In dieser Arbeit werden die Bücher 11 und 12 aus Tacitus’ "annales" im Hinblick auf die Erfüllung annalistischer Prämissen untersucht. Ausgangspunkt bildet eine Definition des 'annalistischen Schemas von Beck und Walter. Textelemente sollen im taciteischen Korpus nachgewiesen werden. Im Anschluss sollen Stellen aufgespürt werden, an denen Tacitus das restriktive Gerüst der Jahr-für-Jahr-Darstellung verlässt, um größere Zeitabschnitte resümierend wiederzugeben oder in Form eines Exkurses vom eigentlichen Gegenstand abzuweichen. Es soll dabei versucht werden, diese 'digressiones' aus dem inhaltlichen Zusammenhang heraus zu rechtfertigen. Als Resultat kann eingeschätzt werden, ob Tacitus eher ein traditioneller oder aber ein innovativer Annalist ist.
Die Geschehnisse der Zeit festzuhalten und Vergangenes historisch aufzuarbeiten – beides mit dem Anspruch, Zeugnis über die Bewegungen auf der geschichtlichen Bühne abzulegen, darf bereits in der Antike als Zielformulierung der Geschichtsschreiber gelten. Im antiken Rom beginnt dies mit dem Römer Q. Fabius Pictor (ca. 270–216 v. Chr.), der in griechischer Sprache und annalistischer Form die historischen Ereignisse, mit der Frühgeschichte beginnend und bis in seine Gegenwart weiterführend, festhält.
Das annalistische Schema, das er dafür wählt, ist als Anleihe an die geweißten Tafeln zu sehen, auf denen das religiöse Oberhaupt Roms die Geschehnisse Jahr für Jahr schriftlich festgehalten und für jedermann lesbar vor seinem Amtssitz aufgestellt hat. Diese Praxis reicht bis ins 4. vorchristliche Jahrhundert zurück und findet erst ein Ende, als P. Mucius Scaevola, Pontifex Maximus ab 130 v. Chr., diesen Brauch abschafft. Als thematische Schwerpunkte lassen sich sakral bedeutsame Vorkommnisse wie Prodigien, Tempelweihungen, Ernteausfälle und Finsternisse feststellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Historiografie bis Tacitus
- Annalistik und Exkursionen in Tacitus, annales 11–12
- Inhalt der Claudiusbücher
- Annalistische Merkmale
- Tacitus als emanzipierter Annalist
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bücher 11 und 12 von Tacitus' Annalen auf ihre Einhaltung annalistischer Prinzipien. Es wird analysiert, inwieweit Tacitus das strenge Jahr-für-Jahr-Schema beibehält und wann er von diesem abweicht, beispielsweise durch Exkurse oder resümierende Darstellungen größerer Zeitabschnitte. Die Rechtfertigung dieser Abweichungen wird im Kontext des Gesamtwerks untersucht.
- Entwicklung der annalistischen Tradition in der römischen Geschichtsschreibung
- Analyse der annalistischen Merkmale in Tacitus' Annalen XI und XII
- Untersuchung von Exkursen und Abweichungen vom annalistischen Schema bei Tacitus
- Bewertung von Tacitus' Rolle als traditioneller oder innovativer Annalist
- Inhaltliche und methodische Analyse der Claudiusbücher
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Historiografie bis Tacitus: Die Einleitung skizziert die Entwicklung der römischen Geschichtsschreibung von den Anfängen mit Q. Fabius Pictor bis hin zu Tacitus. Sie beleuchtet verschiedene Methoden und Schwerpunkte, von der annalistischen Aufzeichnung sakraler Ereignisse bis hin zu einer summarischeren Darstellung mit lokalen Akzentuierungen bei Cato. Die Entwicklung zeigt einen Wandel von faktenorientierten Aufzeichnungen hin zu stärker rhetorisch aufbereiteten und teilweise fiktionalisierten Darstellungen. Der Fokus liegt auf der Darstellung der annalistischen Tradition als Hintergrund für die spätere Analyse von Tacitus' Werk.
Annalistik und Exkursionen in Tacitus, annales 11–12: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit. Es analysiert die Bücher 11 und 12 der Annalen im Hinblick auf ihre annalistischen Merkmale. Es werden die Elemente untersucht, die dem traditionellen annalistischen Schema entsprechen, wie z.B. die Nennung von Beamten und die Aufzeichnung sakraler Ereignisse. Gleichzeitig wird der Fokus auf die Stellen gelegt, an denen Tacitus von dieser strengen Struktur abweicht und Exkurse einfügt, um größere Zeitabschnitte zusammenzufassen oder von der eigentlichen Erzählung abzuweichen. Die Arbeit untersucht die Motive und die inhaltliche Rechtfertigung dieser Abweichungen.
Schlüsselwörter
Tacitus, Annalen, Annalistik, Exkurse, römische Geschichtsschreibung, Historiografie, Claudius, Historiographische Methode, Digressionen, Tradition und Innovation.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der Annalen XI und XII von Tacitus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Tacitus' Annalen, speziell die Bücher 11 und 12, hinsichtlich ihrer Einhaltung annalistischer Prinzipien. Es wird untersucht, wie Tacitus das Jahr-für-Jahr-Schema handhabt und wie er durch Exkurse und zusammenfassende Darstellungen davon abweicht. Die Rechtfertigung dieser Abweichungen wird im Kontext seines Gesamtwerks betrachtet.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit umfasst die Entwicklung der annalistischen Tradition in der römischen Geschichtsschreibung, die Analyse der annalistischen Merkmale in Tacitus' Annalen XI und XII, die Untersuchung von Exkursen und Abweichungen vom annalistischen Schema, die Bewertung von Tacitus' Rolle als traditioneller oder innovativer Annalist und eine inhaltliche und methodische Analyse der Claudiusbücher.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und was ist ihr Inhalt?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Entwicklung der römischen Geschichtsschreibung bis Tacitus skizziert und verschiedene Methoden und Schwerpunkte beleuchtet. Der Hauptteil analysiert die Annalen XI und XII auf ihre annalistischen Merkmale und Abweichungen. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine analytische Methode, die die annalistischen Elemente in Tacitus' Text identifiziert und mit Abweichungen vergleicht. Sie untersucht die Motive und die inhaltliche Rechtfertigung dieser Abweichungen im Kontext des Gesamtwerks und der Entwicklung der römischen Geschichtsschreibung.
Wer ist die Zielgruppe dieser Arbeit?
Diese Arbeit richtet sich an Leser mit Interesse an klassischer Philologie, römischer Geschichte und historiographischer Methodik. Sie ist besonders relevant für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit Tacitus' Annalen und der römischen Geschichtsschreibung auseinandersetzen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Tacitus, Annalen, Annalistik, Exkurse, römische Geschichtsschreibung, Historiografie, Claudius, Historiographische Methode, Digressionen, Tradition und Innovation.
- Quote paper
- René Dietzsch (Author), 2009, Annalistische Elemente und Exkurse in Tacitus’ Annalen XI und XII. Historiografie bis Tacitus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1011116