Das Ineinandergreifen von realer und magischer Welt im Kunstmärchen "Der goldne Topf" von E.T.A. Hoffmann


Hausarbeit, 2020

16 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Aufbau und Struktur der Handlung

3. Figurenkonstellation
3.1 Figuren der Märchenwelt
3.2 Figuren der realen Welt
3.3 Gegenüberstellung von bürgerlichen und mythischen Personen

4. Erzählweise
4.1 Märchentypische Bildersprache
4.2 Funktion des Erzählers

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, kurz E.T.A. Hoffmann war ein Beamter, Dichter, Tonkünstler und Maler. Er wurde am 24. Januar 1776 in Königsberg als Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, der dritte Sohn eines Beamten, geboren. 1814 erschien sein Werk „Der goldne Topf", welches er bereits im Jahr 1812 zu schreiben begann. Bezeichnet wird dieses Märchen als Kunstmärchen. Das Kunstmärchen war in der Zeit der Romantik eine wichtige Gattung, in welcher gesellschaftliche und individuelle Idealzustände überlegt wurden. Im Juni 1822 starb Hoffmann nach einer schweren Erkrankung.

„Der goldne Topf" ist der Entschluss Hoffmanns ein „modernes Märchen" zu schreiben, in welchem er sich dem Wunderbaren hinwendet. Entworfen wird das Märchen als Teil der Erzählsammlung „Fantasiestück in Callot’s Manier". Im Winter 1812/1813 bekam Hoffmann das Angebot, seine Schriften in einem Sammelwerk zu veröffentlichen.1

Thema dieser Hausarbeit ist das Ineinandergreifen von realer und magischer Welt in „Der goldne Topf" von E.T.A. Hoffmann. Welche Bedeutung hat die Magie für das Märchen „Der goldne Topf"?

Laut Duden wird Magie als „geheime Kunst, die sich übersinnliche Kräfte dienstbar zu machen sucht" und als „Zauberei" definiert.2 Im Rahmen dieser Fragestellung wird zunächst auf den Aufbau und die Struktur der Handlung eingegangen. Anschließend wird die Figurenkonstellation hinsichtlich der Figuren der Märchenwelt und der realen Welt und deren Gegenüberstellung analysiert. Danach wird die Erzählweise betrachtet. Hierbei insbesondere die märchentypische Bildersprache und die Funktion des Erzählers. Abschließend wird ein Fazit zu der Fragestellung gezogen.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, das Ineinandergreifen der realen und magischen Welt in „Der goldne Topf" von E.T.A. Hoffmann darzustellen und zu analysieren und dies abschließend auf die Magie zu beziehen.

2. Aufbau und Struktur der Handlung

Einen wichtigen Aspekt für die Analyse der magischen und bürgerlichen Welt von „Der goldne Topf" stellt der Aufbau und die Struktur der Handlung dar.

Die Handlung ist in 12 Vigilien aufgeteilt, welches lateinisch für „Nachtwachen" steht. Diese Bezeichnung Nachtwachen vermittelt hierbei den Eindruck, dass diese bei Nacht geschrieben wurden und dies unterstreicht das Mythische. Zudem verdeutlichen sie die Tradition, dass Märchen in aufeinanderfolgenden Nächten erzählt wurden.3 Hierbei wechseln sich die realen und mythischen Handlungen ab und somit werden in den ungeraden Vigilien die Handlungen der realen Welt und in den geraden die mythische Welt in den Vordergrund gestellt. Der goldne Topf taucht hierbei zuerst in der 6. Vigilie auf. Vor jedem Kapitel befindet sich eine kurze Inhaltsangabe in kurzen Stichworten. Untypisch für ein Märchen sind die genauen Ortsangaben der Handlungen.2 Die reale Welt wird so beispielsweise direkt zu Beginn gezeigt „Am Himmelfahrtstage, nachmittags um drei Uhr, rannte ein junger Mensch in Dresden durchs Schwarze Tor, (...)."4 Mit Hilfe dieser genauen Orts- und Zeitangabe wird dem Leser das Gefühl vermittelt, dass er die Handlung tatsächlich beobachten kann. Hierbei steht die Stadt Dresden als Gegenpart zum mythischen Ort Atlantis. Diese beiden Orte werden jedoch „(...) kaum Raum zur Selbstentfaltung."5 finden. Zunächst werden diese beiden Welten klar voneinander abgegrenzt, gehen jedoch im Laufe der Zeit immer mehr ineinander über.

