sprachtherapie

Dieses Konzept nutzt etablierte Unterrichtsmethoden und -techniken (Sozialformen, Unterrichtsmethoden, Gesprächsformen), Themen, Gegenstände oder andere Medien als sprachlich-kommunikative Herausforderungen für einzelne oder mehrere Schüler mit sprachlich-kommunikativen Beeinträchtigung (vgl. z.B. Bindel 2007; Mußmann 2006). Die Form der sprachlich-kommunikativen Herausforderung hängt dabei vom linguistischen und kommunikativ relevanten Profil des Themas (Klassenrat erfordert Argumentation), des Mediums (die Benennung der Schnecke erfordert den Laut /sch/) oder der Situation (Partnerdialog oder Vortrag vor der Klasse) ab und wird entsprechend der sprachlich-kommunikativen Beeinträchtigungen des Schüler genutzt. Der therapieimmanente Unterricht hat die Teilhabe an Erziehung und Bildung unter den Voraussetzungen der individuellen sprachlichen Beeinträchtigungen der Schüler zum Ziel.

3 Sprachbehindertenpädagogik, Sprachheilpädagogik oder Sonderpädagogik?

Braun (2004, S. 25 – 52) fasst auf dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung des Faches vier Grundorientierungen der Theoriebildung der Sprachheilpädagogik (er setzt den Begriff der Sprachheilpädagogik zentral) zusammen, wie sie sich heute im professionstheoretischen Diskurs darstellen. Er führt folgende Grundsätze aus, von denen er sprachheilpädagogische Handlungskategorien ableitet. „Exponiert man die essenziellen Handlungskategorien der verschiedenen Perspektiven hinsichtlich ihrer Grundintentionen, lassen sich für die heilpädagogische Perspektive Therapie, für die sonder- und behindertenpädagogische Perspektive Förderung, für die rehabilitative Perspektive Rehabilitation und für die integrationspädagogische Perspektive Integration abstrahieren“ (ebd., S. 34). Zusammen mit einer Zuordnung konkreter Methoden und Techniken zur Umsetzung dieser abstrahierten Kategorien lässt sich das Schema folgendermaßen darstellen (vgl. ebd.):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

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Details

Titel
Sprachförderung und Sprachtherapie in der Schule. Kleines Vademecum für Studierende
Untertitel
Reihe "Sprachförderung und Sprachtherapie in der Sonderpädagogik - neue Perspektiven" Teil 1
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Institut für Sonderpädagogik)
Autoren
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V86310
ISBN (eBook)
9783638018128
ISBN (Buch)
9783638921336
Dateigröße
718 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sammlung von Begriffen, Definitionen und wesentlicher Literatur zum Nachschlagen und zur Erinnerung für Studierende der Sonderpädagogik im Förderschwerpunkt Sprache. Auftakt einer Reihe zu Arbeiten im Fachgebiet unter maßgeblicher Mitarbeit von Studierenden und Absolventen.
Schlagworte
Sprachförderung, Sprachtherapie, Schule, Kleines, Vademecum, Studierende
Arbeit zitieren
Maria Oliveira-Mußmann (Autor:in)Jörg Mußmann (Autor:in), 2007, Sprachförderung und Sprachtherapie in der Schule. Kleines Vademecum für Studierende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86310

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