Die folgende Arbeit hat zum Ziel, die Gerechtigkeit aus islamischer Sicht zu beleuchten. Dabei geht es im Kern um die Gerechtigkeit auf der praktischen Ebene. Anders ausgedrückt: Es geht um Frage, wie der Menschen handeln soll, wenn er gerecht sein möchte.
Kaum ein Thema hat über die Jahrtausende menschlicher Geschichte so wenig an Relevanz eingebüßt wie das der Gerechtigkeit. Durchforstet man die Regale großer Bibliotheken, zeigt sich, welch großen Platz die Werke zum Thema einnehmen. Viele dieser Schriften reichen weit in die Vergangenheit zurück. Sie gehen zurück auf die sogenannte griechische Antike. In jene Zeit also, als die ersten großen Denker zum ersten Mal damit begannen, sich systematisch und damit auch wissenschaftlich mit der Gerechtigkeitsthematik zu befassen. Hervorzuheben sind hier die Schriften Platons und insbesondere die von Aristoteles. Mit dem Beginn des Islam begann auch im Mittleren Osten das Thema der Gerechtigkeit stärker ins Bewusstsein der Menschen zu treten. Der Prophet Muhammad (s.) hatte mit dem Koran ein Buch offenbart bekommen, das – auf der praktischen Ebene – den Schwerpunkt auf die Gerechtigkeit legte. Die Gerechtigkeit, mit der Gott seinen Propheten mittels Offenbarungen vertraut machte, brachte zu Beginn des Islams viele Mekkaner in Aufruhr. Eine Form von Gerechtigkeit, die den Reichen zwang, sein Vermögen mit dem Armen zu teilen, die eine gerechte Behandlung von Frauen und Männern vorsah, die die Kinder, Alten und Kranken in Schutz nahm; eine solche Gerechtigkeit hatte es zuvor nicht gegeben.
Mit der Ausbreitung des Islam bemühten sich schließlich auch die Gefährten und Anhänger des Propheten, seine Gerechtigkeitslehre in den islamischen Gebieten durchzusetzen. Die Eroberung ferner Orte und die Annäherung an fremden Kulturen mit ihren differierenden Werten und Normen zwangen die muslimischen Intellektuellen, sich intensiver mit der Gerechtigkeit im Islam auseinanderzusetzen, damit eine Übertragung der islamischen Normen zeit- und ortsgemäß vonstattengehen kann. So entstand über die Jahrhunderte islamischer Zivilisation eine ausgedehnte und tiefgreifende Gerechtigkeitskonzeption, die noch zwischen den muslimischen Intellektuellen ausgehandelt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmung „Gerechtigkeit“
- Universale Gerechtigkeit Gottes in der Schöpfung
- Drei Formen der Gerechtigkeitsbeziehungen
- Grundlagen sozialer Gerechtigkeit
- Islamische Gerechtigkeit im interkulturellen Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, die Gerechtigkeit aus islamischer Sicht, insbesondere auf der praktischen Ebene, zu beleuchten. Sie untersucht, wie der Mensch gerecht handeln kann, indem sie den Begriff der Gerechtigkeit aus islamischer Sicht erläutert, die universale Gerechtigkeit Gottes in der Schöpfung erörtert und die drei Formen der Gerechtigkeit in Bezug auf den Menschen im Islam beleuchtet. Darüber hinaus werden die Grundlagen der sozialen Gerechtigkeit in einer (idealen) islamischen Gesellschaft diskutiert und die islamische Sichtweise auf die Gerechtigkeit mit den heutigen Gerechtigkeitskonzeptionen verglichen und bewertet.
- Der Begriff der Gerechtigkeit aus islamischer Sicht
- Die universale Gerechtigkeit Gottes in der Schöpfung
- Die drei Formen der Gerechtigkeit in Bezug auf den Menschen im Islam
- Die Grundlagen der sozialen Gerechtigkeit in einer islamischen Gesellschaft
- Der Vergleich der islamischen Sichtweise auf die Gerechtigkeit mit heutigen Gerechtigkeitskonzeptionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Gerechtigkeit in den Kontext der Geschichte menschlicher Zivilisation und erläutert die Bedeutung der Gerechtigkeit im Islam. Sie zeigt, wie der Islam eine neue Form von Gerechtigkeit einführte, die sowohl die äußere als auch die innere Seite des Menschen berücksichtigte.
- Begriffsbestimmung „Gerechtigkeit“: Dieses Kapitel untersucht den Gerechtigkeitsbegriff im Koran, insbesondere die Begriffe „Adl“ und „Qist“, und erläutert deren Bedeutung im Kontext des islamischen Glaubens. Es wird auch die Definition der Gerechtigkeit durch Imam Ali (a.) im Rahmen der überlieferten Tradition vorgestellt.
- Universale Gerechtigkeit Gottes in der Schöpfung: Dieses Kapitel erörtert die universale Gerechtigkeit Gottes in der Schöpfung und analysiert, wie diese Gerechtigkeit sich in der Natur und im menschlichen Leben manifestiert.
- Drei Formen der Gerechtigkeitsbeziehungen: Dieses Kapitel beleuchtet die drei Formen der Gerechtigkeitsbeziehungen im Islam, die sich auf die Beziehung zwischen Mensch und Gott, Mensch und Mensch und Mensch und der Schöpfung beziehen. Es analysiert die Bedeutung und die Prinzipien jeder dieser Formen.
- Grundlagen sozialer Gerechtigkeit: Dieses Kapitel untersucht die Grundlagen der sozialen Gerechtigkeit in einer (idealen) islamischen Gesellschaft. Es betrachtet die Rolle des Staates, der Familie und der Individuen im Aufbau einer gerechten Gesellschaft und analysiert die Prinzipien und Werte, die diese Gerechtigkeit stützen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema der Gerechtigkeit aus islamischer Sicht und untersucht den Begriff „Gerechtigkeit“ im Koran, die universale Gerechtigkeit Gottes in der Schöpfung, die drei Formen der Gerechtigkeitsbeziehungen im Islam, die Grundlagen der sozialen Gerechtigkeit in einer islamischen Gesellschaft und den Vergleich der islamischen Sichtweise auf die Gerechtigkeit mit heutigen Gerechtigkeitskonzeptionen. Schlüsselbegriffe sind daher „Gerechtigkeit“, „Adl“, „Qist“, „Universale Gerechtigkeit“, „Soziale Gerechtigkeit“, „Islamische Gesellschaft“, „Interkultureller Vergleich“ und „Gerechtigkeitskonzeptionen“.
- Arbeit zitieren
- Ahmad Abbas (Autor:in), 2020, Über die Gerechtigkeit und ihre Formen im Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012432