Angst- und Schmerzerleben bei zahnärztlichen Behandlungen aus Sicht der Patienten

Telefonisches Interview


Diplomarbeit, 2007

157 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Theoretischer und empirischer Hintergrund
2.1 Gedächtnis und Erinnerungen
2.1.1 Definition Gedächtnis und Erinnerung
2.1.2 Zwei-Komponenten-Theorie des Gedächtnisses
(Atkinson & Shiffrin, 1968)
2.1.3 Ansätze zur Differenzierung des Langzeitgedächtnisses
2.1.4 Theorie der Verarbeitungstiefe (Craik & Lockhardt, 1972)
2.1.5 Aktueller Stand der Forschung zum Gedächtnis
2.1.6 Autobiografisches Gedächtnis (ABG)
2.1.6.1 Definition des autobiografischen Gedächtnisses
2.1.6.2 Abgrenzung autobiografisches (Brewer) vs. episodisches Gedächtnis (Tulving)
2.1.6.3 Aktueller Stand der Forschung zum autobiografischen Gedächtnis: Das bio-psycho-soziale Entwicklungsmodell des autobiografischen Gedächtnisses
(Markowitsch & Welzer, 2006)
2.1.7 Erinnerbarkeit von Ereignissen
2.1.7.1 Partiell-rekonstruktivistische Position (Brewer, 1986)
2.1.7.2 Rekonstruktivistische Position (Barclay, 1986)
2.1.7.3 Aktueller Stand der Forschung zur Erinnerbarkeit
von Ereignissen
2.2 Schmer z
2.2.1 Definition von Schmerz
2.2.2 Schmerz und Gedächtnis
2.3 Zahnbehandlungsangst und Zahnbehandlungsphobie
2.3.1 Definitionen
2.3.2 Prävalenzen
2.3.3 Korrelate
2.3.4 Ätiologie
2.3.5 Aktueller Stand der Forschung zur Zahnbehandlungsangst
2.3.6 Angst und Gedächtnis
2.4 Zusammenhang zwischen Angst und Schmerz im zahnärztlichen
Setting

3. Fragestellungen und Hypothesen
3.1 Zusammenhang zwischen erinnertem Angstniveau und berichtetem Angstausmaß zum Zeitpunkt des Erstbesuchs
3.2 Vorhersagbarkeit von erinnerter Art der Behandlung, erinnertem Schmerzniveau und erinnertem Angstniveau durch die Zeit zwischen Erstbesuch und Interview
3.3 Zusammenhang zwischen Angstniveau und Schmerzniveau
3.4 Explorative Fragestellungen

4. Beschreibung der Methode
4.1 Versuchsdesign und Rekrutierung der Probanden
4.2 Erhebungsinstrumente
4.2.1 Telefonisches Interview
4.2.1.1 Grundlagen
4.2.1.2 Konstruktion des Interviews
4.2.2 Anamnesebogen
4.2.3 DMFT-Index
4.3 Beschreibung der angewandten statistischen Verfahren
4.3.1 Vergleich der in die Studie aufgenommenen vs. der aus der Studie ausgeschlossenen Probanden
4.3.2 Auswertungsdesign für die erste Forschungshypothese
4.3.3 Auswertungsdesign für die zweite Forschungshypothese
4.3.4 Auswertungsdesign für die dritte Forschungshypothese
4.3.5 Auswertungsdesign für die vierte Forschungshypothese
4.3.6 Auswertungsdesign für die fünfte Forschungshypothese
4.4 Zusätzliche erklärende Variablen
4.5 Umgang mit Störfaktoren während des Interviews

5. Ergebnisse
5.1 Stichprobenbeschreibung
5.2 Vergleich der Teilnehmer und Nichtteilnehmer der Untersuchung
5.3 Deskriptive Befunde
5.3.1 Gründe für Nichtbesuch des Zahnarztes
5.3.2 Ursachen für Zahnbehandlungsangst
5.3.3 Angstauslösende Faktoren
5.4 Prüfung der einzelnen Forschungshypothesen
5.4.1 Prüfung der ersten Forschungshypothese
Exkurs
5.4.2 Prüfung der zweiten Forschungshypothese
5.4.3 Prüfung der dritten Forschungshypothese
5.4.4 Prüfung der vierten Forschungshypothese
Exkurs 1
Exkurs 2
Exkurs 3
5.4.5 Prüfung der fünften Forschungshypothese

6. Diskussion
6.1 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse
6.1.1 Zusammenhang zwischen erinnertem und zum Zeitpunkt des Erstbesuchs berichtetem Angstniveau (Hypothese 1)
6.1.2 Zeit als Prädiktor für den Zusammenhang zwischen erinnerter und beim Erstbesuch erhaltener Hypnoseart (Hypothese 2)
6.1.3 Zeit als Prädiktor für das erinnerte Angstniveau (Hypothese 3)
6.1.4 Zeit als Prädiktor für das erinnerte Schmerzniveau (Hypothese 4)
6.1.5 Zusammenhänge zwischen Angstniveau und Schmerzniveau (Hypothese 5)
6.1.6 Zusammenfassung
6.2 Methodenkritische Aspekte
6.3 Ausblick

