INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Theoretische Erklärungsversuche für Rechtsextremismus
2.1 Definition Rechtsextremismus
2.2 Nationalismus, Verführung durch rechte Parteien, Arbeitslosigkeit - Faktoren für den Einstieg in den Rechtsextremismus ?
2.3 Das Täter - Opfer - Syndrom / Fallbeispiel und Analyse
2.4 Rechtsextremismus durch den Verlust der sozialen und politischen Orientierung
2.5 Kommen Rechtsradikale aus der unteren Schicht ?
3. Verordneter Antifaschismus in der DDR
3.1 Antifaschismus in der Schule
3.2 Ergebnis der antifaschistischen Erziehung
4. Anfänge des Rechtsextremismus' unter Jugendlichen in der DDR
4.1 Rechtes Gedankengut von Jugendlichen
4.2 Informelle Gruppen
4.2.1 Das Skinhead - Phänomen - Anfang der Systemkrise ?
4.2.2 Die Faschos
4.2.3 Die Heavy - Metals
4.3 Rechtsextreme Jugendliche vor der Wiedervereinigung
5. Entwicklung rechtsextremer Orientierungen seit 1990 in Ostdeutschland
5.1 Jugend und Nationalismus
5.2 Rechtsextreme Einstellungen
5.3 Fremdenfeindlichkeit
5.4 Gewaltbereitschaft
6. Erklärungsansätze für rechtsextreme Verhaltensweisen und Jugendgewalt in Ostdeutschland
6.1 Die Situation der Jugend
6.1.1 Jugend und Arbeit
6.1.2 Jugend und Freizeit
6.1.3 Jugend und Politik
6.2 Der schwierige Transformationsprozeß
6.3 Orientierungslosigkeit
7. Zusammenfassung - Fazit
8. Schluß
1. Einleitung
Hoyerswerda, Hünxe, Quedlinburg, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen - Namen, die eine traurige Berühmtheit erlangt haben. Namen, mit denen man Haß, Fremdenfeindlichkeit, Mord, Trauer, Zerstörung, Ohnmacht und Hilflosigkeit assoziiert. Namen, die stellvertretend stehen für verkohlte Leichen, blutverschmierte Gesichter, weinende Menschen und zerstörte Familien.
Zum ersten Mal wird die BRD mit einer Revolte von rechts konfrontiert. Aber im Gegensatz zu den politischen Unruhen durch Linksextreme, die vor allem gegen Politiker und das Establishment rebellierten, werden heutzutage die Schwächsten unserer Gesellschaft, wie Ausländer, Obdachlose und Behinderte massiv bedroht und getötet. Die jungen Rechten brüllen heraus, was viele Politiker, Eltern und Lehrer sich nur zu flüstern wagten. Rechte Ansichten wurden jahrelang tabuisiert. Die Erwachsenen wollten das Tabu "aufweichen", die Jungen hingegen wollen es "sprengen". Jugendliche sind das Spiegelbild der Gesellschaft. Die Attentate der rechten Szene erzeugen zwar helle Empörung in unserer Gesellschaft, aber fordert und fördert diese Gesellschaft nicht den Einsatz von Gewalt gegen Schwächere?
Das Potential an Gewaltbereitschaft am extrem rechten Rand der politischen Szene wächst kontinuierlich. Täter sind vor allem männliche Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch Kinder neigen zu Rechtsextremismus. Verfassungsschützer haben 1992 im vereinten Deutschland eine Anzahl von 2000 rechtsextremistischen Gewalttaten registriert. Rund 70 Prozent der Täter waren zwischen 16 und 21 Jahre alt.1 Die Polizei in Hessen zählte im vergangenen Jahr 539 ausländerfeindliche Straftaten. Das waren 153 Prozent mehr als 1991. Von 222 ermittelten Tatverdächtigen waren 134 jünger als 20 Jahre, ein Drittel von ihnen sogar jünger als 17 Jahre.2 Während 1991 bundesweit 2426 Straftaten gegen Ausländer begangen wurden, stieg die Zahl der Straftaten 1992 sogar auf 6336 an. Von den 3986 ermittelten Straftätern im Jahr 1992 waren 86 Prozent zwischen 17 und 24 Jahre alt.3 Ergebnisse der jüngsten Jugendstudien ergeben, daß fast jeder dritte Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren als konsequent ausländerfeindlich oder anfällig für fremdenfeindliches Gedankengut bezeichnet werden kann. Ein Prozent der Jugendlichen, hochgerechnet sind das in der BRD 50.000, sind zur Gewaltanwendung gegen Ausländer und Asylbewerber bereit.4
Der Rechtsextremismus ist ein gesamtdeutsches Phänomen und Problem. Die militanten Aktionen nahmen zwar verstärkt nach der Wiedervereinigung zu, aber was sich in der Zeit nach dem 3.Oktober 1990 in den neuen Ländern ereignete, is t ebensowenig loszulösen von der Vergangenheit des DDR-Staates wie von der Vergangenheit und der gegenwärtigen Situation in der Bundesrepublik. Allerdings muß die Meinung vom Übergewicht des Rechtsextremismus' im Westen relativiert werden, da es in den neuen Ländern die höchste Quote rechtsextremistisch motivierter Gewalttaten gibt. Das geht aus einer Aufstellung des Bundesamtes für Verfassungsschutz hervor. Die auf das Jahr 1992 bezogene Statistik wird von Mecklenburg-Vorpommern angeführt. Auf Platz zwei der Gewalttaten "mit erwiesener oder zu vermutender rechtsextremistischer Motivation" liegt Brandenburg. Alle fünf neuen Bundesländer rangieren unter den sieben "Spitzenreitern". Die durchschnittliche Häufigkeit rechtsextremer Gewalttaten betrug in den östlichen Bundesländern 5,7 Delikte auf jeweils 100.000 Einwohner in den westlichen 2,4.5 Bisher galt Nordrhein-Westfalen als Hochburg der rechtsextremen Täter. In absoluten Zahlen lag das bevökerungsreichste Land der Republik mit 512 von bundesweit 2285 Delikten zwar vorne, aber da die Verfassungsschützer die Zahl dieser Straftaten bei ihrer Berechnung in Beziehung zur Bevölkerung gesetzt haben, belegt Nordrhein-Westfalen nur noch "Platz acht".6
Es macht aber keinen Sinn, den Rechtsextremismus im Westen und im Osten lediglich unter dem Gesichtspunkt "Statisik" zu analysieren oder zu bewerten. Das nach meiner Meinung wirklich zu untersuchende Problem ist die Gemeinsamkeit zwischen Ost und West, die darin besteht, daß die "rassistischen" Gewalttäter überwiegend jünger als 21 Jahre alt sind: Für die Jahre 1991/ 1992 gibt das BKA an, "70 Prozent der Tatverdächtigen seien jünger als 21 Jahre."7
Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema "Jugend und Rechtsextremismus". Der Schwerpunkt dieser Untersuchung erfaßt die Situation in den neuen Bundesländern unter besonderer Berücksichtigung der Frage, ob die rechtsextremen Orientierungen unter Jugendlichen in Ostdeutschland ein Erbe der DDR-Erziehung oder Ergebnis veränderter Lebensverhältnisse nach der Wiedervereinigung sind. Zu Anfang, im zweiten Kapitel, stehen, kaum verwunderlich und dringend nötig, einige Klärungen zum Begriff "Rechtsextremismus". Es folgen Befunde zu verbreiteten Vorstellungen über die Entstehung von rechtsextremen Orientierungen unter Jugendlichen. Der dritte Teil behandelt den "verordneten" Antifaschismus in der DDR und das daraus resultierende Ergebnis der antifaschistischen Erziehung. Unter Punkt 4 werden die Anfänge des
Rechtsextremismus' unter Jugendlichen in der DDR beschrieben, Punkt 5 befaßt sich mit der Entwicklung rechtsextremer Orientierungen seit 1990 in Ostdeutschland. In Kapitel sechs und sieben erfolgt der Versuch, Erklärungsansätze für rechtsextreme Verhaltensweisen und Jugendgewalt in Ostdeutschland aufzuzeigen. Die beiden Kapitel enthalten Folgerungen aus dem derzeitigen Stand der Wissenschaft und sollen zugleich eine Antwort auf meine Fragestellung liefern.
2.Theoretische Erklärungsversuche für Rechtsextremismus unter Jugendlichen
2.1 Definition Rechtsextremismus
Primär stellt sich die Frage nach einer möglichen Definition von Rechtsextremismus, auf der meine Untersuchung basieren soll, denn: Derzeit gibt es keine allgemein anerkannte, über einzelne institutionelle Bezüge - etwa der Verfassungsschutzbehörden, scientific communities, Medien - hinausweisende gültige Definition des Begriffes "Rechtextremismus".8 Einer theoretisch exakten Erklärung stehen erhebliche Schwierigkeiten entgegen, die noch verstärkt werden durch die Verwendung verschiedener Bezeichnungen für politisch rechte Ideologien und Bewegungen wie Neonazismus, Neofaschismus, Nationalismus, Rechtsnationale, Rechtsextreme, Rechtsradikale, Nationaldemokraten, Nazis, Neonationalisten, Alte Rechte und Neue Rechte, wobei die beiden letzten Begriffe besonders fragwürdig und bedenklich erscheinen, da sie suggerieren, es handele sich um etwas Neues, infolge des Adjektives "neu", das auf etwas Neues, Progressives, auf Veränderungen im Sinne von Verbesserung abzielt, obwohl die Addition von Merkmalen oder veränderter Standpunkte nicht gerade neue Ideen erzeugt.9
Bleiben wir aber bei Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus, einer Gesinnung, die als politische Erscheinungsform nur annährend bestimmt werden kann, infolge einer fehlenden, allgemein verbindlichen, wissenschaftlich entwickelten und systematisch faßbaren Ideologie10, die sich aber wohl dadurch unterscheidet, daß -radikal und -extrem nicht deckungsgleich sind.
Bis etwa 1975 wurde von den Sicherheitsbehörden, insbesondere dem BMI, der Begriff "radikal" für politische Randgruppen verwendet, bei denen der Verdacht bestand, sich gegen die freiheitliche, demokratische Grundordnung zu richten. Da aber auch demokratische Spitzenpolitiker 11 sich zunehmend als radikal in dem Sinne bezeichneten, daßsie der Sache auf den Grund oder an die Wurzel gehen wollten, wichen die offiziellen Stellen des Verfassungsschutzes in ihren Berichten auf den Begriff extrem aus. 12
Mit anderen Worten: "Radikalität...sei an sich nichts Übles", so das Argument der 'amtlichen Stellen, die mit dem Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung dieser Republik - der Einhaltung der verfassungsmäßigen Garantien also- betraut sind', "man könne solange man nur den Rahmen des Grundgesetzes einhalte, alle nur möglichen politischen Ideen in radikaler Form vertreten. Extremisten aber stünden nicht mehr auf dem Boden demokratischen Konsenses."13
Es kann jedoch festgehalten werden, daß durch eine analytische Betrachtungsweise der rechtsextremen Bestrebungen in den letzten Jahrzehnten eine systematische Erfassung und Durchdringung möglich erscheint, im Zusammenhang mit den immer wiederkehrenden Parolen, Zielsetzungen und Agitationsmethoden.14 Der Rechtsextremismus läßt sich im Ge gensatz zu einer politischen Theorie (z.B. Kommunismus) nicht rational begründen, aber es kommt hierbei mehr auf die konkreten Inhalte an als auf die einzelnen Erscheinungsfor- men.15 Brauchbare Kriterien hierfür sind die gedanklichen Inhalte, die angestrebten Ziele und die zu deren Erreichung angewandten Methoden, die durch die Konstruktion eines Rasters in den Kategorien "Gesinnung - Zielsetzung - Methoden" als Maßstab betrachtet werden können. In diesem Rahmen wären folgende Kriterien von Nutzen:
* Nationalismus in aggressiver Form, verbunden mit Feindschaft gegen Ausländer, Minderheiten, fremde Völker und Staaten; militant deutschnationales oder altdeutsches Gedankengut
* Antisemitismus und Rassismus, biologistische und sozialdarwinistische Theorien
* Intoleranz, der Glaube an Recht durch Stärke, Unfähigkeit zum Kompromiß in der politischen Auseinandersetzung, elitär-unduldsames Sendungsbewußtsein und Diffamierung Andersdenkender
* Militarismus, Streben nach einem System von "Führertum" mit bedingungsloser Unterordnung und einer entsprechenden autoritären oder diktatorischen Staatsform
* Verherrlichung des NS-Staates als Vorbild und Negierung oder Verharmlosung der in seinem Namen begangenen Verbrechen
* Neigung zu Konspirationstheorien (z.B. die Annahme, Regierung, Wirtschaft, Gesellschaft usw. seien durch irgendwelche bösartigen Minderheiten korrumpiert)
* latente Bereitschaft zur gewaltsamen Propagierung und Durchsetzung der erstrebten Ziele16
Eine genaue Bestimmung des Begriffes Rechtsextremismus' bleibt dennoch problematisch, wobei hier der Gebrauchswert einer lexikalischen Definition wirklich nur auf die Darstellung von verschiedenenen Merkmalen beschränkt ist, obwohl der Begriff eigentlich durch empirische Analysen historisch-sozialwissenschaftlich fundiert sein müßte, um besonderen Entwicklungen, die von der allgemeinen Definition abweichen, Rechnung tragen zu können17 und eine Abgrenzung zu ziehen, wo Radikalimus extrem zu werden beginnt und wo Extremismus verfassungsfeindlich wird, aber das zu erörtern, würde den mir zu Verfügung stehenden Rahmen sprengen. Für den weiteren Verlauf meiner Arbeit wähle ich den Begriff "Rechtsextremismus" mit der Begründung, daß eine genaue Begriffserklärung zwischen "rechtsextrem", "rechtsradikal" oder "rechtsextremistisch" allenfalls sekundär relevant sein kann. Zu konstatieren ist aber: Jegliche rechte Propaganda spiegelt ein Menschenbild und eine Staatsauffassung wider, "die nicht mehr mit den Werten und Prinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes vereinbar sind."18
Nachdem ich mich auf den Begriff "Rechtsextremismus" festgelegt habe, müssen die Ebenen rechtsextremer Einstellungen dennoch näher analysiert werden. Rechtsextremismus ist nicht nur eine politisch-programmatische Ideologie im Sinne der oben genannten Kriterien, sondern sie umfaßt auch die diffusen Stimmungen, emotionalen Relikte und Konstrukte des alltäglichen Lebens.19 In Anlehnung an den Bielefelder Pädagogik- Professor Wilhelm Heitmeyer sollte man statt von einer rechtsextremen Ideologie besser von rechtsextremen Orientierungen20 sprechen, gerade wenn man sich mit dem Verhältnis zwischen Jugend und Rechtsextremismus befaßt.
Heitmeyer geht vom Begriffsverständnis eines soziologischen Rechtsextremismus aus, der die ökonomischen und sozialen Entstehungsmomente mit umfassen will.21 Die Grundelemente dieses Verständnisses haben rechtsextreme Orientierungsmuster, die einen Angriff auf die Gleichheit von Menschen voraussetzen, "der mit sozialer, psychischer und physischer Ausgrenzung bzw. Vernichtung anderer verbunden ist und Gewalt als zentralen Regelmechanismus gesellschaftlicher Verhältnisse und Konflikte versteht."22 In Fortführung der Definition nach Heitmeyer23 lassen sich zwei Grundelemente in verschiedener Facettierung ausmachen: Der erste Bereich umfaßt die Ideologie der Ungleichheit, die zwei zentrale Dimensionen enthält. Zum einen besteht sie aus einer nationalistischen, rassistischen, fremdenfeindlichen, autoritären, sozialdarwinistischen, antisemitischen Denkweise, zum anderen zielt sie auf Ausgrenzungsforderungen in Form von sozialer, ökonomischer, kultureller, rechtlicher und politischer Ungleichbehandlung von Fremden und "Anderen".
Der zweite Bereich beinhaltet Gewaltakzeptanz und Gewaltanwendung, die sich auf die Ablehnung rationaler Diskurse / Überhöhung von Irrationalismen, die Betonung des alltäglichen Kampfes ums Dasein, die Ablehnung demokratischer Regelungsformen von sozialen und politischen Konflikten, die Betonung autoritärer und militanter Umgangsformen konzentrieren. Dahinter steht die Grundannahme, daß Gewalt als normale Aktionsform zur Regelung von Konflikten legitim sei. Von rechtsextremistischen Orientierungsmustern und Handlungsweisen ist also erst dann zu sprechen, wenn beide Grundelemente zusammenfließen24, wenn also die strukturell gewaltorientierte Ideologie der Ungleichheit verbunden wird mit den Varianten der Gewaltakzeptanz als Handlungsform. Hierbei muß jedoch sehr genau differenziert werden, wann beide Bestandteile auftreten.
"Denn: Nicht jeder Jugendliche, der sich mit einem ausländischen Jugendlichen auf dem Schulhof prügelt, ist ein Ausländerhasser. " 25
Festzuhalten ist, daß ein erheblicher Teil der Jugendlichen zwar einerseits die Ideologie der Ungleichheit vertritt, aber gleichzeitig deren Durchsetzung über personale Gewalt ablehnt. Genau an diesem Punkt setzt die Kritik gegen Heitmeyer ein. Nach Meinung von Armin Pfahl-Traughber seien die beiden Grundelemente viel zu eng gefaßt und als Bestimmungsfaktoren von Rechtsextremismus in dieser beschränkten Form kaum tauglich. So zeigten doch etwa gerade Untersuchungen zur Anhänger- und Wählerschaft rechtsextremer Parteien, daß diese nur zu einem sehr geringen Teil Gewalt als Mittel zur Konfliktregelung bejahten und sie in ihrem Autoritarismus auf den starken Staat beschränkt sehen möchte26, deshalb müsse die Legitimation gewaltsamer Methoden zur Durchsetzung des "Rechts des Stärkeren" keinesfalls Bereitschaft zur physischen Gewaltanwendung einschließen, sondern komme zum Beispiel in der Forderung nach strengeren Gesetzen und härteren Maßnahmen zum Ausdruck.27 Dieses Potential könne mit der Definition von Heitmeyer gar nicht erfaßt werden, ebensowenig wie die den "Legalismus-Kurs" "steuernden" rechtsextremen Kräfte. Darüber hinaus sei die Definition zu sehr auf das Untersuchungsobjekt, nämlich Jugendliche aus den unteren sozialen Schichten, bezogen und berücksichtige außerdem nicht die facettenreiche Vielfalt des Phänomens Rechtsextremismus.28 Auch H. Joachim Schwagerl hält den Vorschlag Heitmeyers, nur noch von einem "soziologischen" Rechtsex- tremismus zu sprechen, für wenig hilfreich, da die besonderen Merkmale über die Staatsauffassung nicht berücksichtigt würden wie z.B. der Staat als organische Handlungsform der Nation und das Streben nach absoluter Staatsautorität. Weiterhin seien in den zwei genannten Bereichen von Heitmeyer nur einige Merkmale aufgezählt, aber keinesfalls alle wesentlichen, die zum "rassebiologischen, völkischen Menschenbild" des Rechtsextremismus' gehörten.29 Die Kritik an Heitmeyer ist durchaus angebracht. Jedoch halte ich den Ansatz Heitmeyers, von rechtsextremen Orientierungen zu sprechen, für durchaus sinnvoll, denn nicht alle Jugendliche vertreten die rechtsextreme Ideologie, sondern zeigen vielmehr rechte Ansätze oder Orientierungsmuster, was die Tatsache bestätigt, daß Jugendliche häufig den Nationalsozialismus als Herrschaftssystem und Gesellschaftsentwurf zwar ablehnen, zugleich sich aber an den antidemokratischen Ideologien des Nationalsozialismus' und der sozialen Ungleichheit orientieren.30 Hierbei muß auch beachtet werden, daß Jugendliche in der Pubertät oder auch in der Adoleszensphase noch nicht endgültig politisch festgelegt sind und ihre Meinungen und Ansichten im Laufe der Jahre oftmals revidieren.
in: Die neue Gesellschaft - Frankfurter Hefte, Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.), 4 / 1993, S.331.
2.2 Nationalsozialismus, Verführung durch rechte Parteien, Arbeitslosigkeit- Faktoren für den Einstieg in den Rechtsextremismus?
Zu untersuchen ist jetzt, wie Jugendliche in den Rechtsextremismus abgleiten. Erklärungen für die Entwicklung von Rechtsextremismus unter Jugendlichen sind kompliziert. Heitmeyer versucht jedoch, drei gängige, wissenschaftliche Meinungen zu widerlegen: 1. Analogiethese, 2. Verführungsthese, 3. Extremismus als Folge von Arbeitslosigkeit.
Die Analogiethese besagt, der Nationalsozialismus diene rechten Jugendlichen als Vorbild, indem sie nationalsozialistische Gedanken nur wiederholten. Hierzu schreibt Heitmeyer:
Bei allen Varianten des Verhältnisses zum Nationalsozialismus in den verschiedenen Verläufen mit Ambivalenz- und Akzeptanzmuster können wir allerdings nicht erkennen, daßpolitisch perspektivische Positionen für die eigenen politischen Orientierungen quasi historisch 'abgezweigt' werden. 31
Heitmeyer begründet dies damit, daß gerade die historische Bezugnahme immer erst auf Nachfragen von den Jugendlichen thematisiert worden sei, aber nicht zum "aktiven politischen Deutungsfundus"32 zähle. Nach Meinung Heitmeyers dominiert bei den Jugendlichen vor allem eine Rechtfertigungsideologie, in der ein aktueller "materieller Nationalismus" durchscheine, während eine Ausdrucksideologie als historisch angelagerter "völkischer Nationalismus" kaum herangezogen werde.33 Jedoch wird eine problematische, historisch aufgeladene Position, die im Sinne eines passiven Deutungspotentials zwar vorhanden und aktivierbar wäre, nicht ausgeschlossen, aber sie kann kaum als eine historische Kopie angesehen werden.34 Das belegen die Untersuchungen von Heitmeyer, da alle befragten Jugendlichen sich von den inhaltlichen Positionen neonazistischer Gruppen und Parteien distanzierten, soweit sie eine Wiederherstellung des NS- Systems propagierten.
"Wir finden daher häufig Orientierungsmuster, in denen eine Distanz zum Nationalsozialismus und insbesondere zum Holocaust einhergeht ..., was auch erklärt, daßdie explizit neonazistischen Parteien wie zum Beispiel die FAP keine Wahlchance bei jüngeren Wählern haben." 35
Vielmehr steht im Blickpunkt der Jugendlichen eine autoritär-nationalisierende Sichtweise, als deren Kern sich immer wieder die Ausländerfrage herausbildet.36
Heitmeyers zweite Kritik richtet sich gegen die Verführungsthese, nach der rechtsextreme Organisationen die Jugendlichen manipulierten. Diese Interpretation, daß geschickte Propaganda der rechtsextremistischen Parteien die politische Orientierung erkläre, greife zu kurz, postuliert Heitmeyer,37 denn es komme immer wieder zum Vorschein, daß viele Jugendliche, die eine autoritär-nationalisierende Sichtweise oder eine ausdrücklich extreme Position vertreten, die Parteiprogramme, Wahlbroschüren, Zeitungen dieser Parteien gar nicht kennen. Heitmeyer kritisiert weiterhin, diese These verwechsle oft Folgen mit Ursachen, da hier die Langzeitergebnisse ebenfalls eine Distanzierung zu neonazistischen Organisationen aufzeigten.38 Das sei aber kein beruhigendes Zeichen, eher das Gegenteil, folgert Heitmeyer, denn dadurch entstünden Probleme in bezug auf einen "privaten Rechtsextremismus"39, der dann nur verdeckt werde.
Bei vielen Jugendlichen steht die Rechtfertigungsideologie des Status quo im Mittelpunkt. Das dokumentiert die Anschlußsuche an die bestehenden Verhältnisse, um sozialen oder beruflich negativen Erscheinungen vorzubeugen oder statusbedrohende, biographische Ängste zu verhindern. Wenn dies der Fall ist, dann liegt eine weitere Ursache für Jugend und Rechtsextremismus in den ökonomisch-sozialen Alltagserfahrungen der Betroffenen. Hiermit wäre man bei der dritten These angelangt, die Extremismus als Folge von Arbeitslosigkeit definiert. Heitmeyer konstatiert: " Die von den Politikern ausgegebene Parole 'Hauptsache Arbeit, Hauptsache von der Straße weg', ist falsch."40 Viele Jugendliche hätten einen Job, doch blicke man hinter die Fassade, sehe man überall Auflösung, Ausgrenzung und Vereinzelung. Das gelte vor allem für die Arbeitswelt.41 Nicht die Tatsache des Besitzes irgendeines Arbeits- und Ausbildungsplatzes schütze vor rechtsextremistischer Anfäl- ligkeit, sondern die Qualität von Beschäftigungsverhältnissen sei entscheidend.42 Zusammenfassend zeigt diese Analyse, daß eine Arbeit alleine nicht ausreichend sein kann. Sie muß dem Jugendlichen Sinn geben, da dieser eventuell seine einzige Befriedigung im Konkurrenzkampf sehen könnte oder seine angestauten Aggressionen an Schwächeren ausläßt. Eine angestaute Aggressivität entsteht bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen vor allem, wenn sie sich unwert oder demoralisiert fühlen.43
2.3 Das Täter - Opfer- Syndrom / Fallbeispiel und Analyse
Heitmeyers Ansätze zur Erklärung des Phänomens Jugend und Rechtsradikalismus sind eigentlich in sich logisch aufgebaut, dennoch muß berücksichtigt werden, daß die drei Ausgangsthesen durchaus richtige Erklärungsansichten vertreten. Diese dürfen jedoch nicht isoliert von Heitmeyers Definition betrachtet werden, vielmehr ist eine Vermischung zu beobachten.
Denn: Auch ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der Hitler-Diktatur hat das nationalsozialistische Gedankengut seine virulente Wirkung nicht verloren, vor allem nach der Wende wurden gerade in Ost- Deutschland NS-Gedanken so gesellschaftsfähig, daß die Führer der westdeutschen Neonazi-Szene ihr Aktionsfeld zeitweise nach "Mitteldeutschland" verlegten, wo sich momentan verstärkt in den Jugendclubs, Werkstätten und Schulen eine "dumpf-rechte", rassistische Einstellung und Gewaltbereitschaft bemerkbar macht.44 Weiterhin: Nimmt man die zweite These, so scheint sie die Tatsache zu bestätigten, daß es wirklich zahlreiche Jugendliche gibt, die Antworten rechter Parteien als verführerisch und plausibel bezeichnen, "da brauchte man nicht nachzudenken."45 Die Ideologie von rechten Parteien kann Jugendliche in ihrem Weltbild beeinflussen, selbst dann, wenn sie sich überhaupt nicht für Politik interessieren. So bleiben Angebote für sie attraktiv, die ihnen die Möglichkeit geben zu handeln, sich wenigstens in der gewalttätigen Aktion als Subjekt zu erfahren und dafür auch noch die Anerkennung anderer zu spüren46, wenn sie in ihrem Bewußtsein für "etwas" oder "gegen etwas" sind. Drei Jugendliche aus Dresden erklärten, sie seien in die "Nationale Offensive" (eine überregionale Neonazi-Organisation, die im Dezember 1992 verboten wurde) eingetreten, weil diese das Bestreben habe, "das Beste für unser Volk zu erreichen."47 Andererseits gibt es Jugendliche, die durch die tägliche Konfrontation mit anderen Kulturen und Lebensweisen eine distanzierende, ablehnende Haltung entwickeln, wobei sich durch negative Erfahrungen eine ausländerfeindliche Mentalität verfestigt und rechtsextreme Haltungen eingenommen werden.
