1. Inhaltsverzeichnis
2. Einleitung
3. Hauptteil
3.1 Rezension
3.2 Textanalyse
4. SchlussteilS
5. Literaturverzeichnis…
Facharbeit Deutsch Literatur
2. Einleitung
Ich habe im Deutschunterricht den Auftrag erhalten, eine Facharbeit zu schreiben. Gegenstand dieser Arbeit ist die kritische Auseinandersetzung mit einem Literarischen Werk aus dem deutschsprachigen Raum. Da meine Favoriten, die Romane von Friedrich Dürrenmatt, bereits vergeben waren, war ich betreffend der Buchwahl ratlos. Kurz Entschlossen suchte ich eine Bücherei auf, um mich beraten zu lasen. Ich berichtete der Verkäuferin von meiner Facharbeit und erklärte ihr, dass ich ein Buch bevorzuge das gesellschaftskritische Fragen aufwirft. Leider scheiterten all ihre Versuche meinen Vorstellungen nachzukommen. Dasselbe geschah in der zweiten und dritten Buchhandlung, bis ich schliesslich resignierte und mich auf eigene Faust auf die Suche machte. Also durchstöberte ich sämtliche Interpretationen, die im Sortiment zu finden waren. Dabei stiess ich auf die Königserläuterung zu „Jugend ohne Gott“, welche mein Interesse an dem von Ödön von Horáth verfassten Roman vom ersten Augenblick an zu wecken vermochte.
Zu Beginn der Geschichte beschäftigt sich der Protagonist mit dem korrigieren von Schüleraufsätzen. Dabei kommt seine negative Einstellung gegenüber dem herrschenden Regime zum Vorschein. Seine Ansicht vertritt er aber nicht öffentlich, weil er Angst hat seine Stellung als Lehrer zu verlieren. Sein Benehmen rechtfertigt er mit der Frage: „Wenns auch weh tut, was vermag der einzelne gegen alle?“, die er sich mit „Er kann sich nur heimlich ärgern“1, beantwortet. Meine Absicht ist zu untersuchen, ob die Aussage des Lehrers, dass eine einzelne Person machtlos ist, sein Verhalten tatsächlich rechtfertigt.
Ich habe mich für diesen Aspekt entschieden, weil es ein zeitloses Thema ist. Immer wieder ist man mit Situationen konfrontiert, in denen die freie Meinungsäusserung direkte Konsequenzen auf die persönliche Zukunft hat. So zum Beispiel in der Arbeitswelt, wo sich Arbeiter unrechtmässig behandelt fühlen sich aber nicht wehren, aus Angst ihren Job deswegen zu verlieren.
Facharbeit Deutsch Literatur
3. Hauptteil
3.1 Rezension
Es ist der Zeitgeist kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland, der Ödön von Horváth in seinem Roman „Jugend ohne Gott“ sehr einfühlsam vermittelt. Die Geschichte beginnt am 34. Geburtstag des Protagonisten und zeigt ihn bei der Arbeit als Gymnasiallehrer. Seine Schulklasse versteht seine ethische Gesinnung nicht im Geringsten. Die Kritik Horváths an die materiell orientierte Gesellschaft widerspiegelt sich in der Person des Lehrers. Die Lehrkraft hütet sich nämlich davor, seine humanistische Einstellung zum Ausdruck zu bringen, aus Angst seinen etablierten Job zu verlieren. Die Schüler werden vom Lehrer nur mit den Anfangsbuchstaben erwähnt, so erfährt der Leser das Gefühl von Kollektivismus. Auch der Schulklasse wird während dem vormilitärischen Ferienlager das Gemeinschaftsgefühl vermittelt. Der Schüler Z zeigt sich jedoch als Individualist, da er regelmässig Tagebuch führt. Der Lehrer kann der Versuchung nicht widerstehen, das Tagebuch des Schuljungen Z zu lesen. Der Z bemerkt, dass jemand sein Tagebuch gelesen hat und beschuldigt dafür seinen Mitschüler N. Der Lehrer verschweigt seine Tat und kommt somit mit seinen inneren Idealen in Konflikt. Die Ermordung des Schülers N, stellt auf tragische Weise die Verrohung der Jugend dar. Der Prozess wird eröffnet, wobei der Schüler Z angeklagter ist. Durch die innere Auseinandersetzung des Lehrers mit sich selbst ändert er seine Einstellung zu Gott. Dies veranlasst ihn vor Gericht zu gestehen, dass er heimlich Einsicht in das Tagebuch nahm. Dadurch verliert er zwar seine Anstellung als Gymnasiallehrer, animiert aber weitere Zeugen dazu die Wahrheit zu sagen. Somit stellt sich heraus, dass Z unschuldig ist. Nun bemüht sich der Lehrer den wahren Mörder zu entlarven. Dies erteilt dem aus der Sicht des Protagonisten erzählten Roman eine detektivische Struktur. Die Aufklärung des Verbrechens wird durch die Person des Lehrers mit einer sozialkritischen sowie einer religiöser Ebene verknüpft. Die darin dargestellten grundsätzlichen Erfahrungen der Menschen wie zum Beispiel die Erziehung der Jugend, die Vorstellung von Gott oder das Aufkeimen einer faschistischen Ideologie verleiht dem Roman eine Aktualität, die seit der Veröffentlichung vor rund 60 Jahren
Nachhaltigkeit zeigt. Dies mag auch der Grund dafür sein, dass Horváth in der Literaturwissenschaft bereits als „Klassiker“ gilt2.
Mehr noch als die Aktualität des Buches hat mich überzeugt, wie es dem Schriftsteller gelungen ist den damaligen Zeitgeist widerzugeben. Während dem lesen spürt man richtiggehend das der Autor die Zwischenkriegszeit miterlebt hat. Obwohl die Vorstellung von Gott eine dominierende Rolle in der Geschichte einnimmt, kommen in Anbetracht der Themenvielfalt auch diejenigen Leser auf ihre Kosten, die nicht viel von religiösen Auseinandersetzungen halten. Daher empfehle ich dieses Buch auch allen, die sich nicht davor scheuen, sich sozialkritischen Fragen vor Augen führen zu lassen. Ödön von Horváth kann sich glücklich schätzen den Roman „Jugend ohne Gott“ geschrieben zu haben. Denn er war es, der sagte: „Und wenn nur einer dies Buch liebt, bin ich glücklich!“3
3.2 Textanalyse
Am Anfang der Geschichte ist der Protagonist damit beschäftigt die von seiner Klasse geschrieben Aufsätze zum Thema „Warum brauchen wir Kolonien?“ zu korrigieren4. Die von den Schülern formulierten Schlussfolgerungen entlarvt er als hohle Phrasen, die durch Propaganda verbreitet werden. Dies zeigt sich im Satz: „[…]Aufsätze, die mit schiefen Voraussetzungen falsche Schlussfolgerungen ziehen.“5 Mit schiefen Voraussetzungen ist die vom Regime, mittels Radio, verbreitete Propaganda gemeint. Die Textstelle: „Ich höre immer das Radio:[…]und die Kindlein schreiben es ab.“6, bezeugt, dass dies tatsächlich die Ursache für die, von den Schülern gezogenen, Schlussfolgerungen ist. Der Lehrer unterlässt es jedoch seine Kritik öffentlich Kund zu geben, da er der Meinung ist als Einzelner die herrschenden Umstände nicht ändern zu können.7
Um heraus zu finden, ob sein Verhalten damit gerechtfertigt ist, will ich zuerst die Aussage des Lehrers über die Wirkungskraft eines einzelnen Individuums überprüfen. Gehen wir davon aus, dass der Hauptdarsteller zu seiner Kritik steht und dadurch von seinem Amt dispensiert wird. So unterstreicht die Aussage: „Wie gering ist doch der Prozentsatz der Lehreramtskandidaten, die wirklich Lehrherr werden können!“8, dass sich durch die wirtschaftliche Lage ohne Weiteres jemanden finden wird, der die Funktion der Lehrkraft übernehmen kann. Ist der Nachfolger zu feige Kritik gegenüber dem Regime anzubringen oder steht er sogar aus Überzeugung hinter der Regierung, so findet die Behauptung des Protagonisten Bestätigung. Während den Sprechstunden hat der Lehrer manchmal das Gefühl, dass einige Väter gleich über die Schulaufsätze denken wie er9. Diese Vermutung wird durch die Person des Schuldirektors bekräftigt, welcher ebenfalls seine Meinung nicht frei offen darlegt, aus Angst seine Stellung zu verlieren und somit seine Rente zu versäumen.10 Folglich habe ich Grund zur Annahme, dass der Pädagoge nicht als Einzelner diesem Problem gegenübergestellt ist. Würden sich alle, die gegen ihre innere Haltung leben, weigern sich dem Druck des herrschenden Systems zu beugen, bestünde durch die Gruppendynamik die Möglichkeit eine politische Veränderung herbei zu führen. Welche dann ein angenehmeres Umfeld schaffen könnte. Dafür gib es in der Geschichte der Menschheit zahlreiche Beispiele.
Obwohl die ausschlaggebende Handlungskraft der Gruppe zugeschrieben werden muss, setzt sich die Gemeinschaft trotzdem aus Individuen zusammen, welche eine Teilverantwortung für das Gesamte tragen. So gesehen, trägt also jeder Einzelne Verantwortung für eine kollektive Handlungsfähigkeit. Diese Erkenntnis spricht also gegen den Lebensstil des Lehrers, weil er die Eventualität sein Lebensumstand zu ändern auf Grund seiner Feigheit nicht wahrnimmt. Angenommen der Lehrer fasst den Mut auf die Spekulation einzugehen, verliert seinen Job, eine andere Lehrkraft übernimmt sein Betätigungsfeld und die politische Veränderung bleibt aus. Was dann? Ist er somit vom Regen in die Traufe geraten, ohne Perspektive in der Zukunft?
Um dies zu klären ist es an der Zeit einen Schritt weiter zu gehen. Schauen wir uns dazu an, welche Motivation den Protagonisten dazu bewegte Lehrer zu werden: „Lieber als Kranke heilen, wollte ich Gesunden etwas mitgeben, einen winzigen Stein für den Bau einer Zukunft.“11, seiner Grundidee ist er demnach untreu geworden. Da liegt es nahe, dass er keine Freude mehr an seinem Beruf verspürt.12 Überhaupt ist er unglücklich, was er auch explizit erwähnt.13 Die finanzielle Abhängigkeit der Eltern vom Lehrer14 bleibt somit als alleiniges Argument für sein materiell orientiertes Leben. Dem ist entgegen zu halten, dass es alternativen zum Lehrerberuf gibt, um Geld zu verdienen. Ein Beispiel dafür liefert Julius Caesar, der seine gesicherte Existenz als Lehrer durch eine Affäre mit einer Schülerin verloren hat und jetzt als Hausierer Geld verdient.15 Gegen Ende des Romans bietet der Pfarrer dem
Protagonisten auch tatsächlich eine neue Stellung an.16 Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist er gezwungen dabei eine Einkommenseinbusse in Kauf zu nehmen, was aber relativiert wird, weil er ja nach seinen moralischen Grundsätzen keine Rechenschaft mehr schuldig ist. Nicht zu unterschlagen ist auch die Option sich im Ausland zu expandieren, im Besonderen dann, wenn man sich wie der Lehrer im gegeben sozialen Umfeld einsam fühlt. Dies nimmt er letzten Endes auch in Anspruch: „Der Neger fährt zu den Negern.“17 Dadurch entzieht er sich aber wider seiner Eigenverantwortung und überlässt somit Staat und Volk seinem Schicksal.
Schlussteil
Jeder Mensch hat das Bedürfnis glücklich zu sein. Dies kann im Wesentlichen nur erreicht werden, wenn das Leben nach der eigenen ethischen Gesinnung gewährleistet ist. Dies ist für mich der Hauptgrund dafür, dass der Lehrer zu unrecht nicht zu seiner kritischen Haltung steht. Darüber hinaus ist er aus der Verantwortung gegenüber dem Allgemeinwohl moralisch dazu verpflichtet, sich gegen die Staatliche Manipulation des Volkes zu wehren oder diese wenigstens nicht zu unterstützen. Würde sich nämlich jeder der das Regime durchschaut tugendhaft verhalten, könnte mit grosser Wahrscheinlichkeit eine politische Veränderung erreicht werden.
Meinem Erkenntnisvermögen nach bin ich von der Richtigkeit meiner Schlussfolgerungen überzeugt. Ich gebe jedoch zu Bedenken, dass es relativ einfach ist eine Person aus der Distanz heraus nach den eigenen Wertvorstellungen zu beurteilen. Was aber, wenn der Erwägende, in diesem Fall ich, selber in eine solche Konfliktsituation gerät? Schwer zu sagen, vielleicht würde ich in ein anderes Land flüchten oder möglicherweise lebte ich einfach nur in der Rolle des Direktors. Demzufolge betrachte ich das Resultat meiner Facharbeit, als eine Art Lehrstück das lediglich darüber Aufschluss gibt, wie sich eine Person in der gegebenen Situation Idealerweise verhalten müsste.
Facharbeit Deutsch Literatur
Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
Ödön Horváth: Jugend ohne Gott, kommentierte Werkausgabe, Suhrkamp
Verlag, 1. Auflage 2001, ISBN 3-518-39845-8
- Sekundärliteratur
Cerstin Urban: Königs Erläuterungen und Materialien, Band 400, Bange Verlag,
1. Auflage 2001, ISBN 3-8044-1673-X
- Sonstige Quellen
Internet: www.zum.de
[...]
1 Jugend ohne Gott, Die Neger S.13
2 Königs Erläuterungen, Vorwort, S.5
3 Jugend ohne Gott S.154
4 Jugend ohne Gott, Die Neger, S.11
5 Jugend ohne Gott, Die Neger, S.13
6 Jugend ohne Gott, Die Neger, S.14
7 Jugend ohne Gott, Die Neger S.13
8 Jugend ohne Gott, Die Neger, S.11
9 Jugend ohne Gott, Die Reichen Plebejer, S.17
10 Jugend ohne Gott, Die Reichen Plebejer, S.20
11 Jugend ohne Gott, Geh Heim, S.47
12 Jugend ohne Gott, Geh Heim, S.47
13 Jugend ohne Gott, Die Neger, S.11
14 Jugend ohne Gott, Besuch, S.125
15 Jugend ohne Gott, Das Zeitalter der Fische, S.27
16 Jugend ohne Gott, Besuch, S.125
17 Jugend ohne Gott, Über den Wassern, S.148
- Arbeit zitieren
- Andy Blaser (Autor:in), 2002, Horvath, Ödön von - Jugend ohne Gott, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107009
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.