LITERATURVERZEICHNIS

tABELLENVERZEICHNIS

aBBILDUNGSVERZEICHNIS

ANHANG

Anhang A: Grafische Darstellung des bio-psycho-sozialen Entwicklungsmodells des Autobiografischen Gedächtnisses

(Welzer & Markowitsch, 2001, S.211)

Anhang B: Standardisierter Telefonanruf zur Ankündigung

des Interviews

Anhang C: Aus anderen Messinstrumenten entnommene Fragen für das Interview und die dazugehörigen Quellen

Anhang D: Halbstrukturiertes Interview zur Erfassung des Angst- und Schmerzerlebens von Patienten mit Zahnbehandlungsangst

Anhang E: Anamnesebogen der Zahnarztpraxis

Anhang F: Zusammenhang zwischen Angstniveau beim Erstbesuch und erinnertem Angstlevel (Hypothese 1)

Anhang G: Vorhersage der Übereinstimmung von erinnerter vs. beim Erstbesuch erhaltener Art der begleitenden Hypnose (Hypothese 2)

Anhang H: Vorhersage des erinnerten Angstniveaus (Hypothese 3)

Anhang I: Vorhersage des erinnerten Schmerzniveaus (Hypothese 4)

Anhang J: Zusammenhang zwischen erinnertem Schmerzniveau und erinnertem sowie beim Erstbesuch angegebenem Angstniveau

(Hypothese 5)

Anhang K: Korrelationstabellen

Anhang L: Selbstständigkeitserklärung

1. Einführung

Über das Angst- und Schmerzerleben von Patienten in zahnärztlichen Behandlungen gibt es eine Vielzahl von Untersuchungen. Die meisten empirischen Arbeiten befassen sich mit dem Angstniveau der Probanden und dessen Veränderung über die Zeit (siehe Überblick bei Sergl & Müller-Fahlbusch, 1989 oder Jöhren & Sartory, 2002). Auch Schmerzerleben und Schmerzverarbeitung dieser Personengruppe wurden vielfach untersucht (u.a. Klepac, Dowling, Hauge, & McDonald, 1980b; Lindsay & Woolgrove, 1982; Klepac, Dowling & Hauge, 1982; Brumme, 2000). Jedoch gibt es nur sehr wenige und z.T. widersprüchliche Studien, die sich mit dem Gedächtnis für Angst oder Schmerz bei Patienten in zahnärztlichen Behandlungen befassen (Klepac, McDonald & Hauge, 1980a; Kent, 1985; Urban, 1997). Noch weniger ist bisher über den Einfluss der Zeit oder anderer Faktoren auf das Angst- und Schmerzgedächtnis besonders bei Patienten mit Zahnbehandlungsangst bekannt. Diese Forschungslücke soll durch die vorliegende Diplomarbeit gefüllt werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in diesem Zusammenhang bei vielen Untersuchungen bisher vernachlässigt worden ist, ist die Zusammenarbeit zwischen Theoretikern und Praktikern. Daher ist es ein Anliegen dieser Arbeit, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. Die Untersuchung basiert auf einer Kooperation mit einer Zahnarztpraxis, die schon seit vielen Jahren Angstpatienten mit Hypnosetechniken behandelt.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, durch Befragung von Patienten einer zahnärztlichen Praxis Aussagen über ihr Angst- und Schmerzerleben zu erhalten. Dabei bilden die rekonstruktiven Effekte des Gedächtnisses für Angst und Schmerz bei dieser Patientengruppe einen besonderen Schwerpunkt. Weiterhin wird untersucht, welche Faktoren bei der Erinnerung von Angst und Schmerz eine Rolle spielen. Besonders die Bedeutung des Faktors „Zeit zwischen Erstbesuch und Interviewtermin“ wird erörtert. Diese Diplomarbeit ist als Ergänzung zu bisherigen Forschungsarbeiten zu sehen, da sie sowohl die Aspekte des Angst- und Schmerzgedächtnisses einbezieht als auch Verbindungen zwischen beiden betrachtet. Dabei steht vor allem der Nachweis von Zusammenhängen zwischen Zahnbehandlungsangst und Schmerz im Vordergrund.

In der Forschungsliteratur werden als Hauptgründe für das Vermeiden der zahnärztlichen Behandlung Angst und Schmerz genannt (z.B. Gift, 1989; Kleiman, 1982; Wetzel, 1982; Micheelis & Bauch, 1993). Es ist vielfach untersucht worden, dass Angst vor der Zahnbehandlung das Aufsuchen des Zahnarztes unwahrscheinlicher macht. So wurde beispielsweise im Rahmen einer Erhebung in den USA festgestellt, dass etwa 18% aller Erwachsenen Angst als einen Grund für den Nichtbesuch des Zahnarztes angeben, wobei Frauen (21%) dies häufiger berichten als Männer (14%). Ähnliche Ergebnisse zeigen sich auch in Untersuchungen der deutschen Bevölkerung: So ermittelte Schulte (1977) in seiner Studie, dass hierzulande etwa 8% der Personen angeben, Angst würde sie am Zahnarztbesuch hindern. Schuurs, Duivenvoorden, van Velzen und Verhage (1984) geben eine Übersicht zu zahnarztbezogenem Vermeidungsverhalten aus neun Ländern. Hier schwanken die Angaben der Personen, die aus Angst nicht zum Zahnarzt gehen, zwischen 4 und 9 Prozent.

