Der Einsatz von Hypertext im Literaturunterricht an der Oberschule im Fach Deutsch als Fremdsprache


Habilitationsschrift, 2004

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Was ist eigentlich Hypertext?

Wie erstelle ich hyperlinks

Von der Theorie zur Praxis

Hypertext als Hilfe für das Lernen von Vokabeln

Methodische Überlegungen

Schlusswort

Literaturverzeichnis

Einleitung

In dieser Arbeit möchte ich darüber diskutieren, warum DAF-Lehrer im Literaturunterricht die Anfertigung von Hypertexten als Lehrmittel verwenden sollten. Die meisten Schüler und auch die meisten Lehrer sind mit dieser Art Aufgabe vollkommen unvertraut. Dieses Medium verschafft ihnen einen Einblick nicht nur in die Hypertextualität, sondern in die Textualität ganz allgemein und kann einer Reihe von Zielen im Literaturunterricht dienen.

Das Problem im vernetzten[1] Klassenzimmer ist jenes, dass sich Lehrer insbesondere im Literaturunterricht, in einer seltsam verarmten Situation befinden. Der Computer liefert uns eine Vielzahl an Möglichkeiten, die aber zum größten Teil nur für die Herstellung und für die Komposition von Texten genutzt werden. Aber abgesehen von der Analyse verschiedener Arten elektronischer Literatur (z.B. Herstellung von Hyperfiction mit Software wie Story Space [2] ), ist bis jetzt wenig darüber gesagt worden, warum man eigentlich Hypertext gerade im Literaturunterricht lehren und anwenden sollte. Lehrern, die dies tatsächlich tun, werden oft von Seiten der Kollegen Fragen gestellt wie: „Warum sollten Schüler im Literaturunterricht Hypertexte/Webseiten schreiben, wozu soll das gut sein?“ Die allgemeine Annahme ist, dass dies Verschwendung kostbarer Zeit sei, es sei denn das Ziel des Unterrichts sei das Schreiben von Hypertexten, das wiederum nicht das Ziel des Literaturunterrichts sein kann. Die Lehrer stoßen also nicht nur auf Unwissenheit in dieser Sache, sondern auf regelrechte Ablehnung. Natürlich ist es wahrscheinlich nicht das Ziel des Unterrichts den Schülern die bloße Herstellung von Hypertexten zu lehren, aber indem man dies tatsächlich trotzdem tut, kann es der Sache dienen, und zwar in dem Sinne, dass die Schüler ihre Schreibfertigkeit üben oder, was ich für noch wichtiger halte, dass ihnen das Lesen beigebracht wird. Hier wird man spontan einwenden wollen: Ja, wieso denn, die Schüler können doch lesen und zwar schon seit der ersten Klasse Grundschule, was soll das Ganze? Auch die Schüler sind fest überzeugt diese wunderbare Fertigkeit perfekt zu beherrschen, aber die Quintessenz eines solchen Unterrichts ist es, bei den Schüler eine kritische/analytische Haltung literarischen Texten gegenüber zu entwickeln. Mit anderen Worten, die Schüler müssen neue Perspektiven des Erschließens von Texten erforschen und neue Methoden entwickeln, die ihnen dann auch bei dem Studium anderer Fächer zugute kommen können. Sie lernen es zu differenzieren, wo sie bisher keinen Unterschied gesehen haben und dieses Differenzieren in Texten ist die eigentliche Definition vom Lesen. Was diesen Prozess für viele Lehrer so schwer macht, ist, dass sie die Überzeugung der Schüler, doch schon lesen zu können, überwinden müssen. Schüler können natürlich lesen in einem gewissen Sinne, aber oft wissen sie nicht, wie Literatur zu lesen ist. Diese Fertigkeit verlangt nach Differenzierungen/Abwägungen anderer Art als diejenige, die sie gewöhnlich anstellen. Man muss ihnen vor Augen führen, dass sich ihre Alltagslesebrille (sprich: Ihre gewohnte Quelle an Differenzierungen) für Texte – sei es von Goethe, Schiller, Thomas Mann oder anderen – als unzulänglich erweisen könnte. Ich habe versucht den Schülern klar zu machen, dass es bei Bedarf auch eine andere Brille aufzusetzen gilt. Wie die angedeuteten Aspekte von der Hypertexttechnologie Hilfestellung erfahren können, soll in der anschließenden Erklärung der Natur des Hypertextes zum Ausdruck kommen.

Was ist eigentlich Hypertext?

