Brauchen Kinder Religion? Risiken und Chancen der religiösen Erziehung


Hausarbeit, 2016

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einführung
1.1 Definition

2. Bildung des Glaubens
2.1 Religion in der Familie heute
2.2 Entwicklung des Glaubens bei Kindern
2.3 Prägung durch Eltern, Familie und pädagogische Fachkräfte

3. Brauchen Kinder Religion oder nicht?
3.1 Risiken religiöser Erziehung
3.2 Kinder brauchen Religion -Chancen

4. Praxis
4.1 Hindernisse der religiösen Erziehung
4.2 Wie kann Religiosität gestaltet werden (Beispiele)
4.3 Stärkung religiöser Kompetenz bei Eltern und pädagogischen Fachkräften

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einführung

„Gibt es nicht millionenfache Beispiele dafür, dass Kinder auch „ohne Gott“ zu verantwortungsvollen, empathisch und sozial handelnden, sinnerfüllt und glücklich lebenden Menschen herangewachsen sind und weiterhin heranwachsen - was soll da die Rede von einem Gott, den Kinder brauchen?“ (Langenhorst 2014, S. 62)

Keine Frage, es ist auch ein Leben ohne Gott möglich. Doch spricht die Notwendigkeit von Glauben hier an, wie ein Leben mit Gott tiefer gehen, eine Grundlage für den Alltag bieten und weitere Perspektiven nach dem Lebenssinn aufzeigen kann, sodass dem Leben der Kinder durch den Glauben an Gott ein anderer Rahmen gegeben wird.(vgl. Langenhorst 2014, S. 62 f.)

Diese Arbeit möchte auf Grundlage der Entwicklung des Kindlichen Glaubens der Frage nachgehen, ob Kinder nun wirklich Religion brauchen unter Berücksichtigung von Risiken und Chancen, die religiöse Erziehung mit sich bringen kann. Es ist unmöglich in einer Arbeit mit diesem Umfang das Thema komplett zu erschließen.

1.1 Definition

Doch bevor nun die Gültigkeit der These überprüft wird, bedarf es der Klärung des Begriffs Religion, der als Grundlage für die folgenden Ausführungen verwendet wurde.

Religion

Der Begriff „Religion“ scheint zunächst intuitiv recht einfach zu begreifen zu sein, doch es gibt keine konsensfähige Definition von dem, was mit Religion gemeint ist, so Porzelt. Es gibt bereits eine Vielzahl an Vorschlägen für Religionsdefinitionen und jede weitere Forschung erweitert diese Vielfalt und damit müssen wir leben. (vgl. Porzelt 2009, S. 45 f.)

Der Begriff Religion kann sich eng gefasst auf die Weltreligionen beziehen oder im weiteren Sinne den Bereich meinen, welcher sich mit Grundfragen und Ursehnsüchten des Menschen beschäftigt wie Liebe, Anerkennung, Erfolg. Darin eingeschlossen sind Grundfragen, wie z.B. der Frage nach der Herkunft, Existenz, nach dem Lebensstil und dem Tod. (vgl. Langenhorst 2014, S. 17) Paul Tillrich ergänzt den Religionsbegriff wie folgt: „Sie [Religion] ist das Sein des Menschen.“ (Tillich 1962, S. 8 ff.) 1

2. Bildung des Glaubens

Um sich ein Urteil zu bilden, ob Kinder nun Religion brauchen oder nicht, ist es wichtig sich über Religiosität in der heutigen Gesellschaft, die Entwicklung des kindlichen Glaubens und schließlich die Prägung der Kinder in Bezug auf Religiosität Gedanken zu machen. (vgl. Münchmeier 2005, S. 95)

2.1 Religion inder Familie heute

Die Aufgabenverteilung war klar. Die Familie beschäftigte sich schon früher mit Fragen der Moral, Lebenskompetenz und der Entwicklung der Persönlichkeit, während die Schule dafür zuständig war, wissenschaftliches Wissens zu verbreiten. Hieraus ergibt es sich, dass die Familie im Zusammenhang mit religiöser Erziehung genannt wird und ihr eine wesentliche Bedeutung bei der Überlieferung der religiösen Tradition und ihrer praktischen Einübung zukommt. (vgl. Münchmeier 2005, S. 95)

Die religiöse Familienerziehung wird jedoch trotz ihrer Wichtigkeit weitgehend vernachlässigt (vgl. Schweitzer 2005, S. 11). „Die Familie ist nicht mehr selbstverständlicher Garant einer christlichen Erziehung“ (Münchmeier 2005, S. 103), stellt Münchmeier fest. Sie hat bei deutschen Familien kaum mehr Bedeutung (vgl. Schweitzer 2005, S. 11). Menschen beteiligen sich immer weniger am kirchlichen Leben und auch die Ausübung von Religiosität im Familienalltag geht zurück (vgl. Münchmeier 2005, S. 95). Es ist festzustellen, dass Einzelne und auch gesellschaftliche Gruppe sich immer mehr von der Kirche distanzieren und von deren Bindungen loslösen (vgl. Biesinger/ Sautermeister 2005, S. 66). Auch in Bezug auf die religiösen Orientierungen innerhalb einer Familie fand ein Wandel statt, weg von der Homogenität, hin zur Pluralität. Das bestätigte die Tübinger Untersuchung. Konfessionsverschiedene Elternhäuser oder religiöse/nicht-religiöse Konstellationen sind keine Seltenheit mehr. (vgl. Schweitzer 2005, S. 19) Psychologen bestätigen die Ergebnisse, indem sie festgestellt haben, dass es leichter geworden sei, mit jungen Patienten über Beziehungen, Sexualität und Aids zu sprechen, als über Religiosität (vgl. Klosinski 2005, S. 22).

2.2 Entwicklung des Glaubens bei Kindern

Die religiöse, gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt lässt auch die Kinder nicht unberührt (vgl. Schweitzer 2005, S. 20). Kinder haben Fragen und Orientierungsbedürfnisse (vgl. Schweitzer 2005, S. 20 und vgl. Biesinger u.a. 2004, S. 9). Sie haben religiöse Fragen nach dem woher komme ich und wohin geht der Mensch, woraus sie ihre Wirklichkeit bilden und wobei nicht zwingend primär an Kirche oder die kirchliche Religion gedacht wird (vgl. Biesinger u.a. 2004, S. 9). Kurz gesagt: Es geht um tiefgreifende Fragen der Orientierung und dem Lebenssinn, Lebensziele und Werte neben der Bewältigung äußerer Anforderungen an die Kinder. (vgl. Münchmeier 2005, S. 103)

Die ersten Vorstellungen von einem Gott findet man schon bei Kindern im Kindergartenalter (vgl. De Roos 2005, S. 81). Hier kommt es vor, dass sie nach einem höheren Wesen, nach Gott fragen und somit erste übersinnliche Erfahrungen machen (vgl. Hess-Maier 2005, S. 7). Während das Kind in der Adoleszenz verschiedene Entwicklungsstufen beschreitet, verändert sich deren Weltbild und auch bei religiösen Vorstellungen und Gottesbildern bleibt dieser Wandel nicht aus (vgl. Klosinski 2005, S. 23). Die persönliche Religiosität jedes einzelnen, als Gesamtheit von Gefühlen, Reflexionen und Einsichten verändert sich im Laufe des Lebens und dabei ist es ganz normal, dass Brüche entstehen, z.B. in der Trotzphase oder der Pubertät,und Kinder ihr bisheriges Weltbild Hinterfragen. (vgl. Klosinski 2005, S. 26) Je nach Alter und Entwicklungsstufe ist die Gottesvorstellung unterschiedlich ausgeprägt (vgl. Klosinski 2005, S. 23). Die Grundlage des Glaubens ist jedoch im Kindesalter gelegt (vgl. Kerner 2005, S. 36) und beeinflusst spätere religiöse Einstellungen (vgl. De Roos 2005, S. 81). „Recht früh eingeübte Haltungen oder Lebenseinstellungen und Verhaltensmuster sind sehr stabil und selbst im Erwachsenenalter noch vorhanden.“ (Kerner 2005, S. 36) Die religiöse Entwicklung bzw. Gottesbeziehung ist jedoch ein lebenslanger Prozess und gilt nicht mit Eintritt ins Erwachsenenalter als abgeschlossen. Der Glaube sei niemals fertig, so Biesinger und Sautermeister. (vgl. Biesinger/ Sautermeister 2005, S. 70)

2.3 Prägung durch Eltern, Familie und pädagogische Fachkräfte

Unterschiedliche Umwelten beeinflussen die Entwicklung auf unterschiedliche Art und Weise, deshalb ist zu erwarten, dass auch die religiöse Entwicklung beeinflusst wird (vgl. Kliss/ Schwenzer 2005, S. 133).

„Jüngere Kinder verbringen viel Zeit zu Hause und sind somit stark abhängig von ihren Eltern. Folglich kann man erwarten, dass sich frühe Eltern- Kind- Bindungen stark auf die Gottesbilder von Kindern auswirken.“ (De Roos 2005, S. 81) Eltern bzw. die Familie haben folglich einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Glaubens ihrer Kinder durch religiöse Erziehung (vgl. Biesinger/ Sautermeister 2005, S. 70und Schweitzer 2005, S. 17), das bestätigt auch die Studie Tübinger Untersuchung (vgl. Schweitzer 2005, S. 18). Familie stellt, als „Lernort des Glaubens“ (Münchmeier 2005, S. 95 und Biesinger/ Sautermeister 2005, S. 66) das Fundament dar, auf das weitere religiöse Bildung aufbaut (vgl. Münchmeier 2005, S. 95). Trotz rasch verändernden Familienstrukturen (vgl. Hess-Maier 2005, S. 8) bleibt Familie also ein Ort, an dem grundlegende Einstellungen (Was ist Gut und Böse?) erlernt werden (vgl. Biesinger u.a. 2004, S. 9). In welche Richtung sich die religiöse Biografie des Kindes entwickelt, hat maßgeblich mit der Entscheidung der Eltern zu tun. Hess-Maier geht sogar so weit, dass sie behauptet, Eltern seien diejenigen, welche die Kinder nicht nur prägen, sondern sogar über religiöse Bildung der Kinder entscheiden (vgl. Hess-Maier 2005, S. 8). Sie sind es, die beispielsweise durch den Religionsunterricht die Richtung vorherbestimmen (vgl. Hess-Maier 2005, S. 7).Doch nicht allein die Familie formt die Wertorientierung im Kindesalter, auch andere Träger der religiösen Erziehung, wie vorschulische Bildungseinrichtungen, sind verantwortlich für die Prägung der Kinder (vgl. Hess-Maier 2005, S. 7 und vgl. Schweitzer 2005, S. 18). Kinder orientieren sich an Vorbildern. Sie orientieren sich an Eltern, aber auch frühkindlichen Bildungseinrichtungen, was dazu führen kann, dass die Kinder deren Einstellungen verinnerlichen. Diese Verinnerlichung geschieht meist eher unbewusst mit der Folge der Übernahme der religiösen Werte und Normen in ihr eigenes Konzept. (vgl. Kerner 2005, S. 38)

Zweifelsfrei ist nun anzunehmen, dass die Religiosität durch Beziehungen im Kindesalter beeinflusst wird, doch ergänzend muss hervorgehoben werden, dass auch die Qualität der elterlichen Beziehung sich in der Qualität der Gottesbeziehung widerspiegeln kann (vgl. Biesinger; Sautermeister 2005, S. 69). „Die Beziehungsstrukturen, die in der Familie gelebt werden prägen die spätere Gottesbeziehung des Kindes.“ (Klosinski 2005, S. 30)

3. Brauchen Kinder Religion oder nicht?

Chance und Hindernis. Beides kann religiöse Erziehung in der Familie sein. (vgl. Hess-Maier 2005, S. 7) Einerseits kann sie von den Kindern bejaht werden, zu einer geglückten Persönlichkeitsbildung beitragen (vgl. Hess-Maier 2005, S. 7), positive Wirkung entfalten und eine Bereicherung des Lebens mit sich bringen (vgl. Schweitzer 2005, S. 18). Andererseits ist es dennoch möglich, dass Religiosität negative Wirkung entwickelt (vgl. Schweitzer 2005, S. 18). Ob Religiosität eine Chance oder eher Hindernis darstellt, hängt beispielsweise davon ab, welche Vorstellungen von Gott dem Kind vermittelt werden (vgl. Hess-Maier 2005, S. 7).

Wie bereits festgestellt, spielen frühkindliche Beziehungen hierbei eine zentrale Rolle. Die Familienerziehung im Allgemeinen und die Familienkonstellation (wie die Stellung eines Kindes oder Verhältnis zu den Eltern) sind bei der Bildung von Religiosität beteiligt und bestimmen mit, ob sie positive oder negative Wirkung aufzeigt. (vgl. Schweitzer 2005, S. 18 f.)

3.1 Risiken religiöser Erziehung

Welche Risiken kann religiöse Erziehung mit sich bringen? (vgl. Klosinski 2005, S. 22)

Religiöse Erziehung kann zu Minderwertigkeitsgefühlen, Angst und Schuldgefühlen führen, wenn sie durch Härte und Rücksichtslosigkeit unnötige und übertriebene Forderungen auferlegt und versucht mit Zwang etwas zu bewirken (vgl. Klosinski 2005, S. 25 und vgl. Biesinger/ Sautermeister 2005, S. 69). Religiosität wird in diesem Fall zum Hindernis in der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder (vgl. Klosinski 2005, S. 22). Jugendliche, die Zwang in ihrer religiösen Erziehung verspürt haben, haben sich zum Ziel gesetzt, ihre Kinder, wenn sie sie religiös erziehen, dies ohne Druck zu tun (vgl. Biesinger/ Sautermeister 2005, S. 69). Klosinski festigt diese Sichtweise, indem er feststellt, dass religiöse Erziehung auch Phasen des Zweifelns zulassen muss, um nicht eine festgefahrene Religiosität zu verbreiten. (vgl. Klosinski 2005, S. 25)

Es kann festgehalten werden, dass die Art und Weise der religiösen Erziehung mit entscheidend ist, ob sich bei Kindern positive oder negative Gefühle im Bezug auf Religiosität entwickeln (vgl. Hess-Maier 2005, S. 7). Und so können beispielsweise problematische Familiendynamiken bewirken, dass die Bereicherung, die Religiosität mit sich bringt durch ein negatives Bild von Religion überlagert wird (vgl. Schweitzer 2005, S. 18).

3.2 Kinder brauchen Religion - Chancen

Trotz mancher Gefahren, die religiöse Erziehung mit sich bringen kann, sind auch einige Chancen aufzuweisen (vgl. Klosinski 2005, S. 22). Wenn in der religiösen Erziehung der Kinder Theorie und Praxis übereinstimmen, so kann es tatsächlich zu positiven Entwicklungen kommen (vgl. Kliss/ Schwenzer 2005, S. 140).

Religiöse Menschen sind gesünder

Die Meta-Analyse von 34 Studien von Hacknex und Sanders hat bewiesen, dass religiöse Menschen, vor allem in Bezug auf die psychische Gesundheit, gesünder sind, als nicht-religiöse (vgl. Klosinski 2005, S. 26 f.). Den Zusammenhang zwischen religiösem Engagement und Sucht hat Klosinski folgendermaßen zusammengefasst: „Je mehr religiöse Vorstellung in Handlungsvollzüge eingebunden ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Alkohol- oder Drogenabhängigkeit kommt“ (Klosinski 2005, S. 27). Dem hinzuzufügen ist, dass in Ehekrisen die Bereitschaft zur Versöhnung bei religiösen Paaren größer war, was davon zeugt, dass Religiosität eine Ehe stabiler macht. (vgl. Klosinski 2005, S. 27) Es wurde nachgewiesen, dass religiöse Eingebundenheit weniger Angst mit sich bringt, diese Menschen mehr Hoffnungen und meist eine lebensbejahende Einstellung haben (vgl. Klosinski 2005, S. 27). In sogenannten Krisensituationen können religiös engagierte Menschen oftmals auf Bewältigungsstrategien zurückgreifen und auch selbst einmal Hand anlegen oder Dinge Gott überlassen und akzeptieren (vgl. Klosinski 2005, S. 28).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Brauchen Kinder Religion? Risiken und Chancen der religiösen Erziehung
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V1030431
ISBN (eBook)
9783346436481
ISBN (Buch)
9783346436498
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Religion, Kinder, Frühe Kindheit, frühkindliche Bildung, Ethik, Religion notwendig
Arbeit zitieren
Anna-Lena Mack (Autor:in), 2016, Brauchen Kinder Religion? Risiken und Chancen der religiösen Erziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030431

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Brauchen Kinder Religion? Risiken und Chancen der religiösen Erziehung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden