Der irakisch-iranische Krieg 1980-1988 und die Rolle externer Akteure


Hausarbeit, 2020

16 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Ursachen des Konflikts

3 Kriegsverlauf
3.1 Der Vorkrieg
3.2 Der Krieg von 1980-1988
3.3 Tanker- und Städtekrieg
3.4 Waffenstillstand

4 Externe Akteure
4.1 Das regionale Umfeld
4.2 Die Supermächte im irakisch-iranischen Krieg

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Seit 2011 herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Das Assads Regime wird von Iran, Hisbollah und Russland unterstützet. Die USA, die Türkei und Saudi-Arabien unterstützen die Aufständischen und sind gegen den syrischen Präsident Assad. Auch im heutigen Jemen gibt es einen Stellvertreterkrieg, und zwar zwischen Saudi-Arabien und Iran. Wie man sieht gibt es in solchen Kriegen abgesehen von den zwei Kriegsparteien bzw. Hauptakteure immer auch neben Akteure, die Stellung für eine Kriegspartei nehmen. Das liegt daran, dass diese Akteure bestimmte Interessen bzw. Zielsetzungen verfolgen. Der Terminus der „Stellvertreterkriege“ ist im Nahen Osten gar nicht was Neues. Der irakisch-iranische Krieg 1980-1988 könnte ebenfalls ein Beispiel sein.

Das Thema des irakisch-iranischen Krieges wurde viel untersucht, trotzdem bliebt sein Gesamtbild für viele ein diffus, denn der Krieg war tatsächlich zwischen Irak und Iran, zwei Länder, die nach bestimmten Zielen strebten. Allerdings waren andere Akteure in diesem Krieg interessiert bzw. engagiert, was diesen Krieg kompliziert macht. Meine Arbeit befasst sich mit dem irakisch-iranischen Krieg und die Rolle externer Akteure im Zusammenhang mit dem Ost-West-Konflikt. Die Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil (Kap.2 und 3) wird auf den irakisch-iranischen Krieg eingegangen. Der zweite Teil (Kap.4) widmet sich der Rolle externer Akteure. Zum Schluss wird es eine kurze Zusammenfassung geben.

Im Kalten Krieg gab es viele Heiße Kriege. Der irakisch- iranische Krieg 1980–1988 war ein sehr langer und heißer Krieg. In dieser Arbeit möchte ich mich zum einen mit den Ursachen und dem Verlauf des Kriegs beschäftigen, zum anderen möchte ich die Frage nach der Rolle externer Akteure und deren Interessen in diesem Krieg eingehen. Um diese Fragen zu beantworten, habe ich mich auf zahlreiche Werke sowohl Deutsche als auch Arabische gestützt. Eine große Rolle bekommen die Werke von Henner Fürtig, Harald Möller, Abd Al-Halim Abu-Ghazala und Mir A. Ferdowsi.

2 Ursachen des Konflikts

Die Ursprünge des ersten Golfkriegs waren außerordentlich vielschichtig. Es waren eine Reihe verschiedener Ursachen, die den Krieg zwischen Iran und Irak auslösten. Die Streitpunkte der beiden Länder bestanden nicht nur aus territorialen Faktoren, sondern bezogen auch nationale, religiöse, hegemoniale, ethnische und ideologische Differenzen ein. In der Literatur wird diskutiert, dass die Ursachen des irakisch-iranischen Kriegs in den folgenden Punkten liegen: Der Schatt al- Arab, Chuzestan oder Arabistan? Ethnische und religiöse Unterschiede, die iranische Hegemoniepolitik der Pahlawi Dynastie im Golf Gebiet, Iraks Entwicklung 1975-1980 und schließlich die iranische Revolution 1979. Diese Streitpunkte werden im Folgenden näher erläutert.

Der Schatt al-Arab bildet auf einer Länge von etwa 250 km seit 1534, dem Jahr der Eroberung Bagdads durch die Osmanen, die Grenze zwischen Osmanischen Reich und Persien bzw. später dem Irak und Iran. Inzwischen wurden eine Reihe von Verträgen über die Souveränität über den Schatt al-Arab geschlossen. Das letzte Abkommen war das Abkommen von Algier, das 1975 zwischen dem damaligen irakischen Vizepräsidenten Saddam Hussein und dem iranischen Schah Mohammad Reza Pahlavi geschlossen wurde. Es wurde eine gemeinsame Grenzverlauf am Schatt al-Arab in Flussmitte und die Garantie der Sicherheit entlang der gemeinsamen Grenze festgelegt. 1980 erklärte Saddam Hussein das Abkommen von Algier einseitig für ungültig und beanspruchte die volle Souveränität über den Schatt al-Arab.1

Ein weiteres Problem war der irakische Anspruch auf die iranische Provinz Chuzestan bzw. Arabistan. Chuzestan oder Arabistan? Die Araber nennen es Arabistan und die Perser Chuzestan. Diese Bezeichnungen weisen schon darauf hin, dass diese Region eine umstrittene Region ist. Sie ist eine sehr reiche Provinz an Erdöl und damit besitzt sie eine Lebenswichtige Funktion in der iranischen Wirtschaft. Ihre Hauptstadt ist Ahwaz und im Westen grenzt sie direkt an Irak. Chuzestan oder Arabistan hatte vor dem Krieg (1976) insgesamt 2,176 Mill. Einwohner, davon 1,5 Mill. Araber.2

Im Hinblick auf die Ethnische und religiöse Unterschiede, wird der Konflikt folgendermaßen beschrieben. Laut Abd al-Halim Abu Ghazala sei der Irakisch-iranische Krieg ein Krieg zwischen den Arabern und den Persern gewesen. Ein Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, der auf die Frühzeit des Islam im 7. Jahrhundert zurückgeht.3 Im Krieg stand auf eine Seite Saddam Housein, der den Arabern repräsentierte und von den anderen arabischen (Sunnitisch) Ländern wie Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigte Arabische Emirate unterstützt wurde. Auf der anderen Seite Stand Ayatollah Chomeini, der den Persern (Schiiten) repräsentierte. Er war politischer und religiöser Führer der islamischen Revolution, der das alte Schahs Regime stürzte.4

Was noch als Ursache für den Krieg angesehen wird, ist die Hegemoniepolitik der Pahlawi Dynastie in der Golfregion. Der Schah bzw. der Iran spielte nach Abzug Englands und der Auflösung der englischen Stützpunkte östlich des Suez die Rolle des „Gendarmen am Golf“. Was im Zusammenhang mit diesem Faktor stand, war die massive Einmischung Irans in die inneren Angelegenheiten Iraks durch die Unterstützung des kurdischen Widerstandes unter Barsani, die laut Ferdowsi bestimmt darauf ausgerichtet war, den Irak zur Anerkennung des Machtanspruchs des Irans im Golf zu zwingen.5

Im Jahr 1975 regierte die Baath-Partei im Irak, die bereits 1963 mittels eines blutigen Putsches die Macht übernahm. Obwohl Hasan al Bakr der Präsident vom Irak war, war Saddam Hussein jedoch der stärkste Mann im System. 1975 schloss er den Vertrag von Algier mit dem Schah.6 Es sollten folgende Stetigkeiten gelöst werden: Endgültige Markierung der Festlandgrenzen, Festlegung der Grenze im Schatt al-Arab und Unterlassung der Unterstützung oppositioneller Gruppen.7

1979 wurde das alte Regime Schahs Regime gestürzt, was zur Beendigung der Monarchie im Iran führte. Der Revolutionsführer war Ayatollah Chomeini, er war politischer und religiöser Führer der sog. islamischen Revolution. Mit diesem Ereignis stand die Region auf eine neue Herausforderung. Unter den Nachbarländern des Irans, die unmittelbar von der Revolution betroffen waren, ist vor allem der Irak zu nennen, da die Mehrheit der irakischen Bevölkerung der schiitischen Richtung im Islam angehört.8 Das Neue Regime hatte auf der einen Seite Ambitionen die Revolution in den Ländern der Region zu exportieren. Länder, die eine schiitische Minderheit innhatten, waren besorgt z.B. Kuweit Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate. Auf der anderen Seite sah Saddam Hussein im Zusammenbruch des Schah-Regimes eine Chance, um die Rolle des Golfpolizisten zu übernehmen. Iran war nachdem Revolution ziemlich schwach gewesen, da das neue Regime viele Offiziere hingerichtet hatte.9

3 Kriegsverlauf

Der irakisch-iranische Krieg begann am 22.September 1980 und endete am 20. 08. 1988, indem ein Waffenstillstand in Kraft trat. Der irakisch-iranische Krieg lässt sich folgendermaßen unterteilen: Der Vorkrieg 1979/80, die irakische Offensive 1980, Stellungskrieg 1981, die iranische Gegenoffensive 1982-87, die irakische Offensive 1988, Städte- und Tankerkrieg und Waffenstillstand bzw. die Beendigung des Kriegs.

3.1 Der Vorkrieg

1979/80 fanden einige Ereignisse statt, die maßgeblich zur Eskalation der Krise zwischen Irak und Iran und damit letztendlich auch zum Kriegsausbruch geführt haben. Auf der einen Seite versuchte die irakische Regierung die Autonomiebestrebungen der arabischen Bewohner Chuzestean, die sich in gleichgerichtete Aktivitäten nahezu aller Minderheiten im Vielvölkerstaat Iran zu diesem Zeitpunkt einreihten, auszunutzen. Auf der anderen Seite mobilisierte die Regierung in Iran antiirakische schiitische Widerstandsgruppen in Irak. Es kam in Kerbela zu schweren Schiitenunruhen, die mehrere Tote forderten. Der damalige iranische Außenminister habe am 9. April 1980 im iranischen Rundfunk erklärt, „dass die Führung Irans habe beschlossen ‚das baathistische Regime in Bagdad zu stürzen‘„ Irak hat am 13. April 1980 Ajatollah Baqr Sadr, der bekannteste schiitische Geistliche hingerichtet und 30000 iranisch-stämmige Iraker deportiert. Saddam Hussein erklärte am 17. 11.1980 das irakisch-iranische Algier-Abkommen für ungültig und beanspruchte die irakische Souveränität über den gesamten Schatt al-Arab.10

3.2 Der Krieg von 1980-1988

Die irakische Luftwaffe griff in den frühen Morgenstunden des 22.09.1980 die iranischen Flugplätze Mehrbad, Tabriz, Hamadan, Bakhtaran, Iswahn sowie einige andere militärische Einrichtungen des Irans an. Sie versuchte also die iranische Luftwaffe am Boden zu zerstören. Unmittelbar anschließend überschritten neun irakische Divisionen in drei Stoßkeilen die Grenze zu Iran.11 Die irakischen Truppen hatten am 28 September 1980 große Teile von Ilam und Chuzestan erobert. Kurz danach erläuterte Saddam Hussein in einer Rede, dass er Frieden wolle und bot einen Waffenstillstand an, wenn Irak sein Territorium (bei Saif Saad und Zain al Qaws) und seine Hoheitsechte im Schatt al Arab wiederbekommt und, dass der Iran die Einrichtung einer neutralen Zone im Süden zustimmt. Iran lehnte es ab, was zur Verlängerung des Kriegs sorgte.12

1980/81 war die irakische Armee nicht mehr in der Lage, ihren Vormarsch fortzusetzen. Auf der anderen Seite fehlten Iraner die Mittel für erfolgversprechende Gegenschläge. Eine erste iranische Gegenoffensive fand im Januar statt, die unter hohen Verlusten scheiterte. Weitere Bewegung in die Front kam danach erst im September wieder, als es die iranische Armee gelang, die irakische Soldaten am 27 September von Ahwas über den Karun-Fluss zurückzudrängen und in den Belagerungsring um Abadan zu Sprengen. Bis Dezember 1981 fanden weitere kleine iranische Geländegewinne statt.13

Nach der Zurückeroberung Korramschahrs überschritten iranische Truppen am 13. Juli 1982 die irakisch-iranische Grenze und stießen in Richtung Basrah vor und eroberten erstmals einen kleinen Streifen irakischen Gebietes. Im weiteren Verlauf begann der Iran einen Zyklus von Operationen sowohl im Süden Richtung auf Amara als auch im Norden im irakischen Kurdistan. Die Operationen im Süden endeten mit einer Niederlage, allerdings war die Operation im Norden erfolgreicher. Iran konnte einige Gebiete erobern. Von 1984 bis 1987 konnte Iran weitere Gebiete im Süden eroberten wie die Halbinsel Faw, die später vom Irak zurückerobert wurde.14

