Transaktional Analyse


Hausarbeit, 1998

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


1. Einführung

Transaktional Analyse

1.1 Bernes Transaktionale Analyse

Das Modell der Transaktionalen Analyse, kurz TA, wurde von dem Amerikaner ERIC BERNE als ein „...Konzept der Einzel- und Gruppenpsychotherapie...“ (HÄCKER/ STAPF 1998, S.885) entwickelt. Es soll der „...Analyse des Verhaltens und Empfindens einer Person sowie ihrer kommunikativen Transaktionen mit anderen...“ (ARNOLD 1980, S.2345) durch eine Einteilung der Persönlichkeit in drei Ich-Zustände dienen. Wichtig dabei ist die Art und Weise, in der diese Ich-Zustände in einem Menschen ausgebildet sind und sich an die anderer wenden.

„Ziel der Therapie ist das Akzeptieren der eigenen Person..., das für Berne Voraus- setzung für Liebes- und Beziehungsfähigkeit darstellt“ (ARNOLD 1980, S.2345).

1.2 Es/ Überich/ Ich versus K/ EL/ ER

BERNE nannte die drei Persönlichkeitszustände Kindheits- Ich (K), Erwachsenen- Ich (ER) und Eltern- Ich (EL).

Diese Einteilung erinnert an Sigmund Freuds Drei- Instanzenmodell (Es, Überich und Ich):

Geboren wird das Es . Es beinhaltet konstruktive und destruktive Triebe, es wirkt nach dem Lustprinzip und kümmert sich nur um seine sofortige Bedürfnisbefriedigung. Für das Es existieren weder moralische noch sonstige Überlegungen (vgl.BIRKENBIHL 1998, S.274).

Das Überich modifiziert das Wollen des Es. Der Mensch versucht sich anzupassen, indem er Regeln der Gesellschaft, Ge- und Verbote befolgt. „Das Überich erfaßt den normativen Bereich im Menschen, die soziokulturell vermittelten Normen und Ideale, das Gewissen“ (ASANGER/ WENNINGER 1994, S.581).

„Das Ich (Hervorh. K.K.) vermittelt zwischen den Anforderungen des Es und den Verboten des Über- Ich“ (BIRKENBIHL 1998, S.275) und richtet sich dabei nach der Realität der Umwelt, analysiert und denkt.

Der Entwicklung seiner Analyse lag zwar diese Dreiteilung der Psyche zugrunde, aber BERNE zufolge „...sind Über- Ich/ Ich/ Es und EL/ ER/ K nicht gleichbedeutend oder redundant, sondern sie stellen unterschiedliche theoretische Zugänge dar“ (BERNE 1991, S.165).

Freud liefert lediglich ein Denkmodell, während bei BERNE die Ich- Zustände konkret erlebbare, realistische Instanzen sind; der Mensch befindet sich immer in einem der Zustände.

2. Die Transaktionale Analyse (TA)

2.1 Einteilung

Das Grundkonzept der TA unterscheidet vier Analyse- Ebenen:

1. Die Strukturanalyse
2. Die Transaktionsanalyse
3. Die Spielanalyse
4. Die Skriptanalyse

„Bei der Strukturanalyse werden Verhalten und Erleben als Ausdruck wechselnder Ich- Zustände verstanden...“ (HÄCKER/ STAPF 1998, S.885).

Es wird untersucht, wie die Ich- Zustände jeweils ausgeprägt sind, wie sie innerhalb der Persönlichkeit in wechselseitiger Beziehung stehen und in welchen Situationen sie auftreten.

Die Analyse der Transaktionen gab dem Modell seinen Namen und „...bezieht sich auf die Diagnose davon, welcher Ich- Zustand bei einer Transaktion oder einer Reihe von Transaktionen in einer Person aktiv ist, und auf das Verstehen oder Nichtverstehen, das sich aufgrund der Wahrnehmung oder Fehlwahrnehmung dieses Faktors bei den Betroffenen ergibt“ (BERNE 1991, S.178).

Zu Punkt 3 sei nur BERNE zitiert: „Ein Spiel kann definiert werden als eine wieder- kehrende Reihe von Transaktionen, die sich oftmals wiederholen, an der Oberfläche rational sind, aber eine verborgene Motivation haben...“ (BERNE 1991, S.184).

„In der Skript- Analyse wird die Ursache für das «Lebensskript» auf elterliche Indoktrinationen (pos./ neg.) zurückgeführt“ (HÄCKER/ STAPF 1998, S.886). Das

‚Lebensskript‘ gleicht einem Drehbuch, dem der Mensch folgt, indem er sein Leben gewissermaßen spielt.

Hier soll jedoch nur auf die Punkte 1 und 2 näher eingegangen werden.

2.2 Strukturanalyse

BERNE erkannte, daß es möglich ist, „...eine unübersehbare Vielfalt von Persönlich- keitsfaktoren auf drei Grundbereiche zu reduzieren...“ (RAUTENBERG/ ROGOLL 1982, S.277).

Jemand ist beispielsweise am Tage der gestrenge Herr Direktor, der zwar geachtet aber auch gefürchtet wird; abends ist derselbe Mann der verantwortungsvolle und fürsorgliche Familienvater oder zärtliche Liebhaber seiner Frau. In der Kneipe mit Freunden lacht er über jeden Witz, beim Geschäftsessen bleibt er ernst und überlegen.

Diese vollständige Veränderung äußert sich in Mimik, Gestik, Stimme, Vokabular und Körperhaltung.

„Wir bedienen uns abwechslungsweise des Eltern-, Erwachsenen- und Kindheits- Ichs, je nach den Umständen und nach dem, wie wir gelernt haben, auf die Umwelt zu reagieren“ (BABCOCK/ KEEPERS 1993, S.49).

Sind bei einer Person die Ich- Zustände nicht eindeutig unterscheidbar, spricht man von einer Trübung der Persönlichkeit; die Strukturanalyse als psychotherapeutisches

Verfahren besteht darin, klare Grenzen zwischen K, EL und ER zu ziehen und zu festigen (vgl. BERNE 1991, S.176). K

2.2.1 Das Kindheits- Ich

BERNE bezeichnete das Kindheits- Ich mit „C“, dem Anfangsbuchstaben des englischen Wortes „child“ (vgl. BIRKENBIHL 1998, S.94).

Als der Ich- Zustand, der sich als erstes entwickelt, ist das K „...der Speicher unserer Gefühle und unseres eigentlichen Selbstbewußtseins (...) [Hier sind] alle wichtigen Gefühlsereignisse seit frühester Kindheit aufgezeichnet...“ (BABCOCK/ KEEPERS 1993, S.46). Es entsteht ein gefühltes Lebenskonzept (vgl. HARRIS 1975, S.45), das bis zu unserem Tod „...in kindlichem Verhalten, kindlichen Einstellungen und archaischen Formen der Beziehung und Kommunikation“ (BERNE 1991, S.168) erkennbar bleibt.

Vom Tag der Geburt an, äußert sich unser K im Wollen und in Gefühlen wie Zufriedenheit oder Angst. Dies geschieht noch ohne Worte, vielmehr durch Weinen, Lachen, unruhiges bzw. ruhiges Verhalten.

Außerdem steckt im K die Spontaneität, Kreativität, Neugierde, die Lust am Spielen und Genießen, unsere Triebe, aber auch Selbstsucht, Neid, Trotz und Rachsucht, also das Bedürfnis uns und unser Selbstwertgefühl zu verteidigen (vgl. BIRKENBIHL 1998, S.94f).

Nach SCHULZ VON THUN (vgl. 1998, S.171) kann sich das Kindheits- Ich (im Gegensatz zum Es bei Freud) „...in dreifacher Gestalt zu Wort melden:

1. natürlich (ausgelassen, verspielt, spontan);
2. angepaßt (brav, unterwürfig) oder
3. rebellisch (trotzig, patzig, wehleidig)“.

Befinden wir uns im natürlichen K, dem „...Sitz der Vitalität...“ (RÜTTINGER 1980, S.23), lachen, weinen, singen, tanzen, staunen, experimentieren wir, gebrauchen Ausdrücke der Kindersprache, sind „...verspielt und impulsiv, unbefangen und ungehemmt“ (RAUTENBERG/ ROGOLL 1982, S.37).

Wenn sich jemand im angepaßten K befindet, „...versucht er, sich möglichst unauffällig zu benehmen und das zu tun, was man von ihm erwartet“ (RÜTTINGER 1980, S.23). Er ist eingeschüchtert, verschlossen, ängstlich, fühlt sich schuldig, sucht Hilfe, hält den Kopf gesenkt und spricht mit unsicherer und gepresster Stimme (vgl. RAUTENBERG/ ROGOLL 1982, S.33, 59).

Das rebellische K in uns äußert sich in unserem Eigensinn und Trotz, unserer Wut, Schadenfreude und Eifersucht (vgl. RAUTENBERG/ ROGOLL 1982, S.33). Wir wollen etwas erreichen und unseren Unmut über etwas ausdrücken.

Aufgrund der frühen Prägung seiner K- Struktur, verhält sich der Erwachsene oft in bestimmten Situationen so, wie er sich als Kind in einer ähnlichen Situation verhalten hätte. Wenn er von seinem Vorgesetzten vorgeladen wird, durchlebt er beispielsweise (womöglich ohne Grund!) die gleichen Angstgefühle, denen er als vom gestrengen Vater zur Rede gestelltes Kind ausgesetzt war (vgl. BABCOCK/ KEEPERS 1993, S.46f).

EL

2.2.2 Das Eltern- Ich

Das Eltern- Ich, bezeichnete BERNE mit „P“, dem Anfangsbuchstaben des englischen Wortes

„parent“. Im Deutschen kann das „P“ mit „Programmierung“(BIRKENBIHL 1998, S.96) assoziiert werden. Es sei auch auf andere Bezeichnungen wie beispielsweise „L“ für „Das lehrhafte Element“(RAUTENBERG/ ROGOLL 1982, S.43) hingewiesen.

„Das Eltern- Ich ist derjenige Teil von uns, der alle Regeln darüber enthält, was sein darf und was nicht sein darf. Es ist sozusagen unsere Abteilung für Moral und Manieren“(BABCOCK/ KEEPERS 1993, S.54). Zunächst sind es vor allem die Eltern (oder Elternvertreter), die dem Kind vermitteln, was richtig und was falsch ist. Aber auch Geschwister, Autoritätspersonen wie Erzieher und Lehrer sowie Fernsehsendungen tragen zur Prägung der EL- Struktur eines jeden Menschen bei.

Es wird alles aufgezeichnet, was das Kind, sobald es geboren ist, an „...Normen, Geboten und Verboten, Prinzipien und Maximen...“ (RÜTTINGER 1980, S.19) zu hören bekommt und was es aus der Lebensführung seiner Eltern ablesen kann. Schon der Säugling erfährt „...durch den Klang der Stimme, durch den Gesichtsausdruck, durch Liebkosungen oder durch ihr Fehlen...“ (HARRIS 1975, S.35) non- verbale Äußerungen seiner Eltern und speichert sie. Aus zahlreichen solchen Aufzeichnungen entsteht bald ein angelerntes Lebenskonzept (vgl. HARRIS 1975, S.34), mit dessen Hilfe wir uns in der Gesellschaft und im Alltag zurechtfinden. So kann beispielsweise die im EL verinnerlichte Mahnung ‚Bohre nie mit einer Stricknadel in einer Steckdose‘ dem Kind Lebensretter sein, oder das Befolgen gewisser Abmachungen im Haushalt Zeit sparen und Familienstreit vermeiden helfen.

BERNE erkannte im Eltern- Ich einen „kritischen - verurteilend- moralisierenden“ und einen „fürsorglichen“ Aspekt

(vgl. SCHULZ VON THUN 1998, S.170). In dieser Unterteilung liegt der wesentliche Unterschied zu Freuds Über- Ich.

Jemand, der sich aus dem kritischen EL äußert, verallgemeinert, wertet ab, denkt in Schwarz- Weiß- Kategorien (gut/ schlecht), belehrt, kritisiert oder schimpft.

Im fürsorglichen EL macht man sich Sorgen, hilft, tröstet, beschützt, ermutigt, hat Geduld und Verständnis, beruhigt.

Auch am Tonfall, streng und befehlend oder sanft, oder an starrer bzw. fürsorglich- zuwendender Haltung läßt sich das Eltern- Ich identifizieren (vgl. BABCOCK/ KEEPERS 1993, S.56).

Wesentlich ist die Tatsache, daß alles was im EL gespeichert ist, ungeprüft und als gegebene Wahrheit aufgezeichnet wird. Zum einen liegt dies an der zunächst unzureichenden Fähigkeit des Kindes Sinnzusammenhänge herzustellen; zum anderen will es, da es von jemandem abhängig ist, gefallen und gehorcht dadurch automatisch.

[...]

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Details

Titel
Transaktional Analyse
Note
1,0
Autor
Jahr
1998
Seiten
12
Katalognummer
V104661
ISBN (eBook)
9783640029761
Dateigröße
380 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Transaktional, Analyse
Arbeit zitieren
Katharina Kreiser (Autor:in), 1998, Transaktional Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104661

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