Haus Villigst in Schwerte. Rekonstruktion der Baugeschichte


Masterarbeit, 2015

133 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Herangehensweise an das Thema
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Aktueller Forschungsstand

2. Geschichtlicher Kontext und Vorgängerbauten
2.1 Die Burg
2.2 Der Herrensitz
2.3 Der Vorgängerbau - Diskussion der unterschiedlichen Theorien

3. Planungs- und Baugeschichte des heutigen Ensembles
3.1 Besitzwechsel zu Familie von Elverfeldt und Bauprozess
3.2 Beschreibung und Analyse des Herrenhauses und Ensembles
3.3 Die Parkanlage
3.4 Weitere Entwicklung und Nutzungsgeschichte

4. Vergleich mit anderen Bauten von Engelbert Kleinhanz
4.1 Der Architekt Kleinhanz
4.2 Gebäude von Kleinhanz
4.2.1 Schloss Berge ( 1885 - 1788)
4.2.2 Haus Dahlhausen (1794 - 1799)
4.2.3 Schloss Steinhausen (um 1810)
4.3 Gesamtbeurteilung

5. Zeitgenössische Herrenhausbauten anderer Architekten
5.1 Die Architekten Vagedes und Reinking
5.2 Die Gebäude von Vagedes und Reinking
5.2.1 Schloss Harkotten - Korff (1804 - 1806)
5.2.2 Schloss Oberhausen (1808 - 1818)
5.2.3 Schloss Brünninghausen (um 1810)
5.2.4 Haus Stapel (1819 - 1827)
5.3 Haus Husen (um 1830)
5.4 Gesamtbeurteilung

7. Anhang
7.1 Literaturliste
7.2 Planmaterial
7.2.1 Historische Pläne
7.2.2 Umzeichnungen und aktuelle Pläne
7.3 Abbildungsverzeichnis
7.4 Genutzte Archivalien
7.5 Verzeichnis der konsultierten Archive und sonstigen Einrichtungen

1. Einleitung

1.1 Herangehensweise an das Thema

Aus einem generellen Interesse an der Denkmalpflege und vor allem an der Umnutzung von denkmalgeschützten Gebäuden heraus stieß ich bei der Recherche für ein mögliches Masterarbeitsthema auf das klassizistische Herrenhaus „Haus Villigst" an der Ruhr, welches mich aufgrund des regionalen Bezugs und seiner architektonischen Besonderheiten interessierte.

Bei einer ersten Nachforschung stellte sich heraus, dass die Dokumentation dieses Ensembles, dessen äußere Gestalt durch einige Besitzerwechsel geprägt wurde, Lücken aufweist und es keine umfassende Darstellung der Gegebenheiten und der Baugeschichte gibt. Auch das Planmaterial ist unvollständig.

Über den Architekten und sein Oevre ist wenig bekannt, es gibt sehr wenige Veröffentlichungen diesbezüglich. Außerdem wurde weder eine Einordnung dieses Werkes in sein Oevre vorgenommen, noch wurde es bisher mit zeitgenössischen Herrenhausbauten anderer Architekten verglichen oder in Bezug auf die Epoche, in der es erbaut wurde, beurteilt.

Lückenhaft sind ebenso die Informationen bezüglich der Parkanlage, die Haus Villigst umgibt. Es fehlt eine Übersicht, welche Wege und welcher Baumbestand aus diesen Plänen eventuell heute noch vorhanden sind und außerdem eine Überblendung, welche Bestandteile von dem ersten Entwurf in den späteren Entwurf übernommen wurden.

Auch fehlen generell Darstellungen, die das Herrenhaus in seinem landschaftlichen Kontext zeigen und die Entwicklung des Geländes vom Waldgebiet Ohl auf der einen Seite und den Höhenversprung an der Stützmauer zur Ruhrterrasse, dem Park und dem abfallenden Gelände zur Ruhr auf der anderen Seite dokumentieren.

Erwähnenswert sind außerdem die unterschiedlichen Theorien über den Vorgängerbau des heutigen Herrenhauses. Diese Theorien bestehen alle nebeneinander, ohne einen Bezug zueinander oder eine Überprüfung des Wahrheitsgehaltes. Es fehlt eine zusammenfassende Diskussion und Beurteilung dieser unterschiedlichen Hypothesen zu der Geschichte des Vorgängerbaus, sowie dessen Umbau und Weiterentwicklung zum heu- tigen Ensemble.

In einem Gespräch mit der Leitung des in dem denkmalgeschützten Ensemble untergebrachten Bildungs- und Tagungszentrums der Evangelischen Kirche wurde klar, dass auch von dieser Seite ein Interesse an einer derartigen Dokumentation besteht.

Aufgabe dieser Arbeit ist es also, die Quellen, die nach der ersten Analyse des Materials aus dem Depositum von Haus Villigst entstanden sind und die Informationen aus bereits verfassten Aufsätzen zu einem Gesamtbild des Ensembles Haus Villigst und seiner Bau- und Entstehungsgeschichte zusammenzufügen und um die Erkenntnisse, die bis zum heutigen Tag entstanden sind, zu ergänzen. Die unklaren Elemente in den geschichtlichen Abläufen sollen hierbei gegeneinander diskutiert werden.

Außerdem soll das Karten- und Bildmaterial erweitert werden und der heutige Zustand des Ensembles und der Parkanlage dokumentiert werden.

1.2 Aufbau der Arbeit

Im Verlauf der Arbeit werden zuerst die Geschichte der Vorgängerbauten auf diesem Grundstück erläutert und die unterschiedlichen Theorien in Bezug auf ihren Wahrheitsgehalt diskutiert. Anschließend wird der Besitzwechsel zum Bauherren dokumentiert. Die Realisierung des Bauprojektes des Herrenhauses wird mit seinen einzelnen Bauabschnitten erläutert. Es folgt eine Beschreibung und Analyse des Ensembles und der Parkanlage von Maximilian Friedrich Weyhe, wobei hier nicht nur der heutige Zustand beschrieben werden soll, sondern auch auf die unterschiedlichen Entwürfe, die es für den Garten gab, eingegangen wird.

Im Anschluss daran wird die weitere Entwicklung, Umnutzung und Umgestaltung des Ensembles bis zum derzeitigen Zustand erläutert.

Ergänzend dazu sollen in verschiedenen grafischen Darstellungen die Bauzustände, sowie die architektonischen Besonderheiten deutlich werden. Außerdem soll die Position des Gebäudes im Kontext des umgebenden Geländes dargestellt werden.

In einer Gegenüberstellung der unterschiedlichen Parkentwürfe und des heutigen Zustands soll die Umsetzung der einzelnen Entwürfe überprüft werden und in Bezug zur heutigen Situation gesetzt werden.

Weiterhin wird Haus Villigst als Werk des Baumeisters Engelbert Kleinhanz in dessen Oevre eingeordnet und in Bezug zu drei seiner weiteren Bauten und einigen Herrenhausbauten anderer zeitgenössischer Baumeister aus der Umgebung gesetzt.

1.3 Aktueller Forschungsstand

Die geschichtlichen Abläufe bis zum Zeitpunkt des Neubaus des Herrenhauses wurden bisher von einigen Autoren, vor allem in Aufsätzen für lokale Magazine, erläutert.

Im Mai 1936 wurde in den „Hohenlimburger Heimatblättern" ein Aufsatz des Journalisten und Vorsitzenden des Hohenlimburger Vereins für Orts- und Heimatgeschichte, Hermann Esser, veröffentlicht.1 Dort erläutert er neben der geografischen Lage Villigsts und der Herkunft des Namens hauptsächlich die geschichtlichen Zusammenhänge, die zur Entwicklung von Haus Villigst beigetragen haben. Er beschreibt die Schlacht bei Villigst und erläutert die Besitzverhältnisse zu Zeiten der Sobben und der Herren von der Mark auf Haus Villigst, sowie die Rolle des Freistuhls bei Villigst. Er bezieht sich hierbei auf Urkunden aus dem Villigster Archiv und einige Familienchroniken. Auch dokumentiert er die Ersterwähnung des Namens Villigst, die in einer Urkunde eines Erbschaftsstreits 1170 geschah. Viele spätere Veröffentlichungen über Haus Villigst nutzten diesen Artikel als Quelle.

Otto Bierhoff schrieb ebenfalls zwei Aufsätze für die „Heimatblätter für Hohenlimburg". In seinem ersten Aufsatz, der 1958 veröffentlicht wurde, beschreibt er einige Besitztümer und Verbindlichkeiten des Hauses Villigst, welche er in seinem zweiten Aufsatz aus dem Jahre 1960 weiter vertieft.2 Im zweiten Artikel nennt er als Quelle seiner Erklärungen die Auflistung in einem Schiedsvertrag von Elisabeth von Kerpen aus dem Jahre 1390 aus dem Dortmunder Urkundenbuch.3 Im weiteren Verlauf umreißt er die Geschichte Villigsts, wobei er sich auf den Aufsatz von Hermann Esser beruft. Er dokumentiert im Anschluss daran alle Besitzwechsel des Hauses Villigst. Als Quellen dienten ihm hierbei das Stadtarchiv Dortmund und Archivalien des Staatsarchivs Münster.

Im Jahre 1973 verfasste der Oberkonservator des Amtes für Denkmalpflege in Westfalen, Ulrich Barth, einen Aufsatz, der in „Der Märker" veröffentlicht wurde.4 Er wertete hierfür den Aktenbestand von Haus Villigst im Stadtarchiv Dortmund aus und analysierte die „Kontrakte, Voranschläge, Verdingungen und Quittungen über den Bau des Hauses Villigst" und fertigte daraus eine Beschreibung der Abläufe des Bauvorhabens und des Fortschritts auf der Baustelle.5 Außerdem liefert Barth eine Baubeschreibung des Ensembles und der architektonischen Besonderheiten. Auch wird das Oevre des Baumeisters in Form einer eigens von Kleinhanz verfassten Bewerbung um die Bauführung der Pfarrkirche St. Laurentius zu Elberfeldt beschrieben. Im Anschluss daran veröffentlichte er 1983 in einem Buch weitere Ausführungen des oben genannten Aufsatzes.6 Der geschichtliche Kontext wird ausführlicher behandelt und es wird auf den Situationsplan von 1719 Bezug genommen. Die Abläufe des Bauvorhabens, sowie die Baubeschreibung sind detaillierter angelegt und wurden durch die Skizzen des Baumeisters von Ansicht, Lisenen, Kellersockel und Grundriss des Erdgeschosses aus dem Depositum von Haus Villigst ergänzt.

Auch der Schriftsteller und Heimatforscher August Kracht fertigte 1976 eine kurze Baubeschreibung sowie eine geschichtliche Darstellung, beruft sich hierbei jedoch auf den 1973 von Barth veröffentlichten Aufsatz und bringt somit wenig neue Erkenntnisse an.7

Der evangelische Landeskirchenoberbaurat Hans Erwin Nau verfasste einen Bericht der Entwicklung von Haus Villigst für die Evangelische Kirche von Westfalen.8 Der Schwerpunkt bei dieser Arbeit lag eher auf den Umbauten durch die selbige ab 1948, er dokumentierte jedoch sowohl den Zustand des Ensembles bei Übernahme durch die Evangelische Kirche von Westfalen, als auch die Geschichte des Vorgängerbaus auf der Basis von Krachts und Barths Schilderungen. Er stellt hierbei außerdem nach eingehender Analyse des Villigster Depositums einige Thesen zur Entstehung des Herrenhauses, der Position des Hügels im Park und zum Aussehen des Vorgängerbaus auf und beschreibt die Bauabsichten des Bauherrn und die Hintergründe für die Standortwahl für das neue Herrenhaus. Für diese Annahmen wertete er, außer den oben genannten Villigster Bauakten, auch den heute verschollenen Situationsplan von 1719 (s. Plan 1), sowie die Lithografie von F. E. Klein von etwa 1840 (s. Abb. 6) und die Urkarte von 1827 in der Ursprungsversion (s. Plan 4) und mit Berichtigungen bis 1862 (s. Plan 5) aus.

Er fertigte weiterhin Grundrisse der unterschiedlichen Bauzustände der Erdgeschosse, Obergeschosse und des Kellers von 1948, 1960, 1969 und 1977 an und zeichnete einen Lageplan der Anlage vom Zustand im Jahre 1977. Dies ist die erste Aufnahme aller Grundrisse, von dem Architekten sind keine Pläne, bis auf die oben genannten Skizzen, erhalten. Alle Zeichnungen von Nau wurden in einem Sonderband veröffentlicht, welches bei der Verwaltung von Haus Villigst liegt. Außerdem dokumentierte er die Bauarbeiten an Haus Villigst in einer Fotosammlung, die größtenteils aus privaten Aufnahmen besteht.

Von der Evangelischen Kirche von Westfalen wurde eine Broschüre ähnlichen Inhalts herausgegeben. Hier wird im ersten Textteil von Gerd Schimansky die Geschichte noch einmal erläutert, es wird außerdem auf die Umbaumaßnahmen nach dem Krieg eingegangen. Im zweiten Teil werden die heute auf Haus Villigst ansässigen Einrichtungen erläutert.9 10

Eine Gegenposition zu einigen Thesen, die Nau bezüglich der Entstehung des Herrenhauses, des Hügels und der Anordnung der einzelnen Gebäude auf dem Grundstück aufstellte, bezieht Reinhold Stirnberg, ein Heimatkundler und Genealoge aus Schwerte. Unter Verwendung des Situationsplans von 1719 (s. Plan 1), einer Karte von Beckhaus von 1823 (s. Plan 3), des Entwurfsplans von Weyhe (s. Plan 7) und der Lithografie von etwa 1840 (s. Abb. 6) fertigte er Rekonstruktionszeichnungen an, in denen er seine eigene Version des Vorgängerbaus darstellt. Er nahm selbst Untersuchungen der Stützmauer und der Grabsteine vor Ort vor, analysierte den Aktenbestand von Haus Villigst und veröffentlichte seine Ergebnisse in sieben Aufsätzen für das Magazin „Aktive Senioren" von 1990-2000. Auch veröffentlichte er im Jahre 1992 unter diesen Aufsätzen eine der wenigen existenten Beschreibung der Parkanlage mit Analyse der von Weyhe und seinem Sohn gezeichneten Entwurfsplänen aus dem Schwerter Stadtarchiv.11

Zum Planmaterial lässt sich sagen, dass vom Baumeister selbst lediglich eine Grundrissskizze des Bauplanes und Skizzen der Ansichten existieren, die Ulrich Barth für seine Aufsätze ausgewertet hat. Es existiert außerdem ein Bauriss für den Kellersockel und für die Lisenen. Vor 1948 gibt es keine weiteren Grundriss- oder Ansichtszeichnungen. Im Jahre 1948, als die Evangelischen Kirche von Westfalen die Erbpacht für das Haus Villigst übernahm, wurden oben genannte Grundrisse von Hans Erwin Nau angefertigt, um einen Umbau und anschließend auch einen Erweiterungsbau zu ermöglichen. Bei diesen Grundrissen fehlen jedoch für die Räume im Herrenhaus, vor allem im Obergeschoss, die Nutzungszuweisungen oder Ähnliches, sodass über die Nutzung der einzelnen Räume und das Leben im Herrenhaus nur Spekulationen angestellt werden können.

Eine Federzeichnung von 1719 dokumentiert den damaligen Zustand des Vorgängerbaus (s. Plan 1). Das Original der Karte gilt als verschollen, weitere Darstellungen dieser Anlage existieren nicht. Sie wurde angefertigt, um den veränderten Lauf der Ruhr zu dokumentieren und ist gleichzeitig die erste bildliche Darstellung von Haus Villigst. Es gibt einen Lageplan von Schwerte, der 1790 von Niemann aufgenommen und von Dörrenberg 1828 nachgezeichnet wurde (s. Plan 2). Außerdem existieren Karten von Schwerte und der Umgebung aus dem Jahre 1823 (s. Plan 3) und 1827 (s. Plan 4), die den ursprünglichen Standpunkt des alten Herrenhauses wiedergeben. Weiterhin gibt es einen Plan auf der Basis der Karte von 1827, in den der Zustand bis 1862 eingezeichnet ist, um den Fortschritt des Bauvorhabens und den Standort des alten Haupthauses zu dokumentieren (s. Plan 5.). Aus dem Jahre 1839/40 gibt es ein preußisches Messtischblatt, welches die fertiggestellte Anlage zeigt (s. Plan 6).

Die Planung und der Ablauf des Bauvorhabens wurden von Esser, Bart und Nau erörtert. Über das Aussehen der Burg ist wenig bekannt. In einem Schiedsvertrag von 1390 zwischen Elisabeth von Kerpen, der Witwe von Engelbert Sobbe und ihren Kindern wird eine grobe Beschreibung vorgenommen, in einem Leibzuchtvertrag von Johann Sobbe von 1414 für seine Gattin Mechthild von Cuilenborg werden einige Details der Burg genannt. Zum heutigen Herrenhaus und den Wirtschaftsgebäuden dagegen gibt es einige historische Darstellungen, die erste ist eine Lithografie von F.E. Klein, die circa um 1840 entstanden ist. Aus späteren Jahren gibt es einige Fotografien des Gebäudes von außen. Der Umbau nach 1948 ist fotografisch festgehalten und von Hans Erwin Nau in einer Fotosammlung dokumentiert worden. Auch von den späteren Bauabschnitten, beispielsweise von 2005-2007 gibt es Bildmaterial bei der Verwaltung von Haus Villigst, die sowohl die äußeren, als auch die inneren Umbauten zeigen.

Zu dem um das Herrenhaus angelegten Park sind einerseits ein Plan mit dem Entwurf für den Park und einige Entwürfe für Kleinarchitektur von Maximilian Friedrich Weyhe aus dem Jahre 1836 (s. Plan 7), sowie ein Entwurfsplan seines Sohnes Joseph Clemens Weyhe aus dem Jahre 1868 vorhanden (s. Plan 14). Außerdem gibt es einige Entwurfszeichnungen von Maximilian Friedrich Weyhe für die Kleinarchitektur im Park (s. Abb. 8-13). Die Entwürfe und die Planung und Realisierung des Parks werden in der Literatur kaum erwähnt, es gibt lediglich eine Beschreibung in einer Arbeit von Margaret Ritter.12 Im Werk von Helmut Schildt über das Leben von Weyhe fehlt der Park für Haus Villigst gänzlich.13

Die Tatsache, dass kaum geeignetes Kartenmaterial vorhanden ist, welches die Zustände vor der Bauzeit dokumentiert und die unterschiedlichen Karten sich teilweise widersprechen, erschwert eine sachliche Beurteilung.

2. Geschichtlicher Kontext und Vorgängerbauten

2.1 Die Burg

Die erste schriftliche Erwähnung eines Vorgängers des heutigen Haus Villigst geschah 1070 noch unter den Namen „Vilgeste", welches ein Rittergut in der Gegend bezeich- nete.14 Im Jahre 1170 nennt eine Kölner Urkunde einen Ritter „Wernerus de Vilgeste", der auf der Burg Villigst wohnhaft war.15 Das Grundstück, auf dem später auch das heutige Herrenhaus erbaut wurde, wurde damals von seinen Erbauern im Hinblick auf den Schutz vor Überfällen zwischen der Ruhr als fließendem Gewässer und dem am Hang gelegenen Waldstück „Im Ohl" gewählt.

Mitte des 13. Jahrhunderts ging die Burg an das Stift Herdecke über, die Ritter Sobbe aus Altena verfügten als Bewohner der Burg über die Besitztümer und den Freistuhl in Schwerte und leisteten Abgaben an das Stift.16 Der Freistuhl war in der Nähe von Haus Villigst, er wurde meist von den Bewohnern des Hauses verwaltet.17 In den folgenden Jahrzehnten gab es einige Kriege und Fehden zwischen Altena und Limburg, verursacht durch den Mord an Erzbischof Engelbert von Köln im Jahre 1225. In diesem Zuge eroberte Ritter Sobbe die von den Altenaern besetzte Burg Hohenlimburg, musste sich jedoch wegen Belagerung durch Selbige geschlagen geben und zurück nach Villigst ziehen. Im Jahre 1300 begibt sich Ritter Sobbe in den Schutz des Grafen zu Cleve, indem er ihm das Gut Villigst überschreibt und es als Lehen zurück erhält.18 Es leben anschließend die Brüder Diederich und Engelbert Sobbe auf Villigst. Letzterer stiftete ein Hospital und vier Vikarien in Schwerte und vermehrte seine Besitztümer durch Zukäufe weiterer Ländereien immer mehr, wodurch der Reichtum des damaligen Herrn von Haus Villigst deutlich wird.19 Diederich war weniger wohltätig als sein Bruder, er beging Raubzüge und soll sogar seinen eigenen Bruder ermordet haben. Etwas später starb er selbst.20 Die Reichtümer der Familie Sobbe auf Haus Villigst werden auch durch die Tatsache deutlich, dass sie der Stadt Dortmund in einer Notzeit sogar eine erhebliche Menge Geld leihen konnten.21

Ende des 14. Jahrhunderts wird Villigst komplett zerstört, 1390 wird jedoch ein Nachfolger der Burg Villigst gebaut.22 Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Beschreibung der Burg Villigst, jedoch ist in einem Schiedsvertrag vom 07.02.1390 zwischen Elisabeth von Kerpen, der Witwe von Engelbert Sobbe und ihren Kindern, die Rede von einer Haupt- und einer Vorburg, welche ein Tor mit Zugbrücke dazwischen besitzen. Außerdem ist die Rede von einem neuen Haus, sprich einer Erweiterung der Burg, vermutlich um ein Wohnhaus.23

In einer weiteren Beschreibung im ersten Leibzuchtvertrag des Johann Sobbe, Engelbert Sobbes Sohn, für seine Gattin Mechthild von Cuilenborg vom 25.02.1414 wird die Burg weiter beschrieben. Es ist die Rede von einer Burg und von einem Schloss, was ein Beleg dafür ist, dass es sich hierbei um zwei voneinander getrennte Gebäude gehandelt haben muss. Außerdem werden Türme, Gräben und Ringmauern erwähnt.24 Das letzte Mitglied der Familie Sobbe auf Haus Villigst ist schließlich Johann Sobbe, der 1406 seine letzte Erwähnung findet und ohne Erben, zumindest ohne männlichen Erben, verstirbt.25 Die Tochter von Johann Sobbe heiratete Dietrich von der Recke, welcher Haus Villigst erbte, dann jedoch 1434 ebenfalls ohne männlichen Erben verstarb.26 Haus Villigst ging nach einem Krieg zwischen den Brüdern Gerhard und Adolf an den Grafen Gerhard von der Mark, welcher unverheiratet war, jedoch einen unehelichen Sohn mit dem Namen Eberhard besaß. Auch Gerhard verstarb 1461 ohne Erben, woraufhin Villigst als klevesches Lehen an den Herzog von Kleve ging, da Eberhard als uneheliches Kind nicht erbberechtigt war. Er besaß jedoch Burg Schwarzenberg, welche er an den Herzog von Cleve abtrat, um dafür den Sitz seines Vaters im Tausch zurück zu erhalten. Er und seine Nachkommen lebten fast 300 Jahre auf Haus Villigst und besaßen das Drostenamt in Schwerte. Aus dieser Zeit findet man noch heute an der Stirnseite des Flügels im Nordwesten Inschriftsteine der ehemaligen Besitzer von Haus Villigst. Einer der Steine lässt die Worte „Droste zv Swerten" erkennen (s. Abb. 1 und 2). Der zweite besitzt die Inschrift der beiden Namen „Marck" und „Lapp" neben der Dar- Stellung des Familienwappens mit Schachbrettmuster. Ersterer ist ein Mitglied der Familie von der Marck, es handelt sich vermutlich um Heinrich Friedrich von der Mark zu Villigst, welcher seit 1659 mit Anna Margareta Lappe, die von einem anderen Gut bei Geisecke stammte, verheiratet war. Wofür diese Steine ursprünglich verwendet worden sind, ist nicht bekannt.

Die Quellenlage zur Burg Villigst lässt wenig Aussagen zum Aussehen oder dem Standort zu, es gibt keinerlei Karten oder Zeichnungen, sondern nur Erwähnungen in Urkunden.

2.2 Der Herrensitz

Zur Zeit der Familie von der Marck auf Haus Villigst entstand auch der älteste Teil der heutigen Anlage, der Wirtschaftsflügel mit der großen Tordurchfahrt. Dies kann man noch heute an der Inschrift „LIVDM 1714" über dem Bogen ernennen, welches die Initialen eines Mitglieds der Familie von der Marck sind ( s. Abb. 3). Zu diesem Zeitpunkt hat also vermutlich die Erweiterung zum Herrensitz, dem Vorgängerbau des Ensembles, stattgefunden. Über das Aussehen und die Lage der Gebäude zu dieser Zeit gibt es etwas mehr Informationen, als zum Bau der Burg, diese sind jedoch teilweise nicht eindeutig zu interpretieren.

Eine Karte von 1719 ist die erste und einzige Darstellung des Herrensitzes (s. Plan 1).27 Man kann auf diesem Situationsplan eine repräsentative Anlage erkennen, die zumindest in Teilen unter der Herrschaft der Herren von der Marck auf Haus Villigst entstanden sein muss und die bis ins 18. Jahrhundert bestanden hat. Es sind hier vermutlich auch noch Gebäudeteile der Burg enthalten. Laut der Zeichnung besaß Die Anlage ein zweistöckiges Hauptgebäude mit Treppengiebel und Erker, einstöckige Nebenflügel, die den Hof umgeben, ein Wirtschaftsgebäude, welches etwas abseits der Anlage liegt und ein Torhaus, welches höher als die anderen Gebäude war. Außerdem gab es einen Nutzgarten und einen kleinen Turm außerhalb der Anlage, eine Wassermühle mit einem Stauwehr, eine Brücke über die Ruhr und einen Wassergraben, der die Gebäude umschloss. Darüber ist eine Zugbrücke zu erkennen. Umstritten ist jedoch die Tatsache, ob es sich bei der Zeichnung um eine perspektivisch korrekte Darstellung handelt, oder ob die Zeichnung lediglich symbolisch gewertet werden sollte und einen groben Überblick über die Anlage geben sollte. Sie lässt daher Raum für Spekulationen bezüglich des genauen Aussehens des Herrenhauses und der Vorburg, falls diese überhaupt getrennt angelegt waren.

Die heutige Straße, vorbei an Haus Villigst nach Rheinen, gab es zu der Zeit noch nicht. Lediglich eine Straße weiter oben auf dem Villigster Hügel war vorhanden, zu der von der privaten Ruhrbrücke ein kleiner Weg führte. Die Zufahrt zu Haus Villigst erfolgte nicht wie heute, sondern seitlich über ein Tor im Wirtschaftsflügel. Dies geht aus der Tatsache hervor, dass die Erschließung auf dem alten Kartenmaterial vor diesem Flügel relativ abrupt endet. Das hofseitige Tor ist außerdem heute noch vorhanden und auf der Außenseite könnte es eine Entsprechung gegeben haben, da die ansonsten massiv gemauerte Wand hier nur aus dünn verputztem Fachwerk besteht.28 Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts besaß die Ruhr zwei Arme, die getrennt voneinander an Schwerte vorbei flossen. Der eine Arm floss durch die Stadt Schwerte und betrieb dort die Mühle, der andere Arm floss an Villigst vorbei. Im Jahre 1719 gab es jedoch einen Ufereinbruch, nach welchem sich der zweite Arm, der Richtung Stadt floss, stark verringerte, sodass der Großteil des Wassers nun Richtung Villigst floss.29 Es gab einige Bemühungen und Prozesse, in denen die Schwerter Bürger darum baten, den alten Zustand wieder herzustellen, da die Mühle in Schwerte nicht mehr betrieben werden konnte, es wurde aber nie verwirklicht, sodass der Zustand von damals noch heute so vorzufinden ist. Dieser Zustand ist auch auf der Karte von 1719 zu erkennen.

2.3 Der Vorgängerbau - Diskussion der unterschiedlichen Theorien

Wie bereits erwähnt, gibt es zu dem Standort und dem Aussehen des Vorgängerbaus in der Literatur keine klaren Aussagen. Hans Erwin Nau stellte in seinem Bericht 1977 zu einigen Punkten daher eigene Theorien auf, Reinhold Stirnberg vertrat in seinem Aufsatz „Die Villigster Oberhöfe der Stifte Herdecke und Xanten und die Burg Villigst. Untersuchungen und Thesen zur Geschichte" von 2002 eine teilweise von dieser Meinung abweichende Haltung und versuchte, einige von Naus Theorien zu widerlegen.

Laut einer Bauakte ist das alte Herrenhaus, welches dem Vorgängerbau zuzuordnen ist, im Juli 1827 abgerissen worden, also erst, nachdem das neue Wohnhaus fertiggestellt war.30 Im Urkataster vom 18.03.1827 ist es noch dargestellt, da der Abriss erst nach dem Aufmaß für ebendiese Karte erfolgte (s. Plan 4). Außerdem erkennt man auf der Karte das neue Herrenhaus, das Wirtschaftsgebäude von 1714, eine vor der heutigen Hofanlage liegende Scheune und ein weiteres Gebäude, welches Hans Erwin Nau für einen Rest der alten Burg hält. Seiner Ansicht nach könnte es der in der Zeichnung von 1719 dargestellte Turm im linken Bereich des Bildes sein. Er geht weiterhin davon aus, dass eine Anlage von der dort dargestellten Größe, wenn es sie tatsächlich in dieser Form gegeben hat, schon vor 1819 abgebrochen worden sein müsste, da es sonst in den Akten genauso vermerkt worden wäre, wie der Abbruch einiger anderer unwichtigerer Gebäude. Er äußert also einige Zweifel an der Richtigkeit der Zeichnung von 1719, da, seines Erachtens nach, das Wohnhaus nicht als freistehendes Gebäude erkennbar ist, was es aber gewesen sein muss. Als richtig dargestellt sieht er die nicht rechtwinklig dargestellte Grundform der Anlage, den Obstgarten und die Lage der Ruhr mit der Ruhrbrücke an Haus Villigst.31

Reinhold Stirnberg vertritt die Meinung, dass es eine Vorburg in rechteckiger Form mit Gräftenring gegeben haben muss. Den Beleg hierfür sieht er in der Karte des Geometers Beckhaus von 1823 (s. Plan 3). Er vermutet sogar, dass es zwei Vorburgen gegeben haben könnte. Als Quelle hierfür nennt er den Schiedsvertrag, in dem die Rede von zwei Brücken sei. Außerdem vermutet er eine Hochmotte auf einem Hügel vor der Vorburg, die seiner Meinung nach im 15. oder 16. Jahrhundert durch ein steinernes, Herrenhaus ersetzt wurde, dem alten Herrenhaus, welches man später auf den Karten von 1790 und 1827 erkennen kann und welches auch auf der Skizze von 1719 zu sehen ist.32

Die Richtigkeit der Karte von Beckhaus aus dem Jahre 1823 ist anzuzweifeln, die These, dass es sich bei der Burg um eine Wasserburg gehandelt haben könnte, wird jedoch von der Skizze von 1719 ebenfalls bestärkt, hier sieht man auch ein Wehr zum Aufstauen der Gräfte. Im Jahre 1823 kann allerdings kein Wassergraben mehr bestanden haben, da die Bauarbeiten für das Herrenhaus bereits begonnen haben und hier keines der neuen Gebäude erkennbar ist. Wenn man die Karte von Niemayer aus dem Jahre 1790 hinzuzieht, die im Jahre 1828 von Dörrenberg kopiert wurde, erkennt man eine ähnliche Darstellung von Haus Villigst, wie in der oben genannten Karte, jedoch fehlt hier der Wassergraben.(s. Plan 2) Vorstellbar wäre, dass lediglich die Datierung der Karte von 1823 nicht richtig ist. Sie zeigt vermutlich den Zustand vor der Darstellung von 1790. Zwischen dem Zeitpunkt dieser Aufnahme und dem Jahr 1790 wurde der Wassergraben schließlich verfüllt. Außerdem muss es sich bei dieser Anlage nicht um einen von allen Seiten geschlossenen Hof handeln, denn über den vierten Flügel kann nach der Zeichnung keine Aussage getroffen werden, da dieser hinter dem Wohnhaus liegen würde. Die Zeichnung zeigt also den Herrenhausbau im Vordergrund, wie er auch von den Karten bestätigt wird und einen Wirtschaftsbau im Anschluss daran, bei welchem es sich um den Bau von 1714 handeln muss. Auch erlaubt die Perspektive der Zeichnung kein definitives Urteil darüber, ob beide Bauten verbunden waren. Möglich wäre auch, dass das Herrenhaus etwas weiter vorn positioniert war, wie es die Karten auch angeben.

Zum Hofraum lässt sich sagen, dass Nau der Auffassung ist, die Stützmauern, die das Niveau des Hofes von dem Niveau des Gartens und der Ruhr trennen, seien erst später mit dem Bau des neuen Herrenhauses entstanden. Er glaubt, dass das Hofniveau zur Zeit des Vorgängerbaus zur Ruhr langsam abfiel, was er an den unterschiedlichen Fußbodenhöhen im alten Wirtschaftsgebäude festmacht.33 Außerdem gibt es ein Dokument, das auf den 10. Juli 1828 datiert ist, in dem es um die Steine zum Kellerbau geht, die vom alten Haus stammen.34 Die Anhebung der Hoffläche fand also seines Erachtens nach erst nach dem Bau des neuen Herrenhauses statt. Die Tatsache, dass für den Bau der Mauer und des Kellers dahinter Steine des abgerissenen alten Herrenhauses verwendet wurden, wird auch durch einen mit renaissancetypischen Ornamenten verzierten Stein im Innern, verwitterte Köpfe über den schlitzartigen Fenstern und einen Stein mit mittelalterlichem Steinmetzzeichen in der Stützmauer deutlich (s. Abb. 4). Der Keller diente der nach dem Herrenhaus am Südwestflügel errichteten Brennerei.35 Auch die Fertigstellung der hohen Stützmauer auf der anderen Seite am Nebeneingang des heutigen Herrenhauses wird am 18.September 1824 in den Bauunterlagen dokumentiert.36 Seiner Meinung nach ist das Einzige, was vom Vorgängerbau erhalten wurde, das um 1714 erbaute Ökonomiegebäude im Südwesten.

Reinhold Stirnberg dagegen vertritt die Meinung, die Stützmauer sei wesentlich älter, er entnahm Mörtelproben und datierte das Alter der Fassade der Mauer auf das 17. Jahrhundert. Der Mörtel aus dem Kern des Mauerwerks ist seines Erachtens nach sogar aus dem 11.-14. Jahrhundert, da in dem Mörtel Casein gefunden wurde, welcher nur in dieser Zeitspanne üblicherweise für die Herstellung von Mörtel genutzt wurde. Er vermutet, die Mauer habe im 17. Jahrhundert lediglich eine neue Fassade bekommen, welche von den auf der Inschriftplatte vermerkten ehemaligen Inhabern von Haus Villigst erbaut worden sei.37

Die Tatsache, dass Stirnberg bei seinen Mörtelproben Bestandteile nachweisen konnte, die aus dem 11.- 14. Jahrhundert stammen, könnte jedoch auch daraus resultieren, dass bei dem Bau dieser Mauer das Baumaterial aus dem abgebrochenen alten Haus wieder verwendet wurde und so noch Bestandteile des alten Mörtels nachweisbar waren.

Die Annahme Stirnbergs ist jedoch, dass die Stützmauer ein Teil der Vorburg war. Sie soll den auf der Zeichnung von 1719 sichtbaren Graben um die Vorburg dargestellt haben. Dieser soll bis auf das Hofniveau verfüllt worden und als Fundamente für die Wirtschaftsgebäude genutzt worden sein, weswegen seiner Meinung nach auch alle Gebäude außerhalb der rechteckigen Hoffläche erbaut seien. Als Bestätigung für diese

These sieht er außerdem, dass die Unterkellerung außerhalb der Hoffläche, also der Gebäude, die nicht auf der Stützmauer erbaut wurden, erheblich schwieriger gewesen sei.

Auch der 1714 erbaute Wirtschaftsflügel ist laut seiner Rekonstruktionsversuche außerhalb der Mauern der alten Vorburg, auf den Fundamenten des Grabens um selbige erbaut.38 39 Hier unterläuft ihm jedoch ein Fehler, da das Gebäude um 1714 schon erbaut wurde und somit auf der etwas später angelegten Zeichnung schon dargestellt sein muss. Es kann also nicht auf einem Graben erbaut sein, der auf dieser Zeichnung noch außerhalb der dargestellten Gebäude zu erkennen ist. Die Vorstellung Stirnbergs, eine Vorburg, die mit dem Wirtschaftsflügel noch nichts gemeinsam hatte und das steinerne Herrenhaus seien auf der Skizze von 1719 zu erkennen, kann so also nicht vollständig richtig sein.

Stirnberg ist weiterhin Meinung, dass das Hofniveau nicht extra angehoben beziehungsweise aufgeschüttet wurde, sondern das heutige Herrenhaus auf einem bestehenden Terrassenstück erbaut wurde, da der Untergrund seiner Kenntnis nach aus einer 3m dicken Schieferschicht mit nur 1m Humusschicht darüber besteht, also nicht erst Anfang des 19. Jahrhunderts aufgeschüttet worden sein kann.40 Hans Erwin Nau äußert die Meinung, dass der Hügel in der Parkwiese einst bis zum alten Herrenhaus reichte. Die Hoffläche reichte demnach bis zu dem alten Herrenhaus, war aber nicht gerade, wie heute, sondern das Niveau stieg von der Ruhr langsam an. Bis 1948 war der Hügel noch wesentlich größer, wurde 1950 jedoch etwas abgetragen (s. Zeichnung 1). Den ursprünglichen Zustand sieht man noch auf einigen Bildern in der Fotodokumentation von Hans Erwin Nau (s. Abb. 5). Bei der Abtragung wurden keine Fundamente oder Ähnliches gefunden, was, seines Erachtens nach, die Vermutung widerlegt, es habe hier eine Art Hochmotte gegeben, wie Stirnberg es vermutete.41 Auch ist er der Meinung, das Haus habe nicht auf dem Hügel stehen können, weil der Hügel dafür zu klein gewesen sei. Dies wird durch die Position des Hauses in der Urkarte von 1827 bestätigt (s. Plan 4). Die Situation zum damaligen Zeitpunkt beschreibt Nau ähnlich, wie bei dem neuen Herrenhaus. Das Untergeschoss war wegen des Ruhrhochwassers über Gelände angelegt, der Zugang zum Haus war aber im Geschoss darüber vorgesehen, sodass die Lage am Hügel gut genutzt wurde. Das Niveau der Hoffläche fiel also zur Ruhr hin ab und stieg zum Herrenhaus hin wieder leicht an um einen Zugang im Erdgeschoss zu gewährleisten.42

Reinhold Stirnberg ist bezüglich der Größe des Hügels einer etwas anderen Meinung als Nau, er begründet dies mit der Erwähnung einer Burg neben einem Gut auf einem größeren Hügel in der Chronik der Herren von der Recke.43 Dies bestätigt zwar auch die von Nau vermutete Form eines Herrenhauses und separat angelegtem Wirtschaftsbereich, jedoch sieht Stirnberg das Haus demnach nicht an, sondern auf dem Hügel. Außerdem vermutet er hier kein einfaches Herrenhaus, sondern eine Hochmotte, womit er den Begriff „Burg" in der Recke-Chronik rechtfertigt. Die Aussage in der Chronik könnte jedoch auch so gedeutet werden, dass als „Hügel" der Geländeanstieg von der Ruhr zu dem Gut hin als Ganzes angesehen wird, was eine Untermauerung der These von Nau wäre.

Stirnberg ist weiterhin der Meinung, dass das Fehlen von Hausfundamenten nicht bedeuten muss, dass es dort keine Hochmotte gab, sondern dass die Fundamente schon bei einer ersten Abtragung eines Teils des Hügels Mitte des 19. Jahrhunderts beseitigt werden konnten.

Der Graben, der 1948 zwischen Hügel und Hoffläche vorzufinden war, war laut Nau vermutlich das Ergebnis der Bauarbeiten für den Keller. Die Existenz eines Grabens mit Brücke zur Vorburg vom alten Herrenhaus aus stellt er in Frage, erwähnt aber gleichzeitig, dass an der Stelle der Verbindung von Herrenhaus und Vorburg der gewölbte Keller nicht ausgebaut wurde.44

Es gibt also für beide Theorien des Zustands vor dem Neubau teilweise Belege, jedoch kann, was die meisten Thesen angeht, keine klare Aussage getroffen werden, da die Quellenlage dies nicht zulässt. Genauer dokumentiert ist jedoch das Bauvorhaben des Freiherrn von Elverfeldt.

3. Planungs- und Baugeschichte des heutigen Ensembles

3.1 Besitzwechsel zu Familie von Elverfeldt und Bauprozess

Im Jahre 1749 ging Haus Villigst schließlich an die Familie von Elverfeldt zu Herbede, welche es zu seiner heutigen Gestalt umbaute.45 Heinrich Friedrich Wilhelm von der Mark war als letzter der Herren von der Mark auf Haus Villigst verstorben. Drei seiner Töchter waren bereits vorher verstorben und sein Sohn starb schließlich auch, sodass es keinen direkten männlichen Nachkommen gab. Seine älteste Tochter, Henriette Louise Katharine war jedoch mit Adolf Ferdinand Friedrich von Elverfeldt-Herbede verheiratet und hatte einen Sohn mit dem Namen Ludwig Gisbert bekommen. Diesen setzte Heinrich Friedrich Wilhelm als Universalerben ein, sodass Haus Villigst im Jahre 1749, nachdem es 300 Jahre im Besitz der Herren von der Mark gewesen war, an die Familie von Elverfeldt ging.46

Die Besitztümer, die zu Haus Villigst gehörten, hatten schon im 18. Jahrhundert deutlich abgenommen, jetzt jedoch waren sie noch einmal erheblich gesunken. Dies belegen Dokumente, in denen beschrieben wird, dass bei einer Hochzeit eines Mitglieds der Familie Elverfeldt nicht einmal der komplette veranschlagte Brautschatz gezahlt werden konnte.47 Haus Villigst besaß zwar noch einige Ländereien, diese jedoch brachten in Zeiten von Hungersnöten und Armut keine Erträge ein. Die Freifrau Henriette Louise Katharina von Elverfeldt musste daher im Jahre 1750 einige Güter aus dem Besitz von Haus Villigst verkaufen um an Geld zu gelangen, um die Schulden ihrer Eltern zu bezahlen.48 Dies mag, neben dem zu dieser Zeit ausbrechenden Siebenjährigen Krieg und damit verbundenen Plünderungen und Besetzungen, der Grund dafür gewesen sein, dass die Familie Elverfeldt, obwohl sie bereits 1749 in den Besitz von Haus Villigst kam, erst recht spät mit den baulichen Veränderungen anfing.

Im Jahre 1818, 4 Jahre nach Kriegsende, geschah die erste Kontaktaufnahme zwischen dem Bauherrn Ludwig von Elverfeldt und dem in Elberfeld wohnhaften Baumeister Engelbert Kleinhanz. Dieser hatte, neben einigen Sakralbauten, anderen Bauten für öffentliche Belange und einigen Brückenbauten, zu diesem Zeitpunkt auch schon Haus Steinhausen für die Familie von Elverfeldt entworfen und so ist es naheliegend, dass er innerhalb der Familie weiterempfohlen wurde.

Vermutlich war die bauliche Substanz des Herrensitzes in keinem sehr guten Zustand mehr und weder seine äußere Form, noch der Komfort, den das Haus bot, entsprachen den Ansprüchen des Freiherrn von Elverfeldt. Zu dieser Zeit waren prächtigere, klassizistische Herrenhäuser üblich und auch in nächster Nähe schon vielfach umgesetzt worden.49 Das Grundstück bot aber nicht die besten Bedingungen für eine Anlage mit großzügigen Achsen, war es doch ursprünglich als vor Angriffen geschützter Wohnort gedacht gewesen.

Zum Zeitpunkt der Entwurfsplanung stand jedoch bereits das Anlegen der Chaussee neben Haus Villigst zur Debatte und auch der Freiherr von Elverfeldt sprach sich für diese neue Straßenführung aus, wie erhaltene Akten dokumentieren.50 Die ursprüngliche Erschließung durch das seitliche Tor des Wirtschaftsflügels konnte so einer repräsentativen Einfahrt weichen. Beim Betreten des Anwesens durch das Tor sollte der Besucher den imposanten Eindruck des Ensembles wahrnehmen und damit verbunden direkt sehen, dass es sich bei dem Besitzer der Anlage um eine wichtige Persönlichkeit handeln musste. Die Chaussee wurde etwa 1840 fertiggestellt, im Zuge dessen musste die Fachwerkscheune vor Haus Villigst versetzt werden.51

Am 24.2.1818 wurde von Ludwig von Elverfeldt das Brennen der Ziegel für das Haus in einer Feldbrennerei bei Adam Katt aus Düsseldorf in Auftrag gegeben, Anfang Oktober diesen Jahres wurden die fertiggestellten Ziegel und Kalk aus Oestrich in Rechnung gestellt. Zu diesem Zeitpunkt wurde außerdem die Stützmauer zum Park erbaut und der Steinhauermeister Heinrich Steinbach wurde mit der Herstellung der Steinteile für Türen und Fenster beauftragt.52

Etwa ein Jahr später, am 7. Februar 1819 wurde schließlich der Vertrag zum Bau des Herrenhauses von Kleinhanz und von Elverfeldt geschlossen, es gibt hier jedoch keine Details zum Aussehen oder Aufbau der Anlage, was den Schluss zulässt, dass Entwurf und Absprachen bereits vorher stattgefunden haben. Es wurde lediglich der Lohn des Baumeisters von 900 Thalern und die Termine für die Leistungen festgelegt. Außerdem sollte Kleinhanz die Bauleitung übernehmen und sollte sich neben Haus Villigst, zumindest in den ersten Bauphasen, keinen anderen Projekten widmen.53 Im Anschluss daran fertigte der Baumeister den Werksteinzuschnitt der Lisenen und des Kellersockels für den Steinhauermeister Huster aus Westhofen an.54 Am 14.3.1819 wurde ein Vertrag mit den Steinmetzen Waltenberg, Breining und Caspar Rochelsberg geschlossen, der die Arbeiten für den Balkon umfasste. Am 8.4. des gleichen Jahres schloss der Baumeister einen Vertrag mit dem Maurermeister Hüffe, der auch die Grundsteinlegung vornahm.55 Der Bau konnte also beginnen.

Der erste Bauabschnitt war am 8. Mai schließlich fertiggestellt, die Maueranker auf der Südseite sind zu diesem Zeitpunkt gesetzt worden und Kleinhanz bekam seine vertraglich festgelegte erste Zahlung. Schon am 28.10.1819 folgte die nächste Zahlung an den Baumeister, dementsprechend muss zu dieser Zeit bereits der zweite Bauabschnitt fertiggestellt worden sein. Außerdem wird der Steinhauermeister Steinbach entlohnt, nachdem seine Arbeiten von Kleinhanz abgenommen worden waren. Am Ende dieses Baujahres war der Rohbau fertiggestellt, was für einen Bau dieser Größe und Art eine sehr beachtliche Leistung war.56 Nach der Winterpause konnten im Februar 1820 die Arbeiten wieder beginnen und Kleinhanz erhielt wie im Vertrag festgelegt eine weitere Zahlung wegen des Fortschritts des Baus im ersten Baujahr.

Bereits Anfang Juni 1820 konnten laut Rechnungsdokumenten die Dachdeckerarbeiten bezahlt werden. Der weitere Baufortschritt ging also auch sehr zügig voran. Es handelte sich bei den beschäftigten Dachdeckern um Daniel, Wilhelm und Martin Leiendecker, welche ebenfalls zu der üblichen Gruppe der für Kleinhanz arbeitenden Handwerkern gehörten.

Zwei weitere Raten erhielt Kleinhanz im Juni und Juli 1820. Am 22. August desselben Jahres wird nach der Beendigung der Bauarbeiten am Balkon durch Waltenberg, Breining und Rochelsberg der Außenbau komplett fertiggestellt.

Im Dezember 1820 erhält der Baumeister eine weitere Zahlung, unmittelbar danach beginnen die Innenputzarbeiten im Herrenhaus durch die Maurer Christian Sturm und Joseph Wacker, welche bis Anfang 1821 andauern. Aus diesem Jahr gibt es keinerlei Dokumente über einen weiteren Baufortschritt.57

Im Februar 1822 wird der fertiggestellte Innenausbau von Kleinhanz in Rechnung gestellt, seine Forderungen werden jedoch erst im Juni durch den Bauherrn beglichen.58 Dies könnte ein Beleg dafür sein, dass der Bauherr bereits in dieser Zeit in Geldnot war. Alle anderen Rechnungen waren unmittelbar nach deren Ausstellung beglichen worden.

Kleinhanz war von diesem Zeitpunkt an vertraglich wieder freigestellt und befasste sich neben Villigst auch mit dem Bau der Erlöserkirche in Lüdenscheid, mit der er sich neben weiteren anderen Bauten auch nach dem Bau des Herrenhauses noch beschäftigte. In Villigst beauftragte er währenddessen den Steinmetz Schwartz aus Herdecke mit der Bauleitung, was in einem Briefwechsel Ende Juli 1823 deutlich wird. Die Innenausbauten schritten weiter voran, sodass im August 1823 auch der französische Stuckateur Martin Souheur seine Leistungen in Rechnung stellte. Die Malerarbeiten wurden von der Firma Friedrich Schmitz aus Unna ausgeführt und am 31.12.1823 bezahlt, außerdem wurden zu diesem Zeitpunkt auch die Stuckateure Arnold Souheur und Jacob Spicoux aus Aachen entlohnt. Im Frühjahr des nächsten Jahres werden abermals Stuckarbeiten in Rechnung gestellt, im Weiteren sind die Arbeiten am Innenhof und der nördlichen Stützmauer beendet.59 Es wurden zu der Zeit also parallel zum Innenausbau auch schon die Außenanlagen umgestaltet.

Die Rechnung für die erste fertiggestellte Bauphase, also das komplette Herrenhaus, wird am 23.7.1824 ausgestellt. Kleinhanz hatte nun wieder die Bauleitung in Villigst übernommen. Der Innenausbau war noch nicht vollständig beendet, was daran zu erkennen ist, dass der Villigster Schreinermeister Wilhelm Kirchhoff zu dieser Zeit seine Leistungen in Rechnung stellte. Vermutlich arbeitete er nach dem Entwurf von Kleinhanz am hölzernen Treppenhaus. Im Jahre 1825 wurden die Malerarbeiten vollzogen. In diesen Jahren wurden also die letzten Arbeiten am Haus vorgenommen wurden, da mit Abschluss der Malerarbeiten auch der Innenausbau des Herrenhauses abgeschlossen gewesen sein muss.60 Diese Annahme bestätigt die Tatsache, dass im selben

Jahr die Einrichtung des alten Herrenhauses versteigert wurden, welches laut Akten 1827 schließlich abgerissen wurde. Das neue Herrenhaus muss also in diesem Jahr bezugsfertig gewesen sein.61 Das alte Herrenhaus ist noch auf dem Plan, der Anfang 1827 angefertigt wurde, zu erkennen, gleichzeitig ist jedoch auch das neue Herrenhaus dargestellt. Der Plan wurde also unmittelbar vor dem Abriss des alten Herrenhauses angefertigt (s. Plan 4).

Als das Herrenhaus bereits fertiggestellt und das alte Herrenhaus abgebrochen worden war, wurde die Brennerei mit Gewölbekeller erbaut. Am 10.6.1828 schlossen Kleinhanz und Elverfeldt einen neuen Vertrag, dessen Bestand der Bau dieses Kellers und weiterhin der Beginn des Baus der Ökonomiegebäude war. Zuerst wurde der Keller nach den Berechnungen des Büros von Kleinhanz erbaut. Anfang des nächsten Jahres begann die Bauphase der Ökonomiegebäude, die der Baumeister ebenso entworfen hatte.62 Zum Bau dieser Gebäudeteile gibt es jedoch kein Dokument, was den Vertrag zwischen Baumeister und Bauherr über den kompletten Bau bestätigt, es existiert lediglich einen Vertrag mit den Maurermeistern Lellmann und Coser.

Während der Bauzeit verringerten sich die Reichtümer des Bauherrn wie oben erwähnt vermutlich beträchtlich, sodass er nach dem Beginn des Baus der Ökonomiegebäude versuchte, Kosten einzusparen. In einem Briefwechsel zwischen dem Rentmeister Romberg und dem Baumeister sollte Kleinhanz davon überzeugt werden, die Dächer der Torhäuser einfacher und somit kostengünstiger zu gestalten, indem die Walme durch Giebel ersetzt würden. Kleinhanz sprach sich deutlich gegen diese Umplanung aus und verglich den Kostenaufwand mit dem durch den Umbau erzielten Nutzraum, der entstehen würde und versuchte so den Rentmeister, der die Kritik angebracht hatte, umzustimmen. In seinen Erklärungen führte er das Argument an, dass einer kleinen Einsparung an Holz eine deutliche Verminderung des Nutzraums im Inneren des Hauses, sowie des äußeren Erscheinungsbildes gegenüberstehen würde.63 Die im Zuge dieser Berechnungen angefertigten Zeichnungen der unterschiedlichen Entwürfe sind verschollen, weswegen sich nicht definitiv feststellen lässt, inwieweit der Baumeister letztendlich auf die Vorschläge des Rentmeisters eingegangen ist. Fakt ist jedoch, dass der Baumeister diese Gebäudeteile mit Walmdächern verwirklichte und keine Giebelschilde ausbildete, wie bei den Torhäusern, was vermutlich ein Kompromiss beider Varianten war.

Die letzte Bauphase wurde von den Torhäusern und den Pferdeställen gebildet. Am 22.4.1831 begannen die Bauarbeiten für selbige, bereits im November 1831 schlossen die Maurermeister Lellmann und Coser ihre Arbeit ab.64

Während der Bauzeit musste der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Gut aufrecht erhalten werden, weswegen die gewinkelte Scheune als Ökonomiegebäude im SüdWesten nicht bei Baubeginn schon abgerissen wurde. Sie sollte bei Abschluss der restlichen Bauarbeiten ursprünglich ersetzt werden, als alle anderen Bauten jedoch schließlich fertiggestellt waren, besaß der Bauherr nicht mehr genug Geld für einen Neubau dieses Gebäudes. Er ließ es kurzerhand stehen und baute lediglich oben genannte Ställe an. Dies ist der Grund dafür, dass dieses Gebäude der einzige erhaltene Teil des Vorgängerbaus ist. Es wurde bereits im Jahre 1714 erbaut und lediglich zur Straße hin etwas verbreitert und das Dach wurde neu gestaltet.65 Zu diesem Zeitpunkt fand auch die erste offizielle Darstellung des neuen Haus Villigst statt, als F. E. Klein eine Lithografie des Ensembles anfertigte (s. Abb. 6.) Sie muss um 1840 entstanden sein, da sie die für die neue Chaussee versetzte Scheune im linken Bildrand zeigt, nicht aber den Schornstein des Dampfkessels. Auch der fertige Gartenpavillon wird hier bereits dargestellt.

Die Tatsache, dass Klein auf seiner Lithografie eine kleine Kahnfähre mit Anlegeplatz am Ufer von Haus Villigst darstellt, legt die Vermutung nahe, dass zu diesem Zeitpunkt auch die private Brücke über die Ruhr nicht mehr bestanden hat.66 Etwa 1841 wurde die landwirtschaftliche Nutzung des Gutes den neuen Entwicklungen der Technik angepasst. Im Zuge dieser Entwicklungen gab der Freiherr von Elverfeldt laut einem Dokument den Bau einer Dampfmaschine mit Kornspeicher zum Mahlen in Auftrag. Es wurde sich nunmehr eher auf die Weiterverarbeitung, als auf die reine landwirtschaftliche Produktion konzentriert und eine Dampfmaschine entsprach dem damaligen Stand der Technik und arbeitete wesentlich effizienter.67 Diese war im Anbau an den Südwestflügel untergebracht und besaß einen Schornstein, der wegen sei nes maroden Zustandes um 1948 abgerissen wurde und daher heute nicht mehr erhalten ist. Auch die Brennerei wurde durch den Bau eines Kellers vergrößert.68 69 Schließlich wurden laut einiger Zeitungsinserate viele landwirtschaftliche Geräte verkauft. Vermutlich wurde das zu Villigst gehörende Land immer weiter verpachtet, womit die landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr von Haus Villigst aus koordiniert werden muss te.

3.2 Beschreibung und Analyse des Herrenhauses und Ensembles

Das Grundstück, auf dem Haus Villigst errichtet wurde, ist ein schmales Areal zwischen dem Fluss Ruhr und der Villigster Straße. Bedingt durch sein abfallendes Gelände zur Ruhr hin, den steilen Anstieg auf der anderen Seite zum Waldgebiet „Im Ohl" und seiner durch die Straßenführung spitz zulaufenden Form war es für einen herrschaftlichen Bau im Prinzip wenig geeignet. Diese Höhenentwicklung des Geländes und die Position des Herrenhauses auf der schmalen Ruhrterrasse kann man auch auf dem Geländeschnitt erkennen (s. Zeichnung 8).

Dennoch konnten die Gegebenheiten von dem Baumeister Engelbert Kleinhanz genutzt werden, um ein klassizistisches Ensemble mit Herrenhaus und Ökonomiegebäuden um einen Ehrenhof zu entwerfen und zu erbauen.

Schon von der Straße aus fällt die strenge Gliederung der symmetrischen Torhäuser mit Dachlaternen, welche die Durchfahrt zum Hof einrahmen, auf (s. Abb. 7). Sie nehmen durch ihre Fassadengliederung Bezug auf das dahinter liegende Herrenhaus und grenzen sich durch ihren Schmuck von den einfacher gestalteten Ökonomiegebäuden ab.70

Zum Hof hin weitet sich die Tordurchfahrt optisch durch einen den Torhäusern im Innern vorgelagerten Portikus mit quadratischen Pfeilern auf. Der für einen klassizistischen Bau typische, geschlossenen Eindruck, der von außen entsteht, wird dadurch beim Betrachten vom Hofraum aus aufgelockert (s. Abb. 8).71 Auch die Portiken selbst unterstreichen den klassizistischen Charakter des Hauses.

Der Hofraum besitzt in seiner Mitte ein Rondell, welches im ursprünglichen Zustand drei Bäume besaß, von denen jedoch im weiteren geschichtlichen Verlauf nur zwei weiter bestehen konnten ( s. Abb. 9).72 Die geschotterte Hoffläche wurde erst sehr viel später für eine bessere Begehbarkeit gepflastert. Es handelt sich bei dem Hof nicht um einen typischen, an drei Seiten geschlossenen Ehrenhof, denn das Herrenhaus steht solitär, die Ökonomiegebäude sind keine direkt angeschlossenen Flügel und sind außerdem nicht symmetrisch angelegt (s. Zeichnung 1). Über die Gestaltung der Torhäuser jedoch wollte der Architekt ein solches, symmetrisches Bild von außen vortäuschen.

Die Anlage ist nahezu rechtwinklig in Ost-West-Richtung angeordnet. Den Nordflügel bildet ein Remisenbau, der als Garage genutzt wurde (s. Abb. 10). Im Süden schließt den Hof ein weiterer Flügel mit rundbogigen Tordurchfahrten ab, der eine ähnliche Nutzung hatte (s. Abb. 11). Im rechten Bereich dieses Flügels war die Brennerei. An diesen Flügel angeschlossen ist der Westflügel, in dem die Mühle und der Kornspeicher untergebracht waren (s. Abb. 12). Die Torhäuser besitzen eine bauliche Verbindung zu den seitlichen Flügeln, um den Hof zur Straße hin abzuschließen(s. Abb. 13).73 In dem Flügel, der dem südlichen Teil angeschlossenen ist, befanden sich Stallungen, der Flügel zwischen Torhaus und nördlichem Gebäudeteil beherbergte die Wohnungen des Rentmeisters und des Hausmeisters (s. Abb. 14). Im nördlichen Riegel, der außerhalb des Hofraumes liegt, war ein Schafstall (s. Abb. 15).74 Das Herrenhaus ist baulich nicht mit einem der Ökonomiegebäude verbunden, was die Trennung von Wirtschaftsund Wohnbereich verdeutlicht. Alle Ökonomiegebäude besitzen einfache Satteldächer oder Walmdächer, ihrer untergeordneten Funktion angepasst.

An der Westseite des Hofes trennt eine Stützmauer, die in Richtung der Fassade des Westflügels fluchtet, den oberen Hofraum vom Park und der Terrasse auf dem Niveau der Ruhr. Über eine Treppe an der Herrenhausfassade entlang sind sie miteinander verbunden (s. Abb. 16).

Die Fassade des Herrenhauses gliedert sich horizontal in zwei Wohngeschosse, ein Keller- und ein Attikageschoss, die durch Ecklisenen in Kolossalordnung zusammengefasst werden (s. Abb. 17).75 Sie ist auf der Ost- und Westseite dreigeteilt und besitzt neun Fensterachsen, die Süd- und Nordseite besitzen jeweils drei Fensterachsen, wobei sowohl Keller-, als auch Attikageschoss Rundbogenfenster besitzen.76 Zur Materialität lässt sich sagen, dass es sich um einen gelben Putzbau mit hellen Gliederungselementen sowie dem Sockelgeschoss aus Ruhrsandstein handelt.77

Die Hoffassade wird durch ein flaches Mittelrisalit in drei Teile gegliedert (s. Abb. 17). Durch seitliche Lisenen wird die repräsentative Eingangssituation hervorgehoben.78 Ein mit Bögen gestaltetes Oberlicht sorgt für eine zusätzliche Belichtung der Eingangshalle (s. Abb. 18). Über dem Hauptportal, sowie über dem jeweils mittigen Fenster der rechten und linken Seite, ist ein Flachgiebel angeordnet. Den oberen Abschluss dieser Mittenbetonung bildet ein Flachgiebel, mit dem Wappen des Bauherrn und der Inschrift „Ludewig von Elverfeldt 1819" im Tympanon, dem Datum der Grundsteinlegung des Herrenhauses (s. Abb. 19).79 80 Die doppelte, gradläufige Freitreppe zum Haupteingang greift die Materialität des Sockels auf und orientiert sich an der Breite des Mittelrisalits. Mittig unter der Treppe befindet sich der Eingang zu den Räumen im Sockelgeschoss. Den oberen Abschluss der Fassade scheint eine Attika zu bilden, hinter der jedoch, für den Betrachter aus der Nähe kaum sichtbar, ein Walmdach mit vier Dachgauben und Kaminen liegt (s. Abb. 17).

Die nördliche Seitenfassade des Herrenhauses besitzt ebenfalls ein Mittelrisalit mit Seiteneingang und linksläufiger Freitreppe (s. Abb. 20). Auch hier bildet ein Flachgiebel den oberen Abschluss. Die Fensterachsen wurden beibehalten, jedoch sind die Fenster rechts und links blind und wurden durch kleinere, zweckmäßige Fenster zur Belichtung ersetzt.

Die Südfassade ist gestaltet, wie die anderen Fassaden und besitzt somit drei Fensterachsen, jedoch ist dies die einzige Fassade ohne eine Mittenbetonung (s. Abb. 21). Alle anderen Fassaden sind auch aus der Ferne einsehbar, beispielsweise vom anderen Ruhrufer, diese Fassade jedoch ist die einzige, die durch die nebenstehende Bebauung und den Winkel, in dem das Haus zum Ufer steht, nicht von Weitem anzuschauen ist und somit nicht für eine Fernwirkung konzipiert sein musste. Hier wird außerdem der Geländesprung zwischen Ruhr- und Hofseite erfahrbar, welcher durch einen hohen Kellersockel, der außerdem dem Hochwasserschutz dient, überwunden wird.

Auch die Ruhrfassade besitzt kein Mittelrisalit, dennoch wird die Mittelachse besonders hervorgehoben, indem sich die Abstände der sieben Fensterachsen zur Mitte hin immer mehr vergrößern (s. Abb. 22). Diese Veränderung der Abstände trägt dem dahinter liegenden Grundriss Rechnung, denn im Untergeschoss, dem Erdgeschoss und dem Obergeschoss besitzt das Herrenhaus jeweils eine zur Bauachse querovale Rotunde. Die Fassade besitzt mittig im Sockelgeschoss eine doppelte Glastür mit einem Tru- meau, die von der Rotunde aus einen Ausgang in den Park ermöglicht. Diese Tür wurde jedoch erst nachträglich eingesetzt. Auch die Erdgeschossrotunde besitzt einen Austritt ins Freie, über eine Serliana mit zweiflügliger Tür und rundem Blendbogen gelangt man auf einen Balkon mit abgerundeter Balkonplatte und gusseisernem Gitter, dessen Gestaltung an das Oberlicht des Hauptportals erinnert (s. Abb. 23).81 Im Obergeschoss besitzt die Rotunde ein dreigeteiltes Fenster, welches die Breite der darunterliegenden Serliana aufgreift (s. Abb 24). Im Attikageschoss sind wie auf den anderen Seiten Rundfenster in der jeweiligen Fensterachse angeordnet. Auch bei dieser Fassade bildet den oberen Abschluss der Mittenbetonung ein Flachgiebel, welcher in der Ädicula über dem Fenster im Obergeschoss eine Wiederholung findet.82

Beim Betreten des Haupthauses wird die besondere Qualität des Gebäudes auch im Inneren deutlich. Im Empfangsraum befindet sich mittig auf der Achse des Baukörpers die mehrläufige repräsentative Wangentreppe aus Holz (s. Abb 25). Ihre besondere Rolle für das Innere des Herrenhauses und das Volumen, das sie im Baukörper einnimmt, wird auch im Quer- und Längsschnitt durch das Gebäude deutlich (s. Zeichnung 6 und 7).

Der Antritt des ersten geraden Laufs ist gegenüber des Eingangsportals und besitzt nach elf Stufen ein erstes Zwischenpodest auf halber Raumhöhe. Nach rechts und links folgen, an der Stirnwand entlang, jeweils vier weitere gerade Stufen, die in einem zweiten Zwischenpodest enden. Auf der linken Seite bildet dieses Podest eine galerieartige Situation zum linken Flurbereich des Erdgeschosses, auf der rechten Seite gelangt man in das Zwischengeschoss des rechten Gebäudeteils (s. Abb. 26). Über die beiden in entgegengesetzter Richtung zum Anfänger an den Podesten rechts und links angeschlossenen Läufe gelangt man ins erste Obergeschoss. Auch der Deckenausschnitt für die Treppe ist besonders gestaltet. Zwischen den beiden Austritten der Treppen bildet in der Mitte des Raumes eine brückenartige Decke den Zugang zu den weiteren Räumen des ersten Obergeschosses (s. Abb. 27). Sie greift die Breite des ersten Treppenlaufes auf und befindet sich direkt über diesem. Die Treppe besitzt auf beiden Seiten ein Treppenauge, welches interessante Blickbeziehungen zwischen beiden Geschossen ermöglicht (s. Abb. 28.) Sie wird auf der kompletten Länge durch ein hölzernes Geländer mit einem durchgängigen Handlauf auf beiden Seiten eingerahmt.

[...]


1 vgl. Esser, Hermann: Beiträge zur Geschichte von Villigst, in: Heimatblätter für Hohenlimburg, 5 (1936), S. 65 - 80

2 vgl. Bierhoff, Otto: Zur Vorgeschichte der Ergster Markenordnung und deren Bedeutung für das märkische Haus Villigst, in: Hohenlimburger Heimatblätter, 19 (1958), S. 105 - 110

3 vgl. Bierhoff, Otto: Die ersten Herren von der Mark auf Haus Villigst und ihre Beziehungen zur Grafschaft Limburg, in: Hohenlimburger Heimatblätter, 21 (1960), S. 97 - 121

4 vgl. Barth, Ulrich: Die Baugeschichte des Hauses Villigst, in: Der Märker, 22(1873), S. 27 - 33

5 StA Do, Bestand 351, Nr. 224, Kontrakte, Voranschläge, Verdingungen und Quittungen über den Bau des Hauses Villigst, 1818 - 1828

6 vgl. Barth, Ulrich: Die Profanbauten im märkischen Sauerland 1815- 1880, Altena 1983, S. 828 - 839

7 vgl. Kracht, August: Burgen und Schlösser im Sauerland, Siegerland, Hellweg, Industriegebiet. Ein Handbuch, Band 2, Frankfurt am Main 1976, S. 129 - 134

8 vgl. Nau, Hans Erwin: 900 Jahre Haus Villigst. Von der Ritterburg zum kirchlichen Zentrum. Ein Bericht über die bauliche Entwicklung, Schwerte 1977

9 vgl. Gerd Schimansky für die Evangelische Kirche von Westfalen (Hrsg.): Haus Villigst - Geschichte und Gegenwart, Dortmund 1980

10 vgl. Stirnberg, Reinhold: Die Villigster Oberhöfe der Stifte Herdecke und Xanten und die Burg Villigst. Untersuchungen und Thesen zur Geschichte, in: Hohenlimburger Heimatblätter, 61 (2000) S. 41 - 69

11 vgl. Stirnberg, Reinhold: Der Schlosspark von Haus Villigst, in: Aktive Senioren, 19 (1992) S. 49f

12 vgl. Ritter, Margaret: Maximilian Friedrich Weyhe. Ein Leben für die Gartenkunst, Düsseldorf 2007

13 vgl. Schildt, Helmut: Maximilian Friederich Weyhe und seine Parkanlage, Düsseldorf 1987

14 vgl. Esser 1936, S. 66

15 vgl. Esser 1936, S. 66

16 vgl. Nau 1977, S. 7

17 vgl. Esser 1936, S.75

18 vgl. Schimansky 1980, S. 12

19 vgl. Esser 1936, S.72

20 vgl. Esser 1936, S. 73

21 vgl. Schimansky 1980, S. 17

22 vgl. Schimansky 1980, S. 12

23 vgl. LAV NRW W, Adelige Häuser, Familien, Höfe, Nr. 81 und Nr. 82, 7. Februar 1390 v. Kerpen

24 vgl. Stirnberg 2000, S. 43f

25 vgl. Schimansky 1980, S. 12

26 vgl. Nau 1977, S. 8

27 vgl. Nau 1977, S. 9

28 vgl. Nau 1977, S.14f

29 vgl. Schimansky 1980, S. 15

30 vgl. StA Do, Bestand 351, Nr. 756, Der Abbruch des alten Wohnhauses zu Villigst, 1827

31 vgl. Nau 1977, S.14

32 vgl. Stirnberg 2000, S. 55f

33 vgl. Nau 1977, S.15

34 vgl. Nau 1977, S.15

35 vgl. Nau 1977, S.16

36 vgl. Nau1977, S.16

37 vgl. Stirnberg 2000, S.50-52

38 vgl. Stirnberg 2000, S.53

39 vgl. Stirnberg 2000 S.58

40 vgl. Stirnberg 2000, S.49

41 vgl. Nau 1977, S.15f

42 vgl. Nau 1977, S.19

43 vgl. Stirnberg 2000, S.53

44 vgl. Nau 1977, S. 19f

45 vgl. Nau 1977, S.9

46 vgl. Aander-Heyden, Eduard: Geschichte des Geschlechtes der Freiherren von Elverfeldt. Urkunden und Regesten, Elberfeldt 1965, S. 173f

47 vgl. Schimansky 1980, S.16

48 vgl. Aander-Heyden 1965, S.177 - 179

49 vgl. Nau 1977, S.11

50 vgl. LAV NRW W, Nr. 556: Projektierte Anlage einer Chaussee über Hennen und Villigst, 1843 - 1901

51 vgl. Nau 1977, S. 15

52 vgl. Barth 1983, S. 835

53 vgl. Nau 1977, S. 12 und Barth 1983, S. 835

54 vgl. Barth 1983, S. 835

55 vgl. Barth 1983, S. 835

56 vgl. Barth 1983, S. 835

57 vgl. Barth 1983, S. 836

58 vgl. ebd.

59 vgl. ebd.

60 vgl. ebd.

61 vgl. Nau 1977, S. 13

62 vgl. Barth 1983, S. 836

63 vgl. Nau 1977, S. 16-18

64 vgl. Barth 1983, S. 837

65 vgl. Nau 1977, S. 16

66 vgl. Nau 1977, S. 18

67 vgl. ebd., S. 19

68 vgl. ebd.

69 vgl. ebd., S. 18

70 vgl. Barth 1973, S. 27

71 vgl. ebd.

72 vgl. Gesprächsnotiz mit Ulrich Schneider vom 08.01.2015 Haus Villigst

73 vgl. Barth, 1973, S. 27f

74 vgl. Nau 1977, S. 33

75 vgl. Barth, 1983, S. 830

76 vgl. Barth, 1973, S. 30

77 vgl. Barth, ebd.

78 vgl. Barth, ebd.

79 vgl. Barth, 1973, S. 28

80 vgl. ebd., S.27

81 vgl. Barth, 1983, S. 832

82 vgl.ebd.

Ende der Leseprobe aus 133 Seiten

Details

Titel
Haus Villigst in Schwerte. Rekonstruktion der Baugeschichte
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
133
Katalognummer
V1012804
ISBN (eBook)
9783346405609
ISBN (Buch)
9783346405616
Sprache
Deutsch
Schlagworte
haus, villigst, schwerte, rekonstruktion, baugeschichte
Arbeit zitieren
Katharina Schlotmann (Autor:in), 2015, Haus Villigst in Schwerte. Rekonstruktion der Baugeschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012804

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Titel: Haus Villigst in Schwerte. Rekonstruktion der Baugeschichte



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