Gegenstand der Arbeit ist die Normalität der Politischen Korruption in der Marktwirtschaft am Beispiel des Verkaufs der Leunawerke und des Minol-Tankstellennetzes an den französischen Staatskonzern Elf Aquitaine durch die Treuhandanstalt im Januar 1992.
Bis vor kurzem tat sich die Korruptionsforschung zumindest in Deutschland noch relativ schwer: Zwar benennt der Politologe und Korruptionsforscher Ulrich von Alemann bereits 1989 das Problem und überschrieb einen Aufsatz mit der Feststellung: „Korruption. Ein blinder Fleck in der Politikwissenschaft“.
Andrerseits aber spricht 1992 der Politologe Wolfgang Seibel indirekt sogar von einer jahrzehntelangen Korruptionsforschung und einer zentralen Bedeutung in der Politikwissenschaft: „Dass die staatliche Institutionenordnung, wie sie in den geschriebenen Verfassungsnormen fixiert ist, durch die Arrangements und Interessenskoalitionen zwischen staatlichen und parastaatlichen, verbandlichen und Clan-artig organisierten Akteuren überlagert, und das heißt: relativiert und partiell außer Kraft gesetzt wird, ist eines der Generalthemen der Politikwissenschaft in den westlichen Demokratien seit den 1970er Jahren. Erst allmählich aber ist die Erkenntnis gewachsen, dass diese Verflechtungs- und Interaktionsphänomene zwischen Staat und gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden relativ komplexe mikrostrukturelle Grundlagen haben. Zu diesen mikrostrukturellen Grundlagen zählt unter anderen die jeweilige Festigkeit, mit der die institutionellen Imperative der Regierungs- und Verwaltungsstrukturen auf der Grundlage einer demokratischen Verfassung durchgehalten werden können gegenüber informellen Absprachen, Ämterpatronage, außerparlamentarischen Kompromissen, tauschförmigen Markbeziehungen, Quasi-Korruption usw. usf.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Teil A: Zur Methode der Korruptionsanalyse
- Neue Politische Ökonomie/Institutionenökonomik
- Ansätze zur Erklärung des Verhältnisses von Politik und Ökonomie
- Klärung des Begriffs der Korruption
- Teil B: Der korrupte Eingriff in den Staat
- Der korrupte Eingriff in die Politik
- Der korrupte Eingriff in die Justiz
- Die Bewertung des korrupten Eingriffs in den Staat
- Erscheinungsformen und Merkmale staatlicher Korruption
- Zusammenfassung der Teile A und B
- Teil C: Der Verkauf von Leuna/Minol an Elf-Aquitaine
- Die Ausgangslage
- Der Klient Elf
- Der Agent Kohl
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation untersucht die politische Korruption am Beispiel des Leuna/Minol-Verkaufs an Elf-Aquitaine. Ziel ist es, das Phänomen der politischen Korruption anhand eines konkreten Falls zu analysieren und die beteiligten Akteure, Motive und Mechanismen zu beleuchten. Dabei werden verschiedene ökonomische und politikwissenschaftliche Theorien herangezogen.
- Analyse der theoretischen Ansätze zur Erklärung politischer Korruption
- Untersuchung des Verhältnisses von Politik und Ökonomie im Kontext von Korruption
- Detaillierte Fallstudie des Leuna/Minol-Verkaufs
- Identifizierung der beteiligten Akteure und ihrer Motive
- Analyse der Mechanismen und Strategien der Korruption
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Untersuchungsgegenstand – die politische Korruption am Beispiel Leuna/Minol – vor, erläutert die Relevanz des Themas, den Forschungsstand und die gewählte Methodik. Sie definiert den Begriff der Korruption und skizziert die Hypothesen der Arbeit. Die Bedeutung der Neuen Politischen Ökonomie für die Analyse wird hervorgehoben.
Teil A: Zur Methode der Korruptionsanalyse: Dieser Teil entwickelt ein methodisches Verständnis von Korruption. Er analysiert verschiedene ökonomische Theorien, wie die Neue Politische Ökonomie und die Marxschen Ansätze, um das Verhältnis von Politik und Ökonomie im Kontext von Korruption zu erklären. Es wird ein detailliertes Modell des korrupten Tausches präsentiert, welches verschiedene Akteure, Leistungen und Motive berücksichtigt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Definition und Abgrenzung des Korruptionsbegriffes sowie der Herausforderungen bei seinem Nachweis.
Teil B: Der korrupte Eingriff in den Staat: Dieser Teil untersucht den korrupten Eingriff in den Staat, mit besonderem Fokus auf die Politik und die Justiz. Er analysiert das Verhältnis zwischen Agenten (Parteien, Politiker, Juristen) und Prinzipalen (Wähler, Volk, Verfassung). Es werden verschiedene Arten von korrupten Leistungen und Gegenleistungen untersucht, sowie deren Auswirkungen auf das politische und juristische System. Es wird ein Vergleich verschiedener ökonomischer und politikwissenschaftlicher Theorien zur Bewertung des korrupten Eingriffs vorgenommen.
Teil C: Der Verkauf von Leuna/Minol an Elf-Aquitaine: Dieser Teil präsentiert eine detaillierte Fallstudie des Verkaufs von Leuna/Minol an Elf-Aquitaine. Verschiedene Szenarien werden dargestellt, die den Vorgang aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Es werden die beteiligten Akteure (Elf-Aquitaine, Helmut Kohl, diverse deutsche und französische Akteure) und ihre Motive analysiert, sowie die Mechanismen des korrupten Tausches im Detail beschrieben. Die Rolle von Schlüsselpersonen und die verwendeten Strategien werden sorgfältig untersucht. Der Fokus liegt auf der Rekonstruktion des Geschehens und der Identifizierung der korruptiven Handlungen.
Schlüsselwörter
Politische Korruption, Neue Politische Ökonomie, Institutionenökonomik, Leuna/Minol, Elf-Aquitaine, Helmut Kohl, Bestechung, Schmiergeld, Privatisierung, Fallstudie, Agent-Prinzipal-Modell, Interessenkonflikt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Dissertation: Der Verkauf von Leuna/Minol an Elf-Aquitaine
Was ist der Gegenstand dieser Dissertation?
Die Dissertation untersucht die politische Korruption am Beispiel des Verkaufs der Leuna/Minol-Werke an Elf-Aquitaine. Sie analysiert das Phänomen der politischen Korruption anhand dieses konkreten Falls, beleuchtet die beteiligten Akteure, Motive und Mechanismen und zieht dabei verschiedene ökonomische und politikwissenschaftliche Theorien heran.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit analysiert theoretische Ansätze zur Erklärung politischer Korruption, untersucht das Verhältnis von Politik und Ökonomie im Kontext von Korruption, bietet eine detaillierte Fallstudie des Leuna/Minol-Verkaufs, identifiziert die beteiligten Akteure und ihre Motive und analysiert die Mechanismen und Strategien der Korruption.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Dissertation entwickelt ein methodisches Verständnis von Korruption, indem sie verschiedene ökonomische Theorien (Neue Politische Ökonomie, Institutionenökonomik, marxistische Ansätze) analysiert, um das Verhältnis von Politik und Ökonomie im Kontext von Korruption zu erklären. Ein detailliertes Modell des korrupten Tausches wird vorgestellt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Definition und Abgrenzung des Korruptionsbegriffes sowie der Herausforderungen bei seinem Nachweis.
Wie ist die Dissertation strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Teil A behandelt die Methode der Korruptionsanalyse, Teil B den korrupten Eingriff in den Staat (Politik und Justiz), und Teil C präsentiert eine detaillierte Fallstudie des Leuna/Minol-Verkaufs an Elf-Aquitaine. Die Einleitung stellt den Untersuchungsgegenstand, die Relevanz, den Forschungsstand und die Methodik vor. Schlüsselwörter und eine Zusammenfassung der Kapitel runden die Arbeit ab.
Welche Akteure werden im Zusammenhang mit dem Leuna/Minol-Verkauf untersucht?
Die Fallstudie analysiert die Rolle von Elf-Aquitaine, Helmut Kohl und diversen deutschen und französischen Akteuren. Es wird untersucht, welche Motive diese Akteure hatten und welche Mechanismen des korrupten Tausches eingesetzt wurden. Die Rolle von Schlüsselpersonen und die verwendeten Strategien werden sorgfältig untersucht.
Welche Theorien werden zur Erklärung der Korruption herangezogen?
Die Dissertation bezieht verschiedene ökonomische und politikwissenschaftliche Theorien mit ein, darunter die Neue Politische Ökonomie und die Institutionenökonomik. Das Agent-Prinzipal-Modell wird ebenfalls relevant für die Analyse des korrupten Eingriffs in den Staat.
Welche konkreten Aspekte des korrupten Eingriffs in den Staat werden untersucht?
Der korrupte Eingriff in die Politik und die Justiz wird untersucht, inklusive des Verhältnisses zwischen Agenten (Parteien, Politiker, Juristen) und Prinzipalen (Wähler, Volk, Verfassung). Verschiedene Arten von korrupten Leistungen und Gegenleistungen und deren Auswirkungen auf das politische und juristische System werden analysiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Thematik der Dissertation?
Schlüsselwörter sind: Politische Korruption, Neue Politische Ökonomie, Institutionenökonomik, Leuna/Minol, Elf-Aquitaine, Helmut Kohl, Bestechung, Schmiergeld, Privatisierung, Fallstudie, Agent-Prinzipal-Modell, Interessenkonflikt.
- Arbeit zitieren
- Thomas Wieczorek, Dr. (Autor:in), 2002, Die Normalität der Politischen Korruption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29335