Soja als Fleischalternative


Hausarbeit, 2020

23 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Soja und wofur wird es verwendet?

3. Zusammensetzung von Soja
3.1 Sekundare Pflanzenstoffe (SPS)
3.2 Flavonoide
3.3 Allergenes Potential

4. Soja & Gesundheit
4.1 Wechseljahre
4.2 Krebs
4.3 Schilddrusenfunktion
4.4 Verweiblichung

5. Soja-Anbau
5.1 okologische Aspekte
5.2 Stickstoffdunger
5.3 Genmanipulation

6. Landkonflikte
6.1 „Landgrabbing“
6.2 „limpiar“
6.3 Wasserhaushalt und -belastung

7. Entwicklung Fleisch-, Sojaalternativen
7.1 Insekten
7.2 In-vitro-Fleisch

8 Fazit & Ausblick

Literaturverzeichnis

Medienverzeichnis

Abkurzungsverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

„Es gibt keine einfachen Losungen fur sehr komplizierte Probleme.

Man muss den Faden geduldig entwirren, damit er nicht reiBt“ (Michail S. Gorbatschow) „Veggie-Kase“, „Fleischlose Wurst“, „Vegane Schokolade“... Fleischlos zu leben scheint ein Trend geworden zu sein, an dem viele mitverdienen wollen. Auf den Zutatenlisten der Alternativprodukte ist haufig „Soja“ mit aufgefuhrt und damit verbunden die Frage, ob Soja denn wirklich so sorgenfrei konsumiert werden kann, wie es die Werbung einen glauben lassen mochte.

Im Laufe meiner Einfuhrung „Alltagskultur und Gesundheit“ habe ich mich im zweiten Halbjahr 2019 unter der Leitung meiner Lehrenden, Birgit Schmid ausfuhrlich mit dem Thema Konsum und seinen Auswirkungen beschaftigt und begegnete wahrenddessen immer wieder dem Bild des politischen Konsumenten. Aus seinem Blickwinkel mochte ich Soja noch einmal naher beleuchten:

Ist Soja wirklich gesund und schadet seine Produktion der Umwelt?

Den Faden endgultig entwirren zu wollen ist Motivation und Anspruch der vorliegenden Arbeit. Der Anspruch des Entwirrens bedeutet in diesem Kontext, die komplexen Zusammenhange und Voraussetzungen der hinzugezogenen Studien zu verstehen und deren Ergebnisse aggregiert darzustellen.

Die Hausarbeit ist in zwei Teile gegliedert. Wahrend im ersten Teil untersucht wird, ob die Sojabohne gesundheitlich unbedenklich ist, beschaftige ich mich im zweiten Teil mit dem Aspekt ihrer Nachhaltigkeit.

Zu Anfangs werde ich erlautern, was Soja, bzw. die Sojabohne ist und wie und wofur sie verwendet wird, um einen offenen Konsens zu ermoglichen. Des Weiteren beginne ich im Hauptteil mit den einzelnen Bestandteilen der Sojabohne, die offenlegen sollen, ob sie ein breitgefachertes Nahrstoffspektrum bietet, um dann Meinungen und Erkenntnisse von fuhrenden Experten auf diesem Gebiet heran zu ziehen, die die gesundheitsfordernden oder auch schadlichen Wirkungen von Soja herausarbeiten. Zum Ende werden verschiedene Aspekte der Herstellung, unter Berucksichtigung der okonomischen, okologischen und sozialen Dimension (3-Saulen-Modell1 ) beleuchtet, um einen Einblick in den Wert der Nachhaltigkeit zu geben.

2. Was ist Soja und wofur wird es verwendet?

Soja wird im asiatischen Raum seit uber 4000 Jahren fur seine nahrreichen, gesundheitsfordernden Eigenschaften geschatzt. Hauptanbaugebiet, aufgrund der gunstigen Klima- und Bodenbedingungen sind USA, Brasilien und Argentinien, aber auch in Osterreich, dem nordlichsten Anbaugebiet in Europa, wird Soja mittlerweile kultiviert.

