Studien zu Bildschemata nach Lakoff und Johnson


Hausarbeit, 2007

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Bildschemata nach Lakoff und Johnson
2.1 Der Metaphernbegriff
2.2 Bildschemata

3. Konkrete Bildschemata
3.1. Das Weg-Schema
3.2 Das Gefäß-Schema

4. Studien zu Bildschemata
4.1 Studien in der Psycholinguistik
4.2 Studien in der Kognitionspsychologie
4.3 Studien in der Entwicklungsforschung

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Aufgabe der Kognitionslinguistik besteht darin, die Zusammenhänge zwischen der geistigen und sprachlichen Entwicklung zu erkennen. Thematisch untergliedert sie sich in weitere Bereiche wie Spracherwerb, die Erforschung neuronaler Prozesse, Organisation von Sprache im Gehirn und überschneidet sich oft mit anderen Forschungsbereichen wie zum Beispiel der Psychologie. So ist es nicht verwunderlich, dass bestimmte Konzepte und Vorstellungen interdisziplinär vertreten und untersucht werden.

Bildschemata, die einen Link zwischen Bedeutung und Bewusstsein darstellen, sind einer dieser wesentlichen Bereiche, die in mehreren Wissenschaften, so auch in der Kognitionslinguistik, eine Rolle spielen. Aus diesem Grund wird die vorliegende Arbeit dem Leser einen kurzen Überblick über die komplexe Welt der Bildschemata verschaffen. Dabei sollen vor allem Bildschemata im Sinne von Lakoff und Johnson, die die ersten diesbezüglichen Theorien aufwarfen, erläutert werden. Im Zuge dessen, wie der Leser dann selbst bemerken wird, ist es zunächst auch nötig, eine Abgrenzung zum Metaphernbegriff zu tätigen. Nachdem eine ausführliche Sinndeutung der Bildschemata stattgefunden hat, empfindet die Verfasserin es zusätzlich als unerlässlich, einige konkrete Schemata, wie das Weg- oder das Gefäß-Schema, zu erläutern. Der allgemeinen Einführung in die Thematik folgt eine Übersicht über konkrete Studien zu Bildschemata, die in den Disziplinen Psycholinguistik, Kognitionspsychologie und Entwicklungsforschung durchgeführt wurden. Die Grundlage der Erläuterungen bilden die Forschungen und Darstellungen von Raymond W. Gibbs jr. und Herbert L. Colston [1] aus den Jahren 1994 und 1995. Im Anschluss daran wird eine kurze zusammenfassende Darstellung der vorliegenden Arbeit erfolgen.

2. Bildschemata nach Lakoff und Johnson

George Lakoff und Mark Johnson[2] prägten als erste den Begriff der Bildschemas (engl. image schema) als radikal erweiterten Metaphernbegriff. Um eine geeignete Einordnung der Problematik durch den Leser zu gewährleisten, wird in dem folgenden Abschnitt zunächst eine Darstellung und Abgrenzung des Metaphernbegriffs vorgenommen, bevor das Prinzip der Bildschemas explizit erläutert wird.

2.1 Der Metaphernbegriff

Das Wort ´Metapher´ kommt aus dem Griechischen und bedeutet ´Übertragung´. Es ergeben sich für die vorliegende Arbeit zwei abzugrenzende Bereiche der Auslegung dieser Bezeichnung ((vgl.) o.V. 2006e: 1, http://de.wikipedia.org/wiki/Metaphern.html).

Der Metaphernbegriff nach Lakoff und Johnson stellt keine nur auf die sprachliche Ebene beschränkte Erscheinung dar, sondern ebenso einen kognitiven Mechanismus. In der Sprachdeutung bezeichnet eine Metapher im Allgemeinen (in Texten und Sprachgebrauch) ein rhetorisches Konstrukt, bei dem ein Ausdruck nicht in seiner wörtlichen, sondern einer so genannten übertragenen Bedeutung genutzt wird. Meist vollzieht sich dies so, dass zwischen der wörtlich bezeichneten und der übertragen gemeinten Sache eine Beziehung der Ähnlichkeit besteht. Die Anzahl der routinemäßig im Alltag verwendeten Sprachmetaphern übersteigt die der bewussten Wahrnehmung enorm, was eindeutig für den Nutzen der Ausdrucksfunktion steht ((vgl.) o.V. 2006e: 1, http://de.wikipedia.org/wiki/Metaphern.html).

Die kognitive Erweiterung dessen wird als konzeptuelle Metapher bezeichnet und dient dem Menschen zum Verstehen seiner Umwelt. Die Welt wird durch die Metaphern für die einzelne Person kategorisiert, ohne dass diese es oft bewusst wahrnimmt. Die bei einer Erfahrung entstehenden kategorisierten Konzepte werden verarbeitet und gespeichert, um so dann zum Beispiel zum Verständnis hochabstrakter Situationen angewendet zu werden. Charakteristisch für konzeptuelle Metaphern ist nach Lakoff und Johnson, dass diese sich clusterartig zu einem Ganzen verbinden ((vgl.) Lakoff/ Johnson 1999: 8 ff.).

2.2 Bildschemata

Die englische Bezeichnung der Bildschemata ist ´image schemas´. In der ins Deutsche übersetzten Literatur ist auch ab und zu auch der Begriff Vorstellungsschema zu finden. Unabhängig davon meint die Bezeichnung Bildschema einen erweiterten Metaphernbegriff, der durch Lakoff und Johnson geprägt wurde. Bildschemata können als primitive Konzepte räumlicher Beziehungen beschrieben werden, die eine Verbindung (einen Link) zwischen Bedeutung und Bewusstsein schaffen. Die zentrale Frage, vor der zum Beispiel die Kognitionslinguistik steht, ist, wie und mit welchen Mitteln der Mensch die Welt sprachlich-metaphorisch erschließt. Die Antwort, die sich durch das Modell der Bildschemata ergibt, ist, dass diese Erfassung durch einen Konstruktionsprozess der präkonzeptuellen Schemata erfolgt, die die Wahrnehmung steuern und lenken. Diese vermeintlich vorbegrifflichen Schemen wie ´Bewegung´ oder ´Oberfläche´ sind demnach die Ausgangsbasis für eine kognitiv motivierte Kategorisierung der realen Welt ((vgl.) Döring/Osthus 2002: 4f., http://www.metaphorik.de-03/2002-Metaphorische_Identität, identische Metaphern?.html). Dabei ist eine rein körperliche Erfahrung oft ausschlaggebend, da sie das jeweilige Bildschema entsprechend ´aktiviert´. Um den Lern- / Erfahrungsvorgang auszulösen, kommt es so zu einer strukturellen Projektion der inneren Erfahrung auf äußere Gegenstände und Sachverhalte. Bildschemata können folglich auch als inkorporierte Muster sensomotorischer Erfahrung verstanden werden, deren Ergebnis ein kognitiver Mechanismus ist. Dieser wiederum stellt eine gute Rahmenbedingung für das Erlernen von Begriffen und Sprache dar ((vgl.) Gibbs/ Colston 1995: 239 ff., Pena Cervel 2003: 41ff.).

Der Wissenschaft sind 24 verschiedene Bildschemata bekannt, die alle eigene Namen haben (z.B. Gefäß-Schema, Landmark-Schema, Weg-Schema, Kreis-Schema usw.). Je nach Auffassung kann eine Einteilung der Schemata beispielsweise in Hauptkategorien erfolgen, zu denen die einzelnen spezielleren Schemata dann systematisch zugeordnet werden können ((vgl.) Pena Cervel 2003: 52f.). Da Bildschemata das Denken des Menschen auslösen und dessen Vorstellungen begründen, existieren sie in unterschiedlichen Domains und überschneiden sich (beispielsweise bei der Manifestierung einer neuen körperlichen Erfahrung als Resultat bereits vorhandener Eindrücke). Bildschemata agieren in allen Wahrnehmungsbereichen: auditiv, visuell oder sensomotorisch ((vgl.) Gibbs/ Colston 1995: 239ff.).

3. Konkrete Bildschemata

Nach der sehr abstrakten Beschreibung des Bildschemabegriffs soll dem Leser im Folgenden nun auch ein etwas konkreteres Verständnis der Bildschemata ermöglicht werden. Dazu werden die beiden populärsten Bildschemas ausführlicher erläutert.

3.1. Das Weg-Schema

Die englische Bezeichnung für das Weg-Schema ist ´source-path-goal´, die ebenfalls in der Literatur zu finden ist. Eine strikte Übersetzung in ´path schema´ bezeichnet eine ganze Gruppe von Bildschemata und würde folglich noch andere Konzepte wie das Kreisschema oder das Vertikalitätsschemas mit einbeziehen. Da die folgenden Ausführungen jedoch nur beispielgebend sein sollen, um ein Grundverständnis zu schaffen, beschränkt sich die Verfasserin auf die Darstellung des ´source-path-goal´- Schemas.

Bewegung spielt sowohl in der konzeptionellen Organisation als auch in der realen Welt des Menschen eine wichtige Rolle. Deshalb zeichnet sich das Wegschema durch drei grundlegende Elemente aus: einen Ausgangspunkt, einen Pfad (Vektor) und einen Endpunkt ((vgl.) Gibbs/ Colston 1994: 242 f.).

Abbildung 1 versucht das graphisch zu verdeutlichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Das source-path-goal Schema

Quelle: Pena Cervel 2003: 126.

Ein Beispiel für das Weg-Schema wäre der Vorgang des Schmelzens von Eis zu Wasser, da dabei ein klassischer Anfangspunkt besteht (Eis), ein Weg (Tauen) und ein Endpunkt (Wasser). Im Laufe der menschlichen Entwicklung wird das Wegschema nach Johnson (1987: 28f.) durch folgende Handlungen geprägt: durch das Hin- und Herlaufen von einem Ort zum anderen, durch das Übergeben von Objekten (beispielsweise Geschenken), durch Fangen und Werfen von Gegenständen (z.B. einem Ball) oder Tätigkeiten wie dem Schlagen.

[...]


[1] Herbert L. Colston unterrichtet an der Universität Wisconsin (USA) am Institut für Psychologie. Raymond W. Gibbs jr. ist Professor für Psychologie an der Universität von Santa Cruz (USA). ((vgl.) o.V. 2006b: 1, http:// www.w3c.org/UC Santa Cruz - Psychology - Directory - Faculty Member Details.html, o.V. 2006c: 1, http://oldweb.uwp.edu/academic/psychology/faculty/colston/.html).

[2] George P. Lakoff, geboren 1941, ist Professor für Linguistik mit dem Spezialgebiet der Kognitionslinguistik an der Universität von Berkeley (USA) ((vgl.) o.V. 2006a: 1, http://de.wikipedia.org/wiki/George_Lakeoff.html). Mark Johnson, Jahrgang 1949, ist Professor für Philosophie an der Universität Oregon(USA) ((vgl.) o.V. 2006d: 1, http://en.wikipedia.org/wiki/Mark_Johnson.html).

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Studien zu Bildschemata nach Lakoff und Johnson
Hochschule
Technische Universität Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
13
Katalognummer
V91280
ISBN (eBook)
9783668327641
ISBN (Buch)
9783668327658
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bildschemata
Arbeit zitieren
Diana Marossek (Autor:in), 2007, Studien zu Bildschemata nach Lakoff und Johnson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91280

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