Klinische Psychologie. Gesundheitskompetenz, Beratungsphasen und Transaktionsanalyse nach der Lasswell-Formel


Einsendeaufgabe, 2021

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Individuelle und gesellschaftliche Gesundheitskompetenz
1.1. Gesundheitskompetenz
1.2. Prinzipal-Agent-Theorie
1.3. Wichtigkeit und Verbesserungsmöglichkeiten bei Gesundheitskompetenzen
1.4. Ökonomische Auswirkungen und Verbesserungsmöglichkeiten

2. Beratungsphasen (Schwerpunkt: lösungsorientierte Beratung)
2.1. Was ist Beratung und was wird unter lösungsorientierter Beratung verstanden?
2.2. Phasen der Beratung
2.2.1. Anfangsphase
2.2.2. Mittelphase
2.2.3. Die Endphase

3. Fallbeispiel: Transaktionsanalyse nach Lasswell-Formel
3.1. Lasswell-Formel
3.2. Transaktionsanalyse
3.3. Fallbeispiel: Lasswell-Formel und Transaktionsanalyse
3.4. Lösung des Fallbeispiels

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Einflussfaktoren auf die Gesundheit

Abbildung 2: Gesundheitskompetenzen: Länderverteilung

Abbildung 3: Eingeschränkte Gesundheitskompetenz

Abbildung 4: Lasswell-Formel Fallbeispiel

1. Individuelle und gesellschaftliche Gesundheitskompetenz

1.1. Gesundheitskompetenz

Die Gesundheitskompetenz wird als Fertigkeit gesehen, die eine gesunde Gestaltung des Lebens bewirkt. Sie setzt sich aus kognitiven und sozialen Fähigkeiten zusammen. Diese Fertigkeit benötigt eine gute Wahrnehmungsbegabung, damit diese zum Aufbau und zur Wahrung der eigenen Gesundheit beitragen kann. Wer über hohe Befähigungen in diesem Bereich verfügt, kann in der Regel professionellere Gesundheitsentscheidungen treffen, das Gesundheitssystem effektiver nutzen oder anderen Menschen kompetentere Gesundheitsratschläge geben. Auch inkludiert ist die Motivation zu einem gesundheitsdienlichen Verhalten, eine entsprechende emotionale Einstellung sowie die nötigen Erfahrungen (z.B. Ausbildung).1 Noch genauer beschreiben es folgende Definitionen. „Gesundheitskompetenz ist wissensbasierte Kompetenz für eine gesundheitsförderliche Lebensführung. (...) Dieses Wissen wird primär über Kultur, Bildung und Erziehung vermittelt bzw. weitergegeben. Zur wissensbasierten Gesundheitskompetenz gehört neben dem alltagspraktischen auch spezialisiertes Wissen z.B. über individuelle und kollektive Gesundheitsrisiken oder über Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen.“2 Die zweite Definition: „Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit des Einzelnen, im täglichen Leben Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken - zu Hause, in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz, im Gesundheitssystem, im Markt und auf politischer Ebene. Gesundheitskompetenz ermächtigt Personen zur Selbstbestimmung und zur Übernahme von Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheiten bezüglich ihrer Gesundheit. Sie verbessern die Fähigkeiten, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.“3

Bei der Gesundheitskompetenz werden nach Abel et al. drei Formen differenziert, nämlich die „Funktionale Form“, die „Interaktive Form“ und die „Kritische Form“. Bei der funktionalen Form liegt der Schwerpunkt auf das Begreifen gesundheitsrelevanter Auskünfte (z.B. in wissenschaftlichen Fachzeitschriften). Eine Beherrschung der funktionalen Form führt zu einem guten Verständnis von in Wort und Schrift gehaltener Informationen über das körperliche Wohlbefinden. Die interaktive Form setzt gute kognitive und soziale Erfahrungen voraus. Diese sind die Basis, um Informationen von anderen Personen zu generieren oder einen Austausch zu ermöglichen. Die kritische Form setzt wie die interaktive Form gute kognitive und soziale Talente voraus. Sie dient dazu erhaltene Informationen hinterfragen zu können und bietet die Möglichkeit diese für sich selbst zu nutzen.4

Individuelle Gesundheitskompetenzen eines Menschen können positive Effekte auf die allgemeine Gesellschaft haben. Durch die Verbreitung von gesundheitsrelevanten Informationen können direkte Einflüsse auf das soziale Umfeld genommen werden. In Verbindung mit sozialen Ressourcen sind merkbare Verbesserungen auf die Gesellschaft möglich. Ursprünglich kommt die Gesundheitskompetenz aus der Bewegung für Gesundheitsförderung. Die Vision, dass möglichst viele Menschen über ihre eigene Gesundheit eigenständig Entscheidungen treffen können, fördert ein demokratisches Gesundheitsversorgungssystem.5 Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Gesundheitskompetenzen des Menschen, hat das allgemeine Bildungsniveau. Studien zeigen den positiven Nutzen von hohem Bildungsgrad auf die Informationsbeschaffung und Orientierfähigkeit im Bereich von gesundheitlichen Themen.6 Neben der Bildung existieren allerdings auch noch weitere Einflussfaktore. Diese sind in der nächsten Grafik abgebildet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Einflussfaktoren auf die Gesundheit, Quelle: Richter, M/Hurrelmann, K.: 2010

Studien belegen, dass Menschen mit geringerem sozialem Status (=bewertet anhand von Selbsteinschätzungen) über tendenziell geringere Gesundheitskompetenzen verfügen. Das European Health Literacy Survey Projekt, befragte insgesamt 7795 Personen aus unterschiedlichen Ländern. Die Ergebnisse sind stark auf Individuen zugeschnitten. Die Verteilung auf die einzelnen Staaten sieht wie folgt aus:7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Gesundheitskompetenzen Länderverteilung

Quelle: https://gesundheitsziele-oesterreich.at/website2017/wp-content/uploads/2017/05/broschuere- gesundheitskompetenz-die-fakten-who-careum-2016.pdf

1.2. Prinzipal-Agent-Theorie

Die Prinzipal-Agent-Theorie gehört zum Bereich der Institutionenökonomie (seit 1970) und wird in der Volkswirtschatlehre gelehrt.8 Unter Prinzipal wird der Absender und der Agent als Empfänger des Auftrages verstanden. Bei diesem Prinzip wird ein Vertrag (=Kooperationsvertrag) zwischen Prinzipal und Agent abgeschlossen die gegenseitigen Erfüllungen von Leistungen voraussetzt. Die Beziehung zwischen den beiden wird als Agency-Beziehung benannt. Oft hat der Agent in dieser Verbindung Fähigkeiten und Kenntnisse, die nur wenige Menschen in dieser Form besitzen. Beispiele für eine Agency-Beziehung wären etwa Anwalt und Mandant oder Arzt und Patient. So wie in jeder Beziehung kann diese von Meinungsverschiedenheiten, Konflikten oder unterschiedlichen Erwartungshaltungen geprägt sein, so wie in positiven Fällen von den jeweils gegenteiligen Adjektiven. In diesem Vertragsverhältnis herrscht ein anderes Informationsniveau (z.B. Arzt weiß durch mehrjährige Ausbildung mehr als sein Patient). Auch benötigt es eine Anpassungsfähigkeit beider, die geleistet werden muss, um einen höheren Nutzen zu generieren. Der Nutzen für Agent und Prinzipal ist unterschiedlich, dennoch sollte das Maximum für beide Seiten angestrebt werden. Aus der psychologischen Sicht ist es essenziell das zwischen Agenten und Klienten Vertrauen aufgebaut wird. Dieses Vertrauen bietet die Basis für eine Erhöhung der Erfolgschancen bzw. -geschwindigkeit. In negativen Fällen kann dieses Vertrauen aber auch missbraucht werden. Aufgrund verschiedener Informationsstände ist dieses Vertrauensverhältnis aber unerlässlich.9

Personen mit geringer Gesundheitskompetenzen fällt es in einer Agency Beziehung oft schwer dem Agenten zu folgen. Ein Beispiel dafür wäre ein Klient und ein Psychotherapeut, bei dem es neben den gewohnten Informationsständen auch Kommunikationsprobleme bestehen. Die Aufgabe des Agenten besteht in diesen Fällen darin, die Sprache an den Klienten abzustimmen und die Fachsprache in einfacheren Worten zu erklären. Erfolgt diese Kommunikation auf gleicher Ebene, können gesprochene Sätze auch kognitiv aufgenommen, verarbeitet und umgesetzt werden. Versteht der Klient die gesprochenen Worte des Agenten, kann dieser Prozess zu mehr Akzeptanz (=mehr Vertrauen) und zu einem Ausgleich der geringeren Gesundheitskompetenz des Klienten führen.10

Der Nutzen für den Patienten errechnet sich laut Zweifel ^Wirtschaftswissenschaftler) aus dem Vergleich des Zustandes vor und nach der Behandlung. Der Zustand wird in diesem Fall monetär (=daher in Geld) berechnet. Diese Differenz abzüglich des ärztlichen Honorars bestimmt den Nutzen für den Patienten.11 Dem entgegen steht die Meinung von Ried/Ulrich, dass ein Vergleich von Gesundheit und Geld kritisch zu betrachten ist.12 13 Der Gesundheitszustand, der nach einer Behandlung erreicht wird, muss nicht immer mit einem hohen Arbeitsaufwandes des Arztes zusammenhängen. Versteht der Patient aufgrund fehlender Gesundheitskompetenzen nichts von den Bemühungen des Arztes, kann dieser den Erfolg nur anhand des am Ende der Behandlung erreichten Gesundheitszustandes den Nutzen ermitteln. Es muss allerdings beachtet werden, dass ein ausbleibender Nutzen nicht mit einer geringen Bemühung des Arztes in Verbindung stehen muss.

1.3. Wichtigkeit und Verbesserungspotenzial bei Gesundheitskompetenzen

Nicht nur im Bereich der Arzt-Patienten-Beziehung ist eine hohe Gesundheitskompetenz von Voraussetzung oder Vorteil. Auch für das „Private Umfeld“, dem „Arbeitsplatz“, die „Politik und Gemeinschaft“, den „Markt und Konsum“ und das Gesundheitssystem wird für diese Art von Kenntnissen benötigt, damit ein Vorteil für die individuelle und die allgemeine Gesundheit entstehen kann.14

Die AOK untersuchte in einer Studie (2014) die Gesundheitskompetenzen von gesetzlich krankenversicherten Personen in Deutschland. Dabei wurden 4 Kategorien untersucht. Die Erste umfasste „Gesundheitsrelevante Informationen finden“. In dieser Sparte wurde analysiert, ob es Personen gelingt Auskünfte über den eigenen Gesundheitszustand generieren zu können. In dieser Kategorie zeigte sich, dass sich vor allem ältere Personen (besonders Männer) schwerer tun bei körperlichen oder psychischen Leiden wertvolle Informationen zu beschaffen. Die zweite untersuchte Kategorie „Gesundheitsrelevante Informationen verstehen“ befasste sich mit dem Thema, wie gut Personen die Anweisungen von Ärzten verstehen. Menschen, die ihren eigenen Gesundheitszustand als subjektiv negativ betrachten, hatten in dieser Kategorie die größten Probleme. Auch wurde untersucht, wie Personen „Gesundheitsrelevante Informationen beurteilen“. Menschen mit einer höheren Bildung waren in dieser Kategorie kritischer als Personen mit niedrigerer Bildung. Schlussendlich wurde auch erfragt, wie Personen sich tun „Gesundheitsrelevante Informationen umzusetzen“. Jüngere Personen und Menschen mit subjektiv negativ wahr genommenem Gesundheitszustand hatten höhere Umsetzungsprobleme.15

Das Ergebnis der Studie von 2014 gibt Ansatzpunkte, welche Personengruppe besonders von niedrigen gesundheitlichen Kompetenzen betroffen sind. Menschen mit geringerem sozialem Status (z.B. geringeres Einkommen) zählen zu den Risikogruppen. 78,3% der Deutschen mit einem geringen sozialen Status zählen zu dieser Kategorie, hingegen sind es nur 37,5% bei Personen mit hohem sozialem Status. Auch Personen im Alter ab 65 Jahren tragen mit 66,4% einen sehr hohen Anteil an schlechten sozialen Gesundheitskompetenzen. Im Bereich der staatlichen Bildung haben 62,2% der Personen mit einer niedrigeren Bildungsquote ein schlechteres Gesundheitsbewusstsein als Menschen mit mittlerer oder höherer Bildung.16

Abbildung 3: Eingeschränkte Gesundheitskompetenz

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/185753/Gesundheitskompetenz-der-

1.4. Ökonomische Auswirkungen und Verbesserungsmöglichkeiten

Ob jemand über Gesundheitskompetenzen verfügt, kann von verschiedenen Faktoren abhängig sein. Wie erwähnt können dabei interne Faktoren (z.B. sozioökonomische Rollen) oder gesellschaftliche Faktoren (z.B. Schaffung von Bildungseinrichtungen) Einfluss darauf nehmen. Verfügt eine Person über erhöhte Gesundheitskompetenzen, sind sowohl positive Effekte auf die Gesellschaft, das Gesundheitswesen als auch auf die Wirtschaft erkennbar (oft indirekt). In der Wirtschaft, weil Personen mit erhöhten Kompetenzen weniger Krankenstände verursachen. Studien in den USA haben herausgefunden, dass Personen mit niedrigen Gesundheitskompetenzen höhere Kosten für das Gesundheitswesen und damit für die Gemeinschaft verursachen (Ursache: Diese Personengruppe ist öfters krank). Auch ist die Bereitschaft dieser Gruppe kleiner aktiv etwas für ihre Gesundheit zu tun und dem Rat der Ärzte zu folgen. Ein weiteres Problem stellt für diese Gruppe dar, dass sie oft den ärztlichen Rat nicht oder falsch verstehen. Verbesserungen zur Steigerung von Gesundheitskompetenzen können geeignete Messinstrumente darstellen. Es ist essenziell die Bevölkerung hinsichtlich ihrer Kompetenzen zu prüfen und dem Einzelnen klar zu machen, ob es noch Verbesserungsmöglichkeiten in diesem Bereich existieren. Weiters ist es wichtig, Informationen klar und möglichst einfach zu transportieren. Aufgrund fehlender Kompetenzen kann es zu Unregelmäßigkeiten bei Krankenversicherungsabgaben kommen. Personen mit geringeren Gesundheitskompetenzen (oft sozial schwächere), tragen einen relativ kleinen Krankenversicherungsanteil, kosten der Versicherung aber tendenziell mehr als Personen mit höherem sozioökonomischem Status und besseren Gesundheitskompetenzen. In diesem Bereich könnten allerdings Anreize geschafft werden, die Gesundheitskompetenz mit dem Versicherungsbeitrag zu koppeln.17

[...]


1 Vgl. Petzi und Kattwinkel 2016, S. 4-5.

2 Sommerhalder, K.Abel, T.: 2007, S. 4 nach Abel, T./Bruhin, E.: 2003, S. 129.

3 Sommerhalder, K./Abel, T.: 2007, S. 4 nach Kickbusch et al.: 2005, S. 10.

4 Abel, Th./Sommerhalder, K./Bruhin, E. 2010.

5 Vgl. Careum Stiftung 2016, S. 25-30.

6 Careum Stiftung 2016, S. 42.

7 Careum Stiftung 2016.

8 Vgl. Stierle und Vera 2014, S. 12.

9 Vgl. Stierle und Vera 2014, S. 13-14.

10 Maaß 2017.

11 Zweifel 1994.

12 Ried und Ulrich 1996.

13 Vgl. Zweifel 1994, S. 12.

14 Vgl. Sommerhalder, K./Abel, Th. 2007, S. 8.

15 Unterschiede bei der Gesundheitskompetenz. In: WIdO-Monitor 2014 (2).

16 Schaeffer et al. 2017.

17 Spycher 2006.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Klinische Psychologie. Gesundheitskompetenz, Beratungsphasen und Transaktionsanalyse nach der Lasswell-Formel
Hochschule
SRH Fernhochschule
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1031050
ISBN (eBook)
9783346497765
Sprache
Deutsch
Schlagworte
klinische, psychologie, gesundheitskompetenz, beratungsphasen, transaktionsanalyse, lasswell-formel
Arbeit zitieren
Stefan Gruber (Autor:in), 2021, Klinische Psychologie. Gesundheitskompetenz, Beratungsphasen und Transaktionsanalyse nach der Lasswell-Formel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1031050

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