Tagebaurekultivierung unter ökologischen und ökonomischen Aspekten am Beispiel der Lausitz


Examensarbeit, 2006

138 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entstehung der Braunkohle

3. Chronologische Übersicht über den Ablauf des Bergbaus und der Förderung in der Lausitz

4. Die Folgen des Tagebaus für Natur und Mensch
4.1. Das Wasser
4.2. Die Kippen
4.3. Die Kohleveredlung in der DDR
4.4. Die Umsiedlungen

5. Rekultivierung unter ökonomischen und ökologischen Aspekten
5. 1. Definition und Betrachtungsweisen des Begriffs Rekultivierung
5.2. Entwicklung der Rekultivierung von 1900 – über die DDR – bis heute
5.3. Die Kostenplanung für die Rekultivierung
5. 4. Die Gesetze für die Rekultivierung
5.5. Neuer Bergbau – Neue Technik und Neue Landschaft – Neue Pläne
5.5.1. Wasser
5.5.2. Emissionen und Immissionen
5.5.3. Das Deponieren von Asche und Gips
5.5.4. Halden
5.5.5. Ufergestaltung
5.5.6. Straßen und Wege
5.5.7. Biotopgestaltung

6. Einblicke in die Lausitz

7. Fazit

8. Sachworterklärungen

9. Anlagen
Abbildungsverzeichnis
9.1. Bilder und Übersichtskarten zur Entstehung und Entwicklung des Bergbaus in der Lausitz
9.2. Bilder und Übersichtskarten über die Folgen des Bergbaus in der Lausitz
9.3. Bilder und Übersichtskarten über die Rekultivierung des Bergbaus in der Lausitz

10. Literaturverzeichnis (Text und Abbildungen)
10.1. Literaturverzeichnis (Abbildungen, Bilder und Karten (ohne Text))

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Braunkohlebergbau entwickelte sich wie folgt:

Tabelle 2: Der Übergang vom Tiefbau- zum Tagebau sah wie folgt aus:

Tabelle 3: Brikett – Versand sah wie folgt aus(in t)

Tabelle 4: 1908 wurden Briketts versandt nach:

Tabelle 5: Abbau von 1895 – 1912

Tabelle 6: Schichtlöhne in der Grube „Erika“ (Kreis Hoyerswerda)

Tabelle 7: Rohkohlenförderung:

Tabelle 8: Braunkohleförderung der einzelnen Länder ( in Mill. t)

Tabelle 9: Stromerzeugung der DDR (in Mill. kWh)

Tabelle 10: Produktionsbilanzen (Stand 1989)

Tabelle 11: Tabelle Braunkohleförderung in der Bundesrepublik Deutschland 1989 und 1996 (Deutscher Braunkohlen – Industrie – Verein e.V. 1997)

Tabelle 12: Einwohnerentwicklung in vier Städten von 1950 und 1983

Tabelle 13: Summe der Rutschungen in Übersicht

Tabelle 14: Beispiele für Ortsverlegungen

Tabelle 15: Weitere Ortsverlegungen

Tabelle 16: Mischwaldkonzept von R. Heusohn

Tabelle 17: Landinanspruchnahme und Wiedernutzbarmachung [ha] in den Tagebauen der Lausitz (2004)

Tabelle 18: Wiedernutzbarmachung der Restlochbereiche

Tabelle 19: Landinanspruchnahme und Wiedernutzbarmachung [ha] in den Sanierungsgebieten (Stand 1992 / 93)

Tabelle 20: Name, Größe und Flutungsentstand der Seen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Strukturelle Übersichtskarte des Muskauer Faltenbogens

Abbildung 2: Bergmannsfigur 1850

Abbildung 3: Exterpresse im Längsschnitt: Bei jedem Hub fällt eine abgemessene Menge aufbereiteter Braunkohle in die Form

Abbildung 4: Montage des ersten Wohnblocks der „2. sozialistischen Wohnstadt der DDR“ am Bahnhof Hoyerswerda

Abbildung 5: Schema der Kohleveredlung in der DDR

Abbildung 6: Die Baumbepflanzung von 1959 - 1990

Abbildung 7: Historische Entwicklung der Landinanspruchnahme und Wiedernutzbarmachung im Lausitzer Braunkohlerevier

Abbildung 8: Planmodell für die Bergbaufolgelandschaft unter Berücksichtigung der Zielvorstellungen und Kenntnisse der naturwissenschaftlichen Grundlagen

Abbildung 9: Verteilung der Landinanspruchnahme (regionale Gliederung)

Abbildung 10: Landschaftsnutzung vor dem Bergbau

Abbildung 11: Zum Vergleich Landschaftsnutzung 1992 und 2004:

Abbildung 12: Die Planung der Wiedernutzbarmachung

Abbildung 13: Grundwassermodell – Tagebau Jänschwalde

Abbildung 14: Verwendung des Grundwassers

Abbildung 15: Zeitreihe über die emittierte Staubmenge je Tonne Trockenkohle

Abbildung 16: Vergleich der Emission von Kraftwerken 1990 und 2005

Abbildung 17: Gips – und Aschedepot

Abbildung 18: Konzept der Naturschutzarbeit in Bergbaugebieten

Abbildung 19: Blick von oben auf das Seenland

Abbildung 20: Schwimmende Häuser am Geierswalder See

Abbildung 21: Wanderung geführt von Mitarbeitern der IBA

Abbildung 22: Die Abraumförderbrücke – Das Besucherbergwerg F 60

Abbildung: 23 Brikettfabrik „Louise“

Abbildung 24: Sächsische – Oberlausitzer Eisenbahn

Abbildung 25: Waldeisenbahn Bad Muskau

Abbildung 26: Innenraum der Glashütte

Abbildung 27: Bergbau Museum Knappenrode

Abbildung 28: Findlingspark Nochten

Der Herrgott hat uns die Lausitz geschenkt und

der Teufel hat die Kohle darunter vergraben.[1]

1. Einleitung

„Die Lausitz, das ist die Region beiderseits von Oder und Neiße zwischen der Grenze zu Tschechien und Frankfurt/ Oder, benannt nach dem slawischen Strang der Lusici (Lausitzer), der im 7. Jh. den Raum östlich der Elbe besiedelte“[2] und sinngemäß Sumpfland bedeutet.

Das Lausitzer Revier zählt als Wirtschaftsregion, die „über 13 Mrd. Tonnen förderfähiger Braunkohle im Tiefland“ besitzt.[3] Seit Begin des Abbaus ist Braunkohle, auch Schwarzes Gold genannt, ein wichtiger Rohstoff zur Energiegewinnung, der gebraucht und vielseitig genutzt wird. Der Braunkohlebergbau ist ein wichtiges Kapitel der Lausitzer Heimatgeschichte. Früher haben hier tausende ihr tägliches Brot verdient und es geschafft, dass die Lausitz einen Rang als Industriegebiet erreicht hatte. Nicht außer Acht zulassen sind die Folgen des Bergbaus. Die Umsiedlungen der Dörfer, die Umweltbelastung und die Zerstörung der Natur. Quadratkilometerlange Landschaften wurden innerhalb weniger Jahre total umgestaltet. In der Lausitz glichen Tagebaugebiete Mondlandschaften, riesige Flächen wurden bearbeitet, um später wieder rekultiviert zu werden.[4] Ohne menschliches Zutun blieben dort teilweise vegetationsfeindliche, unzugängliche, Wüstenlandschaften ähnliche Gebiete zurück.

Der Tagebau wird immer eine Debatte mit sich führen und solange auch noch künftig Tagebaue, Kraftwerke und andere Industrieanlagen existieren, wird sich die Situation der Landschaftszerstörung nicht ändern. Mit der Rekultivierung gilt es abgebaute Flächen wiederherzustellen und nutzbar zu machen.

Doch wie sah es früher in der Lausitz aus, in wie weit beeinflusste die Braunkohle das Leben der Menschen dort und welche Bedeutung hat die Braunkohle heute?

Wie verlief die Rekultivierung in der Vergangenheit und wie weit ist sie gekommen?

Ist das geplante Konzept für die Rekultivierung in der Lage die Landschaft wieder herzustellen? Wie gestaltet sich die Rekultivierung unter ökonomischen und ökologischen Aspekten?

