Herausforderungen der Digitalisierung der gesetzlichen Abschlussprüfung für den Wirtschaftsprüfer


Hausarbeit, 2020

14 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Neue Technologien

3. Auswirkungen der Digitalisierung auf die Prüfungspraxis

4. Größenklassen

5. Chancen und Risiken der Digitalisierung

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Digitalisierung bezeichnet im ursprünglichen Sinn das Umwandeln von analogen Werten in digitale Formate. Diese Daten lassen sich informationstechnisch verarbeiten. Die Entwicklung zeigt, dass sowohl die Wirtschaftsprüfungsbranche sowie die zu prüfenden Unternehmen vor der fortschreitenden Herausforderung der Digitalisierung stehen. Aufgrund wachsender Transaktionen, Stammdaten, Komplexität und Regulierungen wurde die Abschlussprüfung zu einer system-, prozess- und risikoorientierten Prüfung erweitert. Wirtschaftsprüfer stehen vor der Herausforderung sich zunehmend auf die Änderungen interner Prozesse hin zu digitalen Strukturen, zu fokussieren. Ein Beispiel hierfür ist die intelligente Belegauslesung und die Automatisierung des Zahlungsverkehres. Unter das neue Aufgabenspektrum des Wirtschaftsprüfers fällt vor allem das Verstehen, wie neue Technologien unter dem Einsatz von Robotern und künstlicher Intelligenz über- und geprüft werden können. Eine hohe Effizienz und Prüfungsqualität kann und wird der Wirtschaftsprüfer nur gewährleisten können, sofern die neuen digitalen Technologien in die Geschäfts- und Prüfungsabläufe eingebaut werden. Vor diesem Hintergrund soll es in dieser Hausarbeit um die Thematik gehen, vor welchen Herausforderungen der Digitalisierung der Wirtschaftsprüfer für die gesetzliche Abschlussprüfung steht.

2. Neue Technologien

Mit dem Vorschreiten der Digitalisierung in der Unternehmenstätigkeit, wurden manuelle Tätigkeiten, worunter beispielsweise die Erfassung von Rechnungen und anderen Belegen fällt, durch automatisierte und heutzutage auch standardisierte Abläufe ersetzt. Folglich konnte man eine Wachstumszuname der zentral zugänglichen Transaktions- und Stammdaten erkennen. Allerdings umfasst die Digitalisierung in der Wirtschaftsprüfung per se mehr als die eigentliche Definition der Digitalisierung selbst. Hauptaugenmerk ist die kontinuierliche Progression der Effektivität und der Standardisierung. Dies geschieht unter dem Einsatz von Robotern, künstlicher Intelligenz aber auch mit Massendatenanalysen. Die künstlichen Intelligenz ist im Grunde ein Algorithmus. Diese wird in schwache und starke KI unterteilt, wobei sich die schwache KI auf ein Gebiet spezialisiert und starke KI über gleiche intellektuelle Fähigkeiten wie ein Mensch verfügt. Starke KI arbeitet mit sog. „Deep Learnings“, künstliche neuronale Netzwerke lernen durch Rückmeldung der Systeme, welche Ergebnisse korrekt oder welche falsch angegeben wurden. Je nach Rückmeldung lernt das Netzwerk dazu und die künstlichen Neuronen werden neu verknüpft. Es erfolgt also eine eigenständige Optimierung. Dieses künstliche Netzwerk weißt Ähnlichkeiten zu dem menschlichem Gehirn auf, da die Funktion quasi imitiert werden soll. In der Praxis lässt sich das Wirtschaftsprüfungsunternehmen und Mitglied der sog. „Big Four“, Pricewaterhouse Coopers (PwC) aufführen, welches den selbst entwickelten „Fraud-Scan“ einsetzt, der dabei hilft Manipulationen an Kontrollen, Prozessen und Systemen aufzudecken. Wenn es um Massendatenanalysen geht, spricht man im Fachkreis von „Big Data Analytics“. Das ist eine große Menge unterschiedlicher Daten, erzeugt in einem komplexen ERP-System. Um diese Daten möglichst präzise und schnell auswerten zu können, werden Datenanalyse-Tools benötigt. Ein Beispiel dafür ist das „Process-Mining-Verfahren“. Mit Hilfe von Rechensystemen kann der Wirtschaftsprüfer in kurzer Zeit eine Vielzahl an Transaktionen verstehen und außergewöhnliche Transaktionen sofort filtern und neu gewonnenes Wissen sofort einsetzten. In der Praxis lässt sich erneut das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers aufführen, diese verwenden für die Datenanalyse das Tool „Celonis“ und das selbst entwickelte Tool „Halo“. Die Kombination neuer und (alt-) bewährter Technologien soll im Zusammenspiel die Fehlerquote minimieren, die Betriebskosten senken und die Geschwindigkeit steigern. Die Implementierung digitaler Technologien in den Arbeitsalltag des Wirtschaftsprüfers befindet sich in der Wachstumsphase. Die dritte in 2019 stattgefundene Studie der anerkannten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers über die Digitalisierung im Finanz und Rechnungswesen und die Bedeutung für die Abschlussprüfung, bei der 100 große- und mittelständische Unternehmen mit Sitz in Deutschland teilgenommen haben, belegt, dass bereits 13% der befragten Unternehmen Robotertechnik einsetzten, 23% beschäftigen sich mit der Planung über den Einsatz. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz liegt bei erstaunlichen 74% und sogar 10% befassen sich bereits mit einer Blockchain-Technologie. Die Blockchain-Technologie dient der Sicherung der Datenintegrität. Jede Transaktion wird gespeichert und bei jeder neuen Ablage wird die Kette um eine Transaktion erweitert. Der Sinn dahinter besteht darin, dass jede Transaktion aufgezeichnet und in einem dezentralisierten Netzwerk gespeichert wird. Dadurch werden die Daten unveränderbar und fälschungssicher. Die positive Entwicklung ist allerdings auch mit Vorsicht zu genießen, denn wie eine Umfrage unter den „Big Four“ bestehend aus PwC, KPMG, Ernst & Young und Deloitte zeigt, dass bisher benötigte Prüfungsassistenten obsolet und dadurch ersetzt werden. Die Wirtschaftsprüfer stehen vor der Herausforderung ihre Prüfungsansätze zu überdenken, um mögliche Auswirkung der Digitalisierung einzuschätzen und beurteilen zu können.

3. Auswirkungen der Digitalisierung auf die Prüfungspraxis

Die Digitalisierung hat weitreichende Folgen die sich sowohl auf die Prüfungsstandards, die Abschlussprüfung als auch auf die Anforderungen des Wirtschaftsprüfers selbst, der Personalstruktur sowie die rechtliche Rahmenbedingung auswirken werden. Dazu ist das rasante Fortschreiten der Digitalisierung ein weiterer zu berücksichtigender Faktor. Entscheidend wird der Zeitpunkt sein, in der rechtzeitig die Chancen der Digitalisierung erkannt werden, um von diesen profitieren zu können. Im Folgenden wird Bezug auf die Anforderung an den Wirtschaftsprüfer genommen.

Hauptsächlich werden in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften erfolgreich abgeschlossene BWL- und Jura Studenten beschäftigt. Das Berufsfeld des Wirtschaftsprüfers ist vielseitig und stellt neben den schwierigen Zulassungsvoraussetzungen, Weiteres voraus. Sie Verfügungen über die Kompetenz aus den Geschäftszahlen eines Unternehmens tragfähige Weichenstellungen für die Unternehmenszukunft zu empfehlen. Aufgrund der Erfahrung liefern Sie fundierte Analysen und zeigen Risiken auf, bevor aus diesen Probleme werden. Sie bleiben in unruhigen Zeiten verlässliche Partner, da Sie mit der wirtschaftlichen Entwicklungen im nationalen und internationalen Umfeld bestens vertraut sind. Sie befinden sich im ständigen Dialog mit den Entscheidungsträgern, agieren mit Weitblick und Geschäftsgeheimnisse sind bei ihnen bestens aufgehoben. Doch trotz der all umfassenden steuerlichen, wirtschaftlichen und juristischen Bildung gepaart mit Erfahrung und menschlicher Qualität, wird diese nicht mehr ausreichen. Die Nachfrage nach umfassenden IT-Wissen wird rasant ansteigen und schwer erlerntes Wissen ersetzten. Beispielsweise wird die Durchsicht von Belegen, den Buchhaltungsunterlagen, der Abgleich von Bankbestätigungen oder die Durchführung von Saldenbestätigungsaktionen durch eine künstliche Intelligenz ersetzt werden. Die Erwartungshaltung der Mandanten gegenüber dem Wirtschaftsprüfer wird noch weiter ansteigen. Diese werden voraussetzten, dass dieser sich mit dem im Unternehmen eingesetzten Technologien auskennt und diese auch versteht und daraus resultierende Risiken erkennen kann. Für den Wirtschaftsprüfer wird das bedeuten, dass er neben seiner Finanzexpertise auch technische Fähigkeiten erlernen und perfektionieren muss. Des Weiteren werden die Grenzen der analytischen Fähigkeiten ausgeweitet. All diese neue Erkenntnisse zeigen, dass die heutige Abschlussprüfung sämtliche Themenfelder wie die Rechnungslegung, die Prüfung des Internen Kontrollsystems sowie der Compliance Systeme umfasst. Die Schlussfolgerung für den Wirtschaftsprüfer ist die, dass er zu jeder möglichen Situation in der Lage sein muss, sämtliches neues Wissen abrufen zu können. Darüber hinaus muss dieses Wissen auch in der Prüfungstätigkeit verwendet werden, um die Effizienz- und Qualitätserwartungen der Mandanten abdecken zu können. Neben den Anforderungen erweitert sich auch das Dienstleistungsangebot des Wirtschaftsprüfers. Die Studie aus dem Jahr 2018 über den Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland, durchgeführt von der Lünendonk GmbH, einem anerkannten Beratungs- und Marktforschungsunternehmen, belegt, dass der Anteil der klassischen Abschlussprüfung am Gesamtumsatz tendenziell sinkt. Grund dafür sind die im Zusammenhang mit der Digitalisierung entstandenen neuen Beratungsfelder. Compliance, Datenschutz und Cyber-Security wurden zu neuen Aufgabenbereichen in der Wirtschaftsprüfung. „Der Wirtschaftsprüfer 2.0 versteht und berät die digitalen Geschäftsmodelle, spricht die Sprache der IT und transformiert bestehendes Wissen in die digitale Welt.“

Die bereits enorme Datenflut wird in naher Zukunft noch weiter zunehmen. „Continuous Auditing“ ist die Prüfungsmethode, mit der die Unmenge an Daten überwacht und geprüft werden kann. Es handelt sich um eine umfassende Prüfung des gesamten Datenbestands. Der Wirtschaftsprüfer wird gezwungen sein, sich die Eigenschaft als sog. „Datencrawler“ anzueignen, also eigengefertigte Muster im System des Mandanten einzusetzen. Der Vorteil wird es sein, dass dem Wirtschaftsprüfer ermöglicht wird, eine fundierte Beurteilung des Abschlusses zu treffen. Konkrete Anwendung findet die Eigenschaft als „Datencrawler“ bei einem der Mitglieder der „Big Four“, dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte GmbH. Mit der sog. „Audit and Assurance Transformation“ werden Arbeitsabläufe standardisiert. Deloitte nennt diese „Deloitte Way Workflows“. So werden Prüfungsansätze vereinfacht und für sämtliche Prüfungsfelder werden Standards vergeben, um das Risiko möglichst genau einschätzten zu können. Routinearbeiten sollen durch IT-Technologien erledigt werden. Das reduziert den Arbeits- und Zeitaufwand. Das Beispiel der Deloitte GmbH verdeutlicht einmal mehr, dass der Anschluss an die Digitalisierung auf jeder Ebene nicht verpasst werden darf.

Natürlich steht neben der eigenen Anforderungen und der Implementierung neuer Beratungsbereiche auch der Kontakt mit dem Mandanten vor einer neuen Hürde. Die Vernetzung zwischen den Mandanten und dem Wirtschaftsprüfer wird immer weiter zunehmen. Nie standen dem Wirtschaftsprüfer mehr Möglichkeiten zur Verfügung, die Beziehung und die Zusammenarbeit zum Mandanten zu fördern. Die Kommunikation ist durch digitale Datenräume erleichtert, unter anderem mit „Skype“ oder „Zoom“. Der Wirtschaftsprüfer hat durch Remote-Zugriffe die Möglichkeit von überall die erforderlichen Daten des Mandanten einzusehen. Es finden sich zahlreiche digitale Werkzeuge, um die Zusammenarbeit effizienter und enger zu gestalten. Obwohl einige Aufgabenbereiche obsolet werden, wird die Arbeit des Wirtschaftsprüfers auf der anderen Seite abwechslungsreicher. Diese Tatsache muss der Wirtschaftsprüfer einsehen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Dadurch erhält er die Möglichkeit sich anderen komplexen Fragestellungen zu widmen, um dem Mandanten einen attraktiven Mehrwert zu bieten. Die Digitalisierung birgt also nicht nur Herausforderungen, sondern auch eine Chance den Berufsstand weiter zu entwickeln und zu verbessern.

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Herausforderungen der Digitalisierung der gesetzlichen Abschlussprüfung für den Wirtschaftsprüfer
Hochschule
Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach
Note
2,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V1044805
ISBN (eBook)
9783346469137
ISBN (Buch)
9783346469144
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschafsprüfung, Jahresabschlussprüfung, JA, Jahresabschluss, Digitalisierung, WP, Herausforderung Digitalisierung
Arbeit zitieren
Oleg Rozenblyum (Autor:in), 2020, Herausforderungen der Digitalisierung der gesetzlichen Abschlussprüfung für den Wirtschaftsprüfer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1044805

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