Die Schlacht bei Meßkirch am 5. Mai 1800


Ausarbeitung, 2002

5 Seiten, Note: Ohne


Leseprobe


Jens-Florian Ebert

Die Schlacht bei Meßkirch am 5. Mai 1800

Vor etwas mehr als zweihundert Jahren wurde am 5. Mai 1800 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen (Baden-Württemberg) in und um die Stadt Meßkirch eine der größten und blutigsten Schlachten des Zweiten Koalitionskrieges (1799-1801) in Deutschland geschlagen. Die Rheinarmee des revolutionären Frankreich errang dabei ein Sieg über die vereinigten Heere Österreichs und Bayerns. Die Schlacht bei Meßkirch hatte einen Schlüsselstatus und öffnete den französischen Revolutionstruppen den Weg nach Süddeutschland hinein. Vom frühen Morgen bis zum Einbruch der Dunkelheit war die gesamte Gegend rund um die Stadt bis nach Krumbach von Kanonendonner, Kampfeslärm und den Schreien der Verwundeten erfüllt. Sowohl in den umliegenden Dörfern als auch in Meßkirch selbst, welches von den französischen Truppen mit aufgepflanztem Bajonett im Sturm erobert wurde, gingen mehrere Häuser in Flammen auf. Etwa knapp 100.000 Soldaten waren an den Kämpfen beteiligt. Noch heute kann man auf den Schlachtfeldern von damals mit etwas Glück Kanonenkugeln oder verrostete Gewehrläufe finden.

Die Vorgeschichte

In Frankreich war 1789 die Revolution ausgebrochen. Bereits 1792 hatte die Revolutionsregierung in Paris den Kampf gegen Österreich und Preußen aufgenommen, welche sich zur Unterstützung der Bourbonendynastie in die inneren Angelegenheiten Frankreichs einzumischen versuchten. Dieser sogenannte Erste Koalitionskrieg (1792 bis 1797) endete mit dem vollständigen Sieg der französischen Revolutionstruppen, deren Kriegsziel die Rheingrenze war. Der Zweite Koalitionskrieg (1799 bis 1801) war ein Versuch einer militärischen Revanche. Eine zweite Koalition aus Österreich, dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, Rußland und England trat 1799 an, um die junge Französische Republik erneut zum Kampf herauszufordern. Schauplätze dieses erneuten Krieges waren Süddeutschland, die Schweiz und Norditalien. Bereits im März 1799 gelang es unter der brillanten Führung des österreichischen Erzherzogs Karl (1771-1847), die französische Donauarmee unter Jourdan bei Ostrach und Stockach-Liptingen zu schlagen und hinter den Rhein zurückzuwerfen. Gegen Ende des Jahres 1799 aber riß der aus Ägypten zurückgekehrte französische General Napoleon Bonaparte die Macht im Staat an sich und rüstete zu einem erneuten Feldzug. Auf der gegnerischen Seite wurde Erzherzog Karl, nachdem er seinen Bruder Kaiser Franz II. zum Friedensschluß mit Frankreich geraten hatte, als Oberbefehlshaber der österreichischen Armee abgesetzt und am 18. März 1800 durch den Feldzeugmeister Baron Paul von Kray (1735-1804) ersetzt.

