Als Max Weber seine Werturteilsfreiheitsthese aufstellte, hätte er nicht ahnen können, zu welchem verheerenden Missverständnis sie ein Jahrhundert später führen würde. Wo Sozialwissenschaftler zu Adornos Zeit noch häufig versuchten, Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen, haben sich die meisten heute damit abgefunden, dass ihre Forschungsarbeiten in Bibliotheken verstauben und im Bestfall noch ein oder zwei Zahlen daraus zitiert werden.
Liegt diese Entwicklung möglicherweise an Webers Forderung, Tatsachenbehauptungen und Werturteile strikt zu trennen?
Die vorliegende Arbeit möchte den Versuch unternehmen, diese Hypothese nachzugehen, und einige Gedanken dazu anstellen, wie Wissenschaft in ihrer heutigen Praxis wieder mehr in die Position kommen könnte, Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben. Dafür soll zunächst Webers Position dargelegt werden, um schließlich dessen Werturteilsfreiheitsthese vor den Texten des Positivismusstreites zu diskutieren.
Dabei wird davon ausgegangen, dass Webers Wertfreiheitsthese häufig überspitzt oder gar missverstanden wird. Am Ende soll eine kritische Bilanz gezogen werden, wie plausibel Webers Forderung heute noch ist. Schließlich wird der Versuch einer Neuinterpretation von Webers Trennung der Tatsachenbeschreibungen und Werturteile unternommen.
Ausgangspunkt der Argumentation bildet die These, dass es möglich ist die Weber'sche Trennung unter einer transdisziplinären Einheitswissenschaft wieder zusammenzuführen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Hauptteil
- 2.1 Weber
- 2.2 Horkheimer
- 2.3 Popper
- 2.4 Adorno
- 2.5 Habermas
- 2.6 Eine Bilanz
- 3 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Streit um die Wertfreiheit von Wissenschaft, insbesondere im Kontext der deutschen Soziologie. Sie analysiert die Positionen von Max Weber und seiner Kritiker, um die Frage zu beleuchten, ob und inwiefern Wissenschaft in der heutigen Zeit gesellschaftlichen Einfluss ausüben kann.
- Die Wertfreiheit von Wissenschaft nach Max Weber
- Die Kritik der Kritischen Theorie an Webers Wertfreiheitsthese
- Der Einfluss von Wissenschaft auf die Gesellschaft
- Die Möglichkeiten und Grenzen interdisziplinärer Forschung
- Die Relevanz von Webers Argumentation für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik des Positivismusstreits ein und erläutert den Hintergrund der wissenschaftstheoretischen Debatte um die Wertfreiheit von Wissenschaft. Im zweiten Kapitel wird Webers Position zur Werturteilsfreiheit umfassend dargestellt. Das dritte Kapitel widmet sich der Kritik an Webers Wertfreiheitsthese durch die Vertreter der Kritischen Theorie, insbesondere Horkheimer.
Schlüsselwörter
Wertfreiheit, Wissenschaftstheorie, Positivismusstreit, Max Weber, Kritische Theorie, Horkheimer, Interdisziplinarität, Einheitswissenschaft, Gesellschaftlicher Einfluss.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2020, Max Webers Argument der Wertefreiheit. Wie Wissenschaft mehr Einfluss auf die Gesellschaft ausüben kann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1027476