Alexander von Humboldt und die Sklaverei auf Kuba. Analyse anhand des Cuba-Manuskripts und des Cuba-Werkes


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Sklaverei auf Kuba
2.1 Anfänge der Sklaverei auf Kuba
2.2 Entwicklung zur Massensklaverei

3 HumboldtsKuba-Reise
3.1 BiographischeEinordnung
3.2 Forschungsreise

4 Das Cuba-Manuskript ,,lsle de Cube. Antilles en général”

5 Humboldts Cuba-Werk “Essai politique sur l’ile de Cuba“

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Ohne Zweifel ist die Sklaverei das größte aller Übel, welche die Menschheit gepeinigt haben.“ Mit diesen Worten stellte Alexander von Humboldt im „Essai politique sur l’Tle de Cuba“ seine Einstellung zur Sklaverei dar (Humboldt, 2008, S. 156).

Nicht ohne Grund zählt der Forscher weltweit zu den bekanntesten Deutschen und gilt mit seinen umfassenden Werken als Universalgenie. Auf seinen Forschungs­reisen gelangte Humboldt über Europa hinaus auch nach Lateinamerika, in die USA und ins russische Reich nach Zentralasien. Kuba besuchte er dabei 1801 und 1804 und erfuhr hier eindrückliche Erlebnisse, die er noch viele Jahre später in seinen Schriften thematisierte. In dem 1826 veröffentlichten „Essai politique sur l’Tle de Cuba“, oder auch Cuba-Werk, beschrieb der Forscher die Landschaft, das Klima, die Bevölkerung und die politische Bedeutung der Insel. Gleichzeitig kritisierte er die auf Kuba gängige Sklaverei scharf und brach damit die gesellschaftlichen Normen der Eliten und Kolonialmächte.

Im Verlauf dieser Arbeit wird zunächst auf die kubanische Sklaverei als geschichtlicher Aspekt und wichtiger Bestandteil in Humboldts Essay näher eingegangen. Der Fokus liegt dabei besonders auf dem durch Sklavenarbeit geprägten wirtschaftlichen Aspekt Kubas und dem Abolitionismus.

Kapitel drei beschäftigt sich mit Humboldts eigener Kuba-Reise, seinen Äußerungen sowie seinen Forderungen und Lösungsvorschlägen hinsichtlich der Sklaverei, die er sowohl aus Sicht der Sklavenhändler als auch aus Sicht des Sklaven selbst betrachtete. Des Weiteren wird eine biographische Einordnung sowie ein Einblick in Humboldts Reisetagebuch dargeboten.

Das „Cuba-Manuskript“, welches von Humboldt ab 1804 verfasst wurde und das Werk „Essai politique sur l’Tle de Cuba“ von 1826 werden in den darauffolgenden Kapiteln näher betrachtet und miteinander in Bezug gebracht. Im Vordergrund steht dabei die Fragstellung woran Alexander von Humboldts Haltung zur Sklaverei deutlich wird und wie er diese in der Gesellschaft präsentierte.

Aus der wissenschaftlichen Grundlage und den Untersuchungsergebnissen soll abschließend ein Fazit gezogen werden.

2 Sklaverei auf Kuba

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Karte 1: Provinzen auf Kuba 1878 (Meissner et al., 2008, S. 209)

2.1 Anfänge der Sklaverei auf Kuba

Bereits kurz nachdem Kuba 1492 durch den italienischen Seefahrer Christoph Columbus entdeckt wurde, begann auf der Insel die Sklaverei (Mikolajczyk, 2017, S. 61) und führte zu einer fast restlosen Vernichtung der einheimischen Indianerbevölkerung (Meissner et al., 2008, S. 208).

