Kann man das Unsagbare in Worte fassen? Diese Frage durchzieht die Literatur, die sich dem Holocaust widmet, einer der dunkelsten Epochen der Menschheitsgeschichte. Das vorliegende Werk unternimmt eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dieser spezifischen Literaturgattung, indem es nicht nur Definitionen und Merkmale erörtert, sondern auch die ethischen und ästhetischen Herausforderungen beleuchtet, die mit der Darstellung des Massenmords an den Juden einhergehen. Es untersucht, wie Überlebende in Romanen, Gedichten und Berichten ihre traumatischen Erfahrungen verarbeitet haben und inwiefern Werke von Autoren, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, neue Perspektiven und Interpretationen einbringen. Dabei werden Schlüsselwerke wie Primo Levis "Ist das ein Mensch?" und Carl Friedmans "Vater" analysiert, um die unterschiedlichen Herangehensweisen und Schwerpunkte der Holocaust-Literatur zu verdeutlichen. Ein besonderes Augenmerk gilt den Tabus, die lange Zeit die Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der Literatur prägten, und wie diese im Laufe der Zeit gebrochen oder überwunden wurden. Die Untersuchung berücksichtigt kritische Stimmen, die vor einer Kommerzialisierung des Holocaust warnen, und diskutiert die Bedeutung einer differenzierten Auseinandersetzung mit literarischen Zeugnissen, die sowohl die faktische Ebene als auch die künstlerische Gestaltung berücksichtigen. Es wird die Frage aufgeworfen, inwieweit literarische Mittel zur Vermittlung des Grauens eingesetzt werden dürfen und welche Rolle der Erinnerung und Mahnung in dieser spezifischen Form der Literatur zukommt. Abschließend wird die Bedeutung der Holocaust-Literatur für die Bewahrung des historischen Gedächtnisses und die Auseinandersetzung mit den ethischen Implikationen des Genozids hervorgehoben, wobei die kontroverse Frage nach der Möglichkeit von Glück inmitten des Schreckens aufgeworfen wird, wie sie Imre Kertész in seinem "Roman eines Schicksallosen" thematisiert. Leser erwartet eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust in der Literatur lebendig gehalten werden kann, auch über die Generation der Überlebenden hinaus, und wie eine kritische Auseinandersetzung mit missbrauchten Erinnerungen zu einer tieferen Erkenntnis führen kann. Eine Reise durch die Abgründe der Geschichte, die zum Nachdenken anregt und die Verantwortung des Lesers für die Zukunft betont, während sie die Grenzen der Darstellung und die Notwendigkeit des Erinnerns auslotet, und dabei auch die ethischen Fallstricke und die Gratwanderung zwischen Authentizität und künstlerischer Freiheit berücksichtigt. Die Analyse der Darstellung von Tätern und Opfern, von Schuld und Unschuld, von Verzweiflung und Hoffnung in der Holocaust-Literatur eröffnet neue Perspektiven auf ein Thema, das uns alle betrifft.
Holocaust Literatur
Literatur und Holocaust ein sowohl schwieriges Thema zu referieren, als auch in der Literatur ein schwieriges Kapitel. Ich möchte heute mit meinem Referat vor allem erklären was Holocaust Literatur ist und die Schwierigkeiten und Tabus dieser Literatur aufzeigen. Bewußt will ich mich nicht mit der Geschichte des Holocausts befassen da dieses Thema meiner Meinung schon ausführlich bekannt ist.
Auschwitz, Dachau, Mauthausen sind für viele Menschen längst keine Orte mehr. Sie sind zu Symbolen avanciert. Symbole des millionenfachen Massenmordes an den europäischen Juden.
Wurde in den ersten Nachkriegsjahren, besser Jahrzehnten, die Themen Holocaust, Opfer und Täter weitmöglichst verdrängt, so erfolgte seit den späten 80iger Jahren, eine intensive Aufarbeitung des 2. Weltkrieges. Kritiker meinen, dass diese „Aufarbeitung“ vor allem des Holocaust zu kommerziell wird und sprechen von Auschwitzkeule oder Shoanusiness. Diese Kommerzialisierung zeigt sich natürlich auch in der Literatur wieder. Beschäftigten sich nach dem 2. Weltkrieg nur wenige Autoren = Überlebende mit dem Tabuthema Massenmord an den Juden, so kommen in den letzten Jahren auch Bücher mit dem Thema Auschwitz(=Holocaust) von Autoren der zweiten oder dritten Generation der Überlebenden auf dem Markt.
Doch kommen wir nun zu einem Versuch einer Definition von Holocaust Literatur.
Literatur der Überlebenden, Literatur über die Shoa oder Literatur nach bzw. über Auschwitz um nur einige Begriffe zu nennen.
Holocaust Literatur ist die Literatur der Überlebenden der Kz's des 3. Reiches. Zu ihnen gehören Romane, Erzählungen, Gedichte, usw von Überlebenden über ihr Leid. Ich möchte hier Primo Levi’s Roman „Ist das ein Mensch „ erwähnen. Der Roman beschreibt das Jahr, das Levi in Auschwitz verbracht hat: vom Februar 1944 bis zum Januar 1945. Die Titelfrage wird von Levi auf zweifache Wiese beantwortet. Mensch ist, wer tötet, wer Unrecht zufügt oder erleidet. Kein Mensch hingegen ist, wer darauf wartet, dass sein Nachbar endlich stirbt, damit er ihm ein Viertel Brot abnehmen kann, kein Mensch ist jener, der noch im Todeskampf beständig sein <<Jawohl>> murmelt.
Doch man muss nicht unbedingt ein Überlebender der Shoa sein um über Holocaust schreiben zu können. Gerade in der jüngsten Zeit kamen immer wieder Werke von Schriftstellern über den Holocaust heraus die erst nach dem 2. Weltkrieg geboren wurden. Diese Werke handeln meist von Erlebnissen aus der Kindheit der Autoren. Etwa Carl Friedman, die in ihrem Buch Vater ihre Kindheitserlebnisse, die überschattet ist von der Vergangenheit des Vaters als KZ- Häftling, beschreibt. Die Verfolgungs- und Außenseitererfahrung des Vaters, der durch die Jahre im KZ schwere körperliche und seelische Schäden davongetragen hat, bestimmen die alltägliche Kommunikations- und Erlebniswelt der Kinder nachhaltig und machen sie in ihrer Umwelt zu Außenseitern.
Das „Zeugnisablegen“, also die Beschreibung des Horrors soweit mit Worten darstellbar, ist wohl der wichtigste Zweck dieser Literatur. Doch der Holocaust ist nach wie vor kein Stoff wie jeder andere, aus dem Literatur und Kunst wie jede andere gemacht werden können. In Bezug auf Holocaust bestanden und bestehen große Tabus. So galten Autoren die Auschwitz überlebten, Geschichten, Essays, Lagerberichte oder lyrische Zeugnisse aus den Konzentrationslagern als unantastbar, als unkritisierbar. James E. Young sorgte Ende der achtziger Jahre mit seiner „alternativen Hermeneutik literarischer Zeugnisse des Holocaust[[[“für frischen Wind in der literaturwissenschaftlichen Diskussion. Texte über die Judenvernichtung, so Young in seinem Buch „Beschreibung des Holocaust“, dürfen nicht allein als sachlich, authentische Information gelesen werden, sie müssten auch nach ihrer „Textur“ befragt werden. Wer auf literaturkritische Zugriffe zur Interpretation solcher Texte verzichtet, wer aus falscher Scheu die geschilderte Wirklichkeit für unbedingt glaubhafte Wahrheit nehme, könne leicht einer Schein-Objektivität des Vermittelten erliegen.
In einfachen Worten heißt das so viel wie wenn ein Autor ein Überlebender einen Text einen Roman schreibt so dürfen diese Informationen nicht immer als 1:1 wahrheitsgemäß hingenommen werden. Was aber nicht heißt das es den Holocaust nicht gegeben hat und das alle Zeugnisse der Überlebenden falsch sind. Wie bei einem Roman der über eine wahre Begebenheit handelt, Tatsachen mit literarischen Mitteln verknüpft werden, so kommen bei der Beschreibung des Grauens, des Genozid ebenfalls literarische Mittel vor. Diese Mittel so Young kann man kritisieren. Den wie in jeder anderen Literaturart gibt es auch in der Holocaust Literatur, schlechte und gute Werke. Einen Werk als schlecht darzustellen fällt natürlich auch heute noch sehr schwer. Kritiker werden sofort in das Licht des Antisemiten gerückt. Darum sind auch viele Kritiker Juden oder zumindest nicht Deutsche (Österreicher).
Das ist vielleicht auch gut so, den Holocaust Literatur und Kritik ist ein politisch höchst brisantes Thema.
Viele Autoren versuchen auch jede Literarisierung ihrer Texte zu vermeiden. In Peter Weiss Die Ermittlung, wird fast der gesamte Wortlaut des Protokolls der Frankfurter Auschwitz- Prozesse wiedergegeben. Hier stellt sich auch die Frage ob Werke von Autoren wie eben Peter Weiss, die „das Lager“ nicht erlebt hatten zur Holocaust- Literatur gerechnet werden können.
Ich möchte hier wieder James E. Young zitieren:
„Indem der Holocaust in die Sprache und in die Metaphern eingeht, wird die Erinnerung weit über das Leben der authentischen Zeugen hinaus bewahrt: »In diesem Fall ist eine missbrauchte Erinnerung, mit der wir uns kritisch auseinandersetzen können, besser als gar keine Erinnerung.«“ Als fiktive Literatur über den Massenmord kann akzeptiert werden, da uns der dann wenigstens in Erinnerung bleibt
Grundsätzlich ist also alles der Literatur des Holocaust zuzuordnen die sich entweder mit den Gescheenniseen oder den direkten bzw indirekten Auswirkungen des Massenmordes an den europäischen Juden befasst.
Tabus
Was sind Tabus? Versteht der eine unter Tabu einen notwendigen Schutzschild gegen die Verletzung von Werten und Regeln, begreift es der andere als eine künstliche Barriere, die es endlich zu überwinden gilt. Tabus werden in der Literatur in der Kunst meist schnell gebrochen. Anders in der Shoa- Literatur. Hier entstanden in der Nachkriegszeit Tabus die wohl auch auf einen viel größeren Tabubruch zurückgehen. Den millionenfachen Massenmord.
Bsp für Tabus: die Schilderung von nicht durch und durch guten jüdischen Figuren, die Verbindung von Holocaust und Humor, die künstlerische Umsetzung in „unangemessene“ Gattungen (Comics, Liebesroman...) usw.
Häufig gestellte Fragen zu Holocaust Literatur
Was ist Holocaust Literatur?
Holocaust Literatur ist die Literatur der Überlebenden der Konzentrationslager des Dritten Reiches. Sie umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte usw. von Überlebenden, die ihr Leid beschreiben. Sie kann aber auch von Autoren stammen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden und sich mit den Geschehnissen oder den direkten bzw. indirekten Auswirkungen des Massenmordes an den europäischen Juden befassen.
Wer kann Holocaust Literatur schreiben?
Holocaust Literatur kann sowohl von Überlebenden der Shoa als auch von Schriftstellern geschrieben werden, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden. Allerdings gibt es oft unterschiedliche Wahrnehmungen und Akzeptanz, je nachdem, wer schreibt. Werke von Überlebenden genießen oft eine höhere Glaubwürdigkeit, während Werke von Nicht-Überlebenden kritischer betrachtet werden können.
Welchen Zweck hat Holocaust Literatur?
Ein Hauptzweck der Holocaust Literatur ist das "Zeugnisablegen", d.h. die Beschreibung des Horrors, soweit es mit Worten darstellbar ist. Sie dient der Erinnerung an die Opfer und der Aufarbeitung der Geschehnisse. Sie ist aber auch Kunst und Literatur. Hierzu ist anzumerken, dass Literaturkritiker die literarische Qualität der Werke bewerten, was manchmal zu Kontroversen führt.
Welche Tabus gibt es in der Holocaust Literatur?
In der Holocaust Literatur gab und gibt es Tabus, die sich auf die Darstellung von jüdischen Figuren, die Verbindung von Holocaust und Humor oder die künstlerische Umsetzung in "unangemessenen" Gattungen beziehen können. Diese Tabus sind jedoch zunehmend gebrochen oder "überwunden" worden. Dennoch gibt es eine Sensibilität dafür, wer diese Tabus bricht und wie dies geschieht.
Was ist mit "Auschwitzkeule" oder "Shoanusiness" gemeint?
Diese Begriffe bezeichnen die Kritik an einer vermeintlichen Kommerzialisierung der Aufarbeitung des Holocaust. Kritiker bemängeln, dass die Thematisierung des Holocaust für kommerzielle Zwecke missbraucht wird.
Inwiefern kann Holocaust Literatur kritisiert werden?
James E. Young argumentiert, dass Texte über die Judenvernichtung nicht allein als sachlich, authentische Information gelesen werden dürfen, sondern auch nach ihrer "Textur" befragt werden müssen. Eine literaturkritische Auseinandersetzung ist notwendig, um eine Schein-Objektivität des Vermittelten zu vermeiden. Allerdings ist die Kritik an Holocaust Literatur oft mit der Gefahr verbunden, als antisemitisch missverstanden zu werden.
Kann ein Autor über "Glück" im Konzentrationslager schreiben?
Die Darstellung von "Glück" im Konzentrationslager ist ein sensibles Thema, das oft nur von Überlebenden selbst glaubwürdig vermittelt werden kann. Ein Nicht-Überlebender, der über "Glück" im Lager schreibt, könnte schnell in den Verdacht geraten, die Gräueltaten zu verharmlosen.
Was ist der Unterschied zwischen "authentischen Zeugen" und fiktiver Literatur über den Holocaust?
Die Erinnerung an den Holocaust wird sowohl durch die Zeugnisse der Überlebenden als auch durch fiktive Literatur bewahrt. Fiktive Literatur kann dazu beitragen, das Thema im Bewusstsein zu halten, auch wenn sie nicht die gleiche Authentizität wie die Berichte der Überlebenden hat. Es ist wichtig, sich mit der missbrauchten Erinnerung kritisch auseinander zu setzen.
Welche Rolle spielen Frankfurter Auschwitz-Prozesse in Holocaust Literatur?
Werke wie Peter Weiss' "Die Ermittlung", die fast den gesamten Wortlaut des Protokolls der Frankfurter Auschwitz-Prozesse wiedergeben, werfen die Frage auf, ob sie zur Holocaust-Literatur gezählt werden können, auch wenn der Autor das Lager nicht erlebt hat. Sie tragen zur Aufarbeitung der Geschehnisse bei und liefern authentische Informationen.
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- Christian Ebner (Author), 2001, Holocaust Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103004