Wohmann, Gabriele - Der Antrag


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

2 Seiten, Note: 14 Punkte


Leseprobe


Text:

Gabriele Wohmann, „Der Antrag“ (1957)

Aufgabe: Analysieren Sie die Kurzgeschichte unter besonderer Berücksichtigung des dargestellten Kommunikationsproblems.

Gabriele Wohmann bes chreibt in ihrer Kurzgeschichte „Der Antrag“ von 1957 eine Gesprächssituation in der ein Mann versucht, eine Frau durch vernünftige Argumente im Sinne von finanzieller Sicherheit davon zu überzeugen, ihn zu heiraten, obwohl ihn nicht liebt. Trotz ihres Unwohlseins dabei stimmt sie schließlich zu.

Der Mann, wahrscheinlich der Direktor einer Privatschule, legt der Frau, einer Lehrerin, die als Fräulein Mack bezeichnet wird, zunächst seine Finanzelle Situation dar, wobei er versucht, möglichst bescheiden zu erscheinen, gerade dadurch aber sehr selbstzufrieden wirkt. Aus seinen Andeutungen kann man entnehmen, dass er genug Geld besitzt. Dann geht er dazu über, die Stellung als „Frau an seiner Seite“ als sorgloses und gesichertes Leben zu bezeichnen, bis er schließlich den eigentlichen Antrag macht. Die Frau fühlt sich dabei sehr bedrängt und will eigentlich nicht zusagen, entscheidet sich im letzten Moment aber doch dafür, „Ja“ zu sagen.

Der Text weist die typischen Merkmale einer Kurzgeschichte auf, wie den offenen Anfang, in dem der Leser direkt in die Unterhaltung der beiden am Strand liegenden Figuren einsteigt, und ein offenes Ende, an dem nichts weiter über die Zukunft gesagt wird, als dass sie seinen Antrag angenommen hat.

Die Spannung steigert sich durch die eindeutigen Andeutungen des Mannes und die verzweifelten Gedanken der Frau darüber, die dem Leser durch den aus ihrer Sicht berichtenden personalen Erzähler nahegebracht werden, bis zum Wendepunkt, der in diesem Fall mit dem Ende der Geschichte zusammenfällt.

Er liegt im letzten Satz, wo der Leser schließlich ihre Entscheidung erfährt.

Als Besonderheit gibt es in diesem Text keine Anführungszeichen, sondern Spiegelstriche. Dadurch fällt es dem Leser anfangs etwas schwer zwischen Gesagtem und Gedachtem zu unterscheiden.

Außerdem fällt auf, dass besonders viele Antithesen verwendet werden, wie z.B. „grob und hervorragend“ und „genießerisches Unbehagen“. Im Hinblick auf das Kommunikationsproblem kann man zunächst einmal sagen, dass beide Personen verschiedene Gesprächsziele haben.

Während der Mann versucht, die Frau zu überzeugen, eine wichtige Lebensentscheidung zu treffen, wie er sie gerne hätte, kann man aus dem wachsenden Unwohlsein der Frau (z.B. „... sagte sie beklommen.“; „... sagte sie steif“) erkennen, dass sie lieber eine „Smalltalk- Situation“ hätte oder gar kein Gespräch. Die Gesprächsanteile zeigen auch, dass der Mann die superiore Rolle einnimmt und die Frau die inferiore. Sie beschränkt sich auf möglichst kurze Sätze, die oft nur aus ein oder zwei Wörtern bestehen (z.B. „So?“) und nur Antworten bzw. Kommentare zu den relativ langen Äußerungen der anderen Person sind. Sie gibt die meisten Symbole anhand von nonverbaler Kommunikation, indem sie z.B. wegsieht, als er ihr sagt, er wolle sie nicht „mit irgendwelchen Problemen“, die ihr „gleichgültig sind“, belästigen. Eigentlich steckt in dieser Äußerung ein Appell an die andere Person, dies zu verneinen, worauf die Frau aber nicht eingeht. In fast allen Äußerungen des Mannes läßt sich die Erwartung finden, dass die Frau ihm entgegenkommt und ihm hilft, auf den Antrag zu kommen. Sie übersieht und mißdeutet dies absichtlich, worauf es zu einigen komischen Situationen kommt, z.B. als sie ihn fragt, ob er Säufer sei, nachdem er ihr den Willen zur Veränderung seiner Lebensumstände schildert. Er reagiert zu Recht irritiert auf diese Frage.

Interessant ist auch, was die Frau an Selbstoffenbarungen und konnotativen Bedeutungen aus den Aussagen des Mannes herausliest. Als er ihr sagt „eine Frau könne mit mir sorglos leben, gesichert“ und dabei mit dem Kugelschreiber in die Luft malt, interpretiert sie dieses nonverbale Signal als Zeichen für ihre finanzielle Versorgung für die Zukunft, die entgegen seinen Versprechungen eher gering ausfallen wird.

Aus den Versprechungen des Mannes kann man erkennen, dass er die Rolle als Ehefrau fast als einen Beruf sieht, für den er dringend eine „Angestellte“ sucht. Dieser verspricht er Gehalt, Sicherheit und, wenn sie will, jedes Jahr mehrere Wochen Urlaub. Daraus erkennt die Frau, daß es eigentlich nicht um Liebe geht, sondern um eine „Vernunftehe“. Auch die Beziehung zwischen den beiden ist nicht ganz klar zu erkennen. Einerseits kann man daraus, dass sie sich siezen und dass es sich um eine Lehrerin und den Leiter o.ä. einer Schule handelt, eine geschäftliche und relativ unpersönliche Beziehung erkennen, andererseits implizieren das Thema Ehe und der Antrag eine tiefere und längere Beziehung. Es scheint, als wolle der Mann zu der engeren Beziehung übergehen, während die Frau lieber auf der unpersönlicheren Ebene geblieben wäre, was ein Grund für ihr Unbehagen sein könnte. Ein Zeichen für das Gefühlsleben der Frau ist auch die Temperatur; während sie sich am Anfang vermehrt gedanklich gegen die Entscheidung wehrt, ist es heiß, als sie sich schließlich doch für eine Zusage entscheidet, die auf der Überlegung des Verstandes basiert, taucht sie ihren „kühlen Alpakalöffel in das Eis“; ein Symbol für die auf der Vernunft basierende Entscheidung.

Auch sein „spitzzulaufender Zeigefinger“ ist ein Symbol dafür, daß es keine glückliche Beziehung sein wird, sie nennt ihn als „Scheidungsgrund“, wo sie vielleicht schon eine Aussage über die Zukunft macht.

Ich finde, dieser Text beschreibt die Situation zwar etwas überspitzt, da sehr viele Bilder gebraucht werden und die Aufteilung der Rollen im Hinblick auf die Kommunikation sehr klar ist, er bringt dem Leser aber gerade deshalb nahe, wie ausweglos und schwierig diese Situation für die Frau sein muss.

Aufgrund der bildhaften Sprache kann man sich auch gut in die Gedanken der Frau hineinversetzen. Allerdings verstehe ich aufgrund der vorherigen Zweifel die Reaktion der Frau auf den Antrag nicht ganz, da ihr ganzes Verhalten gegen eine Zusage spricht.

Ende der Leseprobe aus 2 Seiten

Details

Titel
Wohmann, Gabriele - Der Antrag
Note
14 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
2
Katalognummer
V104948
ISBN (eBook)
9783640032464
Dateigröße
323 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hab alle Zeilenangaben weggelassen, bringen euch ja nix!
Schlagworte
Kommunikation
Arbeit zitieren
Stephanie Wiederhold (Autor:in), 2001, Wohmann, Gabriele - Der Antrag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104948

Kommentare

  • Peter Pahn am 4.10.2010

    Find ich gut!
    Danke fürs hochladen!

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Titel: Wohmann, Gabriele - Der Antrag



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