Die Eröffnung des Feldzugs von 1800

Die französische Rheinarmee welche von Napoleons persönlichem Rivalen, General Jean-Victor Moreau (1763- 1813) kommandiert wurde, war in vier Armeekorps eingeteilt. Diese wurden von den Generälen St. Suzanne (Linkes Flügelkorps), Saint Cyr (Zentrumkorps), Moreau selbst (Reservekorps) sowie Lecourbe (Rechtes Flügelkorps) befehligt. Auf heftiges Drängen Napoleon Bonapartes und zur Entlastung der französischen Italienarmee stießen am 25. April die Korps St. Suzanne bei Kehl, St. Cyr bei Breisach und Moreau bei Basel aus ihren jeweiligen Brückenköpfen hervor und eröffneten somit den Feldzug. Zu dieser Zeit war die österreichische Deutschlandarmee unter Feldzeugmeister Baron von Kray in ihren Lagern um Donaueschingen und Villingen versammelt. Einige Tage später am 1. Mai überschritt das Rechte französische Flügelkorps unter Divisionsgeneral Claude-Jacques Lecourbe (1758-1815) bei Rheinklingen und Büsingen den Hochrhein. Die schwachen österreichischen Truppen am Hochrhein wurden auf Engen und Stockach zurückgeworfen. Am 3. Mai kam es schließlich bei Engen und Stockach-Nenzingen zu zwei getrennt voneinander gelieferten Schlachten. Während sich Feldzeugmeister Baron von Kray bei Engen gegenüber Moreaus Reservekorps behaupten konnte, schlug Lecourbes Korps ein schwächeres österreichisches Korps unter Prinz Joseph von Lothringen-Vaudemont (1759-1812) bei Stockach-Nenzingen in die Flucht. Kray welcher um seine Rückzugslinie fürchtete, zog sich am 4. Mai gegen 3 Uhr morgens in Richtung Osten zurück. Als die österreichische Armee dann bei Liptingen mit Ausnahme des Korps von Prinz Lothringen vereinigt war, beschloß Kray den Weitermarsch nach Meßkirch. Dort stießen gegen 21 Uhr auch die Reste vom Korps Prinz Lothringen zu Kray. Feldzeugmeister Baron von Kray wollte hier bei Meßkirch, welches ein großes Magazin der österreichischen Armee beherbergte, gegen die von Süden und Westen heranmarschierenden Franzosen durch die Geländebegebenheiten begünstigt eine stark verlaufende Abwehrstellung aufbauen. Kray war sich jedenfalls bewußt, das die Franzosen auf dem Anmarsch waren, und daß es bei Meßkirch erneut zur Schlacht kommen konnte. Anders die Franzosen unter Moreau. Dieser rechnete nicht damit, daß es bereits am 5. Mai erneut zu einem Zusammentreffen mit den Österreichern kommen könnte. Im Gegenteil Moreau war noch bis zum Morgen des 5. Mai in der irrigen Annahme Kray habe bei Tuttlingen die Donau überquert. Hiermit schickte Moreau seine Korps denkbar ungünstig in die kommende Schlacht, in dem er das Korps Lecourbe mit cal .25.000 Mann von Stockach aus alleine an der Spitze marschieren ließ, während ihm das Reservekorps mit knapp 30.000 Mann in größerem Abstand folgte. Somit mußten Lecourbes Truppen zunächst ohne Unterstützung kämpfen, als sie auf Krays Abwehrfront bei Meßkirch stießen.

Die Stellung der Österreicher

Der österreichische Oberbefehlshaber Feldzeugmeister von Kray hatte durch die nur zögerliche Verfolgung Moreaus begünstigt, seine Armee rund um Meßkirch Verteidigungsstellungen beziehen lassen und sein Hauptquartier auf den Höhen von Rohrdorf, die seither den Namen „Feldherrnhügel“ tragen, eingerichtet. Die Nacht vom 4. auf den 5. Mai verbrachte Baron von Kray im Rohrdorfer Gasthaus „Schiff“ (heute Meßkircher Str. 2). Der linke Flügel der österreichischen Armee, das Korps des Prinzen Joseph von Lothringen-Vaudemont, hielt mit starken Kräften Meßkirch und die Steilböschung des Weiherbachtals bis Heudorf besetzt. Das österreichische Zentrum unter Kommando des Feldmarschall-Leutnants Friedrich August Graf von Nauendorf (1740-1801) stand hinter dem Dorf Heudorf. Starke Vorposten Nauendorfs sicherten die Straßen, welche von Stockach und Pfullendorf nach Meßkirch führten. Die Kavallerie-Reserve und die Elite des österreichischen Heeres, acht Grenadierbataillone lagen bei Rohrdorf. Hinter Meßkirch hatte Kray seine gesamte weitere Infanterie-Reserve zusammengezogen. Ein große Batterie von 25 Kanonen deckte die vor Meßkirch gelegene große Landstraße von Stockach (die heutige B 313), die über Krumbach nach Meßkirch führte. Weitere österreichische Korps unter Generalmajor Ignaz Graf von Giulay (1763-1831) und dem Schwager des Kaisers Franz II., dem Feldmarschall-Leutnant Erzherzog Ferdinand d´Este (1781-1850) befanden sich als äußerster rechter Flügel noch in Worndorf und Neuhausen ob Eck. Eine mit Österreich verbündete kurpfälzisch-bayerische Brigade unter Oberst Karl Philipp von Wrede (1767-1838; Der spätere berühmte bayerische Feldmarschall) stand in Buchheim unfern von Leibertingen. Insgesamt zählte Baron von Krays Truppenmacht knapp 54.500 Mann mit einer großen Anzahl an Geschützen. In dieser überlegenen Stellung, die durch die Schlucht zwischen Heudorf und Meßkirch sowie das Flüßchen Ablach geschützt wurde, erwartete Kray am Morgen des 5. Mai den Angriff der Franzosen.

Der Anmarsch der französischen Armee

Am Morgen des 5. Mai setzte sich das Rechte Flügelkorps der französische Rheinarmee unter Führung des Divisionsgenerals Lecourbe gegen 4 Uhr in Bewegung. Die 1. Division unter Divisionsgeneral Vandamme (1770-1830) ließ die Brigade Leval zur Sicherung der Straßen zum Bodensee bei Bonndorf zurück, und marschierte mit der zweiten Brigade unter Brigadegeneral Gabriel-Jean-Joseph Molitor (1770-1849) von Klosterwald nach Meßkirch. Molitor bildete somit den äußersten rechten Flügel Lecourbes. Die 2. Division unter Divisionsgeneral Joseph Montrichard (1760-1828) bei der sich Lecourbe persönlich befand, die Reservedivision unter Brigadegeneral Etienne-Marie-Antoine Champion Nansouty (1768-1815) des Rechten Flügelkorps sowie die Kavalleriedivision des Reservekorps Moreau unter Kommando des Divisionsgenerals Jean-Joseph-Ange d´Hautpoult (1754-1807) rückten auf der Stockacher Landstraße (heutige B 313) nach Norden vor. Die 3. Division unter Divisionsgeneral Jean-Thomas Lorge (17671826) war Lecourbe bis auf die Höhe von Krumbach gefolgt. Um das Rechte Flügelkorps Lecourbes zu unterstützten, folgte ihm der französische Oberbefehlshaber Moreau mit seinem Reservekorps bestehend aus den Divisionen Delmas, Bastoul und Richepance ebenfalls auf der großen Landstraße von Stockach nach. Das Zentrumskorps unter Gouvion Saint Cyr (1764-1830; Ein späterer Marschall Napoleons) erhielt den Befehl nach Emmingen-Liptingen vorzurücken und möglichst den rechten Flügel der Österreicher unter Giulay und Erzherzog Ferdinand falls diese noch auf dem rechten Donauufer waren, vom Zentrum der Österreicher abzuschneiden. Aus dieser Ausgangsposition der beiden Armeen, die sich direkt aus den Ereignissen der Schlachten bei Engen und Stockach-Nenzingen ergaben, begann am Morgen des 5. Mai die Schlacht bei Meßkirch.

Die Franzosen werden zurückgeschlagen

Gegen 6 Uhr morgens hatte die 2. Division Montrichard im Wald (Gewann Marienberg und Ehnried) zwischen Krumbach und Meßkirch als erstes mit den Vorposten Nauendorfs Feindberührung. Montrichard gelang es hierbei die österreichischen Vorposten erfolgreich aus dem Wald zu vertreiben. Als Montrichard gegen 9 Uhr am Ausgang des Waldes seine Kolonne in Linie formieren wollte, wurde seine Division mit einem mörderischen Artilleriefeuer der Österreicher unter Kommando des Prinzen Joseph von Lothringen-Vaudemont von den Höhen Meßkirchs und Heudorfs aus, eingedeckt. Ein Versuch Montrichards, eine Batterie von 18 Geschützen unter dem Schutz von zwei Bataillonen und einem Kavallerieregiment gegenüber den österreichischen Kanonen aufzufahren, endete in einem Desaster. Innerhalb kürzester Zeit wurde die französische Batterie vollständig zusammengeschossen und Montrichard mußte unter empfindlichen Verlusten im zurückliegenden Wald Schutz suchen. Auch die Franzosen hatten nun begriffen, daß es sich hier nicht um ein gewöhnliches Vorpostengeplänkel handelte, sondern sich die gesamte österreichische Armee zu Schlacht gestellt hatte. Da Moreau zu dieser Zeit noch in Stockach weilte, verblieb Lecourbe zunächst der ranghöchste französische General auf dem Schlachtfeld. Lecourbe der sich zu dieser Zeit an der Spitze der Division Montrichard aufhielt, begriff, daß sich der Ausgang dieser Schlacht auf seiner linken Flanke entscheiden würde, und befahl der 3.

Division Lorge das Dorf Heudorf einzunehmen. Lorge vollzog einen Linksschwenk und schritt durch die Wälder vor Meßkirch vorgehend zum Angriff auf Heudorf. Lorge drang mit der 10. Halbbrigade zwar zunächst bis Heudorf vor, wurde aber kurz bevor ihm die eigene Reiterei zu Hilfe eilen konnte, ebenfalls durch einen Gegenangriff der österreichischen Infanterie unter Feldmarschall-Leutnant Graf von Nauendorf unterstützt durch ein heftiges österreichisches Artilleriefeuer von 12 Geschützen aus dem Dorf vertrieben und mußte sich ungeordnet in den hinter ihm liegenden Wald zurückziehen.

Die Gefechte um Heudorf

Durch die bisherigen Abwehrerfolge ermutigt, warf Feldzeugmeister von Kray nun seinerseits massierte Kräfte an diesen wichtigen Punkt Heudorf, sowie in die Gegend zwischen Worndorf und Buchheim und verlängerte die Front so erheblich nach Westen hin. Kray versuchte nun die linke Flanke der Division Lorge bei Altheim und Bietingen zu überrennen, und den Sieg an seine Fahnen zu heften. Auch die heranmarschierenden österreichischen Truppen unter Giulay bei Worndorf und Erzherzog Ferdinands bei Neuhausen ob Eck sowie die kurpfälzische Brigade unter Oberst Wrede bei Buchheim erhielten von Kray den Marschbefehl, in die linke Flanke der Franzosen vorzustoßen. Das Abrücken Giulay und Erzherzog Ferdinands war nur dadurch möglich geworden, weil das französische Korps Gouvion St. Cyr immer noch nicht auf den Höhen von Emmingen- Liptingen eingetroffen war. Eine neu formierte französische Halbbrigade, die 38. unter Befehl des Brigadegenerals Francois Goullus (1758-1814) formierte sich in Kolonne und drang im Gegenangriff und Sturm in Heudorf ein. Jedoch stand hinter dem Ort, auf einem Abhang vom Wald gedeckt, die Masse der österreichischen Infanterie, welche ihrerseits einen Gegenstoß einleitete und die 38. Halbbrigade erneut verdrängte. Dann aber kam ihr die 67. Halbbrigade zu Hilfe. Nachdem der Rest der Division Lorge an diesem Punkt ebenfalls eingetroffen war, umgingen die Franzosen das Dorf, und erstürmten die von den Österreichern besetzten Anhöhen. Heudorf verblieb somit in französischen Händen. Nun mußte sich Graf von Nauendorf aus Heudorf zurückziehen. Zur gleichen Zeit erstürmten Montrichard und Vandamme die Stadt Meßkirch.

Die Franzosen erstürmen Meßkirch

Auf dem rechten französischen Flügel tobte das Gefecht schon längere Zeit, da Vandamme durch das Mahlspürer Tal über Klosterwald mit seinen Truppen vor Meßkirch erschienen war, und dort in Gefechte mit den österreichischen Gefechtsposten geriet. Nun ließ Vandamme zwei Bataillone nach Nordwesten absenden, um die Verbindung der Österreicher mit Sigmaringen zu bedrohen. Die übrigen Truppen Vandammes unter Brigadegeneral Molitor griffen das von Prinz Joseph von Lothringen-Vaudemont verteidigte Meßkirch von Südosten her an. Trotz eines mörderischen Artilleriefeuers eroberten die Franzosen die Meßkircher Vorstadt sowie auch Schnerkingen. Diese Gelegenheit nutzte Montrichard, welcher bislang den Ehnrieder Wald nicht verlassen konnte, in den er vor dem österreichischen Geschützfeuer in Deckung gehen mußte, und rückte nun ebenfalls auf Meßkirch vor. Gemeinsam gelang es Vandamme und Montrichard gegen 13 Uhr, die Österreicher aus Meßkirch zu vertreiben und die Stadt nach heftigen Nahkämpfen zu erobern. Auch die nördlich der Stadt bei Rohrdorf stehenden österreichischen Reserveeinheiten konnten den Rückzug aus Meßkirch nicht mehr verhindern. Prinz Josef von Lothringen-Vaudemont zog sich mit seinen abgekämpften Truppen unter dem Schutz starker Artillerie auf die Höhen von Rohdorf zurück. Aber auch Vandamme und Montrichard hatten bei den Kämpfen so sehr gelitten, daß sie den Österreichern nicht nachsetzten konnten. Sie blieben beide unter dem Schutz der französischen Kavallerie Nansoutys und d´Hautpoults nördlich von Meßkirch stehen. Es kam hier bis am Abend nur noch zu leichten Geplänkel zwischen den feindlichen Vorposten.

Schwere Kämpfe um Heudorf, Boll, Bietigen und Krumbach

Inzwischen hatten die Franzosen bis zur Mittagszeit auf der Linie von Meßkirch bis Heudorf zwar die Oberhand behalten, doch an ihrem äußersten linken Flügel entstand nun eine kritische und sehr gefährliche Situation. Feldzeugmeister Baron von Kray der sah daß die Schlacht nicht gemäß seinen Erwartungen verlaufen würde, verließ den Rohrdorfer Feldherrnhügel und verlegte seinen Gefechtstand nach Talheim. Dann ließ er von seiner Reserve acht Grenadierbataillone mit 16 Geschützen unter Kommando des Feldmarschall-Leutnants Vinzenz Maria Graf von Kollowrath-Liebsteinsky (1747-1824) gegen den linken Flügel der müden und teilweise erschöpften Division Lorge auf dem Plateau zwischen Talheim und Altheim aufmarschieren. Auch die kurpfälzisch-bayerische Brigade unter Oberst von Wrede war inzwischen bei Altheim eingetroffen und eröffnete zusammen mit den Österreichern ihr mörderisches Feuer auf die Division Lorge. Der österreichische Kavalleriekommandeur Feldmarschall-Leutnant Johann Graf von Riesch (1750-1821) hatte zuvor gegen 14 Uhr mit einer Reiterattacke den Angriff auf Lorge südwestlich von Heudorf eingeleitet. Durch diesen Zangenangriff gegen Lorge, erhoffe Kray die Franzosen bei Heudorf überflügeln zu können und die Schlacht zu seinen Gunsten zu entscheiden. Nun begann ein regelrechter Wettlauf um den linken französischen Flügel, der bis zum späten Abend andauern sollte und bei dem jede Seite immer wieder frische Truppen in den Kampf warf. Lorge, der dem Ansturm der Österreicher und Bayern nicht mehr lange standhalten konnte, wurde gerettet, als gegen 15 Uhr die

1. Division des Reservekorps Moreau unter Divisionsgeneral Antoine-Guillaume Delmas (1766-1813), welche an der Spitze des Reservekorps von Stockach losmarschiert war auf dem linken Flügel zur Unterstützung Lorges gegenüber Altheim eingetroffen war. So konnten die erbitterten Angriffe der österreichischen Grenadierbataillone vorerst abgewiesen werden. Delmas gelang es sogar die österreichischen und bayerischen Truppen die zur Einkreisung von Lorge angesetzt waren, aus dem Wald zwischen Krumbach und Heudorf zu vertreiben, und Krumbach selbst zu erstürmen. Aber Kray warf erneut frische Truppen in die Schlacht, da inzwischen Giulay sowie die Hauptmacht des Erzherzogs Ferdinand südlich der Bayern angekommen waren, so daß sich die gesamte Frontlinie jetzt von Meßkirch bis in die Gegend von Boll und Bietingen erstreckte. Nun bestand für die Division Delmas die Gefahr auf ihrer linken Flanke umgangen zu werden. Aber noch war das Wettrennen nicht zu Ende. Hierbei erlitt die Division Delmas schwere Verluste, und abermals wendete sich der Sieg zugunsten der Österreicher und Bayern.

Die Entscheidung

Just in jenem Augenblick als die Österreicher unter Giulay bei Boll vollständig aufmarschiert waren, erschien die 2. Division des französischen Reservekorps unter Brigadegeneral Louis Bastoul (1753-1800), welche von Moreau persönlich in den Kampf geführt wurde, zwischen Krumbach und Boll auf dem Schlachtfeld. Die Truppen Bastouls stießen zwischen Krumbach und Boll auf die Einheiten Giulays und Erzherzog Ferdinands und die ganze Schlacht entbrannte aufs Neue. Die Österreicher hatten zu diesem Zeitpunkt alle ihre verfügbaren Truppen in den Kampf geworfen, und keine Reserven mehr zur Hand. Bei den Franzosen war die 3. Division des Reservekorps unter Divisionsgeneral Antoine Richepance (1770-1802) auf dem Schlachtfeld jedoch noch nicht erschienen. Es dauerte aber auch nicht mehr lange und eben diese Division erschien bei Boll am rechten Flügel Giulays und Erzherzog Ferdinands. Nun waren die Österreicher ihrerseits in Gefahr, umgangen zu werden. Mit dem Eintreffen Richepances mußte Giulay bei Bietingen seinen Angriff sofort einstellen. Es war gegen 20 Uhr als die Österreicher und Bayern nun auf der ganzen Frontlinie von Bietingen bis Meßkirch auf dem Rückzug waren. Allein die Bayern unter Wrede und die Truppen Giulays deckten den österreichischen Rückzug. Die hereinbrechende Nacht verhinderte den vollständigen Erfolg der Franzosen.

Der Rückzug der Österreicher und Bayern - Gegenseitige Verluste

Feldzeugmeister Baron von Kray entschloß sich noch in der Nacht, seine gesamte Armee in der Gegend von Rohrdorf im Norden zusammenzuziehen um so den Rückzug über Sigmaringen auf das sichere linke Donauufer einzuleiten. Die französischen Sieger lagerten während der Nacht auf dem Schlachtfeld. Sie erbeuteten die in Meßkirch eingerichteten Magazine sowie das österreichische Lazarett im Meßkircher Schloß, in das bereits viele Verwundete der Schlacht von Engen-Stockach vom 3. Mai gebracht worden waren. Dieses Lazarett nutzten die Franzosen ihrerseits noch während des gesamten Sommers 1800. Die Verluste auf beiden Seiten waren sehr hoch. So hatten allein die Bayern nach einer Quelle 251 Gefallene und Vermißte sowie 211 Verwundete zu beklagen, während die Zahlen der österreichischen Verluste stark schwanken. Nach offiziellen österreichischen Angaben waren nach der Schlacht 477 Gefallene, 1.919 Verwundete und 1.571 Gefangene zu beklagen, während die französischen Quellen von 3.000 bis 4.000 toten und verwundeten Österreichern berichten. Die Angaben zu den französischen Verlusten sind noch ungenauer. In einem offiziellen Bericht des Generalstabschefs der Rheinarmee, Desolle, gestanden sie 1.200 bis 1.500 Tote und Verwundete verloren zu haben, was aber deutlich zu niedrig ist. Denn allein die Divisionen Delmas, Bastoul und Montrichard hatten zusammengenommen 198 Tote, 1.232 Verwundete und 406 Gefangene zu beklagen, so daß Desolles offizielle Angaben viel zu niedrig angegeben wurden. Man liegt wohl nicht allzu falsch, wenn man die Verluste mit jeweils 3.000 Toten und Verwundeten auf beiden Seiten annimmt.

Nicht in das Kampfgeschehen eingegriffen hatte das linke französische Flügelkorps unter Divisionsgeneral St. Cyr, welches an jenem Tag bei Emmingen-Liptingen stand. Wäre General St. Cyr von Schwandorf her den Österreichern und Bayern in den Rücken gefallen, so wäre der Sieg der französischen Armee vollkommen und die Schlacht bei Meßkirch durchaus kriegsentscheidend gewesen. Dennoch konnte Moreau, der während des Schlachtgetümmels vier Pferde unter sich verloren haben soll, der Regierung in Paris einen „neuen und denkwürdigen Sieg“ vermelden lassen. Die Schlacht bei Meßkirch findet sich daher auf den Ruhmestafeln des französischen Heers im Arc de Triumphe in Paris verewigt.

Der weitere Verlauf des Feldzugs

Am 6. Mai zog sich die Hauptmasse des österreichisch-bayerischen Heeres auf das linke Donauufer bei Sigmaringen zurück. Ein Teil der Truppen Krays passierte bei Laiz die Donau. Hierbei wurden die Österreicher von der vom Zentrumskorps St. Cyr frisch eingetroffenen französischen Division Michel Ney (1769-1815; Dem späteren berühmten Marschall Napoleons), bis in die Gegend von Inzigkofen hartnäckig verfolgt und verloren an diesem Tage nochmals etwa 1.500 Gefangene. Doch die Truppen des Kaisers blieben kampfbereit, und warteten auf die Verstärkungen der österreichischen Korps unter den Feldmarschall-Leutnants Michael Freiherr von Kienmayer (1755-1828) und Anton Graf von Sztarray (1732-1808) welche nach und nach vom Oberrhein her eintrafen. Feldzeugmeister Baron von Kray lehnte am 6. Mai seine linken Flügel an Riedlingen und seinen rechten an Sigmaringen während er sich langsam auf Biberach zurückzog. Bereits am 9. Mai stellte sich Kray bei

