Schon lange beschreibt der spanische Stierkampf ein besonders wichtiges kulturelles Ereignis der iberischen Halbinsel.
Diese Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, diese Kultur auf Grundlage der literarischen Recherche vom historischen Ausgangspunkt während der letzten Eiszeit bis in die heutige Zeit zu analysieren und mit den gewonnenen Erkenntnissen die Abläufe während eines Kampfes zu verstehen. Zudem sollen Einflüsse dieser langen Entwicklung auf das kulturelle Leben in Spanien bis heute aufgezeigt werden.
Am Ende des zweiten Kapitels werden Feste analysiert, die sich aus der Auseinandersetzung zwischen Stier und Mensch etablierten. Schließlich werden im letzten Kapitel Berühmtheiten beschrieben, die von diesem Sport beeinflusst wurden und seine Entwicklung vorantrieben. Unter anderem wird auf die Inspiration des Kampfes auf den Künstler Pablo Picasso, auf einen bekannten Matador und ebenso auf die Faszination Hemingways eingegangen.
Beeinflusst wurde diese Sportart vor allem von Verboten, die unter anderem vom Papst ausgingen, den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und in der heutigen Zeit vom Aspekt des Tierschutzes.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffserklärung der spanischen Corrida, deren Ursprung und Entwicklung
2.1 Begriffserklärung der Corrida de toros
2.2 Die Anfänge der spanischen Corrida de toros
2.3 Die Entwicklung des modernen Stierkampfs
2.4 Die Auswirkungen des spanischen Bürgerkriegs auf den Stierkampf
3 Der Ablauf des Stierkampfs
3.1 Das Leben eines Kampfstieres vor seinem großen Auftritt
3.2 Der Aufbau einer Corrida
3.3 Der Einzug (Paseillo)
3.4 Das Vorspiel
3.5 Das erste Drittel: Tercio de varas
3.6 Das zweite Drittel: Suerte de Banderillas
3.7 Das dritte Drittel: Suerte de feana
3.8 Nach dem Kampf
3.9 Die Tracht des Matadors
4 Einfluss der Corrida de toros auf die nationale Kultur
4.1 Encierros, die sich im Zusammenhang mit dem Stierkampf etablierten
4.1.1 Der Encierro in Pamplona zur Fiesta Los Sanfermines
4.1.2 Der Stierlauf von Cuéllar
4.2 Der Paso Doble
4.3 Die Einflussnahme des spanischen Stierkampfs auf berühmte Künstler
4.3.1 Ernest Hemingway
4.3.2 Juan Belmonte García
4.3.3 Pablo Picasso
5 Schluss (Fazit)
6 Literaturverzeichnis
7 Abbildungsverzeichnis
Abstract
Schon lange beschreibt der spanische Stierkampf ein besonders wichtiges kulturelles Ereignis der iberischen Halbinsel.
Diese Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, diese Kultur auf Grundlage der literarischen Recherche vom historischen Ausgangspunkt während der letzten Eiszeit bis in die heutige Zeit zu analysieren und mit den gewonnenen Erkenntnissen die Abläufe während eines Kampfes zu verstehen. Zudem sollen Einflüsse dieser langen Entwicklung auf das kulturelle Leben in Spanien bis heute aufgezeigt werden.
Am Ende des zweiten Kapitels werden Feste analysiert, die sich aus der Auseinandersetzung zwischen Stier und Mensch etablierten. Schließlich werden im letzten Kapitel Berühmtheiten beschrieben, die von diesem Sport beeinflusst wurden und seine Entwicklung vorantrieben.
Unter anderem wird auf die Inspiration des Kampfes auf den Künstler Pablo Picasso, auf einen bekannten Matador und ebenso auf die Faszination Hemingways eingegangen.
Beeinflusst wurde diese Sportart vor allem von Verboten, die unter anderem vom Papst ausgingen, den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und in der heutigen Zeit vom Aspekt des Tierschutzes.
Vorwort
Nachdem ich von klein auf jährlich nach Spanien reise, um dort meine Verwandtschaft zu besuchen, war ich von Beginn meines Lebens mit der spanischen Kultur konfrontiert. Durch Besuche verschiedenster Orte und Plätze lernte ich zahlreiche Traditionen der iberischen Halbinsel kennen.
Eine besondere, die mich bis heute beschäftigt, ist das Bullentreiben Bous a la Mar, welches jährlich in Dénia stattfindet. Da sich diese Tradition aus dem Stierkampf entwickelte, begann ich den Ursprung des Stierkampfes, den genauen Ablauf und Zusammenhänge der Kultur zu recherchieren und zu verstehen.
Dieses Thema liegt mir persönlich am Herzen, denn ich möchte mit dieser Arbeit objektiv auf den spanischen Stierkampf blicken und weder eine positive noch eine ablehnende Haltung einnehmen. Anhand dieser Objektivität ist es mir ein Anliegen, dass man seine eigene Meinung darüber bilden kann.
An dieser Stelle möchte ich einen großen Dank an meine Großmutter aussprechen, die mich während des Schreibens stets unterstützt und mir Traditionen Spaniens nähergebracht hat. Zudem bedanke ich mich bei meinem Vater, der es überhaupt möglich machte, Bous a la Mar zu besuchen, wodurch mein Interesse für die spanische Corrida geweckt wurde.
Nicht zuletzt gilt mein Dank meinem Betreuer Mag. Martin Strebl, der mich ermutigt hat, mich mit der Thematik auseinanderzusetzen und mich dabei jederzeit unterstützt hat.
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, mithilfe der historischen Wurzeln des spanischen Stierkampfes, den Ablauf und die Feste, die sich aus diesem entwickelten, zu analysieren, um die Einflussnahme auf berühmte Künstler und die nationale Kultur zu verstehen.
Dazu wird vorrangig der Fragestellung nachgegangen, wie der genaue Ablauf der spanischen Corrida aufgebaut ist, welche Feste sich aus dem Stierkampf entwickelten und heute ein Teil der Kultur in Spanien sind. Weiters wird beschrieben, welchen Einfluss die Corrida der iberischen Halbinsel auf bekannte Persönlichkeiten hat und wie sich diese bemerkbar macht. Die bevorzugte Methode dieser Arbeit stellt die Literaturarbeit dar, die einen Bogen von der Eiszeit bis heute spannt.
Um den Besonderheiten dieses polarisierenden Sports mit Verständnis gegenüberzutreten, werden zunächst die Wurzeln des spanischen Stierkampfes thematisiert, die durch viele historische Ereignisse geprägt werden. Folgend wird der genaue Ablauf der Corrida und die Aufgaben der mitwirkenden Personen beschrieben. Danach wird auf den Einfluss des Stierkampfs auf kulturelle Feste eingegangen, die sich aus diesem herleiten und die besonderen Eigenschaften des Kampfes, die im Paso Doble, einem Tanz beim Flamenco, zu erkennen sind, analysiert. Schließlich wird im letzten Kapitel der Einfluss auf Berühmtheiten veranschaulicht, die sich sowohl positiv als auch negativ äußern. Diese widersprüchlichen Meinungen waren mir ein persönliches Anliegen, da man bei diesem heiklen Thema unterschiedliche Standpunkte erfahren sollte, bevor man selbst darüber urteilt.
2 Begriffserklärung der spanischen Corrida, deren Ursprung und Entwicklung
2.1 Begriffserklärung der Corrida de toros
Anmerkung der Redaktion: Aus urheberechtlichen Gründen wurde das Bild entfernt.
Abbildung 1: Matador mit einem Stier
Der spanische Stierkampf, der auch unter dem Namen Corrida de toros bekannt ist, benennt einen Kampf zwischen einem Stierkämpfer, der auch Matador (spanisch für Stiertöter) genannt wird, und einem vier bis sechs Jahre alten Stier. Es steht nicht nur das blutige Gemetzel im Mittelpunkt, sondern vielmehr, wie der Kampfstier sein Leben verbracht hat. Auch sein Verhalten auf dem Kampfplatz, welches seinen Charakter zum Ausdruck bringt spielt eine wichtige Rolle. Man spricht von einem Fest des Lebens.1 Es gibt auch Unterkategorien der Corrida, wie zum Beispiel die Novilladas mit Picadores (spanisch für Lanzenreiter). Diese Art von Stierkampf beschreibt den Kampf zwischen einem Jungstier und einem Novizen, bei dem der Stier nicht verletzt wird. Des Weiteren gibt es die Corrida de rejones. Diese bezeichnet einen Kampf, bei dem der Stierkämpfer, Rejonador genannt, auf einem Pferd reitet und den Stier mit einer Lanze tötet. Die Becerrada ist ein Kampf von Amateuren, meistens Jugendlichen gegen ein 18 bis 24 Monate altes Becerro (spanisch für Kalb).2 Der spanische Stierkampf, Corrida de toros (spanisch für das Rennen der Stiere) findet in einer Stierkampfarena statt.
2.2 Die Anfänge der spanischen Corrida de toros
Um 30.000 v. Chr. stellt die iberische Halbinsel den Lebensraum für den sogenannten Urstier bos taurus primigenius dar. Aufgrund der Landknappheit machte sich der Mensch das Land urbar und besiedelte das Verbreitungsgebiet dieser Stiere. Unter diesen Bedingungen fanden die ersten Machtkämpfe zwischen Rind und Mensch statt, wodurch die damaligen Einwohner, die Iberer, lernten mit den Hörnern des Kampfstieres umzugehen. Es entstanden Höhlenmalereien, die diese Gefechte dokumentieren. Diese befinden sich unter anderem im Norden Spaniens in den bekannten Höhlen von Altamira, siehe Abbildung 2.3
Anmerkung der Redaktion: Aus urheberechtlichen Gründen wurde das Bild entfernt.
Abbildung 2: Höhlenmalerei in Altamira
Im weiteren Verlauf entstanden aus diesen Auseinandersetzungen um Lebensraum Wettkämpfe, in denen Reiter ihr Können darboten. Seit 1000 n. Chr. sind Stierkämpfe genauer dokumentiert und kamen vor allem bei Hochzeiten, Taufen oder anderen Festlichkeiten zum Einsatz, da das Rind die Fruchtbarkeit symbolisierte. Während es bei Trauungen üblich war, die Tapferkeit des Bräutigams durch die heldenhafte Berührung des Stiers darzustellen, wurde nach damaligem Verständnis gleichzeitig auch die Zeugungsfähigkeit auf den Mann übertragen. Beim Übergang vom Spätmittelalter in die Renaissance waren Stierkämpfe in der Bevölkerung weitgehend verbreitet. Unter anderem fand ein Kampf bei der Hochzeit Alfonsos II. Tochter, die Tochter eines Monarchen mit dem Prinzen García VI. von Navarra statt, der zu einem der ältesten bekannten Wettkämpfe zählt.4
Der Stierkampf etablierte sich immer mehr in der Gesellschaft, sodass Regeln aufgestellt und mittels eines Gesetzesbuches festgehalten wurden.5 Im 16. Jahrhundert ließ der Monarch Philipp II. zum Anlass der Corrida die Plaza Mayor errichten, in der das Schauspiel stattfinden sollte. Der König von Spanien gründete zudem eine Schule für die Kavallerie, in der seine Truppen zum Schutz der Monarchie ausgebildet wurden. Denn der Stierkampf zu Pferd war eine gute Kriegsvorbereitung für die Soldaten und Bestandteil der Berufsausbildung eines Kriegers.6
Während die Bevölkerung immer mehr Gefallen an dieser Sportart fand, zeigte sich Papst Pius V. als Antagonist. Er war der Meinung, dass Wettkämpfe mit Tieren gegen die christliche Überzeugung seien, und veranlasste deswegen 1567 ein Verbot für jegliche Kämpfe gegen Tiere und somit auch für den Stierkampf.7 Dennoch wurde der Stierkampf weiterhin unerlaubt abgehalten. Erst 1808 führte der Spanier Joseph Bonaparte den Stierkampf offiziell wieder ein, was viel Freude in der Bevölkerung auslöste.8 Zu dieser Zeit spielte die Ständeklausel noch eine beachtliche Rolle, denn dieses Spektakel diente ausschließlich der Belustigung der höheren Gesellschaft, weshalb nur Könige, der Adel und die Akteure mit ihrem Gefolge in die Arena einmarschieren durften. Die Akteure bekämpften den Stier auf Pferden und gegebenenfalls kam ihnen ihr Gefolge zu Fuß zu Hilfe, um den Stier abzuwehren. Zu diesem Zweck verwendeten sie meist Mäntel.
Anmerkung der Redaktion: Aus urheberechtlichen Gründen wurde das Bild entfernt.
Abbildung 3: Stierkampf auf Pferden
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam es trotz des Verbots zu revolutionären Ansätzen im Stierkampf. Unter anderem bewiesen sich die Helfer der Adeligen als tapfere Helden, die das grausame Prozedere der Tötung des Stieres beinahe selbst übernahmen und von nun an eine helfende Hand auf Pferden für die Adeligen darstellten, siehe Abbildung 3. Daraus entstand der Matador, der auch unter dem spanischen Namen Mata Toros (spanisch für Stiertöter) bekannt ist. Er brachte Anhänger in die Arena und bald feierte auch das Volk der unteren Schicht Stierfeste, in denen der Matador durch seine Auftritte seine Tätigkeit weiter ausbaute.
Häufig wurde für den Beruf des Matadors ein Schlachter ausgewählt, da dieser die notwendigen Kenntnisse über den Stier besaß und somit in der Lage war, das Tier am Ende einer Feier zu töten. Durch diese Feste bildeten sich Gruppen, die gemeinsam von einer Fiesta (spanisch für Fest) zur anderen zogen, und Geld für ihre Darbietungen erhielten. Daraus entwickelten sich die Cuadrillas, die Juan Romero, ein bekannter Torero (spanisch für Stierkämpfer) begründete.9 Die Cuadrilla ist eine kleine Gruppe von Stierkämpfern, die sich aus sechs Toreros zusammensetzt: zwei Picadores (Gefolge auf Pferden), drei Banderilleros (spanisch für Lanzenreiter) und einem Mozo de espada (spanisch für Schwertdiener).10 Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Stierkampf in Katalonien wieder verboten. Manche Monarchen fanden diese Sportart seltsam und sprachen somit das Verbot dieses Sports aus.11 Diese Anordnung ging von den Bourbonen aus, die dem Adel diese Betätigung nahm.12
2.3 Die Entwicklung des modernen Stierkampfs
Der heute bekannte Stierkampf hat seinen Ursprung im 18. Jahrhundert, denn mit dem Untergang der Aristokratie fassten die Reitknechte ihren Mut zusammen und kämpften zu Fuß gegen das wilde Tier. Daraus etablierte sich der moderne Stierkampf, der bis heute traditionell weitergeführt wird.
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Abbildung 4: Die Muleta
Als Herkunftsort der Corrida wird Ronda, eine Kleinstadt in Andalusien genannt. In der im Gebirge befindlichen Stadt steht die älteste Arena der iberischen Halbinsel. Sie ist für ihre überdachten Zuschauertribünen berühmt. In der Heimstätte des modernen Stierkampfs schrieben die Matadore Francisco, Pedro und Juan Romero – Großvater, Vater und Sohn – Geschichte, denn sie setzten einen revolutionären Schritt, indem sie im 18. Jahrhundert den Stier zu Fuß bekämpften.13 Pedro Romero ist unter anderem auch der Begründer der Muleta, ein rotes Tuch siehe Abbildung 4, mit dem das Tier in die Irre geführt werden soll. Er soll den Bullen bei seinem ersten Wettkampf mit dem Tuch aus Leinen wütend gemacht haben, um so Aufmerksamkeit von diesen zu bekommen. Pedro war auch bekannt für seine Furchtlosigkeit, was die circa 5000 Stiere, die er unfallfrei besiegte, belegen.14 Im Jahr 1796 schrieb der spanische Stierkämpfer José Delgado Pepe Illo die erste Sammlung von Spielregeln, die sogenannte Tauromaquia. Zudem teilte er den Kampf in drei große Teile ein, in Tercios (spanisch für Drittel), welche im zweiten Kapitel näher beschrieben werden. Durch die Neuerungen der Corrida und die mittlerweile internationale Bekanntheit wurde der Stierkampf zu einem lukrativen Geldgeschäft und stellte somit die Weichen für die teilweise bis heute ausgeübte Form.
Durch die wachsende globale Begeisterung entstanden Konkurrenzkämpfe, die dazu führten, dass immer mehr Arenen erbaut wurden.15 Eine der wichtigsten befindet sich in Madrid. Sie ist unter dem Namen Las Ventas bekannt und wurde vom Architekten José Espelius geplant. Nach dessen Tod übernahm die Fertigstellung und Eröffnung der Arena im Jahr 1931 Manuel Muñoz Monasterio. Die Arena fasst 23.798 Besucher, misst 60 Meter im Durchmesser und ist somit die größte Arena Spaniens sowie drittgrößte der Welt.16
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Abbildung 5: Stierkampfarena in Sevilla
Eine ebenso bekannte Stierkampfarena, die Plaza de toros de la Real Maestranza de Caballería steht am Paseo Cristóbal Colón in Sevilla, siehe Abbildung 5. Dieses prunkvolle Gebäude wurde im romanischen Stil errichtet und ist an die Farben der spanischen Flagge angelehnt. Die Arena wirkt durch ihre zahlreichen Türme und Verzierungen sehr ästhetisch.17 Der Matador erlangte zunehmend Ruhm in der Gesellschaft, während der Adel gleichzeitig mit dem Fall der Aristokratie in den Hintergrund geriet. In dem Maß, in dem der Matador aber an Bedeutung zulegte, versank der Reiter mit seinem Pferd in die Bedeutungslosigkeit. Bald stand der Reiter im Schatten des großen Matadors, man sprach nunmehr vom Picador, der lediglich den Auftrag hatte, den Stier wettkampftauglich zu machen. Dabei starben allerdings mehr Pferde als Stiere, denn zur damaligen Zeit gab es zum Schutz der Pferde noch keine Decken.
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Abbildung 6: Francisco Montes Reina
Die noch heute bekannte Ordnung der Corrida ruft 1836 der Stierkämpfer Francisco Montes Reina ins Leben, die er anhand einer Tauromaquia completa (spanisch für fertiger Stierkampf) beschrieb.
Der Matador, siehe Abbildung 6, wurde im Stierkampf mit seinem Künstlernamen Paquiro angesprochen. Sein großes Ziel war es, den Stierkampf zu vereinheitlichen.18 Er erwies sich als sehr mutig und war vor allem durch seine unüblichen, gefährlichen Meisterleistungen bekannt. Unter anderem bekämpfte er einmal zwei Stiere zur selben Zeit und führte Spektakel in der Arena auf, wie beispielsweise einen Stabhochsprung über einen Bullen mit der Verwendung eines Wurfspießes. Zudem zeigte Paquiro seine Kühnheit durch einen Längssprung über den Stier, wodurch die Zuseher ins Staunen gerieten und ihn als Helden feierten. Im Juli 1849 ereignete sich in der Stierkampfarena Las Ventas in Madrid ein Unfall, bei dem es dem Stier gelang, sein Horn durch Franciscos Bein zu bohren. Paquiro erholte sich nicht von dieser Tragödie und konnte ab diesem Zeitpunkt seinen heiß geliebten Beruf nicht mehr ausüben. Wenig später, im April 1851, starb der Torero an hohem Fieber. Sein plötzlicher Tod mit nur 46 Jahren war ein Schock für die spanische Corrida de toros und wurde durch die ihm gewidmeten Sonetten von Estébanez Calderón besonders geehrt.19 In weiterer Folge gelang es den Tierschützern die Deckenpflicht bei Pferden einzuführen, um das Töten der Pferde während eines Kampfes zu verhindern.20
2.4 Die Auswirkungen des spanischen Bürgerkriegs auf den Stierkampf
Die Kunst dieses Kampfes wurde vom Volk mit voller Begeisterung weitergeführt, bis dieses Spektakel mit dem Franquismus, der Diktatur von Francisco Franco in den 1940er-Jahren, auf eine politische Ebene gehoben wurde. Der Diktator fand Gefallen am Symbol des Stiers und machte dieses zum Kennzeichen seines Regimes. Es soll das starke, mächtige Spanien symbolisieren. Aus diesen Gründen ließ in den 1950er-Jahren die Firma Osborne riesige Figuren in Form eines Stieres im ganzen Land verteilt aufstellen, um Spanien zu repräsentieren, siehe Abbildung 7.
Anmerkung der Redaktion: Aus urheberechtlichen Gründen wurde das Bild entfernt.
Abbildung 7: Der Osborne-Stier
Damit wurde der Stier zum internationalen Wiedererkennungsmerkmal der iberischen Halbinsel.21 Am Beginn der Zeit von General Francisco Franco brach der spanische Bürgerkrieg aus. Franco interessierte sich vor allem für die Beseitigung seiner Antagonisten, die im spanischen Volk verbreitet waren.22 So bekam auch die Kunst der Corrida den Krieg zu spüren, indem immer weniger Kämpfe abgehalten wurden.
Als der Krieg beendet war, schlossen die ersten Arenen wieder auf. Im 20. Jahrhundert etablierten sich zudem die Encierros (spanisch für Stierlauf), bei denen Stiere durch die Straßen getrieben werden. Diese Bullentreiben endeten jedoch ohne Tötung des Tieres. Aus diesen Encierros leiten sich die Amateurkämpfe ab, die auch Capeas genannt werden. Diese Art des Stierkampfes erwies sich mit der Zeit als unpraktikabel, weil die Bevölkerung jedes Mal außer Kontrolle geriet, da diese Sportart keiner Norm entsprach.23 Ab 1950 machte sich ein wirtschaftlicher Aufschwung in Spanien breit, es kamen viele Reisende auf die iberische Halbinsel und besuchten Städte und Küstengebiete.24 2007 verfasste das EU-Parlament ein Verbot für den Stierkampf, allerdings fanden sich nicht genug Personen, die dieses unterstützten, sodass es zu einem Verfall der Erklärung kam. Im Jänner 2012 wurde der Kampf gegen den Stier schließlich in Katalonien verboten. Dies löste Proteste der Anhänger dieses Sports aus, auch wenn man wusste, dass ein Ende nahe war, denn in diesem Gebiet ist nur noch eine Arena, La Monumental, erhalten geblieben. Der Rückgang der betriebenen Arenen erklärte sich vor allem durch das Desinteresse der Bevölkerung. 2013 stellte die spanische Regierung den Stierkampf unter kulturellen Schutz, sodass dieser nicht verboten werden kann. Somit verfiel das im Jänner 2012 in Kraft getretene Gesetz und die Corrida de toros war wieder erlaubt. In San Sebastián wiederum verbot der Bürgermeister die Vermietung der Arena an Betriebe, die Stierkämpfe abhalten wollten, um so den Stierkampf zu begraben.25 2017 trat eine Einschränkung für die Tauromaquía (spanisch für Stierkampf) in Kraft. Auf den Balearen dürfen seitdem keine Stiere mehr ermordet werden und es ist untersagt, scharfe Gegenstände, die den Stier verletzen könnten, während des Kampfes zu verwenden. Zudem gibt es auf den Balearischen Inseln eine regionale Verordnung, die besagt, dass fortan nur drei Tiere für jeweils zehn Minuten im Wettkampf eingesetzt werden dürfen. Eine derartige Einschränkung hat es bisher im Stierkampf noch nie gegeben.26
3 Der Ablauf des Stierkampfs
3.1 Das Leben eines Kampfstieres vor seinem großen Auftritt
Anmerkung der Redaktion: Aus urheberechtlichen Gründen wurde das Bild entfernt.
Abbildung 8: Stierzuchtbetrieb in Andalusien
Die Stiere des spanischen Stierkampfs werden überwiegend in Südspanien aufgezogen. Die ersten vier Lebensjahre verbringen sie unter guten Bedingungen auf einer Stierzucht, siehe Abbildung 8. Im Alter von zwei Jahren müssen die Jungstiere eine Test-Corrida bestehen. Dabei werden sie auf der Weide von Cowboys mittels einer Art Lanze niedergerungen. Nachdem das Tier wieder Kraft gesammelt hat, kommt der Examinator an die Reihe. Dieser schlägt dem Jungstier die Pica, eine metallene Spitze, in den Nacken, wodurch sich zeigt, ob der Stier für den späteren Einsatz in der Corrida de toros auserwählt wird oder andernfalls zum Schlachter gebracht wird. Nach der Vollendung seines vierten Lebensjahres ist der Stier bereit für den Kampf.
Von nun an wird er kräftig gefüttert, um massiger zu wirken. Wenn die Tiere viel Masse zugelegt haben, werden sie an die Stierkampfbetriebe verkauft. Die Stierzucht spielt beim Stierkampf eine tragende Rolle, denn wenn sich der Stier während des Kampfes tapfer erweist, bedeutet das für den Züchter viel Ruhm und mehr Nachfrage in der Stierkampfszene.27 Ein Kampfstier kann bis zu 4500 Euro und ein Jungstier, der bei einem Novillo, einem Stierkampf mit jungen Stieren zum Einsatz kommt, bis zu 3000 Euro kosten.28 Die Nacht zuvor sind die Kampfstiere in Boxen untergebracht, um ihren Orientierungssinn zu beeinträchtigen. Zur weiteren Schwächung werden sämtliche Methoden zur Verletzung der Hoden herangezogen, wobei auch Ohren und Beine mit einer aus Harzsäuren gefertigten Creme, eingefettet werden. Dieses Gemisch sorgt dafür, dass der Stier energisch und impulsiv wirkt.29 Außerdem werden seine Hörner abgeschliffen, was in der spanischen Kultur Afeitado (spanisch für Rasur) genannt wird. Dabei feilt man die Spitze des Horns ab, bis man auf die Nervenbahnen des Tieres stößt.
[...]
1 Vgl. Dr. Stoklosa, Katarzyna: Kulturgeschichte der Corrida. Um nichts als Blut. URL: https://www.wissenschaft.de/magazin/weitere-themen/um-nichts-als-blut/ (Stand: 19.04.2020).
2 Vgl. Boeuf, Jean-Pierre: Stierkampfschauspiele. URL: https://www.arlestourisme.com/de/spanischer-stierkampf.html (Stand: 19.04.2020).
3 Vgl. Kahl, Boris: Liebe bis in den Tod. URL: http://www.stierkampf-corridadetoros.de/portal/subdir.3/Diplomarbeit_Boris_Kahl.pdf (Stand: 20.07.20).
4 Vgl. Ebenauer, Maria: Der Spanische Stierkampf. URL: http://www.stierkampf-corridadetoros.de/portal/subdir.3/Maturaprojekt_Maria_Ebenauer.pdf (Stand: 20.07.2020).
5 Vgl. Kahl, 2001, Kap 1.
6 Vgl. o.V.: Stierkampfarena Ronda. URL: https://www.balanus.eu/land-leute/sehenswuerdigkeiten/347-plaza-de-toros-ronda (Stand: 26.07.2020).
7 Vgl. Stiftung-Graff-Erna. Tierquälerisches Brauchtum. URL: https://www.erna-graff-stiftung.de/lexikon/tierquaelerisches-brauchtum/ (Stand: 26.07.2020).
8 Vgl. Hahn, Stephanie: Stierkampf in Andalusien. Das ist Andalusien. URL: https://www.leben-in-andalucia.de/stierkampf-in-andalusien/ (Stand: 26.07.2020).
9 Vgl. Kahl, 2001, Kap 1.
10 Vgl. Bruhn, Katharina: Stierkampf in Spanien. URL: https://www.centromundolengua.com/de/stierkampf-in-spanien/ (Stand: 24.07.2020).
11 Vgl. Urban, Thomas: Symbolisch für die Konfrontationspolitik der Spanier ist der Stierkampf. Spanische Geschichte. URL: https://www.sueddeutsche.de/kultur/spanische-geschichte-der-streit-zwischen-spaniern-und-katalanen-ist-ein-konflikt-der-kulturen-1.3687852-2 (Stand: 10.04.2020).
12 Vgl. Deyneli, Emel: La Corrida. Über die Geschichte, Symbolik und den Ablauf des Stierkampfes. Philipps-Universität Marburg: GRIN Verlag GmbH 2003.
13 Vgl. Ebenauer, 2003, S.7.
14 Vgl. Ebenauer, 2003, S. 8.
15 Vgl. Kahl, 2001, Kap 1.
16 Vgl. Marchatic, S. L. U.: Plaza de Toros de Las Ventas de Madrid. URL: https://espanaviajar.com/madrid/plaza-toros-ventas/ (Stand: 22.07.2020).
17 Vgl. Carbajal, J. A.; Carbajal R.; Carbajal, N.: La Traza Oculta de la Plaza de Toros de la Real Maestranza de Caballería de Sevilla. Sobre la Geometría de su Planta. URL: http://informesdelaconstruccion.revistas.csic.es/index.php/informesdelaconstruccion/article/download/5893/6956/11989 (Stand: 23.07.2020).
18 Vgl. Kahl, 2001, Kap 1.
19 Vgl. Díez, José Luis: Francisco Montes, “Paquiro”, before a Bullfight. The Bullfighter´s Farewell. URL: https://www.carmenthyssenmalaga.org/en/obra/francisco-montes-%22paquiro%22,-antes-de-una-corrida.-la-despedida-del-torero (Stand: 26.07.2020).
20 Vgl. Kahl, 2001, Kap 1.
21 Vgl. Gutiérrez, Bernardo: Krieg der Stiere. Spanien. URL: https://www.tagesspiegel.de/kultur/spanien-krieg-der-stiere/1901684.html (Stand: 27.07.2020).
22 Vgl. Gruler, Sabine; Wagner, Kristen. Spanien: Diktatur unter Franco. URL: https://www.zeitklicks.de/brd2/zeitklicks/zeit/weltgeschichte/europa/spanien-diktatur-unter-franco/ (Stand: 27.07.2020).
23 Vgl. Backer, Melanie: „Corrida de toros – zwischen Tradition und Tierschutz“. URL: http://othes.univie.ac.at/16120/1/2011-09-07_0601403.pdf (Stand: 27.07.2020).
24 Vgl. Kahl, 2001, Kap 1.
25 Vgl. Schröder, Thomas; Dr. Rusche, Brigitte; Seidel, Renate: Stierkampf. Spanien. URL: https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/ausland/stierkampf/ (Stand: 27.07.2020).
26 Vgl. Leuschen, Lothar; Ludwig, Anette: Stierkampf. Tiere dürfen auf Mallorca nicht mehr getötet werden. Gesetz zur Regulierung von Stierkämpfen. URL: https://www.wz.de/panorama/stierkampf-tiere-duerfen-auf-mallorca-nicht-mehr-getoetet-werden_aid-26750279 (Stand: 24.01.2021).
27 Vgl. Ebenauer, 2003, S. 17.
28 Vgl. Thor, Ingo: Kampfstierzucht auf Mallorca: Wo die Kolosse langsam heranreifen. URL: https://www.mallorcazeitung.es/tiere/2015/12/13/kampfstierzucht-mallorca-kolosse-langsam/40264.html (Stand: 29.07.2020).
29 Vgl. Fischer, Edith: Schluss mit Stierkämpfen!. URL: http://www.freiheit-fuer-tiere.de/zeitschriftausgaben/ausgabe109/schlussmitstierkaempfen/index.html (Stand: 30.07.2020).
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