Praktikumsbericht


Praktikumsbericht / -arbeit, 2001

8 Seiten, Note: 1


Leseprobe


I) Das Montessori - Konzept

Um meinen Praktikumplatz besser zu beschreiben, ist es mir wichtig, die Entstehung und die Arbeitsweise von Montessori - Einrichtungen zu beschreiben.

1. Maria Montessori

Maria Montessori hat im Jahre 1870 in der Nähe von Anacona das Licht der Welt erblickt. Als erste Frau Italiens promovierte sie im Fach Medizin, wenngleich sie erste durch hartes Kämpfen aufgenommen wurde. Bei der Betreuung geistig behinderter Kinder an einer römischen Universitätsklinik stieß sie auf den französischen Arzt Seguin, der ein Erziehungssystem konzipiert hatte, welches vornehmlich auf zur Sinnesarbeit gedachten didaktischen Materialien für Kinder als Entwicklungshilfe, basierte. An diese seine Vorarbeiten knüpfte Montessori an. Ihre Erfolge erregten Aufsehen, die von ihr geförderten Kinder waren sogar normalen Elementarschülern in Orthographie und Schrift überlegen.

„ Während alle die Fortschritte meiner Idioten bewunderten, machte ich mir Gedanken über die Gründe, aus denen glückliche und gesunde Kinder an gewöhnlichen Schulen auf so niedrigem Niveau gehalten wurden.“ Montessori Sie eröffnete ein Kinderhaus in einem römischen Arbeiterviertel, in welchem auch die Bildung und Entwicklung normaler Kinder stattfand und wo die Methode der Vorschulerziehung anschließend Grundlage für die Grundschulerziehung war.

Nach der Erfolgreichen Erprobung des von ihr initiierten Systems, entstanden Ausbildungsprogramme außerhalb jeglicher nationaler Begrenzungen. Im Zuge ihrer Arbeit reist Montessori durch die verschiedensten Staaten des Globus und versucht Einrichtungen wie Kinderhäusern und Schulen durch Ausbildungskurse zu helfen. Erst mit ihrem Tod 1952 findet ihre Tätigkeit selbstverständlicherweise ein Ende.

2. Grundlegendes Konzept

Eines der markantesten Prinzipien diese reformpädagogischen Zweiges ist das Bereitstellen von sogenannten Entwicklungsmaterialien. Durch das mit den Materialien selbständige Arbeiten entwickeln die Kinder ihre intellektuellen, psychischen und motorischen Fähigkeiten. Vor allem in sensiblen Perioden gelingt dies besonders gut.

Um das Material auf die richtige Art einsetzen zu können bedarf es der sogenannten vorbereiteten Umgebung. Diese zu gestalten fällt in den Arbeitsbereich der Lehrperson. Ziel ist eine vollkommen auf das Kind abgestimmte Umwelt zu schaffen um Kreativität nicht nur zu ermöglichen sondern gar zu fördern.

Neben der Beschäftigung mit dem Sinnesmaterial stehen als zweite Aufgabe die „Übungen des täglichen Lebens“ auf der Beschäftigungsliste der Montessori - Pädagogik.

„Die Übung des täglichen Lebens umfassen alle Tätigkeiten, die Kinder fast von Anbeginn ihres Lebens erfahren und beobachten und die zur Selbsterhaltung und Pflege der Person und ihrer Umgebung notwendig sind. Dabei seht nicht das zu erreichende Ziel im Vordergrund, sondern es geht zuerst um das Tun, das Wie der Bewegung und der Handhabung.“

Die Übungen reichen von Zopfflechten über das Händewaschen und Blumen gießen zum Nase putzen. Die eigentliche Handlung ist dabei sekundär, es geht vielmehr darum, sie in den Dienst der inneren Entwicklung des Kindes zu stellen.

Entscheidend dafür wann ein Kind was tut ist jenes Phänomen, das Montessori als sensible Phasen bezeichnete. Montessori fasste die Entdeckung zusammen:

„Es handelt sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter des Lebewesens, auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Lebewesen den Erwerb bestimmter Fähigkeiten zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, nehmen betreffende Empfänglichkeiten wieder ab.“

Ort all dessen ist die Freiarbeit. Sie besteht darin, dass es Kindern erlaubt wird Arbeiten selbständig zu wählen, natürlich innerhalb des Organs „Montessori - Material“ und eines äußeren Rahmens.