Übersicht über die Lausitz

2 Bundesländer: Land Brandenburg und Freistaat Sachsen
3 Landkreise: Kamenz, Niederschlesischer Oberlausitzkreis und Oberspreewald – Lausitz
4 Städte: Senftenberg, Großräschen, Lauta und Hoyerswerda
6 Gemeinden: Neuseeland, Elsterheide, Spreetal, Lohsa, Knappensee, und Boxberg

2. Entstehung der Braunkohle

Der größte Teil der Braunkohle stammt aus dem Tertiär, der Braunkohlezeit, und ist zwischen 10 und 65 Mill. Jahre alt.[5]

Torfmoore, Sumpf- und Bruchwälder mit Pflanzenmassen und einer reichen Tierwelt beherrschten damals das Braunkohlegebiet. Mammutbäume, Sumpfzypressen, Wasserlilien, Farne, Stechpalmen- oder Magnoliengewächse sind die Pflanzen, die ein abwechslungsreiches Bild boten. Diese Pflanzenarten sind teilweise heute noch als Reste im Braunkohleflöz zu erkennen. Später, in jüngeren Perioden des Tertiärs verstärkten sich dann Baumarten, die unseren heutigen Nadel- und Laubholzarten ähneln. Die Umbildung der organischen Massen zu Braunkohle verlief in geologischen Zeiträumen

über Holz → Torf → Braunkohle, danach zu Steinkohle, Anthrazit und Graphit.

Das Ausgangsmaterial wurde unter Luftabschluss nach Wasserbedeckung und Sedimentenablagerung durch Verwesung, Vermoderung und Fäulnis zu Humusstoffen umgebildet.

Torf: Mit Hilfe anaerober Bakterien entstand als Produkt dieser biochemischen Inkohlung zunächst Torf. Das Material schrumpfte weiter, durch Druck- und Temperatureinfluss, sowie durch Entgasung und Entwässerung, bis in geologischen Zeiträumen Kohle entstand – abhängig von Druck- und Temperatur Braun- oder Steinkohle.

Viele verschiedene Braunkohlearten und –schichten können einen Einblick in die erdgeschichtliche Entwicklung vermitteln[6]. Wichtig und praktisch ist es die Braunkohlearten nach äußeren Merkmalen zu unterscheiden.

Weichbraunkohle:

- erdige Weichbraunkohle: mit lockerem Gefüge
- schiefrige Weichbraunkohle: mit deutlicher Holzstruktur

In der DDR war die erdige Weichbraunkohle überwiegend vertreten[7].

Die Besonderheit der Lausitz ist die Art der Ablagerung der Braunkohlenflöze, entstanden durch die Bildung des Muskauer Faltenbogens.

Der Muskauer Faltenbogen ist ca. 22 km breit und weist eine Bogentiefe von 20 km auf. Entstanden ist diese außergewöhnliche geologische Konfiguration in der Elster-Eiszeit, vor 450000 Jahren, als eine ca. 500 Meter dicke Gletscherzunge in das Gebiet vordrang und den Untergrund bis zu einer Tiefe von 270 Metern beeinflusste.

Der Gletscher schob das unter ihm liegende Gebirge und faltete es, so dass die vorhandenen Braunkohleflöze zur U-Form (oder auch Hufeisen-Form) gestaucht wurden.

Nun lagen die Flöze schräg, fielen rasch in die Tiefe ein und waren schließlich nur etwa 300-400 Meter voneinander entfernt.[8]

Abbildung 1: Strukturelle Übersichtskarte des Muskauer Faltenbogens[9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Heutzutage wird in der Lausitz das großflächig verbreitete zweite Lausitzer Flöz abgebaut, das bis zu 20 m Mächtigkeit hat. Dagegen können die Beckenlagerstätten bei Görlitz und Zittau, die tektonischen Ursprungs sind, bis zu 100 m Mächtigkeit vorweisen.

3. Chronologische Übersicht über den Ablauf des Bergbaus und der Förderung in der Lausitz

1706 wurden beim Graben eines Brunnens am unteren Kaltensteingut in Olbersdorf (südwestlich von Zittau) in einer Tiefe von 23 m „starke Bäume gefunden“. Dabei erstickte ein Arbeiter an giftigen Schwaden. 1734 lösten diese ersten Braunkohlefunde am Kaltenstein eine umgehende Suche nach Braunkohle in der Gegend von Zittau aus.

1756 wurde durch ein Gutachten die Verwendbarkeit von Kohlefunden zum „Schmieden, Schweißen und Verstählen“[10] festgelegt.

An der Olbersdorfer Kuhtrift (südwestlich von Zittau) wurde 1794 ein Braunkohlewerk angelegt, welches „klare Kohle von starken Geruch“ förderte. Aufgrund der schlechten Kohle wurde das Werk schon kurz danach geschlossen. Im gleichen Jahr wurde in Preußen ein Gesetz zum allgemeinen Landesrecht, mit dem Direktionsprinzip, verabschiedet. Das bedeutete für die Bergbaubetriebe, dass sie von nun einer umfassenden staatlichen Beaufsichtigung und Beeinflussung unterstanden.

1800 wurde in Olbersdorf ein Braunkohleflöz mit 15 Ellen Stärke entdeckt, das teilweise zu Tage trat oder nur von geringem Abraum überdeckt war. Daraufhin gründete die Stadt Zittau auf Zeißigs Bauernhof ein Bergwerk und förderte die Braunkohle im Tagebau direkt.

Schon 1803 wurde die, bei Kostebrau (nordöstlich von Lauchhammer), geförderte Braunkohle zum Beheizen einer der ersten Dampfmaschinen Deutschlands verwendet, die sich im Lauchhammerwerk befand. Mit ihrer Hilfe wird Wasser aus dem Naundorfer See, in den höher liegenden Lauchteich gepumpt, der als Stauanlage dient und den Hammergraben des Lauchhammerwerkes speist.[11]

Auch auf dem Rittergut Germersdorf (heute außerhalb Deutschlands liegend) trat 1805 die Braunkohle derart an die Oberfläche, dass es mit dem Spaten abgebaut werden konnte. Man stellte schnell den „Reichtum“ der Braunkohlevorkommen fest. 1810 gründeten drei Zittauer Bürger die „Social – Mineral – Bergwerksgewerkschaft zu Olbersdorf“.

Diese Gewerkschaft förderte die Braunkohle auf dem Grundstück 78, der sog. Kummermühle. Jeder der vier Gesellschafter zahlte für das einzurichtende Bergwerk zunächst 50 Taler und für den Grundstückserwerb 200 Taler.

Schnell stellte sich heraus, dass die Investitionen sich gelohnt hatten, denn das Bergwerk entwickelt sich in den folgenden Jahren zu einem beachtlichen Industrieunternehmen.[12]

1825 wies Preußen eine Rohkohleförderung von 201.366 t auf, die dann bis 1847 auf das Fünffache anstieg. 1851 erreichte sie einen Stand von 1.506.477 t abgebaute Rohkohle. Diese Entwicklung kam, im Lausitzer Raum, vor allem der Tuch – und Glasindustrie zugute. Durch immer neue und weitere Funde von Braunkohle begann 1847 das Schlürfen von Braunkohle in der Umgebung von Cottbus und weiteren Gebieten des Kreises

1850 wurde als Symbol für den Lausitzer Bergbau bzw. Bergmann eine 1,37 hohe Bergmannfigur in Bergmannsuniform aus Lausitzer Ton modelliert.

Abbildung 2: Bergmannsfigur 1850[13]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1857 erfand der bayrische Maschinenbaumeister Carl Exter die Brikettpresse, die er sich auch patentieren ließ. Sie bestand aus einer liegenden Dampfmaschine mit zwei schweren Schwungrädern von 3 – 4 m Durchmesser, die einen Pressstempel horizontal bewegte.[14] Anfänglich presste man den Torf und später in den Brikettfabriken auch die Braunkohle.