Bevor ich das Thema weiter verfolge, möchte ich eine Beschreibung dessen geben, was Hypertext ist und wozu er, abgesehen von der Herstellung von Webseiten, verwendet werden kann.

Ich muss hier etwas weiter ausholen und mich zuerst mit dem Sammelbegriff Hypermedia befassen. Hypermedia ist ein Akronym, das die Wörter Hypertext und Multimedia kombiniert. Die Wörter Hypermedia und Hypertext werden oft als Synonyme verwendet. Obwohl das Wort Hypertext nahe legt, dass sämtliche Informationen in der Form von einfachem Text geliefert werden, erlauben die meisten Hypertextsysteme die Verwendung von Information in anderen Formen wie Zeichnungen, Ton, Animation und/oder Video. Ich werde das Wort Hypertext verwenden, obwohl ich damit immer die gesamte Palette der Hypermedia meine.

Ben Schneiderman[3] definiert Hypertext als “a database that has active cross-references and allows the reader to “jump” to other parts of the database as desired”. Diese Definition spricht verschiedene interessante Aspekte des Hypertextes an:

- Ein Hypertext ist ein database. Die Information besteht nicht einfach aus einer Anhäufung von Bytes, sondern ist strukturiert und weitläufig.
- Die typische Benutzung eines solchen Textes ist es zwischen Teilen des database hin- und herzuspringen.

Die Informationselemente oder Teile des database heißen Knoten und die Verbindungen oder cross-references zwischen den Knoten werden links genannt. Zusammen bilden sie, was wir ein hyperdocument nennen. Die Knoten und links können in Form einer Zeichnung, die mehr oder weniger komplex sein kann, dargestellt werden. Unten können sie ein extrem kleines hyperdocument mit nur fünf Knoten und sieben links sehen. Die Abbildung zeigt auch, dass links an einen bestimmten Punkt (Wort oder Zone), der Anker genannt wird, gebunden sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auch in traditionellen Texten gibt es einige Formen von links. Der Index ist zum Beispiel eine Quelle von links, es ist jedoch nicht möglich direkt von einem Wort im Buch zu einer der im Index angegebenen Seiten zu „springen“. Beispiele direkter links sind Hinweise auf die Bibliographie und auf Fußnoten, die, wenn man so will, eine altmodische Version des hyperlinks sind. Der Hypertext wird manchmal die verallgemeinerte Fußnote genannt, weil Fußnoten tatsächlich ein sichtbares, auf das Vorhandensein eines links hindeutendes Element aufweisen und das Ziel dieses links ist ein getrennter Informationsknoten. Durch die Art, in der Fußnoten in Büchern erscheinen, ist das Nachgehen eines solchen Fußnoten links etwas, was alle Leser von Büchern beherrschen. In einem Buch ist es möglich die Seiten beliebig umzublättern und das Textmaterial in der Reihenfolge zu lesen, die einem zusagt. Man weiß immer, wo man ist, weil man das Buch in der Hand hält und es sehen und fühlen kann. Hinzu kommt, dass die Seiten nummeriert sind und uns genau sagen, wo wir sind. Aber, oft kommt vor, dass man nicht verstehen kann, was man liest, wenn man die Seiten nicht in der normalen Abfolge liest. Der Autor setzt voraus, dass, wenn man an einer bestimmten Seite anlangt, die vorhergehenden Seiten gelesen hat und sich auch an deren Inhalt erinnert. Im Falle des Hypertexts dagegen ist ein explorierendes Lesen vom Autor gewollt. Man soll frei den links folgen können, in irgendeiner Reihenfolge, und nie auf Informationen stoßen, die auf etwas aufbauen, das man nicht gelesen hat. Diese Art des Lesens birgt jedoch ein Risiko in sich und zwar, dass Hypertextleser die Orientierung verlieren können, weil sie sich durch das Vorhandensein der links (farblich markierte Wörter, von denen aus man andere Informationen aufrufen kann) zu einem wilden Anklicken verleiten lassen. Obwohl alle möglichen Pfade durch ein hyperdocument vom Autor eingeplant sind, haben die meisten Dokumente eine starke Ähnlichkeit mit einem Labyrinth, in dem man sich leicht verirren kann. Versuche zeigen, dass Leser selbst in kleinen Dokumenten ein Gefühl der Verlorenheit erleben können.

Es liegt auf der Hand zu sagen, dass die Verwandschaft zwischen allen Arten von Texten und Hypertext offenbar ist. Wir denken gar nicht nach über die allgemein anerkannten Verfahrensweisen des Lesens, wie, dass man in der linken, oberen Ecke der ganz links am Anfang sich befindlichen Seite und über das Lesen jeder Zeile von links nach rechts, dass neue Sätze mit einem Großbuchstaben und neue Absätze mit einer räumlichen Unterbrechung irgendeiner Art (eingerückte erste Zeile oder Leerzeile). Tatsächlich ist eine der Rechtfertigungen für das Studium von Fremdsprachen und Literaturen, dass man durch kontrastives Vergleichen zeigt, was unsere eigenen kulturellen, linguistischen und anderen Hypothesen sind. Hypertext ist wie eine Fremdsprache insoweit, dass sich seine markup [4] -Strukturen von denen traditioneller (literarischer) Texte unterscheiden, aber trotzdem als textuelle Strukturen erkennbar sind. Er unterscheidet sich jedoch von einer Fremdsprache insofern, dass das Wissen und die Erfahrung, die man benötigt, um in Hypertextformaten zu arbeiten viel geringer sind als jene für eine fremde Sprache. Folglich, das kritische Element beim Einbetten eines Hypertextprojekts in den Literaturunterricht ist, die Schüler dazu zu bringen, den markup zu analysieren und ihn mit dem markup -Begriff von dem, was sie als „normalen“ oder „nicht markierten“ Text empfinden, zu verbinden. Webseiten sind ideal für diese Art von Tätigkeit.

Selbst wenn man eine Webseite mit einem WYSIWYG[5] Hardware-Werkzeug baut, muss man trotzdem etwas von tagging [6] und Sektionen verstehen, um Fehler zu lokalisieren. Web-Browser „lesen“ HTML[7] und stellen sie für uns Menschen auf verschiedene Art und Weise dar. Eine wichtige Überlegung für den Literaturunterricht ist, dass ohne den markup der Text bedeutungslos ist. Und was zum markup zählt, hängt vom Browser ab und nicht vom Text. Mit anderen Worten: Der Leser muss die Struktur der Texte erkennen, weil, wenn ein Element für den Browser nicht als solches erkenntlich ist, wird es nicht ordentlich von ihm verstanden und folglich falsch auf der Webseite dargestellt. Browser können deshalb als besonders begriffsstutzige „Leser“ betrachtet werden. Der Text muss ihm sozusagen durch HTML „vorgekaut“ werden, damit er ihn entsprechend „verdauen“ kann. Man kann dies damit vergleichen, dass wenn Leser ein textuelles Element nicht als bedeutsam empfinden, dieses Element nicht interpretiert, sondern einfach übergangen wird. Dieser Sachverhalt gibt eine Erklärung für die Gefühle der Schüler, wenn sie die Erklärung eines von ihnen gelesenen, aber nicht richtig verstandenen Textes anhören. Sie erwachen jäh, sie haben das Gefühl der Erkenntnis, sie sehen plötzlich etwas, das genau vor ihnen lag und das sie erkannt hätten, wenn sie nur den richtigen Blickwinkel gehabt hätten, um es „richtig“ oder überhaupt zu erkennen. Die Schüler müssen lernen den Text zu „markieren“. Diese Markierungsarbeit kann auf vielen Ebenen geschehen, von der typographischen bis zur klassifizierenden Ebene, aber egal auf welcher Ebene, es reduziert sich immer wieder darauf, Unterscheidungen/Klassifizierungen innerhalb der Texte vorzunehmen.

Schlussfolgerung: Der Vorgang des Markierens eines Hypertexts sorgt für die notwendige Entfremdung des Textes, die die Schüler erst in die Lage versetzt, die Strukturen anzuschauen, anstatt einfach durch sie hindurch zu schauen. Wenn sie die Fähigkeit erworben haben den markup im Hypertext zu erkennen, sind sie leichter in der Lage den markup in der Literatur zu erkennen. Das Lehren der Erstellung von Hypertexten ist eigentlich nur das Lehren der Textualität auf praktische Art und Weise. Das „packen wir’s an“-Wesen dieser Art kreativer Arbeit ermöglicht eine Begegnung mit Textualität, die Lesen allein nicht bewerkstelligen kann. Aus diesen Gründen verlangen Literaturlehrer seit ewigen Zeiten von ihren Schülern, dass sie Aufsätze schreiben und die Texte diskutieren. Schüler sollen ihre Gedanken über ein Schriftstück äußern und so diese Gedanken verfeinern und genauer und ausführlicher formulieren. Schüler verstehen es oft nicht Differenzierungen in einem Text vorzunehmen (d.h. sie können ihn nicht richtig lesen), und deshalb produzieren sie bei dieser Art Aufgabe zu allgemein angelegte, vage und uninteressante Arbeiten. Die Vertrautheit mit der Erstellung von Hypertexten bewirkt, dass sie sich den wesentlichen Fragen stellen, die herkömmliche Aufsätze oft als vorausgesetzt vom Tisch wischen. Indem sie sich in Hypertextform mit solchen Problemen herumschlagen müssen, sind sie besser ausgerüstet die erworbenen Fertigkeiten in ihr traditionelles Schreiben und Lesen einzubringen und ganz allgemein in ihr Verständnis von Literatur, Lesen und Schreiben.

Wie erstelle ich hyperlinks?

Textteile lassen sich sehr leicht zu einem Hypertext verknüpfen. Dazu brauche ich nicht unbedingt einen Internetzugang. In der Regel bietet eine einzige Diskette bereits genügend Platz für mehrere Hypertexte. Die folgenden fünf Schritte sind das ganze Geheimnis:

1) Zunächst wird die Ausgangsseite (in diesem Fall der Text: Der Rattenfänger zu Hameln), die später die weiterführenden links für den/die LeserIn bereithält, als normale Word-Datei gespeichert.
2) Anschließend werden die weiterführenden Textteile ( links ) als normale Dateien unter eigenen Namen einzeln abgespeichert.
3) In einem dritten Schritt markiere ich mit der Maus das Wort, von dem aus ich zu dem weiterführenden Text gelangen möchte.
4) Danach öffne ich unter dem Menü „Einfügen“ die Option „Hyperlink einfügen“ und gebe den Dateinamen des Ziel- bzw. weiterführenden Texts ein.
5) Mit einem Mausklick auf das Feld „OK“ bestätige ich die Auswahl und der Hyperlink wird erstellt. (Das erkenne ich daran, dass das markierte Wort blau unterstrichen erscheint.)

Präsentation: Technische Hinweise: Für die Präsentation der Gruppenergebnisse im Unterricht kann entweder ein Beamer benutzt oder ein spezieller PC-fähiger Aufsatz für den Overhead-Projektor, der mit einem Computer verbunden werden muss. Die Texte sollten möglichst gut sichtbar an die Wand projizieren werden, damit alle SchülerInnen mitlesen können (gleichwenn ein/e SchülerIn möglicherweise laut liest). Aus diesem Grund sollte die Schriftgröße mindestens 14 betragen.

Von der Theorie zur Praxis

Neue Technologien und Pädagogien werden selten in die Klassenzimmer eingeführt, ohne das tägliche Leben der Lehrkräfte oder die Organisation der Schule in gewisser Weise durcheinander zu bringen.

Natürlich verfügt das vernetzte Klassenzimmer über weitläufige Resourcen für die Herstellung und das Erleben von Hypertext (Zugang zu Online-Web -Seiten für Recherchen und praktischen Präsentationsmechanismen). Überlegungen zu den Methoden, wie bei jeder Lerntätigkeit, wie das Herstellen von Hypertexten in den Unterricht eingefügt werden und den Schülern vorgestellt werden kann, sind entscheidend für die pädagogische Wirksamkeit. Die Schüler wollen nicht nur wissen, was sie tun, sondern auch warum sie es tun, auch wenn sie nicht alle Gründe unbedingt kennen müssen, wie Aspekte psychologischer Art, z.B. dass das Arbeiten an einem Hypertext die Zusammenarbeit der Schüler ermutigt.

Beim Literaturunterricht kann erfolgreich sein, die Tätigkeit mit dem Thema des Kurses zu verbinden. Zum Beispiel als Teil einer Unterrichtseinheit über Märchen und Sagen der Gebrüder Grimm wie z.B.

„Der Rattenfänger zu Hameln“.

Im Jahre 1284, ließ sich zu Hameln ein wunderlicher Mann sehen. Er hatte einen Rock von vielfarbigem, buntem Tuch an und gab sich für einen Rattenfänger aus, indem er versprach, gegen ein gewisses Geld die Stadt von allen Mäusen und Ratten zu befreien. Die Bürger sagten ihm diesen Lohn zu, und der Rattenfänger zog sein Pfeifchen heraus und pfiff. Da kamen alsbald die Ratten und Mäuse aus allen Häusern hervorgekrochen und sammelten sich um ihn herum. Als er nun meinte, es wäre keine zurück, ging er aus der Stadt hinaus in die Weser; der ganze Haufe folgte ihm nach, stürzte ins Wasser und ertrank. Als aber die Bürger sich von ihrer Plage befreit sahen, reute sie der versprochene Lohn, und sie verweigerten ihn dem Mann, so daß dieser erbittert wegging. Am 26. Juni kehrte er jedoch zurück in Gestalt eines Jägers erschrecklichen Angesichts, mit einem roten wunderlichen Hut und ließ, während alle Welt in der Kirche versammelt war, seine Pfeife abermals in den Gassen ertönen. Alsbald kamen diesmal nicht Ratten und Mäuse, sondern Kinder, Knaben und Mägdlein vom vierten Jahre an, in großer Anzahl gelaufen. Diese führte er, immer spielend, zum Ostertore hinaus in einen Berg, wo er mit ihnen verschwand. Nur zwei Kinder kehrten zurück, weil sie sich verspätet hatten; von ihnen war aber das eine blind. so daß es den Ort nicht zeigen, das andere stumm, so daß es nicht erzählen konnte. Ein Knäblein war umgekehrt, seinen Rock zu holen, und so dem Unglück entgangen. Einige sagten, die Kinder seien in eine Höhle geführt worden und in Siebenbürgen wieder herausgekommen. Es waren im ganzen 130 Kinder verloren.

Nach Brüder Grimm -Deutsche Sagen- Das Ziel eines Arbeitsauftrags könnte es sein, die Bezugnahmen und Allusionen/Anspielungen in dieser Geschichte zu erforschen, indem man sie zuerst sucht und dann anstreicht und durch hyperlinks mit Hintergrundinformationen und Vertiefungen verkoppelt (in diesem Text sind die hyperlinks durch Pfeile ersetzt, da der vorliegende Text nicht als Hypertext konzipiert ist). Wenn einmal die Analogie entdeckt ist, könnte man durch die Tätigkeit selbst Einblicke in beide Seiten der Analogie gewinnen – d.h. nicht nur, was es mit Anmerkung, Allusion, Anspielung/Bezugnahme in dichterischen und literarischen Texten auf sich hat.

Auch können geographische Erläuterungen, die zur Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten beitragen und den Autor und seine Werke betreffendes Hintergrundwissen eingelinkt werden.

Hypertext als Hilfe für das Lernen von Vokabeln

Wie viele Fremdsprachenlehrer innen bezeugen können, geschieht beim Lesen von fremdsprachlichen Texten, dass sich Schüler zuerst auf die einzelnen Wörter konzentrieren. Wenn ein Text viele neue, sprich unbekannte Wörter enthält, sind Schüler bald verzweifelt und entmutigt. Wenn der Text bekannte oder bekanntere Vokabeln enthält, setzen die Schüler ihre Leseaufgabe eher fort.

Die Hypertexttechnologie ermöglicht ein schnelleres und präziseres Entschlüsseln von Bedeutungen und stellt oft auch andere visuelle und interaktive Lösungen zur Verfügung. Sie versetzt die Lehrkräfte in die Lage eine Fremdsprache auf interessantere und wirksamere Weise zu lehren. Es können Hyperreferenzwörterbücher angeklickt werden. Der Vorteil solcher on-line- Wörterbücher ist, dass man immediaten Zugang zu zusätzlichen Informationen erhält, die zum Beispiel den gewöhnlichen Kontext und Gebrauch eines Wortes erklärt und Beispiele seines Vorkommens angibt. Die Benutzung von on-line- Wörterbüchern ist auch beim Lesen herkömmlicher linearer Texte sinnvoll, d.h. die Leser sitzen den jeweiligen Text in der Hand haltend vor dem Computer, unterstreichen unbekannte Wörter und befragen dann das on-line- Wörterbuch. Es ist erwiesen, dass Vokabeln desto besser behalten werden je mehr Arbeitsaufwand mit der Suche nach ihrer Bedeutung und Anwendung verbunden ist. Es empfiehlt sich daher bei Hypertexten im Fremdsprachenunterricht die unbekannten Wörter mit links zu ihrer Bedeutung etc. zu versehen. Es wird hierdurch der „ easy come easy go“- Effekt vermieden. Die dringende Notwendigkeit den Schülern das Erlernen von neuen Vokabeln zu erleichtern oder erst möglich zu machen und somit die erwünschenswerte Erweiterung ihres Wortschatzes zu erzielen, kann nicht dem zufälligen Lernen anvertraut werden. Dies bedeutet, dass Lehrer Iinnen Strategien lehren und benutzen müssen, die die Schüler dazu bringen neue Wörter zu lernen.