3) Montessori - Schule München Großhadern

Ich habe mein Praktikum in der Montessori - Schule in Großhadern in der Klasse 2b bestritten.

a)Fakten

Träger: Aktion Sonnenschein e.v.

Einzugsgebiet: München und Umgebung

Leitung: Helga Voß - Rauter

Schüler. 550 behinderte und nichtbehindert Schüler

Klassen: a-, b-, c- Klassen mit verschiedenen Größen

Besonderheiten: - Schülercafé, für welches jede Woche eine andere Klasse die

Verantwortung hat

- Montessori - Schülerakademie ( Basketball, Tanzen,

Schlagzeug, Italienisch...)

- Integrationsklassen

- Besondere Programme z.b. bei Hyperaktivität

- Therapie

- angeschlossener Hort

- Integrierter Werkunterricht

- Freiarbeit

b) Klasse 2b

Meine Klasse war die Klasse 2b. Unter der Leitung von Carolina Abel werden hier 10 Lernbehinderte Kinder nach dem Montessori - Prinzip Unterricht. Unterstützend sind der Zivildienstleistende Sebastian Uhl, eine wechselnde Praktikantin sowie Fachlehrkräfte in den Fächern Musik, Werken und Sport/Schwimmen. Leider habe ich Carolina bisher noch nicht kenngelernt, wodurch im Tagesablauf bestimmt einige Abweichungen zu normal zustande gekommen sind.

II) Eigene Tätigkeiten

An dieser Stelle möchte ich Aufschluss über meinen Tagesablauf geben. Ich denke jedoch meine Tätigkeiten haben den Rahmen eines Praktikums überschritten.

1) Tagesablauf

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2) Tag in eigener Regie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3) Meine Grenzen

Vor allem zwei Schüler haben mir sehr schnell gezeigt wo meine Grenzen liegen und weshalb man es eine eigene Ausbildung für Lehrer der Sonderpädagogik gibt. Stefan ist hyperaktiv und hatte die ganze Zeit nichts anderes zu tun als herum zu rennen, zu schreien, nicht auf mich zu hören, die anderen abzulenken. Das Ablenken der anderen Schüler war für mich das größte Problem, da ich nnun auch zu ihnen keinen sehr guten Draht mehr hatte und sie nicht mehr auf mich hören wollten. Ich war absolut überfordert und erst als Stefan in eine andere Klasse kam, konnte ich einigermaßen den Unterricht fortsetzen.

Einigermaßen ist eine Einschränkung über die sie sich wundern mögen. Diese kommt zu Stande, da ich auch noch Karin in der Klasse habe. Sie ist auch lernbehindert und hat autistische Züge. Problematisch ist auch ihre Beziehungsfähigkeit. Manchmal kam sie zu mir her und sagte mir wie lieb sie mich habe und Minuten später beschimpfte sie mich wieder als Arschloch. Wenn Karina einer Arbeit nachgeht, ist sie, vorrausgesetzt sie hat mal damit begonnen, nicht mehr aus ihrem Element zu bringen. Ich wollte dann also mit der Klasse in die Pause gehen und sie nicht. Da ich allerdings die einzige Betreuungskraft war, konnte ich auch nicht sagen, dass ich mit ihr im Klassenzimmer bleiben würde und die anderen rausgehen könnten.

Es kostete mich einigen Minuten, einige Beschimpfungen und viel Geduld sie dennoch zum Mitkommen zu überreden.

In diesen beiden Situationen, zumal mir auch Theorien der positiven Verstärkung etc. nicht bekannt waren, absolut überfordert und gestresst (dazu III.3)). Karina war den Rest des Tages in einer anderen Klasse und ich konnte den Unterricht ohne die beiden zu meiner vollen Zufriedenheit fortsetzen.

4) Reflexion

Da Carolina nicht da war, habe ich mit Sebastian alleine unterrichtet. Anfangs waren Montessori-Pädagogik und Lernbehinderung völlig neu für mich, jedoch durch den Schmiss ins kalte Wasser habe ich mich sehr schnell mit der Art des Unterrichtens, den Schwächen der Kinder und dem Unterrichtsstoff vertraut gemacht.

Ich denke es steht vor allem Punkt II.2) im Interesse der Reflexion.

Es ist wichtig zu erwähnen dass ich nicht darauf vorbereit war, diesen Tag selbst zu gestalten und ich auch keine Möglichkeit der Vorbereitung hatte. Carolina und dann auch noch Sebastian waren beide krank.

Leider erfuhr ich hiervon erst gegen 9h, war also schon auf mich selbst gestellt. Da ich dachte es wäre interessant und ein schönes Projekt hatte ich Material fürs Kresse sähen dabei, wobei es mir sehr gut gelang die Kinder zu begeistern und zu Aufmerksamkeit und Konzentration zu erziehen.

Ich merkte jedoch, dass es ohne positive, emotionale Beziehung zu den Schülern sehr schwer war, sie unter Kontrolle zu halten und für meinen Unterricht zu begeistern ( war der 4.Tag in der Klasse 2b).

Die Probleme mit Karina und Stefan nahmen mir kurzzeitig auch allen Mut, als mir Verena am nächsten Tag jedoch etwas Süßes mitbrachte, weil ich so lieb sei, fühlte ich mich schon wieder viel sicherer. Als mein zweiter Tag alleine gut verlief, war ich mit mir selbst sehr zufrieden.

Insgesamt gesehen, denke ich jedoch, dass mir dieser unvorbereitete Tag sehr gut gelungen ist und es eine sehr interessante Erfahrung war.

III. Theorie - Praxis - Bezug

Zur Erklärung möchte ich hier noch einen ausführlichen Theorie - Praxis -Bezug einfließen lassen.

1) Veranschaulichung der Lerntheorie nach Bandura

Als Beobachter fungiert hier Verena und als Modell ich selbst beim Window-colour malen. Zwischen uns fand soziale Interaktion und Kommunikation statt.

Verena beobachte mich aufmerksam als ich ein Bild malte

(Aufmerksamkeitsprozess). Ihr Imitationsverhalten wird durch ihr Alter begünstigt, da Kinder prinzipiell leichter lernen als Erwachsene.

Merkmale wie dass ich sie bestrafen kann, gut malen kann, wir beide einem Geschlecht angehören begünstigten ihre Aufmerksamkeit.

Zu den Behaltensprozessen gehört, dass Verena schon öfter die Möglichkeit hatte mich beim Malen zu beobachten.

Durch das Sehen wie ich male und meine Anweisung ( Kodierungen) konnte sie das Wahrgenommene in schon bestehende Strukturen einordnen und im Gedächtnis speichern.

Im Reproduktionsprozess kann Verena ihr gespeichertes Verhalten in Handlungen umsetzen. Sie wird hierbei aus ihrem Selbst gesteuert. Es war zu sehen wie sie sich selbst korrigiert wenn sie daneben malte. Ihre feinmotorischen Fähigkeiten sind ausgeprägt, sie kann Farben erkennen und auswählen. Je länger sie malte desto besser wurde sie. Die Farbe kam nicht mehr in großen Klecksen aus der Tube und sie malte nicht mehr sehr häufig daneben. Ich denke diese Fortschritte hat sie durch korrigierende Wiederholung erzielt.

Verstärkt wurde Verena durch mein Lob, dadurch dass ich Stefanie für ihre Malerei gelobt haben sowie durch sich selbst: sie sah ihre Erfolge und freute sich darüber. Die Verstärkungen zählen zu den Motivationsprozesse.

Verena traute sich zu dass sie ein schönes Fensterbild malen kann und hatte die positiver Ergebniserwartung der Anerkennung.

2) Bedeutung der Beziehung in der Erziehung

Vor allem als ich die Klasse alleine unterrichtete, wünschte ich mir eine bessere emotionale Beziehung.

Ohne ein pädagogisches Verhältnis zwischen mir und den Schülern ist Beeinflussung nicht möglich.

Ich hatte zwar Wertschätzung und Verständnis für die Kinder, doch ich denke sie waren sich dessen noch nicht sicher.

Ich versuchte trotzdem den Schülern Geltung zu schenken, freundlich und

nachsichtig zu sein sowie ihnen beizustehen und sie zu beschützen. Ich denke jedoch, dass es schwer sein muss alles diese nach so kurzer Zeit zu schätzen. Es dauert auch einige Zeit eine Beziehung zu formen.

