Schulverweigerung

Schulverweigerung, Schulabsentismus – Erklärungsansätze und Handlungsalternativen


Hausarbeit, 2003

18 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung: Null Bock auf Schule

2. Definition: Schulverweigerung sowie weitere Formen von Schulmüdigkeit

3. Ursachen von Schulverweigerung

4. Was kann man tun? Empfehlungen, um Schulverweigerung vorzubeugen und Handlungsmöglichkeiten für den Extremfall.

5. Fazit

6. Literatur

1. Einleitung: Null Bock auf Schule

Bundesweit beschäftigen Schülerinnen und Schüler, die ihrer Schulpflicht nicht nachkommen, Lehrkräfte, Schulleitung und Behörden. Die Hamburger Morgenpost brachte am 15. Oktober 2003 einen Artikel zu dem Thema mit dem Titel: „Polizei gegen Schwänzer? Die Zahl der registrierten Schul-Blaumacher hat sich verdoppelt.“ Laut des Artikels hat sich die Zahl der sogenannten Schulpflichtverletzungen in Hamburg fast verdoppelt: von 746 (Schuljahr 2001/2002) auf 1440 (Schuljahr 2002/2003) registrierter Fälle. Insgesamt existieren allerdings wenige empirische Befunde über den Umfang von Schulverweigerung. In den letzten 30 Jahren gab es zwar immer wieder Untersuchungen, allerdings stammen diese aus unterschiedlichen regionalen und schulischen Zusammenhängen, so dass schwer abschätzbar ist, wie hoch die Zahlen Bundesweit sind. Zu Recht werden hier von Lehrerinnen und Lehrern problemorientierte Handlungs- und Lösungsstrategien erwartet. Aber was kann man tun, wenn Schüler sprichwörtlich „keinen Bock“ mehr auf Schule haben?

In dieser Hausarbeit geht es um die verhärteten Formen von Schulmüdigkeit bzw. Schulverweigerung und vor allem darum, wie man mit dem Problem als Lehrkraft umgehen kann. Viele Kinder haben Phasen, in denen sie mal lieber und mal weniger gerne zur Schule gehen. Zeitweise auftretende Schulmüdigkeit ist also nicht gemeint. Wie die verschiedenen Begriffe (Schulunlust, Schwänzen, Schulmüdigkeit, Schulaversion, Schulangst oder Schulverweigerung) zu verstehen sind und ob sie sich gegenseitig abgrenzen oder synonym zu verwenden sind, wird im Zweiten Teil geklärt werden. Eine genaue Definition der Begriffe ist unabdingbare Voraussetzung, um sich dem Thema zu nähern.

Wichtig ist auch zu erkennen, dass Schulvermeidung nur ein Aspekt einer Polysymptomatik ist. Das heißt Schulverweigerung ist kein isoliertes Symptom im Sinne einer Krankheit wie z.B. Nägelkauen, sondern eine Symptomatik, die vielfältige Ursachen haben kann. Welche diese sein können, soll in dieser Hausarbeit ebenfalls geklärt werden. Im Dritten Teil der vorliegenden Hausarbeit werden die Ursachen für Schulverweigerung geklärt. Im Letzten Teil soll es dann um die Handlungsmöglichkeiten gehen, die man als Lehrkraft hat, um dem Problem Schulverweigerung zu entgegnen bzw. um sich selber die nötige Hilfe und Unterstützung zu holen. Prävention, Intervention und Rehabilitation sind wichtige Stichworte in diesem Abschnitt. Der Vierte Teil ist der Hauptteil der Hausarbeit, die mit einem kurzen Fazit endet.

2. Definition: Schulverweigerung sowie weitere Formen von Schulmüdigkeit

Wie bereits in der Einleitung erwähnt wurde, gibt es eine Vielzahl an Begriffen, die im Zusammenhang von Schulverweigerung genannt werden (s. Einleitung, S.1). Einige davon sind synonym zu verwenden, wie zum Beispiel Schulabsentismus und Schulverweigerung, andere unterscheiden sich in ihrer Bedeutung. Nahezu alle Begriffe, die in der Alltagssprache Verwendung finden, um die hier behandelte Problematik zu beschreiben, beziehen sich auf das Handeln oder die Unterlassung einer Handlung oder auf einen angenommenen inneren Zustand eines jungen Menschen: Schwänzen, Bummeln, Schulangst haben, Schulaversion, Schulphobie und Schulmüdigkeit. Diesen Begriffen gemeinsam ist, dass sie sich auf Individuen beziehen. Dadurch entsteht die Gefahr, dass allein der Schüler im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und nicht wichtige Beziehungspartner wie zum Beispiel Lehrer oder Eltern. Steffen Uhlig spricht in diesem Zusammenhang von der Gefahr, dass man sich zu sehr mit „Symptomträgern“ und zu wenig mit „Störungsmustern“ beschäftigt.[1] Hierzu mehr im Dritten Teil.

Um sich mit dem Problem Schulverweigerung auseinander zusetzen ist es wichtig, die verschiedenen Begriffe genau zu definieren und voneinander abzugrenzen, damit klar ist, worüber geschrieben wird und was gemeint ist. Eine einheitliche Definition findet sich in der Literatur nicht, weshalb am Ende des Kapitels eine bindende Definition für diese Hausarbeit gegeben wird.

Zwischen den Begrifflichkeiten Schulverweigerung und Schulschwänzen ist zu unterscheiden: Laut Gerhard Bracke (Bezirksregierung Braunschweig)[2] ist Schulverweigerung häufig ein Symptom einer psychischen Erkrankung. Erkennbar sind unter anderem sensitive Persönlichkeitszüge. Es kann zu körperlichen Krankheitssymptomen kommen, die vermutlich psychischen Ursprungs sind (vgl. S.6 ).

Laut Thimm ist Schulverweigerung ein „Widerstand gegen als sinnlos, bedrohlich und lästig erlebte Anforderungen und Bedingungen, und zwar durch Nicht-gehen und/oder erhebliches Stören in der Klasse – manchmal auch, um Ausschlüsse zu provozieren. Weder „einfaches“ Schwänzen noch unangenehme, aber alltägliche Unterrichtsstörungen sind Schulverweigerung.“[3] Bracke geht davon aus, dass Schulschwänzen (oder auch Bummeln und Schulmüdigkeit) als Symptom einer sozialen Fehlanpassung auf das System Schule zu beschreiben ist. Aus der Sicht des Schülers ist die Institution Schule ein Ort, zu dem zu kommen sich nicht lohnt.“[4] Diese Aussage deckt sich mit der von Thimm insoweit, dass auch hier die Schule als sinnlos erlebt wird, weshalb der Gang dorthin verweigert wird. Eine genaue Abgrenzung ist nicht gegeben, weshalb immer noch die Frage besteht, ab wann nicht mehr von Schwänzen oder Bummeln gesprochen werden kann, sondern von Schulverweigerung. Thimm nennt deshalb verschiedene Varianten des Schwänzens:

- Tagesschwänzen (~5%): Schwänzen tritt nur begrenzt auf und ist umkehrbar.
- Eckstundenschwänzen (~25%): Schwänzen von Stunden, die als zu anstrengend oder als sinnlos empfunden werden. Zum Teil auch bestreiken unbeliebter Lehrer.
- Kurzzeitschwänzen: Schwänzen eines oder mehrerer Tage.
- Intervallschwänzen: Schwänzen nach nicht bewältigten Konflikten mit Lehrern oder Mitschülern. Mehrfaches Schwänzen, wodurch der Wiedereinstieg in den Schulalltag problematisch wird.
- Ständiges Schwänzen; Schulverweigerung: Ein loser Bezug zur Schule bleibt oft zwar bestehen, allerdings findet kein regelmäßiger Schulbesuch statt, sondern eher ein sporadisches auftauchen.
- Kaum umkehrbare Schulverweigerung; Schulphobie: Großer Widerstand gegen die Institution Schule bis hin zu Angstzuständen und ständige Abwesenheit.

[...]


[1] Uhlig, Steffen: Handlungsstrategien im Umgang mit Schulverweigerung. Versuch einer Systematisierung. S.44. In: Simon, Titus und Uhlig, Steffen: Schulverweigerung. Muster – Hypothesen – Handlungsfelder. Opladen 2002, vgl. S. 44.

[2] Bracke, Gerhard: Schulverweigerung und Schulschwänzen. Ein Kompendium für die Braunschweiger Schulen und Institutionen. 3. überarbeitete Auflage, Juli 2003, S.6.

[3] Thimm 1998, S. 43.

[4] Bracke, Gerhard: Schulverweigerung und Schulschwänzen. Ein Kompendium für die Braunschweiger Schulen und Institutionen. 3. überarbeitete Auflage, Juli 2003, S.6.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Schulverweigerung
Untertitel
Schulverweigerung, Schulabsentismus – Erklärungsansätze und Handlungsalternativen
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
„Schulverweigerung, Schulabsentismus –
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V86064
ISBN (eBook)
9783638010085
ISBN (Buch)
9783638915052
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schulverweigerung, Schulabsentismus
Arbeit zitieren
Tina Zoe Rix (Autor:in), 2003, Schulverweigerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86064

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