Gemäß Jöhren und Sartory (2002) sollte das Ziel einer jeden Behandlung von Angstpatienten, so auch im zahnärztlichen Setting, darin bestehen, dass sie ihr Vermeidungsverhalten aufgeben und so ein Einstieg in eine dauerhafte zahnärztliche Betreuung möglich wird. Erschwerend bei der Behandlung von Angstpatienten kommt hinzu, dass nicht alle Patienten mit Zahnschmerz die Lokalanästhesie vertragen oder diese nicht wirkt (Jöhren & Sartory, 2002). Die Autoren (ebd.) schreiben: „Erlebt der Patient im Rahmen einer solchen Notfallbehandlung Schmerzen, fühlt er sich in seiner Einstellung zur Zahnbehandlung bestätigt und wird sich einer weiteren Therapie nicht unterziehen. Hier zeigt sich das große Dilemma in der Behandlung von Patienten mit einer Angsterkrankung.“ (S.51). Diese Arbeit soll dazu beitragen, dass die praktizierenden Zahnärzte die Erinnerungen und Wahrnehmungen von Patienten bezüglich der zahnärztlichen Behandlung besser verstehen und adäquat handeln können.

Weiterhin sollen die Ergebnisse dieser Arbeit sowohl Informationen darüber liefern, wie Patienten mit Zahnbehandlungsangst ihre erste Behandlung in einer neuen Zahnarztpraxis im Gedächtnis speichern, als auch welche Faktoren diese Erinnerungen beeinflussen und modifizieren. Das Wissen darüber kann Anregungen dafür liefern, Maßnahmen zu entwickeln, die eine Verbesserung der Compliance von Seiten der Patienten bewirkt. Somit wird ein Beitrag zur Prävention von Zahnerkrankungen geleistet.

2. Theoretischer und empirischer Hintergrund

In diesem Kapitel werden die Theorien und empirischen Befunde vorgestellt, auf welchen diese Diplomarbeit aufbaut. Zunächst werden die beiden Begriffe „Gedächtnis“ und „Erinnerung“ definiert und wichtige Theorien und aktuelle Forschungsbelege dazu dargelegt. Hierbei wird genauer auf das autobiografische Gedächtnis und die Erinnerbarkeit von Ereignissen eingegangen. Im Anschluss daran werden die Phänomene „Schmerz“ und „Zahnbehandlungsangst“ sowie der Zusammenhang zwischen beiden dargestellt. Außerdem erfolgt eine Analyse der Beziehungen zwischen Angst und Gedächtnis sowie der Verknüpfungen zwischen Schmerz und Gedächtnis.

2.1 Gedächtnis und Erinnerungen

In diesem Abschnitt sollen Theorien zu Gedächtnis und Erinnerungen angeführt werden. Dabei werden zunächst beide Begriffe definiert. Anschließend werden verschiedene Annahmen zum Gedächtnis vorgestellt und die heute gebräuchliche Auffassung erläutert. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dann das autobiografische Gedächtnis, welches Gegenstand dieser Untersuchung ist. Abschließend wird auf die Erinnerbarkeit von Ereignissen eingegangen.

2.1.1 Definition Gedächtnis und Erinnerung

Sowohl „Gedächtnis“ als auch „Erinnerung“ werden in der Literatur unterschiedlich und zum Teil auch synonym verwendet. Im Folgenden sollen die gebräuchlichsten Definitionen dieser beiden Begriffe vorgestellt werden. Eine umfassende Aufstellung verschiedener Gedächtnismodelle bzw. –theorien geben Solso (2005), Zimbardo (1995) und Markowitsch (2002).

Zimbardo (1995, S.313) versteht unter Gedächtnis:

1. die geistige Fähigkeit, Erfahrungen zu speichern und später zu reproduzieren oder wiederzuerkennen,
2. das, was behalten wird (gesamte erinnerte Erfahrung, Abruf einer spezifischen Erfahrung).
3. in der Kognitionspsychologie: Gedächtnis als aktiv wahrnehmendes kognitives System, das Information aufnimmt, enkodiert, modifiziert und wieder abruft.

Einzelne Gedächtniseinheiten sind Assoziationen, die zwischen Reizereignissen und darauf folgenden Reaktionen gebildet werden.

Markowitsch (2002) zitiert folgende Definition von Gedächtnis, die von Rainer Sinz (1979) postuliert wurde: „Unter Gedächtnis verstehen wir die lernabhängige Speicherung ontogenetisch erworbener Information, die sich phylogenetischen neuronalen Strukturen selektiv artgemäß einfügt und zu beliebigen Zeitpunkten abgerufen, d.h. für ein situationsangepasstes Verhalten verfügbar gemacht werden kann“ (S.74).

Auch wenn beide Definitionen recht unterschiedlich scheinen, so verstehen beide Gedächtnis als einen Prozess, und nicht als einen fest definierten Ort oder eine Substanz im Gehirn.

Der Begriff „Erinnern“ wird für das Speichern und Reproduzieren von Ereignissen angewandt. Außerdem wird er als Informationsverarbeitungsprozess betrachtet, bei dem Enkodierung, Speicherung und Abruf von Information eine Rolle spielen: Bei der Enkodierung wird die eintreffende Reizenergie in einen einzigartigen neuronalen Code übersetzt, der dann vom Gehirn verarbeitet werden kann. Dieses enkodierte Material wird nun gespeichert, d.h. über die Zeit hinweg aufbewahrt (=Speicherung), solange bis es zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen wird bzw. vom Gehirn wieder aufgefunden werden muss (=Abruf). Alle Störungen in einem dieser Teilprozesse beeinflussen das Erinnerte (Zimbardo, 1995).

Erinnern kann auch als konstruktiver Prozess angesehen werden, denn jegliches Hinzufügen neuer Information zu dem, was wir bereits wissen, wahrgenommen oder gespeichert haben, ist als eine Form von Aufbau oder Konstruktion zu betrachten. Dieser Prozess ist auf allen Stufen der Informationsverarbeitung zu finden (Zimbardo, 1995).

In der vorliegenden Arbeit soll neben dem Begriff „Erinnern“ synonym der Begriff „Gedächtnis“ analog zu Zimbardo (1995) verwendet werden, da das Gedächtnis, ebenso wie das Erinnern, einen Prozess charakterisiert. Außerdem werden die in den folgenden Abschnitten angeführten drei Gedächtnissysteme Kurzzeit-, Langzeit- und sensorisches Gedächtnis auch als „Stufen des Erinnerns“ bezeichnet (Zimbardo, 1995, S. 316).

Sowohl bei Zimbardo (1995) als auch bei Solso (2005) werden zwei unterschiedliche Theorien des Gedächtnisses angeführt. Zum einen die Zwei-Komponenten-Theorie von Atkinson und Shiffrin (1968), die den Informationsfluss vom sensorischen Gedächtnis in die zwei Komponenten Kurzzeitgedächtnis (im folgenden KZG genannt) und Langzeitgedächtnis (im folgenden LZG genannt) beinhaltet. Diese soll nun im Folgenden genauer beschrieben werden. Im Anschluss daran erfolgt zum anderen eine kurze Beschreibung der Theorie der Verarbeitungstiefe („level of processing“) von Craik und Lockhart (1972).

2.1.2 Zwei-Komponenten-Theorie des Gedächtnisses (Atkinson & Shiffrin, 1968)

Gemäß der Zwei-Komponenten-Theorie (Atkinson & Shiffrin, 1968) werden zwei Gedächtnissysteme bzw. Stufen des Erinnerns postuliert. Das Kurzzeitgedächtnis (KZG) wird auch als das „arbeitende System“ bezeichnet und hat eine Speicherzeit von etwa 20 Sekunden. Es beinhaltet alle „Erinnerungen an das, was wir vor kurzem erfahren haben“ (Zimbardo, 1995, S. 315). Das Langzeitgedächtnis (LZG) speichert Informationen auf unbegrenzte Zeit. Diese Gedächtnisform (LZG) ist ein „Speicher für alle Erfahrungen, Infos, Emotionen, Fertigkeiten, Wörter, Kategorien, Regeln und Urteilen, die ihm aus dem sensorischen und KZG übertragen wurden“ (Zimbardo, 1995, S. 324). Es beinhaltet alles Wissen eines Menschen über die Welt und sich selbst. Im LZG werden Wörter und Konzepte ihrer Bedeutung entsprechend enkodiert und mit bereits gespeicherten Informationen verbunden (Zimbardo, 1995). Weiterhin wird das sensorische Gedächtnis erwähnt. Dieses bewahrt „flüchtige Impressionen sensorischer Reize“ (Zimbardo, 1995, S. 315) etwa 1-2 sec. auf. Ein Subsystem dieser Gedächtnisart ist das visuelle System bzw. der ikonische Speicher, der kurzzeitig visuelle, jedoch rasch zerfallende Wahrnehmungsdaten aufnimmt. Aufgenommene Wahrnehmungsdaten müssen nicht immer den Weg vom sensorischen über den Kurzzeit- in den Langzeitspeicher nehmen. Sie können auch direkt vom sensorischen Gedächtnis in das LZG übertragen werden, da das LZG die Reize im sensorischen Register überwacht (Solso, 2005).

Im folgenden Kapitel soll näher auf das Langzeitgedächtnis eingegangen werden, da sich die vorliegende Untersuchung mit den Speicherinhalten dieser Gedächtnisart befasst. Nähere Ausführungen zum Kurzzeitgedächtnis und zum sensorischen Gedächtnis sind Zimbardo (1995) oder Solso (2005) zu entnehmen.

2.1.3 Ansätze zur Differenzierung des Langzeitgedächtnisses

Ebenso vielfältig wie die Definitionen von Gedächtnis sind dessen Unterteilungen hinsichtlich des Langzeitgedächtnisses. Markowitsch (2002) nennt zwei Richtungen welche eine inhaltliche Unterteilung des LZG postulieren.

Die eine Richtung um Larry Squire (z.B. Squire & Zola, 1997) unterscheidet deklaratives bzw. explizites vs. nicht-deklaratives bzw. implizites Gedächtnis, sowie mehrere Untersysteme zu diesen Einteilungen. Ausschließlich explizites Wissen kann mit neuer Information verknüpft, flexibel eingesetzt und bewusst abgerufen werden. Squire und Zola (1997, zit. aus Welzer & Markowitsch, 2001) unterteilen das deklarative Gedächtnis in ein Gedächtnis für Fakten, oder auch als „semantisches Gedächtnis“ definiert, und in ein Gedächtnis für Ereignisse, auch als „episodisches Gedächtnis“ bezeichnet. Das nicht-deklarative Gedächtnis wird in das prozedurale Gedächtnis und das Priming-Gedächtnis sowie assoziative und nicht-assoziative Konditionierungsvorgänge gegliedert. Im deklarativen Gedächtnis werden Fakten bzw. explizite Informationen gespeichert, während im prozeduralen Gedächtnis die Erinnerungen an Fertigkeiten und Handlungen aufbewahrt werden. Das semantische Gedächtnis beinhaltet symbolisch repräsentiertes Wissen und generische Fakten, jedoch ohne deren raumzeitlichen Erfahrungskontext zu berücksichtigen. Diese Art der Information wird im episodischen Gedächtnis abgespeichert und schließt die autobiografischen Informationen einer Person, d.h. alle ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Wahrnehmungen einschließlich zeit- und kontextbezogener Kodierung ein (Zimbardo, 1995).

Die andere Richtung um Endel Tulving (1995) unterteilt das Gedächtnis in hierarchisch aufeinander aufbauende Systeme: ein Kurzzeit- und vier Langzeitgedächtnissysteme. Die Langzeitgedächtnissysteme sind: das episodische Gedächtnis, das semantische Gedächtnis (in etwa mit dem deklarativen Gedächtnis nach Squire gleichzusetzen), das prozedurale Gedächtnis und die Priming-Form des Gedächtnisses. Das episodische Gedächtnis steht hierbei an höchster Stelle, da es das komplexeste aber auch für Störungen anfälligste ist. Darunter liegt das semantische Gedächtnis. Auf der untersten Stufe befinden sich das prozedurale und die Priming-Form des Gedächtnisses. Beide letztgenannte Systeme laufen ohne bewusstes Reflektieren durch das Individuum ab (Markowitsch, 2002).

Über die Charakteristiken des expliziten Gedächtnisses finden sich ebenfalls Angaben bei Schermer (2006). Von explizitem Gedächtnis spricht man, wenn „das erinnernde Individuum absichtlich und bewusst die Stadien der Einprägung und des Informationsabrufes berücksichtigt“ (Graf & Schacter, 1985; zit. aus Schermer, 2006, S.202). Da das explizite Gedächtnis früher eingeprägte Inhalte aus dem Gedächtnis abruft, stehen dessen Leistungen unter der bewussten, intentionalen Kontrolle des Individuums. Dem Entgegen steht das implizite Gedächtnis, dessen Leistungen ohne expliziten, bewussten Erinnerungsbezug auskommen. Da sich die vorliegende Arbeit mit dem Abruf autobiografischer Information, somit also den Leistungen des expliziten Gedächtnisses, auseinandersetzt, wird speziell auf dieses eingegangen. Informationen zum impliziten Gedächtnis sind bei Schermer (2006) und Zimbardo (1995) nachzulesen.

2.1.4 Theorie der Verarbeitungstiefe (Craik & Lockhardt, 1972)

Die zweite, oben erwähnte Theorie zum Gedächtnis ist die Theorie der Verarbeitungstiefe („level of processing“) von Craik und Lockhart (1972). Sie postuliert ein Gedächtnissystem, welches nach verschiedenen Ebenen der Verarbeitung von Information differenziert ist. Demgemäß führt tiefere Verarbeitung zu genauerer und dauerhafterer Erinnerung, weil verstärkt Analyse, Interpretation, Vergleich und Elaboration stattfinden (Zimbardo, 1995). In diesem Verarbeitungsprozess werden die eintreffenden Informationen zunächst einer oberflächlichen Wahrnehmungs- und Merkmalsanalyse unterzogen (Solso, 2005). Daraufhin erfolgt eine tiefer gehende, komplexere abstrakte und semantische Analyse, bei der der Reiz mit Hilfe von Mustererkennung und Extraktion von Bedeutung erkannt wird. Auch Assoziationen aus dem Langzeitgedächtnis können einbezogen werden. Durch Tiefenverarbeitung der Information wird eine Gedächtnisspur für diese Information gebildet, die durch Wiederholung gestärkt werden kann. Je tiefer und komplexer die Verarbeitung verläuft, desto dauerhafter ist die Gedächtnisspur. Die Stufe der Verarbeitung eines eintreffenden Wahrnehmungsreizes hängt hierbei von der spezifischen Eigenschaft der Information und der zur Verfügung stehenden Zeit ab.

2.1.5 Aktueller Stand der Forschung zum Gedächtnis

Während der Anfänge der Gedächtnisforschung wurde Gedächtnis oft als ein einheitliches Repräsentationssystem betrachtet. In der aktuellen Forschung nimmt man hingegen an, dass das Gedächtnis in verschiedene zeitabhängige Systeme (Ultrakurzzeit-, Kurzzeit-, Langzeitgedächtnis) unterteilbar ist. Diese Gliederung wird nach aktuellem Forschungsstand einerseits durch das Vorhandensein unterschiedlicher Bewusstseinsebenen der Verarbeitung und Repräsentation (Tulving & Markowitsch, 1998) ergänzt. Andererseits kommt eine inhaltliche Unterteilung hinzu, bei der zwischen impliziten, nicht-deklarativen und expliziten, deklarativen Erinnerungen bzw. Wissenselementen unterschieden wird. Ausschließlich explizites Wissen kann flexibel eingesetzt, bewusst abgerufen und mit neuen Informationen verknüpft werden (Welzer & Markowitsch, 2001). Empirische Belege zu diesen Auffassungen stammen aus Untersuchungen über Läsionen und Traumata sowie aus PET-Studien (vgl. Solso, 2005).

Sowohl die Theorie der Verarbeitungstiefe (Craik & Lockhart, 1972) als auch die Zwei-Komponenten-Theorie (Atkinson & Shiffrin, 1968) besitzen heute Gültigkeit. Ein großer Unterschied zwischen beiden Modellen besteht in deren Bedeutung der Wiederholung. Bei der zweitgenannten Theorie besteht der Zweck der Wiederholung im KZG darin, Informationen in das LZG zu übertragen, um so ein besseres Behalten zu erreichen. Beim erstgenannten Modell hingegen erfüllt die Wiederholung zwei Aufgaben: zum einen die Aufrechterhaltung der Information oder zum anderen deren Elaboration, so dass diese auf einem tiefer gehenden Niveau verarbeitet werden kann. Nur die Elaboration führt zu einem besseren Behalten, nicht aber die Aufrechterhaltung der Wahrnehmungsdaten (Solso, 2005).

Empirische Belege sowohl zur Zwei-Komponenten-Theorie als auch zur Theorie der Verarbeitungstiefe stammen aus physiologischen (z.B. Elektroschock), klinischen (z.B. Amnesie) und verhaltensbezogenen (z.B. freie Reproduktion) Untersuchungen. Mit Hilfe bildgebender Verfahren, wie z.B. fMRT oder PET, kann man Hirnstoffwechselvorgänge während Erinnerungsprozessen darstellen. Die so gewonnenen neuropsychologischen Befunde sprechen für eine unterschiedliche Repräsentation der Informationen auf Ebene des Gehirns (Markowitsch, 1999, 2000a+b; Solso, 2005).

Hinsichtlich der Einteilung der Gedächtnisinhalte existieren, wie bereits im Abschnitt 2.1.3 erwähnt, verschiedene Auffassungen. Heute nimmt man die Einteilung – basierend auf Squire (Squire & Zola, 1997) – in deklaratives, explizites vs. nicht-deklaratives, implizites Gedächtnis an.

2.1.6 Autobiografisches Gedächtnis (ABG)

Im nun folgenden Kapitel über das autobiografische Gedächtnis sollen einige Informationen zu Definition und Modellen gegeben werden. Zuletzt soll auf den aktuellen Stand der Forschung in Form des bio-psycho-sozialen Modells des autobiografischen Gedächtnisses eingegangen werden.

2.1.6.1 Definition des autobiografischen Gedächtnisses

In der bisherigen Forschungsliteratur werden keine einheitlichen Definitionen für das autobiografische Gedächtnis (ABG) formuliert. So definiert es beispielsweise Brewer (1986) als ein „Gedächtnis für Informationen mit einem Bezug zum Selbst“ (zit. nach Granzow, 1994, S. 20), wobei das Selbst weiterhin aus Ego, Selbstschema, persönlichen Erinnerungen und autobiografischen Fakten besteht (Brewer, 1986, S.27). Conway (1990a) hingegen führt stattdessen eine Aufzählung verschiedener Merkmale des ABG an, die es von den anderen Gedächtnissystemen unterscheiden soll (siehe Abbildung 1). Nelson (1993) wiederum bezeichnet damit Erinnerungen mit besonderer Bedeutung für das Individuum.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Merkmale des autobiografischen Gedächtnisses nach Conway (1990a)

(aus: Granzow, 1994, S.20)

Die verschiedenen Autoren stimmen darin überein, dass sich die Gedächtnisinhalte des ABG im Gegensatz zu den anderen Gedächtnisarten auf die eigene Person beziehen. Die Definition des autobiografischen Gedächtnisses wird in diesem Sinne auch in der vorliegenden Arbeit verwendet.

2.1.6.2 Abgrenzung autobiografisches (Brewer) vs. episodisches Gedächtnis (Tulving)

Welzer und Markowitsch (2001) grenzen das episodische und autobiografische Gedächtnis voneinander ab, indem sie autobiografische Erinnerungen als Kernbereich des episodischen Gedächtnisses betrachten. Dieses wiederum ist kontextgebunden, zeitlich und örtlich spezifisch, und bezieht sich auf persönliche, zurückliegende Erinnerungen. Dadurch ist es vom semantischen Gedächtnis abzugrenzen, welches kontextfrei ist und generalisiertes Welt- und Schulwissen beinhaltet. Beide Arten der Gedächtnisinhalte sind in neuronalen Netzen repräsentiert (Markowitsch, 1999, 2000a-c). Je nach Zustand werden autobiografische Erinnerungen unterschiedlich präzise abgerufen (Blank, 1998; Markowitsch, 1999). Gemäß Tulving und Markowitsch (1998) bewirkt jeder Abruf eine Neueinspeicherung unter den dabei jeweils gegebenen Bedingungen. Es ist zu beachten, dass die Verarbeitung episodischer bzw. autobiografischer Informationen eine Verarbeitung als semantische Information voraussetzt. Diese Überlegungen sind in Abbildung 2 veranschaulicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Die Verarbeitung episodischer Information setzt semantische Informations- verarbeitung voraus (aus: Welzer & Markowitsch, 2001, S.207)

Brewer (1986) verfasste als einer der ersten Forscher eine Systematisierung des autobiografischen Gedächtnisses (ABG) und betrachtete es als einen gesonderten Bereich des Gedächtnisses. Vorherige Arbeiten beschäftigten sich vor allem mit dem episodischen Gedächtnis (u.a. Tulving, 1972, 1995; McKoon, Ratcliff & Dell, 1986), welches laut Granzow (1994) vom ABG abzugrenzen ist. Der Hauptunterschied liegt darin, dass das autobiografische Gedächtnis durch ein „Mindestmaß an persönlicher, innerer Beteiligung an den Erlebnissen“ gekennzeichnet ist, in diesem Sinne also einen „Bezug zum Selbst“ aufweist (S.24). Während Tulving (1972) episodisches und autobiografisches Gedächtnis noch gleichsetzte, argumentierte Brewer (1986), dass das episodische Gedächtnis lediglich eine Form des autobiografischen Gedächtnisses beinhaltet – das persönliche Gedächtnis („personal memory“) – wohingegen das autobiografische Gedächtnis aus weiteren Komponenten besteht, die nicht Teil des episodischen Gedächtnisses sind. Diese Komponenten werden im nachfolgenden Abschnitt erörtert.

Brewer (1994) klassifiziert das autobiografische Gedächtnis in vier verschiedene Formen, die sich je nach imaginativen Eigenschaften und Häufigkeit der Erfahrung unterteilen lassen (siehe Abbildung 3). Er unterscheidet: personal memory, generic personal memory, autobiographical fact und self-schema (zur näheren Ausführung siehe Brewer, 1994, S.12 ff.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Einteilung des autobiografischen Gedächtnisses nach Brewer (1994, S.29)

Das persönliche Gedächtnis (personal memory) ist eine Art Wiedererinnern oder Wiedererleben eines spezifischen Ereignisses in der Vergangenheit eines Menschen, z.B. der Besuch bei einer bestimmten Person. Das allgemeine persönliche Gedächtnis (generic personal memory) beinhaltet Informationen über Erlebnisse im Allgemeinen (z.B. Museumsbesuche), während autobiografische Fakten (autobiographical facts) sich auf einen spezifischen Museumsbesuch in einem bestimmten Museum beziehen. Das Selbstschema (self-schema) spielt bei der Rekonstruktion von Erinnerungen eine wichtige Rolle, da es allgemeines Wissen über das Selbst einer Person beinhaltet. Es stellt eine Wissensstruktur des Langzeitgedächtnisses dar, welche sich nur langsam durch wiederholte Erfahrungen, die sich auf das eigene Selbst beziehen, verändert (Brewer, 1986). Es kann außerdem Wahrnehmung und Abruf nachfolgender Informationen über das Selbst umformen und mit dem Selbstschema konsistente Handlungen auslösen (vgl. Brewer, 1986, S.31 für ein Beispiel).

Das episodische Gedächtnis wird in der aktuellen Forschungsliteratur im Sinne Tulvings (1972) verwendet, der es als einen Speicherort für „Informationen über zeitlich spezifizierte Episoden oder Ereignisse und zeitlich-räumliche Verbindungen zwischen solchen Ereignissen“ (S.385) definiert. Es bezieht sich somit auf spezielle Erlebnisse zu einer bestimmten Zeit, die jedoch keinen spezifischen Bezug zum Selbst aufweisen müssen. Nicht alle episodischen Erinnerungen sind auch autobiografischer Natur oder von Bedeutung für das Individuum.

Eine Unterscheidung zwischen episodischem und autobiografischem Gedächtnis trifft auch Nelson (1993). Sie differenziert zwischen episodischen Erinnerungen an Einzelereignisse, die schon von Kindern im Alter ab zwei Jahren berichtet werden können, und autobiografischen Erinnerungen, die erst dann als solche bezeichnet werden, wenn Kinder ihre Erlebnisse mit Bezug zum Selbst erzählen können. Die Herausbildung eines Selbstkonzeptes und narrativer Strukturen, die als Grundlage und Voraussetzung für die Entwicklung eines autobiografischen Gedächtnisses angesehen werden, sind erst ab etwa dem vierten Lebensjahr gegeben. Somit werden autobiografische Erinnerungen – im Gegensatz zu episodischen – als spezifisch, persönlich, lange andauernd und als bedeutsam für das eigene Selbst definiert (Nelson, 1993).

Eine ähnliche Auffassung vertritt auch Knab (2006). Sie postuliert, dass das episodische Gedächtnis nicht schon seit der Geburt vorhanden ist, sondern sich erst zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr entwickelt: auf physiologischer Ebene mit der Entwicklung des Nervensystems und auf der psychologischen Ebene mit der Entstehung des Ich-Bewusstseins. Belege für diese Entwicklung gibt es unter anderem aus dem Bereich der Untersuchungen zum Gallup-Spiegel-Test (Gallup, 1970; Gallup, Anderson & Shillito, 2002).

2.1.6.3 Aktueller Stand der Forschung zum autobiografischen Gedächtnis: Das bio-psycho-soziale Entwicklungsmodell des autobiografischen Gedächtnisses (Markowitsch & Welzer, 2006)

In den letzten Jahren haben vor allem Markowitsch und Welzer (2006) vom Center for Interdisciplinary Memory Research des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen sehr viel zum autobiografischen Gedächtnis (ABG) geforscht. Sie entwickelten ein bio-psycho-soziales Entwicklungsmodell des ABG, welches das Zusammenwirken von biologischen, psychologischen und kulturellen Prozessen bei der Entwicklung dieser Gedächtnisform betont. Dieses Modell vereint Annahmen und Befunde aus den Bereichen der neurowissenschaftlichen, sozial- und entwicklungs-psychologischen Forschung. Als Grundlagen führen Welzer und Markowitsch (2001) die Arbeiten von Damasio (1997, 1999), Hüther, Adler und Rüther (1998), Le Doux (1998), Nelson (1993, 1996), Shore (1996), Siegel (1999), Squire und Zola (1997), Tulving (1995) sowie Tulving und Markowitsch (1998) an. Die Erarbeitung eines solchen Modells setzt voraus, dass eine Differenzierung der kognitiven und der emotionalen Erinnerungsmodalitäten des ABG beachtet wurde. Gleichwohl wird in der bisherigen Literatur die emotionale Komponente der Erinnerung, besonders in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Richtung, wenig beachtet. Ausnahmen sind die Studien von Filipp (1995), Ulich (1995) und Welzer (1997, 1998). Grundlegende Arbeiten im Gebiet der Neurowissenschaften von Damasio (1997, 1999) und Le Doux (1998) können als Vorlage für weitere Untersuchungen dienen. Eine grafische Darstellung des bio-psycho-sozialen Entwicklungsmodells des ABG findet sich in Anhang A.

Das autobiografische Gedächtnis, und somit all unsere Erinnerungen, sind permanenten Umstrukturierungen unterworfen, die je nach aktueller Situation anders ausfallen können (Markowitsch & Welzer, 2006). Daher ist dem Bereich der Erinnerbarkeit von Ereignissen im Folgenden ein eigenes Kapitel gewidmet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 157 Seiten

Details

Titel
Angst- und Schmerzerleben bei zahnärztlichen Behandlungen aus Sicht der Patienten
Untertitel
Telefonisches Interview
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Psychologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
157
Katalognummer
V86940
ISBN (eBook)
9783638009164
ISBN (Buch)
9783638914697
Dateigröße
1592 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Angst-, Schmerzerleben, Behandlungen, Sicht, Patienten
Arbeit zitieren
Diplom-Psychologin (Dipl.-Psych.) Sabine Lechner (Autor:in), 2007, Angst- und Schmerzerleben bei zahnärztlichen Behandlungen aus Sicht der Patienten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86940

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Angst- und Schmerzerleben bei zahnärztlichen Behandlungen aus Sicht der Patienten



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden