Typische Vertreter des literarischen Expressionismus


Hausarbeit, 2005

27 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einführung

2. Autoren des Expressionismus
2.1 Autorenliste
2.2 Kurzbiographien, Werke und Wirkung
2.2.1 Georg Heym (1887-1912)
2.2.2 Georg Trakl (1887-1914)
2.2.3 Jakob van Hoddis (1887-1942)
2.2.4 Ernst Stadler (1883-1914)
2.2.5 Oskar Loerke (1884-1941)
2.2.6 Georg Kaiser (1878-1945)

3. Gottfried Benn und Else-Lasker Schüler, zwei bedeutende Lyriker
3.1 Gottfried Benn (1886-1956): Leben und Werk
3.1.1 Kurzbiographie
3.1.2 Lyriker, Prosaist und Essayist
3.2 Else Lasker-Schüler (1886-1945): Leben und Werk
3.3 Die Beziehung Else Lasker-Schüler-Gottfried Benn

4. Prosaisten des Expressionismus
4.1 Carl Einsteins „Bebuquin“
4.1.1 Inhaltsskizze
4.1.2 Einsteins Literaturtheorie
4.1.3 Die Figuren im „Bebuquin“

5. Dramatiker des Expressionismus
5.1 Walter Hasenclever (1890-1940)
5.1.1 Nirwana - Eine Kritik des Lebens in Dramenform
5.1.2 Weitere Dramen Hasenclevers
5.2 Weitere Dramatiker des Expressionismus

6. Unterrichtsentwurf

7. Schlusswort

8. Literaturverzeichnis

1 Einführung

Die Unmittelbarkeit der literarischen Werke zur Zeit des Expressionismus äußert sich bereits signifikant in der Themenwahl jener Autoren, durch welche das Lebensgefühl einer in extremer Beschleunigung begriffenen Gesellschaft eingefangen wird:

Im Mittelpunkt stehen Großstadt, Technik, Elend, Gewalt und Sexualität.

Erfahrungen der Orientierungslosigkeit, Sinnsuche und Bedrohung werden gehäuft inmitten der Thematisierung von Grenzbereichen menschlichen Erlebens in Bezug gesetzt. Im Zuge dessen artikuliert sich innerhalb expressionistischer Literatur stets eine Tendenz zum Ekstatischen. Auffällig häufige Wechsel zwischen Begeisterung und Verzweiflung sind Indikatoren für das ‚schwelende’ Gefühlschaos des zeitgenössischen Erlebens und werden gleichsam den Extremformen menschlichen Fühlens und Verhaltens ins Zentrum des (literarischen) Interesses gerückt. Zusammengefasst tauchen Rausch, Wahnsinn, Krankheit und Kriminalität -verallgemeinert quasi jegliche Anomalität- immer wieder in den verschiedensten Variationen auf. Dabei kommt vor allem bezüglich der Darstellung angestrebter »Wirklichkeitszertrümmerung« (Gottfried Benn) den formalen Mitteln ein großer Verdienst zu: Reihungsstil, Metaphorik, Chiffren, Konnotationen, und Neologismen stellen besonders in der Lyrik epochentypische Merkmale dar.

Gattungsübergreifend lassen sich Strukturen der Verdrängung des kausal-linearen Erzählens durch einen assoziativ-rhapsodischen Stil festhalten. Sowohl Symbolik als auch Metaphorik erfuhren bis dato ungeahnte Erweiterungen in ihrer literarischen Verarbeitung. Bishin zum völligen Verlust von Satzkonstruktionen wurde die Syntax teils gesprengt (prototypisch dafür kann August Stramms (1874–1915) Gedicht „Patrouille“ betrachtet werden, welches, fast nur aus Reihungen von Ein-Wort-Zeilen bestehend, einen radikalen Bruch mit der Lyrik des 19. Jahrhunderts darstellt).

Trotz der Tatsache, dass viele typische Vertreter auch -zwar meist lyrisch gefärbte- Kurzprosa schrieben, in welcher neue Ausdrucksmöglichkeiten erprobt wurden, blieb jedoch die Lyrik stets die dominierende Gattung innerhalb des Expressionismus.

Ziel vorliegender Arbeit soll es im folgenden Teil sein, typische Vertreter jener kurz charakterisierten Epoche vorzustellen. Dabei finden zunächst möglichst viele vordergründig Erwähnung, um dem Anspruch einer Überblicksdarstellung gerecht zu werden. Die Darstellung Gottfried Benns und Else Lasker-Schülers erfolgt schließlich akzentuierter und vertiefter.

2 Autoren des Expressionismus

2.1 Autorenliste

- Else Lasker-Schüler (1869-1945)[1]
- Ernst Barlach (1870-1938)
- August Stramm (1874-1915)
- Theodor Däubler (1876-1934)
- Ferdinand Hardekopf (1876-1954)
- Carl Sternheim (1878-1942)
- Georg Kaiser (1878-1945)
- Alfred Döblin (1878-1957)
- Ludwig Rubiner (1881-1920)
- Paul Zech (1881-1946)
- Leonhard Frank (1882-1961)
- Ernst Stadler (1883-1914)
- René Schickele (1883-1940)
- Gustav Sack (1885-1916)
- Paul Boldt (1885-1921)
- Carl Einstein (1885-1940)
- Fritz von Unruh (1885-1970)
- Kurt Hiller (1885-1972)
- Max Herrmann-Neisse (1886-1941)
- Albert Ehrenstein (1886-1950)
- Gottfried Benn (1886-1956)
- Georg Heym (1887-1912)
- Georg Trakl (1887-1914)
- Robert Müller (1887–1924)
- Jakob van Hoddis (1887-1942)
- Alfred Wolfenstein (1888-1945)
- Franz Jung (1888-1963)
- Heinrich Lersch (1889-1936)
- Alfred Lichtenstein (1889-1914)
- Karl Otten (1889-1963)
- Ernst Blaß (1890-1939)
- Walter Hasenclever (1890-1940)
- Franz Werfel (1890-1945)
- Kasimir Edschmid (1890-1966)
- Iwan Goll (1891-1950)
- Johannes R. Becher (1891-1958)
- Ferdinand Bruckner (1891-1958)
- Ernst Toller (1893-1939)
- Hans Henny Jahnn (1894-1959)
- Walter Mehring (1896-1981)

2.2 Kurzbiographien, Werke und Wirkung

2.2.1 Georg Heym (1887–1912)

Georg Heym, der sich bereits zu Lebzeiten den Beinamen „das poetische Genie“ verdiente, stammte aus gut bürgerlich-konservativen Verhältnissen.[2] Die ungewöhnlich häufigen Schulwechsel in seiner Kindheit machten ihm stets schwer zu schaffen. Sie waren der Anstellung des Vaters als Anwalt und den damit verbundenen zahlreichen Berufsstandortwechseln geschuldet. Infolge dessen erlebte er nach eigener Aussage eine sehr „freudlose Gymnasialzeit“ und fiel bezüglich Leistung und Betragen als Schüler des Öfteren negativ auf.

1907 nahm er ein Jurastudium in Würzburg und Berlin auf, wo er enge Kontakte zum frühexpressionistischen Kreis „Neuen Club“ um Kurt Hiller knüpfte. Nachdem er 1911 das juristische Staatsexamen abgelegt hatte, begann er ein Gerichtsreferendariat, welches er jedoch alsbald zugunsten einer Dolmetscherausbildung unterbrach. Heym bewarb sich in seinem recht kurzen Leben mehrfach erfolglos als Fahnenjunker beim Militär. Sein früher Tod ist als tragisches Unglück zu bezeichnen: Beim Schlittschuhlaufen auf der Havel brach er ein und ertrank.

Von seinem literarischen Schaffen her gilt Heym neben Trakl als bedeutendster Lyriker des Frühexpressionismus.[3] Es ist überliefert, dass er psychisch sehr unter der vor „Wahnsinn knallenden Zeit“ samt deren Gesellschaft litt, woher vermutlich auch die tiefe Zerrissenheit in seiner Dichtung herrührte. Tagebuchaufzeichnungen bekräftigen, dass er „am liebsten Terrorist“ gewesen wäre. Zumindest „hoffte [er] jetzt wenigstens auf einen Krieg“. Bevorzugte Thematik seiner Werke war die ‚Großstadt’. So beschwor Heym beispielsweise in „Der Gott der Stadt“ (1910) den Gott ‚Baal’, welcher die anonyme Stadt als Ort zivilisatorischen Fortschritts vernichtet. „Der Krieg“ (1911), ein weiteres Gedicht aus des Dichters Feder, kann als Vorahnung des Ersten Weltkrieges interpretiert werden. Es entstanden die beiden Gedichtbände „Der ewige Tag“ (1911) und „Umbra vitae“ (1912). Heyms Lyrik wohnt zumeist etwas Apokalyptisches inne, was durchaus durch die ihm innewohnende, rundum negative Zeitsicht begründet werden kann. So handelt seine Kurzprosa „Der Dieb“ (posthum, 1913) exemplarisch signifikant von „irrsinnfiebernden Kranken, Gelähmten und Leichen“. Dabei verarbeitete er stets die Thematik des „Grauenhaften“ - nicht, um sie auszukosten, sondern als Symbol für die Absurdität des Daseins (siehe auch „Abends“). Formale Strenge innerhalb der Gedichte (konventionelle Vierzeiler u. Sonette) bildeten die Ausnahme seiner sonst so „entfesselten“ poetischen Produktion. Heyms Schaffen übte großen Einfluss auf die moderne deutsche Lyrik aus, sodass man seine Dramen gar als epigonal (‚große Vorbilder’) wertete. Die Gedichtbände des Schriftstellers stellen Prototypen jener apokalyptischen Emphase des Expressionismus dar.

2.2.2 Georg Trakl (1887-1914)

Trakl verlebte seine Kindheit als Sohn eines Eisenhändlers meist wohlbehütet. In der 7. Jahrgangsstufe verließ er wegen schlechter Leistungen das Gymnasium in Salzburg. 1892 wurde seine Schwester Magarete geboren, mit der ihn Zeit seines Lebens eine tiefe, fast inzestuöse Liebe verband. Sie wurde prägend für Trakls Schaffen. 1904 bis 1906 verfasste er erste schriftstellerische Arbeiten und wurde Mitglied des literarischen Zirkels „Apollo“, später „Minerva“. Frühzeitig genoss er das Leben eines ‚Künstlers’. Im Zuge dieses exzessiven Lebensstils suchte Trakl häufig Wirtshäuser und Bordelle auf, konsumierte Opium und Chloroform.[4] Seine Neigung zu Rauschmitteln ging mit einem von ihm absolvierten Apothekerpraktikum einher. Schließlich studierte er von 1908 bis 1910 sogar Pharmazie in Wien. Durch die Aufnahme eines bürgerlichen Berufes als Apotheker versuchte er, Halt im Leben zu finden. Er scheiterte jedoch, sodass die folgende Zeit von Drogenexzessen, Depressionen und Geldnöten bestimmt war. Schließlich wurde Ludwig von Ficker zu seinem Gönner und väterlichen Freund (Er veröffentlichte auch posthum Trakels letzte Dichtungen, u.a. „Klage“, „Grodek“, „Offenbarung und Untergang“). 1914 kommt der Lyriker im Ersten Weltkrieg an die Ostfont („Grodek“), erträgt die Kriegsgräuel jedoch nicht. Er erleidet einen Nervenzusammenbruch, welcher ihn sogar zu einem Selbstmordversuch treibt. Seine Verzweiflung mündete schließlich in den Suizid mit einer Überdosis Kokain. Mit seinem Werk erwarb sich Trakl den Ruf, einer der außergewöhnlichsten österreichischen Lyriker zu sein. Er zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Frühexpressionisten. In seinen Gedichten verknüpfte er Gedanken des Verfalls, der Einsamkeit und des Todes mit formaler und klanglicher Schönheit. Die späten Gedichte (1912-1914) sind von einer apokalyptischen Grundstimmung geprägt und vermitteln das Gefühl einer nahenden Katastrophe. Ab 1912 fand er in seinen Gedichten zu einer gänzlich eigenen Ausdrucksform. Bekannt sind seine Sammlungen „Gedichte“ (1913) und „Sebastian im Traum“ (1915 - Nachlass). Thematisch kreist sein Schaffen zumeist um Einsamkeit, Verlassenheit, Schrecken, Tod, Verfall und Verwesung.[5] Im Zuge dessen waren Trakls Werke stets geprägt von seiner eigenen Verletzbarkeit, seiner Todessehnsucht und dem Wunsch nach Selbstzerstörung (siehe dazu auch „An die Verstummten“ und „Verfall“). Die Zerstörung konventioneller Sprachmuster kann als Spiegel der für ihn inkohärenten Welt betrachtet werden. Die elliptische Syntax seiner Werke lässt stets Interpretationen offen. Die Steigerungen innerhalb seiner Dichtungen ins Visionäre und Symbolische sind charakteristisch für Trakls Schreibstil.

2.2.3 Jakob van Hoddis (1887-1942)

Als Sohn eines jüdischen Arztes nahm der Dichter 1909 das Pseudonym ‚van Hoddis’ an (Anagramm seines eigentlichen Namens Hans Davidsohn). Nach dem Abitur betrieb er zunächst Studien zu Architektur, Klassische Philologie und Altphilologie in Berlin und Jena, wurde jedoch 1911 wegen „Unfleißes“ exmatrikuliert. 1907 machte er Bekanntschaft mit Kurt Hiller und gründete mit ihm 1909 den „Neuen Club“. Ab 1912 musste er sich jedoch wegen psychischer Störungen in klinische Behandlung begeben. Mit Hitlers Machtergreifung emigrierte seine Familie 1933, van Hoddis selbst wurde zeitgleich durch die Nazis in Koblenz in eine Kuranstalt für Geisteskranke eingeliefert. 1942 erfolgte die Deportation nach Polen und die anschließende Ermordung durch die Nazis im KZ Sobibor.

Die Werke dieses so bedeutenden Dichters wurden durch öffentliche Gedichtvorträge und Einzelveröffentlichungen in expressionistischen Zeitschriften (z.B. in der ‚Aktion’) bekannt - deshalb bezeichnete man seine Literatur auch als eine „zwischen Caféhaus und Irrenanstalt“ situierte. Die einzige zu van Hoddis´ Lebzeiten erschienene Buchpublikation wurde von Pfemfert in der Reihe "Der rote Hahn" unter dem Titel "Weltende" (1918) herausgebracht. 1920 hielten seine Gedichte in Kurt Pinthus’ "Menschheitsdämmerung" Einzug. Berühmtheit erlangte er jedoch vor allem durch sein dem Buchtitel gleichnamiges Gedicht "Weltende". Es galt später als Grundstein jener damaligen literarischen Strömung. Als Frühexpressionist verfolgte er eine kritisch sondierende Betrachtungsweise von der Welt und dem sich in ihr abspielenden Leben (siehe dazu seine Gedichte „Varieté“, „Die Stadt“, „Der Oberlehrer“, „Morgens“ oder „Am Lietzensee“). 1958 erschien posthum "Weltende. Gesammelte Dichtungen", heraus gegeben von Paul Pörtner. 1987 wurden schließlich durch Regina Nörtemann gesammelte Gedichte und Briefe in "Jakob van Hoddis. Dichtungen und Briefe" veröffentlicht.

Die Besonderheit in van Hoddis’ Stil bestand in dem harten Gegeneinander von Bildern und Metaphern. Seiner Lyrik wohnt zumeist etwas Apokalyptisches inne. Trotz seines programmatischen Gedichtes „Weltende“, welches fast in sämtliche Literaturgeschichten einging, war die Wirkung seiner Lyrik eher auf die eigene Generation beschränkt.

[...]


[1] Wikipedia: Die freie Enzyklopädie. http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Literatur_%28Expressionismus%29 (Datum: 01.01.2005)

[2] Vgl. Schneider, Nina: Am Ufer des blauen Tags. Georg Heym. Sein Leben und Werk in Bildern und Selbstzeugnissen dargestellt. www.katz-heidelberg.de/Themen_im_Unterricht/Expressionimus/
Georg_Heym/body_georg_heym.html (Datum: 19.03.2005).

[3] Vgl. Harenberg, Bodo: Harenberg Literaturlexikon, S. 474.

[4] Vgl. Harenberg, Bodo: Harenberg Literaturlexikon, S. 1009.

[5] Vgl. Anm. 4.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Typische Vertreter des literarischen Expressionismus
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Germanistische Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Expressionismus im Deutschunterricht
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
27
Katalognummer
V90052
ISBN (eBook)
9783638038171
ISBN (Buch)
9783638935074
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Typische, Vertreter, Expressionismus, Deutschunterricht
Arbeit zitieren
Stud. phil. Annabelle Senff (Autor:in), 2005, Typische Vertreter des literarischen Expressionismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90052

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