Die Pflanze wird je nach Sorte zwischen 30 und 100 cm hoch, wachst strauchig und bildet behaarte Hulsen in traubenartigen Buscheln direkt an den Trieben. Obwohl uber 1000 Sorten bekannt sind, wird am haufigsten Gelbsamensoja verwendet. Soja allgemein, gehort zu der Familie der Leguminosen (Schmetterlingsblutler) (vgl. Hamm 2004, 8; Morixbauer 2019) Soja ist vielseitig in seiner Anwendung. Aufgrund seines hohen EiweiRgehaltes war es lange Zeit nur als Fleischersatz fur Vegetarier bekannt, aber Bestandteile, wie Lecitin, Sojaol oder Sojamehl sind “fast uberall drin, ohne dass wir es wissen“. (Suchanek 2010,10) Zwei Drittel aller Fertigprodukte im Supermarkt enthalten Soja, aber auch in Biodiesel, Druckertinte, sowie Kosmetikartikel ist es zu finden. Dabei spielt haufig das im Soja enthaltene Lecitin, als Bindemittel eine Rolle. Lediglich 10% des weltweiten Sojanbaus sind fur menschliche Lebensmittel bestimmt. 80% der Ernte werden als Futtermittel fur die Produktion von Tierprodukten verwendet. (vgl. Lienert 2016)

Sojabohnen werden meistens in verarbeiteter Form gegessen. Sie liefern ein feines Mehl mit nussigem Aroma, das eiweiRreicher ist, als Getreidemehl und zudem attraktiv fur Menschen, die an einer Glutenunvertraglichkeit leiden, da es kein KlebereiweiR enthalt. Eines der bekanntesten Produkte ist das milchahnliche Sojabohnengetrank, das auch zu einem weiteren Produkt, dem Tofu weiterverarbeitet werden kann. (vgl. Hamm 2004, 10) Eine in Asien sehr verbreitete Methode ist zudem das Fermentieren mit Pilzen oder Bakterien. Die dabei entstehenden, ungewohnten Konsistenzen und Geruche scheinen jedoch fur den europaischen Gaumen bislang noch eine Herausforderung darzustellen.

3. Zusammensetzung von Soja

Aus rechtlichen Grunden wurde die Abb. entfernt. (Anm. d. Red.)

Die Sojabohne zeichnet sich durch einen sehr hohen Eiweiftgehalt von etwa 38% aus und wird vermutlich deshalb im asiatischen Raum als „Fleisch des Feldes“ bezeichnet, das eine sattigende Wirkung hat. 40% ihres Energiegehalts stammen aus ihrem Fettgehalt (18 g /100 g), welcher verglichen mit anderen Bohnen sehr hoch ist. (BLS) Das Aminosaureprofil hat eine gute Ubereinstimmung mit dem menschlichen Eiweiftbausteinmuster und besitzt damit eine hohe biologische Wertigkeit.

Die Sojabohne weist zudem ein sehr gunstiges Fettsaurespektrum auf. Sie zeigt einen hohen Anteil der mehrfach ungesattigten Fettsauren der Omega-6 und Omega-3- Gruppe, sowie einen nennenswerten Teil an Olsaure auf, sodass man auch ihr hocherhitzbares Ol als ernahrungsphysiologisch hochwertig bezeichnen kann. (vgl. Mateos-Aparicio et al. 2008) Dies hat einen gesundheitlich positiven Effekt auf den Cholesterinspiegel. Der Anteil der unerwunschten gesattigten Fettsauren ist eher gering.

Als wertvolle Mikronahrstoffe konnen ihr Eisen-, Kalzium- und Kaliumanteil genannt werden. Die Bioverfugbarkeit von Eisen aus Hulsenfruchten galt lange Zeit als nicht besonders gut, konnte jedoch in mehreren Studien laut Prof. Dr. Mark Messina, der sich gesundheitlichen Auswirkungen von Sojalebensmitteln widmet, widerlegt werden. (vgl. Messina 2016 a) Doch auch, wenn die Eisenaufnahme wahrscheinlich hoher liege, als bisher vermutet, sei zu bedenken, dass diese zwischen den einzelnen Sojasorten stark schwanke. (vgl. Backes 2012, 157) Zink ist mit einer recht hohen Bioverfugbarkeit, (ca. 25% weniger als in Fleisch) vorhanden. (vgl. Messina M. / Messina V. 2010)

3.1 Sekundare Pflanzenstoffe (SPS)

SPS kommen in Pflanzen nur in sehr geringen Mengen vor. Sie schutzen die Pflanzen vor Schadlingen und Krankheiten, locken Insekten zur Bestaubung an, schutzen vor UV-Licht und vieles mehr. (vgl. Hamm 2004, 21)

In Sojabohnen sind es beispielsweise Trypsin-Inhibitoren, die sie roh fur uns, sowie fur Tiere unverdaulich machen. Erst durch Erhitzen wird das fur die Proteinaufnahme wichtige Enzym Trypsin nicht mehr blockiert und somit der Eiweiftstoffwechsel nicht mehr gestort. (vgl. Suchanek 2010, 51)