Abbildung 3: Exterpresse im Längsschnitt: Bei jedem Hub fällt eine abgemessene Menge aufbereiteter Braunkohle in die Form[15]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Von 1864 – 1865 erfolgte, in der Glasindustrie, die Umstellung zum Beheizen, von Holzfeuer auf Kohle. Somit konnten neue Glashütten im Lausitzer Raum erbaut werden und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Auch in der Textilindustrie, Ziegel – und Keramikindustrie spielte die Braunkohle als Brennstoff eine wichtige Rolle. Die Regenerativgasfeuerung, die 1956 durch Friedrich von Siemens entwickelt wurde, ermöglichte die großtechnische Ausnutzung der Braunkohle als Brennstoff.[16]

1865 Das preußische Allgemeine Berggesetz löste das Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten (von 1794) ab. Es wurde ein einheitliches Bergrecht, das auf dem Grundsatz der Bergfreiheit beruht, beschlossen.

1870 existierten 34 Gruben um das Gebiet Zittau herum mit ca. 1000 Arbeitskräften. Es gab einen ständigen Wandel, einige Gruben wurden wieder geschlossen und andere neu aufgemacht. Bis 1931/32 gab es dann mehr als 120 Bergwerksbetriebe.

Endgültig überlebten es zwei Werke, die die Zeit überstanden, das Braunkohlewerk Hirschfelde der AG Sächsischen Werke und die Grube „Glückauf“ in Olbersdorf.

1871 folgte ein Aufschwung für den Bergbau. Auf Grund der „Gründerjahre“ nach dem Deutsch – Französischen Krieg erhöhte sich der Wert der Rohkohle in kurzer Zeit auf 78%. Die Förderung stieg von 7,6 Mill. auf 10,7 Mill..[17]

Auch die Art der Beförderung entwickelte sich weiter; so setzte man 1879 die erste E- Lok (Galvano – Elektrizität) im Braunkohlenbergbau auf der Stadtgrube Senftenberg ein. Sie wurde von der Firma Siemens & Halske geliefert und war in der Lage bei der Förderung über Tage und im Stollen 15 Grubenwagen mit einer Geschwindigkeit von 2m/sek. zu ziehen. Zusätzlich folgte die Ablösung der Karren durch Förderwagen auf Schienengleisen.

Der Stand der Weiterverarbeitung lag 1880 etwa bei 10 % der Braunkohleförderung, die mechanisch zu Briketts und 0,7 % thermisch zu Rohkohle veredelt wurden.

Der Vergleich: 1900 waren es etwa 2 % der Braunkohle, die veredelt wurden.[18]

Durch den Aufschwung und die Modernisierung wurden für die Mitarbeiter 1880 die ersten Beamten – und Arbeiterwohnhäuser, gesponsert durch die „Ilse Bergbau AG“, erbaut. Es entstand eine Kolonie, Bsp. „Marga“ (bei Brieske), erbaut mit einem Marktplatz, öffentlichen Gebäuden, Schule, Kirche, Kaufhaus, Gasthaus, Bäckerei und Fleischerei. Die Wohnung wiesen 40 – 45 m² zum Leben auf und es standen den Bewohnern Bäder im Verwaltungsgebäude zu Verfügung. Zusätzlich wurde 1895 die „Ilse Wohlfahrtsgesellschaft mbH“ gegründet, die für die Werkskolonien zuständig war und dessen Mitarbeiter, während und nach dem ersten Weltkrieg teilweise in ihren Kolonien besser mit Lebensmitteln versorgt waren, als die Stadtbevölkerung. (s. Anlage 9.1., S. 91, Abb.38 - 40)

Gesichert war der Absatz der Braunkohleförderung, wie bereits erwähnt, durch die gut laufende Tuch – und Glasindustrie, sowie die Ziegeleien in den umliegenden Städten und Dörfern.

Weißwasser z.B. hatte schon allein 11 Glaswerke (1873 – 1904) und 4 Glasraffinerien, die mit Kohle versorgt wurden; der Ort wurden somit gleichzeitig der bedeutendste Standort für Glasindustrie in Europa.

Aber auch durch Lieferungen an andere Gebiete, z.B. 1886 an Berlin, das sich als bedeutendes Absatzgebiet für Briketts erwies, wurde der Umsatz gesteigert.

Die Gruben – und Abraumbetriebe erlebten um die Jahrhundertwende herum eine zunehmende Mechanisierung, so wurde bereits 1890 versucht mit einem kleinen Hochbagger mit einer Kurzeimerleiter und geschlossenen Eimern eine maschinelle Abraumgewinnung zu schaffen. Seine Leistung betrug bis 90 m³/ h.[19]

Bis 1894 überwog in der Lausitzer Braunkohleindustrie der Dampfmaschinenbetrieb. Nur ein Jahr später führte man erste elektrische Motoren ein.[20]

1901 folgte dann die erste elektrische Abraumlokomotive. Um auf dem Gebiet des Transports auch neue Absatzmärkte zu erreichen, erweiterte man das Gebiet durch den Ausbau der Eisenbahnverbindungen für den Transport von Rohbraunkohle und Briketts.

Tabelle 1: Braunkohlebergbau entwickelte sich wie folgt[21] :

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auch für den Bereich unter Tage wurden neue Maschinen und Techniken, z.B. zur Entwässerung entwickelt; so konnten über Jahre immer mehr Arbeitskräfte, die unter Tage arbeiteten, ersetzt werden.

Tabelle 2: Der Übergang vom Tiefbau- zum Tagebau[22] sah wie folgt aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1906 in der Grube „Marga“ (bei Brieske) begann der Abbau des zweiten Lausitzer Flözes. Das zweite Lausitzer Flöz hatte eine Stärke von 12 m und eine Deckgebirgsmächtigkeit von 20 bis 40 m. Danach folgten noch sechs weitere Abbaugebiete.[23]

1907 hatte mit dem weiter ansteigenden Versand von Briketts der Eisenbahnverkehr zugenommen. So wurden in Großräschen und Petershain Bahnhöfe 2. Klasse und in Senftenberg ein Bahnhof 1. Klasse erbaut.

Tabelle 3: Brikett – Versand sah wie folgt aus(in t)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: 1908 wurden Briketts versandt nach[24] :

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Langsam begann die Entstehung von Großtagebauen und die Industrialisierung schritt immer weiter fort.

1909 Mit der Inbetriebnahme eines betriebseigenen Kraftwerkes im Lauchhammerwerk, das erste Kraftwerk in Europa, konnten 100.000 V erzeugt werden.[25]

Der Stand des Abbaus lag 1912 in der Lausitz bereits bei 24 Mill. t geförderter Braunkohle. 15.000 Mann Belegschaft arbeiteten in 130 Braunkohlewerken. Die Abförderung der Rohkohle erfolgte noch mit Dampflokomotiven.

Tabelle 5: Abbau von 1895 – 1912[26]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine Niederlausitzer Wasserwerkgesellschaft mbH wurde 1912 gegründet. Diese sollte für den Kreis Calau und angrenzende Industriegebiete, z.B. Hoyerswerda, Wasserwerke bauen. Die Werke verpflichteten sich genügend Wasser für Haus- und Wirtschaftszwecke, das in einem technisch einwandfreiem Zustand sein sollte, für 15 Pf. je m³ zu liefern. Die Wasserwerke wurden 1912 gebaut und 1914 in Betrieb genommen. (s. Anlage 9.1., S. 93, Abb. 41)

1913 wurde die Bergarbeiterkolonie „Werminghoff“ (später Knappenrode) für die Arbeiter gebaut, denn 15 – 20 % der Arbeiter im Senftenberger Raum wohnten in Werkswohnungen zur Miete, welche zwischen 5 und 10 Mark im Monat betrug.[27]

Bis 1919 baute man bereits 4.893 Werkswohnungen und 520 waren noch unvollendet.

Die Löhne wurden je Tonne Brikett 30 % vom Verkaufspreis berechnet.

1919 stieg die Zahl auf 59,1 %.

1918 wurde zusätzlich zugunsten der Arbeiter der 10 – 12 Stunden Arbeitstag

vom 8- Stunden Arbeitstag abgelöst, was aber gleichzeitig das Dreischichtsystem zur Folge hatte. Damit verbunden waren auch neue Tariflöhne, die 1919/1920 wie folgt aussahen.

(s. Tab.6)

Tabelle 6: Schichtlöhne in der Grube „Erika“ (Kreis Hoyerswerda)[28]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das änderte sich jedoch schnell wieder, die 12- Stunden Schicht wurde wieder eingeführt und für das Papiergeld gab es keine Golddeckung mehr und somit wurde es wertlos. Begründet wurde es durch die hohen Kriegsschulden und die Reparationkosten.

Trotz des Beginns und der Schwierigkeiten während des ersten Weltkrieges, schaffte man es 1914 den ersten richtigen Eimerkettenbagger zur Rohkohlenförderung mit 150- l- Eimerinhalt auf der Grube „Ilse“ einzusetzen.[29]

Natürlich hinterließ auch der erste Weltkrieg seine Spuren in der Lausitz. So führte 1916, der vorhandene Arbeitermangel, zur maschinellen Braunkohlegewinnung.

1919 mit dem Einsetzen des Löffelbaggers (Schaufelradbagger) in der Grube „Wilhelminsglück“ (nordwestlich von Senftenberg) wurde der Grundstein zur Bewältigung großer Erdmassen gelegt. Nun ist der Abbau vom ungefähr 50 – 60 m tief gelegenen Unterflöz machbar, was vorher nicht möglich war.[30]

1922 erfolgt die erste durch den Braunkohlebergbau bedingte Umsiedlung in der Lausitz, die Teilortsverlegung von Sauo (nordwestlich von Senftenberg), die bis 1925 andauerte und 40 Einwohner betraf. Es sollten noch viele Umsiedlungen folgen, die ich in einem anderen Kapitel erläutern werde.

Mit dem Erfolg des Schaufelradbaggers von 1919, erhielt das Lauchhammerwerk 1924 die Genehmigung zum Bau der drei ersten Schaufelradbagger für die Gruppe „Louisa“.

Auch eine neue Errungenschaft zur damaligen Zeit war die weltweit erste Abraumförderbrücke für den Tagebau „Agnes“ bei Plessa. (s. Anlagen 9.1., S. 96, Abb. 47)

Selbstkosten und Arbeitsproduktivität erreichten eine ungeahnte Größenordnung. 1935 liefen bereits, von 18 erbauten Abraumförderbrücken, 11 in der Lausitz.

Weiterhin erbaute man 1925 den Kabelbagger, der in der Lage war in der Grube den Abraum zu schürfen, diesen dann zur Kippe zu transportieren und auch Rohkohle zu fördern. Bis 1929 wurden 11 Kabelbagger für den Bergbau gebaut und sowohl in der Lausitz, als auch im Rheinischen Braunkohlerevier eingesetzt.[31] (s. Anlagen 9.1., S.97, Abb.97)

Der Stand 1926: 55 % der Produktion der Braunkohlenwerke in der preußischen Oberlausitz wurden per Eisenbahn zu den Verbrauchern transportiert.

Tabelle 7: Rohkohlenförderung[32] :

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Gesamtwert von 21.399.219 RM

In der preußischen Oberlausitz existierten 10 Brikettfabriken mit insgesamt 92 Pressen. Sie erzeugten nahezu 2. Mill. t Briketts. Von der geförderten Rohkohle werden etwa 2 % in den Werken selbst verbraucht, 64 % an die eigenen Brikettfabriken, 4% an Glashütten, 2 % an Ziegeleien und 30 % an sonstige Abnehmer geliefert.

Aufgrund der Weltwirtschaftskrise verringerte sich die Produktion um 35 % und die Anzahl der Beschäftigten um 25 %.[33]

1929 wurde, vom Berginspektor Wünneberg, eine Horizontalbohrmaschine zur Entwässerung der Kohlenflöze entwickelt. Dadurch konnte eine Bohrleistung von

80 – 100 m je Schicht bei Zielbohrungen auch bis 125 m erreicht werden. Der Wassergehalt konnte so von 58 % auf 54 % gesenkt werden.

Von 1931 bis 1943 wurden 21 Wünnebergsche Horizontalbohrmaschine auf die einzelnen Reviere verteilt. Die Niederlausitz erhielt 4 Horizontalbohrmaschinen, die deutschen Mitteldeutschen Kernreviere erhielten ebenfalls 4, das Geiseltal 6, Magdeburg 2, das Rheinland 4 und das Nordwestböhmische Kohlerevier erhielt eine Horizontalbohrmaschine.(s. Anlage 9.1., S. 97, Abb. 50) Die Herstellung für jede Horizontalbohrmaschine betrug 3.075 RM.

1929 Rudolf Heusohn, Forstverwalter der Niederlausitzer Kohlenwerke AG veröffentlicht sein Buch „Praktische Kulturratschläge für Kippen, Bruchfelder, Dünen und Ödländereien“. Der Beginn der Aufforstung und Anfänge der Rekultivierung.[34]

Er entwickelt dafür ein Baumpflanzungskonzept, das ich unter dem Punkt 5. der Rekultivierung erläutere.

Bis zu Beginn des zweiten Weltkriegs waren insgesamt 57. Braunkohlewerke in Raum Lausitz in Betrieb.

1935 stieg das Lauchhammerwerk, mit der Übernahme der Allgemeinen Transportanlagen – Gesellschaft m.b.H. (ATG), zu dem führenden Hersteller von Tagebaugroßgeräten auf.

Trotz des steigenden Baus von Rüstungsgütern, während des zweiten Weltkrieges, schaffte es das Werk bis 1945 insgesamt 81 Schaufelradbagger und 25 Abraumförderbrücken herzustellen und in den Dienst zu stellen.[35]

Der damalige Bruttoschichtlohn, eines Bergarbeiters, einschließlich sämtlicher Zuschläge, betrug 6,02 RM; das war eine 54 % Steigung gegenüber dem Jahr 1913.

1937 waren ca. 3000 ha (10 %) Boden, im Kreis Spremberg, Eigentum von fünf großen Bergbaubetrieben. Die Abbaurechte beliefen sich bei den genannten auf insgesamt 9000 ha, sprich 29 % der Fläche.

Bis zu Beginn des zweiten Weltkrieges sind in der Niederlausitz bereits 12 Förderbrücken im Einsatz. Die Förderung erfolgt zu 95 % im Tagebau.

Das zu der Zeit herrschende Regime verschonte auch die Lausitz nicht, so wurden 1939 erste Betriebe bereits durch die Nazis enteignet, so auch der Familienkonzern „Eintracht AG“.

1945 – nach dem zweiten Weltkrieg ging die Braunkohleförderung in der Lausitz, aufgrund des Zusammenbruchs, auf 24,55 Mill. t zurück. Erst 1955 erreichte sie wieder mit 59,4 Mill. t die Vorkriegsförderung.[36]

Viele Tagebaue mussten aufgrund des Krieges ihren Abbau einstellen und ruhen; dadurch kam es vor allem zu materiellen Verlusten - zum einen konnte nicht abgebaut werden und zum anderen kam es häufig zu Überflutungen durch das Ansteigen des Grundwasserspiegels. Die Tagebaue sind im wahrsten Sinne des Wortes „abgesoffen“.

1945 folgten dann Reparaturleistungen an die Sowjetunion.

Erste Teildemontage der Brikettfabriken „Marga I“ und „Marga II“ in Brieske.[37]

1947 folgten als weitere Demontagen das Braunkohlewerk „Werminghoff – Tagebau II“; inbegriffen waren hier 1 Förderbrücke, 30 Tagebaugeräte und andere Technik aus dem Tagebau II sowie die gesamte Brikettfabrik.

Beschlüssen der sowjetischen Militäradministration, z.B. zur Wiederaufnahme des Tagebaus Olbersdorf mussten befolgt werden.

Positiv war für die Mitarbeiter des Lauchhammerwerks, dass die Standartproduktion von Tagebautechnik für den Niederlausitzer Braunkohlebergbau wieder aufgenommen wurde. Es wurde zur Produktionsstätte der Gleisrückmaschinen, Brikettpressen, Bandstraßen, Karusselldrehbänke und Turbinenschaufeln. Auch wurden wieder emaillierte Wannen und Randkessel gegossen. Beginn der Ausbildung in den Berufen Schlosser, Elektriker, Bergknappen, Schmiede und Dreher, durch die Gründung der Bergingenieurschule in Senftenberg, welche bis 1993 bestand.

Am 23.April 1948 kam der Befehl der sowjetischen Militäradministration zur Bildung volkseigener Betriebe (VEB).[38]

Die acht Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) des Braunkohlebergbaus wurden mit den Braunkohleverwaltungen („Revierleitungen“) gegründet. Jeder VVB unterstanden vier bis sechs juristisch unselbstständige Werke, die stark eingeschränkt wurden. Jegliche Selbstständigkeiten in Planung, Produktion, Investitionen, Materialversorgung, Recht oder Finanzierung wurden entzogen.

Es folgte am 22.11.1948 auch noch die Umbenennung des Lausitzer Braunkohlereviere, veranlasst durch die Deutsche Wirtschaftskommission (Hauptverwaltung Kohle)

(s. Anlage 9.1., S. 98, Abb. 51)

1950 war der Beginn der Aufschlussbaggerung am Nullpunkt Litschen (südöstl. von Hoyerswerda) für den Tagebau „Werminghoff III“ (Tagebau Lohsa). Der Tagebau war bis 1989 in Betrieb und bewegte alleine insgesamt 1.259 Mill. m³ und fördert 315 Mill. t. Rohkohle. Das Verhältnis des Abraumes zur Kohle betrug 4:1.[39]

1951 Am 13. März verabschiedete die DDR das „Gesetz zur Sicherung der Lagestätten von Bodenschätzen gegen Bebauung“[40]. Damit wurden große Teile der Kreise Calau, Cottbus – Land, Forst, Weißwasser, Hoyerswerda, Senftenberg, und Spremberg zu Bergbauschutzgebieten erklärt, d.h. in diesen Gebieten durften ohne Genehmigung der Obersten Bergbehörde keine Investitionsvorhaben realisiert werden.

In der DDR betrug 1951 die Erzeugung von Dieselöl und Benzin aus Kohle ca. 1,05 Mill. t und sollte nach dem revidierten Fünfjahrplan auf 1,577 Mill. t. gesteigert werden. Der Anteil von Benzin: 927.000 t und Dieselöl: 650.000 t

Die Erzeugung erfolgte mit Briketts der Niederlausitzer Braunkohle in den „Fischer – Tropsch – Anlagen der BRABAG in Schwarzheide usw.. Paraffinprodukte, Schmieröl und Heizöl gehörten zu den Produkten.[41]

Unter der Leitung des Professors Dr. Ing. Erich Rammler erfolgte 1952 der Probebetrieb, zur Erzeugung von Braunkohle – Hochtemperatur – Koks (BHT – Koks), der Kokerei Lauchhammer.

Das Resultat dieses Verfahren war ein besonders festes in einer bestimmten Körnung und mit bestimmtem Wassergehalt hergestelltes Feinstkornbrikett. Dieses wurde auf Stangenpresse, ohne Bindemittel, erzeugt und dann mittels direkter Beheizung in Vertikalkammeröfen verkokt. Dieses Verfahren hatte in der metallurgischen Industrie der DDR eine große Bedeutung, da die DDR nur wenige Steinkohlevorräte hatte.

Wichtig zu DDR – Zeiten waren die Entwicklung in Technik und Wissenschaft, daher gründete man 1954 die Brennstofftechnische Gesellschaft der DDR in der deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin.

Der Abbau der Lausitzer Braunkohle erholte sich wieder und versuchte 1955 mit Grundsteinlegungen, so z.B. für den Aufbau der „2. sozialistischen Wohnstadt der DDR“ am Bahnhof Hoyerswerda, die Menschen wieder „anzulocken“.[42] (s. Abb. 4)

Abbildung 4: Montage des ersten Wohnblocks der „2. sozialistischen Wohnstadt der DDR“ am Bahnhof Hoyerswerda[43]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1959 wird eine neue Etappe der Kippenrekultivierung eingeleitet. Es gelang mit dem sog. Domsdorfer Verfahren auch tertiäre kulturfeindliche Kippen zu rekultivieren. Die frühere „Birke – Zeit“ wird abgeschlossen.

Die Birke hat einen Anteil von 53 % in den Kippenwäldern. Danach folgte die „Roteiche – Zeit“ und dieser die „Kiefer – Zeit“.[44]

1960 folgten neue Umbaumaßnahmen, so auch die Installation von elektrischen Weichenheizungen für einen störungsfreien Winterbetrieb und Ablösung der Feuerheizungen in den Gleisanlagen der Werkbahnbetriebe. 1963 wurde das erste Stahltriebwerk zum Ausblasen festgefrorener Rohkohle in den Kohlewagen, während des Winterbetriebs aufgebaut. Zusätzlich erfolgte 1963 eine schrittweise Umstellung der Entwässerungsanlagen von Strecken– auf Großflächen–Filterbrunnenentwässerung, die bis 1964 abgeschlossen waren. Positiv anzumerken war, dass dadurch die körperlich schwere Arbeit unter Tage beseitigt war.[45]

1964 Erste Generatoren des Druckgaswerkes in Schwarze Pumpe speisen das Ferngasnetz.

Folgend wurden 1965 durch 16 Generatoren Gas an das Verbundnetz der DDR geliefert. Der Endausbau ist bis 1969 geplant. Die Druckvergasung produzierte dann jährlich

3,8 Mrd. m³ Gas, mehr als alle Gaswerke der DDR zuvor.

Mittlerweile arbeiteten nahezu 40% aller Arbeiter und Angestellten der Industrie im Bereich Cottbus, im Braunkohlebergbau. Die Braunkohleindustrie des Bezirkes Cottbus war an den DDR – Quoten wie folgt beteiligt[46]:

45,0 % der Braunkohleförderung

42,5 % der Brikettproduktion

40,3 % der Elektroenergieerzeugung

32,9 % der Stadtgasproduktion

1968 war der Beginn der Filterbrunnenentwässerung im Tagebau Nochten (südwestlich von Weißwasser), der teilweise Entwässerungsschächte in 80 m Tiefe hatte. Durch die Filterbrunnenentwässerung konnte das Wasser gereinigt und den umliegenden Flüssen wieder zugeführt werden.

Aber nicht nur die Filterbrunnenentwässerung wurde neu eingeführt, es folgte auch eine Grundsteinlegung für das Kraftwerk Boxberg unweit der Ortslage Boxberg (südlich von Weißwasser). Dessen installierte Leistung 3.000 MW betrug.

Ein Jahr später kam der Produktionsbeginn für Braunkohle – Hochtemperatur – Koks und Gas in der Kokerei Schwarze Pumpe.[47]

1976 war ein bedeutendes Ereignis für die umliegende Bevölkerung, denn man konnte den Transport der Förderbrücke F 34 Nr. 19 als erste Abraumförderbrücke der Welt in Längsrichtung über Land vom Tagebau Lohsa zum Tagebau Bärwalde beobachten.

Die von der bergbaulichen Wasserwirtschaft entwickelte Dichtwandtechnik wird erstmals 1979 im Tagebau „Jänschwalde“ angewendet.

Die Technik kommt von 1983 – 1993 im Tagebau Berzdorf und ab 1993 im Tagebau Cottbus – Nord zum Einsatz. Vorgesehener Abschluss dieser Anwendung war das Jahr 2005. Bei Dichtwandtechnik wird ein Schlitz im Boden ausgehoben. Zur Stabilisierung des Schlitzes wird eine stützende Flüssigkeit (i. d. R. Bentonitsuspension) in den Schlitz eingefüllt. Nach Ausheben der vollen Schlitztiefe wird ein Bewehrungskorb eingeführt und die stützende Flüssigkeit durch Beton ersetzt. Bei Einphasenschlitzwänden wird der stützenden Flüssigkeit ein Bindemittel (i. d. R. Zement) zugesetzt, so dass die stützende Flüssigkeit ohne Austausch erhärtet. Sinn der Methode ist, dass kein Wasser eindringen kann bzw. konnte.

Stand der DDR in Bezug auf die Braunkohlegewinnung

Die DDR hielt mit 30% Anteil an der Braunkohlegewinnung der Welt, Jahresförderung über 255 Mill. t, eine Spitzenposition.

