Ziel der Arbeit ist es, anhand der Analyse von Mariendichtung Sinnbilder und Typologien, herauszuarbeiten, wie und durch welche Strategien das Konstrukt der "Weiblichkeit"innerhalb der mittelalterlichen Gattung der Mariendichtung konstruiert wird. Da eine Analyse aller tradierten Marienbilder und der Marienlyrik in ihrer Gesamtheit zu weit gehen würde, werden im Zuge dieser Arbeit exemplarisch die Sinnbilder zweier ausgewählter Texte, des Melker Marienlieds und des "Leichs" Walthers von der Vogelweide, untersucht werden. Sowohl das "Melker Marienlied" als auch Walthers Leich bieten sich als Gegenstände einer derartigen Analyse an, da es sich bei beiden um frühe Beispiele der Mariendichtung handelt, welche jedoch unterschiedlichen Überlieferungskontexten entstammen und zudem formal unterschiedliche Realisationsarten aufweisen.
Aus diesem Grund erlaubt eine Untersuchung eben dieser beiden Lieder einen gattungsübergreifenden Überblick über das Spektrum der frühmittelalterlichen, mittelhochdeutschen Marienverehrung. Beide enthalten darüber hinaus eine Vielzahl mariologischer Bilder. Da beiden Texten außerdem in der mediävistischen Literaturwissenschaft eine besondere Relevanz innerhalb der Gattung der Marienlyrik zugewiesen wird, dienen sie als Gegenstände der nachfolgenden Analyse.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in die Thematik
- 2. Zur Bedeutung der Gender Studies in der mediävistischen Literaturwissenschaft
- 2.1 Das theologische Geschlechts- und Weiblichkeitsverständnis des Mittelalters
- 2.2 Die Bedeutung Marias für die christliche Frömmigkeit
- 3. Die Marienlyrik als Gattung
- 3.1 Das Melker Marienlied
- 3.2 Walthers Leich Gôt dîner trinitâte
- 4. Die Sinnbilder Marias in den ausgewählten Texten
- 4.1 Heilsgeschichtliche Bilder
- 4.2 Bilder mit Naturbezug
- 4.3 Bilder der Verschlossenheit
- 4.4 Marias Körper als gotes hus
- 5. Daz ander wib - Die Darstellung des Eva-Maria-Dualismus
- 6. Zusammenführung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, wie und durch welche Strategien das Konstrukt der „Weiblichkeit“ innerhalb der mittelalterlichen Gattung der Mariendichtung konstruiert wird. Anhand der Analyse mariologischer Sinnbilder und Typologien in zwei ausgewählten Texten, dem Melker Marienlied und Walthers Leich, wird erforscht, wie die Darstellung der Gottesmutter das Bild von „Weiblichkeit“ in der mittelalterlichen Literatur prägt. Die Arbeit betrachtet die beiden Texte im Kontext der Gender Studies und ihrer Bedeutung in der mediävistischen Literaturwissenschaft.
- Die Rolle der Gender Studies in der mediävistischen Literaturwissenschaft
- Das theologische Geschlechts- und Weiblichkeitsverständnis des Mittelalters
- Die Bedeutung Marias für die christliche Frömmigkeit
- Die Sinnbilder Marias in den ausgewählten Texten
- Die Darstellung des Eva-Maria-Dualismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Relevanz der Untersuchung von Marienkonzeptionen für die Analyse mittelalterlicher Geschlechtskonzeptionen heraus. Kapitel 2 beleuchtet die Bedeutung der Gender Studies in der mediävistischen Literaturwissenschaft und untersucht das theologische Geschlechts- und Weiblichkeitsverständnis des Mittelalters sowie die Bedeutung Marias für die christliche Frömmigkeit. Kapitel 3 stellt die Marienlyrik als Gattung vor und gibt eine Einführung in das Melker Marienlied und Walthers Leich. Kapitel 4 analysiert die in den Liedern verwendeten Marienbilder und -symbole, wobei heilsgeschichtliche Präfigurationen, Bilder mit Naturbezug, Symbole der Verschlossenheit sowie der Topos des Marienkörpers als Haus Gottes beleuchtet werden. Kapitel 5 untersucht die Darstellung des Eva-Maria-Dualismus in den Texten und zeigt die Polarität des mittelalterlichen, theologischen Weiblichkeitsbildes auf.
Schlüsselwörter
Gender Studies, Mediävistik, Literaturwissenschaft, Marienlyrik, Melker Marienlied, Walthers Leich, Gottesmutter, Marienbilder, „Weiblichkeit“, mittelalterliche Geschlechtskonzeptionen, Eva-Maria-Dualismus, theologisches Weiblichkeitsbild
- Arbeit zitieren
- Charlotte Schade (Autor:in), 2021, Die Semantiken der Weiblichkeit in der Marienlyrik. Die Perspektive der Genderforschung am Beispiel des "Melker Marienlieds" und Walthers "Leich", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1039649