Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mittels mittelalterlicher europäischer kartografischer Quellen eröffnet der Mediävistik in vielerlei Hinsicht – basierend auf der Systematik aus pictura und scriptura – mannigfaltige wissenschaftliche Untersuchungsmethoden und Perspektiven. Alle mit der Intention, sich eine Vorstellung von der damaligen Sichtweise über die bekannte Welt erarbeiten zu können. Für die vorliegende Arbeit wird dabei die Ebstorfer Weltkarte als Untersuchungsgegenstand herangezogen.
Die Karte selbst ist nicht nur von ihren Ausmaßen her die bekannteste und größte mittelalterliche Weltkarte, sondern auch aufgrund ihrer hohen Informationsdichte häufig Gegenstand wissenschaftlicher Publikationen. In letzter Zeit zeugen neuere Editionen von der Faszination, die den Karten anzuhaften scheint. Die Gründe hierfür mögen vielschichtig sein. Zweifellos stehen sie für eine Zeit, in der die Welt im Sinne von Max Weber noch nicht vollkommen entzaubert gewesen ist. Denn die auf den Karten abgebildeten Obskuritäten beziehungsweise Bestiarien stehen häufig im Mittelpunkt der Veröffentlichungen. Diese Arbeit wird daran anknüpfen und sich mit der Frage auseinandersetzen, welche Bedeutung der Schlange auf der Ebstorfer Weltkarte zugesprochen werden kann. Denn Tiere im Allgemeinen haben für die Theologie damals eine nicht unwesentliche Rolle gespielt bei der Frage nach der christlichen Naturdeutung der Welt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Reproduktion der Ebstorfer Weltkarte
- 3. Eine Karte mit noch vielen offenen Fragen
- 3.1 Gervasius von Tilbury
- 3.2 Die Etymologiae Isidors von Sevilla
- 3.3 Der Physiologus
- 3.4 Der Streit um die rezipierten Quellen und dessen Autorenschaft
- 4. Die Bild-Text-Hermeneutik scriptura und pictura
- 5. Besonderheiten mittelalterlicher Weltkarten und ihre vielschichtigen Funktionen
- 6. Eine kurze Orientierung
- 7. Die Schlange anhand von Metadaten: ein erster Annährungsversuch
- 8. Die Picturale und Scripturale - geografische Lage der Schlangen auf der Ebstorfer Weltkarte
- 8.1 Die Scripturale – geografische Lokalisation der Schlange
- 8.2 Die Insel Reichenau
- 8.3 Ibiza und die Schlangen
- 9. Eine eherne Schlange?
- 10. Die allegorische Schlange des Physiologus
- 10.1 Die Viper
- 10.2 Das Kapitel: Von der Schlange
- 11. Diskussion und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Bedeutung der Schlange auf der Ebstorfer Weltkarte, einer der größten und bekanntesten mittelalterlichen Weltkarten. Sie analysiert die Darstellung der Schlange im Kontext der christlichen Ikonografie und der geografischen Lokalisation auf der Karte. Die Arbeit befasst sich zudem mit den möglichen Quellen der Karte, insbesondere den Schriften Gervasius von Tilbury und dem Physiologus.
- Die Rolle der Schlange in der mittelalterlichen Ikonografie
- Die geografische Lokalisation der Schlange auf der Ebstorfer Weltkarte
- Die Bedeutung der Schlange im Kontext der christlichen Weltdeutung
- Mögliche Quellen der Ebstorfer Weltkarte
- Die Hermeneutik von Bild und Text (pictura und scriptura) im Mittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung erläutert den Kontext und die Relevanz der mittelalterlichen Kartografie für die Mediävistik. Sie stellt die Ebstorfer Weltkarte als Forschungsgegenstand vor und definiert die Fragestellung nach der Bedeutung der Schlange auf der Karte.
- Kapitel 2: Die Reproduktion der Ebstorfer Weltkarte
Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über die Geschichte der Reproduktion der Ebstorfer Weltkarte und hebt die Bedeutung der Reproduktionen für die wissenschaftliche Analyse hervor.
- Kapitel 3: Eine Karte mit noch vielen offenen Fragen
Dieses Kapitel beleuchtet die offenen Fragen zur Ebstorfer Weltkarte, insbesondere die Autorenschaft, die Datierung und die Quellenfundi. Es geht insbesondere auf die mögliche Autorenschaft von Gervasius von Tilbury ein.
- Kapitel 4: Die Bild-Text-Hermeneutik scriptura und pictura
Dieses Kapitel diskutiert die Bedeutung der Bild-Text-Hermeneutik im Mittelalter, die als Methodik für die Analyse der Ebstorfer Weltkarte herangezogen wird.
- Kapitel 5: Besonderheiten mittelalterlicher Weltkarten und ihre vielschichtigen Funktionen
Dieses Kapitel behandelt die spezifischen Eigenschaften mittelalterlicher Weltkarten und ihre vielschichtigen Funktionen in der damaligen Gesellschaft.
- Kapitel 6: Eine kurze Orientierung
Dieses Kapitel gibt eine kurze Orientierung zu den verschiedenen Aspekten der Ebstorfer Weltkarte, die für die Analyse relevant sind.
- Kapitel 7: Die Schlange anhand von Metadaten: ein erster Annährungsversuch
Dieses Kapitel stellt einen ersten Annährungsversuch zur Analyse der Schlange auf der Ebstorfer Weltkarte dar, indem es die Metadaten der Karte berücksichtigt.
- Kapitel 8: Die Picturale und Scripturale - geografische Lage der Schlangen auf der Ebstorfer Weltkarte
Dieses Kapitel analysiert die geografische Lage der Schlangen auf der Karte, sowohl im Bild als auch in der zugehörigen Legende.
- Kapitel 9: Eine eherne Schlange?
Dieses Kapitel untersucht die metaphorische Bedeutung der Schlange auf der Karte und die mögliche Verbindung zu der im Physiologus beschriebenen "ehernen Schlange".
- Kapitel 10: Die allegorische Schlange des Physiologus
Dieses Kapitel analysiert die Schlange im Kontext des Physiologus, einer wichtigen Quelle für die mittelalterliche Tierdeutung.
Schlüsselwörter
Ebstorfer Weltkarte, mittelalterliche Kartografie, Schlange, Ikonografie, Physiologus, Gervasius von Tilbury, pictura und scriptura, christliche Weltdeutung, Herrschaftsrepräsentation, Weltbild, Mythologie, Biblische Legenden
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- Stefan Roman (Author), 2021, Eine neue Lesbarkeit. Die Ebstorfer Weltkarte durch den Blickwinkel der Schlange, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1033174