Franz Jägerstätter


Ausarbeitung, 2001

5 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Biografie und Milieu
1.a. Franz Huber
1.b. Franz Jägerstätter bis zum Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich
1.c. Franz Jägerstätter nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich

2. Werke/Nachlass

3. Weltanschauung und Begründung des Widerstands

4. Widerstand

5. Franz Jägerstätter im Unterricht

6. Bibliografie

Ich glaube, es ist besser, gleich das Leben zu opfern, als sich zuerst noch in die große Gefahr zur Sünde zu begeben und dann erst zu sterben.

1. Biografie und Milieu

Franz Huber

* 20. Mai 1907 in St. Radegund (Oberösterreich)

- Sohn lediger Eltern, da beide zu arm waren um einen eigenen Hausstand zu gründen

- Mutter: Bauernmagd Rosalia Huber

- Vater: Franz Bachmeier ( gest. 1915)

- in den ersten Jahren erzog ihn seine Großmutter Elisabeth Huber, eine starke, liebevolle und religiöse Frau

- ab 1913: 7 Jahre einklassige Volksschule(für 6-13 Jährige; die sog. „Zwergschule“)

- 1914 - 1918: 1. Weltkrieg

→ der Staat schränkte den Verbrauch lebensnotwendiger Güter drastisch ein

- 1916 kam er zu den Eltern seines Vaters, dort gab es mehr zu essen

Franz Jägerstätter bis zum Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich

* Februar 1917

- die Mutter heiratete den Bauern Heinrich Jägerstätter, dieser adoptierte anlässlich der Hochzeit das Kind seiner Frau; da die Ehe kinderlos blieb wurde Franz der Erbe

- auf dem Hof gab es jetzt genug zu essen, zudem hatte der Adoptivgroßvater ( Matthäus Jägerstätter) eine Zeitung abonniert und besaß wohl zahlreiche Bücher, vermutlich religiöse wie geschichtliche Werke

→ Franz wurde ein begeisterter Leser

Lesen sich informieren bezeichnete er später seinem Patensohn gegenüber als etwas sehr wichtiges: „ Wer nicht liest, wird sich nie so richtig auf die eigenen F üß e stellen können, wird nur zu leicht zum Spielball der Meinungen anderer. “

- 1922 Franz nimmt am Passionsspiel teil

→ 1933 erhebliche Verluste nach der Machtergreifung „Hitlers“ in Dtld.➔ vermutlich ist dass mit ein Grund warum es 1938 in St. Radegund keine bis dahin illegalen „Nazis“ gab

- 1927 verdingt er sich für drei Monate auf einem Bauernhof in Bayern; anschließend geht er für 3 Jahre als Bergarbeiter in die Steiermark

→ im sozialdemokratischen Arbeitermilieu gibt er vorübergehend seine Glaubenspraxis auf- er erlebt eine Sinnkrise, kommt jedoch als vertieft Glaubender in seine Heimat zurück

- 1930/1 Heimkehr auf den Hof

- 1933 Tod des Adoptivvaters, zuvor des Adoptivgroßvaters

- 1934 Franz will ins Kloster eintreten, es bedarf jedoch der Vermittlung und Empfehlung des Ortsgeistlichen -> Pfarrer Karobath rät ihm jedoch davon ab

- 1935/6 Patenbrief

- 09.04.1936 Franz Jägerstätter °° Franziska Schwaninger (tief religiös) → anschließende Hochzeitsreise nach Rom (heilige Stätten, Papstaudienz)[→ was ungewöhnlich für das Bauerntum ist]

Hochzeitsgeschenk des Pfarrers ist eine Bibel

[am selben Tag Begräbnis der Ziehschwester Jägerstätters Aloisia]

➔ verstärktes Ausleben der Religiosität z.B.: täglicher Besuch der hlg. Messe, häufiger Empfang der Eucharistie (des Abendmahls), tägliche religiöse Lektüre

➔ der als außergewöhnlich glücklich geltenden Ehe entstammen 3.Töchter: Rosalia, Maria, Aloisia

- Januar 1938 Jägerstätter hat einen „Traum“ indem ihm die Unvereinbarkeit der katholischen und der nationalsozialistischen Weltanschauung deutlich wird, von Anfang an lehnt er jede Zusammenarbeit mit und jeden Vorteil vom neuen System ab

Franz Jägerstätter nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich

* 11. März 1938

- im März 1938 wird ihm die Bürgermeisterstelle angeboten[als mit einem auswertigen Kommissar gedroht wird, erklärt sich einer der Bauern bereit]

- 10. April Abstimmung über den Anschluss Österreichs an Deutschland

→ einzig Franz stimmt mit „NEIN“

➔ Jägerstätter verweigert also, das ohnehin nur symbolische „JA“ und behält sich damit seine Handlungsfreiheit vor

[ zuerst will er nicht geht, doch nachdem seine Frau droht ihn nicht mehr zu lieben, wenn er nicht wie alle anderen zur Wahl ginge, geht er doch; Franziska lernt daraus...nie mehr wieder auch in der größten Sorge um das Leben ihres Mannes nicht, stellt sie die Liebe in Frage]

- 1940 stand die Pfarre St. Radegund einmütig hinter dem wegen einer „ zersetzenden “ Predigt verhafteten Pfarrer Karobath

- später denunzierte eine Frau zehn Regimegegner bei der Gestapo, die Briefträgerin brachte den Brief jedoch zum Bürgermeister, der diesen verschwinden ließ, Jägerstätter gehörte zu den Denunzierten

- mit der NSDAP vermeidet er jede Berührung, er nimmt auch nicht die Hilfe der örtlichen Vertreter in Anspruch, um vor der Einberufung zur Wehrmacht bewahrt zu werden

- Sommer 1940 Franz wird erstmals zum Militär einberufen 17. Juni Vereidigung in Braunau auf Betreiben des Bürgermeisters kann er nach wenigen Tagen auf den Hof zurückkehren

- Oktober 1940 bis März 1941 er macht Dienst im Kraftfahrer- Ersatzbataillon in Enns

- Dezember 1940 Franz wird zusammen mit einem Mitsoldaten in den Dritten Orden des hlg. Franziskus eingekleidet

- 1941 erfährt er in Ybbs vom Schicksal der psychisch Kranken [„Euthanasie“]

- im April 1941 wird er auf Betreiben seiner Heimatgemeinde „ unabkömmlich “ gestellt und kann zu seiner Familie zurückkehren

→ schon bei seiner Rückkehr ist ihm klar, dass er einer weiteren Einberufung nicht mehr folge leisten wird; mitzukämpfen, dass Hitler die ganze Welt beherrschen könne, sieht er als persönliche Schuld und schwere Sünde an

→ Franz bespricht sein Vorhaben mit befreundeten Priestern, diese versuchen sein Leben zuretten und ihn von seinem Vorhaben abzubringen; sogar den Linzer Bischof Fließer fragt er um Rat, er hat sich einen Fragenkatalog zurechtgelegt, z.B.: „ Welcher Katholik getraut sich, diese Raubzüge, die Deutschland schon in mehreren Ländern unternommen hat und noch immer weiterführt, für einen gerechten und heiligen Krieg zu erklären? “ ➔ „Sklavenstaat“

[- einem Mann aus dem Volk wie Jägerstätter stand es nach Ansicht des Bischofs nicht zu, zu prüfen, ob es dem Worte Gottes entspräche, was die Obrigkeit, in diesem Fall das „gottlose“ nationalsozialistische Regime, von ihm forderte → seine christliche Verantwortung hatte er auf seinen Stand in Beruf und Familie zu beschränken und gemäß dem 4.Gebot hatte er der Obrigkeit zu gehorchen, die für ihre Maßnahmen ihrerseits die Verantwortung vor Gott trug → im übrigen hielt er Jägerstätter für religiös überspannt ➔ auch nach dem 2.Weltkrieg vermochte er nicht, ihn als ein beispielgebendes Glaubensvorbild anzuerkennen - so unterband er im Juli `45 die Veröffentlichung eines Lebensbildes Jägerstätter`s in seinem Bistumsblatt]

→ Isolation von Umwelt, die ihn unter Druck zu setzen versucht, einzig seine Frau hält die ganze Zeit zu ihm Röm.13: „ Man soll Gott mehr gehorchen als der Obrigkeit “

- da er sowieso jeden Tag in die Kirche geht, bietet ihm Pfarrvikar Fürthauer die Mesnerstelle an

- 23.02.1943 erneute Einberufung zur Wehrmacht, am 25.02 hat er in Enns zu sein

- am Abend des 01.03.1943 meldet er sich in der Kaserne

- am frühen 02.03. kann er die Kaserne nochmals verlassen

→ vormittags spricht er seine Verweigerung aus, anschließend beginnen die Verhöre und noch am selben Tag wird er von Enns nach Linz ins Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis gebracht

→ Vorschlag des Majors der Musterungskommission als Sanitätssoldat einzurücken, diesen Dienst der Nächstenliebe ist Franz bereit zu verrichten

→ im Linzer Gefängnis wird die politische Isolierung von Franz, der seinen Weg ohne den Rückhalt einer Gruppe ging durchbrochen, er hat erstmals Gesinnungsgenossen in den Lothringern, die den Eid verweigert hatten, er hört von den Widerstandshandlungen

- am 04.05. kommt er ins Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin- Tegel, hier herrschen verschärfte Haftbedingungen

- am 06.07. wird er vom Reichskriegsgericht in Berlin-Charlottenburg wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode und zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt

→ Pfarrer Kreutzberg kann Franz die entscheidende Gewissensberuhigung bringen, indem er ihm mitteilt, dass ein Jahr zuvor ein österreichischer Ordensmann sich gleich entschieden hatte

- 13.07. Besuch von Franziska Jägerstätter und Vikar Fürthauer

- 14.07. Bestätigung des Urteils

- 09.08. 16.°°h Franz Jägerstätter wird in Brandenburg an der Havel enthauptet

[ bis zuletzt hätte er so wie die anderen Verweigerer aus Gewissensgründen [Wehrdienstverweiger = insgesamt 4.katholische und 4.evangelische + viele Zeugen Jehovas) die Möglichkeit zur bedingungslosen Rücknahme der Verweigerung gehabt und wäre dann sofort einer Bewährungseinheit(Strafkompanie) zugeteilt worden]

- 17.08. Beisetzung der Urne

- 09.08.1946 die Urne wird an der Kirchenmauer von St. Radegund beigesetzt

- 1997 das Berliner Landgericht hebt das Todesurteil auf, in der Begründung heißt es: das damalige Urteil sei aus politischen und religiösen Gründen ergangen, der Betroffene sei ein erklärter Gegner des Nationalsozialismus gewesen und habe als einziger in seinerösterreichischen Gemeinde den sogenannten Anschluss Ö sterreichs an das Deutsche Reichöffentlich abgelehnt

- seine Seligsprechung wird vorangetrieben ➔ von der Diözese Linz wurde ein Heft mit seinen Gebeten herausgegeben

- Pfarrer Karobath setzte nach heftigen Kontroversen im Dorf sogar durch, dass der Name Franz Jägerstätter unter den Toten des 2.Weltkrieges auf dem Kriegerdenkmal in st. Radegund aufgeführt wurde

2. Werke/ Nachlass

- neben zahlreichen Briefen aus der Zeit vor seiner Verhaftung und den

Gefängnisbriefen sind noch andere Aufzeichnungen Jägerstätters erhalten, nämlich:

a) einzelne Blätter aus der Vorkriegszeit
b) Heft I und II aus den Jahren 1941-1943: politische und theologische Reflexionen
c) Heft III: 7 Fragen
d) Heft IV: Gefängnisnotizen

Was jeder Christ wissen soll

Hierbei handelt es sich um einen Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift, die 209 Punkte umfasst. Die besondere Aufmerksamkeit des Schreibers richtet sich auf Bibelstellen, die ethische oder politische Aussagen enthalten, diese Stellen aktualisiert er vielfach und formuliert sie den Zeitproblemen entsprechend .

Bspl.: Mt. 5,13f vom „Salz der Erde“ und „dem Licht der Welt“

→ 2) Christusjünger sollen mit dem Salzübernatürlicher Werte andre vor sittlicher Fäulnis bewahren, ihnen aber nicht das Leben versalzen. Ihr Licht soll leuchten, nicht blenden. ➔ Glaube und Praxis des Glaubens

3. Weltanschauung und Begründung des Widerstandes

Wahrnehmung politischer Verantwortung

Jägerstätter war der unbeirrbaren Überzeugung:

- , dass alle Bürger des Staates eine unaufschiebbare Verantwortung für die politischen

Verhältnisse hätten, und dass er selbst als Christ diese Verantwortung in einer bestimmten Richtung wahrzunehmen hätte

- , dass es einen radikalen Gegensatz von christlichem Glauben und nationalsozialistischer Weltanschauung gäbe

- dass es vom christlichen Glauben her gefordert sei, dem Nazi- Regime die Gefolgschaft zu verweigern

Indikator für die Bewertung des Nationalsozialismus ist dessen Vorgehen gegen die Religion

- Im Bereich der Diözese Linz gibt es von Seiten der Gestapo her sehr starken Druck gegen den Klerus, es gibt eine unvergleichbar hohe Zahl von Einweisungen von Priestern in Konzentrationslager wie von Verurteilungen.
- Aus dem Dekanat Ostermiething, zu dem St. Radegung gehört, werden 8 von 12 dort tätigen Priestern, mehrere von ihnen Freunde Jägerstätters, verhaftet. Ebenso die beiden aus St. Radegund stammenden Priester.

→ Diese Erfahrungen bestärkten Jägerstätter in der Ablehnung des Nationalsozialismus. Er sollte mitkämpfen, töten, damit dieser die ganze Welt beherrschen könne?

4. Widerstand

- gewaltfreier Widerstand
- „Nein“ zum Anschluss Österreichs und somit wahren der Handlungsfreiheit = politischer Widerstand
- er grüßt den Bürgermeister nicht mit „Heil Hitler“ sondern mit „Grüß Gott“
- er nimmt die staatliche Familienhilfe und die Hagelentschädigung, auf welche er Anspruch gehabt hätte nicht an
- Verweigerung des Wehrdienstes und Opferbereitschaft

5. Franz Jägerstätter im Unterricht

- Franz Jägerstätter als Beispiel eine modernen Märtyrers

[ - klass.: „freie duldende Annahme um des Glaubens willen“ → „odium fidei“ d.h. „Hass gegen den Glauben“.

- modern.: lateinamerikanische Befreiungstheologie „ Das Martyrium als Kampf mit den Götzen und dem modernen Götzendienst"

- objektive Motivierung der Märtyrer, die den Grund ihres engagements in ihrem christl. Glauben finden = „odium fidei neu“ =|= ( ungleich) subjektive Absicht des Verfolgers]

- Hören auf den mitteilenden Gott am Beispiel des Traumes den Franz Jägerstätter im Januar 1938 hatte, indem der Nationalsozialismus als in die Hölle fahrender Zug erschienen ist. ➔ „Nationalsozialismus = Inkarnation des Bösen“

- Die Bibel und ihre „Aktualität“ am Beispiel von Jägerstätters „ Was jeder Christ wissen sollte.“

6. Bibliografie

- Putz, Erna: Gefängnisbriefe und Aufzeichnungen. Franz Jägerstätter verweigert 1943 den Wehrdienst, Linz-Passau 1987.
- Putz, Erna: Franz Jägerstätter. „... besser die Hände als der Wille gefesselt...“, Linz-Wien 1985.
- Putz, Erna: „Er folgte seinem Gewissen...“. [ http://c3.hu|~bocs/jager-g.html. (22.01.2001)]
- Krach, Christoph: Der Film: „Der Fall Franz Jägerstätter“ - ein religionspädagogisches Kleinod, in IRP -Mitteilungen, Freiburg 1/1997. [ http://w3.kgh -heim.uni-linz.ac.at/pax/pax_artikel/1 -298html. (22.01.2001)]
- Schwabeneder, Josef: Franz Jägerstätter und Dietrich Bonhoeffer. Politische Verantwortung und christliches Martyrium.
- Schoenborn, Paul Gerhard: Franz Jägerstätter und Dietrich Bonhoeffer. Ökumenische Aspekte einer Theologie der Märtyrer.
- [ http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/1997/imp970510.html. (17.01.2001)]
- Zahn, Gordon C.: Er folgte seinem Gewissen. Das einsame Zeugnis des Franz Jägerstätters, Graz Wien Köln 1979.
- Bergmann, Georg: Franz Jägerstätter. Ein Leben vom Gewissen entschieden von Christus gestaltet, 2. Aufl. Stein am Rhein 1988.

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Franz Jägerstätter
Autor
Jahr
2001
Seiten
5
Katalognummer
V103899
ISBN (eBook)
9783640022755
Dateigröße
350 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Franz, Jägerstätter
Arbeit zitieren
Sonja Kosner (Autor:in), 2001, Franz Jägerstätter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103899

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