Methodische Überlegungen

Die Arbeitsaufträge bedeuten für die meisten SchülerInnen eine doppelte Leistung, insofern nicht nur die Ausgangstexte, sondern vielfach auch der Umgang mit dem Medium Hypertext noch weitgehend unbekannt bzw. ungeübt sind. Dennoch bleibt eine ausführliche Einführung in das Medium überflüssig; wenn nötig, mag die Kurzanleitung reichen. Die Auswahl der Texte, die Gruppenfindung und Bearbeitung der Arbeitsaufträge können in Eigenregie der SchülerInnen geschehen. Die Anweisungen in den Arbeitsblättern sind für die selbstständige Erarbeitung der SchülerInnen angelegt. Die Lehrerrolle besteht darin, auf Nachfrage zu beraten, sich insgesamt zurückzunehmen und die Arbeitsprozesse in den Gruppen zu beobachten.

Schlusswort

Aus den vorhergehenden Ausführungen geht hervor, dass die Verwendung der Hypertexttechnologie im Unterricht eine andere Art der Textinterpretation und Analyse erlaubt. Hypertext verändert die Rollen von Autor und Leser. Die Netzwerkstruktur des Textkorpus selbst unterscheidet sich deutlich von der Struktur „konventioneller“ Texte, wie man sie üblicherweise aus dem Unterricht und anderen Kontexten kennt. Der Wunsch nach vernetztem Denken, Lernen und Wissen wird bei der Arbeit mit Hypertext auf einfache Weise erfüllbar. SchülerInnen können ihre eigenen interpretatorischen Ansätze entwickeln, verknüpfen, erweitern, erklären und darstellen. Die Möglichkeiten, die eine Hypertextinterpretation bietet, sind schier grenzenlos; einige kombinatorische Arbeiten, das Zusammenfügen einzelner links bleibt dabei dem/der Hypertext-LeserIn überlassen, der/die auf konstruktivistische Art während des Lesevorgangs einen eigenen Text schafft.

Literaturverzeichnis

1. Ben Schneiderman/Greg Kearsley, 1989, “Hypertext Hands-On!
2. Margit Grüner/Timm Hassert, 2000, „ Computer im Deutschunterricht “, Langenscheidt, Berlin
3. Gebrüder Grimm, „Deutsche Sagen“, 1816-1818
4. Internet: http://www.hameln.de/tourismus/rattenfaenger/rf_sage_deutsch.htm http.//www.gutenberg.spiegel.de/grimm/sagen/grmsgihv.htm
5. Gerhard Neuner/Hans Hunfeld, Methoden des fremdsprachlichen Deutschunterrichts, 1993, Langenscheidt, Berlin
6. Notizen aus den Vorlesungen von Prof. Cristofoletti: Metodologia e laboratorio di metodologia dell`insegnamento della lingua tedesca e nuove tecnologie

[...]


[1] Mit an das Internet angeschlossenen Computern ausgestattetes Klassenzimmer

[2] Software zum Schreiben von Geschichten

[3] Sein Buch Hypertext Hands-On!, das er in Zusammenarbeit mit Greg Kearsley 1989 veröffentlichte, war das erste kommerzielle elektronische (auf zwei Disketten) Buch der Welt und stellte erstmals den farblich markierten eingefügten link vor, der ein Baustein des Erfolgs des World Wide Web ist.

[4] Die Sammlung detaillierter stylistischer Anweisungen auf einem Manuskript, das gedruckt werden soll.

[5] What You See Is What You Get = Was du siehst, ist das, was du erhältst

[6] Feldmarkierung

[7] HTML = Hypertext Markup Language

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Einsatz von Hypertext im Literaturunterricht an der Oberschule im Fach Deutsch als Fremdsprache
Hochschule
Libera Università di Bolzano
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V108565
ISBN (eBook)
9783640067626
Dateigröße
583 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einsatz, Hypertext, Literaturunterricht, Oberschule, Fach, Deutsch, Fremdsprache
Arbeit zitieren
Vera Schladitz del Campo (Autor:in), 2004, Der Einsatz von Hypertext im Literaturunterricht an der Oberschule im Fach Deutsch als Fremdsprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/108565

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