3.2 Flavonoide

Es gibt auch eine Reihe von sekundaren Pflanzenstoffen, die unserer Gesundheit zugetan sind. Am umstrittensten sind jedoch immer wieder die Flavonoide, zu denen auch die Isoflavone zahlen. Isoflavone (so genannte Phytoostrogene) sind molekularstrukturell mit dem korpereigenen Geschlechtshormon Ostrogen verwandt, weshalb sie sich an die gleichen Rezeptoren binden. Dadurch konnen Prozesse in Gang gesetzt werden, die normalerweise das Ostrogen aktiviert, wie zum Beispiel das Brustwachstum. (vgl. Wagner 2019) Sie konnen also einen nachahmenden oder blockierenden Effekt haben, demnach „Ostrogen“ oder „Anti-Ostrogen“ sein. Die Andockstellen gibt es in den Zellen der Brustdrusen, Gebarmutter, Knochen und Blutgefaften. (vgl. Hamm 2004,51) Wichtig ist hierbei, dass die Isoflavone starker dazu neigen, sich an die ft-Ostrogenrezeptoren zu binden. Sie konnen demnach in manchen Geweben ostrogenartige Wirkungen auslosen, in anderen wiederum nicht. Das Brustkrebs-Medikament Tamoxifen erzeugt dieselbe Wirkung und wird durch die Aufnahme von Soja uberraschenderweise nicht beeinflusst (vgl. Wu et al. 2007).

Trotz der bewiesenen Vorteile kann Messina die Bedenken einiger Kolleg*innen nicht verstehen: „However, these concerns are based primarily on animal studies, whereas the human research supports the safety and benefits of soyfoods.“ (Messina 2016a) Zudem basierten viele der Studien, die auf nachteilige Effekte hinweisen, auf in-vitro- Untersuchungen, in denen nur isoliertes Phytoostrogen genutzt wurde. Diese Ergebnisse konnten nicht mit dem Konsum vollwertiger Lebensmittel verglichen werden. (vgl. Barrett 2006)

3.3 Allergenes Potential

Da es kaum Pravalenzdaten2 gibt, die eine verlassliche Aussage uber Sojaallergien erfassen, weist Morixbauer auf eine Studie aus den USA hin. (vgl Morixbauer 2019, 356)

Sie wurde 2015 an 40.443 Erwachsenen durchgefuhrt und offenbarte, dass 19% der Testpersonen glaubten, an einer Allergie zu leiden. Tatsachlich wurden aber nur bei 5% eine Allergie diagnostiziert. (Gupta RS et al, 2019)

Fur europaische Lander liegt lediglich eine Studie aus Schweden vor, „die nicht auf Selbstangaben, sondern klinischer Diagnose" (Morixbauer 2019, 356) beruht.

Aus ihr geht hervor, dass 0,2% der Einjahrigen und 0,8% der 4- bis 8-Jahrigen an einer Sojaallergie leiden. Die meisten Kinder entwachsen ihrer Sojaallergie allerdings und haben bis zu ihrem 10. Lebensjahr eine Sojatoleranz entwickelt.

Nennenswert sind Kreuzallergien. Das SojaeiweiR ahnelt dem Allergie auslosendem EiweiR in Birkenpollen so sehr, dass der Korper auch hierbei allergisch reagiert. Durch starkes Erhitzen konnen die Sojaproteine jedoch ihre Aktivitat verlieren und von Allergikern trotz alledem verzehrt werden. Kreuzallergien losen bei Birkenpollenallergiker auch Apfel, Erdbeeren, Haselnusse, Karotten und Sellerie aus. (vgl. Hensel 2007)

4. Soja & Gesundheit

4.1 Wechseljahre

In Asien leiden wesentlich weniger Frauen an Hitzewallungen als Wechseljahresbeschwerden. Dies zeigt sich allein dadurch, dass im japanischen Sprachgebrauch schlicht kein Wort fur „Hitzewallungen“ existiert. Etwa zwischen 45 und 55 Jahren nimmt die Ostrogenaktivitat bei Frauen ab. Die Isoflavone, die dem Ostrogen sehr ahneln, docken hierbei an den Ostrogenrezeptoren an und gleichen diesen Mangel aus. Es konnte allerdings nicht bestatigt werden, dass isolierte Isoflavone aus Nahrungserganzungsmittel dieselbe Wirkung erzielen. (vgl Hamm 2004, 55ff)

4.2 Krebs

Das Vorkommen von Brustkrebs in Landern, in denen viel Soja gegessen wird, ist sehr selten, hat sich jedoch z.B. in Japan, die letzten 40 Jahre verdreifacht. Messina macht hierfur die Ubernahme westlicher Ernahrungsweisen verantwortlich. Zwei Faktoren sind fur die Minderung eines Brustkrebsrisikos interessant: die Menge und der fruhzeitige Konsum. Er vermutet, dass Isoflavone bereits bei der Entwicklung der Brust Einfluss auf die Brustzellen haben und eine Verwandlung in Krebszellen somit unwahrscheinlicher machen. (vgl. Messina 2016b)

Prostatakrebs ist der zweithaufigste Krebs bei Mannern, jedoch variieren weltweit die Mortalitatsraten. Das heiftt z.B., dass obwohl japanische Manner an Prostatakrebs erkranken, sterben sie wesentlich seltener daran. Da die Erkrankung durchschnittlich im Alter von 75 Jahren diagnostiziert wird, ware eine Beeinflussung durch Ernahrung, die den Prozess verlangsamt von groftem Interesse. (vgl. Hamm 2004, 46ff)

Zwei Faktoren scheinen, wie bei Brustkrebs, auch hierbei ausschlaggebend. Soja wirkt am besten, wenn es ein Leben lang gegessen wird und wirkt als Lebensmittel anders als in Form von isolierten Einzelstoffen. (vgl. Rizzo et al. 2018)

4.3 Schilddrusenfunktion

Immer wieder werden Vermutungen laut, Soja konne negative Wirkungen auf die Schilddrusenfunktion haben oder gar Schilddrusenkrebs auslosen. Diese wurden aber nur aufgrund von in-vivo-Studien ausgelost und entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Rizzo halt negative Zusammenhange zwischen Soja und Schilddruse fur unwahrscheinlich: „However, it is unlikely that soy foods can alter thyroid function in euthyroid individuals even in iodiopenic circumstances.“ (Rizzo et al. 2018) Allerdings halt er diesbezuglich weitere Langzeitstudien unter realen Bedingungen, ohne isolierte Isoflavone von Noten.

4.4 Verweiblichung

2008 wurde eine Studie veroffentlicht aus der hervor ging, dass eine hohere Aufnahme von Soja-Lebensmitteln, bzw Soja-Isoflavonen mit einer niedrigeren Spermienkonzentration korreliert, besonders bei ubergewichtigen Mannern und wenn der Sojakonsum am oberen Ende der Verteilung lag (70. bis 90. Perzentile). (vgl. Chavarro/Hauser 2008) Zu beachten sei aber, dass die Probanden ohnehin aus Paaren mit Fertilitatsstorungen ausgewahlt wurden und die Isoflavonzufuhr anhand von Fragebogen geschatzt und nicht per Blutanalysen ermittelt wurden. (vgl. Morixbauer 2019, 359)

Auf Spermienbeweglichkeit, -morphologie oder Ejakulatvolumen hatte der Sojakonsum hingegen keinen Einfluss. Eine Pilotstudie mit 10 Kontrollen zeigte hingegen, dass die Samenqualitat (Spermienzahl und -motilitat) sich, bei Zugabe der zwei wichtigsten Isoflavonen von Soja, Genistein und Daidzein, signifikant verbesserte. (Song et al. 2006) Die wissenschaftliche Datenlage ist hier bisher sehr dunn und teils kontrovers, dennoch geben laufende Studien keinen Grund zur Besorgnis, da die Storungen des Sexualhormonnetzwerks und Unfruchtbarkeitsprobleme, die Soja-Lebensmitteln zugeschrieben werden, im Kontrast zu den groften Populationen von jenen Landern liegen, die verhaltnismaftig viel Soja konsumieren. (vgl. Rizzo et al. 2018)

5. Soja-Anbau

5.1 okologische Aspekte

Unsere Ernahrungsgewohnheiten sind ein Risiko fur die Klimastabilitat. 2019 haben 37 Expert*innen aus 16 Landern gemeinsam mit dem Fachmagazin „The Lancet" umfassende und wissenschaftsbasierte Richtlinien vorgelegt, um die Ziele fur nachhaltige Entwicklung und das Pariser Abkommen zu erreichen.

[...]


1 siehe Anhang

2 Pravalenzdaten geben Auskunft daruber, wie viele Individuen einer Population zu emem bestimmten Zeitpunkt an einer bestimmten Krankheit leiden

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Details

Titel
Soja als Fleischalternative
Autor
Jahr
2020
Seiten
23
Katalognummer
V1025865
ISBN (eBook)
9783346465535
ISBN (Buch)
9783346465542
Sprache
Deutsch
Schlagworte
soja, fleischalternative
Arbeit zitieren
Vanessa Oei (Autor:in), 2020, Soja als Fleischalternative, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1025865

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