Auch die 3. These "Extremismus durch Arbeitslosigkeit" und der Heitmeyersche Widerspruch, können so einfach nicht stehenbleiben. Diese These ist insofern nicht von der Hand zu weisen, da, wer keine Arbeit hat, sich an den Rand unserer Gesellschaft gedrängt und vereinzelt fühlt. Solche Jugendliche empfinden sich als Opfer. Zwar muß kein Jugendlicher heute mehr hungern, aber er macht die "schockierende Erfahrung, daß die Gesellschaft um ihn herum, die sich immer wieder für die Bewertungen der Menschen nach ihrer Leistung ausspricht, auf seine Leistungen keinen Wert legt."48 Richard Stöss verweist auf die Bedeutung der sogenannten "absoluten" und "relativen" Deprivation. Absolute Deprivation bedeute Verelendung durch Arbeitslosigkeit und begünstige die Ausbreitung des Rechtsextremismus' , relative Deprivation meine Ungleichheiten oder Ungleichzeitigkeiten in der Entwicklung unterschiedlicher ökonomischer Branchen oder verschiedener sozialer Gruppen, die eine wichtige Ursache für antidemokratische Einstellungen und Verhaltensweisen bildeten.49 Dadurch entsteht dann ein sogenanntes Täter-Opfer-Syndrom, die arbeitslosen Jugendlichen fühlen sich als Opfer, Täter sind die Ausländer, Asylanten und Asylbewerber, die ihnen angeblich die Arbeit wegnehmen oder auf ihre Kosten in unserem Sozialstaat leben.
Daß beide wissenschaftlichen Aussagen ( siehe 3.These- Heitmeyer) kombinierbar sind, zeigt die Realität. Wird der Brandanschlag in Mölln als Fallbeispiel angeführt, kristallisieren sich beide Symptome heraus. Der eine Attentäter erlebte eine frustierende Lehre, er stapelte oft tagelang Konservendosen im Supermarkt, der andere war schon Jahre arbeitslos.50
2.4 Rechtsextremismus durch Orientierungslosigkeit und Handlungsunsicherheiten?
Natürlich sind noch weitaus mehr Faktoren von Bedeutung, da das Verhältnis von Jugend und Rechtsextremis- mus bedeutend komplexer ist. Das Jugendalter gehört zu den identitätskritischsten, schwierigsten Lebenssituationen. Die Heranwachsenden versuchen, aufgrund der geforderten sozialen und personalen Selbstbestimmung als Entwicklungsaufgabe, aber auch gewachsener Kompetenzen, in verstärktem Maße die Frage nach der Erkenntnis des eigenen Selbst (Selbstkonzept) zu beantworten. Damit steigt der Zwang, sich flexibel verhalten zu müssen. Jugendliche können heute zwar mehr entscheiden als frühere Jugendgenerationen, sie müssen aber auch mehr entscheiden, ohne daß eine klare Entscheidungsfähigkeit seitens der Jugendlichen ausgebildet wäre. Aber gerade die gegenwärtige Situation überfordert viele Jugendliche, sie kommen mit den gewachsenen Ansprüchen nicht zurecht. Die traditionellen Milieus, die der Jugend eine gewisse Geborgenheit vermittelten, lösen sich auf. Intakte Familien zerbrechen, nachbarschaftliche Kontakte reduzieren sich auf ein Mindestmaß, vor allem in Großstädten. Die daraus resultierenden Vereinzelungs-und Ohnmachtserfahrungen sowie Handlungsunsicherheiten werden zu Belastungen, beziehungsweise der einzelne steht den gestiegenen gesellschaftlichen Anforderungen schutzlos gegenüber.51 Der Jugendliche kann sein eigenes Schicksal nicht mehr mit einer Großgruppe verbinden und verliert die soziale und politische Orientierungsfunktion eines sozialen Milieus.52 Deshalb versucht ein Teil der Jugendlichen, die für sie unübersichtliche Situation zu regeln, indem nach "Gewißheiten" gesucht wird, die eine vermeintliche Sicherheit bieten.
Für den Verlust der gesellschaftlichen Bestätigung durch das Verschwinden sozialer Solidarität in Familie, Ausbildung und Beruf, bieten rechtsextreme Gruppierungen, die nicht einmal organisiert sein müssen, eine personale Gemeinschaft innerhalb eines verschworenen Gruppenzusammenhangs unter dem Leitwort "Kameradschaft".53 " 'Kameradschaft, richtige Kameradschaft, auf die man sich verlassen kann', gibt fast jeder Jugendliche als ersten Grund an, warum er sich einer rechtsextremen Gruppe angeschlossen hat."54 Im Vor- dergrund dieser Kameradschaft gilt "Deutschsein" als etwas Besonderes. Heitmeyer charakterisiert diese Gewißheitssuche als ein "subjektives Verarbeitungsergebnis"55, damit ist die Suche nach einer neuen, anderen Gruppierungsmöglichkeit gemeint wie Hautfarbe, Rasse und Nation. Merkmale, die einem keiner mehr nehmen und derer man sich kaum entledigen kann, die unabhängig von individuellen Leistungs- und Konkurrenz- prinzipien gültig sind.
Heitmeyer bleibt auch hier von Kritik nicht verschont. Rudolf Leiprecht wirft Heitmeyer vor, " 'Mythen von Familie, Nachbarschaft und ArbeiterInnenmilieu' zu schaffen und zu verstärken. Heitmeyer verharre in 'romantisierenden Hinweisen auf die angeblich früher einmal Halt und feste Orientierung gebende heile Welt der Kleinfamilie' und auf die angeblich - von 'Generationen zu Generationen' - traditionelle Selbstverständlichkeiten vermittelnden ArbeiterInnenkultur. Daß Heitmeyer hohe Scheidungsziffern als Ausdruck des Zerfalls sozialer Milieus wertet und Tradition sowie Kleinfamilie als positive Faktoren gegenüber rechtsextremistischen Orientierungen darstellt, sollte zu denken geben."56 Die Soziologin Irmgard Pinn geht sogar noch einen Schritt weiter und unterstreicht, daß das von Heitmeyer so hochgehaltene einheitliche Arbeitermilieu kein Bollwerk gegen den Faschismus war: "Die Arbeiterschaft ist dem 'klasssischen' Faschismus zu einer Zeit erlegen, als es die Arbeiterkultur nach Heitmeyer noch gab. Ihrer Meinung nach läuft Heitmeyer Gefahr, "die Vergangenheit zu idealisieren und gängige Klischees konservativer Kritik am Zerfall traditioneller Ordnungen und Werte zu reproduzieren."57 Weiterhin weisen Heitmeyers Untersuchungen einige Mängel methodischer Art auf. Er konzentrierte sich dabei auf Jugendliche aus Arbeiterfamilien, weil diese, so die Begründung, besonders von den genannten gesellschaftlichen Entwicklungen betroffen seien.58 Anderslautende soziologische Erkenntnisse referierte Heitmeyer zwar, forderte auch deren Beachtung für die eigene Untersuchung,59 tat dies aber letztendlich nicht. Hinzu kommt, daß die Forschungsergebnisse von Josef Held, Hans Horn, Rudolf Leiprecht, Athanasios Marvakis dem von Heitmeyer entwickelten "Modernisierungsopfer-Ansatz" ( ökonomische soziale Alltagserfahrungen sind vor allem durch Ohnmacht, Handlungsunsicherheiten und Vereinzelung geprägt60 ) widersprechen, daß Jugendliche, die in einer besonders ungesicherten Situation sind, stärker für politisch rechte Orientierungen anfällig sind als Jugendliche in gesicherter Position.61 Darüber hinaus kritisiert Birgit Meyer die "geschlechtsunspezifische" Erforschung des Rechtsextremismus' bei Heitmeyer. Das Ausblenden des geschlechtsspezifischen Kontextes hat seinen Grund. "Gerade die empirischen Ergebnisse stellen Heitmeyers eigene Grundthesen selbst auf den Kopf. So haben gerade Mädchen mit Perspektivlosigkeit und Orientierungsverlusten zu kämpfen, trotzdem sind sie weit weniger anfällig für rechtsextremistische Tendenzen als männliche Jugendliche",62 obwohl Tanja Herwig festgestellt hat, daß Mädchen/ Frauen sehr wohl rechtsextreme Postionen übernehmen. Ihre Ergebnisse zeigten, daß die Akteure in den ersten Reihen hauptsächlich Jungen/ Männer sind, in der zweiten Reihe aber beifallklatschende Mädchen/ Frauen stehen, allerdings sind rechtsextreme Organisationen für die meisten Mädchen kein ernstzunehmendes Betätigungsfeld.63
2.5 Kommen rechtsextreme Jugendliche aus der unteren Schicht?
Die bisher aufgezeigten Erklärungen für das Zustandekommen von rechtsextremistischen Orientierungen und Handlungsweisen behandeln zwar den Kern des Phänomens, aber eine definitive Antwort können auch sie nicht geben, weil das Problem so vielseitig ist, das zeigt auch der Brandanschlag von Solingen. Eine Erklärung für diese grausame Tat zu finden, wird schwierig sein. Die Täter weisen verschiedene Merkmale auf, die einzelnen interpretatorischen Ansätze von verschiedenen Jugendforschern treffen hier nicht genau zu, da ebenfalls eine Vermischung von verschiedenen Hypothesen in bezug auf Jugend und Rechtsextremismus zu konstatieren ist. Die Täter: Christian (16) - Hauptschüler, ohne Vater aufgewachsen, mit neun Jahren in ein Heim gesteckt, kehrte vor zwei Jahren zu seiner Mutter zurück; Markus (23) - DVU-Mann, war zur Tatzeit arbeitslos; Felix (16) - Arztsohn; Chris (20) - Soldat.64 Die genannten Hauptursachen wie Arbeitslosigkeit, Hilfsarbeiten und zerrüttete Familien, die Jugendliche in das rechtextremistische Lager treiben, treffen bei vielen, aber eben nicht bei allen zu. Der Rechtsextremismus zieht sich durch alle Schichten der Bevölkerung mit der Gemeinsamkeit des Hasses auf Ausländer und Asylbewerber.
Das Bildungsniveau von Jugendlichen, die zu Rechtsextremismus tendieren, wird oft als unterdurchschnittlich beschrieben, während mit steigendem Bildungsgrad rechte Einstellungen abnähmen (im Verlauf meiner Arbeit werde ich noch öfters darauf eingehen, vor allem auf die Situation in der DDR und in den neuen Bundesländern), ohne diese Meinung widerlegen zu wollen, ist vor der Tendenz zu warnen, Rechtsextremismus als Ideologie der Ungebildeten abzuqualifizieren. Zwar lehnen Jugendliche, deren Väter Facharbeiter oder Meister sind, Ausländer zu 20 bis 30 Prozent häufiger ab als solche, deren Väter einen Hoch- schulabschluß besitzen65, und aus einer Studie der nordrhein-westfälischen Landesregierung ging hervor, daß gehäuft Haupt-und Sonderschüler mit abgebrochener Lehre als fremdenfeindliche Straftäter auftreten66, außerdem ermittelte eine Forschungsgruppe der Universität Trier67, die Daten aus 1398 polizeilichen Akten von fremdenfeindlichen Straftaten auswertete, die zwischen Januar 1991 und April 1992 in den alten und neuen Wendt (Hrsg.), Jugend und Gewalt - Über den Umgang mit gewaltbereiten Jugendlichen, Marburg 1993, S.82.
Ländern begangen wurden, daß 80 Prozent der Beschuldigten nur einen Hauptschulabschluß hatten oder nicht einmal den und vorwiegend aus der Facharbeiter- und Handwerkerschicht kamen, aber bei einer Hamburger Skinhead- Bande, den "Sinstorfer Skinheads", die mit Attacken auf Ausländer und Brandanschläge für Schlagzeilen sorgten, stammten die meisten der 15- 20 jährigen Jungs aus wohlsituierten Elternhäusern, ebenso die 17 jugendlichen Neonazis, die Ende September 1992 wegen diverser Attacken auf Ausländer im sächsischen Zittau vor Gericht standen.68 Die sogenannte "Sündenbock- Mentalität" kann hier das Phänomen "Rechtsextremismus" nicht erklären, da keine existentiellen Probleme vorlagen.
Auch Jugendliche, die eine höhere Schulbildung haben, sind nicht gegen Rechtsextremismus gefeit. Einige Beispiele: Die 14jährige Wiebke schreibt Parolen wie "Ausländer raus" auf ihre Schultasche und an Haus- und Plakatwände. Sie geht auf das traditionelle Geschwister- Scholl- Gymnasium in Wismar und will Anwältin werden.69 Dieter ist 20 Jahre alt, er besucht die gymnasiale Oberstufe und war drei Jahre lang aktives Mitglied bei den "Jungen Nationaldemokraten " und Mitglied der NPD in einer hessischen Kleinstadt.70 Marc und Kai, beide 19 Jahre alt, wollten im September 1992 in Gelnhausen einen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim verüben. Sie haben eine fast abgeschlossen Lehre als Werkzeugfeinmechaniker und ihre Eltern sind Lehrer oder leitende Angestellte.71 Weitere Aussagen von rechtsextremen Jugendlichen aus Dresden:
Franz: "Mein Vater ist Technischer Leiter bei einer sehr großen Firma, und meine Mutter hat eine führende Funktion in der Bildung."
Henry: "Mein Vater ist Angestellter, meine Mutter arbeitet als Bürokraft." Anne." Und meine Eltern arbeiten im Sozialwesen als Erzieher." 72
Die angeführten Beispiele erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sie zeigen aber, daß auch "normale Jugendliche" in die rechtsextreme Szene abgleiten können.
Zwei Erklärungsansätze wären möglich: Erstens: Bei Heranwachsenden, die im hohen Maße von der Wohlstandsgesellschaft profitieren, steigert sich das Angstpotential vor dem Verlust der priviligierten Stellung. Asylbewerber und Ausländer, die Arbeitsplätze und Wohnungen suchen, werden deshalb als Bedrohung angesehen.73 Zweitens: Die Jugendlichen kommen aus einem materiell gesicherten, intakten Gesellschaftskreis, ihre weitere Sozialisation findet aber in einer erlebnisarmen Welt statt, die in einer gesellschaftlichen Des- integration mündet. Diese Jugendliche leiden, wie ihre Altersgenossen, die aus einem sozial schlechter gestellten
Milieu stammen, unter einer gewissen Orientierungslosigkeit. Die extremen Auffassungen, Provokationen und Gewalttätigkeiten sind ein Merkmal dafür, daß die Jugendlichen sich alleine fühlen. Durch ihre Aktionen wollen sie Aufmerksamkeit erwecken: "Gewalt löst keine Probleme, aber Gewalt macht auf Probleme oftmals aufmerksam."74
3. Verordneter Antifaschismus in der DDR
Die Deutsche Demokratische Republik hat getreu den Interessen des Volkes und den internationalen Verpflichtungen auf ihrem Gebiet den deutschen Militarismus und Nazismus ausgerottet. Sie betreibt eine dem Sozialismus und dem Frieden, der Völkerverständigung und der Sicherheit dienende Außenpolitik. 75
In der DDR wurde das Jahr 1945 oft als die "Stunde Null" bezeichnet, hinter der sich der Glaube an einen völligen moralischen Neubeginn verbarg.76 Die KPD und andere Parteien wie SPD, LDPD und CDU wollten in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) die strukturellen Voraussetzungen des Nationalsozialismus' beseitigen und eine antifaschistisch-demokratische Ordnung errrichten. Aber eine "Stunde Null" hatte es in bezug auf den Rechtsextremismus in der späteren DDR nie gegeben. Die Wurzeln des rechtsextremistischen Ge dankengutes waren nicht "ausgerottet" worden, vielmehr wurde in der DDR die deutsche NS- Vergangenheit nicht wirklich aufgearbeitet, sondern verdrängt.77 Denn die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht war oft entscheidender als das individuelle Verhalten im faschistischen Deutschland. Die Hauptverantwortung wurde den Großindustriellen und dem Militär zugeschrieben, die Angehörigen des Mittelstandes wurden meist als Mitläufer eingestuft, während die Arbeiterklasse eine "antifaschistische Mythologiesierung" erfuhr, die ihre politische Führungsrolle in der SBZ festigen sollte.78
Vor allem durch die Gründung der SED verbreitete sich die Darstellung, nach der sich die Arbeiterklasse grundsätzlich immun und als prinzipieller Gegner der NS-Herrschaft erwiesen habe.79 Aber erst mit der Übernahme des stalinistischen Gesellschaftsmodells entstand eine nachhaltigere Modifikation in der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und im ideologischen Selbstverständnis der SED.80 Die DDR verbrüderte sich nachträglich mit der UdSSR und wurde dadurch gewissermaßen zum "Mitsieger" des Zweiten Weltkrieges erklärt.81 Der kritiklose Übertritt zum realen Sozialismus ersparte den Funktionären der Blockparteien die notwendige Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit im Dritten Reich, zumal die personelle Säuberung der Polizei, Justiz und Verwaltung mit einer geistig-moralischen Selbstreinigung verwechselt wurde.82
"Die internationale Polarisierung infolge des 'Kalten Krieges' begünstigte in beiden deutschen Staaten die Verdrängung und Schuldzuweisung an den jeweils anderen."83 Antikommunistische und antisowjetische Ressentiments sowie die Ablehnung sozialistischer Ideale setzte die DDR mit der Fortsetzung der faschistischen Ideologie gleich, wobei "in der offiziellen DDR-Geschichtsschreibung allein die ökonomische Faschismusdefinition von Dimitroff gültig gewesen war, wonach Faschismus als 'die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals' verstanden wurde, waren demnach mit Bodenreform und Zerschlagung des Monokapitals die Grundlagen des Faschismus' zerstört."84
In den verschiedenen Zweigen der Industrie konnte man sogar Anfang der fünfziger Jahre eine gewisse "Renazifizierung" beobachten, da die Fachkompetenz und die Qualifikation über die Besetzung eines Posten zu diesem Zeitpunkt wieder darüber entschieden. Außerdem wollte die 1955 gegründetete Nationale Volksarme nicht auf Offiziere und Unteroffiziere der Naziwehrmacht verzichten, die in den Antifa-Lagern der Sowjetunion umerzogen wurden. Den Wendepunkt hatten bereits schon vorher eine Vielzahl von Ehemaligen in ihrer Biographie markiert, der Schritt von einer Partei in die andere eröffnete neue Karrieren und Perspektiven im geteilten Deutschland.85 "Für diesen Personenkreis bildete die SED im Jahre 1948 eine eigene Partei, die NDPD, um einen möglichst großen Teil der ehemaligen NSDAP-Mitglieder in das politische Leben einzubinden - diese Maßnahme 'rundete' die Entnazifizierung in der sowjetischen Besatzungszone ab."86
Die DDR-Regierung bewertete den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 als "faschistischen Putsch" und rechtfertigte den Bau der Mauer (13.August 1961) als "antifaschistischen Schutzwall". Dadurch sind die Begriffe "Faschismus und Antifaschismus" zu Worthülsen der Propaganda verkommen.87 Hinsichtlich der DDRVergangenheit spricht Ralph Giordano von einem "verordneten Antifaschismus", einem "Staats- und ParteiAntifaschismus", der summarisch dekretiert worden sei und zwar unter der Vergewaltigung einer leicht nachprüfbaren Historie.88 "Es bleibt nur der Schluß, daß keine ... der DDR-Regierungen an der Unteilbarkeit des Antifaschimus' interessiert war, sondern nur daran, ihn auszubeuten."89
Nach Meinung Bernd Wittichs90 lassen sich aber auch Einwände gegen eine vereinfachende Lesart des Bildes vom verordneten Antifaschismus erheben. Wittich wirft die Frage auf, ob die antifaschistische Verordnung angesichts der tatsächlichen Schuldgefühle, der tiefen Sehnsucht nach neuem Sinn und neuer Ordnung in der alltäglichen Lebenswelt nicht auch zunächst ein enormes Entlastungsangebot gewesen sei? Wittich vertritt die Ansicht, daß der rasche Übergang zum "Kalten Krieg" dann bewährte, einfache Antworten gab, die ein Identifikationsangebot für Kommunisten und Antikommunisten ermöglichten.91
Allein Ulbricht, Honecker und Politbürokader hätten den DDR-Staat nicht installieren und aufrechterhalten können. Die Diktatur brauchte millionenfache Helfer, getragen von Utopien oder Illusionen, von stiller Duldung und den Arrangements, die auch aus dem autoritären Staatsvertrag erwuchsen. Ihre Mitverantwortung anzuerkennen, ist die Mehrheit der DDR-Bürger nicht bereit. 92
Auch Wolfgang Frindte konstatiert einen gesellschaftlich produzierten und reproduzierten "Kontroll-Mythos" als ein Phänomen, das die gesamte DDR-Gesellschaft betraf.93 Der "Kontroll-Mythos" sei auf allen gesellschaftlichen Ebenen stabilisiert und reproduziert worden. Aus individuell sehr unterschiedlichen Gründen habe sich die Mehrheit der Bevölkerung -diesem Zwang folgend- weitgehend konform verhalten.94 Der durchschnittliche DDR-Bürger paßte sich den gesellschaftlichen Forderungen aus Angst vor Repressalien an, dadurch entstand der Zwang, etwas anderes zu sagen, als man dachte, und etwas anderes zu tun, als man für richtig hielt. Daraus resultierte, daß nach der Wende die meisten DDR-Bürger "auf wechselnde politische und ideologische Einflußmaßnahmen nicht anders reagierten"95, denn ein großer Teil der ehemaligen DDRBevölkerung wählte bei der letzten Bundestagswahl konservative Werte, eine starke Führerschaft und vor allem eine paternalistisch sozialeVersorgung.96
3.1 Antifaschismus in der Schule
Ein Grundpfeiler der DDR-Volksbildung war die antifaschistische Erziehung97, die auf einem Schulsystem basierte, das zentral und dirigistisch geleitet wurde und in ihrer historischen Entwicklung eng mit der politischen und ökonomischen Geschichte der DDR verflochten war.98 Bereits in den Jahren von 1945-49 setzte in der späteren einheitlichen Staatsschule eine antifaschistisch-demokratische Reform ein.99 Doch durch die Verdrängung von faschistischem Gedankengut aus der Schule, nahm schon zu diesem Zeitpunkt der Einfluß der Zentralverwaltung und der politischen Staatsmacht zu.
Der Stalinismus verkörperte durch seine Ideologie die "Gestalt des Antifaschismus'" , was aber zur Folge hatte, daß durch die stalinistischen Ziele, Methoden und Strukturen ein antifaschistisch-demokratischer Neubeginn für die Jugend nie einsetzte.100 Dadurch wurde die antifaschistische Erziehung im Laufe der Jahre stark sinnentleert und Antifaschismus zum einseitigen Kampfbegriff degradiert.101 Um diese Aussage zu bestätigen, kritisiert Siegfried Wolf zu Recht das Problem der Begrifflichkeit102, das zumindest in der DDR überhaupt nicht thematisiert worden sei und stellt die Frage "Was verstehen wir unter antifaschistischer Erziehung?" Nach seiner Meinung103 bedeute antifaschistische Erziehung zuerst, die Voraussetzung für eine diesbezügliche Sozialisation zu schaffen. Das bedeute, ein zutreffendes Wissen von Faschismus und Antifaschismus zu vermitteln, das Andenken des Widerstandes zu bewahren und ein Vergessen der Schuldigen und ihrer Verbrechen nicht zuzulassen. Aber genau das geschah nicht. Wolf klagt deshalb die Historiographie und den Geschichtsunterricht an und wirft dem DDR-Regime schwere Versäumnisse bei der antifaschistischen Erziehung vor.
Wilfried Schubarth und Thomas Schmidt kommen im großen und ganzen zu dem selben Ergebnis.104 Im Geschichtsunterricht der DDR fehlten Informationen über das Alltagsleben der Deutschen unter dem Nationalsozialismus, über das Sichanpassen der Bürger in der Diktatur und über die Erlebniswelt der Angehörigen von Wehrmacht, SS und SA. Eine größere Rolle spielte dabei die Propagierung des Antifaschismus'. Der Widerstand der KPD sowie die Außenpolitik der Sowjetunion wurden den Schülern als Alternative gegenüber dem Terror und der Demagogie der Nationalsozialisten vorgestellt. Die Auswirkungen des Führerkultes und der Verführbarkeit der Massen bekamen die Schüler weder emotional noch rational näher beigebracht, außerdem wurde in den Schulen der Frage nach Schuld und Mitschuld kaum noch nachgegangen. Vielmehr liefen die Lehrbuchdarstellungen darauf hinaus, das deutsche Volk sei belogen und verführt worden. "Die offiziell gehegte Angst, man dürfe keine 'falschen' Fragen in die Jugend 'hineintragen' ... führte letztendlich dazu, daß die Schule ihren Schülern eine echte Fragestellung zum Nationalsozialismus abgewöhnt hat."105 Dementsprechend fand eine stärkere Thematisierung des antifaschistischen Widerstandes statt, wobei ausschließlich der Kampf der KPD als erwähnenswert schien. Der Widerstand der Sozialdemokratie und der Kirchen tangierte der Geschichtsunterricht der DDR nur peripher und der Verschwörung des 20. Juli blieb die Anerkennung als Widerstand gänzlich verwehrt.
Nach Auffasssung von Schubarth und Schmidt106 fanden differenziert wissenschaftliche und künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus in den Lehr- und Erziehungsinhalten der DDR- Schulen nur schwer Eingang oder wurden wieder verdrängt.
Bernd Wittich gibt aber zu bedenken, daß die Entwicklung von demokratischen Persönlichkeiten jedoch primär keine Leistung des Geschichtsunterrichts sei. Der Geschichtsunterricht könne ebenfalls nicht den "zerbrochenen Generationsvertrag", die ausbleibende Verständigung über die durch zwei Diktaturen gewonnenen Erfahrungen, Einsichten, Ängste und Zweifel ersetzen. Die DDR-Gesellschaft habe die autoritäre, obrigkeitsstaatliche und vom Untertanengeist des Mitläufers geprägte politische Kultur Deutschlands kultiviert.107
3.2 Ergebnis der antifaschistischen Erziehung
In der DDR herrschte ein repressiv-autoritäres Regime, das aufgrund offener Gewalt und Strafe ein unterwürfiges Verhalten erzwang, und den Grundstein für die Unterwerfung schon in der Erziehung legte, die sich ebenfalls durch Strafandrohung und wirklicher Bestrafung, durch Beschämung und Ängstigung, durch Abwertung und Ausgrenzung vollzog.108
Die Tragik der Entwicklung dieser Situation begann schon damit, daß Entnazifizierung und antifaschistische Erziehung nicht in einen Demokratisierungsprozeß endeten, sondern durch die zunehmende Stalinisierung eigentlich konterkariert wurden. Dadurch degenerierte die Entnazifizierung zum Instrument des Klassenkampfes und die antifaschistische Erziehung zum Mittel totalitärer Indoktrination.109 Wenn auf die totale Indoktrination verzichtet worden wäre, hätte der reale Sozialismus überzeugtere Persönlichkeiten erzielen können.110 Aber das Aufwachsen der Kinder und Jugendlichen in der DDR wurde geprägt durch eine starke Institutionalisierung und eine lückenlose Kontrolle des Alltagsleben von seiten des Staates, der die Sozialisation in den Lebensphasen Kindheit und Jugend durch Kindergrippen, Kindergarten, Schule Pionierorganisationen, FDJ und außerschulische Arbeitsgemeinschaften gezielt steuerte.111 Deshalb stellt sich die Frage "Welche Auswirkungen hat(te) der hochgradig ideologisierte Erziehungsprozeß?" Festzustellen ist hier ein hohes Maß an persönlichem Angepaßtsein aufgrund einer totalen Vereinnahmung und Verkollektivierung des einzelnen und ein erhebliches Wissenmanko.112 Dem wäre noch hinzuzufügen, daß es die DDR mit all ihrer propagandistisch ausgeschlachteten und staatlich auferlegten, antifaschistischen Erziehung zur internationalen Solidarität nicht geschafft hat, koloniales und faschistoides Denken aufzuarbeiten113, da das nationalsozialistische Gedankengut im realen Sozialismus problemlos weiterleben konnte. Daraus resultiert vielleicht eine Radikalisierung in weiten Teilen der Jugendlichen in den fünf neuen Bundesländern.