Biberach den französischen Truppen erneut zur Schlacht und erlitt abermals eine empfindliche Niederlage, welche ihn zum Rückzug auf die Festung Ulm zwang. Nach einigen Wochen Stellungskämpfen und Flankenmärschen entlang der Donau wurde Feldzeugmeister Kray Ende Juni aus seiner festen Stellung aus Ulm von Moreau vertrieben und mußte nach Bayern zurückweichen. Dort wurde er am 31. Juli vom Oberkommando abgelöst und durch den erst 18jährigen Kaiserbruder Erzherzog Johann (1782-1859) ersetzt. Die endgültige Entscheidung fiel dann schließlich am 3. Dezember 1800 östlich von München in der Schlacht bei Hohenlinden, welche mit der vollständigen Niederlage des österreichisch-bayerischen Heeres endete. Im Frieden von Lunéville im Februar 1801 wurde der Rhein zur Grenze zwischen Frankreich und Deutschland erklärt. Die deutschen Fürsten sollten für ihre linksrheinischen Gebietsverluste mit rechtsrheinischen Gebieten entschädigt werden, was das politische Ende fast aller Reichsstädte und geistlicher Territorialstaaten bedeutete und zur Säkularisation der Klöster führte.

Zeugnisse und Erinnerungen der Schlacht um Meßkirch

Auch noch heute gibt es zahlreiche stumme Zeugen der Schlacht um Meßkirch zu sehen. Einige Schlachtfeldfunde (Geschützkugeln, Gewehrläufe, Degen) werden sorgfältig im Heimatmuseum Meßkirch aufbewahrt. Seit 1996 erinnert eine kleine Gedenkstätte auf dem Rohrdorfer „Feldherrnhügel“ an die Schlacht bei Meßkirch. Die einzige bildliche Darstellung der Schlacht bei Meßkirch befindet sich auf einem Votivbild in der Pfarrkirche Rohrdorf. Das Bild zeit Rohrdorf unter dem Kugelregen der französischen Artillerie. Wie durch ein Wunder blieben die Häuser des Dorfes vom Brand verschont. Zum Dank ließen die Bewohner unmittelbar nach der Schlacht das Bild malen. In Meßkirch selbst erinnert eine Kanonenkugel in der nordwestlichen Außenwand der St. Martinskirche bis heute an das Bombardement der Franzosen. Eine weitere Kanonenkugel hängt in der Kirche neben der Türe zur Sakristei, ebenfalls befinden sich drei Kanonenkugeln in der Pfarrkirche St. Peter und Paul von Rohdorf. Auch in der Außenwand des Haus Ramsperger in Schnerkingen steckt eine - vermutlich österreichische- Kanonenkugel. In Rohrdorf selber erinnert noch die „Feldherrnstraße“ an Baron von Krays Anwesenheit im Dorf. Das Grab eines österreichischen Soldaten der auf dem Rückzug seiner Verwundung erlag, befindet sich bei Menningen am Waldrand neben der Straße nach Engelswies.

Quellen und Literatur:

H. Bücheler, J.-F. Ebert, W. Fischer und R. Kessinger: „Die Schlacht bei Meßkirch, 5. Mai 1800“, Meßkirch 2000

Dr. Werner Schütz und Dr. Roland Kessinger: „Die Revolution ist uns nah!“, Eigeltingen 2000. Österreichische militärische Zeitschrift, Jahrgang 1836.

Paul Azan: „La Bataille de Messkirch“ in Revue d´Histoire Nr. 98, Februar 1909.

Reinhold Günther: „Geschichte des Feldzuges von 1800“. Frauenfeld 1893.

Ernst Stärk: „Die Schlacht bei Möskirch am 5. Mai 1800“, Konstanzer Zeitung Nr. 28, 1931 Adolphe Thiers: „Geschichte des Konsulats und des Kaisertums“, Leipzig 1845

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Die Schlacht bei Meßkirch am 5. Mai 1800
Veranstaltung
Keine
Note
Ohne
Autor
Jahr
2002
Seiten
5
Katalognummer
V107099
ISBN (eBook)
9783640053742
Dateigröße
418 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schlacht, Meßkirch, Keine
Arbeit zitieren
Jens-Florian Ebert (Autor:in), 2002, Die Schlacht bei Meßkirch am 5. Mai 1800, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107099

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