1512 wurde die Indianersklaverei durch den spanischen König Ferdinand V. verboten, sodass andere Bevölkerungsgruppen den Mangel an einheimischen Arbeitskräften ausgleichen und diese „ersetzen“ sollten. Daher wurden Menschen aus Afrika versklavt und nach Kuba verschleppt, um hier vor allem im Zuckerrohr­und Kaffeeanbau, aber auch für die Ausbeutung der Goldminen zu arbeiten. Die erste größte „Ladung“ kam in Kuba 1526 mit 145 westafrikanischen Sklaven an (Zeuske, 2004, S. 72ff). 1534 sollen bereits etwa 1.000 Sklaven auf Kuba tätig gewesen sein, um 1800 gab es bereits über 200.000 Sklaven, die 35% der Bevölkerung auf Kuba repräsentierten. (Andrews, 2004, S. 41, 203 - 207). Sie kamen aus West-Afrika (45 Prozent), aus Ost-Afrika (31 Prozent und aus dem Gebiet Kongo/Angola (24 Prozent) (ebd. S. 20).

„Die Bezeichnung ,Neger‘ wurde zum Synonym für ,Sklave‘. Aber auch sogenannte ,Mischlinge‘ konnten offiziell Sklaven sein, denn Kinder einer Sklavin wurden per Gesetz ebenfalls zu Sklaven.“, schrieb Humboldt in seinem Essay über Cuba (Mikolajczyk, 2017, S. 61).

2.2 Entwicklung zur Massensklaverei

Mit dem Niedergang der Plantagenwirtschaft auf Haiti ging der Aufschwung des Zuckeranbaus auf Kuba einher. 1603 verfügte die Hauptstadt Havanna schon über 31 Zuckerbetriebe, 1792 kam es zu einem regelrechten Zuckerboom auf der Insel. In den Jahren 1800 bis 1804 entwickelte sich Kuba zum Zentrum der transatlantischen Massensklaverei (Zeuske, 2002, München, S. 73). Humboldt besuchte die Insel in diesem Zeitraum zwei Mal, forschte jedoch auch vorher schon zur Sklaverei.

Während um etwa 1840 anderorts die Abolition bereits umgesetzt oder zumindest fortgeschritten war, hatte Kuba nicht nur die führende Zuckerproduktion im Weltmarkt inne, sondern war zugleich eine der wohlhabendsten auf Sklaverei basierende Kolonialwirtschaften. Die Sklaverei erreichte zu diesem Zeitpunkt mit rund 400.000 Sklaven ihren quantitativen Höhepunkt. Insgesamt wurden in den Jahren 1801 - 1867 mehr als 718.000 Afrikaner in die Karibik und damit in erster Linie nach Kuba verschleppt (Meissner et.al, 2008, S. 209 - 212). Sie stellten damit einen beachtlichen Teil der Bevölkerung dar und waren aus Nation und Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Trotzdem wurden sie gesellschaftlich nicht anerkannt und stellten für José Antonio Saco1 zum Beispiel keine „Kubaner“ dar: „Die kubanische Nationalität ist die, die durch die weiße Rasse gebildet wird und um die 400.000 Individuen ausmacht“ (Zeuske, 2002, Leipzig, S. 11).

Der weiße Revolutionär Eduardo Machado kritisierte zwar den Menschenhandel, äußerte sich gleichzeitig jedoch rassistisch gegenüber den Sklaven: „Die Sklaverei ist unstreitig die furchtbarste der verschiedenen Plagen, von denen die Insel Cuba heimgesucht ist. Gleich einer wilden Pflanze, deren Wachstum aus Nachlässigkeit oder um ihrer Brauchbarkeit willen von Anfang an nicht gehemmt worden ist, hat die afrikanische Rasse sich in so außerordentlicher Weise über ihre fruchtbaren Gefilde ausgedehnt, dass sie alles andere auf derselben zu ersticken droht“ (Durama de Ochoa, 1864, S. 1).