Die fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus' und der faschistischen Ideologie bewirkte bei den Jugendlichen der DDR ein ausgesprochenes Interesse an der Geschichte der NS-Zeit und des Zweiten Weltkrieges. Hinterließ aber auch eine mangelnde Sensibilität und Betroffenheit sowie fehlendes Mitgefühl und eine Abgestumpftheit gegenüber den Opfern des Dritten Reiches und erzeugte weiterhin eine Verharmlosung des Faschismus', gepaart mit der Tendenz zu nationalistischen Ansichten unter einem nicht unbeträchtlichen Teil der Jugendlichen.114 Auch Siegfried Wolf sieht in der unzureichenden, persönlichen Betroffenheit und der mangelnden Sensibilität gegenüber Menschenrechtsverletzungen eine nationalistisch und im Extremfall neofaschistische Entwicklung.115
Die antifaschistische Erziehung verhinderte zum einen nicht das Fortleben undemokratischer und zum Teil auch faschistoider Mentalitätsbestände und zum anderen entwickelte sie keine demokratische Bewußtseinsbildung, aber ihre Wirkung im Sinne der Systemerhaltung der DDR und eine dazugehörige Integration in dieses Gesellschaftsmodell läßt sich weder leugnen noch bestreiten, da der Glaube an den antifaschistischen Charakter der DDR tief verwurzelt war.116 Dies belegt eine Studie über das Geschichtsbewußtsein Jugendlicher aus dem Jahre 1988, bei der 95 Prozent der Jugendlichen der Auffasssung zustimmten, daß die gesellschaftlichen Wurzeln des Faschimus' in der DDR beseitigt seien, während dies im Hinblick auf die BRD nur 16 Prozent annahmen, auch nach der Wende betrug das Verhältnis immerhin noch 67 zu 22 Prozent.117
In allen sozialen Schichten der Jugend war erstaunlicherweise die Identifikation mit der DDR stark ausgeprägt. Weit verbreitet war unter vielen Jugendlichen der Stolz auf die DDR und auf das sozialistische Deutschland.118 Das zeugt vom "Erfolg" der antifaschistischen Erziehung, wobei besonders der "konsequente Antifaschismus der DDR" einen Anlaß für die Identifikation der Jugend mit ihrem Land darstellte, denn bei Untersuchungen im März 1989 stimmten 61 Prozent der Schüler diesem Punkt als Merkmal der DDR zu.119
4. Anfänge des Rechtsextremismus' unter Jugendlichen in der DDR
In der DDR entstand ein beträchtliches rechtsextremes Potential unter Jugendlichen, für die Gewalt eine zentrale Rolle spielte. So stiegen die Gewalt- und Straftaten von rechtsorientierten Jugendlichen laut Statistiken der DDR-Kriminalpolizei in den Jahren 1983-88 ungefähr um das Fünffache.120 Im Jahr 1989 gab es 289 Straftaten mit neofaschistischem Hintergrund. Die massiven Drohungen, verbunden mit militanten Aktionen, richteten sich vorwiegend gegen alle Ausländergruppen, die in der DDR lebten wie Afrikaner, Polen, Vietnamesen, außerdem wurden Homosexuelle, Mitglieder gewaltfreier oder kirchlicher Gruppen und Menschen jüdischen Glaubens die Opfer des rechten Terrors.121 Skinheads und jugendliche Neonazis machten so durch antisemitische und ausländerfeindliche Aktionen auf sich aufmerksam, die erstmals 1987 auch durch die DDR-Medien bekannt wurden, als die staatlich gelenkte DDR-Presse über gewalttätige Ausschreitungen und neofaschistische Vorfälle berichtete, wie das Beispiel über ein Ereignis am 17. Oktober 1987 zeigt, als es bei einem Rockkonzert in der Ost-Berliner Zionskirche zu Schlägereien zwischen Besuchern des Rockkonzerts und rechtsextremen Skinheads kam.122
Die Zionskirche im Bezirk Prenzlauer Berg, ein Zentrum der Alternativ- und Künstler-Szene, ist gerammelt voll. Das Gotteshaus ist ein Hort der DDR-Opposition ... und dem SED-Staat schon lange ein Dorn im Auge. (...) Das Konzert ist seit ein paar Minuten vorbei, als der Rechtsradikalen-Trupp vor der Kirche eintrifft. Drinnen befinden sich noch 400 Menschen. Die Skinheads treten die Kirchentüre ein, brüllen 'Juden raus aus deutschen Kirchen', 'Sieg Heil' und 'Diese Sorte m üß te man vergasen', prügeln mit Fahrradketten und leeren Flaschen auf die Konzertbesucher ein. Einer jungen Frau knallen sie mehrfach den Kopf an die Wand. Die Polizei,seit Beginn des Konzerts mit mehreren Mannschafts -und Funkwagen präsent, greift erst am Ende der Prügelorgie ein. 123
Aber die Anfänge neonazistischer und antisemitischer Übergriffe reichen bereits in die siebziger Jahren zürück.124 In den Fußballstadien wurden vermeintliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters mit "Jude-raus" Rufen geahndet und obwohl die Fußballspiele unter Polizeischutz abliefen, kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen durch Hooligans.125
Bereits seit Anfang der sechziger Jahre wurden schon Angriffe auf Ausländer verübt. "Chilenen, die nach dem Pinochet-Putsch von der DDR aufgenommen wurde, konnten ihres Lebens nicht froh werden."126 Ende der siebziger Jahre tauchten verstärkt Hakenkreuzschmierereien an Hauswänden auf und Anfang der achtziger Jahre entwickelte sich eine subkulturelle Szene aus Faschos und Skinheads (s.Punkt 3.2).
Das Berliner Zentralinstitut für Jugendforschung ermittelte, daß ein Fünftel der befragten Jugendlichen glaubte, Deutschland müsse in den Grenzen von 1937 wiedererstehen.127 Die Studie, die im ministeriellen Auftrag erstellt und im April 1990 veröffentlicht wurde, kam sogar zu dem Ergebnis: Jeder vierte Schüler und Lehrling war in der DDR gegen Ausländer eingestellt und nach Erkenntnissen des Bundesinnenministeriums war in der DDR sogar jeder fünfte Ausländer schon einmal tätlichen Angriffen ausgesetzt gewesen, was bedeute, es gebe etwa 6000 Opfer durch Übergriffe.128 Das gleiche Ergebnis eruierte das Kölner Institut für Sozialforschung und Gesellschaftpolitik (ISG) in einer Studie zum Thema "Ursachen, Umfang und Auswirkungen von Ausländerfeindlichkeit im Gebiet der ehemaligen DDR und zu den Möglichkeiten ihrer Überwindung ".129 Das macht deutlich, daß selbst die massiven Formen von Ausländerfeindlichkeit keine seltenen Ausnahmefälle darstellten.
Während sich das rechtsextreme Protestpotential bis etwa 1984/1985 fast ausschließlich subkulturell ausdrückte, begann ab 1986 eine politische Strukturierung der Szene. Der Berliner Historiker Norbert Madloch erstellte im Rahmen einer Forschungsarbeit eine Chronologie der letzten DDR-Jahre:
1986: Der Kriminalpolizei der DDR sind etwa 1.500 Jugendliche bekannt, die zu rechtsextremen Ideen und Aktionen neigen. In Ostberlin formiert sich aus rechtsextremen Skins die Lichtenberger Front . Andere Gruppierungen nennen sich Ostkreuzer, Hohenneuendörfer bzw. Oranienburger . Es beginnt ein organisierter Terror gegen Minderheiten. Am 29. Mai kommt es in Schmiedeburg bei Dresden zum ersten Treffen von Korpsstudenten aus Dreden, Erfurt, Halle, Jena, Leipzig und Magdeburg.
1987: Ohne zentrale Strukturen, aber in enger Vernetzung bildet sich eine straffer formierte rechtsextreme Skinheadbewegung in der DDR heraus..., unter denen sich Ausländerhaß, Antisemitismus und Antikommunismus verfestigt. [...] In einigen Schulen gibt es Feten zum Geburtstag von Adolf Hitler. Unter dem Namen Herren-Singeabend gründen sechs Greifswalder Medizinstudenten die erste Burschen- schaft in der DDR.
1988: Nach internen Expertenberechnungen gibt es Anfang 1988 in der DDR etwa 1000 in Gruppen organisierte Skins und Faschos. [...] Insgesamt führten die DDR-Sicherheitsorgane 1988 gegen 188 Personen Ermittlungen wegen rechtsextremistischer und neonazistischer Gewalttaten. Davon wurden 69 verurteilt.
1989: Schüler in verschiedenen polytechnischen und erweiterten Oberschulen sowie in Berufsschulen feiern fast unverdeckt den 100. Geburtstag von Hitler. Der Kriminalpolizei sind rund 1.100 Personen bekannt, die im Zusammenhang mit rechtsextremistischen Straftaten in Erscheinung getreten sind. Von Januar bis Mitte Dezember 1989 wurden 296 Ermittlungsverfahren wegen rechtsextremistischer und neonazistischer Gewalttaten eingeleitet. In der DDR bestehen 18 Korporationen bzw. verbindungsähnliche Zusammenschlüsse von rund 300 farbentragenden Studenten und Akademikern. 130
Die DDR-Sozialwissenschaft beschäftigte sich durchaus mit dem Problem des Rechtsextremismus'. Das FDJ- Organ "Junge Welt" berichtete im Dezember 1989 von den Untersuchungen eines DDR-Soziologen, der aber nicht genannt werden wollte, da er bereits seit 1986 versuchte, die Ursachen des Entstehens, des politischen Wesens und der Ausbreitung rechtsradikaler, neonazistischer Organisationen zu erforschen, mit wechselnder
Zustimmung von seiten der Behörden.131 Laut seiner Studie habe in der DDR schon immer eine "faschistoide Strömung" existiert, und als Grund für das Abgleiten nach rechts diagnostizierte der Wissenschaftler eine vergebliche Suche der Jugendlichen nach Vorbildern und Idealen, die dann dazu geführt habe, daß jede Alternative akzeptiert wurde, wenn sie nur konträr zur damaligen gesellschaftlichen Realität gestanden habe, also zum Sozialismus.
Bernd Wagner, ehemaliger Leiter der Abteilung Staatsschutz im gemeinsamen Landeskriminalamt der fünf neuen Bundesländer132 und Rechtsextremismusexperte für das Gebiet der ehemaligen DDR, sieht in den Verfallserscheinungen der DDR zu Beginn der achtziger Jahre eine Ursache für das Aufkeimen des Rechtsextremismus', da damals zur ohnehin bestehenden Isolierung der DDR eine "Albanisierung" der Lebensverhältnisse eingesetzt habe und gleichzeitig die Konsumtion gesamtgesellschaftlich nicht mehr hätte realisiert werden können, weil die Warendecke immer mehr eingeschmolzen sei.133 "Je größer der Druck in der Gesellschaft wurde, desto mehr entwickelten sich rechtsextremistische Gruppen. Diese Gruppen waren Subkulturen junger Menschen mit der Valenz, politische Alternative zum herrschenden politischen System zu werden."134
Auch Wolfgang Brück135 behauptet, daß der schlagartige Zerfall der DDR-Gesellschaft in den achtziger Jahren ein Vorgang gewesen sei, der sich zuerst in jugendlichen Subkulturen bemerkbar gemacht habe. Nach seiner Erkenntnis, sei die Hinwendung zum Rechtsextremismus als dialektischer Prozeß zu verstehen, wobei die Geschichte berücksichtigt werden müsse, weil "die Menschen in der DDR-Gesellschaft auch nach dem Ende des Faschismus' autoritär strukturiert wurden, im Sinne des Obrigkeitsstaates sozialistischer Prägung, der zusätzlich Züge Altpreußens beinhaltete."136 Brück hält die damaligen neonazistischen Parolen für eine provokante Absetzung der jungen Generation vom alten System, das am stärksten mit der Argumentation des Erzfeindes getroffen werden konnte, und das sei der historische Faschismus gewesen. Die Untersuchungen von Gunhild Korfes ergaben jedoch keinen Hinweis darauf, daß der Anschluß an eine rechte Jugendkultur bereits eine bewußte politische Reaktion auf gesellschaftliche Problemlagen darstellte, vielmehr habe es sich um ju- gendliches Protestverhalten gehandelt, mit dem die Überformung ihrer Sozialisation durch zunehmend realitätsferne, dogmatisierte Inhalte und Fremdbestimmung ihrer Aktionsräume beantwortet wurde. Damit meint Korfes, die Identifikation mit Stil und Inhalt der rechten Kultur hätte, neben der Schaffung selbstbestimmter Aktionsräume, zur Abgrenzung von der Umwelt gedient.137 Nach Meinung von Kurt Hirsch und Peter Heim waren die Sympathien für rechte Tendenzen teilweise Ausdruck der Ablehnung des SED-Regimes und eine Reaktion auf den offiziell verordneten Antifaschismus. Die Sympathisanten des Rechtsextremismus' hätten allerdings kein geschlossenes, neonazistisches Weltbild gehabt, sondern diese Bewegung habe sich mit unterschiedlicher Gewichtung aus verschiedenen Strömungen wie Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus zusammengesetzt.138 Peter Ködderitzsch und Leo A. Müller resümieren139, daß gerade die antisemitischen140, rassistischen und ausländerfeindlichen Verhaltensweisen bemerkenswert seien, denn die niedrige Anzahl der in der DDR lebenden Juden (400 Juden waren in den jüdischen Gemeinden registriert141 ) und die der Ausländer stehe in keinem Verhältnis zu den Bevölkerungszahlen in den westlichen Industrieländern. Fazit: "Ausländerfeindlichkeit ohne Ausländer, Antisemitismus ohne Juden - so könnte man das politische Klima salopp beschreiben."142
4.1 Rechtes Gedankengut von Jugendlichen
In einer von der Kriminalpolizei der DDR angelegten Studie, die die Herkunft, Sozialstruktur und Einschätzungen von rechtsextremen Angeklagten in fünfzig Strafverfahren zwischen 1987 und 1989 untersuchte, finden sich Hinweise über die Situation in dem Jahr vor der "Wende". Die wissenschaftliche Korrektheit dieser Analyse kann zwar angesichts der Forschungslücken in diesem Bereich und der Nichtveröffentlichung zu Zeiten der DDR143 nicht überprüft werden, , aber dennoch spiegelt sie eine Grundtendenz in bezug auf rechtes Gedankengut von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der DDR wider.
Die rechtsextremen Straftäter verteilen sich nach folgenden Sozialdaten:
1. Sozialstatus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Sozialstatus der Eltern
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Alter der befragten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Laut dieser Studie stammte ein Viertel der rechtsextremistischen Jugendlichen aus dem Intellektuellen-, die Hälfte aus dem Arbeitermilieu und fast ein Fünftel aus der Handwerkerschaft. Daraus folgt, daß der größte Teil der Straftäter aus "geordneten" Verhältnissen kam, Bildung und berufliche Qualifikation entsprachen quasi dem Querschnitt der DDR-Gesellschaft. Die rechtsextremen Gewalttäter waren fast nur Jugendliche und junge Erwachsene, vor allem der Jahrgänge 1965 und 1975, sehr wenige Straftäter waren älter als 26 Jahre und unter den 18jährigen existierte bereits ein rechtext remer Nachwuchs.
Bei den Verhören protokollierten die befragenden Kriminalisten folgende Aussagen:
-" Wer nicht von alleine begreift, wie ein Deutscher sein muß, dem muß es eben mit Gewalt beigebracht werden."
- " So kann man doch als Deutscher nicht herumlaufen"
- " Die deutsche Rasse muß rein bleiben. Es darf nicht zur Vermischung kommen."
- "Juden raus aus Deutschland."
- "Nigger raus aus Deutschland; Deutschland den Deutschen."
- "Das Hakenkreuz ist das Symbol der Rettung vor dem Davidstern."
- "Blut muß fließen-knüppeldick. Wir scheißen auf die Freiheit der Judenrepublik."144
Eine vom Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig (ZIJ) angelegte größere soziologische Studie registrierte 1988 unter Schülern und Lehrlingen ein bestimmtes Akzeptanz- bzw Sympathiepotential für nationalsozialistische Ideologiefragmente von 10-15 Prozent.145 Schon damals fielen vereinzelt solche Aussagen:
"Die Zeit des Hitlerfaschismus' war eine Sternstunde in der deutschen Geschichte, jedenfalls auf die Ziele bezogen." 146
4.2 Informelle Gruppen
Gemäß den offiziellen Idealen der Staats- und Parteiführung dominierte auf den ersten Blick das Bild einer sozialistischen Jugend147, die zu einem hohen Prozentsatz in der FDJ oder in der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) und anderen Verbänden organisiert war. Aber nicht alle Jugendlichen fühlten sich in diesen Institutionen vertreten, sie fanden zu wenig Räume, um selbständig und selbsttätig aktiv zu werden und sahen nicht genug Möglichkeiten, sich zu artikulieren.148 Außerdem waren sie durch die erwähnten institutionellen Strukturen besonders von Erziehung und Bildung einem allmächtigen Integrationsmodus unterworfen und mußten dem normativen Einheitskanon der "allseitig entwickelten sozialistischen Persönlichkeit"149 genügen. Mit ständigen Wiederholungen politischer Leitsätze, die zu leeren Phrasen verkamen und vorgesetzten politischen Urteilen, die zu akzeptieren waren, versuchten Partei und Staat, das Defizit im Alltag durch eine "sozialistisch-geschönte" Ideologie zu kompensieren und sorgten besonders in der Schule, wo Klassenlehrer zur pädagogischen Leitung und Führung der FDJ beauftragt waren, dafür, daß die Selbständigkeit und Initiative der Schüler im Umgang mit demokratischen Regeln beeinträchtigt wurden.150 Teile der Jugend reagierten mit Unmut darauf, die "aufgezwungene Wirklichkeit" erzeugte Widerstand. Dadurch entstand eine subkulturelle Jugendszene am Anfang der achtziger Jahre, die sich hinter der sozialistischen Fassade verbarg und nicht dem vorgebenen Bild entsprach, zu der sich Punks, Heavys, Skinheads und Grufties zählten. Die Zahl der ver- schiedenen Gruppen nahm bis zum Ende der DDR 1989 stetig zu.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen schlossen sich in informellen Gruppen zusammen, brachten andere Freizeitprofile hervor, als die von der uniformierten Gesellschaft vorgeschriebenen. Im Mittelpunkt standen zunächst westliche Musik und Mode, man machte durch ein schrilles Outfit -wie Irokesenschnitt, Accessoires oder extravagante Kleidung- auf sich aufmerksam. Aber die Situation änderte sich. Die verschiedenen Strömungen und Richtungen begannen, sich voneinander abzugrenzen.151 "Grufties flüchteten in irrationale Sphären, Punk-Anhänger 'stiegen aus' und betrachteten sich als Gegner der Skinsheads, die sich kahlköpfig und mit Bomberjacke der Öffentlichkeit präsentierten."152
Seit 1981 traten innerhalb der informellen Gruppierungen junge Menschen in Erscheinung, die sich als Anhänger von Skins, Heavy Metal und anderer subkultureller Spektren mit nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Ideologiemomenten identifizierten. Die Szene organisierte sich ungefähr seit 1983, wobei Skinheads und Faschos rechtsextreme Ideologien entwickelten, die eine Wiederherstellung des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 propagierten und klassische DDR-Tabuthemen wie die Frage der deutschen Teilung, der Haß gegen die Siegermächte (besonders UdSSR) und die Arbeitsdiziplin und Schlamperei in der DDR-Wirtschaft mit rechten Inhalten besetzten.153
Im folgenden wird auf diese Szene eingegangen, aus der sich der "braune Untergrund im Osten Deutschland"154 rekrutiert und als "Saat" am Anfang der neunziger Jahre aufging.
4.2.1 Skinheads - Anfang der Systemkrise?
Bereits seit Anfang der achtziger Jahre gab es vereinzelt Skinheads in der DDR.155 Die jugendlichen Sympathisanten übernahmen zuerst das Erscheinungsbild, später auch das rechte Gedankengut einer Jugendbewegung, die aus dem Westen kam.156 Aber es wäre ein großer Irrtum, wenn man eine "Glatze" gleich für einen Rechtsradikalen hielte. Burkhard Schröder schreibt hierzu:
Nur die Kombination eines bestimmten Äußeren, das wiederum aus einer ganz anderen subkulturellen Tradition stammen mag, und einer bestimmten sozialen Situation schafft 'den', dann auch in den Medien als solchen präsenten, rechtsradikalen Skinhead: einen für Teile der proletarischen Subkultur attraktiven Sozialcharakter, den man imitiert und mit dessen Symbolik man sich identifiziert. 157
Die Wurzeln der Skinhead-Bewegung sind vielschichtig und multikulturell. Die Ursprünge dieser jugendlichen Strömung liegen in England, wo die ersten "Glatzen" am Ende der sechziger Jahre im Londoner East End auftraten, in einem reinen Arbeitergebiet, das durch die wirtschaftliche Rezession und den Zustrom von Farbigen geprägt wurde. Aber auch Familien der Mittelschicht beeinflußten das soziale Gefüge mit ihrer bürgerlichen, wohlstandsorientierten Lebensweise, die besonders jugendliche Verlierer aus der unteren Schicht provozierte.158 Deshalb entwickelte sich aus diesen Lebensverhältnissen das Erscheinungsbild eines Jugendlichen, der sich zum Arbeitermilieu zugehörig fühlte und sich von den Bürgerlichen abgrenzte: Die Skins mit festen Hosen und Stiefeln, betonter Männlichkeit und Glatze. Mit der Solidarität in den Gruppen nahm gleichzeitig die Aggressivität nach außen zu, die Frustration und der soziale Druck entluden sich vor allem gegen Minderheiten wie farbige Ausländer, aber auch gegen alles "Unmännliche", besonders Hippies oder Homosexuelle.159
Um die Beziehung Skinhead - Rechtsextremismus zu verstehen, ist es notwendig, noch intensiver in die Historie zu blicken. Im Arbeitermilieu Großbritanniens entstanden, führten die ersten Skinhead-Gangs einen kulturellen Abwehrkampf: "proletarische Härte gegen Sozialarbeiter - Gestus, häßliches, furchterregendes Äußeres gegen Schickimicki und Flower - Power, hämmernde, primitive Rhythmen gegen kommerzialisierten Pop."160 In den siebziger Jahren gehen die bis dahin bestehenden Gemeinsamkeiten zwischen schwarzen Jugendlichen und weißen Skins mehr und mehr verloren, weiß und schwarz begannen, eigene Wege zu gehen. Unterschiede der Musik- und Clubkultur kristallisierten sich heraus.161 "Der grundsätzliche Widerspruch innerhalb der Skin-Szene - multikulturelle Wurzeln einerseits, weißer Chauvinismus andererseits - brach offen zutage. Die Skins fühlten sich erneut ausgeschlossen, (ihrer Kultur) entfremdet."162
Das faschistische British Movement und die National Front fanden in diesem Reizklima den idealen Nähr- boden für ihre politische Botschaft. Sie boten den Skins eine neue Identität und Ideologie an. "If You´re white You´re all right! If they´re black send´m back!" machte die Runde. Und auch die Faschisten und Nationalisten identifizierten sich mit den Skins, rasierten sich die Köpfe und boten so allen Gleichgesinnten ein Outfit an, das ganz selbstverständlich die eindeutige Gesinnung verraten sollte. Zehn Jahre später machten sich auch in der Bundesrepublik Rechtsextreme wie Michael Kühnen diese Praktiken zunutze163 und schoben damit eine ganze Szene in der Öffentlichkeit auf das politische Abstellgleis, obwohl schon Anfang 1988 ein Umdenken in der Skin-Szene einsetzte. In den USA entstand die Initiative S.H.A.R.P - Skinheads Against Racial Prejudice. Zwar erschöpte sich die Sympathie bestimmter bundesdeutscher Skins mit der neuen Bewegung zunächst nur im Tragen antifaschistischer Aufnäher und nur einige fühlten sich als Redskins der Linken verbunden, sie dokumentierten aber ihre Dis tanz zum Rechtsextremismus.164
Doch zurück zur Situation in der DDR. Durch die Erscheinungen des Skinhead-Phänomens, trat der Rechtsextremismus unter Jugendlichen zwar verstärkt auf, aber auch hier sind Skinhead-Erscheinung und organisierter Rechtsextremismus nicht wesensgleich.165
Nach Meinung von Wolfgang Brück seien Skinheads vor allem Jugendliche in marginalen Lebenssituationen. In diesen Jugendlichen stecke eine strukturierte Persönlichkeit in bestimmter Ausrichtung : Ein Selbstbild nach den Maßstäben des Daseinskampfes, Gewaltanwendung als soziale Technik, Unberechenbarkeit im Sozialverhalten (bedingt auch durch eine Eigendynamik in den Gruppen), Desillusionierung als Erfahrungswert der bisherigen Biographie.166 Der organisierte Rechtsextremismus nutzt diese Eigenarten geschickt und bindet Teile der Skinhead-Jugend-Szene als Manövriermasse in ihre Organisation ein. Die Skinhead-Szene weist eine rechtsextremistische Stimmungslage auf, in der sich einschlägige Ideologiefragmente erkennen lassen.167
Wie im Westen so stammte auch in der DDR ein großer Teil der Skinheads aus der Arbeiterschaft. Etliche Jugendliche aber stammten aus Elternhäusern mit höherem Bildungsniveau. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß Mädchen und junge Frauen in der Minderheit waren. Sie hatten offenbar eine größere Scheu, sich öffentlich mit eindeutigen Symbolen zu zeigen und trugen auch als Freundinnen ihrer männlichen Skins nur selten Bomberjacke und Springerstiefel.168 Die Kriminalpolizei in Ost-Berlin ermittelte, daß die Jugendlichen meistens einer geregelten Arbeit nachgingen, schließlich seien Fleiß und Diziplin deutsche Tugenden, auf die die Skinheads großen Wert legten.169 Wesentlich deutlicher wird Filmemacher Konrad Weiß, zu Zeiten der DDR Bürgerrechtler und heute Abgeordneter des Bündnis 90. Er analysierte die Skinheads als "Enkel und Urenkel der SS-Männer, der Hitlerwähler und Blockwarte und Mitmarschierer unter uns. Sicher, die Skinhead-Mode ist von außen gekommen, die Skinhead-Ideologie aber hat hier keimen und wachsen können Sie alle sind in diesem Land geboren, sind in unseren Kindergärten und Schulen erzogen worden."170
Die "besten" Organisationsstrukturen entwickelte die Skinhead-Gruppierung 1985/1986, da bestanden die Gruppen aus einer festen Anzahl von Mitgliedern und Neuankömmlinge fanden erst nach der Erfüllung bestimmter Kriterien Einlaß in die "Kameradschaft", wenngleich sich die Ansichten der Mitglieder durch eine hohe Konformität im Interesse und Verhaltensmuster auszeichneten.171 Das DDR-Innenministerium legte im Dezember 1989 einen Bericht vor, nach dem die Hauptaktivitätsphase der Skinhead-Gruppierungen zwischen 1984 und 1987 lag.172 Ende der achtziger Jahre zählte man etwa 1000-2000 Naziskins.173
Eine genauere Exploration ist erforderlich, um die Gründe für den Anstieg der Skinhead-Szene zu benennen. Kurt Hirsch und Peter B. Heim sehen in der permanenten Vorführung und Verführung des westlichen Wohlstandes, der in so krassem Gegensatz zum DDR-Alltag stand, einen Ansatzpunkt zur Erklärung. Denn dadurch sei die Unmöglichkeit entstanden, persönliche und soziale Erfolge zu erzielen, was für eine frustrierte DDR-Jugend sorg te, der auch sonst keine Möglichkeit geboten wurde, sich außerhalb der staatlichen Regle- mentierung "abzureagieren".174 Die Soziologin Gunhild Korfes folgert, daß aufgrund der inneren Bedingungen der DDR zunehmende Zweifel der Jugend an der Ideologie des Marxismus-Leninismus' entstanden und diese deshalb eine kritische Haltung gegenüber der staatlichen Macht einnahmen Dies sei ein wesentlicher Grund für den Übergang in eine jugendkulturelle Protestbewegung, die in einer politisch rechtsextremistisch motivierten Gruppe endete. Weiterhin seien in den Ansichten der Naziskins alle wesentlichen Elemente eines rechtsextremistischen Weltbildes wie Ethnozentrismus, Antiliberalismus, Antikommunismus, das Leitbild einer deutschen Volksgemeinschaft bei gleichzeitiger Ablehnung eines demokratischen Staatsaufbaus vertreten.175 Für Hajo Funke zeigten die Skins zur sozialistischen Doppelmoral gleichsam eine konträre "Moral" des "Rechts des Starken".176 Ihr Herrschaftsanspruch wäre so Spiegel der erfahrenen gesellschaftlichen Herrschaft. Werte wie körperliche Ertüchtigung, gesunde Lebensführung, Elitebewußtsein, Personenkult, Bewährungsrituale und Mutproben, Diziplin, Gehorsam und wehrmachtsbezogene Kameradschaft haben gerade deswegen in dem antifaschistischen Staat mobilisiert werden können, weil der offizielle Antifaschsimus die zugrundeliegenden autoritären Charakteristika des DDR-Aufbaukonsensus drapierte.177
4.2.2 Die Faschos
Die Gesinnung und die Ziele der sogenannten Faschos waren weder weniger radikal noch weniger rechts.178 Die Faschos gingen zwar aus der rechten Skinhead-Szene hervor179, Korfes spricht in diesem Zusammenhang von einer "Differenzierungsphase"180, aber sie wollten nicht mehr um jeden Preis auffallen und paßten sich bewußt ihrer Umgebung an.181 Nach ihrem Strategiewechsel beschrieb Konrad Weiß die Faschos als "offenbar arbeitsame, ordentliche, diziplinierte junge Mitbürger, die nicht in den Tag hinein gammelten."182 Für Burkhard Schröder kombinierten die Faschos klassische Werte und Tugenden des Arbeitermilieus mit provokanter Symbolik, nämlich der des Nationalsozialismus'. "Statt Blauhemd Braunhemd, statt Zeltlager der FDJ konspiratives 'Wehrlager' der autonomen, rechten Gruppe."183 Die Faschos knüpften an vorhandene Wertsysteme an und deuteten sie neu. Die hierarchische Ordnung blieb bestehen, der Gruppenführer befahl, die Untergebenen folgten, nur kam die Kritik nicht von links, sondern von rechts.184
Im Gegensatz zu den Skinheads befaßten sie sich intensiver mit der Ideologie des Nationalsozialismus'185 und gaben sich weniger gewaltbereit, waren aber als genauso gefährlich einzustufen.186 Die Faschos zeichneten sich durch eine hohe Gruppendiziplin und konspirative Verhaltensformen aus.187 Diese straff organisierte, informelle Gruppierung - ihre heimliche Lieblingslektüre war Hitlers "Mein Kampf"188 - orientierte sich aber eher an den Brüdern Georg und Otto Strasser, die die Ideen einer angeblichen Volksgemeinschaft ohne Klassen- unterschiede, nach deren Darlegung eine Synthese zwischen Nationalismus und Sozialismus, propagierten.189 Die Faschos stellten aber auch die Forderung nach Reinheit der Rasse und der Vorrangstellung des Deutschtums.190
In ihren Aktionen operierten sie meistens in kleinen Gruppen zwischen sechs und zwölf Personen. Sie suchten auf Speichern alter Häuser oder auf Kampfplätzen des Zweiten Weltkrieges nach funktionstüchtigen Waffen, wobei sie aber auch gewalttätige, überfallartige Einsätze gegenüber Ausländern, Punks, Homosexuellen und SED-Funktionären durchführten.191
4.2.3 Die Heavy-Metals
Die Heavy Metals traten Anfang der achtziger Jahre in Erscheinung. Sie fielen entweder durch ihre schwarze Lederkleidung oder durch zerrissene Jeanskleidung als zweite Variante auf. Der Erwerb der Jeanskleidung war für DDR-Verhältnisse recht teuer, was die richtigen Heavy-Metals aber nicht abschreckte. Ihr Lebensstil war geprägt durch Musik und Feten mit reichlichem Alkoholgenuß, die oft in Schlägereien endeten.192 Die HeavyMetal-Gruppen, organisiert in festen Gruppen, nannten sich "Vandalen" oder "Preußen" und trugen T-Shirts mit dem Aufdruck "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein".
"Zu den Accessoires gehörten Medaillen und Orden der Kaiser- und manchmal auch der Nazizeit. Ihre Auffassungen waren deutsch-national bis nationalistisch, was nicht selten auch Fremdenfeindlichkeit einschloß. Gewalt gegen andere Jugendgruppierungen - insbesondere Punks und Grufties wie auch Ausländer - gehörten zu ihrem Alltag."193
4.3 Rechtsextreme Jugendliche vor der Wiedervereinigung
Anhand verschiedener Aussagen von rechtsextremen Jugendlichen über ihre Motive und Einstellungen zur rechten Szene sowie ihrer Sozialisation, sollen die bisher aufgezeigten Ergebnisse meiner Untersuchung konkretisiert und bestätigt werden.
Bei den ersten zwei Beispielen handelt es sich um männliche Jugendliche, die in Berlin-Ost geboren und aufgewachsen sind, durchschnittliche Schüler und Mitglieder in der Pionierorganisation waren und deren Eltern einer Generation angehörten, die zwischen dem Ende der 30er Jahre und dem Ende der 40er Jahre geboren wurde, so daß auch sie Jugend oder Kindheit bereits in der DDR erlebten.194
Die Ursachen für seine rechtsextremistische Verhaltensweise sieht Michael (25), der seit 1985 zu den Skinheads gehört, in seiner Ausbildung als Baufacharbeiter, einem Beruf, der nicht seinen Interessen entsprach, und in einem starken Entfremdungsgefühl gegenüber der damaligen DDR-Gesellschaft. Wäre die DDR anders gewesen, wäre er sicher kein Skinhead geworden. Aber hier habe man seine Probleme nie angehört und immer nur vorgeschrieben, wie er sich zu verhalten habe. Die Vorstellung "ein Deutscher" zu sein, war etwas, was er dieser Umwelt entgegensetzen konnte. Er fühlte sich zutiefst von dem Satz angesprochen: "Ich bin stolz ein Deutscher und weiß zu sein."
So bis zur siebten, achten Klasse hab ich den ganzen Quatsch hier mal geglaubt. Hab die ganzen Vereine mitgemacht, Freundschaftsratsvorsitzender war ich mal. [...] Da hat man im Prinzip och dran geglaubt. So kurz vor der Jugendweihe, da fing dit schon langsam an. Damals hab ich noch nicht gewußt, wat dit is. Im Prinzip war dit so ein Vakuum gewesen. Da war ich noch nicht direkt dagegen, aber im Prinzip hat mich dit allet nicht mehr großinteressiert. [...] Da war viel Mode bei, viel anders sein. Politik war da weniger . Im Osten war alles Scheiße, so war die Einstellung und Ausländer raus. Wir wollten eben anders sein. 195
Jens (23) bricht die Schule wegen seiner "Null-Bock-Mentalität" ab. Ihn hat das System ebenfalls "angeödet", vor allem die aufgezwungene "rote" Erziehung, die in der Schule gepredigt wurde und darauf hinauslief, daß man sich einzuordnen hatte, obwohl er sich nicht in ein Schema pressen lassen wollte. Im Gegensatz zu Michael, kam bei Jens außer der Mode-Erscheinung noch die politische Komponente hinzu. Nach seiner Meinung konnte gegen das System nur opponiert werden, wenn die politische Tendenz nach rechts ging, sozusagen um wirklichen Protest zu zeigen. 1986 gründet er mit anderen rechten Jugendlichen die "Aktionsfront", die die Wiedervereinigung und Reisefreiheit forderte.
Dit waren so die beiden Punkte, die wir damals echt im Kopp hatten. Weiter haben wir damals noch nicht gedacht. [...] Bei einer Fete wurden wir dann, als wir riefen, die Mauer mußweg, eben inhaftiert. 196
Manfred Stock und Philip Mühlberg machten Ende 1988 bis Anfang 1990 in Ost-Berlin und Leipzig Interviews mit Skinheads. Die folgenden Aussagen der rechten Jugendlichen beziehen sich vor allem auf die Erziehung im SED-Staat und ihre Einstellungen gegenüber Ausländern:
Alexander: "Also ich bin 17. Mein Vater war in der SED. Staatssicherheit. Meine Mutter war in der SED. Ich bin ins Kinderheim gekommen, weil mein Vater mich angezeigt hat. Ich bin Nationalsozialist, schon seit zwei Jahren, seitdem mich een Nigger verdroschen hat."
Peter: "Na ja, wat mich absolut angekotzt hat, daßunser Lehrer immer nur von dem Heldentum der Sowjetarme jesprochen hat. Bloßick bin der Meinung, daßes bei den Deutschen ooch Einzelfälle von Heldentum gab... Ja, und das is een weiterer Grund. Die Lehrer, ick wollte mich mit den Lehrern darüber anständig unterhalten, die sich aber nich mit mir. Wurde ick jedesmal abjewiesen..." Interviewer: "Was ist nötig, um als richtiger Skin anerkannt zu werden?"
Peter: "Na ja, erst mal Glatze, mußja sein, weil es ja sonst keen Skinhead wär. Brutal sind se, stehn für Deutschland ein, rücksichtlos. Und uff jeden Fall das Zusammenhalten mußstimmen, mit denen mußman durch dick und dünn gehen können. [...] Zum Beispiel, na jut wie ick det denke: 'Ausländer raus' und 'Deutsche Zucht und Ordnung' - das sind die beeden Hauptziele ... Und, wat im Prinzip ooch da is als Zielstellung: Det alte Deutschland wieder, also mit Preußen, det janze..."
Interviewer: "Noch mal zurück zu den Anfängen. Warum seid ihr denn gerade bei den Skins eingestiegen?"
Bernd: "Das is doch ganz logisch, is ganz einfach: Weil sich unser Staat um unsere Jugend nie gekümmert hat!"
Interviewer zu Bernd: "Sehe ich das jetzt richtig? Du wolltest zeigen, daßdu ein verlassener Jugendlicher bist?"
Bernd: "Na klar, so..."
Horst: "Am meisten hassen wir Türken. Und dann Schwule, weil die ekelerregend sind und so weiter. [...] Ich arbeite als Lackierer, Autolackierer. Verdien mein Geld. Auf Arbeit sind noch zwee Kumpels von mir. Auf der Straße die Leute, die kiecken bloßblöde. Die gehen einem aus dem Wege. Das ist ein schönes Gefühl." 197
Pascal H., ehemaliger Arbeiter in einer LPG aus Weimar, war einer der jungen Skinheads in der DDR, den Peter Ködderitzsch und Leo A. Müller198 befragten. Aus dem Interview wird hier auszugsweise zititert:
Interviewer: "Gab es Schwierigkeiten mit der Stasi?"
Pascal: "Ja oft. Die haben auch welche eingeschleust...und uns ein bißchen belauscht." Interviewer: "Sind Sie selbst auch schon einmal festgenommen worden?" Pascal: "Auch schon mal."
Interviewer: "Was passierte da?" Pascal: "Prügel"
Interviewer: "Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen Skinheads und Faschos?"
Pascal: "Die Einstellung ist schon ziemlich anders. Die Faschos sind eben nur halt, wie früher alles war. Aber die waren ja radikal für ausmerzen."
Interviewer: "Was ausmerzen?"
Pascal: "Ja, nur Deutsche nicht. Wenn' s nach denen ginge, würden halt wieder Konzentrationslager aufgemacht werden."
Interviewer: "Was ist denn eigentlich im Kern die Position der Faschos?"
Pascal: "Eigentlich das Image, das Aussehen, Klamotten, es mußeben halt alles sauber sein, das ist der Hauptteil."
Interviewer: "Was ist denn die politische Einstellung von Skinheads, ist die anders als bei den Faschos?"
Pascal: "Doch, doch ... (Pause), viel nicht."
Interviewer: "Was ist denn der politische Unterschied?" Pause
Interviewer: "Was sind denn die Ziele?"
Pascal: "Die Faschos wollen eben nur radikal vorgehen." Interviewer: "Und was wollen die Skinheads?"
Pascal: "Sich mehr oder weniger wehren gegen die Leute hier, die eben halt etwas gegen uns haben, wie die Kommunisten und all so was, und Ausländer."
Interviewer: "Gibt es hier viele Ausländer?"
Pascal: "Ja, viel zu viele. Neger, Kubaner, Sowjets, Mosambikaner, Rumänen, Polen." Interviewer: "Gibt es Schlägereien mit den Ausländern?"
Pascal: "Ja, doch."
Interviewer: "Wie kommt es zu diesen Schlägereien?
Pascal: "Die sind meistens mit weißen Frauen zusammen, und dann rufen wir halt immer: 'Alte Schlampe'. Ja und dann geht es eben los."
Ködderitzsch und Müller meinen, es seien allesamt die Kinder einer geordneten, sauberen, diziplinierten Welt, in der jeder Querkopf aufgefallen wäre. "Es sind die Kinder von 40 Jahren antifaschistischer Erziehung."199
5. Entwicklung rechtsextremer Orientierungen seit 1990 in Ostdeutschland
Durch brutale Gewaltaktionen gegen Asylbewerber und Ausländer, begleitet von aggressivem und martialischem Auftreten von rechtsextremen Randalierern, Neonazis und Skinheads, ist ein Thema in die Schlagzeilen geraten, dem lange Zeit nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Die rechtsextremen Tendenzen im Osten Deutschlands.200 Die Ausländerfeindlichkeit und die damit verbundenen rechtsextremen Denk- und Verhaltensweisen haben in den neuen Bundesländern erheblich zugenommen. Vorwiegend junge Menschen fallen in der Öffentlichkeit durch demo nstrative und aggressive Aktionen verstärkt auf.201 Meistens handelt es sich bei den Tätern um Minderjährige, oft noch Kinder. In den größeren Städten wuchert die rechtsextreme Szene, immer mehr Halbwüchsige schließen sich an.
Das Gemeinsame Landeskriminalamt Berlin (GLKA) registrierte schon 1991 einen harten Kern von 1.500 bis 2.000 Neonazis. Auf 15.000 schätzt die Kripozentrale der neuen Länder die Zahl der Unterstützer und Sympathisanten.202 Es macht sich eine hohe Akzeptanz für rechtsextreme Positionen bemerkbar, man muß ein nicht unbeträchtliches Einstellungspotential unter ostdeutschen Jugendlichen verschiedener Facetten und Schattierungen konstatieren. Sozialforscher rechnen mit 50.000 Jugendlichen, die für rechtsextremes Ge- dankengut anfällig sind203, das sich vor allem in charakteristischen Merkmalen wie nationalistischen und fremdenfeindlichen sowie autoritären und intoleranten Orientierungsmustern wiederfindet.204 (siehe Punkt 5.2 und 5.3)
5.1 Jugend und Nationalismus
Mit dem deutschen Faschismus und dessen Folgen wurden Integrationssymbole wie Patriotismus, Heimat und Nation "zerstört" - Symbole, mit denen in anderen Staaten viel unbefangener umgegangen wird als in der wiedervereinigten Republik205, woraus jetzt erneut ein falsches Nationalbewußtsein in großen Teilen der Bevölkerung erwächst.
Besonders die Aufblähung und Instrumentalisierung des Wertes "Nation" durch den Nationalsozialismus sorgte dafür, daß nach dem Zweiten Weltkrieg ein gegenläufiger Prozeß einsetzte, der darauf hinauslief, daß Nationalbewußtsein zu haben oder Nationalgefühl zu zeigen in Deutschland nicht mehr opportun war und in beiden deutschen Staaten stigmatisiert wurde.206 Die Identifikation mit der Nation hatte aber gerade in Ostdeutschland Symbolcharakter für den individuellen Widerstand gegenüber der politischen Unfreiheit und wird nun, da das totalitäre Regime verschwunden ist, ausgelebt, will sagen, die "Nation" in Ostdeutschland wird als Solidargemeinschaft in Anspruch genommen, was aus der derzeitigen schweren moralischen, ökonomischen und sozialen Krise zu erklären ist.207
Im Zuge der Jugendarbeitslosigkeit und Zukunftsunsicherheit verlangen besonders die Jugendlichen, daß die Unterstützungen an Entwicklungsländer und internationale Krisengebiete unterbleiben sowie Nicht-Deutsche und vor allem Asylbewerber von sozialen Leistungen ausgeschlossen werden, solange der wirtschaftliche Aufschwung in Ostdeutschland noch aussteht.208 Tenor: "Auch in Westdeutschland sollten die Ausländer nach Hause fahren, denn wir (die neuen Bundesbürger) haben ältere Rechte."209 25/ 1991, S.3.
Dietmar Sturzbrecher und Peter Dietrich bewerten das akzentuiert patriotische Gebaren und die zuweilen geäußerte Sympathie mit dem Nationalsozialismus als Folge der einseitigen Aufarbeitung deutscher Geschichte und als einen Ausfluß aktuell vorhandener sozialer Ängste. "Die Jugendlichen vermuten", so Sturzbrecher und Dietrich, "daß auch das Bild vom Nationalsozialismus negativ verfälscht wurde und interpretieren die im Verlaufe der Kriegsvorbereitungen abnehmende Arbeitslosigkeit im Nazideutschland vor dem Hintergrund eigener Wünsche außerhalb des historischen Zusammenhangs."210 Die damit verbundene retrospektive Umdeutung werde durch das erlebte wirtschaftliche Versagen des sozialistischen Systems gefördert, das sich stets als überlegen dargestellt habe.211
5.2 Rechtsextreme Einstellungen
Für eine empirische Studie über "ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen" befragten Walter Friedrich und Wilfried Schubarth im Dezember 1990 rund 2800 Jugendliche und junge Erwachsene aus Sachsen. Die Ergebnisse der beiden Wissenschaftler zeigen, daß rechtsextreme Einstellungen von einem großen Teil der ostdeutschen Jugend vertreten werden. Von den verschiedenen Ideologiefragmenten rechtsextremen Denkens seien vor allem nationalistische und fremdenfeindliche Sichtweisen stark verbreitet. Diese stünden in engem Zusammenhang mit autoritären und intoleranten Einstellungsmustern, die dann z.B in der starken Betonung des Prinzips von "Recht und Ordnung", eines starken Führers, in der Akzeptanz von Gewalt als Mittel der Konfliktlösung, einer Verharmlosung der NS-Zeit sowie in Antikommunismus und Antisemitismus zum Ausdruck kämen.212
Autoritäre, nationalistische und fremdenfeindliche Orientierungen bildeten ein Einstellungssyndrom, das - entsprechend Friedrichs und Schubarths Untersuchungsergebnissen - bei ca. 15 bis 20 Prozent der Schüler, Lehrlinge und jungen Erwerbstätigen nachweisbar sei. Bei ihrer Studie erwiesen sich die Zugehörigkeit zu den verschiedenen sozialen Gruppen, das Bildungsniveau, das Geschlecht und der politische Standort als die am stärksten differenzierenden Variablen. Einen gewissen Einfluß auf die Ausprägung des rechtsextremen Einstellungspotential hätten auch der Erziehungsstil im Elternhaus und die gegenwärtige Lebensbefindlichkeiten der Jugendlichen. Laut den Untersuchungen von Schubarth und Friedrich sind folgende Zusammenhänge nachweisbar:213
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Die neuesten Untersuchungen von Wilfried Schubarth und Harry Müller214 signalisieren eine Zunahme von nationalistischen und die NS-Zeit verharmlosenden Denkweisen. Werden die Untersuchungsergebnisse aus dem Jahr 1988215 und 1990216 berücksichtigt, steigen die rechtsextremen Orientierungen unter Jugendlichen beiderlei Geschlechts seit der Wiedervereinigung deutlich an. Die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden ("Wem es in Deutschland nicht paßt, der soll auswandern") und die Unterstützung der Forderung nach Aufrechterhaltung von law - and - order ("Das Wichtigste in der heutigen Zeit ist die Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung, notfalls mit Gewalt") [vgl. Tabelle217 Seite 58 ] haben verstärkt zugenommen. Das belegen auch die Untersuchungen von Dietmar Sturzbrecher und Peter Dietrich218, die bei einer landesrepräsentativen Jugendbefragung in Brandenburg einen hohen Zustimmungsgrad bei der Forderung "Man mußin Deutschland wieder Ordnung und Sicherheit schaffen" lokalisierten. Sturzbrecher und Dietrich219 warnen jedoch davor, die zuletzt genannte Äußerung als eine Zunahme rechtsorientierter Einstellungen unter Jugendlichen zu interpretieren, denn diese Aussage drücke das Bedürfnis der Jugendlichen nach mehr Ordnung und Sicherheit im öffentlichen Leben und nach Zurückdrängung der Kriminalität durch staatliche Maßnahmen aus, da hier anscheinend der Unterschied zwischen der relativ hohen öffentlichen Sicherheit in der DDR und dem steilen An- stieg der Kriminalität nach der Wende als beängstigend erlebt werde, obwohl die Gewaltkriminalität noch weit unter westdeutschem Niveau liege.
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Laut Studie von Schubarth und Müller werde dagegen der Forderung nach einem starken Führer insgesamt weniger zugestimmt, nur männliche Lehrlinge stimmten im Vergleich zu 1990 stärker zu. Konträr zu dieser Aussage bewegt sich das Ergebnis von Sturzbrecher und Dietrich. Bei ihren Umfragen votierten 27,9 Prozent der Jugendlichen für die Parole "Deutschland braucht wieder einen Führer/ starken Mann, der zum Wohle aller regiert". Die Diskrepanz erklärt sich wahrscheinlich aus der Tatsache, daß Schubarth und Müller bei dieser Frage genauer zwischen den interviewten Jugendlichen differenzierten, nämlich in Schüler/-innen und Lehrlinge.
Zu ähnliche Ergebnisse kam eine Umfrage von Mitarbeitern des Berlin-Brandenburger Bildungsinstitutes unter 640 Ostberliner Jugendlichen vom Februar 1991220 zutage. Bei 34,5 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 15-25 Jahren (hier 126 männliche, 95 weibliche) lassen sich rechtsextreme Einstellungsmomente nachweisen, obwohl die Umfrage nicht repräsentativ ist, schließt sie sich anderen Untersuchungen in ihren ermittelten Beobachtungen an. So wünschten sich auch hier, wie bei Schubarth und Müller, 11 Prozent der befragten Jugendlichen "einen Führer, der zum Wohl aller mit starker Hand regiert", wobei 5,8 Prozent die Machtübernahme einer neuen national-sozialistischen Partei begrüßen oder unterstützen würden. Am deutlichsten orientierten sich die ganz jungen Jahrgänge nach rechts. Während 22,1 Prozent der 24-25 jährigen rechtsextreme Einstellungen offenbarten, waren es bei den 15-17 jährigen 41,4 Prozent.221 In den Untersuchungen von Detlef Oesterreich222 im Frühjahr 1991 meinten 17 Prozent der Berufsschüler aus Ostberlin, daß die Verbrechen des Nationalsozialismus' in der Geschichtsschreibung weit übertrieben worden seien und es Hitlers Fehler gewesen sei, den Zweiten Weltkrieg anzufangen, ansonsten wären die Nationalsozialisten "vernünftige Leute" gewesen. Bei den befragten Gymnasiasten stimmten jedoch nur 4 Prozent diesen Aussagen zu. Wird der Mittelwert gebildet (10,5%), kommt Oesterreich zu dem fast gleichen Ergebnis wie die Mitarbeiter des Berlin-Brandenburger Bildunginstitutes.
Nach Erkenntnissen von Peter Förster und Walter Friedrich223 betrifft die tendenzielle Zunahme rechtsextremer Orientierungen aber nicht die gesamte Jugend Ostdeutschlands, sondern nur die Jugendlichen, die sich politisch eher rechts von der Mitte einordnen. Für Wolfgang Brück bestimmt heute hingegen bereits die Rechte die gesamte Jugendszene vom Erscheinungsbild her. "Die rechte Szene hat die Mauern der Subkultur überwunden. Rechts-deutschnational und Rassist zu sein- ist in."224
5.3 Fremdenfeindlichkeit
Aufgrund der zentralen Bedeutung der Dimension "Fremdenfeindlichkeit" für den Rechtsextremismus ist es wichtig, die Einstellungen ostdeutscher Jugendlicher genauer zu analysieren. Die in jüngster Zeit durchgeführten Meinungsumfragen weisen übereinstimmend auf die weite Verbreitung der Ausländerablehnung bzw. - feindlichkeit hin.225 Das Leipziger Zentralinstitut für Jugendforschung kam bereits im Sommer 1990, wenige Monate vor der Wiedervereinigung, zu dem Schluß, daß 40 Prozent der ostdeutschen Jugendlichen Ausländer als "störend" empfanden, jeder vierte sie am liebsten des Landes verweisen würde und jeder fünfte äußerte seine Bereitschaft, persönlich mit Aktionen "nachzuhelfen".226 Prekär daran: Diese Untersuchung erfolgte zu einem Zeitpunkt, als in der DDR noch kein einziges Asylbewerberheim existierte und die Zahl der ehemals dort leben- den knapp 200.000 Ausländer aufgrund von Ausreisen auf etwa 150.000 gesunken war. Schon dieses Ergebnis bestätigt eine erschreckend ausländerfeindliche Stimmung, die im Vergleich zu neueren Untersuchungen aber sogar noch kontinuierlich ansteigt. Wird der Forschungsbericht "Jugendszene und Jugendgewalt im Land Brandenburg von Peter Dietrich, Michael Kohlstruck, Dietmar Sturzbrecher227 berücksichtigt, der ebenfalls besagt, daß 1992 schon 42,3 Prozent der Jugendlichen in Brandenburg ausländerfeindlich eingestellt waren, so tritt der Anstieg ausländerfeindlicher Tendenzen noch stärker hervor, wenn analog dazu im gleichen Jahr 54 Prozent der Jugendlichen in Sachsen ihre ablehnende Einstellung gegenüber Ausländern artikulierten und es für erforderlich hielten, die Zahl der Ausländer in Ostdeutschland (die gegenwärtig ca. ein Prozent der Gesamtbevölkerung im Osten ausmacht228 ) zu verringern229 und 50,2 Prozent der Ostberliner Jugendlichen auf einer Skala mit den Werten "völlig bis ziemlich" zur Ausländerfeindlichkeit schon im Jahr 1991 zustimmten. 230, wobei 65,7 Prozent der Ost-Berliner Berufschüler und 42,2 Prozent der Ost-Berliner Gymnasiasten der Auffassung waren, Deutschland könne nicht zum Einwanderungsland für Asylanten aus dem Osten oder der Dritten Welt werden.231 Hingegen scheint eine vom Bundesjugendministerium in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage232, durchgeführt im Frühjahr 1993, an der Realität vorbeizuzielen, denn laut Umfrageer- gebnis war es für 17 Prozent der jungen Menschen im Osten zwischen 14 und 27 Jahren "überhaupt nicht denkbar", Ausländer im eigenen Freundeskreis zu haben und sechs Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen rechtfertigten Gewalt gegen Ausländer. Diese Zahlen sind eindeutig zu niedrig, wenn sie mit den bisher erwähnten Studien und Umfrageergebnissen verglichen werden. Dennoch gibt es momentan keine verläßliche Antwort auf die Entwicklung des Rechtsextremismus', deshalb müssen weitere, differenzierte Analysen vorgenommen werden, um das Geschehen in den neuen Ländern genauer verfolgen zu können und aufgrund der gewonnen Erkenntnisse, entsprechende Gegenstrategien einzuleiten.
Nach den Erkenntnissen von Schubarth und Müller233 lehnen 14- bis 18jährige Jugendliche Ausländer mit folgenden Begründungen ab, weil
- sie die komplizierte Wohnungslage verschärfen (74 Prozent)
- sie auf Kosten Deutschlands gut leben wollen (58 Prozent)
- sie uns die Arbeitsplätze wegnehmen (55 Prozent)
- sie schnell zu Gewalt und Kriminalität neigen (38 Prozent)
Auch bei den Interviews von Sturzbrecher und Dietrich234 begründete ein Teil der Befragten die Ausländerfeindlichkeit mit dem Argument der Konkurrenz auf dem Wohnungs-und Arbeitsmarkt. Ausländer werden hier als Konkurrenzklientel der Sozialpolitik wahrgenommen. Diese Ergebnisse stützen die Vermutung, daß nicht Rassismus, sondern Konkurrenzangst auf dem Arbeitsmarkt die bestimmenden Ursachen der Ausländerfeindlichkeit sind, obwohl der Ausländeranteil in Brandenburg zur Zeit der Erhebung unter einem Prozent lag, eine reale Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt also nicht gegeben war, reagierten die "Jungen aufgrund ihrer Geschlechterrolle als künftige 'Ernährer ' sehr stark auf vermeintliche Gefährdungen ihres künftigen Arbeitsplatzes: Es seien vor allem ausländische Männer, die nach Abschluß der Lehre mit ihnen konkurrierten. Dies gilt bspw. für Polen, die oft in der Baubranche als Gastarbeiter beschäftigt sind."235 Die Fremdenfeindlichkeit der Jungen sei in allen diesbezüglichen Aussagen236 signifikant höher als die der Mädchen. Diese Angabe deckt sich auch mit den Ergebnissen von Müller und Schubarth, nach denen weibliche Jugendliche zu 10 bis 15 Prozent positiver über Ausländer urteilten als ihre männlichen Altersgefährten.237 Die Auszubildenden (31,6 Prozent) äußerten ein höheres Bedrohungsgefühl hinsichtlich einer "Überschwemmung" durch Ausländer als die Gesamtschüler (23,5 Prozent) und Gymnasiasten (19,1 Prozent), so Sturzbrecher und Dietrich.238 Auch bei Müller und Schubath239 sowie Oesterreich240 sind Lehrlinge ausländerfeindlicher eingestellt als Schüler der Oberstufe. Einen Unterschied zwischen Jugendlichen auf dem Lande und der Stadt stellten Sturzbrecher und Dietrich jedoch nicht fest.241
Als eine zentrale Determinante kann sich auch der politische Standort erweisen. Jugendliche, die sich stärker mit der rechten Position identifizieren, neigen zu intensiverem Ausländerhaß und damit sind die Chancen geringer, diese Einstellungen abzuschwächen. Dennoch muß differenziert werden. Aversionen gegen Ausländer hegen aber auch Jugendliche, die politisch nicht rechtsorientiert sind.242 Dem ist hinzuzufügen, daß Ausländerfeindlichkeit und Rassismus häufig miteinander verknüpft sind, wie in der rechten Ideologie überhaupt, dennoch muß Ausländerfeindlichkeit nicht mit Rassismus verbunden sein, sondern wie schon erwähnt, kann es eine Animosität gegenüber Ausländern auch ohne rassistischen Hintergrund geben, insbesonders in Lebenssituationen, in denen Ausländer in unserer Gesellschaft zu Konkurrenten um den Arbeitsplatz oder um Wohnraum werden243, obwohl Siegfried Jäger meint, jede Form von Ausländerfeindlichkeit sei rassistisch, egal ob genetisch oder kulturell begründet oder wenn Gruppen vom Zugang zu materiellen Gütern ausgeschlossen würden.244 Aber nach Darstellung von Jäger ist nicht jeder Rassist auch schon ein Faschist oder Rechtsextremist, in dem Sinne, daß er oder sie über ein ausgeprägtes rechtsextremes Weltbild verfüge. "Rassistische Unterstellungen finden sich selbst bei Wissenschaftlern bis weit hinein ins konservativ-bürgerliche Lager bis hin zu einigen Grünen."245 Rudolf Leiprecht schlägt sogar vor, daß es überhaupt besser sei, nur von Rassismus anstatt von Ausländerfeindlichkeit zu sprechen, mit der einzigen und dazu noch schwachen Erklärung: "Weder in Frankreich noch in England noch in den Niederlanden und so weiter wird nämlich ein Begriffsgebilde wie zum Beispiel 'Ausländerfeindlichkeit' benutzt."246 Für Leiprecht sind mit dem Rassismus-Begriff im wesentlichen drei Sachverhalte angesprochen: die soziale Konstruktion von "Rassen", der biologische Determinismus und die Negativbewertung der als "Rasse" konstruierten (Gegen-) Gruppe.247 Leiprecht weist gleichzeitig darauf hin, daß sich nicht immer hinter dem Phänomen, andere ethnische Gruppen als minderwertig, untergeordnet einzustufen und negativ zu bewerten, die rassistische Reduzierung auf Natur, Gene, Blut oder Vererbung verberge.248 In Anlehnung an Kalpaka/ Räthzel plädiert er deshalb aus analytischen Gründen für einen weiteren Begriff, der Denk-und Handlungsweisen miterfassen soll, "in denen Gruppen aufgrund von Sprache, Religion, Kultur usw. definiert werden, ohne daßdiese Merkmale als naturgegebene, vererbbare Eigenschaften gedacht werden."
"Die 'eigene ethnische Gruppe' gibt dabei 'den Maßstab' ab, 'nach dem andere Lebensweisen als 'minderwertig', rückschrittlich u.ä. bewertet werden" 249 und nennt hier Ethnozentrismus.
Die Diskusssion über "Ausländerfeindlichkeit - Rassismus - Ethnozentrismus" kann jedoch kein Schwerpunkt meiner Arbeit sein. Dennoch möchte ich auf folgendes besonders hinweisen: Bisher wurden in meinen Untersuchungen die Begriffe "Ausländerfeindlichkeit" und "Fremdenfeindlichkeit" benutzt, ohne sie näher zu charaktierisieren, was aber gerade in bezug auf das Verhältnis von ostdeutschen Jugendlichen zu Ausländern von enormer Wichtigkeit ist, da sie nicht alle Ausländer ablehnen, sondern ganz unterschiedliche Sympathiebeziehungen zu den Menschen verschiedener Nationen bzw. Bevölkerungsgruppen pflegen. Während USAmerikaner und Franzosen den Jugendlichen am "sympathischsten" sind, kommen Juden und Russen auf mittlere Sympathiewerte, Polen, Türken und Zigeuner werden im Jahr 1992 als stark unsympathisch empfunden250 - ebenso wie zwei Jahre zuvor. Die einzelnen Werte sahen 1990 wie folgt aus:
Starke Sympathie empfinden ostdeutsche Jugendliche für US-Amerikaner (67%), Engländer, Franzosen, Schweden, mit größerem Abstand noch für Japaner (29%), für Juden (23%) und für Russen (19%). Stark abgelehnt werden Araber (28%), eine Antipathie oder starke Antipathie besteht gegen Polen (32%), Schwarzafrikaner (34%), Vietnamesen (42%) sowie Türken (54%) und Zigeunern (56%).251
Dieses Spektrum zeigt deutlich, daß der Begriff "Fremdenfeindlicheit" eine exaktere Komponente für die Verhaltensweisen unter ostdeutschen Jugendlichen darstellt, da vorwiegend Aversionen gegen Menschen aus anderen Kulturnationen bestehen, aber die Ablehnung des vermeintlich "Unnormalen" und der daraus resultierende Haß längst nicht mehr nur Ausländer trifft, sondern sich auch verstärkt gegen Aussiedler, Behinderte, Punks, Homosexuelle und alle richtet, die irgendwie als "Fremde" betrachtet werden können. Daher äußert sich bei den Jugendlichen der affektiv hochbesetzte Wunsch nach einer kulturellen, ethnischen und sexuellen Homogenität.
Generell handelt es sich hier nicht um eine allgemeine Abneigung gegen Ausländer, diskriminiert werden vor allem Nichteuropäer, sieht man einmal von dem ehemaligen sozialistischen "Brudervolk" Polen ab, das eine Sonderstellung einnimmt, die zum einen historisch bedingt sein dürfte, zum anderen, so die Befürchtungen vieler Jugendlicher252, könnten die polnischen Schwarzarbeiter den ohnehin angespannten Arbeitsmarkt in Ost- deutschland verschärfen. Nach Meinung von Dietrich und Sturzbrecher enthielten die vorgebrachten Begründungen der Jugendlichen selten Argumente des "klassischen Rassismus' ", sie seien eher dem sogenannten "Ethnozentrismus" entlehnt. Ihr Wesen liege im Beharren auf einer Unvereinbarkeit mit dem anderen; die Kriterien nach denen er bestimmt werde (Natur und Kultur) spielten keine Rolle. Die Völker und Ethnien sollten ihre Kultur ausleben - aber eben jeweils für sich und auf ihrem Territorium.253
Besondere Berücksichtigung verdient die aversive, feindselige Haltung der ostdeutschen Jugendlichen gegenüber Türken, obwohl bis Anfang 1991 keine 100 Türken254 in Ostdeutschland lebten. Das trifft auf alle soziale Schichten der Jugend zu, besonders drastisch sind diese Ressentiments bei Lehrlingen ausgeprägt. Türken werden als ausgesprochen "unsympathisch" eingeschätzt von 62% der männlichen, von 44% der weiblichen Jugend; von 44% der Berliner, aber von 55% der Dresdener Schüler, Leipziger und Chemnitzer Schüler liegen dazwischen; von 62% der Kinder von Facharbeitern, aber nur von 47% der Hochschulabsolventen väterlicherseits; von 58% Atheisten, von 49% Religiösen; von 24% der Anhänger der sozialistischen-kommunistischen, von 37% der Anhänger der grün-alternativen, von 49% der christdemokratischen, 51% der sozialdemokratischen, von 90% der republikanischen Anschauungen, von etwa 80% der Sympathisanten von Skins und Faschos. 255
Nach Erhebungen des Berliner Institutes für Sozialwissenschaftliche Studien wollen 85 Prozent der Ostdeutschen keine Türken mehr ins Land lassen.256 Auch die Untersuchungen von Andreas Zick und Ulrich Wagner257 aus dem Jahr 1992 belegen, daß in Ostdeutschland Türken eine stärkere Zurückweisung erfahren als in Westdeutschland. Diese Untersuchungsergebnisse sprechen gegen die Annahme, negative Urteile über Ausländer entstünden durch schlechte persönliche Erfahrungen, vielmehr ist "die Ablehnung von Ausländern dann höher, wenn die Befragten berichteten, daß sie keinen Kontakt mit Ausländern hätten."258 Auch Sturzbrecher und Dietrich sehen in dem Fehlen sozialer Erfahrungen und Möglichkeiten, fremde Kulturen zu erleben und schätzen zu lernen, einen Grund für die Antipathie gegenüber Ausländern259, ebenso Wilfried Schubarth und Ursula Hoffmann-Lange.260 Das Kölner Institut ISG Sozialforschung Gesellschaftspolitik bemerkte hingegen in der Studie über "Ausländerfeindlichkeit auf dem Gebiet der ehemaligen DDR": Da die Antipathie gegenüber Türken kaum...auf eigener Kenntnis von Türken, geschweige denn auf persönlichen Erfahrungen beruhen kann, ist zu vermuten, daß westdeutsche Stereotype von der Bevölkerung der ehemaligen DDR übernommen wurden; dabei ist nicht auszuschließen, daß hierzu auch die Massenmedien beigetragen haben."261 Auf weitere Ursachen möchte ich in der Zusammenfassung meiner Arbeit eingehen.
Fast noch erschreckender als die Umfragezahlen, lesen sich die direkten Aussagen vieler "ganz normaler Jugendlicher":
Die 14jährige Wiebke262 aus Wismar will nicht, "daßhier jeder Türke seinen Gemüsestand aufmachen kann und daßdie Sprache nicht versaut wird durch die Ausländer."
Aussagen von elfjährigen Gymnasiasten: "Frage: Was ist das - ein Türke in Salzsäure? Antwort: Ein gelöstes Problem." 263
Die gleiche Geschmacklosigkeit dokumentieren folgende Meinungen über Ausländer:
Anne (17) aus Radebeul bei Dresden: "Ich persönlich habe Angst vor der Ü berfremdung des deutschen Volkes. Der Zuwachs an Scheinasylanten mußgestoppt werden." 264
Falko (20) aus Gorbitz: "Mischehen zwischen Deutschen und Ausländern sind ekelhaft, das ist unverantwortlich gegenüber den Kindern." 265
Die 16jährige Alice, ebenfalls aus Gorbitz, bezeichnet "Mischlingskinder als Abschaum" und spricht von "Scheinasylanten und so' nem Rotz". 266
Weitere Ansichten:
" 'Ich habe nichts gegen Ausländer, die ordentlich ihrer Arbeit nachgehen', formulierte ein 18jähriger. 'Aber der Großteil der Ausländer in den ostdeutschen Bundesländern ist nur aufs Handeln und Betrügen aus. Diese machen deutsche Mädchen an und sind gewalttätig gegenüber Deutschen. Also deswegen hasse ich Polen, Rumänen, Vietnamesen und Araber.' Ein 17jähriger antwortete: 'Ich bin persönlich der Meinung, daßzur Zeit in Deutschland kein Platz für Ausländer ist (auch nie sein wird). Es gibt genug Arbeitslose. Sie sollen nach Hause fahren. Wir haben genug mit uns zu tun.' Und ein 17jähriges Mädchen: 'Wir dürfen unser Land nicht mit Ausländernübervölkern lassen. Deutschland mußdeutsch bleiben.' " 267
Die bisher aufgezeigten Ergebnisse kommen zu dem Schluß, daß rechtsextreme Orientierungen und Fremdenfeindlichkeit unter Jugendlichen in Ostdeutschland in jeder gesellschaftlich- sozialen Konstellation zu finden sind.
5.4 Gewa ltakzeptanz und Gewaltbereitschaft
Die Krawalle in Hoyerswerda, Rostock und Quedlingburg signalisieren: Die Gefahr wächst, daß Jugendliche im Osten Deutschlands ihre Erfahrung mit der Gewalt in der Gesellschaft in ethnozentrische Gewaltbereitschaft umsetzen.268 Nach der Studie von Müller und Schubarth269 haben sich bereits vier Prozent der männlichen Lehrlinge und ein bis zwei Prozent der männlichen Schüler an gewalttätigen Aktionen gegen Ausländer beteiligt, indem sie z.B "Jagd auf Ausländer gemacht haben und/ oder ein Ausländerheim angegriffen haben. Weitere 15 Prozent der männlichen Lehrlinge und fünf bis zehn Prozent der männlichen Schüler wären dazu bereit, während nur gut die Hälfte der männlichen Lehrlinge und 70 bis 80 Prozent der männlichen Schüler auf keinen Fall an solchen Aktionen teilnehmen würden. Von den weiblichen Jugendlichen schließen das 80 bis 90 Prozent völlig aus. Das Potsdamer Institut für Familien und Kindheitsforschung fand heraus, daß zwei Drittel der ostdeutschen Jugendlichen Gewalt als Mittel der Meinungsäußerung akzeptierten, ein Fünftel sogar mit terroristischer Gewalt sympathisierte.270
Die Gewalt gegen Ausländer, ist klar bei den extrem rechten und zum Teil auch bei den eher rechtsorientierten Jugendlichen anzutreffen. Die hohe Gewaltbereitschaft bei den extrem Rechten werde z.B. auch dadurch belegt, daß Mitglieder und Sympathisanten von Skins, Faschos und Hooligans mehrheitlich Gewalt gegen Ausländer ausüben würden bzw. dies schon getan hätten ( ca. 15 bis 20 Prozent der Anhänger solcher Gruppierungen haben bereits ein Ausländerwohnheim angegriffen), was auf einen sehr engen Zusammenhang zwischen rechtsextremen Orientierungen und Gewaltbereitschaft schließen lasse.271
Hierzu ist festzuhalten, daß die Zustimmung eines Jugendlichen zu einer die Gewalt bejahenden Aussage nicht gleichzusetzen ist mit seiner tatsächlichen Handlungsweise. Außerdem kann die Umfrageforschung die tätsächliche Gewaltbereitschaft in konkreten Situationen kaum sicher erfassen, denn diese hängt nicht nur von der Einstellung zur Gewalt ab, sondern auch stark von den allgemeinpolitischen Rahmenbedingungen und situationsspezifischen Faktoren.272 Die eben genannten Gründe sprechen dafür, daß die Politik- und Jugendforschung ihre Priorität nicht ausschließlich auf die Gruppen der gewaltbereiten Jugendlichen (Skins, Faschos, Hooligans) legen sollte, sondern vielmehr die kulturellen und sozialen Lebenskontexte der Gewaltbefürworter ins Blickfeld nehmen müßte.273
6. Erklärungsansätze für rechtsextreme Verhaltensweisen und Jugendgewalt in Ostdeutschland
Wie läßt sich nun die verstärkte Verbreitung von rechtsextremen Verhaltensweisen und Jugendgewalt erklären? Hierzu müssen mehrere Möglichkeiten erörtert und analysiert werden.
Die Situation in Ostdeutschland ist durch eine Kombination von Faktoren gekennzeichnet, die neben zunehmender Apathie und Depressivität auch extremistische Entwicklungen einzuleiten vermögen. Es ist keine Besonderheit, daß unter den gegebenen Umständen der politische Extremismus nach rechts und nicht nach links tendiert. In Krisensituationen fühlen sich die Menschen schneller von rechten Gruppen angezogen, "die emotionale Sicherheit zu bieten scheinen, die sich als Heilsbringer präsentieren, eine Identifikation mit Macht und Stärke erlauben, mit scheinbar einfachen und radikalen Lösungen der Krisensituation aufwarten, Schuldige benennen und Identifikationen mit einfachen, den grauen Lebensalltag überhöhenden Werten wie z.B. nationaler Größe offerieren."274 Außerdem entwickelten viele Jugendliche eine Antipathie gegenüber dem Sozialismus, manche hassen sogar alles was "links" ist.
6.1 Die Situation der Jugend
Die Jugend Ostdeutschlands sieht sich einer völlig neue Lebenssituation ausgesetzt, die andere Verhaltensweisen erfordert als die bisher gekannten und erlernten. In der Lebensplanung und -gestaltung tritt an die Stelle der sonst üblichen vorausschau- und planbaren Standard- bzw. Normalbiographie eine nahezu unkalkulierbare, individuelle Biographie. Daraus resultiert ein Leben mit Ungewiß- und Unsicherheiten, deren Bewältigung eine andere Mentalität und höhere Flexibilität voraussetzt, als die Jugendlichen in der DDR erwerben konnten.275 Neue Erfahrungen machen die Jugendlichen vor allem auf ökonomischem (Lehrstellen- und Arbeitsplatzknappheit) und politischem Gebiet (Glaubwürdigkeitskrise der Politik). Auf der sozialpsychologischen Ebene entstehen Momente, die das Gefühl der Entwertung des bisherigen Lebens sowie Ohnmachts- und Entfremdungserfahrungen erzeugen und momentan auch nicht durch z.B. Freizeitangebote kompensiert werden können. Der Jugend-Ost fehlt der soziale Raum für die Aneignung gesellschaftlicher Perspektiven, die wichtig sind für Konflikte und Auseinandersetzungen mit dieser Gesellschaft, nämlich die Erfahrung von gesellschaftlichem Sinn in Arbeit, Beruf oder Freizeit.276 Die Jugendlichen müssen sich auf einen "Individualisierungs - Aufprall"277 einstellen. Innerhalb kurzer Zeit erfahren soziale Bindungen, Alltagsroutine und vorherrschende Handlungsmuster eine Umstrukturierung. Sie stehen zur Disposition und werden mit neuen, individualisierungsträchtigen Handlungsweisen verbunden oder durch diese sogar ersetzt. Im östlichen Teil Deutschlands hatte es zwar schon vor dem Umbruch spezifische Ansätze von Individualisierungsprozessen gegeben, aber diese waren in einem fest strukturierten Ablauf von Lebensphasen eingebunden, das Aufwachsen von Jugendlichen in der DDR war vor allem durch Formierungsprozesse geprägt.278
Auch die direkten sozialen Beziehungen verändern sich: Klassenkameraden und Kollegen konkurrieren um den Arbeitsplatz, woraus eine zunehmende Tendenz zur Entsolidarisierung resultiert. Eine starke Aufwertung erfährt die Rolle des Geldes im Alltag ("Hast Du was, bist Du was"). Fehlt das Geld, kommt es bei vielen Eltern zu existentiellen Sorgen, die an den Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorübergehen, weil die Interaktion in der Familie auf einem angespannten Niveau stattfindet.279 Verstärkt wird dieser Zustand in vielen Familien dadurch, daß sich die Erwachsenen kaum als Vorbilder anbieten, sondern eher als ewige Opportunisten gelten. Eine ebenfalls diffuse Stimmung herrscht in der Schule, wo ein abstraktes Weltbild übergangslos durch ein "verschwommenes" ersetzt wurde.280 Zudem fühlen sich die Jugendlichen oft alleine gelassen. Rund 60 Prozent vermissen die DDR-Staatsjugend-Organisationen FDJ und Junge Pioniere. "Dort hätten sie 'das Gefühl des Zuhauseseins und der sozialen Sicherheit' gehabt."281 Die 16jährige Vena Wackehagen, Freundin von Torsten Sempert, der derzeit im Gefängnis einsitzt, weil er am 25.8.1992 mit einer Gaspistole auf eine Polizeikette losstürmte, die das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen schützen sollte, erzählte einem Journalisten:
Früher war ich bei den Jungen Pionieren. Da haben wir nachmittags im Schulgarten gearbeitet. Und später bei der FDJ Straßen und Plätze saubergemacht. Subbotnik hießdas. Damals fand ich das ziemlich beknackt. Aber jetzt hab' ich manchmal richtig Sehnsucht danach. Da wurde man wenigstens mal gelobt. 282
Wenn Jugendliche in einer derartigen Krisensituation stecken, sind sie anfällig für Ungleichheitsideologien, für den Ruf nach einem starken Führer und die Akzeptanz von Gewalt, womit ihr bedrohtes Selbstwertgefühl auf Kosten anderer stabilisiert wird.283
Die Jugend - Ost hat die bisherige soziale Sicherheit und Führung verloren, "sie muß eine schwere Vertrauenkrise gegenüber den bisherigen Autoritäten verarbeiten - Staat, Partei, Kirche, Schule und Elternhaus enthüllen ihre verlogenen, falschen und moralisch verdorbenen Normen und Ideale-, und die verheißenden Werte der westlichen Welt erweisen sich als unerreichbar oder auch als hohl und brüchig."284 Kann der Gewinn neuer
Freiheiten und Chancen jedoch nicht sinnvoll genutzt und verarbeitet werden, besteht die Gefahr, daß die Jugendlichen auf diese verwirrenden Zustände autoritär, rebellisch und gewalttätig reagieren, dann vermischt sich in ihre zum Teil zynische Provokationslust viel Trotz und bittere Enttäuschung.285 Zwar konnten Wilfried Schubarth und Ursula Lange Hoffmann in ihrer Untersuchung keinen Zusammenhang zwischen der politischen Zufriedenheit und der allgemeinen Lebenszufriedenheit einerseits und rechten Orientierungen andererseits nachweisen, abwägig sei es aber dennoch nicht, daß die gegenwärtige wirtschaftliche und politische Situation im Osten nicht doch zu der beobachteten Gewalt beitrage. Dieser Beitrag sei jedoch eher in dem allgemein hohen Niveau der Unzufriedenheit zu sehen, was ein hohes Aggressionspotential in den neuen Ländern schaffe und die Hemmschwelle gegenüber Gewaltanwendung herabsetze.286 Bei der Bewertung der vorherrschenden Fremdenfeindlichkeit und der damit verbundenen hohen Gewaltbereitschaft sollte auch berücksichtigt werden, daß diese Nachahmungsaktionen sein können und nicht immer strukturelle Ursachen haben.287
Peter Förster und Walter Friedrich haben hingegen festgestellt, daß Jugendliche mit rechten, vor allem mit extrem rechten Positionen, im Vergleich zu Jugendlichen mit liberalen oder linken Positionen bedeutend häufiger ihr aktives und "offensives" Verhältnis zur Welt betonen. Die rechten Jugendlichen gäben sich insgesamt selbstbewußter, risikofreudiger, optimistischer und draufgängerischer. Sie seien zufriedener mit ihrem Leben bzw. mit verschiedenen Lebensfaktoren (einschließlich mit ihren Eltern), litten seltener unter Ängsten und Bedrohungen, auch weniger unter neurotischen Symptomen.288 Nach Meinung von Förster und Friedrich trägt die rechtsextreme Ideologie zur Problemvereinfachung und damit zu einer positiveren Stimmungs- und Aktivitätslage bei. Die Wechselwirkung zwischen aktiver Problembewätigung und dadurch ausgelösten Erfolgserlebnissen könne die vorhandene Rechtsorientierung weiter verstärken.289 Das skizzierte Bild von Förster und Friedrich muß kritisch reflektiert werden, denn es ist eindeutig zu positiv gezeichnet und suggeriert, daß es sich bei rechtsextremen Jugendlichen ausschließlich um junge, selbstbewußte und zufriedene Menschen handelt, die dazu noch eine intakte Persönlichkeit ohne jegliche Neurosen und Charakterstörungen aufwiesen, was meiner Ansicht nach nicht der Fall sein kann, da Försters und Friedrichs Beurteilung über rechtsextreme Jugendliche sämtlichen Erfahrungen der psychologischen Praxis widerspricht.290
6.1.1 Jugend und Arbeit
Bei den Jugendlichen in Ostdeutschland dominiert die Sehnsucht nach der "Normalität". Vorrangig bedeutet dies der Wunsch nach einer Familie, einer eigenen Wohnung, einem PKW, vor allem aber Zukunftssicherheit. Für die Realisierung dieser Hoffnungen wäre aber ein sicherer Arbeitsplatz notwendig, und genau die unsicheren Aussichten auf einen Ausbildungsplatz bzw. Arbeitsplatz nennen die Jugendlichen als ein Hauptproblem neben dem fehlenden Freizeitangebot291 (s.Punkt 6.1.2). In Brandenburg beträgt die Jugendarbeitslosigkeit knapp 20 Prozent. Assoziiert man mit der fehlenden beruflichen Perspektive einen Anstieg von Aggressionen und Kriminalität, so stellt sich in Brandenburg heraus, daß die Städte mit den höchsten Zahlen an männlichen Arbeitslosen unter 25 Jahren im Jahr 1992 auch die Brennpunkte der Jugendgewalt waren: Cottbus, Fürstenwalde, Oranienburg, Eberswalde und Frankfurt/ Oder.292
Die Jugendlichen im Osten trifft die Arbeitslosigkeit und die Lehrstellenknappheit nahezu unvorbereitet. Sie haben weder gelernt, eine mögliche Arbeitslosigkeit zu antizipieren noch konnten sie eine Immunisierungsstrategie entwickeln.293 Um die schon oft genannte These "Rechtsextremismus durch Arbeitslosigkeit" aber in den fünf neuen Bundesländern zu verifizieren, muß die gegenwärtige berufliche Ausbildungssituation für Jugendliche näher konkretisiert werden. Von Oktober 1991 bis September 1992 meldeten 138.300 Jugendliche bei den Arbeitsämtern ihr Interesse an einer Ausbildung an, davon bekamen 78.500 bzw. 57 Prozent einen betrieblichen Ausbildungsplatz. "Zur Reduzierung der Angebots-Nachfrage- Diskrepanz finanzierte die Bundesanstalt für Arbeit 16.000 außerbetriebliche Ausbildungsplätze, die weitere 12 Prozent der Bewerber einnahmen. Unter Einschluß der 4.200 lernbeeinträchtigen bzw. sozial benachteiligten
Jugendlichen, die in speziellen Einrichtungen ausgebildet werden, fanden somit insgesamt 98.700 bzw. 71 Prozent der bei den Arbeitsämtern registrierten Bewerber einen Ausbildungsplatz."294 Von den bleibenden 39.600 Jugendlichen bzw. 29 Prozent besuchten 17.900 erneut die Schule, verbleibt ein Rest von 15.600 Jugendlichen bzw. 11,3 Prozent.295 Diese Zahlen symbolisieren zwar keine Ausbildungskatastrophe, jedoch haben die neuesten wirtschaftlichen Entwicklungen dazu geführt, daß die Ausbildungssituation sich verschlechtert hat, da Ende Juli 1993 für 56.000 Bewerber nur noch 22.000 Lehrstellen im Osten zur Verfügung standen296 und Mitte August 1993 auf 17.200 offene Lehrstellen noch 40.000 jugendliche Bewerber297 kamen. Obgleich eine effektive Aussage schwer ist und die zu erwartende Arbeitslosenquote unter Jugendlichen verhältnis mäßig hoch298 sein wird, zumal sich unter den verbleibenden arbeitslosen Jugendlichen bestimmt einige rechtsextreme Anhänger befinden, bleibt aber festzuhalten, daß die Situation der Ausbildungsplätze nicht als Hauptgrund für den Rechtsextremismus unter Jugendlichen anzusehen ist.
Die Jugendarbeitslosigkeit in den neuen Ländern ist zwar höher als im Westen, aber die Anhänger rechter Gruppierungen finden sich eher unter Lehrlingen und Schülern, die das Gemeinschaftsgefühl suchen, das ihnen mit dem Verschwinden der DDR verlorenging.299 Ein Beispiel: Am 5. September 1992 und am 13. September haben 10 ostdeutsche Jugendliche, darunter ein 18jähriges Mädchen, Ausländerheime in Gudow bzw. in Kollow bei Schwarzenbek angegiffen. Sie kommen aus normalen Familien und sind Lehrlinge, einer wollte Bäcker werden und landete in einem Metallbaubetrieb. Andere sind Schüler, streben die mittlere Reife oder das Abitur an. Einer ist Betonierer, ein anderer will Fleischer werden und Koch.300
Was ihnen Halt und Gemeinschaftsgefühl gab, die Jugendorganisationen, die Freizeitheime, die Ideologie, es ist alles zerstört oder verschwunden. Was statt dessen entstand: die Clique, eine oberflächliche, ständig wechselnde Zusammenrottung unreifer, sprachloser Individuen, berauscht von Parolen, Alkohol und der Lust an gemeinsam verübter Gewalt. Die Clique war eine neue Heimat. 301
Die meisten ostdeutschen Rechtsextremen haben eine abgeschlossene Berufsausbildung und stehen in einem geregelten Arbeitsverhältnis.302 Hier möchte ich an die Heitmeyerschen Ansätze erinnern ("Arbeit muß Sinn machen", s. Punkt 2.2 dieser Arbeit: Nationalsozialismus, Verführung durch rechte Parteien, Arbeitslosigkeit - Faktoren für den Einstieg in den Rechtsextremismus?). Heitmeyer vertritt die Auffassung, daß die rigiden beruflichen Zuweisungs- und Lenkungsstrategien in der DDR zwar die formale Integration gesichert, aber gleichzeitig für viele die Entwicklung sachlich-inhaltlicher Arbeitsorientierungen durch eher erzwungene Tätigkeiten und entsprechende arbeitsinterne Abläufe verhindert hätten.303 Nach seiner Meinung habe es sich zwar um eine formal gegebene Sicherheit gehandelt, die aber gleichzeitig eine "hohle" Sicherheit gewesen sei, die für viele keine sachlich-inhaltliche befriedigende Entsprechung in den Arbeitsorientierungen hatte. Nach Untersuchungen von Ulrich Meier können die bei ostdeutschen Jugendlichen außerordentlich dominant hervor- tretenden instrumentalistischen Arbeitsorientierungen wie Geld und Aufstieg als Beleg dafür gelten, daß "die Arbeitsorientierungen bei vielen Menschen durch die angeführten Zuweisungsstrategien im Grunde 'leer' geblieben waren."304 In dieses Vakuum könnten nun, so Heitmeyer, ungehindert die instrumentalistischen Arbeitsorientierungen einströmen und dies vor dem Hintergrund einer nunmehr außerordentlichen labilen, formalen Integration in den Arbeitsbereich einerseits und den autoritaristisch eingeschliffenen Verarbeitungsmustern andererseits. Zusammengenommen zeige dies, daß von der Arbeitsstelle alleine kaum "Entlastung" für die Abwendung von fremdenfeindlichen und gewaltakzeptierenden Positionen zu erwarten sei.305
6.1.2 Jugend und Freizeit
Die Freizeit der Jugendlichen in der DDR wurde zum Teil durch schulische Angebote wie Interessen- und Sportgemeinschaften, Theater- und Diskothekenbesuche und politisch-agitatorische Veranstaltungen ausgefüllt. Jugendbegegnungsstätten von Kommunen und großen Firmen ergänzten das Freizeitangebot. Zwar blieben kreative Freiräume versperrt und die organisierte Freizeit war zweckorientiert, aber es existierten ausreichend Freizeitstätten, in denen sich die Jugendlichen im vorgegebenen Rahmen weitgehend selbstständig und ohne nennenswerte Kosten treffen konnten.306 Nach der Wende wurden viele der staatlichen Jugendclubs, Sportgemeinschaften oder andere Treffpunkte geschlossen.307 Zwei Beipiele: Die Stadt Frankfurt/ Oder (86.000 Einwohner) verfügt über einen Etat von 1.800 Mark im Jahr. Von acht Jugendclubs aus DDR-Zeiten existiert nach der Wende nur noch einer. Die anderen wurden verpachtet oder zu Diskotheken umgewandelt.308 Der Besuch ist für viele junge Leute einfach zu teuer. Die finanziellen Möglichkeiten der Jugendlichen sind begrenzt, sie können das neue, vielfältige Konsumangebot nicht nutzen. In Rostock-Lichtenhagen wohnen etwa 22.000 Menschen. Dennoch gibt es dort kein Kino, keine Kirche, nur eine einzige Disco und einen Jugendclub.309
Bei der Befragung von Dietmar Sturzbrecher und Peter Dietrich310 gaben 54,8 Prozent der Jugendlichen auf dem Lande und 79 Prozent in den Städten an, daß in ihrem Wohnumfeld nur eine Jugendeinrichtung existiert. Wiederum die Hälfte dieser Jugendlichen konnte oder wollte diese Angebote nicht nutzen, was von den Jugendlichen selbst mit dem westdeutschen Preisniveau (nicht am Finanzbudget ostdeutscher Familien orientierte Preise), unangemessene Öffnungszeiten und Gewalttätigkeiten im Rahmen von Gruppenkonflikten unter Angehörigen verschiedener jugendlicher Subkulturen begründet wurde.311 Die Jugend-Ost hat mehr Freiheiten als jede Generation zuvor, der gewonnene Freiraum kann jedoch nicht genutzt werden. Eine Ostberliner Schülerin schrieb in einem Aufsatz: "Die Jugendclubs werden geschlossen, und wir wissen nicht, was wir machen sollen. Also geht man auf die Straße und haut irgendwelche Menschen zusammen."312
Klaus Farin und Eberhard Seidel-Pielen schildern die Situation von rechten Jugendlichen in Leipzig sehr eindrucksvoll:
In Leipzig macht die Bahnhofgang das Gelände unsicher. Ü berfälle auf Obdachlose...gehören ebenso zum Gangalltag wie Angriffe auf alternative Jugendclubs. Anders als der linken Szene, die sich eine Infrastruktur eigener Treffpunkte und Kneipen schuf, bleibt vielen rechten Jugendlichen nur die Straße. Die wenigen Kneipen der Innenstadt sind für sie keine Alternative. Nach Ladenschlußkehrt tödliche Langeweile in die sächsische Metropole ein. Kein Abenteuer, kein Nervenkitzel, kein Spaß. Die Straßen voller Tristesse... 313
Für viele Jugendliche in den Städten der neuen Länder, aber auch in den ländlichen Gebieten, sieht die Realität so aus, daß das Freizeitangebot einfach nur das Prädikat "mangelhaft" verdient. "Kein Wunder, daß Ausländerfeindlichkeit längst zum guten Ton gehört."314 Obwohl die Bonner Jugendministerin Angela Merkel 20 Millionen Mark für ein "Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt" 1992 in den neuen Bundesländern bereitsstellte, dürften die Mitttel, die auf drei Jahre und 150 Projekte verteilt sind, schnell erschöpft sein.315 Die fehlenden Freizeitangebote haben noch weitere schwerwiegende Folgen. In der skizzierten Situation sind Jugendliche besonders anfällig für ihnen bisher unbekannte Gefährdungen wie Spiel- und Mediensucht, Drogenabhängigkeit oder Okkultismus.316 Durch die Langeweile kommt es auch verstärkt zu Alkoholmißbrauch, der dann für eine Enthemmung der Jugendlichen sorgt und somit in gewalttätigen Ausschreitungen münden kann. Ein Skinhead formuliert:
Weißt du, wenn du gar nicht mehr weißt, was du machen sollst, baust du eben Scheiße. Und: Ich glaube, es gibt keinen jugendlichen Gewälttäter, der nüchtern ist. 317
Nach Schätzungen haben rund 90 Prozent aller rechtsextremen Jugendlichen vor den Angriffen getrunken.318 Auch die Erfahrungen von Christine Günther, Sozialarbeiterin in Halle/S., belegen einen hohen Alkoholkonsum von rechten Jugendlichen. Das führe, wenn sich die rechten Jugendlichen beispielsweise in Jugendclubs aufhalten, auch wieder zu Auseinandersetzungen, deshalb "müssen unbedingt Räume geschaffen werden, die allein von diesen Jugendlichen bestimmt werden können."319 Der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik warnt jedoch davor, in den Alkoholtaten ein zufälliges "Ausrasten" zu sehen. Vielmehr wertet Brumlik den Alkohol als " 'ein bewußt eingenommenes Stimulans- und Motivationsmittel, um innere und äußere Hemmnisse zu überwinden'. Dahinter stecke meist eine 'bereits verfestigte politische Haltung', so Brumlik."320
Weiterhin besteht die Möglichkeit, daß durch den Mangel an jugendorientierten Freizeiteinrichtungen Aggressivität und Gewalt geschürt werden, weil die Jugendlichen diese Situation als sozial abwertend empfinden, was zur Folge hat, daß sie ihren Haß nicht gegen die verantwortlichen Stellen richten, sondern stellvertretend gegen die sozialen Außenseiter.321 "Der rigorose Kahlschlag bei Sportvereinen, Trainingszentren, Jugendorganisationen wird manchem Jugendlichen den letzten Halt rauben."322 neue Gesellschaft - Frankfurter Hefte, a.a.O., S.325.
6.1.3 Jugend und Politik
Vor der Wende gab es nur eine politische Richtung, die von der Propaganda des SED-Regimes bis zum Überdruß strapaziert wurde und in wachsendem Widerspruch zur eigenen Alltagserfahrung der Jugend stand. Nach der Wiedervereinigung herrscht in Ostdeutschland Meinungspluralismus, dem viele Jugendliche aber hilflos gegenüberstehen, weil ihnen die Fähigkeit fehlt, sich eine Meinung zu bilden und diese überzeugend zu vertreten, weshalb sie auch für neue, subtilere Formen der Manipulation leicht empfänglich sind.323 "Der Weg- fall der in der DDR praktizierten hypertrophierten Politisierung wurde von den Jugendlichen mit Erleichterung aufgenommen, politische Entscheidungsprozesse in der neuen Gesellschaft sind für den einzelnen jedoch oft noch wenig durchschau- und beeeinflußbar."324
Das Politikinteresse von Jugendlichen hat, nach der starken Regression in der "Endzeit" der DDR und einem steilen Anstieg während der Wende, stark nachgelassen. Grund dafür ist das wachsende Unbehagen gegenüber der Politik und den etablierten Parteien, aber auch die zunehmende soziale und wirtschaftliche Verunsicherung.325 Obwohl die Shell-Studie als auch der DJI-Jugendsurvey bestätigen, daß die Ost - Jugendlichen etwas stärker politisch interessiert sind als ihre westlichen Altersgenossen326, sank der Anteil der an Politik interessierten Schüler vom Frühjahr bis Herbst 1990 bereits von 72 auf 58 Prozent.327 Für die po- litische Stimmungslage der ostdeutschen Jugendlichen scheint die Einstellung zur deutschen Wiedervereinigung charakteristisch zu sein. Vor der Vereinigung stimmten 82 Prozent der 15- bis 24jährigen für die deutsche Einheit, im April 1992 äußerte nur noch eine knappe Mehrheit von 53 Prozent ihre Freude darüber, daß die deutsche Einheit hergestellt sei328, 39 Prozent waren mit dem jetzigen politischen System zufrieden.329 Förster und Friedrich sind der Auffassung, daß die Skepsis oder Distanz gegenüber dem neuen politischen System jedoch nicht mit einer nostalgischen Aufwertung der alten Ordnung korreliert, denn laut ihren Untersuchungen vertrete die übergroße Mehrheit der Jugendlichen (85%) die Ansicht, es sei höchste Zeit gewesen, das SED- Regime zu beseitigen. Allerdings meinte jeder vierte Jugendliche, daß ihm ein reformierter, humanistischer Sozialimus lieber wäre als die gegenwärtige politische Ordnung.330 Fazit: Nach der Phase der politischen Sen- sibilisierung und Aktivierung im Herbst 1989 nimmt das politische Desinteresse und die Politikverdrossenheit der Jugendlichen - Ost kontinuierlich zu, da das Mißtrauen gegenüber den politischen Institutionen sowie die Glaubwürdigkeitsdefizite von Politik nicht abgebaut werden können, viele Jugendliche sich von den Politikern nicht ernstgenommen fühlen und ihre Interessen ungenügend vertreten sehen.331 Manche ostdeutsche Jugendliche sind der Überzeugung, von den PoIitikern betrogen worden zu sein, weil Versprechungen nicht eingelöst wurden und die gegenwärtige Situation auch weiterhin Realität bleiben wird, was den Jugendlichen immer bewußter wird.
Durch die Unterlegenheits- und Minderwertigkeitsgefühle sowie die Befürchtung, auf absehbare Zeit "Deutscher zweiter Klasse" zu bleiben, entwickeln sich vermehrt Frustrationen und Aggressionen, die dann an Schwächeren und denjenigen ausgelassen werden, denen sich die Gesellschaft gegenüber ambivalent verhält.332 Die Einstellungen gegenüber Politikern beschreibt Cordt Schnibben:
"Politiker sind für die Stinos (Stinknormale) 'Fehlgeburten', die nichts geregelt kriegen, findet der 13jährige Thomas. [...] Die m üß ten was auf den Arsch kriegen, fordert Nico" (17 Jahre und eher links orientiert ), "sonst machen die doch nichts. 'Schlagt doch die Politiker zusammen', rät Nico seinem 14jährigen Bruder Daniel, der in der rechten Szene verkehrt. 'Soll ich hingehen, klingeln, hallo ich möchte Herrn Kohl zusammenprügeln?' 'Auf irgendeiner Demo. Nimmst eine Knarre und erschießt ihn vom Fleck.'
Der Politiker aus dem Westen ist der Feind hoch zwei, er ist der jüdische Neger. In Greifswald...hing ein Meckerbrett -übersät mit gedanklichen Attentaten: 'Kohl nimm den Finger aus dem Arsch' - 'Wir kotzen auf dich!' - Kohl, das nächste mal sind's keine Eier, sondern Steine!' " 333
6.2 Der schwierige Transformationsprozeß
Bei der Übergangsphase von der DDR zu Bundesrepublik handelte es sich nicht um einen natürlich gewachsenen Prozeß, vielmehr fand eine Systemtransformation statt, die ein gesellschaftliches System, nämlich das der BRD, auf eine völlig andere Ebene (DDR) mit all ihren dazugehörigen Bedingungen übertrug. Bei vielen Jugendlichen führte das hohe Tempo und die Radikalität der Veränderungsprozesse verstärkt zu mentalen Problemen, was die psychosoziale Belastungskapazität von jungen Menschen überfordert, da sie sich auf einmal in einer ihnen unbekannten Extremsituation wiederfinden.334 Die Jugendlichen können in ihrem Denken und Fühlen mit dem Tempo und der Totalität des Wechsels der Gesellschaftsysteme nicht schritthalten. Der Vereinigunsprozeß leitete einen gravierenden Umbruch eingeübter Verhaltensweisen ein. Die jetzige Konkurrenzgesellschaft erwartet ein hohes Maß an Individualität, Selbstdarstellung und Durchsetzungsvermögen, während die im "existierenden Sozialismus" ausgegebenen Leitideen von Staat und Gesellschaft in sich zusammenbrachen.335 Die aus der staatlichen Vormundschaft entlassenen Jugendlichen sind mit der gegenwärtigen Situation einfach überlastet, zumal sie nun einen "doppelten Transformationsprozeß"336 zu bewätigen haben. Zum einen den Übergang von der formierten in die individualisierte Gesellschaft, zum anderen hat sich die "Zwei-Welten-Realität"337 ver- doppelt und kompliziert. "Die 'alte', gewohnte Zwei-Welten-Realität der DDR bestand in scharfer, leicht erkennbarer und offenliegender Diskrepanz von Alltagserfahrungen und öffentlicher Darstellung. Die Verdoppelung besteht darin, daß mit dem Verschwinden der DDR deren sozialisatorischen Nachwirkungen nicht verschwunden sind, sondern vielmehr eine neue Zwei-Welten-Realität auftritt. Denn es gibt für die Alt-DDR- Sozialisation keine einfache Ablagerung und die Neu-BRD-Sozialisation tritt hinzu."338
Nach Meinung von Claus Leggewie verschmelzen die extremistischen Potentiale und Latenzen beider "zusammenwachsender" Gesellschaften kumulativ zu einer neonationalistischen Synthese. Er sieht in dem extremen Nationalismus ein "emergentes" Beiprodukt des Vereinigungsprozesses und der politischen Akkulturation beider Gesellschaften.339
6.3 Orientierungslosigkeit
Der gesellschaftliche Umbruch durch die "Wende" 1989 und die Wiedervereinigung im Oktober 1990 stellt für die Jugend-Ost eine Herausforderung dar. Nahezu jeder Lebensbereich ist von weitreichenden Veränderungen betroffen. Dadurch gehen gewohnte Orientierungssicherheiten verloren, eine weitgehende Entwertung der bisher erfolgversprechenden Verhaltensmuster setzt ein. Der gesellschaftliche Umbruch und der Untergang der DDR haben die ohnehin seit längerem bestehende Orientierungskrise weiter verschärft.340 Bei vielen Jugendlichen kommt es sogar zu einer wachsenden Orientierungslosigkeit, die sich in bewußten und unbewußten Ängsten äußert341, außerdem verstärkt die Erosion der überkommenen Werte und Normen sowie die Auflösung des alten Weltbildes die anomische Situation, schafft somit Unsicherheiten und erzeugt Aggressionen und Frustrationen.342 Entstanden ist ein Sinnvakuum,"das der Rechtsextremismus mit seiner banal-brutalen Wirklichkeitsdeutung allmählich, schleichend zu füllen beginnt."343 Nach Ansicht von Wolfgang Thierse verschärft und verstetigt die katastrophale wirtschaftliche und soziale Situation den Zustand der Orientierungslosigkeit. Existentielle Ängste und die Auszehrung all dessen, worauf man sich jahrelang habe verlassen können, nagten an der Identität und ruinierten schrittweise das Selbstwertgefühl der Menschen.344
Das neue System bietet den Jugendlichen kaum Angriffsflächen; alte Gegner wie SED-Staat, Staatsicherheit, Staatsbürgerkunde und die Volkspolizei existieren nicht mehr. Keiner weiß, wer an der jetzigen Situation schuld ist und über wen man schimpfen soll, deshalb werden die Schwächsten in der Hierarchie angegriffen.345 Für viele Jugendliche ist der Stolz auf die Nation und die eigene "Rasse" (s.Punkt 2.4 der Arbeit: Rechtsextremismus durch Orientierungslosigkeit und Handlungsunsicherheiten) die letzte Möglichkeit, das mangelnde Selbstbewußtsein zu stärken und sich über andere zu erheben. In der jetzigen Situation in Ostdeutschland "bieten die Rechten plötzlich neuen Halt: deutsch sein, Abkapselung nach außen, Stärkung der Staatsmacht."346 Die Orientierungslosigkeit vieler Jugendlicher verdeutlicht die Aussage eines Brandenburger Schülers: "Bevor ich gar nichts bin, bin ich lieber Skin."347 Die neue Identität wird jetzt durch die Abgrenzung gegen Fremde,
Asylbewerber und Asylanten erzeugt oder stabilisiert. Der eigene Lebensentwurf erscheint abgesichert und legitimiert durch eine rigorose Ablehnung der Lebensgewohnheiten anderer.
7. Zusammenfassung - Fazit
Die zunehmenden Publikationen über das Thema "Jugend und Rechtsextremismus" spiegeln zwar ein großes Interesse von seiten der Politik- und Sozialwissenschaften wider, aber eine Akkumulation von verschiedenen theoretischen Ansätzen und zunächst plausibel erscheinender Meinungen führt nicht zwangsläufig zu einem gesicherten Ergebnis. Das ist auch der Fall bei der Einschätzung und Ursachenforschung des Phänomens "Rechtsextremismus" in einer ehemals "sozialistischen Gesellschaft". Dennoch soll nun gezielt auf die Ausgangsfrage meiner Arbeit eingegangen werden, ob nämlich die rechtsextremen Orientierungen unter Jugendlichen in Ostdeutschland ein Erbe der DDR-Erziehung oder Ergebnis veränderter Lebensverhältnisse nach der Wiedervereinigung sind ?
Wilfried Schubarth und Walter Friedrich vertreten ganz richtig die Meinung, daß ein alleiniger Faktor als Ursache für die gegenwärtige Entwicklung im Bereich Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit nicht angenommen werden kann.348 Vielmehr komme es zu einer Überlagerung verschiedener Faktorenkomplexe und damit zu einem Verstärkungs- bzw. Verdoppelungseffekt. Jugendliche, die in einem autoritären System sozialisiert würden, gerieten im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Umbruch in eine Extrem- bzw. Kri- sensituation, bei deren Bewältigung sie auf bisher gewohnte Strategien und Konfliktmechanismen zurückgreifen würden. Fremdenfeindlichkeit und rechtsextremistische Tendenzen seien somit die vor allem durch bisherige Sozialisationserfahrungen bedingten Verarbeitungsformen sozialer und psychosozialer Problemlagen. Schubarth und Friedrich halten die geistig-moralische Erblast der Sozialisation im "existierenden Sozialismus" für gewaltig. Die Erfahrungen in einem autoritären Staat, mit Intoleranz, Einschüchterung, Repression und Gewalt hätten auch die Herausbildung autoritärer, intoleranter und undemokratischer Denk- und Verhaltensweisen bei einem Teil der Jugend gefördert. Besonders nachteilig wirken sich dabei die relativ verfestigten und "zählebigen" dualen Wahrnehmungsmuster (Freund-Feind, schwarz-weiß) aus, die der Entwicklung von Toleranz und Konfliktfähigkeit diametral entgegenstehen. Dazu habe auch die Verdrängung bzw. einseitige Betrachtungsweise der Geschichte, insbesondere der NS-Zeit beigetragen. Mit dem Wegfall der bisherigen Repression und angesichts der Hilflosigkeit der Gesellschaft, einschließlich der Polizei, könne sich Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit stärker entfalten, so Friedrich und Schubarth.349 Weiterhin seien die Ursachen für zunehmende ausländerfeindliche und rechtsextreme Tendenzen auch in der konkreten Lebenslage ostdeutscher Jugendlicher zu suchen.350
Wilhelm Heitmeyer macht ebenfalls drei Faktoren351 für den Rechtsextremismus in Ostdeutschland verantwortlich: Zunächst zwei Ursachen, die DDR spezifisch seien. Zum einen den Antifaschismus, der im Grunde keine Auseinandersetzung, sondern einen ritualisierten Umgang mit der Geschichte darstellte, zum anderen das Aufwachsen und Leben in autoritären und repressiven Verhältnissen, das mit Minderwertigkeitsgefühlen und Verletzungen einherging, die mit einer Erziehung zu einfachen "Freund-Feind- Bildern" verbunden war. Nach der Betrachtungsweise von Heitmeyer haben die autoritären Sozialisationsstrukturen , wie z.B die Schulen und das öffentliche Kultivieren von Freund-Feind-Schemata Identitätsspuren hinterlassen, die außerdem durch die autoritäre Erniedrigung noch Unterlegenheitsgefühle erzeugten.352 Der dritte Faktor, ist nicht dem Themenkreis "Ursachen" zuzuordnen, sondern leiste vielmehr einen Beitrag zur Eskalation. Denn aufgrund der vorher skizzierten Entwicklungen komme es zu einer Eskalation der Gewalt, die noch beschleunigt werde, und zwar einerseits durch die von westlicher Politik mitbewirkte Zerstörung von Lebenszusammenhängen und andererseits durch die demonstrative Überlegenheit von Westdeutschen, die die Herausbildung von mehr Selbstbewußtsein erschwere und den Hang zur Schuldver- schiebung auf Fremde fördere.353
Nach Auffassung von Bernd Siegler ist die Heitmeyersche DDR-Analyse eher erstaunlich, da Heitmeyer den DDR-Rechtsextremismus analysiert, ohne dabei "über seine eigene Widersprüchlichkeit in den für den Westen aufgestellten Theorien zu stolpern. Galten ihm zuvor autoritäre Familienstrukturen als identitätsstiftender 'Halt', sieht er jetzt die Hauptursachen für den Rechtsextremismus im Osten der Republik"354 genau darin. Dazu mache er noch einfache "Freund-Feind-Bilder" verantwortlich, die doch, entsprechend seiner, für den Westen entwickelten Theorie, die Orientierung so erleichterten.
Eigentlich hätten für Heitmeyer in der DDR ideale Voraussetzungen zur Entwicklung einer "widerspruchsfreien Identität", von "klaren Orientierungen" und "vorhersagbaren Lebensplanungen" herrschen müssen. Doch der Bielefelder Professor ahnt die Klippen, an denen er so offensichtlich zu scheitern droht. Ohne Ü bergang, wie in einer Zeitmaschine, beamt er sich in die Zeit der Wende und der fünf neuen Bundesländer. War vorher das DDR-System schuld, sind es jetzt die 'abrupten Einbrüche von Lebenszusammenhänge', die verstärkt 'Handlungsunsicherheiten in beruflicher Hinsicht, Ohnmachtserfahrungen durch Auflösung von familiären oder Firmenzusammenhängen' zur Folge haben. Heitmeyer beginnt seine Analyse mit dem autoritären SED-Regime, um dann seine West-Analyse unverändert auf den Osten zuübertragen. 355
Die Ansätze von Heitmeyer dürfen nicht gänzlich in Frage gestellt werden, aber was als Erklärungsmodell für die alte Bundesrepublik dienen kann, muß nicht gleichzeitig auf die neuen Länder anwendbar sein. Während Heitmeyer im Osten besonders die politische Kultur für den Rechtsextremismus verantwortlich macht, sieht er im Westen die kapitalistische Produktionsweise als Ursache von Mißständen. Für Armin Pfahl-Traughber geraten hier verschiedene Ebenen durcheinander, dadurch entstünden Widersprüche und die Unfähigkeit, einzelne Erklärungsfaktoren in ihrem Wechselverhältnis zu bestimmen und ihren abhängigen bzw. unabhängigen Charakter darin differenziert zu unterscheiden, was zu einem nur bedingt tauglichen Erklärungsansatz führe.356 "Politische Phänomene sollten eben nicht ausschließlich sozialpsychologisch, sondern primär politisch erklärt werden."357 Pfahl-Traughber begründet seine Aussage damit, daß unter der SED-Herrschaft eine Reihe von traditionell politisch rechts einzuordnenden Ideologiemomenten verbreitet und genutzt wurden. In der Öffentlichkeit und Erziehung habe die SED einen autoritären Staat gefördert, der hinsichtlich seiner inhaltlichen Legitimation an bekannte Argumentationsmuster der politisch Rechten erinnert hätte. Dazu habe sich ein scharfer Militarismus mit entsprechenden Wertvorstellungen ausgebildet, eine "natürliche Ungleichheit wurde zunehmend zur Legitimation sozialer Unterschiede angeführt, was den Beifall rechtsextremer und rassistischer Intellektueller im Westen fand."358
Auch Claus Leggewie schlägt den Kurs von Heitmeyer ein. Während Leggewie den Rechtsextremismus im Osten unter anderem als "einen Ausbruch eines 'hausgemachten', also bereits seit längerem bestehenden, durch politische Kontrolle und Repression latent gehaltenen Autoritarismus, dessen Manifestation bis zum Umsturz rar geblieben bzw. verschleiert und verdrängt wurde"359 bewertet, sieht er im Westen neben der anti-autoritären Erziehung, die fehlenden Leitlinien und Vorbilder als Ursache für den Rechtsextremismus. Nach seiner Meinung haben sich weder Eltern und Verwandte noch Nachbarn oder Freunde, erst recht nicht die Lehrer, Ausbilder oder Vorgesetzte als Vorbilder angeboten.360 Die Jugendlichen im Westen seien eine verlassene Generation, die weitgehend sich selbst überlassen blieb.361 Und wenn Leggewie mehr Mut zur Erziehung und unter Berufung auf Horkheimer eine "bejahende Autorität" fordert, "denn weder in der Familie noch in den intermediären Institutionen noch im politischen Raum sind Autorität und Freiheit Gegensätze...Ziel der Autorität ist die Sicherung, nicht die Abschaffung der Freiheit"362, dann stellt sich die Frage "Wo beginnt die Autorität autoritär zu werden?" und was ist, wenn sie genau das Gegenteil von dem erreicht, was z.B. Leggewie sich von ihr erhofft? Falls diese propagierte "Autorität" irgendwann scheitern sollte, wird sie wahrscheinlich (s.DDR) erneut als Erklärungsansatz für den Rechtsextremismus herhalten müssen, zumal ein großer Teil der rechtsextremen Täter der Jahre 1991 und 1992 in ihrem Elternhaus eher mit autoritären Erziehungspraktiken und Einstellungen konfrontiert war363, was den Schluß zuläßt, daß eine repressive Erziehung nicht nur in Ost-Deutschland, sondern auch in West-Deutschland zum "neuen" Rechtsextremismus geführt haben könnte und somit wäre Leggewies These "Rechtsextremismus durch anti-autoritäre Erziehung" eigentlich falsifiziert.
In der DDR waren die Jugendlichen keine "verlassene", aber durch das autoritäre Regime eine "alleingelassene" Generation und wer behauptet, die Fremdenfeindlichkeit entstünde nur durch die jetzigen Lebensverhältnisse, der vergißt, daß man sich über Nacht weder zu Demokraten noch zu Ausländerhassern entwickeln kann. Deshalb ist das Untersuchungsergebnis von Detlef Oesterreich kritisch zu reflektieren, wenn laut seinen Untersuchungen Ostberliner Jugendliche nicht autoritärer, nicht rassistischer seien als Westberliner Jugendliche und er die Ausländerfeindlichkeit im Osten als ein alleiniges Produkt der Krisensituation der Nachwendezeit erklärt364, da die Untersuchung unter Ostberliner Jugendlichen nicht repräsentativ sein kann für die gesamte Jugend in Ostdeutschland. Gleichwohl vertreten auch Dietmar Sturzbrecher und Peter Dietrich die
Auffassung, die Probleme der Jugendlichen seien weitgehend als Effekt psychosozialer Konflikte und sozialer Desintegrationsprozesse zu bewerten.365
Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz interpretiert die aufbrechende Radikalität und Gewalt in den neuen Bundesländern hingegen als Symptom einer gewalttätigen Gesellschaft, die durch die "Altlasten" einer umfassenden Unterdrückung, aber auch durch die allgemeine Verunsicherung und Labilisierung, den Werteverfall und des Orientierungsverlustes durch die Umgestaltung der Gesellschaft entstanden sei.366
Wenn aufgestaute Aggressivität, soziale Verunsicherung und ein geeigneter Anlaßzusammenkommen, sind die Ingredienzien der Gewalt schon gemischt. Im Osten Deutschlands ist dieses Gebräu reichlich angerichtet: als Folge des umfassenden repressiv autoritären Gesellschaftssystems der Vergangenheit, das die Menschen zu zähneknirschenden, schlaffen oder an der Macht partizipierenden Untertanen nötigte. Das sind die psychosozialen Altlasten. Hinzu kommen die negativen Auswirkungen des deutschen Vereinigungsprozesses, der massenhaft Werteverlust, Orientierungslosigkeit und Identitätsbrüche beschert, existentielle Krisen erzeugt und neue Demütigungen und Kränkungen bereitet. 367
Nach Ansicht von Wolfgang Thierse manifestiert sich der Frustrationsstau und die Orientierungslosigkeit ebenfalls in der autoritären Staatsdoktrin. Die Nutzung faschistoider Symbole und die Übernahme eingängigprimitiver Elemente der faschistischen Ideologie erscheine als die schärfste Form der Ablehnung sowohl der vergangenen als auch der entstehenden gesellschaftlichen Ordnung. Da auf die Belange der Jugendlichen weder vom "Sozialismus" noch vom "Kapitalismus" eingegangen worden sei bzw. werde, würden faschistoide "Lösungen" plötzlich als plausible Alternative erscheinen. Hinzu komme die Enttäuschung angesichts zunehmender wirtschaftlicher und sozialer Depression.368
Fazit: Eine eindeutige Antwort ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Die bisher sehr zahlreich genannten Fakten, Darstellungen, Erkenntnisse und Erläuterungen lassen leider keinen eindeutigen Schluß zu, da die Forschungslücken in bezug auf den Rechtsextremis mus in den neuen Ländern immer noch enorm sind. Dennoch kann ein völliges Versagen jener politikwissenschaftlichen Ansätze konstatiert werden, die ausschließlich der kapitalistischen Gesellschaft rechtsextreme Strömungen attestierten und Rechtsextremismus für Länder des "existierenden Sozialismus'" völlig ausschlossen369, zumal sich rechtsextreme Verhaltensweisen bereits zu DDR-Zeiten in den beschriebenen Subkulturen artikulierten, da es der als "antifaschistisch" verstehenden
Erziehungsdiktatur nicht gelungen ist, ihre Bevölkerung gegen rechtsextreme Ideologiemomente zu immunisieren.
Ich tendiere dazu, daß die rechtsextremen Neigungen vordergründig durch die autoritären und repressiven Verhältnisse in der DDR geprägt worden sind, denn der Rechtsextremismus hat in der DDR eindeutig seit Mitte der achtziger Jahre Fuß gefaßt (s. Punkt 4). Durch das Verschwinden des autoritären Regimes, konnte sich das latente rechtsextreme Potential frei entfalten. Die Wiedervereinigung, mit all ihren negativen Auswirkungen wie schwieriger Transformationsprozeß, Orientierungslosigkeit, wirtschaftliche und soziale Schwierigkeiten, ist als katalysatorischer Effekt anzusehen, der die rechtsextremen Orientierungen zum Vorschein brachte, die unterschwellig bereits vorhanden waren (s.Punkt 5.2 und 5.3), noch bevor die sogenannte jetzige "Krisensituation" in Ostdeutschland überhaupt einsetzte.
Dennoch möchte ich aber gleichzeitig darauf hinweisen, daß "diese" Wiedervereinigung auch das faschistoide Gedankengut im Westen der Bundesrepublik mobilisierte, das ebenfalls schon immer in unserer Gesellschaft existierte und jahrzehntelang tabuisiert wurde. Eine sinnvolle Vergangenheitsbewältigung, die eine intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte erfordert hätte, hat weder im Osten noch im Westen stattgefunden.
Das Phänomen "Jugend und Rechtsextremismus" wird auch in Zukunft die Politik- und Sozialwissenschaften beschäftigen. Der bisherige Forschungsstand befindet sich auf einer ausbaufähigen Basis, dennoch darf sich die Forschungsarbeit nicht nur auf die Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse beschränken, sondern sie sollte auch Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, denn was macht es für einen Sinn, wenn wir die Ursachen kennen, aber kein Konzept für deren Vermeidung entwickeln.
8. Schluß
In keinem Fall kann es in der momentanen Situation darum gehen, das offensichtlich wuchernde Problem des Rechtsextremismus' zu unterschätzen, zu ignorieren oder gar seine Existenz zu leugnen. Die Gegenwart wird geprägt von der nicht einschätzbaren "Eigendynamik der osteuropäischen Emanzipation mit ihren nationalistischen Verwerfungen", der scheinbar unaufhaltsamen Zerstörung der Biosphäre, vom "'Stabilitätsverlust nach dem Ende der bipolaren Welt", der "Anonymität kommender EG - Superstrukturen" und vom wachsenden, bis in private Lebensbereiche durchgreifenden "Konkurrenz- und Modernisierungsdruck einer irritablen Wachstumsdynamik".370 "(...) die unübersehbaren Desintegrationstendenzen im Sozialen der westdeutschen Zweidrittel - Gesellschaft mit ihren sichtbaren Folgen von Obdachlosigkeit und partieller Armut, das 'mentale Vakuum' nach dem Verlust linksliberaler Weltbilder, der rapide Ansehens- (und damit Integrations- ) Verlust der politischen Parteien, steigende Arbeitslosigkeit und die Arbeitsplatzkonkurrenz, schließlich die Asyldebatte und die Migrationen aus der 'Zweiten und Dritten Welt' - diese Krisenphänomene werden zu einer realen Argumentationshilfe' für rechtsradikale Gruppen, Milieus und Parteien."371 Selbstverständlich wirken all diese Faktoren auch auf die Jugendlichen in den alten wie den neuen Bundesländern. Fehlende Perspektiven und/ oder der eigene soziale Abstieg treiben einen Teil nach rechts außen. Die These, daß demokratische Bewegungen diese Tatsache bewußt oder unbewußt verdrängen beziehungsweise ignorieren, ist alt, verliert aber gegenwärtig nur wenig an Wahrheitsgehalt.
Die Politik ist dazu übergegangen, rechtsextreme, jugendliche Gesetzesbrecher als Einzeltäter zu deklarieren. Sie unternimmt den Versuch, durch Aburteilung dieser sogenannten "Einzelfälle" und das Statuieren von Exempeln Problemlösungen vorzutäuschen. Parteien wie Politiker ignorieren also in erheblichem Maß die Existenz des wachsenden Rechtsextremismus unter Jugendlichen oder sie messen ihm eine zu geringe Bedeutung bei. Mehrheitliche Stimmen tendieren dazu, den Rechtsextremismus als Randerscheinungen abzulegen, sie halten "die Rechtsterroristen für ungezogene Kinder" und "schreiben ihre Mordtaten der Pubertät zu".372 Der neonazistische Terror, den Jugendliche verstärkt seit der Wiedervereinigung ausüben, wird auch in Zukunft nicht nachlassen. Auswege müssen gefunden werden, sonst bleibt die momentane Situation in Deutschland kein Phänomen, sondern ein Zustand, der die neunziger Jahre entscheidend prägen wird.
Politik, Schule und Jugendarbeit haben die Aufgabe, sich mit den verstärkt autoritären bis rechtsextremistischen Orientierungen und Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen auseinanderzusetzen und angemessene Problemlösungen zu finden wie z.B. in der infrastrukturellen Versorgung von Stadtteilen, in der Wohnungsbau-, Arbeitsmarkt-, Ausländer-, Sozial-, Bildungs- und Kulturpolitik. Wenn die rechtsextremen Orientierungen in unserer Gesellschaft schon so stark verwurzelt sind, dann ist zumindestens eine Schadensbegrenzung angesagt.
Den Jugendlichen kann für die jetzigen Ausschreitungen nicht alleine die Schuld gegeben werden. Mit großer Wahrscheinlicheit wären ohne die Stigmatisierung der Einwanderer und Flüchtlinge als "Fremde" und "Scheinasylanten" die Progrome der Jahre 1991 und 1992 nicht möglich gewesen. Seit Beginn der neunziger Jahre wurde keine politische Debatte mehr geführt, in der vor allem konservative Politiker nicht vor einer "Ausländerflut" bzw. -"kriminalität" gewarnt haben. Mit der Änderung des Artikels 16 und der Betroffenheit nach Brandanschlägen lösen Regierungskoalitionen und Oppositionen der Länder und des Bundes jedoch nicht die Probleme des Rechtsextremismus'. Die Jugendrevolte von rechts kann auch nicht durch Verbote von rechtsextremistischen Parteien beseitigt werden. Es sind nicht alleine die rechtsextremistischen Gruppen, die eine besondere Anziehungskraft genießen, vielmehr produziert eine soziale Ausgrenzung und vor allem eine breiter werdende soziale Verunsicherung, die weit über die real erfahrene Arbeitslosigkeit hinausgeht, eine gewisse Attraktivität. Die Jugendlichen sind dafür aber nicht verantwortlich, sie setzen sich nur auf ihre Weise mit den vorgefundenen Verhältnissen auseinander. Die Ursachen liegen also nicht nur bei den rechtsextremistischen Gruppen, gewissermaßen am Rande der Gesellschaft, sondern in deren Zentrum. Deshalb hat im Vordergrund eine gezielte Jugendarbeit zu stehen, für die finanzielle Mittel bereitgestellt werden müssen, auch wenn die Wiedervereinigung Deutschlands einen größeren finanziellen Rahmen eigentlich nicht zuläßt, so erfordert gerade diese Wiedervereinigung ein neues schul- bzw. arbeitspolitisches und jugendorientiertes Konzept, denn die heutige Jugend ist die tragende Säule der Gesellschaft von morgen und diese Säule darf nicht auf einem "rechten" Fundament aufgebaut werden.
[...]
1 vgl. Der Spiegel, Bestie aus deutschem Blut, .50/ 1992, S.23.
2 Bericht des hessischen Innenministeriums, in: Frankfurter Rundschau 20/ 1993, S.24.
3 Hans-Jürgen Wieben, Rechtsradikalen Jugendlichen alternative Denkweisen anbieten, in: Frankfurter Rundschau, 132/ 1993, S.4.
4 vgl. Erziehung und Wissenschaft, Es gibt nicht mehr die großen Werte, 10/ 1992, S.6.
5 Der Spiegel, Mehr Terror im Osten, 2/ 1993, S.16.
6 ebd.
7 Bericht des Bundeskriminalamtes, zit. nach: Karl. F. Schumann, Jeder zehnte Gewalttäter ist arbeitslos, in: Frankfurter Rundschau - Dokumentation, 149/ 1993, S.10.
8 vgl. Peter Dudek/ Hans Gerd Jaschke: Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus' in der BRD, Band 1, Opladen 1984, S.21.
9 vgl. H. Joachim Schwagerl: Rechtsextremes Denken - Merkmale und Methoden, Frankfurt am Main 1993, S.15.
10 vgl. Wolfgang Benz, Die Opfer und Täter - Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, in: ders. (Hrsg.), Rechtsextremismus in der Bundesrepublik - Voraussetzungen, Zusammenhänge, Wirkungen, Frankfurt am Main 1992, S.9.
11 Man denke hierbei an die Ausssage des neuen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber: "Ich habe Angst vor einer durchrassten Gesellschaft!"
12 H. Joachim Schwagerl: Rechtsextremes Denken, a.a.O., S.16f.
13 Wolfgang Benz, Die Opfer und die Täter,a.a.O., S.9.
14 vgl. H. Joachim Schwagerl: Rechtsextremes Denken, a.a.O., S.17.
15 vgl. ebd.
16 Wolfgang Benz, Die Opfer und die Täter, a.a.O., S.10f.
17 vgl. Peter Dudek/ Hans Gerd Jaschke: Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus' in der BRD, a.a.O., S.22.
18 H. Joachim Schwagerl: Rechtsextremes Denken, a.a.O., S.19.
19 vgl. Armin Pfahl-Traughber, Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern,
in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament", B 3-4/ 1992, S.11.
20 vgl. ebd, S.11.
21 vgl. Wilhelm Heitmeyer: Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen. Empirische Ergebnisse und Erklärungsmuster einer Untersuchung zur politischen Sozialisation, Weinheim - München 1987.
22 ebd.
23 vgl. Wilhelm Heitmeyer u.a.: Die Bielefelder Rechtsextremismus- Studie, Weinheim- München 1992, S.13.
24 vgl. ebd., S.14.
25 vgl. Wilhelm Heitmeyer: Jugend auf dem Weg nach rechts?, in: Die schleichende Gefahr, Rechtsextremismus heute, Kurt Bodewig, Rainer Hesels, Dieter Mahlberg (Hrsg.), Essen 1990, S.240.
26 Armin Pfahl-Traughber, Nur Modernisierungsopfer? - Eine Kritik der Heitmeyer-Studien,
27 Irmgard Pinn, Kritische Anmerkungen zur Einschätzung rechtsextremistischer Orientierungen und Verhaltensweisen bei Jugendlichen, in: Arbeitskreis "Jugendarbeit und Rechtsextremis mus Aachen (Hrsg.), Jugendliche auf dem Weg nach rechtsaußen?, copyright by Duisburger Institut für Sprach-und Sozialforschung, Duisburg 1990, S.37.
28 Armin Pfahl-Traughber, Nur Modernisierungsopfer, a.a.O., S.331.
29 H. Joachim Schwagerl: Rechtsextremes Denken, a.a.O., S.15.
30 vgl. Peter Dudek, Ein Plädoyer für den Abschied von falschen Illusionen. "Antifaschistische Erziehung?", in: Lehrerzeitung Baden-Württemberg, 18-19/ 1990, S.444.
31 Wilhelm Heitmeyer: Bielefelder Rechtsextremismus- Studie, a.a.O., S.592.
32 ebd.
33 ebd.
34 vgl. ebd.
35 Wilhelm Heitmeyer: Jugend auf dem Weg nach rechts? a.a.O., S.243.
36 ebd.
37 ebd.
38 Wilhelm Heitmeyer: Die Bielefelder Rechtsextremismus- Studie, a.a.O., S.593.
39 ebd., S.594.
40 Wilhelm Heitmeyer: Tief in den Alltag eingesickert, in: Der Spiegel, 41/ 1991, S.33.
41 vgl.ebd.
42 Wilhelm Heitmeyer: Die Bielefelder Rechtsextremismus- Studie, a.a.O., S.595.
43 vgl. Klaus Hurrelmann: Über den Umgang mit Randalierern und Rechtsextremisten, in: Der Spiegel, 43/ 1992, S.69.
44 vgl. Der Spiegel, Die heimlichen Rädelsführer, 27/ 1993, S.78.
45 Aussage eines Schülers, der mit 15, 16 Jahren politisch nicht festgelegt war, auf der Suche nach Orientierungen und Möglichkeiten, sich politisch zu beteiligen und zu engagieren. In: FR Dokumentation vom 13.April 1992, S.8. Zwei Fallstudien von Benno Hafeneger: "Und dann lehnte Klaus den Gebrauch von Tschakos und Ketten ab."
46 vgl. Reinhard Kühnl: Gefahr von rechts - Vergangenheit und Gegenwart der extremen Rechten, 2.Auflage, Heilbronn 1991, S.87.
47 Interview mit drei rechtsradikalen Jugendlichen, in : Der Spiegel, 50/ 1992, S.26.
48 Ulrich Chaussy, Speerspitze der neuen Bewegung - Wie Jugendliche zu Neonazis werden. Ein Bericht über die "Junge Front", in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, a.a.O., S.120.
49 Richard Stöss: Die extreme Rechte in der Bundesrepublik. Entwicklungen - Ursachen - Gegenmaßnahmen. Opladen 1989, S.235f.
50 vgl. Cordt Schnibben: Die Stammtischtäter, in: Der Spiegel, 50/ 1992, S.35f.
51 vgl. Wilhelm Heitmeyer: Jugend auf dem Weg nach rechts? a.a.O., S.244.
52 ebd.
53 vgl. Ulrich Chaussy: "Speerspitze der neuen Bewegung" a.a.O., S.121.
54 ebd. S.125.
55 s. Wilhelm Heitmeyer: Rechtsextremismus- Warum handeln Menschen gegen ihre eigenen Interessen? Ein ´ran Buch für Jugendliche, Köln 1992, S.214.
56 zit. nach: Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen - Rechtsextremismus in der DDR, Berlin 1991, S.159.
57 Irmgard Pinn, Kritische Anmerkungen zur Einschätzung rechtsextremistischer Orientierungen und Verhaltensweisen bei Jugendlichen, a.a.O., S.51f.
58 Wilhelm Heitmeyer: Rechtsextreme Orientierungen bei Jugendlichen, a.a.O., S.54.
59 ebd. S.108.
60 Wilhelm Heitmeyer, Jugend und Rechtsextremismus. Von ökonomisch-sozialen Alltagserfahrungen zur rechtextremistischen Gewalt, in: Gerhard Paul (Hrsg.): Hitlers Schatten verblaßt, Bonn 1989, S.101.
61 Josef Held/ Hans Horn/ Rudolf Leiprecht, Athanasios Marvakis: "Du mußt so handeln, daß Du Gewinn machst...". Empirische Untersuchungen und theoretische Überlegungen zu politisch rechten Orientierungen jugendlicher Arbeitnehmer, DISS-Text, Duisburg 1992, S.12.
62 zit. nach: Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.158.
63 Tanja Herwig, Emanzipation in Braun? Die "Attraktivität" neofaschistischer
Gruppierungen für Mädchen und Frauen, in: Hubertus Heil/ Muzaffer Perik/ Peter-Ulrich
64 Der Spiegel, Hau ab, du Flasche - Der Weg des Jugendlichen Christian zum Attentäter von Solingen, 23/ 1993, S.27f.
65 vgl. Harry Müller/ Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten von Jugendlichen in den neuen Bundesländern, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament", B 38/1992, S.18.
66 Der Spiegel, 50/ 1992 a.a.O., S.24.
67 s. Frank Drieschner, Gestiefelte Schwäche, in: Die Zeit, 32/ 1993, S.51
68 Der Spiegel, 50/ 1992, S.24.
69 ebd., S.27.
70 vgl. Benno Hafeneger: FR Dokumentation a.a.O.
71 eigene Recherchen in Gelnhausen.
72 Der Spiegel 50/ 1992 a.a.O., S.27.
73 vgl. Thomas Assheuer/ Hans Sarkowicz: Rechtsradikale in Deutschland - Die alte und die neue Rechte, 2.Aufl., München 1992, S. 91.
74 Aussage von Anne in: Der Spiegel 50/ 1992, S.26.
75 Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, Kapitel 1-Politische Grundlagen, Artikel 6, Abs. (1), Büro des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Berlin-Ost 1974, S.435.
76 vgl. Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine KinderJugend und Rechtsextremismus in Ostdeutschland, Köln 1992, S.12.
77 vgl. Christoph Butterwege, Rechtsextremismus vor und nach der Wiedervereinigung, in: Christoph Butterwege/ Horst Isola (Hrsg.), Rechtsextremismus im vereinten Deutschland -Randerscheinung oder Gefahr für die Demokratie?, 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Bremen/ Berlin 1991, S.16 f.
78 vgl. Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, a.a.O., S.13.
79 vgl. ebd.
80 vgl. ebd.
81 vgl. Christoph Butterwege, Rechtsextremismus vor und nach der Wiedervereinigung, a.a.O., S.17.
82 vgl. ebd.
83 Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, a.a.O., S.13.
84 Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen - Rechtsextremismus in der DDR, Berlin 1991, S.103.
85 vgl. Wolfgang Meinike, NSDAP - Mitglieder im Osten-Deutschlands, in: Sozialwissenschaftliche Informationen (Sowi), 3/ 1990, S.202.
86 ebd. S.202.
87 vgl. Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, a.a.O., S.13.
88 Ralph Giordano: Die zweite Schuld oder von der Last, Deutscher zu sein, vollständige Taschenbuchausgabe, München 1990, S.219.
89 ebd. S.219f.
90 s. Bernd Wittich, Die dritte Schuld, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.31.
91 s.ebd., S.32.
92 ebd., S.32.
93 s. Wolfgang Frindte, Sozialpsychologische Anmerkungen zur Entwicklung rechtsradikaler Tendenzen in der DDR, in: Christoph Butterwege/ Horst Isola (Hrsg.), Rechtsextremismus im vereinten Deutschland, a.a.O., S.96.
94 ebd.
95 ebd.
96 vgl. Bernd Wittich, Die dritte Schuld, a.a.O., S.35.
97 vgl. Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, a.a.O., S.14.
98 vgl. Achim Hofmann, Jugend und Schule, in: Walter Friedrich/ Hartmut Griese (Hrsg.), Jugend und Jugendforschung in der DDR-Gesellschaftspolitische Situationen, Sozialisation und Mentalitätsentwicklung in den achtziger Jahren, Opladen 1991, S.46.
99 vgl.ebd.
100 vgl. Rudolf Dennhardt, Zur Programmatik der Jugendpolitik der SED, in: Walter Friedrich, Hartmut Griese (Hrsg.), Jugend und Jugendforschung in der DDR,a.a.O., S.28.
101 vgl. Achim Hofmann, Jugend und Schule, a.a.O., S.46.
102 s. Siegfried Wolf, Antifaschismus in der DDR - Versuch einer Bilanz, in: Christoph Butterwege/ Horst Isola (Hrsg.),a.a.O., S.113.
103 s. ebd.
104 s. Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, a.a.O., S.14 ff.
105 ebd. S.17.
106 s.ebd. S.16.
107 s. Bernd Wittich, Die dritte Schuld, a.a.O., S.35.
108 vgl. Hans-Joachim Maaz, Gewalt in Deutschland - Eine psychologische Analyse, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 2-3 / 1993, S.28.
109 vgl. Siegfried Wolf, Antifaschismus in der DDR - Versuch einer Bilanz, a.a.O., S.116.
110 vgl. Peter Eisenmann, Die Jugend in den neuen Bundesländern - Sozialistische Bewußtseinsbildung und ihre Folgen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 27/1991, S.8.
111 vgl. Peter Büchner, Jugend im vereinten Deutschland - Herausforderung für die künftige Jugendforschung, in: Heinz-Hermann Krüger (Hrsg.), Handbuch der Jugendforschung, 2. erweiterte Auflage, Opladen 1992, S.48.
112 vgl. Peter Eisenmann, Die Jugend in den neuen Bundesländern, a.a.O., S.9.
113 vgl. Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.148.
114 vgl. Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, a.a.O., S.17.
115 s. Siegfried Wolf, Antifaschismus in der DDR - Versuch einer Bilanz, a.a.O., S.117.
116 vgl. Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, a.a.O., S.25.
117 vgl. ebd.
118 vgl. Walter Friedrich, Mentalitätswandlungen der Jugend in der DDR, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 16-17/ 1990, S.30.
119 vgl. Wilfried Schubarth/ Thomas Schmidt, a.a.O., S.25.
120 vgl. Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller: Rechtsextremismus in der DDR, Göttingen 1990, S.13.
121 vgl. ebd.
122 vgl. ebd., S.15.
123 Andreas Borchers: Neue Nazis im Osten - Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit, München -Weinheim 1993, S.67f.
124 vgl. Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.68.
125 vgl. ebd., S.69.
126 ebd.
127 Ergebnisse des Zentralinstitutes für Jugendforschung in Ost-Berlin, in: Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller, Rechtsextremismus in der DDR, a.a.O., S.84.
128 Laut Studie des Bundesinnenministeriums vom Februar 1991, in Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller, a.a.O., S.69.
129 Die Ergebnisse der Studie des ISG sind erschienen in: Bernd Siegler, Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.139 ff.
130 Norbert Madloch, zit. nach: Klaus Farin/ Eberhard Seidel-Pielen, Rechtsruck- Rassismus im neuen Deutschland, Berlin 1992, S.72f.
131 vgl. Kurt Hirsch/ Peter B. Heim: Von links nach rechts - Rechtsradikale Aktivitäten in den neuen Bundesländern, München 1991, S.75ff.
132 Aufgrund des Einigungsvertrages wurde dieses Landeskriminalamt am 31.12.1991 aufgelöst.
133 s. Interview von Eberhard Seidel-Pielen mit Bernd Wagner, Die Eierschalen der Subkultur sind weitgehend abgeworfen, in: Christoph Butterwege/ Horst Isola (Hrsg.), Rechtsextremismus im vereinten Deutschland, a.a.O., S.169.
134 ebd.
135 Dr. Wolfgang Brück war ehemaliger Mitarbeiter des abgewickelten Zentralinstitutes für Jugendforschung in Leipzig.
136 s. Interview von Eberhard Seidel-Pielen mit Wolfgang Brück, in: Christoph Butterwege/ Horst Isola (Hrsg.), a.a.O., S.171.
137 Gunhild Korfes, Seitdem habe ich einen dermaßenen Haß, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth, Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.47.
138 s. Kurt Hirsch/ Peter B. Heim: Von links nach rechts, a.a.O., S.23.
139 Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller, Rechtsextremismus in der DDR, a.a.O, S.89.
140 In seinem Buch "Das Verhör" beschreibt Andreas Sinakowski, Jahrgang 60 und Jude, was ihm 1979 in seiner Ostberliner Berufsschule widerfuhr: "Wieviele Juden passen in einen Trabant? - Dreißig! Vier auf die Sitze, sechsundzwanzig in den Aschenbecher." zit. nach: Andreas Borchers: Neue Nazis im Osten, a.a.O., S.62. Rechte Skins sangen öffentlich vor der Wende: "Hast du Hunger, ist dir kalt, dann geh' zurück nach Buchenwald. Dort werden wir uns ein Süppchen kochen, aus Judenfleisch und Russenknochen. Ofen sieben, Klappe acht - ach wie hat das Spaß gemacht!" zit. nach: Wolfgang Brück, Skinheads als Vorboten der Systemkrise, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.43.
141 Belegt wird dies durch eine Untersuchung des Londoner Institute of Jewish Affairs von Anfang 1990, in: Kurt Hirsch/ Peter B. Heim, Von links nach rechts, a.a.O., S.55.
142 Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller, Rechtsextremismus in der DDR, a.a.O., S.89.
143 Die Untersuchung der DDR-Kriminalpolizei ist erschienen in: Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller, a.a.O., S.19ff.
144 ebd.
145 Die Ergebnisse dieser Studie sind erschienen in dem Aufsatz "Sieger der Geschichte" von Wilfried Schubarth und Thomas Schmidt, a.a.O., S.19ff.
146 ebd.
147 vgl. Barbara Friebertshäuser, Jugendsubkulturen im Spiegel der Presse - Zur
Skandalisierung eines Phänomens vor und nach der Vereinigung, in: Jugendwerk der Deutschen Shell, Band 3, Opladen 1992, S.251.
148 vgl. Manfred Otto/ Gerhard Wenzke, Punks, Heavys, Skinheads, Grufties - informelle Gruppen in der DDR, in: Jugendwerk der Deutschen Shell, Band 3, S.183.
149 Manfred Stock, Jugendliche Subkulturen in Ostdeutschland, in: Peter Büchner/ Heinz-Hermann Krüger (Hrsg.), Aufwachsen hüben und drüben, Opladen 1991, S.258.
150 vgl. Manfred Otto, Gerhard Wenzke, a.a.O., S.192.
151 vgl. Peter Ködderitzsch, Leo A. Müller: Rechtsextremismus in der DDR, a.a.O., S.11.
152 vgl. ebd.
153 vgl. Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.70.
154 Burkhard Schröder: Rechte Kerle - Skinheads, Faschos, Holligans, Reinbek 1992, S.91.
155 vgl. Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller: Rechtsextremismus in der DDR, a.a.O., S. 11.
156 vgl. Kurt Hirsch/ Peter B. Heim: Von links nach rechts,a.a.O., S.77.
157 Burkhard Schröder: Rechte Kerle - Skinheads, Faschos, Hooligans, Reinbek 1992, S.92.
158 vgl. Kurt Hirsch/ Peter B. Heim: Von links nach rechts, a.a.O., S.83.
159 vgl. ebd.
160 vgl. Burkhard Schröder: Rechte Kerle, a.a.O., S. 93/94.
161 vgl. ebd., S. 94.
162 ebd., S. 95.
163 vgl. Klaus Farin / Eberhard Seidel - Pielen: Krieg in den Städten - Jugendgangs in Deutschland, 4. Auflage, Berlin 1992, S. 72.
164 vgl. ebd., S.77.
165 vgl. Wolfgang Brück, Skinheads als Vorboten der Systemkrise, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S. 38.
166 ebd.
167 ebd.
168 vgl. Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller: Rechtsextremismus in der DDR, a.a.O., S. 14.
169 vgl. ebd.
170 Konrad Weiß, zit. nach: Andreas Borchers, Wiedervereinigung und Neonazismus - Von der Zionskirche bis Hoyerswerda, in: Rolf Schmidt-Holtz (Hrsg.), Un-Heil über Deutschland, Hamburg 1993, S.120.
171 vgl. Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller, a.a.O., S 12.
172 Bericht des DDR-Innenministeriums in: Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen, a.a.O.,
S. 70.
173 ebd. S.73.
174 Kurt Hirsch/ Peter B.Heim: Von links nach rechts, a.a.O., S.85.
175 Gunhild Korfes, zit. nach: Bernd Siegler, Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.72.
176 Hajo Funke: Jetzt sind wir dran - Nationalismus im geeinten Deutschland, Berlin - Göttingen 1991, S.127.
177 ebd.127/128.
178 vgl. Kurt Hirsch/ Peter B. Heim: Von links nach rechts, a.a.O., S.79.
179 vgl. Manfred Otto/ Gerhard Wenzke, Punks, Heays, Skinheads, Grufties-
informelle Gruppen in der DDR, in: Jugendwerk der Deutschen Shell (Hrsg.), Jugend '92, Band 3, a.a.O., S. 190.
180 Gunhild Korfes, zit. nach: Bernd Siegler, a.a.O., S.71.
181 vgl. Bernd Siegler: a.a.O., S.71.
182 Konrad Weiß, zit. nach: Bernd Siegler, a.a.O., S.71.
183 Burkhard Schröder: Rechte Kerle, a.a.O., S.70.
184 vgl. ebd.
185 vgl. Manfred Otto/ Gerhard Wenzke, Punks, Heavys..., a.a.O., S.190.
186 vgl. Kurt Hirsch/ Günther B. Heim: Von links nach rechts, a.a.O., S.80.
187 vgl. Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.71.
188 Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller: Rechtsextremismus in der DDR, a.a.O., S.18.
189 vgl. Kurt Hirsch/ Günther B. Heim: Von links nach rechts, a.a.O., S.80.
190 vgl. ebd.
191 vgl. Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen,a.a.O., S.71.
192 vgl. Manfred Otto/ Gerhard Wenzke, Punks, Heavys..., a.a.O., S.186.
193 ebd.
194 Die genauen Biographien hat Gunhild Korfes beschrieben in dem Aufsatz "Seitdem habe ich einen dermaßen Haß", in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.47ff.
195 zit. nach: ebd. S.52.
196 zit. nach: ebd. S.55.
197 zit. nach: Kurt Hirsch/ Peter B. Heim: Von links nach rechts, a.a.O., S.88f.
198 Interview mit Pascal H. in: Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller: Rechtsextremismus in der DDR, a.a.O., S.24f.
199 Peter Ködderitzsch/ Leo A. Müller: a.a.O., S.23.
200 vgl. Armin Pfahl-Traughber: Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern, in: Politik und Zeitgeschichte, B 3-4 / 1992, S.11.
201 vgl. Walter Friedrich/ Wilfried Schubarth: Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen, in: Deutschland-Archiv, H10 /1991, S.1052.
202 vgl. Bartholomäus Grill, Auferstanden aus Ruinen - Der Rechtsradikalimus in
Ostdeutschland ist der extreme Ausdruck einer zerstörten Gesellschaft, in: Die Zeit,
203 vgl. ebd. und Doris Metz, Wenn es drauf ankommt, fackel' ich nicht lange, in: Süddeutsche Zeitung, 154/ 1991, S.10.
204 vgl. Walter Friedrich/ Wilfried Schubarth: Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen, a.a.O., S.1060.
205 vgl. Wilhelm Heitmeyer: Immer neue Opfer, in: Die Woche, 24 /1993, S.7.
206 vgl. Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich: Jugendliche in Brandenburg - Signale einer unverstandenen Generation, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 2-3 /1993, S.38.
207 vgl. ebd.
208 vgl. ebd.
209 s. Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.147.
210 Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich: a.a.O., S.38.
211 ebd.
212 Die empirische Studie von Walter Friedrich und Wilfried Schubarth ist erschienen in: Deutschland-Archiv, H10/ 1991, S.1052 ff.
213 ebd. S.1061.
214 Wilfried Schubarth und Harry Müller, Rechtsextremismus und aktuelle von Jugendlichen in den neuen Ländern, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B 38/ 1992, S.16ff.
215 Hierbei handelt es sich um die schon in Kapitel 3 erwähnten Untersuchungen von Wilfried Schubarth und Thomas Schmidt, Sieger der Geschichte, in : Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.17ff.
216 Empirische Studie von Walter Friedrich und Wilfried Schubarth, Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen unter ostdeutschen Jugendlichen, a.a.O., 1052ff.
217 Tabelle entnommen aus: Harry Müller/ Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten in den neuen Bundesländern, a.a.O., S.21.
218 Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg - Signale einer unverstandenen Generation, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 2-3/ 1993, S.40.
219 ebd., S.41.
220 Die Umfrage wurde veröffentlicht in: Klaus Farin/ Eberhard Seidel-Pielen, Rechtsruck- Rassismus im neuen Deutschland, Berlin 1992, S.22 f.
221 ebd.
222 Detlef Oesterreich, Jugend in der Krise - Ostdeutsche Jugendliche zwischen Apathie und politischer Radikalisierung. Eine Vergleichsuntersuchung Ost- und Westberliner Jugendlicher, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 19/ 1993, S.28. Oesterreich führte seine Untersuchungen an insgesamt zehn Berliner Ost und Westschulen durch und wählte zwei soziale Gruppen, Berufsschüler und Gymnasiasten, aus. Die Untersuchungspopulation umfaßte dabei 1396 Schüler.
223 Peter Förster/ Walter Friedrich, Politische Einstellungen und Grundpositionen
Jugendlicher in Ostdeutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 38/1992, S.10.
224 zit. nach: Klaus Farin/ Eberhard Seidel-Pielen: Rechtsruck, a.a.O., S. 23.
225 vgl. Harry Müller/ Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten..., a.a.O., S.17.
226 Die Untersuchung wurde ebenfalls veröffentlicht in: Klaus Farin/ Eberhard Seidel-Pielen, Rechtsruck, a.a.O., S.22.
227 Tabelle "Einstellungen gegenüber Ausländern" erschienen in: Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.40.
228 Ausländer in Ostdeutschland: "Nach statistischen Angaben lag der Anteil ausländischer Bürger im Herbst 1990 unter einem Prozent der Gesamtbevölkerung (160.000 Ausländer bei 16,4 Millionen Ostdeutschen). Anfang Juli 1990 arbeiteten etwa 85.000 Ausländer auf der Grundlage von Regierungsabkommen. 32.000 ausländische Arbeitnehmer arbeiteten nicht auf dieser Grundlage. 146.000 Ausländer verfügten über eine befristete Aufenthaltsgenehmigung. Von diesen wiederum waren rund 9.000 Studenten, 26.000 Berufsschüler und 110.000 Arbeitnehmer. Etwa 54.000 Ausländer kamen aus Vietnam, 13.400 aus Mocambique, 5.000 aus Kuba, 6.200 aus Polen und 550 aus Angola. Weiterhin lebten Anfang Juli 1990 45.700 ausländische Bürger mit einer ständigen Aufenthaltsgenehmigung aus ostdeutschem Territorium." Die Angaben stammen aus: Neues Deutschland vom 6./7. Oktober 1990, zit. nach: Ines Schmidt, Ausländer in der DDR - Ihre Erfahrungen vor und nach der Wende, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.65.
229 vgl. Harry Müller/ Wilfried Schubarth: Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten..., a.a.O., S.18.
230 vgl. die von Merkens (Institut für Allgemeine und Vergleichende Erziehungs- wissenschaft an der FU Berlin) und dem Zentrum für Europäische Bildungs- forschung in Ostberlin durchgeführte Umfrage unter 12 -bis 16jährigen Jugendlichen in Ost-und Westberlin. Das Ergebnis ist erschienen in: Hajo Funke, Jetzt sind wir dran, a.a.O., S.132.
231 vgl. Detlef Oesterreich, Jugend in der Krise, a.a.O., S.28.
232 Studie des Bundesjugendministeriums, in: Frankfurter Rundschau, 132/ 1993, S.4.
233 Harry Müller/ Wilfried Schubarth: Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten..., a.a.O., S.18.
234 Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.39.
235 ebd., S.40.
236 Zutreffend laut Aussagen beiden Geschlechtes:
- Ausländer raus: 42,3 Prozent
- Die meisten Kriminellen sind Ausländer: 33,1 Prozent
- Die Ausländer haben Schuld an der Arbeitslosigkeit in Deutschland: 39,4 Prozent Quelle: Forschungsbericht Dietrich/Kohlstruck/ Sturzbrecher, in: Peter Dietrich, Dietmar Sturzbrecher, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.39.
237 Harry Müller/ Wilfried Schubarth: Rechtsextremismus und aktuelle Befindlichkeiten..., a.a.O., S.18.
238 Peter Dietrich/ Dietmar Sturzbrecher, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.40.
239 Harry Müller/ Wilfried Schubarth: a.a.O., S.18.
240 Detlef Oesterreich, Jugend in der Krise, a.a.O., S.28.
241 Peter Dietrich/ Dietmar Sturzbrecher, a.a.O., S.39.
242 Harry Müller/ Wilfried Schubarth, a.a.O., S.18.
243 vgl. Detlef Oesterreich, Jugend in der Krise, S.29.
244 Siegfried Jäger, Rassismus. Thesen zur Klärung eines umstrittenen Begriffs, in: Christoph Butterwege/ Horst Isola (Hrsg.), Rechtsextremismus im vereinten Deutschland, a.a.O., S.60.
245 ebd., S.56.
246 Rudolf Leiprecht: Rassismus und Ethnozentrismus bei Jugendlichen, DISS-Text Nr. 19 (Duisburger Institut für Sprach-und Sozialforschung), 2.Auflage, Duisburg 1992, S.12.
247 ebd., S.14.
248 ebd., S.18.
249 Annita Kalpaka/ Nora Räthzel, Wirkungsweisen von Rassismus und Ethnozentrismus, zit. nach: Rudolf Leiprecht, Rassismus und Ethnozentrismus bei Jugendlichen, S.18.
250 vgl. Harry Müller/ Wilfried Schubarth, a.a.O., S.18.
251 vgl. Walter Friedrich/ Wilfried Schubarth: Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen, a.a.O., S.1056f.
252 vgl. Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich: Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.40.
253 ebd. S.39f.
254 vgl. Andreas Borchers: Neue Nazis im Osten, a.a.O., S.51.
255 zit. nach: Hajo Funke: Jetzt sind wir dran, a.a.O., S.135.
256 vgl. Der Spiegel, Ernstes Zeichen an der Wand, 36/ 1992, S.21.
257 Andreas Zick/ Ulrich Wagner, Den Türken geht es besser als uns - Wie Fremde zu Feinden werden, in: Psychologie Heute (Das Bild des Menschen), 20.Jahrgang, 7/1993, S.51.
258 ebd. S.52.
259 Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg,a.a.O., S.40.
260 Wilfried Schubarth/ Ursula Hoffmann-Lange, Nationalistische und rechtsextremistische Orientierungen, in: Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.), Schüler an der Schwelle der deutschen Einheit - Politische und persönliche Orientierungen in Ost und West, Opladen 1992, S.124.
261 ISG Sozialforschung und Gesellschaftspolitik: Ursachen, Umfang und Auswirkungen von Ausländerfeindlichkeit auf dem Gebiet der ehemaligen DDR und Möglichkeiten ihrer Überwindung, Köln 1991, zit. nach: Armin Pfahl-Traughber, Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern,a.a.O., S.20.
262 Wiebke wurde schon in Kapitel 2 erwähnt.
263 vgl. Der Spiegel, Lieber Sterben als nach Sachsen, 40/ 1991, S.31.
264 Anne wurde ebenfalls schon in Kapitel 2 erwähnt.
265 zit. nach: Doris Metz, Wenn es drauf ankommt, fackel' ich nicht lange, a.a.O., S.10.
266 ebd.
267 zit. nach Andreas Borchers: Neue Nazis im Osten, a.a.O., S.50.
268 vgl. Hajo Funke: Jetzt sind wir dran, a.a.O., S.138.
269 Harry Müller/ Wilfried Schubarth: a.a.O., S.19.
270 vgl. Cordt Schnibben, Der neue kalte Krieg - Eine Reise durch die Ostzone, in: Der Spiegel, 20/ 1993, S.160.
271 Harry Müller/ Wilfried Schubarth: a.a.O., S.19.
272 vgl. Ursula Hoffmann-Lange/ Martina Gille/ Helmut Schneider, Das Verhältnis von Jugend und Politik in Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B19/ 1993, S.10.
273 vgl. Wolfgang Kühnel, Orientierungen im politischen Handlungsraum, in: Jugendwerk der Deutschen Shell, Band 2, a.a.O., S.70.
274 Detlef Oesterreich, Jugend in der Krise, a.a.O., S.23.
275 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitungsform des Umbruchs?, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.79.
276 vgl. Hajo Funke: Jetzt sind wir dran, a.a.O., S.143.
277 Wilhelm Heitmeyer, Die Widerspiegelung von Modernisierungsrückständen im Rechtsextremismus, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S. 101.
278 vgl. ebd.
279 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitungsform des Umbruchs? a.a.O., S. 79.
280 vgl. Kurt Hirsch/ Peter B. Heim: Von links nach rechts, a.a.O, S.87.
281 Der Spiegel, Ernstes Zeichen an der Wand, 36/ 1992, S.21.
282 zit. nach: Heiko Gebhardt/ Uli Hauser, Jugendliche in Rostock: "Wir sind euch doch scheißegal", in: Un-Heil über Deutschland, a.a.O., S.72.
283 vgl. Walter Friedrich/ Wilfried Schubarth, Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen - Eine empirische Studie, a.a.O., S.1064.
284 Hans-Joachim Maaz, Gewalt in Deutschland - Eine psychologische Analyse, a.a.O., S.31.
285 vgl. Claus Leggewie, "Asylanten und so'n Rotz" - Xenophobie und extremer
Nationalismus in Ostdeutschland, in: Sozialwissenschaftliche Information, 4/ 1991, S.249.
286 Wilfried Schubarth/ Ursula Lange-Hoffmann, Nationalistische und rechtsextremistische Orientierungen, a.a.O., S.126
287 reflektiert man die jüngste Vergangenheit in Westdeutschland, so zeigt sich, daß gerade nach dem Brandanschlag von Solingen verstärkt gewalttätige Aktionen gegen Türken verübt wurden. Auch die progromartigen Überfälle auf das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen zogen eine Welle der Gewalt hinter sich her.
288 Peter Förster/ Walter Friedrich, Politische Grundpositionen Jugendlicher in Ostdeutschland, a.a.O., S.8.
289 ebd.
290 vgl. hierzu Julian S. Bielicki: Der Rechtsextreme Gewalttäter - Eine Psychoanalyse, Hamburg 1993. Daraus folgende Kapitel: "Der rechtsextreme Gewalttäter als gewissenloser, triebhafter Mensch" S.19ff. und "Die Persönlichkeitsstörungen rechtsextremer Gewalttäter" S.63ff. sowie Hans-Peter Nolting: Lernfall Aggression, Reinbek bei Hamburg 1992. Daraus folgendes Kapitel: Sündenbock-Phänomene, S.165ff.
291 vgl. Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.35.
292 vgl. Statistische Mitteilungen des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg, Berlin 1992, entnommen aus: Ditmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, a.a.O., S.35.
293 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitungsform des Umbruchs, a.a.O., S.80.
294 Die genannten Zahlen stammen aus: Elisabeth M. Krekel-Eiben/ Joachim G.Ulrich, Berufschancen von Jugendlichen in den neuen Ländern, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 19/ 1993, S.17.
295 ebd.
296 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 175/ 1993, S.35.
297 Frankfurter Rundschau, 190/ 1993, S.1.
298 Im Gegensatz zum Westen. Hier standen im Juli 1993 noch ca. 233.000 Lehrstellen für nur 110.000 Bewerber zur Verfügung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 175/ 1993, S.35.
299 vgl. Karl F. Schumann, Nur jeder zehnte rechte Gewalttäter ist arbeitslos, in: Frankfurter Rundschau - Dokumentation, 149/ 1993, S.10.
300 Gisela Friedrichsen, Sie sind nicht anders, in: Der Spiegel 25/ 1993, S.72.
301 ebd.
302 vgl. Rolf Schneider, Die rechten im Osten, in: Un-Heil über Deutschland, a.a.O., S.139.
303 Wilhelm Heitmeyer, Die Widerspiegelung von Modernisierungsrückständen im Rechtsextremismus, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.109.
304 Ulrich Meyer: Generation auf gepackten Koffern. Erste Ergebnisse einer Befragung von Auszubildenden in ostdeutschen Städten, DJI-Bullentin Oktober 1991, zit. nach: Wilhelm Heitmeyer, Die Widerspiegelung von Modernisierungsrückständen im Rechtsextremismus, a.a.O., S.109.
305 Wilhelm Heitmeyer, Die Widerspiegelung von Modernisierungsrückständen im Rechtsextremismus, a.a.O., S.109.
306 vgl. Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.41.
307 vgl. Klaus Farin/ Eberhard Seidel-Pielen, Krieg in den Städten, a.a.O., S.59.
308 s. Erziehung und Wissenschaft: "Es gibt die großen Werte nicht mehr", 10/ 1992, S.7.
309 Der Spiegel, Ernstes Zeichen an der Wand, 36/ 1992, S.23.
310 Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.42.
311 ebd.
312 zit. nach: Der Spiegel, Party bis zum Einsargen, 24/ 1993, S.21.
313 Klaus Farin/ Eberhard Seidel-Pielen: Krieg in den Städten, a.a.O., S.58.
314 Robert Misik, Jugendszene in Deutschland - Wohin reicht der rechte Rand? in: Die
315 vgl. Der Spiegel, Hingehen und zuhören, 2/ 1993, S.37.
316 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitungsform des Umbruchs, a.a.O., S.79.
317 zit. nach: Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.42.
318 Der Spiegel, Party bis zum Einsargen, 24/ 1993, S.20.
319 Das Interview mit Christine Günther führte Karl-Heinz Heinemann. Erschienen in dem Aufsatz "Ihr wollt nicht wissen, wer wir sind - also wundert Euch nicht, wie wir sind " von Karl-Heinz Heinemann, in: Ders./ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.130.
320 Micha Brumlik, zit. nach: Der Spiegel, Die heimlichen Rädelsführer, 27/ 1993, S.79.
321 vgl. Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, a.a.O., S.42.
322 Michael Naumann, Von der Victoryhand zum Hitlergruß. Beobachtungen zu Rechtsradikalen in Leipzig, in: Sozialwissenschaftliche Information, 4/ 1991, S.244.
323 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitungsform des Umbruchs? a.a.O., S. 79.
324 ebd. S.79f.
325 vgl. Peter Förster/ Walter Friedrich, Politische Grundpositionen Jugendlicher in Ostdeutschland, a.a.O., S.11.
326 Ursula Hoffmann-Lange/ Martina Gille/ Helmut Schneider, Das Verhältnis von Jugend und Politik in Deutschland, a.a.O., S.7.
327 Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitungsform des Umbruchs? a.a.O., S. 82.
328 Peter Förster/ Walter Friedrich, Politische Grundpositionen Jugendlicher in Ostdeutschland, a.a.O., S.11.
329 ebd., S.12.
330 ebd., S.12.
331 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitung des Umbruchs? a.a.O., S.82.
332 vgl. Walter Friedrich/ Wilfried Schubarth, Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen, a.a.O., S.1064.
333 Cordt Schnibben, Der neue kalte Krieg - Eine Reise durch die Ostzone, in: Der Spiegel, 20/ 1993, S.158f.
334 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitung des Umbruchs? a.a.O., S.78.
335 vgl. Wolfgang Thierse, Von den Ursachen rechtsextremer Jugendgewalt in
Ostdeutschland, in: Hubertus Heil/ Muzaffer Perik/ Peter-Ulrich Wendt (Hrsg)., Jugend und Gewalt, a.a.O., S.33.
336 Wilhelm Heitmeyer, Die Widerspiegelung von Modernisierungsrückständen im Rechtsextremismus, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.102.
337 ebd.
338 Wilhelm Heitmeyer, Die Widerspiegelung von Modernisierungsrückständen im Rechtsexremismus, a.a.O., S.102.
339 Claus Leggewie, "Asylanten und so'n Rotz, a.a.O., S.248.
340 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitungsform des Umbruchs, a.a.O., S.95.
341 vgl. Klaus Ness, Alles nur "Einzeltäter und verwirrte Jugendliche"? - Rechte Jugendszene, organisierter Neonazismus in Ostdeutschland, in: Hubertus Heil/ Muzaffer Perik/ Peter-Ulrich Wendt (Hrsg.), Jugend und Gewalt, a.a.O., S.52.
342 vgl. Wilfried Schubarth, Rechtsextremismus - eine subjektive Verarbeitungsform des Umbruchs, a.a.O., S.95.
343 Wolfgang Thierse, Von den Ursachen rechtsextremer Jugendgewalt, a.a.O., S.33.
344 ebd., S.34.
345 vgl. Klaus Farin/ Eberhard Seidel-Pielen: Krieg in den Städten, a.a.O., S.59.
346 Spiegel-Interview mit dem Chef der Hamburger Verfassungsbehörde, Ernst Uhrlau, über Gewalt von rechts, "Anfang der Todesspur", 38/ 1992, S.30.
347 Der Spiegel, Party bis zum Einsargen, 24/ 1993, S.21.
348 Walter Friedrich/ Wilfried Schubarth, Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen - Eine empirische Studie, a.a.O., S.1063.
349 Walter Friedrich/ Wilfried Schubarth, Ausländerfeindliche und rechtsextreme Orientierungen bei ostdeutschen Jugendlichen, Eine empirische Studie, a.a.O., S.1063.
350 ebd., S.1064.
351 Wilhelm Heitmeyer, Die Widerspiegelung von Modernisierungsrückständen im Rechtsextremismus, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.104.
352 Wilhelm Heitmeyer, Einig Vaterland - einig Rechtsextremismus? Sortierungsüberlegungen zu unübersichtlichen Rechtsextremismuspotentialen im vereinten Deutschland, in: Christoph Butterwege/ Horst Isoal (Hrsg.), Rechtsextremismus im vereinten Deutschland, a.a.O., S.135.
353 Wilhelm Heitmeyer, Die Wiederspiegelung von Modernisierungsrückständen im Rechtsextremismus, a.a.O., S.105.
354 Bernd Siegler: Auferstanden aus Ruinen, a.a.O., S.160.
355 ebd., S.161.
356 Armin Pfahl-Traughber, Nur Modernisierungsopfer, a.a.O., S.336.
357 ebd.
358 Armin Pfahl-Traughber, Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern, a.a.O., S.19.
359 Claus Leggewie, "Asylanten und so'nen Rotz" - Xenophobie und extremer Nationalismus in Ostdeutschland, a.a.O., S.247.
360 Claus Leggewie: Druck von rechts - Wohin treibt die Bundesrepublik, München 1993, S.65.
361 ebd., S.63.
362 ebd., S.68.
363 Frank Drieschner, Gestiefelte Schwäche, in: Die Zeit, 32/ 1993, S.51.
364 Detlef Oesterreich, Jugend in der Krise, a.a.O., S.31.
365 Dietmar Sturzbrecher/ Peter Dietrich, Jugendliche in Brandenburg, a.a.O., S.43.
366 Hans-Joachim Maaz, Sozialpsychologische Ursachen von Rechtsextremismus - Erfahrungen eines Psychoanalytikers, in: Karl-Heinz Heinemann/ Wilfried Schubarth (Hrsg.), Der antifaschistische Staat entläßt seine Kinder, a.a.O., S.123.
367 Hans-Joachim Maaz, Gewalt in Deutschland - Eine psychologische Analyse, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 2-3/ 1993, S.30.
368 Wolfgang Thierse, Von den Ursachen rechtsextremer Jugendgewalt in Ostdeutschland, a.a.O., S.35.
369 vgl. Armin Pfahl-Traughber, Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern, a.a.O., S.18.
370 vgl. Thomas Assheuer/ Hans Sarkowicz: Rechtsradikale in Deutschland - Die alte und die neue Rechte, a.a.O., S.213.
371 ebd., S.213f.
372 Helmut Dahner, Deutschland im Herbst 1992, in: Oliver Geslik (Hrsg.), Heilige Kühe, Darmstadt 1993, S.23.
- Arbeit zitieren
- Michael Neeb (Autor:in), 1993, Rechtsextreme Orientierungen unter Jugendlichen in Ostdeutschland - Ein Erbe der DDR-Erziehung oder Ergebnis veränderter Lebensverhältnisse nach der Wiedervereinigung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101488
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