Ich vermute, dass die Kinder besser auf mich hören werden wenn sie mich erst

besser kennen, wissen dass sie mir vertrauen können und sich auch sicher sind dass ich immer „gut“ zu ihnen bin.

3) Meine Möglichkeiten Stress zu vermeiden

Meiner Meinung nach ist Emotion - focused coping die für mich beste Weise mit

Stress umzugehen, da sich meine Einschätzung der Situation ändern würde und ich eine Verbesserung meiner emotionalen Befindlichkeit erreichen könnte. Informationssuche über den Umgang mit lernbehinderten Kindern ist eine Möglichkeit meinen Horizont zu erweitern und mich der Situation, die für mich schwierig sein könnte, gegenüber besser gerüstet zu sein. Meine Kompetenz wird hierdurch erhöht. Ich konnte selbst feststellen, dass nach einigen Tagen und mehr Erfahrung sowie Information über die Arbeisweise, ich mich der Problematik besser gewappnet fühlte und mich nicht mehr so leicht stressen ließ.

Außerdem wäre es mit bestimmt leichter gefallen hätte ich ein besser Selbstbewusstsein gehabt.

Autogenes Trainig, Imaginationstechniken oder Yoga wären ein guter Ausgleich gewesen, die mir bestimmt geholfen hätten, mit dem Stress besser umzugehen. Obwohl es auch positiv sein kann Stress zu haben, wirkte er auf mich eher negativ, was ich auch auf meine private Situation zurückführe.

Ich hoffe ich werde in Zukunft besser mit dem Stress umgehen können.

III) Reflexion

Die Reflexion mag ein sehr interessanter Punkt sein um meine eigenen Eindrücke und Empfindungen aufzuzeigen.

1. Wurden meine Erwartungen erfüllt?

Obwohl diese Frage eigentlich leicht zu beantworten sein sollte ist sie es nicht.

Ich denke sie wurden einerseits erfüllt, da das Montessori - System sehr interessant ist und es auch war wie ich es aus Erzählungen kannte. Andererseits war ich über das wenige Personal oder darüber, dass wir Praktikanten oft länger da waren als die Lehrer und auch mal zu Aufräumarbeiten eingespannt wurden sehr geschockt.

Die Arbeit mit den Kindern hat mir sehr viel Spaß gemacht und mir auch Kraft gegeben. In diesem Punkt wurden meine Erwartungen sogar übertroffen.

Es ist mir also nicht möglich auf diese Frage mit lediglich erfüllt oder nicht - erfüllt zu antworten. Auf jeden Fall hatte ich es mir anders, vielleicht mit mehr umsorgen der Schüler vorgestellt.

2. Einarbeitung und Integration ins Team

Wie schon im Laufe meines Berichtes zu erkennen ist, stand ich oft sehr alleine da. Ich hatte wenig Kontakt zu anderen Lehrern und habe meine Klassenlehrerin gar nicht kennensgelernt,

Sebastian wiederum hat mir sehr viel erklärt, mich unterstützt wo er nur konnte. Im Allgemeinen scheint die Montessori - Schule Großhadern in Lehrer und „Hilfskräfte“ gruppiert zu sein, was mir nicht das Gefühl von einem guten Team vermittelte.

3. Wichtige Erfahrung

Als eine wichtige Erfahrung sehe ich die Arbeit mit lernbehinderten Kindern im Allgemeinen. Ich war mir anfänglich nicht im Klaren darüber dass ich hier viel geduldiger und einfühlsamer sein muss wie bei „normalen“ Schülern. Anfänglich war ich durch das „alles dreimal erklären“ sehr leicht stressbar und vielleicht ist es mir auch erst jetzt, nachdem ich einige Literatur zu dem Thema Lernbehinderung gelesen habe klar dass dieser Begriff nicht von ungefähr kommt, sondern die Kinder eben Behindert sind und man von ihnen nicht das Gleiche wie von Nichtbehinderten erwarten kann.

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Praktikumsbericht
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
8
Katalognummer
V102313
ISBN (eBook)
9783640006991
Dateigröße
341 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
an alle FOSler
Schlagworte
Praktikumsbericht
Arbeit zitieren
Tamara Büttner (Autor:in), 2001, Praktikumsbericht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102313

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