Energiesicherheit in Deutschland am Beispiel des Energy Security Index nach Sovacool und Brown


Hausarbeit (Hauptseminar), 2018

38 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Schlüsselfaktoren der Energiesicherheit nach Hake und Rath-Nagel
2.2 Definition Energiesicherheit nach Sovacool und Brown
2.2 Der Energy Security Index nach Sovacool und Brown

3. Methodisches Vorgehen

4. Diskussion der Ergebnisse
4.1 Energiesicherheit im Vergleich der OECD Länder
4.2 Energiesicherheit in Deutschland
4.2.1 Energieverfügbarkeit
4.2.2 Energiebezahlbarkeit
4.2.3 Energieeffizienz
4.2.4 Energieumweltfreundlichkeit

5. Fazit

Anhang

Quellenverzeichnis IV

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: unangepasste Energiesicherheitsperformance Z-Werte 2000-2015

Tabelle 2: Energieverfügbarkeitsindex 2000-2015

Tabelle 3: Energy Security Performance Index Energieverfügbarkeit in Deutschland 2000 und 2015 im Vergleich

Tabelle 4: Energiebezahlbarkeitsindex 2000-2015

Tabelle 5:Energy Security Performance Index Energiebezahlbarkeit in Deutschland 2000 und 2015 im Vergleich

Tabelle 6: Energieeffizienzindex 2000-2015

Tabelle 7: Energy Security Performance Index Energieeffizienz in Deutschland 2000 und 2015 im Vergleich

Tabelle 8: Energieumweltfreundlichkeitsindex 2000-2015

Tabelle 9: Energy Security Performance Index Energieumweltfreundlichkeit in Deutschland 2000 und 2015 im Vergleich

Tabelle 10: Energiesicherheits-Performance-Index ausgewählter OECD-Länder 2000

Tabelle 11:Energiesicherheits-Performance-Index ausgewählter OECD-Länder 2015

Tabelle 12: Energy Security Performance z-Scores 2000 der OECD-Länder

Tabelle 13: Energy Security Performance z-Scores 2015 der OECD-Länder

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Z-Werte der Energiesicherheit von 2000 und 2015

1. Einleitung

Die Sicherstellung einer zuverlässigen, wirtschaftlichen und umweltverträglichen Energieversorgung ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im April 2010 und die Russische Invasion in Afghanistan 1979 markieren nur einige wenige große Energieschocks der jüngeren Geschichte. Neben schwerwiegenden Folgen für die Umwelt, sind wirtschaftliche Verluste zu verzeichnen. „Knapp 800 Millionen Liter Öl schossen nach der Explosion der Ölplattform ins Meer, ehe das vom britischen Ölkonzern BP betriebene Bohrloch gut drei Monate später gestopft werden konnte“ (Klüver 2011). In Afghanistan gingen nach der Bombardierung von sowjetische Öl- und Gaspipelines, mehr als 500 Tonnen Petroleum am Tag verloren (vgl. Sietz 2009).

Doch nicht nur Energieschocks beeinflussen die Energiesicherheit eines jeden Landes. Der zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen der Vereinten Nationen dokumentierte, dass die Verwendung fossiler Brennstoffe die Hauptursache für die Zunahme der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre ist, die wiederum die mittlere Temperatur der Erde ansteigen lassen (vgl. Pascual und Zambetakis 2010: 10). 1,2 Milliarden Menschen auf der Welt leiden zudem unter Stromarmut. Die Haushalte in Entwicklungsländern sind meist nicht an das Stromnetz angeschlossen oder eine sichere Stromversorgung kann nicht gewährleistet werden (vgl. von Brackel 2015). „Energiemangel hemmt die Entwicklung von Landwirtschaft und Gewerbe. […] Ohne Kühlung und Maschinen arbeiten Krankenhäuser nur unzureichend. In Afrika gehen Millionen Kinder in Schulen ohne genügend Beleuchtung und Durchlüftung. Erst recht bleiben ihnen ohne Strom eine Ausbildung am Computer und der Zugang zum Internet verwehrt“ (ebd.).

Energiesicherheit ist deshalb nicht nur ein wichtiges Thema im politischen Prozess, sondern betrifft auch andere Akteure, wie Energiekonsumenten oder Städte und Gemeinden, deren Funktionieren vom gesicherten Energiezugang abhängt (vgl. Ang et.al. 2015: 1078). Grundvoraussetzung für alle Länder der Welt sollte deshalb eine nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energieversorgung sein (Mükusch 2011: 18).

Der Ökonom E. F. Schuhmacher erkannte dies früh. Er merkte an, dass Energiedienstleistungen in modernen Gesellschaften „not just another commodity, but the precondition of all commodities, a basic factor equal with air, water and earth“ seien (Schumacher und Kirk 1977: 1-2).

Deshalb ist es wichtig zu hinterfragen, wie es um die Energiesicherheit in verschiedenen Ländern steht und wie die Energiesicherheit in Deutschland zu bewerten ist. Im Folgenden wird deshalb die Energiesicherheit von 24 OECD-Ländern anhand des Energiesicherheitskonzeptes von Sovacool und Brown (2010) bemessen und bewertet. Anschließend wird eine genaue Analyse der Energiesicherheit in Deutschland vorgenommen.

Von besonderer Bedeutung ist dies, da sich die Bundesrepublik in der Energie- und Klimapolitik im europäischen Vergleich eine Vorreiterrolle zuspricht (vgl. Bundesregierung 2013). Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (2006) sieht in der Energiesicherheit außerdem ein zentrales Thema der globalen wirtschafts- und Umweltpolitik in Deutschland und der EU, aber auch der weltweiten Sicherheitspolitik. Im Jahr 2010 beschloss die Bundesregierung ein Energiekonzept für Deutschland, in welchem nationale Zielvorgaben für Energie- und Klimapolitik festgelegt wurden, um die Vorreiterrolle zu bestätigen (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 2010). Inwieweit sich die Bundesrepublik diesen Status wirklich zusprechen kann, wird sich im Anschluss der Analyse zeigen.

Als primäre Literaturquellen des theoretischen Teils der Arbeit wurden hauptsächlich die Werke Sovacools und Browns (2010) für die Ausführung des Energy Security Index sowie Hakes und Rath-Nagels (2016) zur Erläuterung der Schlüsselfaktoren der Klimasicherheit verwendet. Die Datenanalyse erfolgte unter Anderem anhand der Daten der International Energy Agency, der Weltbank sowie der OECD.

Für die Analyse wurde sich für das Analysekonzept von Sovacool und Brown (2010) entschieden, da in diesem Konzept der Fokus auf den Nationalstaaten und nicht auf große Regionen, wie Asien oder Europa, Unternehmen oder internationalen Organisationen gelegt wurde. Zudem wurden lediglich 10 Indikatoren bemessen, so dass der Rahmen der Hausarbeit eingehalten werden konnte. Energiesicherheitsindexe wurden für 24 OECD-Länder berechnet. Für die getroffene Auswahl war ausschließlich die Vollständigkeit der Daten von Relevanz.

2. Theoretische Grundlagen

2.1 Schlüsselfaktoren der Energiesicherheit nach Hake und Rath-Nagel

Hake und Rath-Nagel (2016) erachten Flexibilität und Resilienz als Schlüsselfaktoren für die Energiesicherheit. „Flexibilität bedeutet Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Bedingungen. Ein flexibles Energiesystem ist in der Lage, Störungen, z.B. durch Leitungs- oder Lieferausfälle zu verkraften und auf andere Versorgungsrouten auszuweichen. Resilienz definiert sich über die Fähigkeit, Unterbrechungen abzuwehren bzw. durch Schutzmaßnahmen Störungen vorzubeugen“. Aber auch die Integration und Vernetzung von Systemen ist als Schlüsselfaktor für die Energiesicherheit zu erachten.

Die Autoren schreiben sieben Maßnahmen für resiliente Energiesysteme eine besondere Bedeutung zu. Neben der Diversifikation und Energieunabhängigkeit, der Dezentralisierung und höchsten Sicherheits-, Effizienz- und Umweltstandards, sind es insbesondere der Dialog zwischen Produzenten und Konsumenten von Energie, die Stabilisierung der Gesellschaft, polizeiliche und militärische Schutzmaßnahmen sowie Katastrophenschutz, welche eine besondere Rolle einnehmen (vgl. ebd.: 38).

Die Integration und Vernetzung von Systemen setzt in der internationalen Politik Verständigung voraus. Ein hohes Maß an Vernetzung, mehr Stabilität, aber auch die Zunahme der Abhängigkeit von Systemverbunden und von Störanfälligkeit durch ein Systemelement sind als wichtig zu erachten (vgl. ebd.: 38).

2.2 Definition Energiesicherheit nach Sovacool und Brown

In der wissenschaftlichen Literatur konnte sich bisher auf keine einheitliche Definition der Energiesicherheit geeinigt werden, wenngleich es zahlreiche Versuche gab. Energiesicherheit ist ein dynamischer Begriff, der einem ständigen Wandel unterliegt. In wissenschaftlichen Zusammenstellungen wird deshalb auf 45 (vgl. Savacool 2013) bis 83 (vgl. Ang et.al. 2016: 1077-1093) eng- sowie weitgefasste Begriffsbedeutungen hingewiesen.

Während die International Energy Agency (2018) Energiesicherheit als „the uninterrupted availability of energy sources at an affordable price“ definiert, erklärt die Weltbank, dass Energiesicherheit auf drei Säulen basiert, Energieeffizienz, Angebotsdiversifizierung und Minimierung der Preisvolatilität (vgl. Weltbank 2005). Ren und Sovacool (2014) hingegen charakterisieren Energiesicherheit durch die vier Faktoren availability (Verfügbarkeit der Ressource), accessibility (Zugangsmöglichkeit), affordability (Bezahlbarkeit) und acceptability (Akzeptanz), einer Definition des Asia Pacific Energy Research Centre (2007).

Im Folgenden wird eine Definition von Energiesicherheit, unter Berücksichtigung der vier „As“, nach Sovacool und Brown (2010) beschrieben. Energiesicherheit wird den Autoren zufolge durch Verfügbarkeit (availability), Effizienz (efficiency), Bezahlbarkeit (affordability) und Umweltfreundlichkeit (environmental) gekennzeichnet (vgl. Sovacool und Brown 2010: 78).

Der hier angeführte Begriff der Verfügbarkeit bezieht sich insbesondere auf die Bereitstellung ausreichender Energiemengen am Ort des Verbrauchs, einen funktionierenden Markt mit Käufern und Verkäufern, die Fähigkeit Produkte zu tauschen sowie das Aushandeln von Preis und Lieferbedingungen. Voraussetzung dafür müssen vorhandene physikalische Ressourcen, Investitionen in Anlagen, funktionierende Technologien und ein rechtlicher und ordnungspolitischer Rahmen sein (vgl. Hake und Rath-Nagel 2016: 38).

Unabhängigkeit und Diversifikation spielen bei all jenen Faktoren eine große Rolle. Zur Gewährleistung der Verfügbarkeit und der Unabhängigkeit von anderen Ländern gehört es, eine ausreichende und ununterbrochene Versorgung sicherzustellen und die Abhängigkeit von Kraftstoffen aus dem Ausland zu minimieren. Sabotage oder Angriffe auf kritische Infrastrukturen, wie Kraftwerke, Pipelines, Dämme, Übertragungs- und Vertriebsnetze müssen verhindert werden, um deren Unterbrechungsfreiheit zu gewärleistet (vgl. Sovacool und Brown 2010: 81).

Um eine energiesichere Verfügbarkeit von Ressourcen zu gewährleisten, sind die Diversifikation der Quelle, die Lieferantendiversifikation sowie die räumliche Diversifikation von besonderer Bedeutung. Die Vervielfachung der Versorgungsquellen durch einen ausgewogenen Energiemix dient sowohl den Interessen der Verbraucher als auch der Produzenten. Der Energiemix stellt sicher, dass die Energieversorgungskette nicht von einer einzigen Energiequelle abhängt (vgl. ebd. 2010: 81). Durch die Entwicklung mehrerer Standorte der Energieerzeugung kann eine Monopolbildung von Anbietern und Unternehmen verhindert werden, sodass eine Lieferantendiversifikation gewährleistet werden kann (vgl. ebd.: 81). Die geographische Streuung von Energieanlagen verbessert außerdem die Gesamtzuverlässigkeit, zum anderen macht es das gesamte Verteilernetz sicherer und widerstandsfähiger gegenüber Störfällen, Systemausfällen oder internationalen Angriffen (vgl. Sovacool 2009: 472).

Die zweite Dimension der Energiesicherheit nach Sovacool und Brown (2010) wird durch Bezahlbarkeit und Energieerschwinglichkeit gekennzeichnet.

