Superfrauen aus dem Wilden Westen


Fachbuch, 2008

143 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Wenn der Begriff „Wilder Westen“ fällt, denkt man meistens an mehr oder minder tapfere Männer wie indianische Häuptlinge, Krieger, Medizinmänner oder weiße Pioniere, Farmer, Jäger, Soldaten, Sheriffs und Revolverhelden. Von tüchtigen Frauen ist in dieser Welt, in der Gewalt oft eine große und traurige Rolle spielte, weniger die Rede.

Doch in Wirklichkeit haben im Wilden Westen auch zahlreiche Frauen „mutig ihren Mann gestanden“ und manchmal sogar – wie die Meisterschützin Annie Oakley – Mitglieder des angeblich „starken Geschlechts“ übertroffen. Darauf weist das Taschenbuch „Superfrauen aus dem Wilden Westen“ in Wort und Bild hin.

Die Biografien der „Superfrauen aus dem Wilden Westen“ stammen mit wenigen Ausnahmen – nämlich Lozen, Mohongo und Queen Betty – aus drei Titeln der insgesamt 14-bändigen Taschenbuchreihe „Superfrauen“ von Ernst Probst. Nämlich „Superfrauen 1 – Geschichte“, „Superfrauen 2 – Religion“ sowie „Superfrauen 7 – Film und Theater“.

Als „Superfrauen aus dem Wilden Westen“ werden vorgestellt: die Scharfschützin Calamity Jane, die selige Katharina Tekakwitha, die Kriegerin Lozen, der Showstar Adah Isaacs Menken, die Sachem-Ehefrau Mohongo, die Meisterschützin Annie Oakley, die Indianer-Prinzessin Pocahontas, die Anführerin Queen Betty, die indianische Volksheldin Sacajawea, die „Banditenkönigin“ Belle Starr und die Zirkuspionierin Agnes Lake Thatcher.

„Wilder Westen“ ist laut Online-Lexikon „Wikipedia“ eine geographisch und historisch grob eingegrenzte Bezeichnung für die ungefähr westlich des Mississippi gelegenen Gebiete der heutigen USA, die in der Pionierzeit des 19. Jahrhunderts noch nicht als Bundesstaaten der Vereinigten Staaten aufgenommen waren. Lebensdaten über Menschen aus dieser Zeit sind oft nicht bekannt oder zweifelhaft, weil die Grenzen zwischen historischen Fakten, Legendenbildung und frei erfundenen Geschichten vielfach verschwommen sind.

Calamity Jane

Die Scharfschützin aus dem Wilden Westen

Eine der berühmtesten Scharfschützinnen des Wilden Westens war Martha Jane Canarry (1852–1903), genannt Calamity Jane – zu deutsch: „Katastrophen-Jane“. Laut Legende erhielt sie ihren Spitznamen, weil über jeden Mann, der sie beleidigte, eine Katastrophe hereingebrochen sei. Auf den ersten Blick hielt man diese Frau, die als Schützin, Reiterin und Kundschafterin einen gewissen Ruf genoss, für einen Mann. Denn sie war gekleidet wie die Cowboys, oft auf Pferden unterwegs sowie mit Lasso und Winchester-Karabiner bewaffnet.

Martha Jane Canarry wurde am 1. Mai 1852 als ältestes von sechs Kindern einer gläubigen Pioniersfamilie in Princeton (Missouri) geboren. Um 1863 zog sie mit ihrer Familie westwärts und wuchs in Goldgräberstädten des Wilden Westens auf. 1865 kam sie nach Virginia City (Montana), 1869 nach Cheyenne (Wyoming) und Abilene (Kansas).

Schon im Kindesalter musste Martha Jane kräftig mit anpacken und lernte den Umgang mit Pferden und Gewehren. 1866 starb ihre Mutter in Black Foot (Montana) und 1867 ihr Vater. Fortan hatte sie für sich selbst aufzukommen. In der Folgezeit zog sie allein mit Pferd und Waffe durch die Prärien von Wyoming, Dakota und Montana.

Die junge Frau verdiente ihren Unterhalt durch Gelegenheitsarbeiten und wurde wegen ihres Alkoholkonsums, ihrer männlichen Garderobe und ihres Tabakkauens zur Kuriosität. Zeitweise verlegte sie Eisenbahnschienen für die „Northern Pacific Railrod“, führte Siedlertrecks durch den Wilden Westen, diente als Kundschafterin für die Armee und transportierte die Post zwischen Custer in Montana und Deadwood in South Dakota.

Laut Legende war Martha Jane Canarry in den Stadtmarshal von Abilene, James Butler Hickok (1837–1876), genannt „Wild Bill Hickok“, unsterblich verliebt. Jener führte ein abenteuerliches Leben und hatte offenbar wegen einer Angstneurose einen Killerinstinkt: Wenn er fühlte, dass eine Gefahr heraufzog, zog er schnell und sicher seine Pistole und schoss.

Der Ruhm von „Wild Bill Hickok“ beruhte auf einer großen Lüge. Angeblich hatte er am 12. Juli 1861 in der Postkutschenstation Rock Creek (Nebraska) ganz allein zehn Mörder und Pferdediebe erledigt. Diese erfundene Geschichte unter der Überschrift „Wild Bill“ stand 1867 in der Februarausgabe von „Harper’s Magazine“. Knapp 15 Jahre nach der Tat enthüllte ein Abgeordneter aus Nebraska bei der Unabhängigkeitsfeier am 4. Juli 1876 die Wahrheit über diesen Vorfall, den man später völlig übertrieben als „Kampf von Rock Creek“ und „McCanles Fight“ darstellte.

Hickok erschoss in Wirklichkeit drei unbewaffnete Männer aus einem Hinterhalt. Seine Opfer waren der Farmer David McCanles und dessen zwei Begleiter. McCanles hatte die Postkutschenstation an die „Overland Stage Company“ verpachtet und wollte die längst überfällige Miete kassieren. Offenbar hatte der Posthalter Horace Wellmann das Geld unterschlagen und sein damaliger Stallbursche Hickok den lästigen Mahner erschossen. Erst 1927 erfuhr man die ganze Wahrheit im „Nebraska History Magazine“.

1869 wurde Hickok als Kurierreiter der Kavallerie bei einer Mission zwischen Fort Lyon und Wallace von Cheyenne-Indianern überfallen, wobei ihn eine Lanze in der Hüfte verwundete und er deswegen wochenlang im Lazarett liegen musste. Nach seiner Genesung arbeitete er als Sheriff von Ellis County, zu der die unruhige Grenzstadt Hays City gehörte. Als er unter fragwürdigen Umständen zwei Männer erschoss, wählte man ihn ab.

Im April 1871 wurde „Wild Bill Hickok“ Stadtmarshal von Abilene, das seit 1868 erster Verladebahnhof und Umschlagplatz für die aus dem Süden herangetriebenen Rinderherden auf ihrem Weg zu den Schlachthöfen des Nordens war. Der als mehrfacher Killer bekannte Hickok machte den Saloon „Alamo“ zu seinem Amtssitz und sorgte in Abilene für Recht und Ordnung. Im Oktober 1871 erschoss er bei einer Auseinandersetzung, die man später phantasievoll „The Texas Street Battle“ nannte, den Saloonwirt Phil Coe und versehentlich seinen eigenen Hilfssheriff Mike Williams.

In den 1870-er Jahren arbeitete Martha Jane Canarry in Männerkleidung zeitweise in Wyoming als Scout (Kundschafter) für die United States Cavalry (Kavallerie) unter General George Crook (1828–1890). Der Offizier führte viele Feldzüge gegen die Indianer und lernte dabei, seine tapferen Gegner zu achten.

Im Mai 1876 heiratete der 40-jährige und am Grünen Star leidende „Wild Bill Hickok“ in Cheyenne die 50 Jahre alte Zirkus-Prinzipalin Agnes Lake Thatcher (1826–1907). Sie hatte sich schon 1871 in Abilene während eines Gastspiels für Hickok interessiert und war gerade von einer erfolgreichen Europatournee zurückgekehrt. Das Paar verbrachte seine Flitterwochen in Cincinnati.

Danach ging Hickok allein nach Deadwood in South Dakota, wo er vermutlich Calamity Jane kennen lernte, die laut Legende seine Kameradin, wenn nicht sogar seine Geliebte oder sogar seine Frau, war. Von Hickok soll angeblich Janes Tochter Janey stammen.

„Wild Bill Hickok“ starb am Nachmittag des 2. August 1876 beim Pokerspiel mit drei alten Freunden in „Nuttall & Mann’s No. 10 Saloon“ in der Goldgräber-Town Deadwood: Ein 25-Jähriger namens Jack McCall (1851–1877) schoss ihn von hinten in den Kopf. Die Kartenkombination, die Hickok aus der Hand fiel – Pik-As, Kreuz-As, zwei schwarze Achter und Karo-Bube – hieß fortan „dead mans’ hand“. McCall wurde am 1. März 1877 wegen dieser Bluttat hingerichtet.

Ein Jahr nach dem Tod von „Wild Bill Hickok“ grassierte 1878 in Deadwood eine Pockenepidemie, während der Calamity Jane – aus heute nicht mehr eruierbaren Gründen – zur Heldin geworden sein soll. In Deadwood befindet sich auch das Grab von „Wild Bill Hickok“, vor dem sich Calamity Jane fotografieren ließ. Als Heroine und Schönheit kam sie in einem Groschenheft über den fiktiven Detektiv „Deadwood Dick“ zu Ehren.

Im August 1885 heiratete Calamity Jane in El Paso (Texas) den Kutschenfahrer Clinton Burk. Am 28. Oktober 1887 brachte sie die Tochter Janey zur Welt. Ihr Ehegatte verließ sie bald wieder, aber sie behielt seinen Namen. Dann gab Mrs. Burk ein kurzes Gastspiel bei Buffalo Bills Wild-West-Show, wo man sie wegen ständiger Trunkenheit feuerte, und zog danach mit der „Palace Museum Show“ durch das Land. Mit Hilfe eines weiblichen Ghostwriters brachte sie ihre vor Erfindungen strotzenden Memoiren „Life and Adventures of Calamity Jane“ (1895) zu Papier.

Als Mrs. Burk wegen Trunkenheit und schlechten Benehmens auch bei der „Palace Museum Show“ ihren Job verlor, vagabundierte sie durch den Westen und verkaufte selbst ihre Memoiren. Manchmal sah man sie in einem Bordell, wo sie ihre Liebesdienste anbot, oder trinkend und fluchend in Saloons. Gar nicht selten wurde sie mit Schimpf und Schande aus einer Stadt gejagt.

Am 2. August 1903 starb Calamity Jane im Alter von 51 Jahren in einem Hotelzimmer in Terry bei Deadwood. Wie „Wild Bill Hickok“ wurde auch sie in Deadwood begraben. Ihre Tochter Janey erhielt erst Jahre nach dem Tod der Mutter deren während der Wanderschaft geschriebene Briefe. In zahlreichen Wild-West-Filmen ist Jane als Nebenfigur zu sehen, in dem Streifen „Calamity Jane“ (1953) mit Doris Day steht sie im Mittelpunkt der Handlung.

Katharina Tekakwitha

Die erste selige Indianerin

Als erste Indianerin, die selig gesprochen wurde, ging Katharina Tekakwitha (1656–1680), eigentlich Katerí Tekakwitha, in die Geschichte der katholischen Kirche ein. Die tugendhafte junge Frau vom wildesten und grausamsten Stamm der Irokesen, den Mohawks, ließ sich ungeachtet aller Anfeindungen nicht von ihrem christlichen Glauben abbringen. Nach ihrem frühen Tod nannte man sie die „Lilie der Mohawks“. Ihr Gedenktag ist der 17. April.

Katerí Tekakwitha kam im April 1656 als erstes Kind des Kriegshäuptlings Tsonitowa („Großer Biber“) und dessen Frau Kahonta („Wiese“) in der Siedlung Ossernénon – heute Auriesville im US-Bundesstaat New York (USA) – zur Welt. Weil sie geboren wurde, als die Sonne aufging, erhielt sie den Kosenamen „Jorágode“ („Sonnenschein“).

Bei den Irokesen gab die Mutter jeweils gleich nach der Geburt ihrem Kind einen Kosenamen. Dieser wurde bis zum siebten oder achten Lebensjahr beibehalten und dann durch einen persönlichen Namen ersetzt, den Mädchen gewöhnlich bis zum Tod trugen. Jungen dagegen wechselten den Namen erneut, wenn sie mit 17 oder 18 Jahren in den Kriegerstand traten.

Die Mutter von Katerí gehörte einem Stamm der Algonkin an und hatte mit ihren Eltern in einer Siedlung am Sankt-Lorenz-Strom in Kanada gewohnt. Sie wurde in früher Jugend zur Waise und danach von einer französischen Familie katholisch aufgezogen. Als Zwölfjährige geriet sie bei einem Überfall in die Gewalt der Mohawks, arbeitete als Sklavin im Haushalt des Kriegers, der sie gefangen genommen hatte, und wurde mit 19 Jahren die Frau des Häuptlings Tsonitowa.

1658 schenkte die Mutter der zweijährigen Katerí einem Jungen das Leben. Das Mädchen fand seinen jüngeren Bruder nach seiner Geburt „süß“. Deswegen bekam der Junge den Kosenamen „Otsikéta“ („Zucker“).

1860 starben der Vater, der Bruder und die Mutter von Járagode an Pocken. Auch Járagode selbst litt an dieser Krankheit, wurde jedoch von Anastasia Tegonhadschóngo, einer Freundin ihrer Mutter, gesund gepflegt. Danach trug das Gesicht der Kleinen zahlreiche Pockennarben. Außerdem wurde sie stark kurzsichtig und so empfindlich gegen helles Sonnenlicht, dass sie im Freien ihr Kopftuch über die Stirn zog, um die Augen zu beschatten.

Nach dem Tod ihrer Eltern lebte Jarágode bei ihrem Onkel, dem Krieger Jowanero („Kalter Wind“), der Karitha („Köchin“), die Schwester ihres Vaters, geheiratet hatte. Jowanero wurde neuer Kriegshäuptling und zog mit seiner Frau, seiner verwitweten Schwester Aroson („Eichhörnchen“) und dem zwölfjährigen Waisenkind „Onida“ („Mond“) in Tsonitowas Wigwam.

Einige Monate nach dem Ende der Pockenepidemie verließen die Mohawks im Sommer 1660 Ossernénon und errichteten auf der Anhöhe Ganawage („An den Wasserwirbeln“) nahe des Mohawk-Flusses eine Siedlung. Im neuen Wigwam streckte die halb blinde Jarágode oft die Arme vor, um nicht anzustoßen, und tastete sich voran. Deswegen nannte ihr Stiefvater sie scherzhaft „Te ka kwithwa“ („Sie schiebt vor sich hin“), was nach ihrem siebten Geburtstag ihr endgültiger Name wurde.

Im Oktober 1666 erlebte die zehnjährige Jarágode die Strafexpedition französischer Truppen aus Kanada gegen die Mohawks. Sie hatten den im Juni jenes Jahres von den fünf Stämmen der Irokesen – den Móhawks, Oneídas, Onondágas, Cayúgas und Sénecas – geschlossenen Frieden gebrochen. Bei der Strafexpedition wurden die von den Mohawks verlassenen Siedlungen ohne Kampf und Blutvergießen vernichtet. 1667 schlossen die Mohawks mit den Franzosen Frieden.

Von 1666 bis 1669 mussten sich die Irokesenstämme der Mohikaner erwehren, die sie vernichten wollten. Im Sommer 1669 griffen die Mohikaner die Siedlung Ganawage an, in der Tekakwitha lebte, zogen jedoch nach vier Tagen wieder ab, weil die Verteidiger Hilfe von anderen Sippen erhielten. Bei der Schlacht in der Waldschlucht von Kinakariónes (heute: Hoffmann, New York) besiegten die Mohawks die abziehenden Mohikaner.

Obwohl sie sonst immer ihrem Onkel und ihren Tanten gehorchte, wehrte sich Tekakwitha im heiratsfähigen Alter gegen den Wunsch ihrer Verwandten, zu heiraten. Als ihre Tanten ohne ihr Wissen den Eltern des jungen Kriegers Ojónkwire („Der Pfeil“) sagten, Tekakwitha biete ihm die Ehe an, fiel sie nicht auf diese List herein: Sie rannte davon, als sie überraschend mit dem Bewerber verkuppelt werden sollte. Damals war sie noch keine Christin und hatte noch mit keinem Missionar gesprochen.

In der Folgezeit behandelten die verärgerten Tanten Tekakwitha wie eine Sklavin. Sie luden ihr die schwersten Arbeiten auf, kritisierten sie oft als dumm, faul oder ungehorsam und bezichtigten sie, sie sei boshaft und gemein. Nach einigen Monaten gaben sie die Quälereien auf und hegten keine Heiratspläne mehr.

Im Frühjahr 1675 stürzte Tekakwitha und verletzte sich dabei schwer an einem Fuß. Als der Pater Jakob Lamberville an ihrem Wigwam vorbeiging, rief sie ihn herbei und erklärte ihm im Beisein zweier verdutzter älterer Squaws, sie wolle Christin werden. Der Geistliche antwortete, sobald ihr Fuß geheilt sei, könne sie zum Unterricht kommen. Drei Wochen später teilte die inzwischen gesunde Tekakwitha ihrem Onkel ihre Absichten mit. Statt einer Antwort spuckte er verächtlich ins Feuer und rauchte seine Pfeife weiter.

Am nächsten Morgen besuchte Tekakwitha erstmals den Wigwam der Mission. Acht Monate nach Beginn des Taufunterrichts wurde sie im Alter von 20 Jahren zu Ostern 1676 in der kleinen Kirche von Ganawage auf den von ihr gewählten Namen „Katharina“ getauft. In der Sprache der Irokesen hieß sie „Katerí“. So sprachen sie die Missionare und die katholischen Stammesgenossen an, ihre heidnischen Verwandten vermieden das christliche Wort.

Nach ihrer Taufe wurde Tekakwitha in Ganawage wegen ihres Glaubens heftig von heidnischen Stammesgenossen verfolgt: Man beschimpfte, verspottete und verfluchte sie, warf nach ihr mit Steinen und bedrohte sie mit Tomahawks; Medizinmänner und Zauberer bezichtigten sie als Hexe. All dies konnte sie jedoch nicht von ihrem Glauben abbringen.

Knapp ein Jahr nach der Taufe flüchtete Tekakwitha mit Hilfe zweier christlicher Indianer im Morgengrauen mit einem Kanu auf dem Mohawk-Fluss aus Ganawage. Nach dreiwöchiger Reise kam sie in der mehr als 200 Meilen (etwa 330 Kilometer) entfernten Missionsstation St. Franz Xaver der Jesuiten bei Montreal am St. Lorenz-Strom in Kanada an. Die Eingeborenen bezeichneten das dortige christliche Indianerdorf als Caughnawaga.

Weihnachten 1677 ging Katerí Tekakwitha in Caughnawaga erstmals zur heiligen Kommunion. Am 25. März 1679, dem Fest Mariä Verkündigung, legte die 22-Jährige das Gelübde der ewigen Jungfräulichkeit ab. Im „Dorf des Gebetes“, wie Caughnawaga auch hieß, führte Katerí ein Leben, das von strenger Buße und ständigem Gebet erfüllt war. Täglich ging sie bereits morgens um vier Uhr zur Kirche. Tagsüber unterbrach sie mehrfach die Arbeit, um zu beten. Abends suchte sie wieder die Kirche auf und verließ sie erst zu vorgerückter Stunde. Außerdem fastete sie streng und unterzog sich schmerzhaften Bußübungen.

Am 17. April 1680 starb Katerí Tekakwitha im Alter von nur 24 Jahren in Caughnawaga. Nach ihrem Tod verschwanden innerhalb von zehn Minuten ihre Pockennarben. Auch andere Wunder, zahlreiche Gebetserhörungen und Heilungen sind bezeugt. Der Missionar P. Gotonec schrieb die Berichte von Personen, die Katerí persönlich begegnet waren, am 27. August 1715 nieder.

1880 wurde für Katerí Tekakwitha ein Monument aus Marmor in Form eines Sarkophags errichtet. Sein Sockel trägt in der Sprache der Mohawks die Inschrift: „Katerí Tekakwitha. April 17, 1680. Onkwe Onweke Katsitsiio Teiotsitsianekaron“ („Kateri Tekakwitha, die schönste Blume, die unter den Indianern geblüht hat“).

Die Gebeine von Katerí Tekakwitha werden heute in der Kirche der Mohawk-Reservation in Caughnawaga in einer kostbaren Truhe mit einem Glasdeckel aufbewahrt. Sie sind das Ziel zahlreicher Gläubiger.

Papst Pius XII. (1876–1958) erklärte am 3. Januar 1943, die Prüfung der Ritenkongregation in Rom habe die heroische Tugend von Katerí Tekakwitha ergeben und ihr gebühre der Titel „Ehrwürdige Dienerin Gottes“. Papst Johannes Paul II. (1920–2005) sprach sie am 22. Juni 1980 heilig. Der aus Österreich stammende Jesuit Franz Xaver Weiser (gest. 1986), der seit 1938 in den USA lebte, schilderte das Leben und Werk von Kateri Tekakwitha in dem Buch „Das Mädchen der Mohawks“, das in englischer und 1987 auch in deutscher Sprache erschien.

Lozen

Die tapfere Kriegerin der Apachen

Zu den wenigen Frauen bei den Apachen, die als tapfere Kriegerinnen zu Ruhm und Ehre gelangten, gehörte Lozen (vielleicht 1848–1887) – zu deutsch: „geschickte Pferdediebin“. Lozen war Stammesmitglied der Chihenne-Apachen, die jüngere Schwester des berühmten Häuptlings Victorio (um 1825–1880) und tat sich als Prophetin, Medizinfrau und Kriegerin hervor. Ihr Bruder Victorio rühmte sie einmal mit den Worten: „Lozen is my right hand ... strong as a man, braver than most, and cunning in strategy. Lozen is a shield to her people.“

Die Chihenne mit den Bedonkohe, Chokonen und Nednhi werden häufig zusammenfassend als Chiricahua bezeichnet. Der Begriff Chiricahua beruht auf dem Namen des Gebietes, in dem diese Indianer lebten, nämlich der Chiricahua-Bergkette im südöstlichen Arizona. Die Chihenne agierten vollständig unabhängig von den anderen Gruppen der Apachen.

Der Geburtstag und der Geburtsort von Lozen sind nicht bekannt. Sie kam angeblich in den späten 1840-er Jahren irgendwo im Gebiet von New Mexico/Arizona/Nord Mexico zur Welt.

Viele indianische Krieger wollten die junge Lozen als Squaw gewinnen, doch die stark Umworbene erhörte keinen von ihnen. Als sie etwa 16 Jahre alt war, kam – laut Legende – ein fremder Mann in ihr Dorf, der im Westen geeignetes Land für seine Leute suchte und in den sich Lozen unsterblich verliebte. Doch der Fremde verließ das Dorf wieder und die sehr enttäuschte Lozen schwor sich daraufhin, nie zu heiraten und brach diesen Schwur tatsächlich nie.

[...]

Ende der Leseprobe aus 143 Seiten

Details

Titel
Superfrauen aus dem Wilden Westen
Veranstaltung
-
Autor
Jahr
2008
Seiten
143
Katalognummer
V133029
ISBN (eBook)
9783640396443
ISBN (Buch)
9783640396535
Dateigröße
5572 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Neuerscheinung von 2009 (1. Auflage 2008)
Schlagworte
Superfrauen, Wilden, Westen
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2008, Superfrauen aus dem Wilden Westen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133029

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Superfrauen aus dem Wilden Westen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden