Risk Management


Seminararbeit, 2001

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Wesen des Risk Management
2.1 Begriffsabgrenzung
2.2 Zieldefinition

3 Prozeß des Risk Management
3.1 Risikoanalyse
3.1.1 Betriebsrisiken
3.1.2 Geschäftsrisiken
3.2 Risikoquantifizierung
3.2.1 Value at Risk
3.2.2 Risikoadjustierte Performancemaße
3.3 Risikosteuerung
3.3.1 Risikovorsorge
3.3.2 Risikovermeidung
3.3.3 Risikoreduzierung
3.3.4 Risikokompensation
3.4 Risikokontrolle

4 Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Bedingt durch zunehmende Internationalisierung, Entstehung immer größerer Institute sowie wachsende Komplexität und Dynamik der Kapitalmärkte durchläuft das Bankwesen gegenwärtig eine Phase massiver Umbrüche. Nicht selten ist es bisher vorgekommen, dass Banken, getrieben von steigendem Wettbewerbsdruck, die Grenzen ihrer Risikoabsorbtionsfähigkeit überschritten haben. Genannt seien hier beispielhaft die ruinösen Verluste der britischen Barings Bank im Jahr 1995. Die Fähigkeit, Risiken zu handhaben, wurde folglich immer zentraler für das Überleben und den Erfolg von Kreditinstituten. Die Aussage von Thomas R. Fischer, Vorstandsmitglied der Deutsche Bank AG, ist in diesem Zusammenhang von weitreichender Bedeutung für die gesamte Finanzindustrie: ,,Eine der Kernkompetenzen von Finanzinstituten muß das Management der ... Risiken sein."1 Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen dieser Arbeit gezeigt werden, wie modernes Management banktypischer Risiken grundsätzlich funktioniert sowie welche Zukunftsperspektiven und Entwicklungen insbesondere für den Bereich Risikomessung und - steuerung von Bedeutung sind. Dazu wird zunächst das Risk Management begrifflich abgegrenzt und auf seine Zielsetzung eingegangen. Anschließend geht es darum, anhand eines Phasenmodells die Vorgehensweise sowie Maßnahmen, Methoden und Instrumente zur Handhabung banktypischer Risikoarten vorzustellen.

2 Wesen des Risk Management

2.1 Begriffsabgrenzung

Den Begriff ,,Risiko" versteht man grundsätzlich als die Möglichkeit einer Abweichung der tatsächlichen Konsequenzen einer Entscheidung von den geplanten Konsequenzen, wobei die Diskrepanz positiv oder negativ sein kann.2 Im folgenden - und wie auch in der Praxis üblich - wird das Risiko definiert als die in einem unzureichenden Informationsstand begründete Gefahr einer negativen Abweichung des tatsächlichen Ergebniswertes vom erwarteten Ergebniswert.3 Zur Definition von Risk Management kann der klassische Managementbegriff zugrunde gelegt werden. Unter der Prämisse, dass Risiken als Managementobjekte angesehen werden, umfasst das Risikomanagement deren Analyse, Planung, Steuerung und Kontrolle. Somit wird das Risk Management als eine Dimension der Unternehmungspolitik einer Bank verstanden und beinhaltet sämtliche risikobezogenen Überlegungen und Handlungen4.

2.2 Zieldefinition

Es wird angenommen, dass sich das Bankmanagement risikoavers verhält, was bedeutet, dass es nur dann ein höheres Risiko eingeht, wenn dabei höhere Erträge zu erwarten sind.5 Ziel des Risk Management soll deshalb sein, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen sowie geeignete Instrumente und Methoden einzusetzen, um den Erfolg der Bank sowie deren Risikosituation positiv zu beeinflussen.6 Aufgrund bankaufsichtlicher Regelungen ist das Bankmanagement bereits verpflichtet, einzelne Risiken überwiegend in Bezug auf das haftende Eigenkapital zu limitieren. Da diese Vorschriften aber nicht ausreichen, um die Risiken im Bankgeschäft gänzlich zu beherrschen, ist es Aufgabe des Risk Management, ein aktives und situationsbezogenes Risikomanagement zur Begrenzung von Inkongruenzen im Zins-, Währungs- und Liquiditätsbereich sowie zur Verbesserung der Risikoverteilung und - diversifikation zu betreiben.7

3 Prozeß des Risk Management

Risikomanagement wird als Prozeß definiert und kann gemäß Schierenbeck8 in die Phasen Risikoanalyse, -quantifizierung, -steuerung und -kontrolle untergliedert werden. Im folgenden werden die Stufen dieses Phasenmodells im einzelnen dargestellt.

3.1 Risikoanalyse

Mit der anfänglichen Identifikation der einzelnen Risikokategorien geht einher, dass aufgrund vorhandener Informationen beurteilt wird, welche Risiken messbar sind, auf welche Risiken der Schwerpunkt gelegt wird und welche Risiken u.U. vernachlässigt werden können.9 Nach Hagenmüller10 können die Risiken einer Bank nach ihrem Entstehungsort unterschieden werden. So unterteilt der Autor nach Risiken, welche im Betriebsbereich auftreten, und solchen, welche im Geschäftsbereich der Bank ihren Niederschlag finden. Daraus folgt die Unterscheidung in Betriebs- und Geschäftsrisiken.

3.1.1 Betriebsrisiken

Betriebsrisiken können personelle, sachlich-technische und ablaufstrukturelle Gründe haben oder aus kriminellen Handlungen und höherer Gewalt resultieren.11 Sie werden als kaum quantifizierbare Risikokategorie betrachtet und entziehen sich damit weitgehend den bisher entwickelten Methoden zur Risikomessung sowie einer laufenden Risikosteuerung und - kontrolle.12 Ausfälle von Computersystemen, fehlende Kontrolle, die den Anreiz für betrügerisches Handeln erhöht sowie ungenügende Mitarbeiterausbildung können jedoch hohe Kosten verursachen und stellen somit ein nicht zu unterschätzendes Risikopotenzial dar.13 Wie auch das Baseler Komitee für Bankenaufsicht feststellte, wird deshalb zukünftig eine präzisere Quantifizierung und Steuerung der Betriebsrisiken angestrebt werden müssen.14

3.1.2 Geschäftsrisiken

Die wesentlichen Risiken, die aufgrund der eigentlichen Geschäftstätigkeit von Kreditinstituten auftreten, werden unterteilt in Liquiditäts- und Erfolgsrisiken.

Das Liquiditätsrisiko der Kreditinstitute ist dadurch charakterisiert, dass die jederzeitige Zahlungsbereitschaft nicht aufrechterhalten werden kann.15 Dieser Sachverhalt kann zum einen die unmittelbare Folge eingetretener Erfolgsrisiken sein, oder in Form von Refinanzierungs-, Termin- oder Abrufrisiko originär entstehen. Das Refinanzierungsrisiko resultiert aus der Tatsache, dass Anschlussfinanzierungen liquiditätsmäßig nicht sichergestellt werden können. Das Terminrisiko dagegen ist die Folge einer unplanmäßigen Verlängerung der Kapitalbindungsdauer von Aktivgeschäften und das Abrufrisiko besteht in der Gefahr, dass Kreditzusagen unerwartet in Anspruch genommen bzw. Einlagen plötzlich abgerufen werden.16 Zur Steuerung des Liquiditätsrisikos bietet sich u.a. die Aufstellung eines Finanzplans17 an, welcher jedoch aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit nicht dargestellt wird.

Banktypische Erfolgsrisiken werden unterschieden in Preis- und Ausfallrisiken18 und wirken sich, wenn sie schlagend werden, negativ auf das Bankergebnis aus.19 Preisrisiken, welche auch als Markt(preis)risiken bezeichnet werden, resultieren aus der Gefahr negativer Entwicklungen an den Finanzmärkten und führen zu Zinsänderungs-, Währungs- und Aktienkursrisiken.20 Das Zinsänderungsrisiko bezeichnet die Gefahr, dass die tatsächliche Zinsspanne aufgrund von Marktzinsänderungen von der erwarteten Zinsspanne abweicht. Währungsrisiken entstehen dadurch, dass bei offenen Fremdwährungspositionen aufgrund von Währungsparitätsänderungen entweder geringere Einzahlungen aus Fremdwährungsforderungen eintreffen oder höhere Auszahlungen für Fremdwährungsverpflichtungen geleistet werden müssen. Aktienkursrisiken entstehen dadurch, dass der Wert einer Aktienposition aufgrund von Kursschwankungen negativ vom ursprünglich definierten Erfolgsziel abweicht.21

Ausfallrisiken lassen sich in die Dimensionen Bonitätsrisiko und Länderrisiko unterteilen und sind dadurch charakterisiert, dass die Gegenpartei den Bankforderungen nicht nachkommt. In Bezug auf das Länderrisiko kann sich dies in der Gefahr begründen, dass grenzüberschreitende Zahlungen aufgrund von Transferschwierigkeiten durch hoheitliche Maßnahmen des ausländischen Staates nicht erfolgen können.22 Bonitätsrisiken sind von der Zahlungsfähigkeit bzw. Zahlungswilligkeit des Schuldners abhängig und können zu einem totalen oder teilweisen Ausfall von Zins- und Tilgungsleistungen führen.23

Angesichts der herausragenden Bedeutung des Kreditgeschäfts im bankbetrieblichen Leistungsspektrum sowie der Tatsache, dass ein Großteil des Ertrages von Banken im zinstragenden Geschäft erwirtschaftet wird, werden die Erfolgsrisiken als die sog. Hauptrisikokategorien24 betrachtet. Wie sich auch in den weiteren Ausführungen dieser Arbeit zeigen wird, wurde deshalb in Wissenschaft und Praxis bisher im Bereich der Entwicklung von Risikomessungs- und Risikosteuerungsmethoden der Fokus auf Erfolgsrisiken gelegt.

3.2 Risikoquantifizierung

Voraussetzung für ein effizientes Risk Management ist eine umfassende Risikomessung, die das Risiko nicht nur mechanisch quantifiziert, sondern auch auf Ursachen der Risikoentstehung und Wirkungsweise der einzelnen Faktoren eingeht.25 Die Phase der Risikoquantifizierung beinhaltet die Auswahl geeigneter Messverfahren, die Bestimmung der Betrachtungsperiode sowie die Aufstellung von Prognosen und möglicher Szenarien der einzelnen risikoverursachenden Indikatoren.26 Wissenschaft und Praxis sind damit beschäftigt, immer komplexere Meßmethoden mit Hilfe von finanzmarkttheoretischen Erkenntnissen und statistischen Verfahren zu entwickeln. Nachfolgend sollen in diesem Zusammenhang der Value at Risk sowie die RAROC-Kennziffer exemplarisch vorgestellt werden. Beides sind Konzepte, die derzeit in der wissenschaftlichen und praktischen Diskussion eine zentrale Rolle spielen und somit eine Schwerpunktsetzung rechtfertigen.

3.2.1 Value at Risk

,,VaR gibt den höchstmöglichen finanziellen Verlust über einen gegebenen Zeithorizont auf der Basis eines gegebenen Konfidenzniveaus an."27 Zur Berechnung des VaR ist es notwendig, ein Konfidenzniveau auszuwählen, welches festlegt, mit welcher Wahrscheinlichkeit der berechnete VaR nicht überschritten wird. Mit der Wahl eines Betrachtungszeitraums entscheidet man sich für eine bestimmte zukünftige Periode. Desweiteren bedarf es einer sog. Stützperiode, über die die historischen Verteilungsparameter geschätzt werden und schließlich wird eine statistische Verteilung zur Schätzung des Verlustrisikos herangezogen.28 Nachdem diese Festlegungen getroffen wurden, kann der VaR auf Basis alternativer Verfahren, die die Höhe des VaR-Wertes beeinflussen, berechnet werden. Dabei handelt es sich um die Historische Simulation, den Varianz-Kovarianz-Ansatz sowie der Monte-Carlo-Simulation.29 Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, werden in diesem Zusammenhang die einzelnen Ansätze und Rechenmethoden nicht eingehender diskutiert. Es ist jedoch für die Banken von zentraler Bedeutung, sich mit den unterschiedlichen Berechnungsmöglichkeiten zu beschäftigen, weil damit die internen und aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalanforderungen verknüpft sind.30

Der VaR ist eine Möglichkeit, Risiken in unterschiedlichen Bereichen einer Bank einheitlich zu messen. Die Bankenaufsicht hat mit ihrer Erlaubnis im Zuge der Neufassung des Grundsatzes I des BAKred, den VaR als Risikomaß zunächst für Marktpreisrisiken zu verwenden, eine einheitliche Risikomessung in Bankinstituten gefördert.31 Obwohl bisher der Fokus bei der Risikoquantifizierung auf den Marktpreisrisiken lag, lässt sich ein VaR auch für Kreditausfallrisiken sowie für sonstige betriebliche Risiken berechnen.32 Erste Lösungsansätze im Kreditbereich bietet dazu bspw. das von J.P. Morgan entwickelte System CreditMetricsTM oder Credit Risk+ von Credit Suisse.33

3.2.2 Risikoadjustierte Performancemaße

Das Interesse von Banken besteht grundsätzlich darin, zur Steigerung des Unternehmenswertes das vorhandene Kapital unter Berücksichtigung der Risiken zu den ertragsreichsten Geschäften zu lenken. Zu diesem Zweck wurden risikoadjustierte Performancemaße, wie z.B. die von Bankers Trust propagierten Indizes RORAC (return on risk adjusted capital) und RAROCTM (risk adjusted return on capital), entwickelt, um damit Risiko und Ertrag in Beziehung setzen zu können.34 Bei der Berechnung des RORAC wird der Überschuß im Zähler auf ein zumeist nach dem VaR-Konzept berechnetes Risikokapital im Nenner bezogen.35 Risikokapital setzt sich u.a. zusammen aus externen Haftungszusagen, Eigenkapital und Ergänzungskapital und steht zur Unterlegung risikobehafteter Geschäfte zur Verfügung.36

Mit Hilfe dieser berechneten risikoadjustierten Verzinsung können einzelne risikobehaftete Bankgeschäfte hinsichtlich ihrer Vorteilhaftigkeit verglichen werden.37 Doch die RORAC- Kennziffer eignet sich nicht nur zur Beurteilung der Risikosituation bei Einzelgeschäften, sondern kann auch zu einer optimalen Allokation des Risikokapitals auf Gesamtbankebene beitragen. Risikokapital wird als knappe Ressource betrachtet und kann anhand der berechneten Ertrags-Risiko-Relationen38 auf die effizientesten Geschäfte und Geschäftsbereich aufgeteilt werden.39

3.3 Risikosteuerung

Im Rahmen des Phasenmodells des Risk Management kommt der Risikosteuerung eine bedeutende Aufgabe zu, da an dieser Stelle die gesamte Risikostruktur eines Kreditinstitutes modelliert wird. Neben der strikten Risikovermeidung kommen als Maßnahmenkomplexe Risikovorsorge, -reduzierung und -kompensation in Frage.40 Mit Hilfe eines umfangreichen Instrumenten-Mix41 ist es Aufgabe der Risikosteuerung, bewusst risikobehaftete Positionen einzugehen oder zu vermeiden, um letztendlich höchstmögliche Erträge für die Bank zu erzielen.42

3.3.1 Risikovorsorge

Im Vergleich zu den nachstehend zu behandelnden risikopolitischen Instrumenten, zählt die Risikovorsorge eher zur passiven Risikosteuerung43, da es sich dabei lediglich um bilanz- und eigenkapitalpolitische Vorsorgemaßnahmen handelt44. Ziel dieser Maßnahmen ist eine ausreichende Risikotragfähigkeit, die dafür sorgt, dass eventuell schlagend werdende Risiken durch das Vorhandensein einer entsprechenden Risikodeckungsmasse aufgefangen werden können. Beispielhaft sind hier die sogenannten Liquiditätsreserven bezüglich den Liquiditätsrisiken sowie die Eigenmittelreserven bezüglich den Erfolgsrisiken zu nennen.45

3.3.2 Risikovermeidung

Im Rahmen der Risikosteuerung muß geklärt werden, ob sich die Bank eine Risikoübernahme in Bezug auf die Risikotragfähigkeit überhaupt leisten kann bzw. ob sich die Übernahme der Risiken im Hinblick auf die zu erwartenden Ertragschancen (vgl. 3.2.2) überhaupt lohnt. Die Beantwortung dieser Fragen kann durchaus dazu führen, dass die Bank sich gegen die Übernahme bestimmter Risikopositionen entscheidet.46 Konkret im Bereich der Ausfallrisiken ist es z.B. vorstellbar, dass in Einzelfällen nach effizienter Kreditwürdigkeitsprüfung gewisse Kreditanträge abgelehnt werden. Grundsätzlich muß jedoch gesagt werden, dass eine generelle Risikovermeidungsstrategie durch Verzicht auf risikobehaftete Geschäfte zwar möglich ist, jedoch für Banken nicht praktikabel erscheint.47 Es ist daran zu erinnern, dass die Risikotransformation eine zentrale Aufgabe der Bank als Finanzintermediär darstellt.48

3.3.3 Risikoreduzierung

Im Rahmen der Risikoreduzierung als Maßnahmenkomplex zur Steuerung von Risiken soll an dieser Stelle der Schwerpunkt auf die Risikodiversifikation gelegt werden. Im Wertpapiergeschäft ist aus der Portfoliotheorie von Markowitz bekannt, dass durch eine geeignete Mischung negativ korrelierter Portfolio-Bestandteile eine Risikoreduzierung bewirkt werden kann.49 Diese Theorie ist auch auf portfolio-orientierte Kreditmodelle anwendbar und bedeutet, dass Korrelationen zwischen Bonitätsänderungen (Ratingklassen) verschiedener Schuldner berücksichtigt werden und so eine optimalen Mischung der Kreditnehmer angestrebt wird.50 Im Endeffekt werden somit höhere Renditen bei gleichem Risiko bzw. gleiche Renditen bei geringerem Risiko erzielt, was damit eine bessere Rendite- Risiko-Relation darstellt.51 Zusätzliche Diversifikationsmöglichkeiten bieten sich durch neuartige Finanzinstrumente wie Kreditderivate oder Verbriefung von Kreditforderungen (Securisation). Damit handelbar gemachte Kreditrisiken können auf andere Marktteilnehmer übertragen werden und es entsteht die Möglichkeit, das Portfoliorisiko gezielt zu beeinflussen.52

3.3.4 Risikokompensation

Charakteristisch für risikokompensierende Maßnahmen ist, dass zu einer offenen risikobehafteten Position eine Gegenposition aufgebaut wird, deren Wertentwicklung negativ mit der ursprünglichen Position korreliert ist. Eine vollständige Risikokompensation wird als ,,perfect hedge" bezeichnet und ist bei vollständiger negativer Korrelation möglich.53 Die konkrete Kompensation von Risiken erfolgt mit Hilfe derivativer Finanzinstrumente. Zur Steuerung von Preisrisiken werden u.a. Forward- und Futures-Kontrakte sowie Optionen eingesetzt. Zur Beseitigung des Bonitätsrisikos bieten sich Garantien, Bürgschaften sowie Kreditversicherungen an.54 Mit Hilfe derivativer Instrumente erhöht sich die Marktliquidität und zugleich werden Kosten des Risikotransfers gesenkt, was sich insgesamt positiv auf die Bereitschaft, Risiken zu übernehmen auswirkt.55

3.4 Risikokontrolle

Aufgabe der abschließenden und regelmäßig durchzuführenden Risikokontrolle ist es, die eingesetzten Meßinstrumente und Sterungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Effizienz zu überprüfen.56 Dies kann in Form einer Soll-/Ist-Abweichungsanalyse erfolgen, wozu eine Darstellung der Gesamtrisikosituation einer Bank gehört.57 Sofern Abweichungen der tatsächlichen von der geplanten Risikosituation festgestellt werden, ist es notwendig, diese hinsichtlich ihrer Ursachen zu untersuchen und daraufhin wirksame Gegensteuerungsmaßnahmen zu entwickeln.58 Ebenso sollen während des Betrachtungszeitraums eingetretene Datenveränderungen identifiziert werden, um sie in der Folgeperiode in den Prozeß des Risk Management einfließen lassen zu können.59

4 Ausblick

Es ist festzustellen, dass das Risikomanagement in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat und sich einen zentralen Platz im Bankmanagement erarbeitet hat. Die Zukunft des Risk Management wird von der Anforderung geprägt sein, die einzelnen Risikokategorien nicht einfach nur separat zu betrachten, sondern Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Risiken zu analysieren. Dazu reicht es nicht aus, Markt- und Kreditrisiken miteinander zu verbinden, sondern es müssen auch andere, bisher vernachlässigte Risikoarten wie z.B. Betriebsrisiken, in ein integriertes Risikomanagementsystem einbezogen werden. Diese Berücksichtigung von Interdependenzen ist der Schlüssel zur Quantifizierung des Gesamtrisikos einer Bank. Eine wirklichkeitsnähere und marktgerechtere Erfassung der Einzelrisikokomponenten und deren Korrelationen sowie erhebliche Informationsgewinne könnten damit verwirklicht werden.

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[...]


[1] Fischer (2000), S. 108.

[2] Vgl. Büschgen (1993), S. 735.

[3] Vgl. Schierenbeck (1997), S. 14.

[4] Vgl. Büschgen (1993), S. 743f.

[5] Vgl. Bauer (1995), Sp. 1657.

[6] Vgl. Kilgus (1994), S. 66.

[7] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 503ff.

[8] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 509ff.

[9] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 510ff.

[10] Vgl. Hagenmüller/Diepen (1993), S. 850ff.

[11] Vgl. Büschgen (1993), S. 740.

[12] Vgl. Ensberg/Früh (2000), S. 239.

[13] Vgl. Spahr (2000), S. 445.

[14] Vgl. Deutsche Bundesbank (1998), S. 77.

[15] Vgl. Hagenmüller/Diepen (1993), S. 851.

[16] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 715f.

[17] Vgl. hierzu ausführlich Gerke/Bank (1998), S. 410ff.

[18] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 511.

[19] Vgl. Büschgen (1993), S. 798.

[20] Vgl. Schierenbeck (1997), S.6.

[21] Vgl. Schierenbeck (1997), S. 63ff.

[22] Vgl. Schierenbeck (1997), S. 213.

[23] Vgl. Göppl/Schlag (1995), Sp. 1669.

[24] Vgl. Kilgus (1994), S.68.

[25] Vgl. Bauer (1995), Sp. 1665.

[26] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 513.

[27] Gerke/Bank (1998), S. 479.

[28] Vgl. Gerke/Bank (1998), S. 479ff.

[29] Vgl. Hartmann-Wendels/Pfingsten/Weber (2000), S. 559ff.

[30] Vgl. Hartmann-Wendels/Pfingsten/Weber (2000), S. 562f.

[31] Vgl. Deutsche Bundesbank (1998), S.69ff.

[32] Vgl. Schierenbeck (1997), S. 55.

[33] Vgl. Cramer (1999), S. 1307.

[34] Vgl. Deutsche Bundesbank (1998), S. 70.

[35] Vgl. Hartmann-Wendels/Pfingsten/Weber (2000), S. 554 ff.

[36] Vgl. Anders (2000), S. 317.

[37] Vgl. Gerke/Bank (1998), S. 173.

[38] Schierenbeck (1997), S. 54.

[39] Vgl. Anders (2000), S. 317.

[40] Vgl. Büschgen (1993), S. 799.

[41] Kilgus (1994), S. 38.

[42] Vgl. Beck/Mende/Stechmeyer-Emden (2000), S. 438.

[43] Vgl. Büschgen (1993), S. 819.

[44] Vgl. Büschgen (1993), S. 749ff.

[45] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 503ff.

[46] Vgl. Schierenbeck (1997), S. 1ff.

[47] Vgl. Büschgen (1993), S. 873f.

[48] Vgl. hierzu ausführlich Hartmann-Wendels/Pfingsten/Weber, S. 114ff.

[49] Vgl. Dietrich/Krcmar (1999), S. 17ff.

[50] Vgl. Grundke (2000), S. 101f.

[51] Vgl. Rolfes (1999), S. 4

[52] Vgl. Krumnow (1999), S. 14ff.

[53] Vgl. Büschgen (1993), S. 799.

[54] Vgl. Göppl/Schlag (1995), Sp. 1672f.

[55] Vgl. Zwirner (1995), Sp. 565f.

[56] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 514.

[57] Vgl. Hertenstein/Müller (2000), S. 245.

[58] Vgl. Schierenbeck (1994), S. 515.

[59] Vgl. Göppl/Schlag (1995), S. 1670.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Risk Management
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Veranstaltung
Proseminar zum Bank und Börsenwesen
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
16
Katalognummer
V102261
ISBN (eBook)
9783640006489
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Risk, Management, Proseminar, Bank, Börsenwesen
Arbeit zitieren
Gabriele Haslinger (Autor:in), 2001, Risk Management, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102261

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