Der Irak begann im April 1988 eine Serie von kurz aufeinanderfolgenden insgesamt nicht mehr als drei Monate dauernden Landoffensiven, in denen fast alle iranische landgewinne seit 1982 rückerobert wurden. Es wurde demonstriert, dass Irak durchaus in der Lage war, tiefgreifende Operationen in den Iran hineindurchführen, ohne dass die iranischen Streitkräfte dies verhindern konnten. “Als sich 1988 herausstellte, dass der Irak immer noch in der Lage war, Offensiven in den Iran hinein zu unternehmen, erkannte Iran die Aussichtlosigkeit ihrer Bemühungen und war endlich zu einem Waffenstillstand bereit.“15

[...]


1 Vgl. Fürtig, Henner, Geschichte des Iraks. Von Der Gründung 1921 Bis Heute, 3. Auflage, München, 2016, S. 121.

2 Vgl. Fürtig, Henner, der irakisch-iranische Krieg 1980 – 1988. Ursachen. Verlauf. Folgen, Berlin, 1992, S. 19.

3 Vgl. Abu Ghazala, Abd al-Halim, der irakisch iranische 1980-1988, 1994. verfügbar unter: https://www.noor-book.com/%D9%83%D8%AA%D8%A7%D8%A8-%D8%A7%D9%84%D8%AD%D8%B1%D8%A8-%D8%A7%D9%84%D8%B9%D8%B1%D8%A7%D9%82%D9%8A%D8%A9-%D8%A7%D9%84%D8%A5%D9%8A%D8%B1%D8%A7%D9%86%D9%8A%D8%A9-pdf [19.09.2020], S. 8.

4 Vgl. Ebenda, S. 58f.

5 Vgl. Ferdowsi, Mir A., der iranisch-irakische Krieg. Zu den Ursachen der Katastrophe, in; Udo Steinbach [Hg.], der Golfkrieg. Ursachen, Verlauf, Auswirkungen, Hamburg, 1988, S. 85.

6 Vgl. Möller, Harald, der Krieg Irak-Iran 1980 – 88, 1.Auflage, Berlin, 1995, S. 120.

7 Vgl. Ferdowsi, Mir A., der iranisch-irakische Krieg. Ein Sonderfall regionaler Konflikte in der Dritten Welt? in; Müller Erwin/R. Vogt Wolfgang/Lippert Ekkehard/Kutz Martin/Fröchling Helmut/Gessenharter Wolfgang [Hg.], S + F: Vierteljahresschrift für Sicherheit und Frieden, Jahrgang 4, Heft 1, Baden-Baden, 1986, S. 98-105. Verfügbar unter :https://epub.ub.uni-muenchen.de/10236/1/10236.pdf [19.09.2020], S.100.

8 Vgl. Bunzl, John, die Auswirkungen der iranischen Revolution auf die Lage im Nahen Osten, Laxenburg, 1979, 6.

9 Vgl. Abu Ghazala, Abd al-Halim, der irakisch iranische, S. 59.

10 Vgl. Fürtig, Henner, Sechs Jahre irakisch-iranischer Krieg. Eine Bilanz, in; Udo Steinbach [Hg.], der Golfkrieg. Ursachen, Verlauf, Auswirkungen, Hamburg, 1988, S. 64.

11 Vgl. Möller, Harald, der Krieg Irak-Iran, S. 64.

12 Vgl. Ebenda, S. 67.

13 Vgl. Fürtig, Henner, Sechs Jahre irakisch-iranischer Krieg, S. 65.

14 Vgl. Möller, Harald, der Krieg Irak-Iran, S. 74 und 78.

15 Ebenda, S. 74.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der irakisch-iranische Krieg 1980-1988 und die Rolle externer Akteure
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Der Kalte Krieg
Autor
Jahr
2020
Seiten
16
Katalognummer
V1001925
ISBN (eBook)
9783346377265
ISBN (Buch)
9783346377272
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erster Golfkrieg, Kalter Krieg, Der irakisch-iranische Krieg, Externe Akteure, Die Supermächte
Arbeit zitieren
Raji Haji (Autor:in), 2020, Der irakisch-iranische Krieg 1980-1988 und die Rolle externer Akteure, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1001925

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