Videokonsum Jugendlicher


Facharbeit (Schule), 2001

6 Seiten


Leseprobe


Der Videokonsum Jugendlicher

1. Sozio-demographische Merkmale

- geschlechtsspezifische Unterschiede: Jungen sind die intensiveren Videonutzer
- schulart- bzw. bildungsniveauspezifische Unterschiede: besonders intensive Nutzung bei Sonder- und Hauptschülern, gefolgt von Realschülern; deutlich geringere Nutzung bei Gymnasiasten
- Alter: zunehmende Nutzung mit steigendem Alter, allerdings in höheren Altersgruppen (ab 17) abnehmende Tendenz
- Stadt-/Landunterschiede: intensivere Nutzung bei Stadtbewohnern
- Ausländer: äußerst intensive Nutzung
- Arbeitslosigkeit: höhere Konsumhäufigkeit bei Jugendlichen ohne Arbeit

2. Beliebtheit einzelner Video-Genres

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Geschlechtsspezifische Unterschiede: Jungen bevorzugen eher harte und aktionsreiche Filme, Mädchen eher sanfte, phantasievolle Unterhaltung
- Altersspezifische Unterschiede: Interessenwandel von einfachen aktionsreichen Filmen (Abenteuer, Krimi, Western) zu mehr unter die Haut gehenden Video-Filmen (Horror-, Gruselfilme)
- Schichtspezifische Unterschiede: mit absteigender Schichtzugehörigkeit nimmt der Konsum fast aller Videosparten zu und die Beliebtheit von Grusel-, Horror-, Kung-Fu- , Western- und Heimatfilmen steigt
- Schulartspezifische Unterschiede: Haupt- und Sonderschüler weisen bei fast allen Genres eine besonders hohe Konsumhäufigkeit auf; bei ihnen sind Horror-, Kung-Fu- und Sex-Filme besonders beliebt.

3. Inhalte und Dramaturgie der modernen Horror- und Gewalt-Videos

3.1 Abgrenzung zum klassischen Horrorfilm

- klassischer Horrorfilm: Mythenwelt, nachvollziehbare Geschichte, phantastisch- mystische Figuren (Werwölfe, Vampire, lebende Mumien,...)
- moderner Horrorfilm: Protagonisten sind einfach Verrückte oder Perverse; oft keine nachvollziehbare Geschichte, sondern lediglich oberflächliche Begründungen für das Aneinanderreihen der Bilder von Verstümmelungen

3.2 Gewaltexzesse und physische Vernichtung

- ,,Ästhetik der Verrohung" -> Offenlegung des Körpers, Verstümmelungen, extremste Formen des Todes und des Tötens, Folter
- exzessive und minutiöse Darstellung von Gewalttaten
- hyperrealistische Darstellung (in Großaufnahme, Zeitlupe etc.)

3.3 Sadismus und Diskriminierung von Frauen

- Verbindung von Sexualität und Gewalt
- Opfer meist Frauen (als jederzeit verfügbare und gefügige Lustobjekte)
- Lustgewinn durch körperliche Quälereien wird suggeriert

3.4 Machokult und Selbstjustiz

- Härteideal: Recht des Stärkeren
- Greueltaten im ,,Dienst der guten Sache"
- physische Vernichtung des Gegners als einzig taugliche Strategie der Konfliktlösung

4. Jugendliche Videocliquen

4.1 Gründe für den Konsum von Horror-und Gewalt-Videos

a)

- Filmtricks, Thrills und naturalistische Körperzerstörungen als Spannungsgenerator
- Interesse an technischen Finessen
- Lust am Schock, ,,Angstkitzel"
- Aushalten der brutalen, hyperrealistischen Bilder

b)

- Videorezeption als soziale Veranstaltung
- Geselligkeit und Gruppenerlebnis
- Mutproben und Selbstpräsentation
- Gruppenkonflikte und Konformitätsdruck

c)

- Videokonsum als Ausdruck jugendkultureller Stile
- Videokonsum als selbstbewußter Mediengebrauch (Filmkompetenz und Beschaffungsautonomie)
- Distanzierung und Provokation
- Außeralltäglichkeit und imaginierte Fluchten

5. Exzessivseher

5.1 Definition:

Exzessivseher sind definiert als Konsumenten von Horror-Videos und brutalen Gewaltfilmen, von denen nachweislich mehr als 29 angeschaut wurden. Der tägliche Horror-Gewalt- Videokonsum liegt bei durchschnittlich 1,5 Std., wenn Schule ist. Wenn keine Schule ist, ist er noch höher (rund 3 Std.) und reicht im Einzelfall bis zu 9 Stunden.

5.2 Schulartspezifische Differenzen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5.3 Identifikation mit Täter/Opfer und Gefühle nach dem Konsum von Horror-und Gewaltvideos

Jungen: Identifikation mit Täter, zugleich Gefühl von lustbetonter kämpferischer Aggressivität, verbunden mit dem Empfinden von Stärke, Sicherheit und Zorn Mädchen: Identifikation mit Opfer, zugleich Gefühl von Schwäche, Bedrohung und Ekel

5.4 Auffälligkeiten in der Persönlichkeitsstruktur

- aggressives Bedürfnis nach Ich-Durchsetzung
- geringe Bereitschaft zu sozialem Engagement
- stärkere Maskulinität der Einstellung
- Erregbarkeit: leicht erregbar und reizbar; können ihren Ärger oft nicht beherrschen
- schulischer Ehrgeiz deutlich herabgesetzt

6. Hypothesen zur Medienwirkung

7. Filmkonsum und Delinquenz - Ergebnisse einer Interviewstudie mit straffälligen Jugendlichen

- extrem verbreiteter Videokonsum mit vermehrtem Gewaltfilmkonsum

- häufig Konsum von indizierten und konfiszierten Videos -> geringe Normenaktzeptanz

- Neigung zu Gewaltdelinquenz wird durch häufigen Konsum indizierter Videofilme verstärkt

- Lernen von Neutralisierungstechniken durch Filmdarstellungen

- Akzeptanz kriminogener Neutralisierungstechniken (,,gerechte Rache", ,,Notwehr", Abwertung des Opfers) wird durch Gewaltfilmkonsum verstärkt

- negativer Einfluß der Peergruppe: Gewaltdarstelllungen werden oft als heldenhaft und attraktiv betrachtet und bekommen so verstärkte Modellwirkung

- durch Identifikation mit delinquenten Protagonisten: bestehende normwidrige Einstellungen werden bestätigt

- Lernen delinquenter Techniken durch Filme: 52% der befragten Inhaftierten gaben an, entweder ernsthaft daran gedacht zu haben, eine im Film beobachtete delinquente Technik real anzuwenden oder dies tatsächlich getan zu haben

- Anomie: Filme wecken durch idealisierende Darstellungen von Luxus und Konsumgütern Wünsche, die der Rezipient nicht mit seinen herkömmlichen Mitteln erreichen kann. Zugleich werden in Filmen innovative, normwidrige Möglichkeiten zur Erfüllung dieser Wünsche gezeigt.

Literatur:

Allwardt, Ulrich. Von einem, der auszog, das Gruseln zu lernen. Bonn. Bundeszentrale für politische Bildung. 1985

Glogauer, Werner. Video-Konsum türkischer Hauptschüler. Gersthofen. 1989

Hinsch, Rüdiger. Gewalt in der Schule. Landau. Verlag Empirischer Pädagogik. 1998

Knopf, Hartmut. Aggressives Verhalten und Gewalt in der Schule. München. Oldenbourg. 1996

Lukesch, Helmut. Wenn Gewalt zur Unterhaltung wird. Regensburg. Roderer. 1990 Lukesch, Helmut. Jugendmedienstudie. 3.Aufl. Regensburg. Roderer. 1994 Pfeiffer, Dietmar. Kriminalsoziologie. Stuttgart. Kohlhammer. 1979 Scheungrab, Michael. Filmkonsum und Delinquenz. Regensburg. Roderer. 1993

Vogelsang, Waldemar. Jugendliche Videocliquen. Opladen. Westdeutscher Verlag. 1991

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Videokonsum Jugendlicher
Autor
Jahr
2001
Seiten
6
Katalognummer
V100573
ISBN (eBook)
9783638989985
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Videokonsum, Horror-Gewalt-Videos
Arbeit zitieren
Miriam Lauerbach (Autor:in), 2001, Videokonsum Jugendlicher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100573

Kommentare

  • Gast am 29.8.2001

    Mut zur Lücke.

    Oberflächliche, einseitige und sehr lückenhafte Darstellung, die ein stark verzerrtes Bild der Gesellschaft im Bereich Videokonsum zur Folge hat! Für Personen die an stark stereotypen Darstellungen von Videokonsum (und den dazugehörigen Persongruppen) interessiert sind mit Sicherheit zu empfehlen. Aufgrund mangelnder Wertfreiheit und Objektivität jedoch nicht als soziologisch wertvolle Arbeit zu betrachten.

Blick ins Buch
Titel: Videokonsum Jugendlicher



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden