Rechtsextremismus in der BRD


Seminararbeit, 2001

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsdefinition

3. Potential

4. Ideologische Bestandteile
4.1. Rassismus und Ethnozentrismus
4.2. Nationalismus
4.2.1. Alter und neuer Nationalismus
4.2.2. Zum Entstehungszusammenhang des Nationalismus
4.3. Antisemitismus und Revisionismus
4.4. Autoritarismus und Gewaltakzeptanz

5. Organisationsformen
5.1. Die “Deutsche Volksunion” (DVU) als Wahlpartei
5.2. Die “Nationaldemokratische Partei Deutschland” (NPD) als 14 Sammlungsbewegung
5.3. Die “Freien Kameradschaften” und der “Nationale Widerstand” 16 als Organisationsform militanter Neonazis

6. Erklärungsansätze
6.1. Wilhelm Heitmeyer: Rechtsextremismus als Folge von Orientierungslosigkeit unter Jugendlichen
6.2. Birgit Rommelspacher: Rechtsextremismus als Ausdruck der westlichen, patriarchalen Dominanzkultur

7. Antifaschistische Gegenstrategien

8. Resümee

9. Literatur

1. Einleitung

Seit ihrer Gründung gehören rechtsextremistische Gruppierungen in unterschiedlich großer Stärke und Präsenz zum Erscheinungsbild der Bundesrepublik Deutschland. Da das nationalsozialistischen ”Dritte Reich” nicht von innen heraus, sondern von außen zerschlagen wurde, waren seine zentralen ideologischen und praktischen Bestandteile wie Rassismus und Antisemitismus, Autoritätshörigkeit oder auch Nationalismus mit seiner Niederlage nicht automatisch aus der deutschen Gesellschaft verschwunden. Trotz der Kontrolle durch die Siegermächte, die eine Tabuisierung vor allem des Antisemitismus zur Folge hatte, und der anschließenden Demokratisierung der BRD leben solche Orientierungsmuster bis heute fort, da keine tiefgehende Aufarbeitung der deutschen Geschichte erfolgte.

Auch in der DDR konnten diese Einstellungs- und Verhaltensweisen den ”verordneten Antifaschismus” (Ralph Giordano) überdauern. Sie waren - wenngleich auch in einem anderen Kontext und z.T. mit anderen Erscheinungsformen - nicht nur allgemein in der DDR-Gesellschaft verbreitet; sogar eine rechte Subkultur begann sich in den letzten Jahren ihres Bestehens herauszubilden.

Als mit dem Mauerfall 1989 und der ”Wiedervereinigung” der beiden deutschen Staaten im Jahre 1990 in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung ein nationalistischer Taumel zu verzeichnen war, begannen auch Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund rapide anzusteigen. Anschläge und Pogrome wie die von Rostock, Solingen oder Mölln erschütterten insbesondere in den Jahren 1991/92 die deutsche (und vor allem ausländische) Medienlandschaft; bürgerlich-demokratische als auch autonom-antifaschistische Gegenkampagnen versuchten, diese Tendenzen zu stoppen, und auf verschiedenen Ebenen schien dieses Problem eines der meistdiskutierten innerhalb der deutschen Gesellschaft und Politik geworden zu sein. Besonders die Sozialwissenschaften machten den Rechtsextremismus zu einem ihrer wichtigsten Themen.

Nachdem in den letzten Jahren Übergriffe gegen Menschen nicht-deutscher Herkunft und andere Angehörige gesellschaftlicher Minderheiten mehr und mehr zum Alltag geworden sind, hat dieses Problem jedoch inzwischen seine tagespolitische Aktualität verloren und verschwindet aufgrund seiner scheinbaren ”Normalität” zunehmend aus der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskussion. Im Rahmen meiner jahrelangen antifaschistischen Arbeit und Organisierung mußte ich jedoch feststellen, daß die deutschen RechtsextremistInnen heute weitaus aktiver sind als noch vor wenigen Jahren und somit keinesfalls an Gefährlichkeit verloren haben. Ich möchte daher mit dieser Arbeit nachweisen, daß die Notwendigkeit einer gesamtgesellschaftlichen, aber auch wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Problem nach wie vor besteht.

Meine Arbeit ist folgendermaßen aufgebaut:

Um den Gegenstand genauer einzugrenzen, soll zunächst eine Definition des Begriffs Rechtsextremismus vorgenommen werden. Nach einer kurzen Analyse des rechtsextremistischen Potentials, welches nicht nur auf die WählerInnen solcher Parteien eingegrenzt werden kann, werde ich anschließend etwas ausführlicher auf einige wichtige ideologische Bestandteile des Rechtsextremismus eingehen, um danach anhand einiger Beispiele seine verschiedenen Organisationsformen vorzustellen. Auch die Erklärungsansätze, die dieses Phänomen zu erfassen versuchen, können aufgrund ihrer Vielfalt nur exemplarisch angesprochen werden. Ich werde daher hier nur den bekanntesten sozialpsychologischen Ansatz skizzieren und ihm die Position seiner wichtigsten Kritikerin gegenüberstellen. Bevor ich am Ende die wichtigsten Erkenntnisse meiner Arbeit in Form eines Resümees zusammenfassen werde, möchte ich zuvor noch kurz einige Gegenstrategien benennen, die von unterschiedlichen antifaschistischen Gruppierungen und Institutionen praktiziert wurden bzw. werden.

2. Begriffsdefinition

In der Alltagssprache gibt es viele unterschiedliche Bezeichnungen für Rechtsextremismus. Dazu gehören z.B. die Begriffe Neofaschismus, Faschismus, Nationalsozialismus, Rechtsradikalismus oder Totalitarismus. Ich verwende den Begriff Rechtsextremismus, da dieser sich in der amtlichen Terminologie immer mehr durchgesetzt hat. Da die Begriffsvielfalt immer noch sehr verwirrend ist, ist es zunächst erforderlich, den begriff Rechtsextremismus zu definieren.

Backes und Jesse definieren ihn folgendermaßen:

Rechtsextremismus wird als ein Sammelbegriff benutzt, der alle Erscheinungsformen des öffentlichen Lebens umfaßt, die sich gegen fundamentale Prinzipien des demokratischen Verfassungsstaates richten. Rechtsextremismus ist Demokratiefeindschaft.1In diesen Zusammenhang muß darauf hingewiesen, daß es auch von ”links” Ansätze gibt, die sich z.B. in der Gestalt der Staaten des ”real existierenden Sozialismus” gezeigt haben, welche sich gegen die bürgerlich-kapitalistische Demokratie wenden. Um nicht zwei unterschiedliche Gesellschaftsmodelle unter dem Begriff des Totalitarismus gleichzusetzen, ist es nötig, die prinzipiellen Unterschiede zu beachten: Der Rechtsextremismus strebt die Beseitigung der Demokratie, der Sozialismus jedoch die Abschaffung des Kapitalismus an. Während der Rechtsextremismus sich nur auf eine Form von bürgerlicher Herrschaft bezieht, ohne deren ökonomische Grundlagen in Frage zu stellen, geht es dem Sozialismus gerade um die Veränderung der Produktionsverhältnisse. Denn erst durch die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmittel und durch die Beseitigung der ungleichen Verteilung von ökonomischer Macht, so die sozialistische Theorie, seien soziale Gleicheit und damit soziale Gerechtigkeit möglich. Ohne soziale Gerechtigkeit jedoch gebe es keine wirkliche Demokratie. Wie noch zu zeigen sein wird, ist dagegen der Rechtsextremismus von der Idee her und in seinen Zielen grundsätzlich antidemokratisch.

Daher finde ich die folgende Begriffsdefinition von Richard Stöss zutreffender.

Rechtsextremismus ist eine gesellschaftsgestaltende Konzeption, die sich vor allem gegen liberale und sozialistische Traditionen richtet. In ihrem Mittelpunkt steht ein völkisch fundierter, ethnozentristischer Nationalismus als oberstes Ordnungsprinzip, dem alle anderen Werte und Ziele untergeordnet sind. Die universellen Menschenrechte (Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit) werden mißachtet oder abgelehnt. Leitbild des Rechtsextremismus ist die hierarchisch strukturierte Volksgemeinschaft, die sich in einem mächtigen autoritären (Führer-) Staat verkörpert, der nach außen expansionistische oder revisionistische Ziele verfolgt.2

3. Potential

Viele BeobachterInnen machen den Fehler, für die Abschätzung der Gefahr, die von der extremen Rechten ausgeht, nur die Zahl der Mitglieder von rechtsextremistischen und neonazistischen Parteien oder allenfalls die Wähler/innen/stimmen zusammenzuzählen. Demgegenüber muß mit einem rechtsextremistischen Meinungspotential gerechnet werden, welches sich u.a. widerspiegelt in:

- dem organisierten Rechtsextremismus und Neonazismus;

- dem sympathisierenden Umfeld, welches nicht nur aus den WählerInnen dieser Parteien, sondern beispielsweise auch aus den KonsumentInnen rechtsextremistischer Medien wie Zeitungen und Zeitschriften3, Propagandamaterial oder Computerspiele besteht;

- einem rechtsextremistischen Kern in traditionalistischen Gruppierungen wie der Schüler-Union, Verbänden von Vertriebenen, von Kriegsopfern und Hinterbliebenen oder studentischen Verbindungen;

- dem äußersten rechten Rand der demokratischen Parteien, z.B. dem Christlich-Konservativen Deutschland Forum, welches der CDU nahesteht, oder der Gruppierung um den FDP-Politiker von Stahl;

- rechtsextremistischen Flügeln in kleinen ökologischen Gruppen

- der rechtsextremistischen Ausrichtung von sogenannten Ein-Punkt-Programmen wie der Autofahrer-Partei oder Bolko Hoffmanns ”Initative Pro DM” oder

- dem harten, zum Teil auch organisierten Kern rechter Jugendsubkulturen wie beispielsweise Teilen der Skinhead- oder sogar der Gruftieszene.

Um an konkreten Zahlen deutlich zu machen, daß rechtsextremistische Bestrebungen heute in keinem Falle weniger Aktualität besitzen oder eine geringere Gefahr darstellen als noch vor wenigen Jahren, soll hier dennoch auf Statistiken des Bundesamtes für Verfassungsschutz zurückgegriffen werden. Dieses arbeitet zwar mit einem weitaus engeren RechtsextremismusBegriff; gleichwohl bieten die von ihm erhobenen Zahlen einen Anhaltspunkt für die Einschätzung der Entwicklung der letzten Jahre. [Selbst das Bundesinnenministerium spricht von einem neuen Aufwärtstrend bezüglich des rechtsextremistischen Personenpotentials.]4

Laut dem letzten Verfassungsschutzbericht für das Jahr 1997 ist sie Anzahl der Mitglieder rechtsextremistischer Organisationen von 45.300 im Jahre 1996 um rund 7% auf 48.400

gestiegen (1990: 33.600; 1992: 43.100)5. Besonders die Zahl der gewaltbereiten

Rechtsextremisten ist um 19% gestiegen, die der Mitglieder rechtsextremistischer Parteien von 33.500 im Jahre 1996 auf 34.800 im Jahre 1997. Nur die Zahl der Neonazis ist leicht zurückgegangen, allerdings nur um 20 Personen.

Die Zahl der Straftaten mit erwiesenem und zu vermutendem rechtsextremistischen Hintergrund (in erster Linie die Verbreitung von Propagandamitteln, das Verwenden verfassungsfeindlicher Kennzeichen und Volksverhetzung) ist von 8.730 im Jahre 1996 um 34% auf 11.719 gestiegen (1992: 7121). Die darin eingeschlossene Zahl der Gewalttaten stieg von 624 um 27% auf 790 (1992: 536). Den weitaus größten Teil nehmen dabei die sog. ”fremdenfeindliche” Straftaten ein, danach folgen die ”sonstigen rechtsextremistischen Gewalttaten” (z.B. gegen Behinderte oder Obdachlose); stark angestiegen sind Gewalttaten gegen politische Gegner, während die vergleichsweise geringfügige Anzahl der antisemitischen Gewalttaten als konstant blieb.

Betont werden soll abschließend noch einmal, daß diese Zahlen auf einem verhältnismäßig eng gefaßten Verständnis des Rechtsextremismus beruhen. Würde ihnen eine weitere Begriffsdefinition entsprechend dem zuvor angerissenen zugrunde gelegt, der die Verbindungen zur Mitte der Gesellschaft bzw. der Grauzone hin zu rechten und konservativen Gruppierungen mit zu berücksichtigen versucht, so lägen die oben angegebenen Zahlen noch weitaus höher.

4. Ideologische Bestandteile

Eine einheitliche rechtsextremistische Ideologie gibt es bis heute nicht. Dennoch lassen sich einige Einstellungsmuster aufführen, die ideologische Bestandteile eines rechtsextremen Weltbildes sind und sich in unterschiedlichen Ausprägungen bei nahezu allen Organisationen und Gruppierungen des rechtsextremistischen Spektrums wiederfinden lassen. Dazu gehören:

- Rassismus

- Ethnozentrismus

- Nationalismus bzw. nationalistische Selbstübersteigerung

- Antisemitismus

- Sexismus

- das Anstreben einer hierarchischen Gesellschaftsordnung auf der Grundlage ”natürlicher” Hierarchien

- die Betonung des Recht des Stärkeren (Sozialdarwinismus)

- ein totalitäres Normverständnis, d.h. die Ausgrenzung des ”Anderssein”

- die Betonung konservativer Wertvorstellungen und sog. Sekundärtugenden wie Familie, Pflicht, Ordnung oder Sauberkeit Auf einige dieser Bestandteile möchte ich im folgenden ausführlicher eingehen, da ich sie für die zentralen ”Bausteine” rechtsextremistischer Ideologie halte. Gleichzeitig machen sie aber auch die fließenden Übergänge zu einem Meinungsbild deutlich, welches in weniger extremen Ausprägungen weit über konservative Positionen hinaus bis in die Mitte unserer Gesellschaft reicht.

4.1. Rassismus und Ethnozentrismus

Ein zentraler Bestandteil der rechtsextremistischen Ideologie und Praxis ist derRassismus, welcher sowohl die Ausübung verbaler als auch tätlicher Gewalt gegenüber Menschen nichtdeutscher Herkunft zur Folge hat.

Die Bezeichnung dieser Einstellungs- und Verhaltensweise als ”Ausländerfeindlichkeit” ist jedoch aus mehreren Gründen problematisch und zu vermeiden. Er legt nahe, daß die Ablehnung und Diskriminierung alle ”Ausländer” gleichermaßen betrifft. Tatsächlich richtet sich die Feindlichkeit bspw. nicht im gleichen Maße gegen Menschen mit weißer Hautfarbe wie gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe.6Ein weiteres Argument gegen die Verwendung dieses Begriffs ist, daß er weitestgehend als individuelle Verhaltensweise begriffen wird und somit die strukturelle Diskriminierung und Ausgrenzung - z.B. durch bestehende Gesetze - ausgeklammert wird.

Zudem ist der Begriff ”Ausländer/in” an sich bereits eine Diskriminierung und Ausgrenzung. Denn damit sind in der Regel Menschen gemeint, die schon seit mehreren Jahre in Deutschland leben oder sogar hier geboren wurden. Die Bezeichnungen ”Immigrant/in” oder ”Einwanderer” bzw. ”Einwanderin” benennen diese Tatsache und sollten sich deshalb im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen.

Demgegenüber ist der Begriff Rassismus wegen seiner analytischen Genauigkeit vorzuziehen. Er umfaßt drei inhaltliche Ebenen:

- die soziale Konstruktion von Rassen

- den biologischen Determinismus sowie

- die Negativ-Bewertung der als Rasse konstruierten Gruppe.

Obwohl es bei Menschen erwiesenermaßen keine Rassen gibt, kann trotzdem von Rassismus gesprochen werden.7Denn diese ”Rassen” werden anhand äußerlichen, biologischen Merkmalen wie Haut- und Haarfarbe künstlich konstruiert. Physische Merkmale werden mit bestimmten Verhaltens- und Lebensweisen und mit zugeschriebenen Charaktereigenschaften verbunden, die damit ebenfalls als biologisch determiniert gedacht werden. Gesellschaftliche Erscheinungen wie etwa soziale Unterschiede werden so als angeboren, ”natürlich” und unveränderlich betrachtet. Wenn gleichzeitig die so als ”Rasse” konstruierte Gruppe diskriminiert und ausgegrenzt wird, kann von Rassismus gesprochen werden. Damit verbunden ist nach Kalpaka und Räthzel die Macht einer übergeordneten Gruppe, diese Konstruktion und die damit einhergehende Ausgrenzungpraxis gegenüber einer untergeordneten Gruppe durchzusetzen.8

Der Ansatz von Kalpaka und Räthzel konzentriert sich auf die Unterwerfung unter Herrschaftsverhältnisse. Nicht immer steht jedoch staatliche Unterdrückung hinter einem rassistischen Verhalten. Vielfach drückt sich darin auch ein persönlicher Machtwunsch aus, und somit das als befriedigend erlebte Gefühl, sich über andere erheben zu können. Auch die Angst vor Verlust von Privilegien und Besitz, die sich in einer rassistischen Haltung ausdrücken kann, bleibt unberücksichtigt.9

UnterEthnozentrismuswird eine starre Unterscheidung zwischen der eigenen und der fremden Gruppe verstanden, die mit dem Vorhandensein eines stereotypen, negativen Bildes der Fremdgruppe als auch einer feindselige Einstellung ihr gegenüber einhergeht. Hiermit verbunden ist die Überzeugung, daß die eigene Lebensordnung höherwertig sei.

Diese Zentrierung des Denkens (und Handelns) wählt sich z.B. den ”freien Westen” oder ”das Abendland” als ideologischen Bezugsrahmen und unterwirft somit andersdenkende und unter anderen Lebensbedingungen aufgewachsene Menschen mehr und mehr einer ethnozentrischen Diskriminierung. Es ist wichtig, dies in einer offensiven Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus herauszuarbeiten.

Dieser Ethnozentrismus hat zum Ziel, die unmittelbare Bezugsgruppe des Indivduums homogen, d.h. frei von allem ”Fremden” zu halten. In Bezug auf seine (Hintergründe) kann zwischen der individuellen und der gesellschaftlichen Ebene unterschiedenen werden:

Für den einzelne ermöglicht der Ethnozentrismus - wie viele soziale Vorurteile - die Reduktion sozialer Komplexität: Die Aufteilung der sozialen Umgebung in Freunde und Feinde erspart differenzierendes Denken und die Auseinandersetzung mit Widersprüchen. Sie schafft Gewißheit, Zugehörigkeit, Orientierung und entlastet.

Gesellschaftlich wirkt der Ethnozentrismus integrierend und damit stabilisierend. Mit ihm wird es möglich, Zugehörigkeit zu einem Volk, einer ”Rasse” oder einer Nation zu erlangen, ohne die sonst meist für die Aufnahme in eine soziale Gruppierung geforderten Leistungen erbringen zu müssen.

4.2. Nationalismus

Die schon erwähnte Heterogenität des bundesdeutschen Rechtsextremismus spiegelt sich in der ideologischen Frage des Nationalismus sehr deutlich wider: Es kann hier unterschieden werden zwischen Gruppierungen, welche sich an autoritären oder faschistischen Herrschaftsmethoden aus der Weimarer Republik, am Deutschnationalismus oder am Nationalsozialismus10orientieren, und zwischen solchen, die sich um zeitgemäßere Lösungswege bemühen, die den durch die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges veränderten nationalen und weltpolitischen Bedingungen angepaßt werden sollen. Erstere bezeichne ich als Vertreterinnen des ”Alten Nationalismus” bzw. Als ”Alte Rechte”, letztere als Vertreterinnen eines ”Neuen Nationalismus” bzw. als ”Neue Rechte”.

4.2.1. Alter und neuer Nationalismus

Der Alte Nationalismus identifiziert sich zwar weitestgehend mit den Vorstellungen der Deutschnationalen11oder der NationalsozialistInnen, zielt jedoch in der Regel nicht auf eine Restauration des historischen Nationalsozialismus ab. Vielmehr wird partiell Kritik am ”Dritten Reich” geübt: Man will Fehler und Versäumnisse der NS-Diktatur vermeiden und gewissermaßen noch einmal ”von vorn beginnen”. Beliebte Anknüpfungspunkte sind der sog. ”Strasser-Flügel” der NSDAP oder die ”Harzburger Front”12, das Symbol für eine ”nationale Opposition”, die alle rechtsextremen Gruppen einschließen. Tatsächlich stellen die einflußreichen rechtsextremen Parteien des Alten Nationalismus in der Bundesrepublik Organisationen dar, die sowohl über einen nazistischen als auch über einen nationalkonservativen bzw. deutschnationalen Flügel verfügen, welche miteinander um Macht und Einfluß innerhalb ihrer Organisation kämpfen.13

Der Alte Nationalismus ist durch eine betont etatistisches und militaritisches Denken geprägt und neigt außenpolitisch pro-westlichen oder Europa-neutralistischen, in jedem Falle aber antibolschewistischen Konzeptionen zu. Daher befindet er sich in gewisser Nähe zu den bürgerlich-demokratischen Parteien, mit denen er ständig um Wählereinfluß zu rivalisieren gezwungen ist.

Der Neue Nationalismus entstand gegen Ende der vierziger Jahre. Er grenzt sich vom Alten Nationalismus ab, den er als ”faschistisch” und reaktionär kritisiert sowie für historisch überlebt hält. Er ist auf der Suche nach neuen politischen Konzeptionen in einer durch den Zweiten Weltkrieg veränderten Welt. In den gängigen Weltanschauungen (Nationalsozialismus, Deutschnationalismus, Liberalismus, Sozialismus) sieht er veraltete und überholte Positionen, welche die nationale Frage nicht zu lösen vermögen.

4.2.2. Zum Entstehungszusammenhang des Nationalismus

Nationalismus ist eine Ideologie und politische Bewegung, die Menschen trotz unterschiedlicher bzw. gegensätzlicher Interessen befähigen soll, sich für einen gemeinsamen Nationalstaat zu engagieren. Er veranlaßt diese aber auch dazu, sich mit dessen Expansionsdrang zu identifizieren und die eigene Nation zu verabsolutieren.

Handelt es sich beim Rassismus um ein Ausschließungsverhältnis zwischen Individuen bzw. menschlichen Gruppen unterschiedlicher Herkunft bzw. Abstammung, so begründet der Nationalismus einen Wettbewerb zwischen Völkern bzw. Volksgruppen, die den Anspruch erheben, sich als eigener Staat zu konstituieren. Während der Rassismus verschiedene ”Menschenrassen” konstruiert und soziale Gegebenheiten wie z.B. Ausbeutungs-, Macht-, bzw. Herrschaftsverhältnisse ”naturalisiert”, konstituiert der Nationalismus unterschiedliche Nationen. Dadurch wird die Herausbildung von Territorialstaaten als ”gottgewollt” legitimiert, obwohl sie ohne den Nationalismus nicht denkbar wäre. Ursache und Wirkung dürfen also nicht miteinander verwechselt werden:Es ist der Nationalismus, der die Nationen hervorbringt, und nicht umgekehrt.14

In welchen Verhältnis, in welcher Relation Nationalismus und Rassismus zueinander stehen, ist in der wissenschaftlichen Literatur umstritten: Nach Freerk Huisken(...) bildet der Nationalismusdie Basis des Rassismus15. Wolfgang Kowalsky hält dieser Position jedoch richtigerweise entgegen, daß z.B.(...) der Antisemitismus (...) vielälter ist als die Nationalstaaten und der Nationalismus.16Verglichen mit dem Rassismus, den es schon lange vor der Herausbildung des Kapitalismus gab, ist der Nationalismus ein vergleichsweise ”junges” Phänomen.

Die Nation ist das Produkt eines Modernisierungsprozesses auf der Grundlage industrieller Produktion, territorialer Expansion, sozialer Interaktion und sprachlicher Kommunikation einer großen Gruppe von Menschen mit einem gemeinsamen Erfahrungshintergrund. Die Identifikation einer Population mit der eigenen Nation ergibt sich weder ”ganz von selbst”, noch ist sie nur das Resultat einer Manipulation von oben, also beispielsweise durch eine Regierung. Wir haben es hier eher mit einem zweiseitigen Prozeß zu tun: Damit der Nationalismus die ”Massen” ergreift, bedarf es gleichzeitig deren mentaler Prädisposition, d.h. einer gemeinsamen Tradition, Religion oder z.B. einer gemeinsamen ökonomischen Krise bzw. politischen Krisensituation. In Deutschland war der Nationalismus zudem stets völkisch inspiriert. Seit der deutschen Romantik, insbesondere aber während des Nationalsozialismus wurde von der Existenz eines "natürlichen Volkskörpers" ausgegangen, der von "volksfremden" Elementen frei gehalten werden müsse. Diese Vorstellung schlägt sich bis heute u.a. auch im deutschen Staatsbürgerschaftsrecht nieder, welches nicht - wie bspw. in Frankkreich - auf dem Territorialprinzip (ius soli), sondern auf dem Abstammungsprinzip (ius sanguinis) basiert.

4.3. Antisemitismus und Revisionismus

Wenngleich der Begriff ”Antisemitismus” unpräzise ist, da er von der Existenz einer ”semitischen Rasse” ausgeht, welche - dieser Argumentation folgend - auch Menschen arabischer Herkunft einschließen müßte, soll er hier dennoch verwendet werden. Obwohl beispielsweise die Bezeichnung ”Feindlichkeit gegenüber Jüdinnen und Juden” zutreffender wäre, hat sich dieser Begriff sowohl in der Alltagssprache als auch in der wissenschaftlichen Literatur durchgesetzt.17Der Antisemitismus ist zwar eng mit dem Rassismus verwandt, hat aber eine andere (Entstehungs- ) Geschichte sowie z.T. auch andere Inhalte und wird aus diesem Grunde von mir gesondert behandelt.

Spätestens seit dem ersten Kreuzzug fanden in den letzten Jahrhunderten immer wieder Auschreitungen und Pogrome gegenüber Jüdinnen und Juden statt. Aufgrund seines vorwiegend christlich-religiösen Gehalts sollte der frühe Antisemitismus jedoch besser als ”Antijudaismus” bezeichnet werden. Der Begriff ”Antisemitismus” dagegen wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts geprägt, als die sich selbst so bezeichnenden Antisemiten versuchten, die religiös motivierte Judenfeindschaft mit biologistischen, pseudowissenschaftlichen Argumentationen zu unterlegen. Hatten Juden und Jüdinnen zuvor noch die Möglichkeit, der bis in die Antike zurückreichenden Verfolgung durch eine Taufe und durch Assimilation zu entgehen, so galten sie nun als per Abstammung als Angehörige einer ”jüdischen Rasse”. Neben christlich-religösen Bildern wie dem der ”Jesusmörder” wurden sie nun vermehrt als ”unnatürliche Fremdkörper” innerhalb des ”deutschen Volkskörpers” gesehen, welche es auszugrenzen und - in letzter Konsequenz - zu eliminieren galt. Juden (und Jüdinnen) galten gleichzeitig als Synonym für das sog. ”raffende Kapital” wie auch für ”den Bolschewismus” und wurden so - trotz des gegensätzlichen Inhaltes dieser beiden Klischees - als Teil einer internationalen ”jüdischen Weltverschwörung” gesehen, welche ”die Deutschen” bedrohe. Solche und ähnliche Zuschreibungen wurden schließlich von den NationalsozialistInnen dazu genutzt, um den ”Höhepunkt” der jahrhundertelangen Verfolgungsgeschichte - der bürokratisch-industrieell organisierten Vernichtung von 6 Millionen Menschen jüdischer Herkunft - zu legitimieren.18

Wenngleich der Antisemitismus nach der gewaltsamen Zerschlagung des Nationalsozialismus tabuisiert wurde, so besteht er doch - wenigstens in latenter Form - bis heute innerhalb der deutschen Gesellschaft fort.19In der BRD hat jedoch zunehmend eine neue Erscheinungsweise an Bedeutung gewonnen, nämlich der sog. ”sekundäre Antisemitismus” oder auch ”Antisemitismus wegen Auschwitz”. Kern dieses Phänomens ist die Tatsache, daß es heute auch in Deutschland immer noch Juden und Jüdinnen gibt, die schon allein durch ihre Präsenz an den Holocaust erinnern und somit Auslöser von Schuldgefühlen aufgrund der deutschen Vergangenheit sind. Ihnen wird vorgeworfen, den (nicht-jüdischen) Deutschen immer wieder ihre Geschichte vorzuhalten und daraus vor allem materielle Vorteile ziehen zu wollen. Als andere, ”moderne” Varianten des Antisemitismus können auch der Philosemitismus und der Antizionismus gelten. Ersterer kann in etwa mit dem ”positiven Rassismus” gleichgesetzt werden (vereinfacht gesagt, werden Jüdinnen und Juden als ”bessere Menschen” angesehen und behandelt); letzterer bekämpft den Staat Israel, bezichtigt bspw. die Israelis der ”Endlösung der Palästinenserfrage” und war bis vor einigen Jahren auch innerhalb der politischen Linken dominant.20

Wichtiger Bestandteil desRevisionismusist das Leugnen des Holocaust, obwohl in der ernstzunehmenden Fachliteratur unumstritten ist, daß dieser stattgefunden hat. In den wenigsten Fällen wird jedoch abgestritten, daß es ihn überhaupt gegeben hat; statt dessen wird zumeist versucht, ihn zu relativen21oder die (ermordeten) Jüdinnen und Juden selbst für ihr Schicksal verantwortlich zu machen und ihn somit zu legitimieren.

Insgesamt gesehen, geht es dem Revisionismus nicht in erster Linie darum, das nationalsozialistische ”Dritte Reich” wiederherzustellen:Es geht ihm zugleich darum, dessen Niederwerfungin ideologischer und propagandistischer Hinsicht zu bekämpfen, um die nach 1945 von den Siegern vermeintlich gezielt zerstörte nationale Identität der Deutschen wieder freizulegen.22Er ist somit ein zentraler Bestandteil der rechtsextremistischen Politik.

Ihm zuzurechnen sind Versuche, die Alleinschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg zu leugnen, statt dessen die vermeintlichen Schuldanteile der Siegermächte und der von ihnen begangenen Kriegsverbrechen hervorzuheben und die NS-Prozesse als rechtswidrige, politische ”Siegerjustiz” zu entlarven. Der Revisionismus versucht, das negative Geschichtsbild vom Nationalsozialismus durch verfälschende Darstellungen zu verändern, ihn moralisch zu entlasten oder gar zu verteidigen. Gleichzeitig dient er auch dazu, die durch die geschichtlichen Erfahrungen diskreditierte rechtsextremistische Ideologie wieder salonfähig zu machen. Auch die Forderungen nach Rückgabe der verlorenen deutschen Ostgebiete durch die Verbände der ”Heimatvertriebenen” oder der ostpreußischen Landsmannschaften sollen hier erwähnt werden. Schwerpunkte revisionistischer Agitation der letzten Jahre waren die Angriffe auf die Thesen Daniel J. Goldhagens oder auf die in verschiedenen deutschen Städten gezeigte Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung über den Vernichtungskrieg der Wehrmacht. Beispielsweise konnte die NPD zu einer Demonstration gegen die Eröffnung der Ausstellung in Dresden am 1.3.1997 eine in den letzten Jahrzehnten nicht mehr dagewesene Anzahl von TeilnehmerInnen mobilisieren.23

Festzustellen bleibt jedoch, daß die Verharmlosung und Relativierung der NS-Vergangenheit längst auch ihren Niederschlag in der etablierten Geschichtswissenschaft und der allgemeinen Diskussion und Politik gefunden hat. Zu nennen ist hier nicht nur der Besuch Helmut Kohls und Ronald Reagans an den SS-Gräbern von Bitburg oder der vom Berliner Historiker Ernst Nolte 1986 ausgelöste Historikerstreit über die Einzigartigkeit und Unvergleichbarkeit des Holocaust. Auch verschiedene Wortbeiträge zum 50. Jahrestag der Niederlage Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1995 oder die Äußerungen Klaus von Dohnanyis zur Walser-Debatte müssen in diesem Zusammenhang gesehen werden.

5. Organisationsformen

Die Organisationsformen der bundesdeutschen Rechtsextremen sind sehr unterschiedlich und vor allem durch Konkurrenzkämpfe untereinander geprägt. Somit gibt es zur Zeit keine Sammlungsbewegung, die mit der ”Harzburger Front” in den 20er und frühen 30er Jahren verglichen werden kann, und auch keine einheitliche Wahlpartei, welche alle RechtsextremistInnen vereint. Um den unterschiedlich hohen Organisationsgrad der einzelnen Gruppierungen deutlich zu machen, möchte ich im folgenden mehrere Organisationsformen bzw. mehrere Spektren vorstellen: die ”Deutsche Volksunion” (DVU) als Wahlpartei, die ”Nationaldemokratische Partei Deutschland” (NPD) als Sammlungspartei und -bewegung sowie die organisierten militanten Neonazis am Beispiel der ”Freien Kameradschaften” und ihrer Ideologie

5.1. Die ”Deutsche Volksunion” (DVU) als Wahlpartei

Die DVU wurde am 18.1.1971 unter Beteiligung mehrerer NPD- und CDU/CSU-Mitglieder als auch ”Altnazis” zunächst als Verein gegründet und erst 1987 als Partei konstituiert. Ihr Vorsitzender ist Dr. Gerhard Frey, der mit seinem Zeitungsunternehmen und seinem Verlag das Rückgrat der DVU bildet. Mit mindestens 20.000 Mitgliedern ist die DVU mit Abstand die größte rechtsextreme Organisation in der BRD.

Die wichtigsten Propagandaorgane der DVU sind die Zeitungsprojekte ”Nationalzeitung” und ”Deutsche Wochenzeitung” mit einer Gesamtauflage von über 100.000 Exemplaren. Beide Zeitungen erscheinen im Münchner Druckschriften- und Zeitungsverlag (DSZ) ihres Vorsitzenden Frey. Inhaltlich haben die Zeitungen die gleiche Ausrichtung und sind in weiten Teilen identisch.

Der DVU angeschlossen sind sechs ”Aktionsgemeinschaften” deren Mitglieder nahezu alle auch der DVU angehören. Diese Gemeinschaften decken die Propagandabereiche der DVU und ihrer Zeitungen ab. Die Aktionsgemeinschaften sind:

- die ”Aktion deutsche Einheit” (AKON), welche für die Wiedererrichtung des ”Großdeutschen Reiches” eintritt,

- die ”Initiative für Ausländerbegrenzung” (IfA), deren Position sich in den Parolen ”Für ein deutsches Deutschland” und ”Abschiebung von Scheinasylanten” ausdrückt

- die ”Aktion deutsches Radio und Fernsehen” (ARF), die den Ansatz einer deutschen Kulturhegemonie vertritt,

- die ”Volksbewegung für Generalamnestie” (Voga), welche die Straffreiheit für die Besiegten des

2.Weltkrieges fordert, sowie

- der ”Schutzbund für Leben und Umwelt” mit Aussagen wie ”Abtreibung ist Mord” und ”Todesstrafe für Kindesmißbrauch”.

Die Mitgliedschaft der DVU besteht im Wesentlichen aus ”Altnazis” und Mitgliedern bzw. SympathisantInnen militärischer Traditionsvereine sowie revanchistischer Organisationen. So sind auf den Versammlungen und Parteitagen vorwiegend Angehörige der älteren, teilweise der mittleren Generation anzutreffen. Durch die zentralistische Führung Freys sind kaum aktive Ortsverbände oder Landesverbände vorhanden.

Aufgrund dieser Organisationsschwäche wurde 1987 unter dem Namen ”Deutsche Volksunion - Liste D” ein Wahlbündnis mit der NPD eingegangen, welche über gute und intakte Strukturen verfügte. Dieses Bündnis trat bei mehreren Wahlen an. Durch enormen Wahlkampf aufwand gelangen ihm einige Wahlerfolge: So konnte die DVU beispielsweise mit einem finanziellen Einsatz von 2,5 Mio. DM, welcher für Propagandamaterial (in erster Linie Briefwurfsendungen) aufgewandt wurde, bei den Bürgerschaftswahlen 1987 in Bremen einen Sitz für den Neonazi Hans Altermann erreichen.

In letzter Zeit fiel die DVU vor allem durch ihren enorme Wahlkampfpropaganda bei den Wahlen 1998 auf. In einigen Bundesländern (Sachsen und Sachsen-Anhalt) führte dies zu zweistelligen Wahlergebnissen. In Sachsen-Anhalt zog die Partei mit 16 Abgeordneten in den Landtag ein, obwohl die Partei in diesem Bundesland faktisch nicht präsent ist: Nach Angaben des Verfassungsschutzes hat sie dort nur ca. 50 aktive Mitglieder. Somit verfügte die Landespartei zur Zeit des Wahlkampfesüber keinerlei arbeitsfähige Struktur. Der Wahlkampf wurde rein mit propagandistischen Mitteln geführt, öffentliche Wahlkampfveranstaltungen fanden nicht statt. Z.B. bediente sich die DVU der Daten der Einwohnermeldeämter und schickte allen Jung- und ErstwählerInnen Standardbriefe zu. Gerade in dieser WählerInnengruppe der (überwiegend männlichen) 18- bis 28jährigen wurde sie schließlich mit 28% der Stimmen die stärkste Partei.24

5.2. Die ”Nationaldemokratische Partei Deutschland” (NPD) als Sammlungsbewegung

Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) ist eine der ältesten Parteien der extremen Rechten Deutschlands. Keine andere rechtsextremistische Partei in der BRD kann auf so häufige relative Wahlerfolge zurückblicken wie die NPD. Außerdem ist die NPD mittlerweile wohl die aktivste und mitgliederstärkste rechtsextemistische Partei unserer Tage. 1964 in Hannover als Nachfolgepartei der Deutschen Reichspartei (DRP) gegründet, diente die NPD schnell als Sammelbecken neofaschistischer Gruppen und Einzelpersonen. Ihrer Gründung waren schon mehrere Versuche ehemaliger NSDAP-Funktionäre vorausgegangen, rechtsextreme Wahlparteien zu gründen. Ihr angegliedert sind die Jungen Nationaldemokraten (JN) und der Nationaldemokratische Hochschulbund (NHB).25

Die Gründung einer rechtsextremen Partei in der BRD bildete eine neue organisatorische Plattform für ehemalige NS-Aktivisten und diente jenen auch zur Kontakaufnahme mit sog. Vertriebenen und sozial Unzufriedenen. Programmatisch orientierte sich die Partei zu diesem Zeitpunkt an Themen wie “Rückgabe der ehemals deutschen Ostgebiete” und zieht gegen “deutsche Kriegsschuld” und die sogenannte “Auschwitzlüge” ins Feld. Diese Themen bleiben bis beute zentral im Programm der NPD. Sie soll nach außen hin als nicht-nationalsozialistische, aber trotzdem rechtsextremistische Partei für breitere Wählerschichten attraktiv wirken.

Schon zwei Jahre nach ihrer Gründung zog die Partei zwischen 1966 und 1969 in sieben Landesparlamente ein und verzeichnet Wahlerfolge zwischen 5,8 und 9,8 Prozent. Ihre Wählerschaft rekrutierte sie vor allem in ländlichen Regionen mit geringer Wirtschaftskraft (Mittelfranken, Oberhessen, östliches Niedersachsen und Schleswig-Holstein). Allerdings scheiterte die Partei, wenn auch nur knapp, bei den Bundestagswahlen an der 5-Prozent-Hürde. Daraufhin kam es in der NPD zu einer tiefen Krise, in deren Folge die Kritiker des vermeintlich legalistischen, systemkonformen Kurses der Parteiführung gestärkt wurden.26Durch Bildung militanter Gruppen im Umfeld der Partei geriet sie ab Mitte der siebziger Jahre immer mehr ins gesellschaftliche Abseits und verschwand über lange Jahre von der politischen Bildfläche der BRD. Allerdings machten rassistische Gruppen in und um die NPD immer wieder Schlagzeilen. Erst in den späten Achtzigern verzeichnete die Partei im Bündniss mit der DVU unter dem Namen Liste D lokal überraschend hohe Wahlerfolge (u.a. 6,6 Prozent in Frankfurt am Main).27

1987 gab sich die NPD ein neues Programm, um die Stigmatisierung als “Partei der Ewiggestrigen” zu überwinden. Aufnahme fanden nationalrevolutionäre Positionen wie Blockfreiheit und Neutralität, der Dritte Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus sowie Ethnopluralismus. Allerdings wurde weiterhin an den traditionellen rechtsextremen Positionen (Nationalismus, Rassismus, Propagierung eines Führerstaats) festgehalten. Nach außen hin trat die NPD hauptsächlich mit ihrer “Ausländer Raus, Deutschland den Deutschen”-Kampagne in Erscheinung.28

So konnte sich die Partei Ende der Achtziger Jahre leicht stabilisieren, verlor aber Anfang der Neunziger wiederum viele Mitglieder an die DVU, die Republikaner und an neugegründete neofaschistische Parteien. Allerdings wurden trotzdem schon vor der offiziellen Wiedervereinigung in allen neuen Bundesländern Landesverbände gegründet, welche dort aufgrund der grassierenden Perspektivlosigkeit auf fruchtbaren Boden treffen. Trotzdem stürzte die Partei zu diesem Zeitpunkt wieder in eine tiefe Krise, die sie bis an den Rand der Auflösung führte. Dies mag wohl vor allem daran liegen, daß die NPD durch die überall im Osten wie Pilze aus dem Boden schießenden, offen nationalsozialistischen Parteien, rechts überholt wurde und somit gerade für Jugendliche, die mittlerweile ein wichtiges Klientel für rechtsextremistisches Gedankengut darstellen, kaum noch attraktiv war.

Als allerdings diese Parteien infolge der fast täglich im wiedervereinigten Deutschland stattfindenden ausländerfeindlichen Ausschreitungen und Morden verboten wurden, erlebte die NPD so etwas wie einen “zweiten Frühling”. Schon seit 1991 propagierte der neue Parteivorsitzende Günter Deckert den Wandel von der “Wahl-” zur “Kampfpartei”29und bescherte der Partei mit seinen medienwirksamen Auftritten und Reden im Superwahljahr 1994 große Aufmerksamkeit. Erwähnt sei hier die Verurteilung Deckerts wegen Leugnung des Holocaust. Die neue Gangart der NPD zeigte sich durch die offene Gewaltbereitschaft ihrer Mitglieder. So bot sie sich immer mehr als Alternative für ehemalige Mitglieder verbotener militanter Neonazi-Organisationen an. In den letzten Jahren nahm die NPD immer mehr an Mitgliederstärke zu und führte regelmäßig Aufmärsche z.B. gegen die Wehrmachtsausstellung der Reemtsma-Stiftung durch, auf denen die gesamte deutsche rechte Szene vertreten ist.30Gerade wegen dem martialischen Auftreten ihrer Anhänger gibt es immer wieder Stimmen in der Partei, die ein besonnenes Auftreten ihrer Mitglieder in der Öffentlichkeit fordern. So gibt es auch bei Demonstrationen ein Verbot, mit der Presse zu reden; nur Kader sind dazu befugt. Allerdings distanziert sich die Partei nicht von gewalttätigen Aktionen. Desweiteren schreckt die Partei mittlerweile nicht mehr davor zurück, ehemalige Kader verbotener Organisationen wie der Nationalistischen Front (NF) in ihren Bundesvorstand zu wählen.

Die Gefahr, die von der NPD ausgeht, besteht vor allem darin, daß sie als Auffangbecken für rechtsextremistische Strömungen jeder Art fungiert,diese bündelt und einheitlich handeln läßt. Da sich in dieser Partei Neonazis jeglicher Couleur tummeln können und hier ihre militanten Strukturen unter dem Mantel einer legalen Organisation ausbauen können, ist die Gefahr, die von ihr ausgeht, nicht zu unterschätzen. Nicht zu übersehen ist, daß es diese Partei mittlerweile schafft, in immer größer werdendem Rahmen rassistische und antisemitische Inhalte zu propagieren und für eine große Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

5.3. Die ”Freien Kameradschaften” und der ”Nationale Widerstand” als Organisationsform militanter Neonazis

Nachdem der größte Teil der Neonazi-Parteien 1992 und 1993 von staatlicher Seite verboten wurden, teilte sich die militante Szene in zwei Flügel. Der eine Teil begann sich in der NPD und ihrer Jugendorganisation, der JN, zu organisieren und dort wichtige Führungspositionen zu übernehmen. Der andere Teil, dem nach wie vor an militanter Arbeit gelegen war, strukturierte sich neu nach dem Vorbild der linken Autonomen. Die Scene organisierte sich in einer Zellenstruktur, die nach eigenen Angaben in zeitlich begrenzten themenbezogenen Bündnissen zusammenarbeitet.31

Diese Struktur bringt für die gewaltbereiten Gruppen, aus der diese hervorgeht, einiges an Vorteilen mit sich. So sind die strukturellen Zusammenhänge aufgrund von konspirativen Verhaltensweisen für Polizei, Staatsschutz und AntifaschistInnen schwerer zu durchleuchten. Gerade die alte Struktur der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF), die schon sehr früh als Vernetzungsorganisation aus der verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/ Nationale Aktivisten (ANS/NA) hervorging, war für dieses Konzept prädestiniert.

Die Gruppen innerhalb des “Nationalen Widerstands” bekennen sich offen zum Nationalsozialismus und zur Gewalt als Mittel zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele. Darin grenzen sie sich vom eher legalistischen und nationalrevolutionären Konzept der NPD ab und solidarisieren sich offen mit militanten Neonazis wie z.B. Kay Diesner.32So ist diese Struktur gerade dafür geschaffen, Jugendliche, die sich nicht den hierarchischen Strukturen, die in den rechtsextremistischen Parteien aufgrund des Führerprinzips besonders ausgeprägt sind, unterordnen wollen. In diesen Kreisen wird dem Einzelnen unbedingte Kampf- und Einsatzbereitschaft abverlangt, die vorraussetzt, daß jede/r bereit ist, auch militante Aktionen zu starten. In ihrem Grundsatzpapier “Was bedeutet Nationaler Widerstand?” schreiben die unbekannten Verfasser als inhaltliche Ziele, denen sich jedes Mitglied unterzuordnen habe, folgendes:Ausschaltung aller volksfeindlichen und naturfeindlichen Vorgänge in unserer Heimat. Gegenwärtige primäre Ziele sind:

- Verhinderung einer multikulturellen Gesellschaft im Sinne des Kapitalismus

- Verhinderung der Euro-Währung

- Stopp dem Ausverkauf von Volkseigentum (Privatisierung)

- Bekämpfung der Verteufelung, Mystifizierung und Verhöhnung unserer Vorfahren

- Verhinderung weiterer Massenzuwanderung von Fremden. Nicht-Volkszugehörige, diedas Gastrecht mißbrauchen, werden kompromißlos abgeschoben.33

Vor staatlichen Verboten haben die Freien Nationalisten keine Angst, da sie diese in den letztn Jahren immer wieder als positiven Beitrag zur Straffung ihrer Szene erlebt haben.Gerade darin liegt die Gefahr dieser Gruppierung: sie ist schwer zu durchleuchten und deshalb unberechenbar. Dies fiel z.B. am 1.Mai 98 auf der Demonstration in Leipzig auf, als der Block der Freien Nationalisten entgegen aller Absprachen die Polizei und GegendemonstrantInnen angriff. Es ist noch offen, wie sich solche Aktionen auf die Bündnissbereitschaft anderer rechtsextremistischer Parteien auswirken wird.

6. Erklärungsansätze

In der mittlerweile sehr umfangreichen Literatur über den Rechtsextremismus finden sich diverse pädagogische, psychologische, soziologische und politologische Ansätze, die seine Entstehung zu erklären versuchen. Bezogen auf die BRD, wird in diesem Zusammenhang zum Teil unterschieden zwischen den sogenannten alten und neuen Bundesländern; auch die Einbeziehung der Geschlechtsspezifik dieses Phänomens hat aufgrund der Kritik von Wissenschaftlern und - in größerer Zahl - Wissenschaftlerinnen an den zunächst überwiegend geschlechtsunspezifischen Deutungsversuchen wachsende Beachtung gefunden. Auf all diese verschiedenen Ansätze einzugehen, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen.

Ich möchte mich daher im folgenden darauf beschränken, zwei sozialpsychologische bzw. - pädagogische Ansätze herauszugreifen und in Kürze vorzustellen: zum einen den wohl prominentesten Ansatz des Bielefelder Pädagogikprofessors Wilhelm Heitmeyer, von dem sich zumindest Versatzstücke in den meisten anderen Annäherungen an das Phänomen wiederfinden lassen; zum anderen den Ansatz der Berliner Psychologin und ASFH-Dozentin Birgit Rommelspacher als wichtigste Kritikerin Heitmeyers.

6.1. Heitmeyer: Rechtsextremismus als Folge von Orientierungslosigkeit unter Jugendlichen

Wilhelm Heitmeyer entwickelte seinen Ansatz auf der Basis einer Befragung von SchülerInnen 10. Klassen - insbesondere Haupt- und Realschülerinnen -, die im Jahre 1989 von ihm durchgeführt wurde. Einer ihrer Schwerpunkte war die Untersuchung des Zusammenhangs von sozioökonomischen Prozessen und dem rechtsextremen Bewußtseinsstand von Jugendlichen. Rechtsextremismus wird dabei von ihm jedoch nur begriffen als ”Ideologie der Ungleichheit und der Gewaltakzeptanz”.34

In seinen Ausführungen knüpft Heitmeyer an die Thesen Ulrich Becks an, nach denen die ökonomische Umstrukturierung der 80er Jahre (hin zu immer mehr Individualisierung und Flexibilisierung) die bis dahin noch ansatzweise vorhandenen soziokulturellen Milieus wie Familie oder Kirche beseitigt als auch kontinuierliche berufliche Normalbiographien zerstückelt habe.35Von diesem Ausgangspunkt ausgehend, beobachtet der Pädagoge besonders bei heutigen Jugendlichen die Existenz ambivalenter Individualisierungsprozesse. Durch diese ”Enttraditionalisierungen” auf der sozialen und ökonomischen ebene, verbunden mit einem immer stärker werdenden Leistungsdenken, entstünden bei den Jugendlichen Verhaltensunsicherheiten und Konflikte aufgrund von widersprüchlichen Verhaltensanforderungen. Dies könne sich bei den Heranwachsenden als Anomie, d.h. alsNorm- und Orientierungslosigkeit, Vereinsamung und Verlassenheit, Angstzustände, Macht- und Hilflosigkeit36, äußern sowie die Bildung einer autonomie-orientierten Identität behindern. Somit entstehen Anknüpfungspunkte für eine Suche nach scheinbaren Gewißheiten, die mit eindeutigen Normanweisungen und Prinzipien verbunden sind. Dazu zählt der Autor Konzepte wie die der ”Nation” oder der ”Rasse” als auch die Position ”Der Stärkere setzt sich durch”.37In surrogathaften ”Kameradschaften” werde Stärke und Geborgenheit erlebt; gleichzeitig werde Gewalt attraktiv als(...) sichtbare Spuren

hinterlassendes Zeichen dafür (...), daßOhnmacht ein Stück weitüberwunden werden konnte38.

Erstaunen muß an Heitmeyers Ausführungen jedoch, daß die Ergebnisse der von seiner empirischen Untersuchung diese Thesen selbst zu widerlegen scheinen: SchülerInnen mit Minderwertigkeitsgefühlen, Angst vor Arbeitslosigkeit, Vertrauensverlust zu Eltern und Gleichaltrigen zeigen verstärkt anomische Tendenzen, jedoch nur geringe rechtsextreme Orientierungsmuster. Dagegen besaß die Gruppe mit den stärksten autoritär-nationalistischen Orientierungen ein positives Selbstkonzept. Überdurchschnittlich viele von ihnen hatten bereits einen Lehrstellenplatz und bewerteten ihre berufliche Zukunft optimistisch, genauso wie sie sich durch gesellschaftliche Prozesse weniger verunsichert und orientierungslos zeigten.39Diesen Widerspruch versucht der Autor - m.E. nicht sehr überzeugend - damit aufzulösen, indem er einen sog.Abwehrbias40 unterstellt; d.h., die vorhandenen Deprivationen würden von den rechtsextremen Jugendlichen verschwiegen.

6.2. Rommelspacher: Rechtsextremismus als Ausdruck der westlichen, patriarchalen Dominanzkultur

Birgit Rommelspacher stützt sich in ihrer Kritik an Heitmeyer und den VertreterInnen ähnlicher Ansätze nicht nur auf empirische Ergebnisse, die ihren Thesen widersprechen, sondern auch auf die Ausklammerung realer Machtverhältnisse. Dazu zählt sie neben dem Unterdrückungsverhältnis zwischen ”Erster” und ”Dritter Welt” insbesondere das patriarchale Geschlechterverhältnis. Rommelspachers zentraler Vorwurf gegen diese AutorInnen ist, daß ihr Erklärungsansatz sowohl ahistorisch als auch unpolitisch sei und gleichzeitig einer doppelten Entlastung diene: Der Rechtsextremismus wird auf sog. Problemgruppen wie beispielsweise arbeitslose Jugendliche projiziert, wodurch die Kontinuitäten zum Zentrum der Gesellschaft und zur deutschen Geschichte gekappt werden. Anschließend werden diese Problemgruppen in einem zweiten Entlastungsmanöver zu Opfern der sozioökonomischen Verhältnisse erklärt, während so die eigentlichen Opfer rechtsextremistischer Übergriffe aus dem Blick geraten.41

Neben den bereits angeführten Ergebnissen der Untersuchung Heitmeyers verweist Rommelspacher auf andere Umfragen, die belegen, daß seine Thesen empirisch nicht haltbar sind: Im Hinblick auf die Risiken, die rechtsextreme Orientierungen provozieren sollen, läßt sich feststellen, daß sich z.B. auch WählerInnen der Republikaner nicht nur über alle Einkommensschichten verteilen, sondern daß diese mit ihrer ökonomischen Lage sogar zufriedener sind als die WählerInnen anderer Parteien. Genauso wenig wie dies in der deutschen Geschichte der Fall war, schützen vielen Umfrageergebnissen zufolge auch heute intakte soziale Milieus wie Familie, Gewerkschaft oder Kirche nicht vor rechtsextremistischen Einstellungs- und Verhaltensmustern. Auch die von Heitmeyer behauptete Verunsicherung durch global- perspektivische Risiken ist in der Empirie bei RechtsextremistInnen nicht nachweisbar. Statt dessen, so die Autorin, verschleiere diese Annahme das Ausbeutungsverhältnis zwischen erster und dritter Welt.42

Ähnlich verfahre Heitmeyer mit dem Geschlechterverhältnis: Er hält es nicht nur für unnötig darauf einzugehen, daß Mädchen und Frauen trotz ihres geringeren Selbstwertgefühls und ihrer schlechteren Perspektiven in der Arbeitswelt nur ein Drittel der WählerInnen rechtsextremistischer Parteien stellen, sondern - seiner eigenen Untersuchung folgend - weitaus weniger häufig entsprechende Positionen äußern als die männlichen Jugendlichen. Genauso ignoriert er die Tatsache, daß seine Definition des Begriffs Rechtsextremismus als Kombination einer Ideologie der Ungleichheit und Gewaltakzeptanz gleichzeitig auch patriarchale Einstellungen und Verhaltensweisen charakterisiert.43

Aus der hier skizzierten Kritik heraus entwickelt Rommelspacher ihren eigenen Ansatz, der die Verknüpfung von den Interessen des Zentrums der Gesellschaft und denen der Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt und somit Rechtsextremismus als Erscheinungsform der westlichen Dominanzkultur begreift:

In einer Gesellschaft unseren Zuschnitts werden Menschen im Konfliktfall ständig zu expansiven Bemächtigungstendenzen ermuntert. Dabei unterstützen sich gegenseitig kulturelle Traditionen, ein expansives Wirtschaftssystem und das Herrschaftsverhältnis zwischen Männern und Frauen.44Genauso wie Menschen innerhalb dieser Kultur von klein auf lernen, mit dem Unterschied zwischen den Geschlechtern mittels Dominanz oder Unterwerfung umzugehen, werden auch andere Konflikte und Spannungen durch Hierarchisierung und Bemächtigung zu lösen versucht.45

Diese Hierarchisierungen dienen jedoch nicht nur zur Rechtfertigung und Bestätigung des Selbstbildes, welches in negativer Abgrenzung zu den ”Anderen” definiert wird, sondern gleichzeitig auch zur Sicherung und Verteidigung von Privilegien. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus der Empirie hält Rommelspacher Heitmeyer entgegen, daß nicht reale Probleme wie Verarmung rechtsextreme Orientierungsmuster aktivieren, sondern daß solche Probleme in erster Linie subjektiv im Vergleich zu anderen wahrgenommen und nicht an objektivem Mangel gemessen werden. Orientiert wird sich dabei an dem, was andere haben, während das Wissen darum, auf, auf wessen Kosten der Reichtum der westlichen Welt gewonnen wurde, abgewehrt werden muß.46

7. Antifaschistische Gegenstrategien

Bei den momentaner existierenden Gegenbewegungen gegen das Wiedererstarken rechtsextremistischer Gruppen gibt es zwei Flügel, die allerdings punktuell zusammenarbeiten. Die Trennungslinie verläuft hier zwischen “bürgerlichem Antifaschismus” und “autonomer Antifa”. Im Spektrum des bürgerlichen Antifaschismus wird der aufkeimende Rechtsextremismus als Gefahr für die Demokratie verstanden, da das Ziel der RechtsextremistInnen die Errichtung eines autoritären Führerstaates ist, in dem die Rechte des Einzelnen ausgeschaltet werden, solange er sich nicht der biologistisch bestimmten Volksgemeinschaft unterordnet. Gerade hier in Deutschland als dem “Land der Täter” bestehe aus der Erfahrung mit dem Nationalsozialismus und im Hinblick auf die fast täglich in Deutschland stattfindenden rechtsextremistischen Gewalttaten Handlungsbedarf. Allerdings wird dieser Handlungsbedarf häufig auf rechtsextremistische “Randgruppen” reduziert; der gesamtgesellschaftliche Kontext, welcher das Problem hervorbringt und an bestimmten Punkten auch trägt, wird selten benannt. Als Handlungsmöglichkeit wird oft die Bündnisarbeit mit allen demokratischen Kräften (Parteien, Kirchen, Ausländervereinen, Wohlfahrtsverbänden, Bildungseinrichtungen, Polizei) gewählt.47Die Aktionen dieser Bündnisse sind meist Bildungsveranstaltungen, Diskussionen, Lichterketten oder Plakataktionen, die sich aber oft nur allgemein gegen Gewalt und für ein friedliches Miteinander richten als explizit gegen FaschistInnen. Auch vor Diskussionen mit Neonazis wird hier im Rahmen der demokratischen Meinungsfreiheit nicht haltgemacht. Oberste Prämisse dieser Aktionen ist immer das Bekenntnis zur Gewaltfreiheit.

Insbesondere an diesem Punkt verläuft die Trennungslinie zur autonomen Antifa, die Gewalt gegen bekannte und weniger bekannte RechtsextremistInnen und (Neo-) FaschistInnen nicht per se ablehnt. Hier wird vor allem unter dem Eindruck der Gewaltbereitschaft der Neonazis gehandelt ,die nicht in ihrer Ideologie und Geschichte manifest wird, sondern auch heute noch tagtäglich neue Opfer fordert. Die autonome Antifa geht davon aus, daß die Hegemonie, welche die rechte Szene mittlerweile gerade unter Jugendlichen im Ostteil der BRD hat, nur gebrochen werden kann, indem ihre ProtagonistInnen eingeschüchtert und direkt angegriffen werden.

Diskussionen mit RechtsextremistInnen werden mit dem Argument abgelehnt, daß diesen so immer ein Forum gegeben wird, um ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten. So wird auch immer wieder versucht, Naziveranstaltungen zu stören und zu verhindern. Ein häufiges Mittel hierfür sind Demonstrationen und Blockaden, zu denen auch Bündnisse mit bürgerlichen Gruppen gesucht und eingegangen werden. Hierbei wird jedoch immer darauf geachtet, die eigenen radikalen Positionen zum Tragen zu bringen. Diese drücken sich vor allem darin aus, den Kampf nicht nur auf ein plattes “Gegen Nazis” zu beschränken, sondern die gesamtgesellschaftlichen Bedingungen, die den Rechtsextremismus hervorbringen, zu kritisieren:Antifaschismus begreift deshalb den Kampf gegen den Faschismus auch als Kampf gegen die gesellschaftlichen Bedingungen, aus denen heraus die Bereitschaft der Menschen entsteht, faschistische Denkmuster anzunehmen: Kampf gegen patriarchale und autoritäre Strukturen, gegen den zerstörerischen Kapitalismus, der geprägt ist von Konkurrenz und Ausbeutung, Entfremdung und realer Ohnmacht des Einzelnen gegenüber dem System. Konsequenter Antifaschismus hat deshalb eine revolutionäre, antikapitalistische Ausrichtung.48(AAB)

8. Resümee

Ideologien und Praxen, die als Bestandteile des Rechtsextremismus gelten müssen, sind weiterhin in der Mitte der deutschen Gesellschaft präsent und werden in zunehmendem Maße auch öffentlich geäußert. Genauso ist der organisierte Rechtsextremismus nach den

Organisationsverboten gegen einige Gruppierungen und anderen staatlichen Repressionsmaßnahmen nicht aus der politischen Landschaft verschwunden, sondern hat nur sein Erscheinungsbild gewandelt. So konnte sich die rechtsextremistische Szene trotz der umfassenden Parteiverbote des Jahres 1993 weiter entwickeln. Die Verbote hatten vielmehr die Wirkung, daß die Szene geschlossener wurde und insgesamt heute um einiges besser organisiert in Erscheinung tritt.

Straf- und Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund sind weiterhin an der Tagesordnung und haben in den letzten Jahren sogar wieder zugenommen. Die rechte Subkultur hat es - zumindest in Bezug auf die Jugend - geschafft, ganze Landstriche in Beschlag zu nehmen. In diesen Orten, die mittlerweile im gesellschaftlichen Diskurs “national befreite Zonen” genannt werden, ist es für Menschen anderer Hautfarbe und Menschen, die nicht mit dem Weltbild der Nazis konform gehen, nahezu unmöglich, unbeschadet zu leben. Es gibt gerade unter Jugendlichen nach wie vor ein wachsendes Rekrutierungspotential für rechtsextremistische Organisationen und Gruppierungen. Die Akzeptanz für rechtes Gedankengut steigt stetig an, die rechte Szene hat sich mittlerweile zu einer eigenständigen Subkultur entwickelt, welche in vielen Teilen der BRD die einzige Alternative für Jugendliche zu Schule und Familie darstellt. Glücklicherweise ist es der extremen Rechten bisher jedoch nicht gelungen, eine einheitliche ideologische und praktische Plattform zu schaffen.

Wichtig ist es festzuhalten, daß sich diese Entwicklung vor dem Hintergrund eines gesamtgesellschaftlichen Rechtsrucks vollzieht, der nach dem Mauerfall begonnen hat und trotz des Regierungswechsels hin zu Rot-Grün weiter voranschreitet. Eines der Beispiele hierfür aus der jüngsten Vergangenheit stellt die Unterschriftenkampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft war, mit der die CDU/CSU eine rassistische Hetze betrieb und daraufhin Beifall von Republikanern bis hin zu Mitgliedern neonazistischer Gruppierungen erhielt. An diesem Beispiel wird einmal mehr deutlich, daß rechtsextremistisches Gedankengut kein eigenständiges Phänomen ist, sondern aus der Mitte der Gesellschaft kommt.

Es ist daher weiterhin notwendig, sich nicht nur im Rahmen wissenschaftlicher Forschung weiterhin mit diesem Thema zu beschäftigen, sondern auch ein breites Bündnis zur Bekämpfung des Rechtsextremismus zu schaffen. Dieses sollte jedoch nicht dabei stehenbleiben, das Handlungsfeld rechtsextremistischer Organisationen und Gruppierungen einzuschränken. Genauso müssen die historischen und gesellschaftlichen Wurzeln des Rechtsextremismus und seiner ideologischen und praktischen Bestandteile sowohl benannt als auch bekämpft werden, damit eine freie (sozialistische) Gesellschaft entstehen kann, in der alle Menschen und gleichberechtigt leben können.

9. Literatur

Antifaschistisches Autorenkollektiv (1996): Drahtzieher im braunen Netz. Ein aktueller

Überblick über den Neonazi-Untergrund in Deutschland und Österreich, Hamburg

Backes, Uwe/ Jesse, Eckhard (1989): Politischer Extremismus in der Bundesrepublik Deutschland, Bd.1, Köln

Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main

Benz, Wolfgang/ Bergmann, Werner (Hrsg.) (1997): Vorurteil und Völkermord.

Entwicklungslinien des Antisemitismus, Bonn

Bergmann, Werner/ Erb, Reiner (1997): Antisemitismus in Deutschland 1945-1996, in: Benz/ Bergmann (Hrsg.) 1997, S. 397-438

Dahmer, Helmut (1993): Antisemitismus und Xenophobie, in: Hans-Uwe Otto/ Roland Merten (Hrsg.), Rechtsradikale Gewalt im vereinten Deutschland. Jugend im gesellschaftlichen Umbruch, Opladen, S. 80-87

Gellner, Ernest (1991): Nationalismus und Moderne, Berlin

Heitmeyer, Wilhelm (1992): Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen: Empirische Ergebnisse und Erklärungsmuster einer Untersuchung zur politischen Sozialisation, Weinheim/München

Ders. (1991): Wenn der Alltag fremd wird. Modernisierungsschock und Fremdenfeindlichkeit, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 7/1991, S. 851-858

Huisken, Freek (1993): Nichts als Nationalismus. Deutsche Lehren aus Rostock und Mölln. Ein antirassistisches Tagebuch, Hamburg

Kalpaka, Anita/ Räthzel, Nora (1990): Die Schwierigkeit nicht rassistisch zu sein, 2.Aufl., Leer

Kowalsky, Wolfgang (1992): Rechtsaußen... und die verfehlten Strategien der deutschen Linken, Frankfurt am Main/Berlin

N.N. (1998): Wahl in Sachsen-Anhalt: DVU sahnt ab, in: Antifaschistisches Infoblatt Nr. 44, Juni/ Juli 1998, S. 38-39

N.N.(o.J.): Antifa ist der Kampf ums Ganze!, in: Antifaschistische Aktion Berlin (AAB): Das Konzept Antifa. Grundsatztexte und Konkretes, Berlin

Rommelspacher, Birgit (1991): Rechtsextreme als Opfer der Risikogesellschaft zur

Täterentlastung in den Sozialwissenschaften, in: 1999, Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, Heft 2/1991, S. 75-87

Stöss, Richard (1990): Die Republikaner. Woher sie kommen. Was sie wollen. Wer sie wählt. Was zu tun ist, Köln 1990

Verfassungsschutzbericht 1992, hrsg. vom Bundesministerium des Inneren, Bonn, August 1993

Verfassungsschutzbericht 1997, hrsg. vom Bundesministerium des Inneren, Bonn, Mai 1998

Weusthoff, Anja/ Zeimentz, Rainer (Hrsg.) (o.J.): Aufsteh’n. Aktionen gegen rechts. Ein Handbuch, Bonn

[...]


1 Uwe Backes/ Eckhard Jesse, Politischer Extremismis in der Bundesrepublik Deutschland, Bd.1, Köln 1989, S. 18

2Richard Stöss: Die Republikaner. Woher sie kommen. Was sie wollen. Wer sie wählt Was zu tun ist, Köln 1990, S. 81

3 Schätzungen gehen von einer Gesamtauflage von über 8 Millionen Exemplaren pro Jahr aus.

4Vgl. im folgenden - wenn nicht anders angegeben - den Verfassungsschutzbericht 1997, hrsg. vom Bundesministerium des Inneren, Bonn, Mai 1998, S. 73ff

5 Diese Vergleichszahlen in Klammern sind jeweils dem Verfassungsschutzbericht von 1992 entnommen, also aus einem der Jahre, in denen dieses Thema in der öffentlichen Diskussion noch einen weitaus größeren Raum einnahm. - vgl. Verfassungsschutzbericht 1992, hrsg. vom Bundesminis terium des Inneren, Bonn, August 1993, S. 66ff.

6 Vgl. Anita Kalpaka/ Nora Räthzel, Die Schwierigkeit nicht rassistisch zu sein, 2.Aufl., Leer 1990, S. 12-80

7vgl. ebd., S .13

8vgl. ebd., S. 14

9 vgl. dazu auch 6.2.

10Der Nationalsozialismus ist deutsche Variante des Faschismus, der bekanntlich ein internationales Phänomen darstellte.

11Ihre wichtigste historische Vertreterin war die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), die von 1918 bis 1933 bestand.

12Die ”Harzburger Front” war der Zusammenschluß der nationalen Opposition (Deutschnationale, Nazis, Stahlhelm, weitere ”vaterländische” Verbände und einflußreiche Personen) in der Endphase der Weimarer Republik. Diese rechtsextreme ”Kampffront” zerfiel aber bereits 1932, weil sich nicht alle Bündnispartner auf die Unterstützung von Hitler bei der Wahl des Reichspräsidenten festlegen lassen wollten.

13 vgl. Kapitel 5 dieser Arbeit

14Ernest Gellner, Nationalismus und Moderne, Berlin 1991, S. 87

15vgl. Freek Huisken, Nichts als Nationalismus. Deutsche Lehren aus Rostock und Mölln. Ein antirassistisches Tagebuch, Hamburg 1993, S.17

16 vgl. Wolfgang Kowalsky, Rechtsaußen... und die verfehlten Strategien der deutschen Linken, Frankfurt am Main/Berlin 1992, S. 126

17vgl. dazu auch Helmut Dahmer, Antisemitismus und Xenophobie, in: Hans-Uwe Otto/ Roland Merten

(Hrsg.), Rechtsradikale Gewalt im vereinten Deutschland. Jugend im gesellschaftlichen Umbruch, S. 80-87; hier: S. 80

18Zu diesem Abschnitt, in dem ich leider nur sehr knapp auf die Geschichte des Antisemitismus eingehen konnte, vgl. bspw. die verschiedenen Artikel in dem von Wolfgang Benz und Werner Bergmann herausgegebenen Sammelband ”Vorurteil und Völkermord. Entwicklungslinien des Antisemitismus”, Bonn 1997

19Verschiedene empirische Untersuchungen gehen von der Exis tenz antisemitischer Einstellungen bei ca. 15- 20% der Bevölkerung aus. Auch bspw. in den Medien lassen sich immer wieder antisemitische Äußerungen finden. Eins der jüngsten Beispiele hierfür sind die Artikel des ”Spiegel”-Herausgebers Augsteins zur WalserDebatte des letzten Winters.

20vgl. Werner Bergmann und Reiner Erb, Antisemitismus in Deutschland 1945-1996, in: Benz/ Bergmann (Hrsg.), a.a.O., S. 397-438

21Deutlichstes Beispiel hierfür sind die immer wiederkehrenden Versuche, die Gesamtzahl der umgebrachten jüdischen Menschen auf wenige Millionen oder sogar nur auf einige Hunderttausend herunterzuspielen.

22 Richard Stöss, a.a.O., S. 29 - vgl. hierzu auch 4.2.1.

23 vgl. Verfassungsschutzbericht 1997, a.a.O., S. 121

24vgl. N.N., Wahl in Sachsen-Anhalt: DVU sahnt ab, in: Antifaschistisches Infoblatt Nr. 44, Juni/ Juli 1998, S. 38-39

25vgl. für diesen und den folgenden Absatz: Antifaschistisches Autorenkollektiv, Drahtzieher im braunen

Netz. Ein aktueller Überblick über den Neonazi-Untergrund in Deutschland und Österreich, Hamburg 1996, S. 184ff.

26vgl. Jens Mecklenburg (Hrsg.), Handbuch deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996

27vgl. 5.1.

28Das aktuelle Parteiprogramm der NPD von 1996 findet sich im Internet unter http://www.npd.net/npd- pv/parteipr.html

29 vgl. Antifaschistisches Autorenkollektiv, a.a.O., S. 185

30vgl. 4.3.

31 vgl. das Gespräch mit einem Freien Nationalisten im “Zentralorgan” des “nationalen Widerstands”, Nr. 1. Januar 1998, zu finden im Internet unter http://www.widerstand.com/zorgan/01/01freina.html

32vgl. den Artikel “Freiheit für alle inhaftierten Nationalisten: Aufmarsch in Berlin, in: Zentralorgan Nr. 5 vg. den “Bericht von der Demo in Tegel”, in: Zentralorgan Nr. 5,

33 vgl. N.N.,Was bedeutet Nationaler Widerstand?, zu finden im Internet unter http://www.widerstand.com/wasistnw.html

34vgl. Wilhelm Heitmeyer, Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen: Empirische Ergebnisse und Erklärungsmuster einer Untersuchung zur politischen Sozialisation, Weinheim/München 1992 - Zur Kritik an Heitmeyers Begriffsfdefinition vgl. 6.2.

35vgl. Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main 1986

36Heitmeyer 1992, S. 99

37 vgl. Wilhelm Heitmeyer, Wenn der Alltag fremd wird. Modernisierungsschock und Fremdenfeindlichkeit, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 7/1991, S. 851-858; hier: 853ff.

38Heitmeyer 1992, S. 95

39vgl. Heitmeyer 1992, S. 163

40ebd., S. 157

41vgl. Birgit Rommelspacher, Rechtsextreme als Opfer der Risikogesellschaft zur Täterentlastung in den

Sozialwissenschaften, in: 1999, Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. Und 21. Jahrhunderts, Heft 2/1991, S. 75-87; hier: 78ff.

42vgl. ebd., S. 87

43vgl. ebd., S. 76f.und 82f.

44ebd., S.84

45 Dies erklärt auch, warum Mädchen und Frauen zumindest im Hinblick auf Alltagsorientierungen nicht weniger anfällig für Rechtsextremismus sind - auch wenn sie in Bezug auf das Geschlechterverhältnis zur unterworfenen Gruppe gehören, können sie in anderen Kontexten durchaus zur dominierenden Gruppe gehören (Beispiel Rassismus).

46vgl. ebd., S.86ff.

47vgl. Anja Weusthoff/ Rainer Zeimentz (Hrsg.), Aufsteh’n. Aktionen gegen rechts. Ein Handbuch, Bonn o.J.,

S. 22 (Publikation des SPD-Parteivorstands)

48 N.N., Antifa ist der Kampf ums Ganze!, in: Antifaschistische Aktion Berlin (AAB): Das Konzept Antifa. Grundsatztexte und Konkretes, Berlin o.J.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Rechtsextremismus in der BRD
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Veranstaltung
Politische Rahmenbedingungen
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
26
Katalognummer
V103046
ISBN (eBook)
9783640014262
Dateigröße
400 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hausarbeit über Rechtsextremismus in der BRD.
Schlagworte
Rechtsextremismus, Politische, Rahmenbedingungen
Arbeit zitieren
Thorsten Müller (Autor:in), 2001, Rechtsextremismus in der BRD, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103046

Kommentare

  • Gast am 15.7.2003

    Interessant, aber so manches....

    Insgesamt sehr informativ und sehr gut recherchiert. In einigen Bereichen wäre aber etwas mehr Differenzierung wünschenswert gewesen. Beispielsweise ist die Nennung Klaus von Dohnanyis (Walser-Debatter) im Zusammenhang mit Revisionismus nun wohl doch etwas übertrieben; der Mann hat meiner Meinung nach damals eine sehr gemäßigte und vernünftige Position vertreten (und auch keinen Grund, das NS-Regime in Schutz zu nehmen, da es seinen Vater auf dem Gewissen hat). Auch den Vertriebenen-Verbänden wird der Vorwurf des Revisionismus nicht ganz gerecht, denn bei allem Unrecht, das zuvor von Deutschen ausgegangen war, war die Vetreibung der Deutschen aus den Ostgebieten auch Unrecht (und zweimal Unrecht ergibt leider nicht Recht). Etwas mehr Objektivität bitte!

Blick ins Buch
Titel: Rechtsextremismus in der BRD



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