Ähnlich wie bei der Ortsaufteilung, wird das Zeitgefüge absonderlich dargestellt. Wie weiter oben bereits angeschnitten, beginnt das Märchen mit der genauen Orts- und Zeitangabe in Dresden und endet am 4. Februar zu Veronikas Namenstag. Zudem werden die Tage aufgeteilt in Arbeit und Vergnügen, wie es beispielsweise in der 6. Vigilie anhand von Anselmus‘ Arbeitstag bei Archivarius beschrieben wird.6 Diese Zeiteinteilung strukturiert die Handlung und hält sie zusammen. Die „Mitternacht und Dämmerung sind zwar kalendermäßige Daten, zugleich aber magische Zeiten (Miller), die zur Sphäre des Wunderbaren gehören."7 Dieses Zitat verdeutlicht, dass die Begrifflichkeiten „Mitternacht" und „Dämmerung" das Magische in „Der goldne Topf" unterstreichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

Wie die obige Abbildung zeigt, bildet Hoffman in dem Märchen einen „dreidimensionalen Raum"8, welcher aufgeteilt wird in die erinnerte Zeit, die empirische Zeit und die erzählte Zeit. In der erzählten Zeit wird die „Dreiecksgeschichte zwischen Anselmus, Veronika und Serpentina" thematisiert. Die erinnerte Zeit thematisiert währenddessen die „Lindhorst-Anselmus- Äpfelweib-Handlung"9, während die empirische Zeit den bürgerlichen Komponenten zu dieser bildet. In Bezug auf das Magische, ist zu erwähnen, dass die Zahl „Drei“ als „Gleichnis für Vollständigkeit und Erfüllung"10 zu sehen ist. Bei Betrachtung der Geschichte zwischen Anselmus, Veronika und Serpentina wird erneut deutlich, dass die Zahl „Drei“ auch eine große Bedeutung hat. Im dreifachen Aspekt erscheinen auch häufig göttliche Kräfte und somit hat diese Zahl „eine Bedeutung (...), die nicht von dieser Welt ist.“11

3. Figurenkonstellation

In diesem Kapitel wird näher auf die Figurenkonstellation in „Der goldne Topf" eingegangen. Zunächst werden die Figuren der Märchenwelt und danach die Figuren der realen Welt analysiert. Abschließend werden diese Figuren gegenübergestellt.

3.1 Figuren der Märchenwelt

Die Figuren der Märchenwelt können ihre Gestalt verändern und können sich zwischen beiden Welten hin und her bewegen. Unterschieden werden sie in die Vertreter der weißen und der schwarzen Magie.

Die Hauptfigur der Märchenwelt stellt Anselmus dar. Er steht stets im Zentrum des Geschehens. Anselmus ist ein junger Student, welcher in Dresden lebt.12 Er weist ein tollpatschiges Verhalten auf, welches sich beispielsweise bei dem Umstoßen des Apfelkorbes des alten Weibes zeigt, bei welchem er einen Fluch auf sich lädt.13 Anselmus selbst hadert mit seiner Ungeschicklichkeit. Dies zeigt sich durch: „Wahr ist doch, ich bin zu allem möglichen Kreuz und Elend geboren! - Dass ich niemals Bohnenkönig geworden, dass ich im Paar oder Unpaar immer falsch geraten, dass mein Butterbrot immer auf die fette Seite gefallen, von allem diesem Jammer will ich gar nicht reden; (,..)“14 Zudem bemitleidet er sich selbst aufgrund seiner Herkunft und seines vermeintlichen Unglücks: „Aber hat mir ein Unstern nicht die besten Gönner verfeinden? (...) Was hilft es, dass mir der Konrektor Paulmann Hoffnung zu einem Schreiberdienst gemacht hat, wird es denn mein Unstern zulassen, der mich überall verfolgt!“15 Durch seine ärmliche und unmodische Kleidung ist er ein Außenseiter der Gesellschaft. Dies wird durch sein langes Selbstgespräch über seine unglückliche Situation deutlich.16 Durch Anselmus‘ Lauschen auf die Stimmen im Holunderbusch wird seine Offenheit gegenüber wunderbaren und phantastischen Phänomenen klar.17 Er verfügt über geringfügige finanzielle Mittel: „seinen kleinen nicht eben besonders gefüllten Geldbeutel"18. Äußerlich wird Anselmus mit einem „wohlgebildete(m) Gesicht"19 und einem „kräftigen Wuchs"20 beschrieben. Sein Anzug ist unmodisch, aber gepflegt und er wirkt „magistermäßig"21. In „Der goldne Topf" findet er Zugang zur phantastischen Märchenwelt und gehört dementsprechend zu den Figuren der Märchenwelt.

Archivarius Lindhorst hat eine Doppelrolle. In der realen Welt ist er der bürgerliche Archivarius22, für den der Student Anselmus Manuskripte kopieren soll. Im Märchenreich ist er der Geisterfürst aus dem Geschlecht der Salamander23. Äußerlich wird er als alter, wunderlicher und merkwürdiger Mann beschrieben24, welcher allerlei geheime Wissenschaften treibe. Weil er sich einst dem Geisterfürsten Phosphorus widersetzte, wurde er in das kleinbürgerliche Leben verbannt. Archivarius hat drei Töchter, welche goldgrüne Schlangen darstellen25. Diese muss er verheiraten, um erlöst zu werden.

Serpentina ist die jüngste Tochter des Archivarius Lindhorst. Sie erscheint den Menschen als gold-grüne Schlange26. Der Name Serpentina ist aus dem lateinischen „serpens"27 abgeleitet und steht für Schlange. Dies bezeichnet zunächst ihre äußere Gestalt. Dennoch wird sie als attraktiv beschrieben. Sie hat „dunkelblaue Augen"28 und ist ein „liebliches herrliches Mädchen"29.

[...]


1 WIRTHWEIN, Heike (Hrsg.): E.T.A. Hoffmann Der goldne Topf. Reclam XL. Text und Kontext. Stuttgart: Reclam XL 2016. (S.111-117)

2 Dudenredaktion (Hrsg.). Magie. Duden online. https://www.duden.de/node/92595/revision/92631 (Stand: 14.10.2020)

3 WIRTHWEIN, Heike (Hrsg.): E.T.A. Hoffmann Der goldne Topf. Reclam XL. Text und Kontext. Stuttgart: Reclam XL 2016. S.106

4 Ebd., S.5

5 WÜHRL, Paul-Wolfgang (1988): E.T.A: Hoffmann Der goldne Topf. Die Utopie einer ästhetischen Existenz. Paderborn: Schöningh, 1988. S. 33.

6 Vgl. WIRTHWEIN, Heike (Hrsg.): E.T.A. Hoffmann Der goldne Topf. Reclam XL. Text und Kontext. Stuttgart: Reclam XL 2016. S.46-54

7 WÜHRL, Paul-Wolfgang (1988): E.T.A: Hoffmann Der goldne Topf. Die Utopie einer ästhetischen Existenz. Paderborn: Schöningh, 1988. S. 38.

8 Ebd., S. 38.

9 Ebd., S. 38.

10 BONIN, Felix von (2001): Kleines Handlexikon der Märchensymbolik. Stuttgart: Kreuz Verlag GmbH & Co. KG, 2001. S. 29.

11 Ebd., S.29.

12 Vgl. WIRTHWEIN, Heike (Hrsg.): E.T.A. Hoffmann Der goldne Topf. Reclam XL. Text und Kontext. Stuttgart: Reclam XL 2016. S.5.

13 Vgl. Ebd., S.5.

14 Ebd., S.7.

15 Ebd., S.8.

16 Vgl. Ebd., S.7.

17 Vgl. Ebd., S.9.

18 Ebd.. S.5.

19 Ebd., S.6.

20 Ebd., S.6.

21 Ebd., S.6.

22 Vgl. Ebd., S.27.

23 Vgl. Ebd., S.67.

24 Vgl. Ebd., S.27.

25 Vgl. Ebd., S.32.

26 Vgl. Ebd., S.32.

27 AGBARIA, Evelyn: PONS : die deutsche Rechtschreibung. Stuttgart: Pons, 2009: https://de.pons.com/übersetzung/latein-deutsch/serpens (Stand: 14.10.2020)

28 Ebd., S.66.

29 Ebd., S.66.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Ineinandergreifen von realer und magischer Welt im Kunstmärchen "Der goldne Topf" von E.T.A. Hoffmann
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Note
1,7
Jahr
2020
Seiten
16
Katalognummer
V1040308
ISBN (eBook)
9783346459671
ISBN (Buch)
9783346459688
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ineinandergreifen, welt, kunstmärchen, topf, hoffmann
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Das Ineinandergreifen von realer und magischer Welt im Kunstmärchen "Der goldne Topf" von E.T.A. Hoffmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1040308

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