Tabelle 8: Braunkohleförderung der einzelnen Länder ( in Mill. t)[48]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

*1976

Um den geplanten Zuwachs an Primärenergie von 2,7 pro Jahr zu sichern, wurde die Förderung noch weiter gesteigert. Die Primärenergie bestand zu der Zeit aus etwa 80 % Braunkohlegewinnung. Ein drittel der Investitionen dienten der Kohle und der Energie, sie sicherten das Überleben. Wirtschaft und Bevölkerung waren von ihr abhängig.

Der direkte Weg der Kohle war vom Abraum ins Kraftwerk verarbeitet in Staub oder Briketts für die Stromerzeugung.

Tabelle 9: Stromerzeugung der DDR (in Mill. kWh)[49]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1989 Die „Kampfgruppen der Arbeiterklasse“ wurden aufgelöst und die Waffen sicher verwahrt. Gesellschaftliche Organisationen wie FDJ, DSF und FDGB lösten sich auf.

Nach 1989 erfolgte die Reorganisation, Modernisierung und Privatisierung der Staatsbetriebe bzw. Braunkohlekombinate der DDR durch Treuhand. Die Gründung der Gesellschaft entsprach einer Vereinbarung zwischen Regierung der DDR mit der Rheinbraun AG.

Tabelle 10: Produktionsbilanzen (Stand 1989)[50]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Legende:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auch wenn die 17 Tagebaue und die 23 Brikettfabriken bis 1994 durchgehend betrieben wurden, kann man hier an der Tabelle sehr schön eine Kettenreaktion bzw. einen systematischen Abbau erkennen. Je mehr der Anteil der abgebauten Rohbraunkohle sank, um so mehr sank auch die Zahl der Briketts z. B., und am Ende sanken natürlich auch die Zahl der Arbeitnehmer. Die Folge der Absenkung waren also Entlassungen und Schließungen bzw. Stilllegungen.

Zum Vergleich zu den 195,1 Mio. t. im Jahr 1989 aus den 17 Tagebauen, waren es 2002 nur noch 59,3 Mio. t Rohkohle aus 4 Tagebauen.[51]

1990 wurde die Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG) gegründet.

1. Juni 1991 – 3.850 Arbeitnehmern der LAUBAG, deren Arbeitsplätze, aufgrund der Schließungen der Tagebaue, gefährdet waren, arbeiten an acht Großobjekten sowie weiteren 49 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit der Sanierung und Rekultivierung alter Tagebauflächen und Produktionsstandorte. Von den dafür im Jahr 1991 benötigten 178,88 Mill. DM wurden der größte Teil durch die Bundesanstalt für Arbeit bereitgestellt. 27, 7 Mill. DM steuerten die Länder Brandenburg und Sachsen bei.

1991 nahm der Anteil der Gesamtbelegschaft, aufgrund rückläufiger Rohkohleproduktion um 8.515 (17,9 Prozent) ab.

Mit der Wende, also der Transformation zur Marktwirtschaft 1989 bzw.1990, änderten sich die ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen, die technischen Sicherheitsbestimmungen und strengere Umweltvorschriften galt es mit größerer Sorgfalt zu beachten.

Am 22.Oktober 1992 legten Bundeskanzler Kohl und Manfred Stolpe den Grundstein für den Aufbau von Rauchgasentschwefelungsanlagen, für 3 Mrd. DM, in Kraftwerken.[52] Mit Schwarze Pumpe und Boxberg verfügte bzw. verfügt die Lausitz über die derzeit modernsten und effektivsten Braunkohlewerke in Deutschland.[53]

Am 21.1. 1993 forderten 8000 Berg– und Energiearbeiter der Lausitz den Erhalt der Braunkohleförderung in der Lausitz. Am 5. 10.1993 forderten dann schon 20.000 Frauen und Männer, auf einer Kundgebung der LAUBAG, mit der Vernichtung der Arbeitsplätze Schluss zu machen und den Absatz von Brennstaub zu sichern. Unzählige Menschen versuchten sich gegen die kommende Politik zu wehren, doch viel half es nicht. Unzählige Brikettfabriken, Kokereien und Tagebaue wurden stillgelegt und außer Betrieb gesetzt.

1993 wurde ein neues, modernes Heizwerk in Löbau gebaut und in Betrieb genommen – der Braunkohlestaub für die Grundlast und Heizöl für die Spitzenzeit.

Das Sächsische Staatsministerium genehmigte die Braunkohlepläne für die Tagebaue Reichwalde und Nochten (um Weißwasser).[54]

Es folgten und es werden in den nächsten Jahren noch viele Beschlüsse und Maßnahmen für und gegen den Tagebau folgen. Heute beträgt die Braunkohleförderung knapp ein Drittel der einstigen DDR – Fördermenge und nimmt in seiner wirtschaftlichen Bedeutung eher eine untergeordnete Rolle ein.[55]

Es bestehen heute noch fünf Tagebaue, in der Lausitz, die im Vergleich mit dem Rheinland, Mitteldeutschland, Helmstedt, Hessen und Bayern stehen.

Die Lausitz nimmt bei der Braunkohleförderung in Deutschland den zweiten Platz ein.

1996 verband sich die Lausitzer Bergbau – Verwaltungsgesellschaft mbH (LBV) mit der Mitteldeutschen Bergbau – Verwaltungsgesellschaft (MBV) zur Lausitzer / Mitteldeutschen Bergbau – Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV)

Tabelle 11: Tabelle Braunkohleförderung in der Bundesrepublik Deutschland 1989 und 1996 (Deutscher Braunkohlen – Industrie – Verein e.V. 1997)[56]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

¹Erweiterung der Tabelle mit Zahlen vom Jahr 2004[57]

* keine Angaben für 2004

Im Grunde kann man in dieser Tabelle ganz klar erkennen, wo die Förderung sich von 1989 und 1996 ähnelt und in welchen Gebieten ganz stark reduziert wurde.

Das Land verfügt über Ressourcen an Braun – und Steinkohle u.s.w. und im Vergleich mit anderen Ländern steht Deutschland in der Braunkohleförderung auf Platz 1., doch die Braunkohleförderung ist weitgehend subventionsfrei.

Für die Lausitz ist der Braunkohlebergbau immer noch dominanter „Signifikant“ und dort befindet sich nach der niederrheinischen Bucht die zweitgrößte Lagerstätte Mitteleuropas.[58]

Es existieren noch 5 Tagebaue, wobei der fünfte Tagebau ,Reichwald, zurzeit gestundet wird. In Nochten, Jänschwalde, Cottbus – Nord und Welzow – Süd wird noch Braunkohlebergbau betrieben.

Die zukunftsorientierten Investitionen liegen „vor allem in der Modernisierung der Fördertechniken“ und der „Leistungssteigerung“ verringern sich immer mehr.

Die Investitionen gehen mehr in die Richtung „zur Einhaltung und Unterbietung von Umweltschutzauflagen: Verringerung von Lärm, Staub u.a.“[59]

Der Trend, das Zerstörte wieder herzustellen, stieg und steigt immer mehr. Die Rekultivierung wurde „zum Ersatz“ für die fehlenden Tagebaue und zur Aufgabe, den Schaden zu vermindern.

4. Die Folgen des Tagebaus für Natur und Mensch

Der Tagebau steht und stand immer in einem Pro – und Contra Konflikt.

Auf der einen Seite ist es die Nutzung gegebener Ressourcen und auf der anderen Seite zahlt die Natur und der Mensch einen hohen Preis dafür – denn alles was vorher „zerstört“ wurde, muss wieder erneuert und aufgebaut werden, mit dem Wissen, dass es so wie früher nie wieder sein wird.

Der Bergbau ist von vielen Faktoren abhängig und zieht einen ganzen Kreislauf mit sich. Die Technik, die Nutzung und das Geld für Gewinnung, Aufbereitung, Aufarbeitung und Transport des Rohstoffs; das sind Faktoren, die den Bergbau von sich abhängig machen.

Natürlich kommen das Beachten der Besiedlungsdichte, der vorhandenen Bebauung, die Infrastruktur, die Bodenqualität und jahrhundertlang gewachsene Kulturlandschaften hinzu. Sicherlich kann es vorkommen, dass eine Schonung einiger Faktoren nicht vorgenommen werden kann, weil der Bergbau an die gegebenen Lagerstätten gebunden ist. Man sollte sich aber über die Konsequenzen im Klaren sein und in einem intensiven und verantwortungsvollen Prozess versuchen das gegeneinander abzuwägen.[60]

Doch der Lauf der Geschichte zeigte, dass die Prioritäten früher anders lagen, vor allem die wirtschaftsorientierte DDR, veränderte, teilweise ohne über die Konsequenzen nachzudenken, die Landschaft und das Leben der Menschen.[61]

Ganze Landmarken verschwanden oder sind unwiederbringlich verloren gegangen.

Das rasende Wachstum der Erschleißung immer neuer Gebiete, hat eine lange „Heilungszeit“ zur Folge.

Wo Kohle abgebaut wird gibt’s auch Arbeit und so kam es dass immer mehr Menschen aus Osteuropa und dem Umland in die Lausitz kamen, um zu arbeiten.

Die Menschen, die in das Gebiet wanderten, mussten ja irgendwo untergebracht werden, schließlich benötigte man sie ja als Arbeitskräfte. Dafür wurden für die Arbeiter Werksiedlungswohnungen gebaut.

Zu Begin wurden die Wohnungen provisorisch, teilweise auch „schäbig“ und massenweise erbaut. Da der Zustand der Wohnungen schlecht für die Wirtschaft gewesen wäre und so die Gefahr groß war diese Arbeitskräfte aus Osteruropa und Umland wieder zu verlieren, verbesserte man die Bedingungen, denn es sollte sich keine Slumbildung vollziehen.

Auch konnte die Bebauung für ein Dorf eine Dorfaufbrechung als Folge bedeuten, da meist genauso viele Arbeiter vorhanden waren, wie Dorfbewohner.

Deshalb erbaute man nun am Rand der Dörfer und Kleinstädte ganze Wohnsiedlungen und Kolonien, wo die Angestellten mehr für sich leben konnten.

Die älteste Wohnsiedlung entstand 1870 in unmittelbarer Nähe der „Henckelschen Werke“ bei Rauno und der Grube „Emilie“. Das war natürlich auch wichtig, um die Arbeiter an sich, den Bergbau und die Unternehmen zu binden und so die „Werkswohnungen als „Akt der sozialen Disziplin“ zu entwickeln“.[62]

Die berühmteste und „schönste“ ist die Siedlung „Marga“ bei Brieske, wie ich bereits in Punkt 3. beschrieben habe.

Die Siedlung war eng mit den Werksanlagen verbunden und sollte alles, was man zum Leben benötigt wird, beinhalten. So entstand im Jugendstil und kreisrund angeordnet eine Gartenstadt mit ca. 100 Siedlungshäuser und einer Schule, Kirche, einem Kaufhaus, Gasthaus, einer Bäckerei und Fleischerei, die um einen Marktplatz herum angeordnet waren. (seit 1980 steht sie unter Denkmalschutz)

Es folgten der Gartenstadt „Marga“ noch viele weitere Siedlungen. Im Jahr 1913 wurden die Wohnungen schon von 15 – 20 % der Arbeiter des Reviers bewohnt und 1919 gab es dann schon 4.893 fertige und 520 unvollendet Werkswohnungen.

Die Menschen, die von der Umsiedlung betroffen waren hatten weniger Glück. Ab 1950 musste sich nämlich konzentriert darum gekümmert werden, dass die Menschen, denen das Haus überbaggert wurde, auch ein neues zu Hause bekamen und so entstanden in industrieller Plattenbauweise die so genannten „Satellitenstädte in Senftenberg, Lauchhammer, Lübbenau, Spremberg, Cottbus, Weißwasser und dem Kleinstädtchen Hoyerswerda“.[63]

Tabelle 12: Einwohnerentwicklung in vier Städten von 1950 und 1983[64]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Verstädterung war eine erhebliche Belastung für die Infrastruktur und das Verkehrsaufkommens und die Plattenbauten verschönerten nicht gerade das Landschaftsbild. Straßen wurden verbreitert, neu angelegt oder betoniert. Auch das Schienenetz wuchs stetig an. Das Gebiet wuchs und der Wald schrumpfte, mit ihm die Anzahl der Tiere. Der Bergbau zog viele Folgen mit sich, die meist negativ waren. Auf die wichtigsten Folge möchte ich auf den folgenden Seiten erläutern-

4.1. Das Wasser

Zu allen Zeiten des Bergbaus spielt das Wasser eine Rolle. Zum einen positiv genutzt als Wasserkraft, aber meist negativ, dort wo es bei der Arbeit als Grundwasser stört und beseitigt werden muss.

Doch ist diese Betrachtung nicht zu einseitig - was bedeutet die jahrelang Entwässerung und somit das Absinken des Grundwasserspiegels für das Wasser, die Natur und die Region, die darauf angewiesen ist?

Der Aufwand der Beseitigung des Wassers bestimmte das Überleben und die Wirtschaftlichkeit der Gruben. Gerade die Beschaffenheit der Lausitz und ihre hydrologische Ausgangssituation erhöhten das Problem. Der Bergbau im Festgestein hat es naturgemäß leichter, als der Abbau in „wassergesättigten Lockergebirgen“.[65]

Zu Beginn des Abbaus, als dieser noch überwiegend oberflächlich stattfand, musste man nur auf den Niederschlag achten und was sich auf der Oberfläche an Wasser befand.

Nachdem die Lagerstätten über dem natürlichen Grundwasserspiegel nicht mehr abbaubar waren, war man gezwungen tiefer in das Erdreich einzudringen. Doch je tiefer man vordrang, desto mehr Wasser gab es zu beseitigen. Das Wasser staute sich an der Grubensohle und musste ständig abgeschöpft oder weggepumpt werden.

Schächte wurden ausgehoben und sorgten dafür, dass das Wasser abfließen konnte.

Die Schächte konnten schon mal bis zu 80 m unter der Erde verlaufen.

Im Grunde waren die Stollen, die Untertage gebaut wurden, wichtig für die Sicherheit Übertage .

Die „bergmännische Wasserwirtschaft“ musste geeignete Technologien zur Blockade des Wassers im Tief – und Tagebau entwickeln. Diese Entwicklung kosteten viel Geld und viel Zeit, die man gern für den Bergbau in Kauf nahm.[66]

Im Tiefbau war es wichtig dafür zu sorgen, dass wasserdichte Schächte durch das „wassergesättigte Gebirge“ gebaut wurden und so das Flöz „abzuteufen“, so dass kein Wasser in die Flöze eindringen konnte.

Die ersten eingesetzten Verfahren, Bsp. Grube „Marga“ 1905, kamen aus der Brunnen – und Tiefbautechnik. Dazu bohrte man viele 10 m tiefe, mit Filterrohren bestückte Bohrlöcher, die in 10 m Abstand voneinander standen und pumpte mit sog. Kreiselpumpen das fließende Wasser ab. Da die Kreiselpumpe nicht über die 10 m Tiefe hinaus kamen, war man gezwungen, das Gebiet nach dem Bohren zu öffnen und auszubauen, um dann wieder erneut auf dem Grund 10 m tief zu bohren. Dieses Verfahren hatte einen immensen Aufwand und nahm viel zu viel Zeit in Anspruch.[67] (s. Anlagen 9.2., S. 107, Abb. 64)

In Folge dessen wurde die Feldesentwässerung bis und nach 1960 eingesetzt.

Ab Mitte 1960 mit der Einführung der Filterbrunnenentwässerung wurde die Entwässerung über Tiefbaustrecken beendet und die Stollen wurden geflutet

Diese Methode hat bis heute angehalten, mit ihr kann man mit tiefen Filterbrunnen und elektrischen Unterwassermotorpumpen eine großflächige Entwässerung bis ins „Kohlenliegende“ vornehmen.[68]

Weitere Verfahren für die Entwässerungen waren die Dichtwandtechnik und der Kiesklebefilter. Beim Prinzip der Dichtwandtechnik, bleibt das Wasser auf der Seite der Dichtwand erhalten, die sog. „Wasserseite“, während auf der anderen Seite das Grundwasser abgesenkt wird.

Offene oder geschlossene Innfiltration durch Gräben, Brunnen und Sickerleitungen sind auch ein Schutz gegen Grundwasserabsenkung. Dabei wird eine Art Wasserwand erbaut, die die Absenkung im Feuchtgebiet verhindert.[69]

Ein weiterer Aspekt, nämlich der gegen den Bergbau spricht, sind die Auswirkungen der Grundwasserabsenkungen auf das Flussgebiet, im Fall Lausitz, „die Schwarze Elster“, „die Neiße“ und die „Spree“.

Anfang des 20 Jahrhunderts hatte die Tagebauentwässerung im 2. Lausitzer Flöz Auswirkungen auf die „Schwarze Elster“. Der Fluss wurde für die Freilegung von Kohlefeldern, besonders zwischen Hoyerswerda und Senftenberg, mehrmals verlegt und bekam so einen völlig neuen Verlauf und ein „verbreitetes und eingedeichtes Flussbett“.[70]

Mit dem Aufschluss der Tagebaue im Raum Knappenrode – Lohsa setzte auch eine Beeinträchtigung des Flusses Spree ein. Diesem Einfluss folgte teils eine Erhöhung des abfließenden Wassers von beiden genannten Flüssen. Durch die ständige Steigerung des Abbaus und Zunahme der Größe der Tagebaue kam es zu einer immer steigenden „Wasserhebung bei immer stärkeren Einfluss in die statischen Grundwasservorräte der Niederlausitz“.[71]

In den Veränderungen, die zugeführten „Sümpfungs – und Wassermengen“, kann man ganz klar die Tagebauentwicklung erkennen. 6 bis 7 m³ Wasser mussten pro Tonne Kohle gehoben werden. Zu Spitzenzeiten der Förderung, so z.B. 1980, bedeutete das bei jährlich 200 Mio. t geförderter Rohkohle – 1.200 Mio. m³ Wasser, das gehoben werden musste.

Hinzu kam noch, dass durch die ständige Grundwasserabsenkung sich „der Absenkungstrichter um die Tagebaue immer mehr vergrößerte“[72] und am Ende ein riesiges Absenkungsgebiet, mit einer Größe von über 2.000 m² entstand. In diesen Zusammenhang entstand ein Grundwasserdefizit von 13 Mrd. m³, davon entfielen ca. 4 Mrd. m³ auf die durch den Bergbau geschaffenen Restlöcher und ca. 9 Mrd. m³ auf entwässertes Porenvolumen in die umliegenden Gesteinschichten (Lockergestein).

Durch den Rückgang der Förderung und die folgenden umfangreichen Sanierungskonzepte, wobei das abfließende Niederschlagswasser in die Flüsse Schwarze Elster und Spree zurückgeführt wurde, konnte das Defizit auf 8 Mrd. m³ reduziert werden.[73]

4.2. Die Kippen

Die Lausitz war und ist im Bezug auf den Boden von vornherein im Nachteil. Das Deckgebirge beträgt in der Lausitz 40 – 120 m und besteht vorrangig „aus tertiären und quartären Sanden und Kiesen mit Zwischenlagerungen von Schluffen, Geschiebmergel und Tonen“.[74]

Diese Substrate werden dann getrennt gewonnen und zum Aufschütten der Kippen bei der Rekultivierung mit genutzt, doch in der Lausitz gibt es diese Substrate nicht. Hier befinden sich weniger geeignete Stoffe, die man dann noch bodenchemisch verbessern müsste.[75]

Während der Zeit des manuellen Abbaus, entstanden aufgrund der wenigen Menge nur geringe Abtrags – und Kippenhöhen und waren so auch für die „hydrologischen Bedingungen unkompliziert“.

Man beachtete weniger die Auswirkungen, die der Tagebau mit sich brachte bzw. bringt, denn man war vorrangig auf die Sicherheit des Tagebaus bedacht, deshalb entwässerte man, ohne auf die „Schwächzonen und geologischen Störungsbereiche bzw. auf die Standfestigkeit der Gebirgsschichten“[76] zu achten.

Mit dem Erweitern der Kohleförderung in Weite und Tiefe musste man irgendwann erkennen, dass neben dem Wasser noch andere Probleme entstehen können. Man musste sich über die Beschaffenheit des Gebirges, des Bodens und auch um die Gewährleistung der Sicherheit für Mensch, selbst für die Technik, im Klaren werden. Durch Forschung und Beobachtung konnten die Forscher bis Anfang der 50er Jahre wesentliche Erkenntnisse auf diesem Gebiet erlangen. Der Abstand des Baggers im Tiefschnitt oder von der Böschungsoberkante waren wichtige Erkenntnisse, worauf es zu Vorlandvergrößerungen kam.

Ein viel größeres Problem war das Kippenrutschen, (s. Anlage 9.2., S. 107, Abb. 65 - 67) das man 1930 durch „die Rücknahme der haldenseitigen Brückenabstützungen aufs Kohlenplanum“[77] verhindern wollte. Aber Kippen waren und sind keine gewachsenen Landschaften, sie bestehen aus locker liegenden Sanden und neigten entweder dazu sich bei steigendem Grundwasser zu verflüssigen z.B. Tagebaurestlöcher, oder bei Grundwasserentzug kam es zu großen Hohlräume. Die Folge waren Rutschungen oder viel schlimmer das Setzungsfließen, eine Form der Rutschung.

[...]


[1] Redewendung zu Beginn des vorigen in der Lausitz; Laubusch, Leben und Arbeit im Wandel der Zeit, 2000; S.43

[2] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 9

[3] Braunkohletagebau und Rekultivierung, 1998; S. 473

[4] Landschaft vom Reissbrett, 1981; S. 12

[5] Landschaft im Reissbrett, 1981; S. 26;

[6] Landschaft im Reissbrett, 1981; S. 26;

[7] Landschaft im Reissbrett, 1981; S. 27;

[8] Der Braunkohlebergbau um Döbern und Weißwasser, 2001; S. 3

[9] Der Braunkohlebergbau um Döbern und Weißwasser, 2001; S.3

[10] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 13

[11] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 18

[12] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 21

[13] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 52

[14] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 40

[15] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 24

[16] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 45

[17] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 50

[18] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 57

[19] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 65

[20] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 62

[21] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 62

[22] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 62

[23] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 78

[24] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 79

[25] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 83

[26] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 89

[27] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 91

[28] Leben und Arbeit im Wandel der Zeit, 2000; S. 82

[29] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 91

[30] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 97

[31] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 103

[32] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 103

[33] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 107

[34] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 107

[35] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 116

[36] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 125

[37] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 125

[38] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 128

[39] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 131

[40] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 131

[41] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 132

[42] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 137

[43] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 137

[44] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 124

[45] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 141

[46] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 145

[47] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S. 146

[48] Landschaft vom Reissbrett, 1981; S.12

[49] Landschaft vom Reissbrett, 1981; S.13

[50] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlerevier, 2000; S. 162

[51] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 13

[52] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S.171

[53] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 13

[54] Drei Jahrhunderte Lausitzer Braunkohlebergbau, 2000; S.174

[55] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S.12

[56] Braunkohletagebau und Rekultivierung; S. 5

[57] Braunkohle in Deutschland; 2005, S.11

[58] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S.13

[59] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S.12

[60] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 60

[61] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 6

[62] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 61

[63] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 62

[64] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 62

[65] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 53

[66] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 53

[67] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 54

[68] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 55

[69] Braunkohle und Umwelt, 1999; S. 10

[70] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 55

[71] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 55

[72] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 55

[73] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 56

[74] Braunkohletagebau und Rekultivierung, 1998; S. 455

[75] Braunkohletagebau und Rekultivierung, 1998; S. 455

[76] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 57

[77] Bergbau in der Niederlausitz, 2005; S. 57

Ende der Leseprobe aus 138 Seiten

Details

Titel
Tagebaurekultivierung unter ökologischen und ökonomischen Aspekten am Beispiel der Lausitz
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
138
Katalognummer
V89233
ISBN (eBook)
9783638026239
Dateigröße
28700 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tagebaurekultivierung, Aspekten, Beispiel, Lausitz, Tagebau
Arbeit zitieren
Enrico Frohs (Autor:in), 2006, Tagebaurekultivierung unter ökologischen und ökonomischen Aspekten am Beispiel der Lausitz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89233

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