Kritik an der Sklaverei kam auch von den weißen Eliten, neben Wissenschaftlern und Reisenden hauptsächlich Kaufleute, im Mittel- und Ostteil der Insel. Sie kritisierten den Menschenhandel als „unmoralische wirtschaftliche Verbindung zwischen imperialem Monarchismus und Gewinnstreben der Zuckeraristokraten“, lehnten gleichzeitig aber auch die gesamte „schwarze Kultur“ ab und befürchteten die „Afrikanisierung“ Kubas Der Dichter Félix Tanco y Bosmeniel beschrieb diesen Standpunkt wie folgt: “Wer sieht nicht in den Bewegungen unserer Burschen und Mädchen, die Contradanza2 und Walzer tanzen wollen, eine Imitation der Neger in ihren Cabildos3 ? Wer weiss nicht, dass die Bässe der Musiker des Landes das Echo der Trommeln der Tangos sind? Alles ist afrikanisch und die unschuldigen und armen Neger [...] rächen sich für unsere grausame Behandlung, indem sie uns mit den unschuldigen Gebräuchen und Weisen infizieren, die den Wilden aus Afrika eigen sind“.

Diese Äußerungen rücken den kubanischen Abolitionismus in ein anderes Licht und lassen einen äußert rassistischen Beigeschmack zurück (Zeuske, 2002, Leipzig, S. 8 -11).

Nachdem im Sinne des Abolitionismus die Sklavenimporte aus Afrika gestoppt wurden, trat 1870 das Moret-Gesetz4 (oder auch „Free Womb law“) in Kraft, das anwies, den Sklavennachwuchs freizulassen.

Die Zuckerproduktion, für die die meisten Sklaven arbeiteten, hatte dadurch erstaunlicherweise nicht zu leiden, ganz im Gegenteil: Von 160.000 Tonnen im Jahr 1840 verdoppelte sie sich fast und betrug 1850 schon knapp 300.000, in den 1860er Jahren etwa 700.000 Tonnen. In der 1870er und 1880er Jahren gab es einen leichten Rückgang, 1887 wurde die 700.000 Tonnen-Marke jedoch wieder erreicht. (Meissner et.al, 2008, S. 211). Der Bau von Eisenbahnen spielte dabei eine wesentliche Rolle und verringerte die Transportkosten von Zucker um 70% (Zeuske, 2016, S. 85). Moralisch war die Sklaverei mittlerweile nicht mehr gut angesehen, blieb in der Wirtschaft jedoch effizient. 1880 wurde ein Abolitionsgesetz erlassen, das vorsah, Sklaven Minimallöhne auszuzahlen.

1886 wurde die Sklaverei schließlich per Gesetz endgültig abgeschafft (ebd. S. 130).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Abschaffung des afrikanischen Sklavenhandels und der Sklaverei 1810- 1888 (Andrews, 2004, S.57).

3 Humboldts Kuba-Reise

3.1 Biographische Einordnung

Nachdem Humboldt viele Jahre im Staatsdienst als Bergmann tätig war und seiner Leidenschaft für Forschung nur nebenbei nachgehen konnte, brachte ihm der Tod seiner Mutter 1796 ein Erbe, was ihn finanziell unabhängig machte (Grupe, 2007, S.2).

In Jena studierte Humboldt Anatomie und beschloss 1798 nach Paris, der damaligen Stadt der Wissenschaft zu gehen, um sich ganz der Forschung zu widmen. Dort lernte er seinen späteren Reisebegleiter, Kollege und Freund, den französischen Arzt und Botaniker Aimé Goujaud-Bonpland kennen.

Aufgrund der napoleonischen Kriege, die Europa zerrütteten, scheiterten zunächst diverse Expeditionspläne der beiden, sodass sie im Dezember 1798 nach Spanien gingen, um dort den Winter zu verbringen und anschließend nach Tunis, Ägypten oder Smyrna zu segeln. In Madrid schilderte Humboldt dem König Karl IV seine Reisepläne und bekam von der spanischen Krone einen speziellen Pass und damit die Erlaubnis zum uneingeschränkten Forschen im gesamten spanischen Kolonialreich Süd- und Mittelamerikas. „Nie war einem Reisenden [...] mehr zugestanden worden, nie hatte die spanische Regierung einem Fremden größeres Vertrauen bewiesen“, schrieb der preußische Forscher stolz.

Am 5. Juni 1799 war es soweit und Humboldt und Bonpland gingen in La Coruna, einer Hafenstadt im Nordwesten Spaniens, an Bord des Schiffes „Pizarro“ (Beck, 2018,S79- 104).

3.2 Forschungsreise

Während ihrer Amerikareise (1799 - 1804) machten Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland zwei Mal Halt auf Kuba. Der erste Aufenthalt dauerte drei Monate (19. Dezember 1800 bis 15. März 1801), der zweite dagegen nur anderthalb Monate (19. März bis 29. April 1804) (Humboldt, 2008, S. 8).

Für seine Forschungsdaten verwendete Humboldt „ein vielfältiges Meßinstrumentarium“, stellte „unentwegt geodätische und meteorologische Messungen an, die er systematisch zu Datenreihen zusammenfügte“ und ,,[...] bemühte sich um eine exakte Erfassung [...]“ (Osterhammel, 1999, S. 110). Gleichzeitig führte er oft Experimente durch, bezog sich in seinen Schriften auch auf die nachhaltige Nutzung der Natur und betrachtete bei seinen Überlegungen immer auch die einheimische Bevölkerung, die in seinen Augen keine Menschen niederer Klasse darstellten (Weinhold, 2012, S. 6).

Die Einfahrt in den Hafen von Havanna am 19. Dezember 1800 erlebte Humboldt als ein spektakuläres Ereignis und beschrieb es als „eine Landschaft [...], in der Natur und Kultur, die Insel und die Welt, die hemisphärischen und die transozeanischen Dimensionen miteinander verbinden“ (Ette, 2020, Abs. 3). Humboldt und sein Reisegefährte Bonpland wohnten bei unterschiedlichen wohlhabenden Kaufleuten und Plantagenbesitzern, die ihm neben einer Bleibe auch ausreichend Platz für sein umfangreiches Messinstrumentarium boten (Beck, 2018, S. 187f). Auf den Wegen sammelten Humboldt und Bonpland verschiedene Pflanzen und beschrieben diese, sie studierten auch die Gewohnheiten von Tieren und ließen dafür einen Cayman5 sowie ein Krokodil oder auch „auf der Insel Cuba [...] [lebenden] fleischfressende Saurier“ fangen. Humboldt war fasziniert von den „eigentümlichen Tieren [...], die mit so bewundernswerter Schnelligkeit von völliger Unbeweglichkeit zu den heftigsten Bewegungen übergehen.“ (Humboldt, 2008, Band II/3, S. 299f).

[...]


1 José Antonio Saco gilt als ein Vorkämpfer der kubanischen Unabhängigkeitsbewegung, er war Politiker, Historiker und Gesellschaftskritiker (Opatrny, 1995, S. 142 - 145)

2 Einer der populärsten Musikstile auf Kuba im 19. Jhdt. Es wird vermutet, dass die Contradanza im 18. Jhdt. aus Frankreich und Haiti eingeführt wurde (Amann, 2000, S. 19f).

3 Religiös-kulturelle offizielle Vereinigungen der afrikanisch-stämmigen Bevölkerung in Lateinamerika (Amann, 2000, S. 15).

4 Auch als Freie Geburt bezeichnet, verbietet die Versklavung von Kindern, (die von Sklavinnen geboren wurden) nach der Geburt (Cron, 2012, S. 51).

5 gehört zur Familie der Alligatoren und kommt in Süd- und Mittelamerika vor.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Alexander von Humboldt und die Sklaverei auf Kuba. Analyse anhand des Cuba-Manuskripts und des Cuba-Werkes
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Deutsche Literatur)
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V1000317
ISBN (eBook)
9783346375476
ISBN (Buch)
9783346375483
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alexander von Humboldt; Kuba; Sklaverei; Sklavenhandel
Arbeit zitieren
Fiona Wink (Autor:in), 2020, Alexander von Humboldt und die Sklaverei auf Kuba. Analyse anhand des Cuba-Manuskripts und des Cuba-Werkes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1000317

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