Niedrige und tragfähige Preise sind insbesondere für Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten in Entwicklungsländen relevant, da sie einen großen Teil ihres Einkommens für Energiedienstleistungen ausgeben (vgl. Hake und Rath-Nagel 2016: 38). Energiekosten machen ca. 15% des totalen Preises einer jeden Ware aus. Höhere Energiepreise tendieren dazu den Preis von allen Waren und Dienstleistungen zu erhöhen. Bezahlbare Energie ist deshalb überwiegend in den unentwickelten Ländern der Welt wichtig, um zentrale Bedürfnisse der dort lebenden Menschen zu befriedigen (vgl. Sovacool und Brown 2010: 82f.).

Die Energieerschwinglichkeit kennzeichnet sich durch die Preisstabilität. Große Preisschwankungen sind dabei von Nachteil. Umsichtige Investitionen für Lieferanten sind nicht mehr rentabel. Eine weitere Dimension der Energieerschwinglichkeit bezieht sich auf die benötigten Ressourcen für eine gute Lebensqualität. Die Weltgesundheitsorganisation und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen kategorisieren generell nach einer „Energieleiter“ verschiedener Brennstoff- und Technologiearten. Der Zugang zu Elektrizität im Haushalt steht an der obersten Spitze der Leiter, gefolgt vom Zugang zu modernen Brennstoffen. Der Zugang zu traditionellen Brennstoffen wird auf der letzten Stufe der Leiter verortet (vgl. ebd.: 83).

Die Energieerschwinglichkeit kann jedoch auch im Konflikt zu anderen Kriterien der Energiesicherheit stehen. Beispielsweise hat die Energiepreiskontrolle in entwickelten Ländern zu künstlich niedrigen Preisen geführt, was die Investitionen in saubere und energieeffiziente Energietechnologien verhinderte (vgl. Herring 2006).

Die Energieeffizienz charakterisiert die dritte Komponente der Energiesicherheit nach Sovacool und Brown. Sie repräsentiert die verbesserte Leistung und den verstärkten Einsatz von effizienter Ausrüstung und Erhaltung der Energieträger. Energieeffizienz ermöglicht die wirtschaftlichste Nutzung von Energie zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe durch Minimierung der Ressourceneinheiten pro Produktionseinheit. Die Energieeffizienz kann die Substitution von Ressourcen oder Kraftstoffen, die Änderung von Gewohnheiten und Präferenzen oder die Veränderung des Waren- und Dienstleistungsmix mit der Forderung nach weniger Energie umfassen. Eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Energieeffizienz spielen dabei Innovationen, Forschung und Entwicklung. (vgl. ebd.: 84).

Eine weitere Dimension der Energieeffizienz umfasst die Verbrauchernachfrage nach Energiedienstleistungen und das Verbraucherverhalten, wobei sichergestellt wird, dass Energietreibstoffe und -mengen in ihrem Umfang und ihrer Qualität den Endverwendungen entsprechen und dass die Verbraucher nur so viel Energie verbrauchen, wie sie wirklich benötigen (vgl. ebd.: 84).

Die Umweltfreundlichkeit betont die Relevanz der Nachhaltigkeit. Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung umfasst den Gedanken, den Ressourcenverbrauch mit dem Ressourcenbedarf künftiger Generationen in Einklang zu bringen (vgl. ebd.: 84). In der Energiepolitik müssen deshalb drei Ziele geleichzeitig verfolgt werden. „Nachhaltigkeit bedeutet, soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen langlebiger Energieinfrastrukturen zu minimieren“ (Hake und Rath-Nagel 2016: 38). Zum einen muss sichergestellt werden, dass die Ernterate der erneuerbaren Ressourcen die Regenerationsraten nicht übersteigt und dass die Abfallemissionen die entsprechenden assimilativen Fähigkeiten des Ökosystems nicht überschreiten Zum anderen muss gewährleistet werden, dass nicht erneuerbare Ressourcen nur in einem Umfang entsorgt werden, der der Schaffung erneuerbarer Ressourcen entspricht (Sovacool und Brown 2010: 84).

2.2 Der Energy Security Index nach Sovacool und Brown

Aufgrund der Vielzahl an Begriffsbedeutungen, stellt sich die Frage, wie man Energiesicherheit misst, bei der Bewertung von Energiesicherheit von außerordentlicher Bedeutung (vgl. Hake u. Rath-Nagel 2016: 37). Energiesicherheit ist mit einem einfachen Indikator schwer zu messen. Vielmehr muss eine Vielzahl von Indikatoren, welche die unterschiedlichen Dimensionen der Energiesicherheit bestimmen, angewendet werden (Ang et.al. 2015: 1083).

Sovacool und Brown (2010) arbeiteten aus den vier Komponenten der Energiesicherheit einen Energiesicherheitsindex bestehend aus 10 Indikatoren heraus.

Um die Energieverfügbarkeit zu reflektieren, dienen, den Autoren zufolge, die Abhängigkeit von Ölimporten, die Abhängigkeit von Erdgasimporten und die Abhängigkeit von Erdöltransportkraftstoffen als Bewertungsgrundlage. Ölabhängigkeit und Importabhängigkeit von Erdgas sollen widerspiegeln, wie abhängig ein Land von ausländischen Lieferungen von Erdöl und Erdgas ist und dokumentieren auch Veränderungen im Angebotsmix für die weltweit am häufigsten verwendeten Brennstoffe. Das Vorhandensein alternativer Kraftstoffe wie Ethanol und Biodiesel zeigt dabei auf, wie weit sich die Länder von der Erdölabhängigkeit entfernt haben (vgl. Sovacool und Brown 2010: 85-87).

Die Energieerschwinglichkeit wird anhand des Einzelhandelsstrompreises und des Einzelhandelsbenzinpreises bemessen (vgl. Sovacool und Brown 2010: 87).

Die dritte Komponente zur Messung der Energiesicherheit ist die Energieintensität. Sie wird durch die Indikatoren des Pro-Kopf-Energieverbrauchs und der On-Road-Kraftstoffintensität von Personenkraftwagen bemessen (vgl. Sovacool und Brown 2010: 87).

Die Umweltverantwortung wird Sovacool und Brown (2010) zufolge anhand der SO2- und CO2-Emmission bemessen. Diese zeigen auf, inwieweit die Länder Maßnahmen zur Minderung von Treibhausgasemissionen, saurem Regen und schädlicher Luftverschmutzung vorgenommen haben. Außerdem helfen diese Indikatoren, den Prozess der Umsetzung von Klimawandelprogrammen zu untersuchen. Infolgedessen schneiden Länder mit großen und proportional steigenden SO2- und CO2-Emissionen schlecht ab (vgl. Sovacool und Brown 2010: 89).

3. Methodisches Vorgehen

Um einen Vergleich aller betrachteten OECD-Länder anstellen zu können, wurden die benötigten Daten der Staaten ausgewertet und verglichen. Sovacool und Brown (2010) erarbeiteten dafür ein einfaches Bewertungsschema.

Median, Mittelwert und Standardabweichung wurden berechnet, so dass die Werte eines jeden Indikators vergleichbar gemacht werden konnten. Zur Ermittlung besonderer Ursachenschwankungen, die auftreten, wenn ein Land aufgrund bestimmter Merkmale von der Norm abweicht, wurden außerdem relative Veränderungsgrößen anhand der Z-Transformationswerte berechnet.

Die Z-Transformation wird als eine Methode zur Nominierung von Indikatoren verwendet, um verschiedene Maßeinheiten miteinander zu vergleichen. Beurteilt werden soll, ob es sich um einen „hohen“ bzw. „niedrigen“ Wert handelt (vgl. Bortz und Schuster 2010: 35). „Die sogenannten z-Werte wird berechnet, indem die Abweichung vom Mittel an der Standardabweichung relativiert wird. Es wird demnach die Formel Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenangewendet (ebd.: 35).

Für die vergleichende Bewertung wurden Z-Transformationswerte für jeden der 10 Indikatoren pro Land in den Jahren 2000 und 2015 erstellt (siehe Anhang). Die Werte der Indikatoren pro Land/Jahr wurden anschließend addiert. Das Ergebnis gibt an, wie viele Standardabweichungen ein Land über oder unter dem Mittelwert der betrachteten OECD-Länder liegt und wird im Folgenden als Energiesicherheitsindex bezeichnet.

Dieses Vorgehen wurde für den Energieverfügbarkeits-, Energiebezahlbarkeits-, Energieeffizienz- und Energieumweltfreundlichkeitsindex in Deutschland wiederholt.

Durch den Vergleich der Z-Werte konnte beurteilt werden, wie sich ein Land im Vergleich zur Leistung anderer Länder entwickelt hat. Sehr geringe Energiesicherheitsindexe weißen dabei auf eine sehr gute Energiesicherheit hin, sehr hohe Werte auf eine sehr geringe Energiesicherheit. Zusätzlich wurde die Differenz der Z-Werte der Jahre 2000 und 2015 der ausgewählten OECD-Länder berechnet und grafisch dargestellt. Größere Indexe weißen auf eine geringere Energiesicherheit hin. Positive Unterschiede weisen daher auf eine verbesserte Energiesicherheit hin (vgl. Sovacool und Brown 2010).

4. Diskussion der Ergebnisse

4.1 Energiesicherheit im Vergleich der OECD Länder

Lediglich 14 der 24 untersuchten OECD-Länder konnten Tabelle 1 zufolge ihren Energiesicherheitsindex von 2000 bis 2015 verbessern. Länder, deren Energiesicherheit sich im Verlauf der 15 Jahre sehr gut entwickelt haben, sind Ungarn, Schweden, Österreich und Japan. Deutschland, die Niederlande und Norwegen stagnierten in der Entwicklung ihrer Energiesicherheit im betrachteten Zeitraum und konnten sich kaum verbessern. Spanien, Irland, Korea, die Türkei, Portugal und Großbritannien mussten Verluste in ihren Energiesicherheitswerten verzeichnen.

Am stärksten abgefallen ist der Energiesicherheitsindex Kanadas. In Tabelle 1 ist zu erkennen, dass sich zwischen 2000 und 2015 eine Differenz von -4,489 Punkten ergab. Im Vergleich der betrachteten OECD-Länder konnte Kanada jedoch den dritt besten Wert erzielen. Allein die Länder Österreich und Ungarn konnten 2015 einen besseren Energiesicherheitsindex vorweisen. Auch Australien, mit einer Differenz von -3,829 Punkten, und Finnland, mit einer Differenz von -2,117 Punkten, wiesen 2015 einen deutlich schlechteren Energiesicherheitsindex als noch im Jahr 2000 auf.

Tabelle 1: unangepasste Energiesicherheitsperformance Z-Werte 2000-2015

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 zeigt das Verhältnis der Energiesicherheitsindexe aus den Jahren 2000 und 2015 für alle ausgewählten OECD-Länder auf. Staaten auf der rechten Seite der Diagonale haben sich in Bezug auf ihre Energiesicherheit im Vergleich zu den z-Werten anderer Länder verschlechtert, jene der linken Seite der Diagonale haben sich verbessert.

Anhand der Abbildung werden die positiven Veränderungen der Energiesicherheitsindexe der energiesichersten Länder Österreich, Polen, Ungarn und Dänemark verdeutlicht. Diese Staaten konnten sowohl im Jahr 2000 als auch im Jahr 2015 einen sehr niedrigen Energiesicherheitsindex erzielen.

Staaten, die durchschnittliche Ergebnisse in beiden Jahren erzielt haben sind Norwegen, die Niederlande, das Vereinigte Königreich, Frankreich, die Türkei und Portugal.

Auffällig erscheint das schlechte Abschneiden der USA und Japans. Diese Staaten erzielten sowohl im Jahr 2000 als auch im Jahr 2015 einen sehr hohen Energiesicherheitsindex, wie in Abbildung 1 zu erkennen ist.

Zu beachten ist jedoch, dass sich die C02- und S02-Emission sowie die Kraftstoffintensität im Straßenverkehr von leichten Verkehrsmitteln in der Bewertung auf den gesamten Verbrauch des Landes beziehen und nicht auf den Pro-Kopf-Verbrauch. Insbesondere in den USA, aber auch in Japan oder Deutschland, ist die Bevölkerungszahl höher als in anderen untersuchten Staaten. Dies erklärt die hohen Werte der drei Indikatoren sowie die besonders guten Energiesicherheitsindexe von Ländern mit einer kleinen Bevölkerungszahl wie Ungarn, Österreich oder Dänemark.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Z-Werte der Energiesicherheit von 2000 und 2015

[...]


1 Alle Daten beziehen sich auf Tabelle 2-5 im Anhang

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Energiesicherheit in Deutschland am Beispiel des Energy Security Index nach Sovacool und Brown
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
38
Katalognummer
V1012778
ISBN (eBook)
9783346407597
ISBN (Buch)
9783346407603
Sprache
Deutsch
Schlagworte
energiesicherheit, deutschland, beispiel, energy, security, index, sovacool, brown
Arbeit zitieren
Ann-Kathrin Falke (Autor:in), 2018, Energiesicherheit in Deutschland am Beispiel des Energy Security Index nach Sovacool und Brown, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012778

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