Zeitroman oder historisierte dokumentierende Sozialkritik ?


Hausarbeit, 2004

24 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung der Fragestellung:

2.0 Bestandsaufnahme:
2.1 Die Bearbeitung des Titels:
2.2 Die Bereinigung von christlich-religiöser Terminologie:
2.3 Historisierungen:
2.4 Modernisierungen:
2.5 Feministische und emanzipatorische Aspekte des Romans:
2.6 Das gewandelte Männerbild:
2.7 Faschistische und nationalsozialistische Prophetie:

3. Ergebnis des Textvergleichs:

4. Literaturverzeichnis:

1. Einleitung der Fragestellung:

Man hätte 1931, als der Roman erschien, ihn nur richtig lesen müssen, um zu begreifen, was sich in den deutschen Kleinstädten anbahnte. Das Prophetische dieses Romans liegt klar zutage.[1]

Dieses Urteil Heidi Patakis über Marieluise Fleißers Werk „Mehlreisende Frieda Geier“, aus der Kenntnis der historischen Entwicklung heraus, mag einen Eindruck geben, in welcher Weise der einzige Roman der bayerischen Autorin nach dem Erscheinen der, von ihr noch selbst bearbeiteten „Gesammelten Werke“ im Jahre 1972, und der damit einhergehenden Wiederentdeckung ihres Werks für die Literaturwissenschaft, rezipiert wurde. Während zeitgenössische Kritiker der Dreißiger Jahre größtenteils die Liebesgeschichte zwischen der Mehlreisenden Frieda Geier und dem Tabakwarenhändler und Lokalsportler Gustl Amricht (später Gillich) in den Blick nahmen, las die jüngere Literaturwissenschaft der Siebziger und Achtziger Jahre den Roman oftmals lieber unter soziologischen und feministischen Aspekten.[2]

Relativ kurze Zeit nach seinem erstmaligen Erscheinen im Gustav Kiepenheuer-Verlag im Jahre 1931 geriet der Roman, wie auch das restliche Werk der Fleißer, nach 1933 bereits wieder in Vergessenheit, worunter besonders die Autorin zu leiden hatte.[3] In ihrer Korrespondenz finden sich des öfteren Anspielungen über ihre Popularität in Deutschland. So eröffnete sie z.B. einen Brief vom 10. Mai 1946 an H. J. Weitz (Dramaturg am Landestheater Darmstadt) mit den Worten: „... Darf ich Ihnen als Unbekannte...“, oder sie traf die Aussage: „ Als Dichterin existiere ich nicht für die Deutschen “.[4] Um so mehr war Marieluise Fleißer von der Idee begeistert, eine Gesamtausgabe ihrer Werke zu veröffentlichen. Der Herausgeber ihrer „Gesammelten Werke“, Günther Rühle, charakterisierte Marieluise Fleißer folgendermaßen: „ Bis zum letzten Tag konnte ihre Sicherheit ‚etwas zum Sagen zu haben’, die Unsicherheit nicht beseitigen, ob das Gesagte auch etwas bedeute.[5] Gerade diese Unsicherheit aber scheint der Grund für Marieluise Fleißer gewesen zu sein, ihre Texte noch einmal emsig für die Gesamtausgabe zu bearbeiten; eine Tat, welche ihr später von einigen Literaturwissenschaftlern vorgeworfen wurde.

Besonders Johannes Süßmann bemängelte, dass durch die nachträgliche Bearbeitung des Textes die „Literarizität“ der Urfassung verloren gegangen sei und der Roman deshalb in seiner zweiten Fassung von der Forschung zumeist unkritisch als historisches Dokument rezipiert worden sei.[6] Mit dieser nachträglichen Bearbeitung bzw. „Historisierung“ seien aber von der Autorin auch ganz bestimmte Erkenntnisinteressen und Rezeptionshaltungen bedient worden, die sich an dem aufkommenden Interesse der literaturwissenschaftlichen Forschung an der jüngeren deutschen Vergangenheit und an feministischen Interpretationen orientierte, was der Autorin und dem Roman beispielsweise Ulrike Baureithel vorwarf.[7]

Aus der Rezeptionsneigung der Literaturwissenschaft, die verstärkt erst in den siebziger und achtziger Jahren aufkam, die zweiten Fassung des Fleißerschen Romans als Dokument sozialkritischer und feministischer Tendenzen der späten Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre zu lesen, und die daraus resultierenden Zuweisungen von faschistoiden Prophezeiungen an den Text der Urfassung des Romans „Mehlreisende Frieda Geier“, ergibt sich die Fragestellung dieser Arbeit.

Es stellt sich nämlich die Frage, ob es sich bei der zweiten, bearbeiteten Fassung noch um einen Zeitroman handelt, oder ob dieser bereits zu einem Dokument nachträglicher Sozialkritik jener Zeit bearbeitet wurde. Hinzu kommt die Frage, ob die Erstfassung wirklich in dem Maße Prophetie des späteren Faschismus und Nationalsozialismus enthält, wie oftmals behauptet, oder, ob diese politische Bedeutung erst später von der Forschung in den Text hineininterpretiert wurde.

2.0 Bestandsaufnahme:

Der erste notwendige Schritt, der oben genannten Fragestellung näher zu kommen, besteht in einer vergleichenden Analyse der beiden Fassungen des Romans „ Mehlreisende Frieda Geier“ / „Eine Zierde für den Verein “ aus den Jahren 1931 und 1972 im Hinblick auf die Bearbeitung der späteren Fassung.[8]

Der durchgeführte Vergleich der zweiten Fassungen mit der Erstausgabe des Textes ergab ein breites Spektrum in der Art und Weise der Bearbeitung. Neben der Variation einzelner Begriffe, welche besonders häufig in den ersten Kapiteln anzutreffen sind, und größtenteils durch die Bereinigung von christlich-religiöser Terminologie und Metaphorik zu charakterisieren ist, fallen Ergänzungen und Streichungen kleinerer Passagen der zweiten Fassung, besonders im Mittelteil, gegenüber der Urfassung auf. Entscheidend für die hier zu bearbeitende Fragestellung scheinen jedoch die elementaren Veränderungen und Ergänzungen in den Kapiteln 20 bis 22 zu sein.[9]

Eine der auffälligsten Veränderungen, welche auch ohne direkten Textvergleich auf den ersten Blick ersichtlich ist, deren Bedeutung jedoch nicht unterschätzt werden sollte, besteht in der Umbenennung des Romans von „ Mehlreisende Frieda Geier “ in „ Eine Zierde für den Verein “, wobei der Untertitel „ Roman vom Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen “ in beiden Fassungen identisch geblieben ist. Aus diesem Grunde soll im Folgenden auch mit der Analyse beider Titel im Hinblick auf die damit implizierten Erwartungen an den Text begonnen werden.

2.1 Die Bearbeitung des Titels:

Beide Titel lassen Verschiedenes erwarten:

Die Fassung von 1931 trägt noch den Titel „ Mehlreisende Frieda Geier “. Zunächst einmal lässt dieser Titel eine bestimmte Frau – Frieda Geier nämlich – als Hauptfigur vermuten, was jedoch nicht unbedingt dem Text entspricht. Der Sportler und Tabakwarenhändler Gustl Amricht / Gillich ist Hauptfigur.[10] Johannes Süßmanns Meinung zu Folge ist es auch die Spannung zwischen Männerberuf (Mehlreisende) und Frauenname (Frieda), welche die Provokation des Titels ausmacht.[11] Der Handel des Reisenden mit einem Grundnahrungsmittel (Mehl), verspricht zusätzlich wenig Aussicht auf Absatzsteigerung, wenn diese nicht auf Kosten anderer geschieht.[12] Hierzu passt auch der Namen – Geier. Der Geier als Aasfresser, der sich also von toten Nahrungskonkurrenten ernäht, vervollständigt die sozial- und gesellschaftskritische Implikation, die der Titeln der Urfassung erwarten lässt.

Eine Zierde für den Verein “ hingegen ist zunächst durchaus positiv konnotiert. Der Begriff „Zierde“ bezeichnet ja schließlich Schönheit, Pracht oder eine herausragende Stellung. Ein weiterer Unterschied zum Titel der Urfassung besteht auch darin, dass hier die Bezugsperson für das Attribut „ Eine Zierde für den Verein “ nicht genannt wird. Es handelt sich hier um eine unbestimmte Figur des Textes, die aber an einen bestimmten Verein – im Text eine Männerdomäne – gebunden ist, was der bestimmte Artikel deutlich macht. Da es sich um ein von außen herangetragenes Attribut handelt, enttarnt Johannes Süßmann diese Bezeichnung als Kommentar der Erzählerinstanz, welcher, die sich damit identifizierende Figur ins Lächerliche zieht.[13]

Das einzige Mal erscheint diese Bezeichnung „ Eine Zierde für den Verein “ in der zweiten Fassung des Romans im Zusammenhang mit dem Maurer Paintner, der nicht durch seine sportlichen Leistungen, sondern aufgrund seiner physischen Schlagfertigkeit während der finalen Schlägerei zwischen Schwimmern und Mauren in der „ Emeramschwaige im Donaumoos“ (ZV, S. 197), mit diesem Attribut ausgezeichnet wurde.[14]

Die beiden Titel eröffnen also verschiedene Horizonte der Lesererwartung, welche auf verschiedene Inhalte abzielen. Der erste Titel impliziert das semantische Feld des Konfliktes zwischen männlicher Berufswelt und traditioneller Frauenrolle, lässt also einen Zeitbezug erwarten. Die zweite Fassung des Titels hingegen zielt auf den Bereich des Vereins- und Gesellschaftsleben ab. Beiden gemein ist allerdings die Erzeugung von Ironie, wenn diese auch im ersten Fall aus der Spannung (Männerberuf – Frauenname) des Titels selbst, im zweiten aus der Verbindung der Erzählinstanz mit dem Titel bzw. Text erzeugt wird.[15]

2.2 Die Bereinigung von christlich-religiöser Terminologie:

Ein Blick in das erste Kapitel des Romans genügt, um festzustellen, dass die erste und zweite Fassung sich durch die Verwendung von christlich-religiösen Termini unterscheiden. Eröffnet Gustl 1931 seinen Laden am „ Bitteren Stein “ noch aus „ frommem Eigensinn “ (MR, S. 7) und trat seit drei Tagen kein „Christenmensch“ (MR, S. 7) über seine Schwelle, so fehlt 1972 der „ fromme Eigensinn “ gänzlich und aus dem „ Christenmenschen “ ist „ keiner, der nicht wirklich musste “ (ZV, S. 7) geworden. Aber es finden sich noch weitere Anhaltspunkte. Nach der Trennung von Frieda kommt in der alten Fassung der „ arme Sünder “ (MR, S. 265) wieder bei der, ihn für seinen Fehltritt strafenden Mutter Filomena unter, während es in der überarbeiteten Fassung der „ Bestrafte “ (ZV, S. 154) ist.

Gott verleihe ihm jenen Wohlgeruch, der die Aufsässige zahm macht! “ (MR, S. 270) zitiert die Erzählinstanz Gustls Flehen in der Urfassung noch, als dieser den Versuch unternimmt Frieda mit einem Kind an sich zu binden. Die Fassung der „Gesammelten Werken“ kennt nur den nüchterneren Satz „ Er beschwört den Duftstoff, der die Aufsässige zahm macht. “ (ZV, S. 156).

Aber auch die „ christliche Nächstenliebe “ (MR, S. 50), welche in diesem Fall eine Mehlbestellung bedeutet, die der Bäckermeister Stubenrauch Frieda gerne angedeihen lassen würde, wenn sie ihm zeitlich entgegenkäme, ist in der zweiten Fassung verschwunden.

Diese wenigen Beispiele mögen genügen, um eine gewisse Veränderung deutlich zu machen.[16] In der Urfassung ist christlich-religiöse Terminologie fast immer mit Geschäft – in Friedas Fall sogar mit Überlebenskampf – verknüpft. Johannes Süßmann bezeichnete diesen Komplex des wirtschaftlichen Überlebenskampfes als sozialdarwinistischen Diskurs, was anhand der Darstellung von Friedas Existenzkampf – the survival of the fittest – durchaus nachvollziehbar ist.[17] Der sozialdarwinistische Diskurs ist also in der Urfassung stets mit dem christlichen Diskurs von Nächstenliebe und Mitleid montiert und ermöglicht so eine kritische Einsicht in den kleinbürgerlichen Sozialbereich der Provinz der Zwanziger Jahre. In der überarbeiteten Fassung fehlt diese Montage, was zur Folge hat, dass nur der sozialdarwinistisch-wirtschaftliche Existenzkampf in den Vordergrund tritt und somit ein anderes Licht auf die Verhältnisse der späten Zwanziger Jahre geworfen wird. Diese Erkenntnis wird an anderer Stelle noch von Bedeutung sein.

2.3 Historisierungen:

Durch die vergleichende Analyse der Ur- und der bearbeiteten Fassung des Romans ließ sich noch ein weiterer, veränderter Komplex erkennen, welcher unter dem Begriff „Historisierung“ zusammenzufassen ist.

Als ein zentrales Beispiel für diese Art der Bearbeitung darf wohl die Beschreibung der Kleinstadt angeführt werden, die als Einschub zwischen dem Ende der Rückblende der Liebesgeschichte und der Wiederholung des Anfangs gesetzt worden ist.[18] Die bedeutungsvollen Namen der Urfassung – die „ Alte “ und „ Neue Welt “, die „ Schwedengasse “, „ Zinnknopfgasse “, „ Höllengasse “ und „ Zügelgasse “, das „ Feilenbacherl “ und der „ Innerer und Äußerer Graben “ (MR, S. 176) – werden in der neuen Fassung durch reale Ingolstädter Straßennamen ergänzt bzw. ausgetauscht.[19] Dies hat zur Folge, dass der fiktive Ort der Erzählung reale Gestalt annimmt. Ingolstadt der Zwanziger Jahre ist der historische Hintergrund und verleiht somit dem Roman und seiner Handlung historischen Charakter. Die realen Straßennamen zitieren Wirklichkeit, während die teilweise fiktiven Straßennamen der Urfassung die Wirklichkeit des Romans erst konstituieren.[20]

Eine ähnliche Funktion scheint auch die Passage zu haben, welche die Meidung von Gustls Tabakwarenladen zu begründen versucht. In der ersten Fassung fragt die Erzählinstanz noch: „ Was darf man von einer Stadt mit siebzehntausend Einwohnern und dreitausend Arbeitslosen anders erwarten? “ (MR, S. 8). Die zweite Fassung hingegen wurde dahingehend modifiziert, dass als weiterer Grund für die schwache wirtschaftliche Lage, und der daraus resultierenden Existenznot der mittelständischen Geschäftsbetriebe, die historisch konkrete Entmilitarisierung der Stadt Ingolstadt ergänzt und die Einwohnerzahl den realen Verhältnissen („ neunundzwanzigtausend Einwohner “) angepasst wurde. Auch die Arbeitslosenquote wurde den historischen Verhältnissen angepasst („ zehn Prozent “).[21] Zu diesem Bereich des direkten Zitierens historischer Wirklichkeit, wozu die bereits oben genannte Entmilitarisierung gehört, um die schwierige wirtschaftliche und soziale Lage zu verdeutlichen, zählt auch die nachträgliche Erwähnung des „ Versailler Vertag[es] “ (ZV, S. 109) als Grund für die, nach dem Abzug des Militärs stark geschwächten und daran ehemals gekoppelten Wirtschaftszweige. Nicht zu vergessen ist auch das Einbringen der schwierigen existenziellen Situation der Jugend, die deshalb Gedanken anheim gefallen sein sollen, „ die wie Keimstoffe in der Luft schwirren.“ (ZV, S. 109).

Analog zur Historisierung des Handlungsortes, der sich in der Urfassung selbst konstituierte, wird nun auch der geschichtliche Hintergrund von außen an die Erzählung herangetragen, welcher zuvor ebenfalls Textimmanent gewesen ist.

Aber nicht nur Handlung und Ort erhalten historischen Charakter, sondern auch die Figur des Gustl Gillich. In der bearbeiteten Fassung wird in der Holzdiebstahl-Szene das Herrühren von Gustls Organisationstalentes erklärt. Dieses habe er sich nämlich als „ Buberl “ im „ Vierzehnerkrieg “ erworben.[22] Somit ist auch die fiktive Figur des Gustl Gillich mit einem realen historischen Ereignis verknüpft.[23]

Der Text mit seinen ihm innewohnenden Figuren verliert also, durch die historisierend wirkende Bearbeitung, Teile seiner immanenten „Literarizität“. Er wird teilweise zum historischen Dokument.

2.4 Modernisierungen:

Einen weiteren, auffälligen Bereich, im Zuge der Überarbeitung des Romans durch die Autorin, stellen wohl die Begriffsmodifizierungen und -modernisierungen dar. Diese Maßnahme scheint sich eindeutig am Rezipienteninteresse der neueren Fassung zu orientieren. So werden beispielsweise aus den „ Schupos “ (MR, S. 20) – der Abkürzung für Schutzpolizisten – von 1931 zwei „ Landespolizisten “ (ZV, S. 15); ein Begriff, der vor allem dem jungen Leser der Siebziger Jahre durchaus geläufiger gewesen sein dürfte.

Das „ Gegentum “ (MR, S. 270) der Urfassung kehrte sich 1972 ins „ Gegenteil “ (ZV, S. 156) um, und in der Version von 1931 fragt Mutter Mena ihren Sohn Gustl noch: „ Und wie steht es damit, daß du heute Besuch hast? “ (MR, S. 267), was an analoger Stelle der zweiten Fassung der Zeit entsprechend modernisiert wurde. So fragt die Mutter in der bearbeiteten Fassung: „ Und wie steht es damit, daß du telefoniert hast? “ (ZV, S. 155).

Auch die Preisvorstellungen und Ausdrucksweisen wurden den Siebziger Jahren angepasst. Soll in der Fassung von 1931 Frieda noch „ Jeder Pfennig “ (MR, S. 249), den Gustl für sie hatte springen lassen, ein Loch in den Beutel reißen, so war es 1972 schon „ Jede Mark “ (ZV, S. 145) und können seine anderen Mitbürger Raimund Scharrer in der Urfassung „ aller miteinander gestohlen bleiben “ (MR, S. 228), so gibt der modifizierte Text das verkürzte „Götz-von-Berlichingen-Zitat“ („Sie können ihn alle miteinander“, ZV, S. 134) wieder.

Aber auch Fachbegriffe wurden der Zeit angepasst. So schiebt sich in der bearbeiteten Fassung das Mondlicht in „ reinlichen Rauten “ (ZV, S. 153) über die Betten der Klosterschülerinnen, während es in der Fassung von 1931 noch „ reinliche[n], schräge[n] Vierecke[n] “ (MR, S. 264) sind. Gustl Gillich wird auch als „ Fachmann der Tabakwarenbranche “ (ZV, S. 7) bezeichnet, während Gustl Amricht „ Verkäufer aus derselben Branche “ (MR, S. 7), nämlich der „ Genußmittel “ (MR, S. 7), ist. Aber auch kaufmännische Begriffe wie „ Warenschulden “, „ Verdienstspanne “ und „ Skonto “ (alle Zitate: ZV, S. 122) zeichnen die modifizierte Fassung aus. Nebensächlich in diesem Zusammenhang erscheint, dass Gustl Gillich zur Verfolgung Raimund Scharrers ein „ Taxi “, Gustl Amricht noch ein „ Auto “ nimmt.

Dieser Modernisierung einiger Begriffe hat sicherlich nicht den gleichen Stellenwert, wie die übrigen Veränderungen, jedoch ist diese Bearbeitung, neben der verstärkten Herausarbeitung des Wirtschafts- und Handelsdiskurses, doch wohl ein Indiz für die Orientierung der Autorin am Rezipienteninteresse; ein Vorwurf, der Marieluise Fleißer gemacht wurde und dessen Untersuchung ein Teil der Fragestellung dieser Arbeit ist.

2.5 Feministische und emanzipatorische Aspekte des Romans:

Wie oben bereits erwähnt worden ist, hat die in den Siebziger Jahren einsetzende Bewegung der gesellschaftskritisch-literaturwissenschaftlichen Forschung in Marieluise Fleißers Roman oftmals reichen Stoff gefunden. Besonders die Frauenbewegung las Fleißers Werk durch die Brille der Emanzipation.[24] Aber auch diese Lesart ist in neuerer Zeit dahingehend kritisiert worden, dass hier ebenfalls das aufkommende Forschungsinteresse von der Autorin bedient worden sei, und dass sich die, sich diesem feministisch-literarischen Blick verschriebene Forschung, überspitzt formuliert, hat von der Autorin an der Nase herumführen lassen.[25]

Auch hier ist ein Vergleich beider Fassungen unerlässlich, um sich ein Urteil über den Grad der Bearbeitung im Hinblick auf Feminismus und Emanzipation zu erlauben. In dieser Frage ist besonders das Kapitel 4, welches die Schilderung des Existenzkampfes Friedas beinhaltet, von Interesse.[26]

Es fällt auf, dass die Figur der Frieda Geier in der Urfassung wesentlich sanftmütiger dargestellt ist, als ihr Pendant aus dem Jahre 1972. So möchte man einen regelrechten „Flirt“ zwischen Bäckermeister Stubenrauch und der Mehlreisenden und den Einsatz ihrer Weiblichkeit aus geschäftlichem Interesse erkennen, während die bearbeitete Fassung Frieda aggressiver und distanzierter dem Kunden gegenüber darstellt. So spricht die Reisende in Sachen Mehl der Urfassung noch: „ Aber ich gönne es Ihnen. Sie sollen auch einmal eine Freude in ihrem Leben haben. “ (MR,S. 48) und die Erzählinstanz verrät dem Leser, dass Frieda durchaus weiß, „ was ein warmer Blick im richtigen Augenblick wert ist. “ (MR, S. 49), während die Erzählinstanz der zweiten Fassung die verdeckte Rebellion gegenüber den Bäckermeistern (die verschiedenen Typen werden am Ende des Kapitels aufgezählt), welche hier die männliche Dominanz der Gesellschaft verkörpern, aufdeckt.[27]Am liebsten hätte sie den Mann von der engherzigen Kaste gegen sein langweiliges Schienbein getreten.“ (ZV, S. 34), lässt die Erzählinstanz Frieda denken und wiederholt diese ein paar Zeilen später noch einmal.[28]

Ebenfalls wird die Tendenz der nachträglichen emanzipatorischen Färbung an einem weiteren Beispiel deutlich. Als Gustl Frieda vorschlägt, ihren Beruf ganz aufzugeben, antwortet die Mehlreisende der bearbeiteten Fassung: „ Jetzt bin ich eingearbeitet. Wie kann ich alles hinschmeißen und in der Luft hängen, wenn meine Schwester und ich davon leben müssen. “ (ZV, S. 125). Die Frieda der Urfassung antwortet jedoch zuvor ganz unemanzipiert, dem traditionellen Rollenbild der Frau folgend: „ Das tue ich in dem Augenblick, wo du mich ernährst.“ (MR, S. 210) Erst als Gustl herumdruckst und eine Heirat in Aussicht stellt, sobald das Geschäft angelaufen sei, fügt Frieda den oben angeführten Satz der zweiten Fassung hinzu.

Ebenso wird an einer weiteren Stelle ein Teil der Urfassung weggelassen, welcher nicht unbedingt im Sinne der Frauenbewegung zu sein scheint. Während 1931 noch beschrieben wurde, welche Tätigkeiten Frieda als Aushilfe in Gustls Laden zu verrichten hatte – nämlich nicht den Verkauf oder die Geschäftsführung, sondern Säuberungstätigkeiten – fehlt diese Beschreibung der zweiten Fassung gänzlich.[29]

Interessant im Hinblick auf eine emanzipatorische Bearbeitung ist auch die Figur Linchen, die in der Urfassung den Herrgott noch um eine Berufung anbetet, während sie nach der Überarbeitung keck nach einer Berufung verlangt.[30]

Jedoch ist auch in der Urfassung der feministisch-emanzipatorische Aspekt des Romans nicht von der Hand zu weisen. Allein schon der Beruf Friedas, ihre Kleidung und Frisur[31], die Tatsache einen Führerschein zu besitzen, zu rauchen, und ihre recht freie Art in Geist und Sexualität sind eindeutige Hinweise auf das in den zwanziger Jahren aufkommende Bild der „Neuen Frau“; einer Illusion, die in Männerköpfen erdacht wurde. Trotz dieses Frauenbildes und des Geschlechterdiskurses darf der Text nicht, um es mit Günther Rühle zu formulieren, als „feministische Literatur“ bezeichnet werden. Vielmehr ist das reiche Spektrum der Perspektiven und Positionen dem Einfühlungsvermögen und der Beobachtungsgabe der Autorin zu verdanken.[32]

2.6 Das gewandelte Männerbild:

Sucht man nach feministischen Aspekten eines Textes, wie dies im vorangegangenen Abschnitt geschehen ist, so muss man auch immer die andere Seite der Medaille beachten und sich die Frage stellen, ob bei der überarbeiteten Fassung des Romans der „ Mehlreisende[n] Frieda Geier “ auch ein Wandel des Männerbildes sich vollzogen hat.

Die prägende männliche Figur im Roman ist der Protagonist Gustl Amricht / Gillich; folglich wird hauptsächlich an dieser Figur eine Wandlung des Männerbildes zu erkennen sein. Auffällig ist schon die Veränderung von Gustls Nachnamen. Heißt dieser in der Fassung von 1931 noch Amricht, so wandelt sich der Name vierzig Jahre später in Gillich. Mit dem Namen der ersten Fassung assoziiert man das Wortfeld „am Gericht“, also etwas Rechtschaffendes[33], was auch besonders im Hinblick auf seine Funktion als Wahrer von Recht und Ordnung der Kleinstadt Kontur erhält[34], während der Name Gillich, neben der Alliteration, die durch die Kombination von Vor- und Nachname entsteht und etwas lächerlich wirkt, im wirtschaftlichem Kontext Gustls als Tabakwarenhändler mit „billig“, und zwar im negativen Sinne von „mangelhafter Ware“, in Verbindung bringen lässt.

Diese Vermutung wird umso deutlicher, wenn man das gesamte „Gustlbild“ betrachtet. In der Urfassung ist er durchaus noch der Retter und Held, der sich für den Verein aufopfert, was die Erzählinstanz auch lobend anerkennt. In der zweiten Fassung bleiben ihm zwar die Heldentaten erhalten, seine Vereinsaktivitäten werden aber durchaus nicht mehr so positiv verortet. Dies lässt sich besonders gut am Beispiele des Holzdiebstahles zeigen. Den Diebstahl dürfe man den „ Prachtexemplaren von Dieben “ (MR, S. 36) „ nicht als pure Schlechtigkeit deuten “ (MR, S. 36) macht die Erzählinstanz deutlich und gibt als Begründung für das Tun der Kameraden „ reine[r] Begeisterung für den Sport “ (MR, S. 36) an.

1972 klingt dies schon anders. „ Er tut es für seinen Popanz, den Sport. “ (ZV, S. 25). Anmerkungen wie: „ Wahnsinnige riskieren es eben “ (ZV, S. 27) oder „ Sie haben etwas ausgefressen, was man lieber vergisst. “ (ZV, S. 27), sowie Wörter wie „ verschworen “ (ZV, S. 27), verstärken den negativen Eindruck.

Auch Gustls, der Liebe zu Frieda anscheinend übergeordnetes wirtschaftliches Interesse, wird durch den Zusatz „ Gustl braucht eine andere Frau “ (ZV, S. 124, 125, 126) in der zweiten Fassung des Textes verstärkt. Gustls Heirat soll also nicht aus Liebe erfolgen, sondern aus finanziellen Belangen.

Das prägnanteste Indiz für die Wandlung des Männerbildes ist jedoch die Vergewaltigung Linchens, die in der Urfassung ausbleibt. Was Günther Rühle in den „Gesammelten Werken“ anmerkt bleibt deshalb meiner Ansicht nach zu oberflächlich: „ Den Roman, dessen Titel Mehlreisende Frieda Geier sie nun falsch fand, änderte sie, gab ihm für die Zeit charakteristischeren Schluß und nannte ihn eine Zierde für den Verein, den Akzent von der Frau auf den Mann verlagernd.[35] Besonders diese Änderung des Schlusses ist aber gerade von elementarer Bedeutung für das Männerbild im Roman.

Wurde Gustl zwar nach Friedas Trennung von ihm auch in der ersten Fassung zum „ Tier[36], welches in seinem Schmerz zuerst nach Friedas Leben, später danach trachtete, ihr bzw. ihrer Schwester Linchen ein Kind unterzuschieben, um Frieda für immer an sich zu binden[37], so erfuhr Gustl jedoch in dieser Fassung durch die Überführung und Überwältigung des Bombenlegers Raimund Scharrer und dessen Bestrafung im Wasser der Donau eine Reinigung, eine Katharsis von diesen negativen Gefühlen und Vorhaben.[38] Besonders das Motiv des Wassers ist hier interessant. Durch das Wasser wurde Gustl zu einer Lokalgröße in Sport und Rettung und durch das Wasser, in welchem er den Scharrer bestraft, erhält er Eintritt zurück in die Gesellschaft (hier verkörpert durch den Verein) und die endgültige Loslösung von Frieda („ Er tritt nunmehr in Rudeln auf... “, MR, S. 316; ZV, S. 185; „ Jetzt ist er wieder im Haufen “, ZV, S. 189).

Die überarbeitete Fassung lässt diesen Katharsis-Effekt nicht zu. Zwar will Gustl es gar nicht, aber die Vergewaltigung geschieht, worüber die Erzählinstanz auch nur wenige Worte verliert: „ Er hatte es gar nicht vor. Dann war es stärker. Daran ist noch keine gestorben. “ (ZV, S. 175)

Verstärkend hinzu kommt auch noch die Darstellung der ersten Erfahrungen Linchens mit dem männlichen Geschlecht, die der ersten Fassung gänzlich fehlen. Die rüde Trennung eines Soldaten von seiner schwangeren Geliebten[39], oder der Übergriff auf Fräulein Matutina durch einen fremden auf offener Straße[40] sind durchaus keine Glanzbeispiele männlichen Verhaltens, weshalb die Erzählinstanz, nachdem Linchen den Erpresserbrief erhalten hat, auch über die Männer wie folgt urteilt: „ So konnten Männer sein. Sie waren nur so. Linchen weiß es nicht anders. “ (ZV, S. 164). Auf die Rauferei am Ende des Romans, welche zwar beiden Fassungen gemein ist, fällt somit ein ganz anderes Licht und vervollständigt das recht negative Männer- bzw. das „Gustlbild“ des Textes. Mag man in der ersten Fassung der Rauferei vielleicht noch positive Ansätze, im Sinne von Solidarität, Kameradschaft und Gemeinschaft, als Sports- und Vereinsgeist, abgewinnen, so stellt die Rauferei der zweiten Fassung ein barbarisches und triebhaftes Männerbild dar.[41]

2.7 Faschistische und nationalsozialistische Prophetie:

Das an den Beginn dieser Arbeit gestellte Urteil Heidi Patakis (s.o.), spricht dem Fleißerschen Roman eine gewisse Prophetie der nach seinem Erscheinen 1931 folgenden historischen Ereignisse zu. Wie aber schon aus den vorangegangenen Ausführungen hervorgegangen ist, bedarf auch diese Aussage einer Überprüfung durch einen direkten Textvergleich der Ur- und bearbeiteten Fassung.[42]

Wenn man feststellt, dass der Roman ursprünglich „ spießige Kleinstadtideologie “ und „ provinzielle Vereinsmeierei “ thematisiert, so wird man zweifellos richtig liegen.[43] Betrachtet man jedoch den Text mit historischem Wissen im Hinblick auf den Nationalsozialismus und die Auschwitz-Katastrophe, so interpretiert man historisches Wissen nachfolgender Generationen und politische Bedeutung hinein, die so nicht gegeben sein konnten, was den Text der Urfassung eindeutig überdehnt. Marieluise Fleißer selbst glaubte faschistoide Verhaltensweisen ihrer Figuren erkennen zu können und brachte dies in die Bearbeitung der Fassung der „Gesammelten Werke“ mit hinein.[44] Hier werden nun eindeutige Hinweise auf die nachträgliche Bearbeitung im Sinne der Vorahnung von Faschismus und Nationalsozialismus gegeben:

Wurde Frieda in der Urfassung von Gustls Vereinskameraden deshalb belästigt, „ weil sie unserem Kameraden auf die gemeinste Art mitgespielt hat. “ (MR, S. 307), so kommt in der Fassung von 1972 noch hinzu, Frieda habe die Behauptung getätigt, die Kameraden hätten einen jüdischen Friedhof geschändet und die darauf befindlichen Grabsteine umgeschmissen.[45] Aber auch die Art der Belästigung und Bedrängung Friedas erlebte eine „gewalttätige“ Veränderung, indem nämlich die Kameraden der bearbeiteten Fassung sie nicht nur mit Worten bedrohen, sondern „ Knüppel und Steinen “ (ZV, S. 178) gegen sie in Händen halten.

Auch der Grund für Friedas Anwesenheit am Judenfriedhof, wo sie von den Vereinskameraden gestellt und bedrängt wurde, hat sich nach vierzig Jahren geändert. Kann die Frieda der Urfassung noch Schlafstörungen anführen, die sie seit einigen Tagen früh aus den Federn trieben und zum Friedhof führten[46], so wurde in der bearbeiteten Fassung die Geschichte der jüdischen Schulfreundin Linchens hinzugeführt, die einen jungen, aber natürlichen Tod starb. Im Zuge dieser Erzählung wird auch eine antisemitische Äußerung von einer anderen höheren Tochter in der Gegenwart Linchens verflochten, die einen uralten Topos bedient: „ sie haben Jesus getötet “ (ZV, S. 182)

Auch die Vorausahnung eines nahenden Kriegs wird in der neuen Fassung mit der Szene der jüdischen Schulfreundin verwoben. So werden die Eltern als „vorsichtige Leute“ (ZV, S. 182) bezeichnet, die Konserven für einen „ kommenden Krieg “ (ZV, S. 182) sammeln.

Das Antisemitismus-Motiv tritt aber auch in die Beschreibung des „ Kleine-Leute-Tags “ (MR, S. 311ff.; ZV, S. 182ff.) erneut auf, indem in der Aufzählung nach den „ Verlogenen “, welche den Mund aufgetan hatten, der „ Stürmer “ genannt wird, der die Juden verleumdet habe und dessen „ Aufbauschungen “ der „ Biedermann “ gierig „ gefressen “ habe.[47] Übersteigerter Patriotismus von Teilen der Bevölkerung und seine Übertagung und Weitergabe an die junge Generation zeigt sich auch daran, dass auf dem Schulausflug Linchens nun in der bearbeiteten Fassung im Gegensatz zum Original „ vaterländisch “ gesungen wird.[48]

Diese Ausführungen mögen gezeigt haben, dass der Erstfassung des Romans „Mehlreisende Frieda Geier“ durchaus nicht die politische Bedeutung faschistische Prophetie gehabt hat, die ihr so oft zugewiesen wurde.

3. Ergebnis des Textvergleichs:

Wenn die Fragestellung dieser Arbeit dahingehend gerichtet ist, ob es sich bei der bearbeiteten Fassung des neusachlichen Romans Marieluise Fleißers „ Mehlreisende Frieda Geier “ noch um einen Zeitroman handelt, oder ob er durch sozial- und gesellschaftskritische Bearbeitung bereits zu einem rezeptionsorientierten, nachträglich historisierten Text handelt, so ist folgendes Fazit zu ziehen:

Wenn auch die zeitgenössische Kritik die Urfassung des Romans von 1931 unter dem Aspekt der gescheiterten Liebesgeschichte zwischen Gustl und Frieda gelesen hat, so ist ihr aber doch eine gewisse Gesellschaftskritik zuzuschreiben. Dies zeigt z.B. die in dieser Arbeit erfolgten Untersuchung zum Titel der Urfassung, die ja bereits Sozial- und Gesellschaftskritik impliziert. Durch die Bearbeitung für die „Gesammelten Werke“ trat die „Liebesgeschichte“ aber eher in den Hintergrund und die bereits vorhandenen gesellschafts- und sozialkritischen Tendenzen wurden erweitert bzw. schärfer und kontrastierter herausgearbeitet. Dies geschah, wie hoffentlich plausibel gezeigt worden ist, durch die Ausklammerung der christlich-religiösen Montage mit dem sozialdarwinistischen Diskurses, wodurch eine besondere Schärfe der wirtschaftlichen Not der Zeit dargestellt wird.

Auf die Frage nach den emanzipatorischen Ansätzen der ersten Fassung ist bereits im Laufe der Ausführungen geantwortet worden. Auch in diesem Fall sich an dem Rezeptionsinteresse orientierend das Erreichte der Urfassung weiter ausgebaut worden. Ähnlich steht es mit den „ Historisierungen “. Der bearbeitete Text passte sich nur allzu gut in die „ alte Textur der Ideologiekritik “ ein.[49]

Das politische Interesse der Forschung soll hier durchaus nicht kritisiert werden, steht es doch im Zusammenhang mit dem Forschungsinteresse anderer geisteswissenschaftlicher Disziplinen der Siebziger Jahre, besonders mit der Geschichtswissenschaft.[50]

Neben der Kritik Johannes Süßmanns, dass der Roman durch die nachträgliche, historisierende Bearbeitung zerbreche[51], gibt es auch manch positive Stimme. So sieht Walter Schmitz in der bearbeiteten Version die parallelen Handlungsstränge wesentlich genauer ineinander passend als in der, wegen Zeitdrucks flüchtig beendeten Vertragsarbeit von 1931.[52]

Seine immanente Prophetie jedoch, die nach Moray McGowan besonders in der „ gesellschaftskritischen Qualität “ besteht, Ansätze faschistische Tendenzen im Vereinswesen (hier im Spotvereinswesen) der Weimarer Republik aufzuspüren, wird durch die übertriebene Bearbeitung und Einfügung antisemitischer, faschistischer und nationalsozialistischer Motive verwischt.[53] Aber es bleibt festzuhalten, dass die Bearbeitung ihrer Werke Marieluise Fleißer zurück ins Theater, in die Universitätsseminare und in die literaturwissenschaftliche Diskussion brachte.[54]

Abschließend ist zu sagen, dass beide Texte, mag man auch die zweite Fassung und die Bearbeitung durch die Autorin kritisieren, durch ihre Sprache literarisch-ästhetische Gebilde sind[55] und ein Abbild des Provinzlebens der Zwanziger Jahre, ungeachtet ihrer Bearbeitung, wiedergeben.[56]

4. Literaturverzeichnis:

1) Quellen:

- Fleißer, Marieluise , Mehlreisende Frieda Geier. Roman vom Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen, Berlin 1931.
- Fleißer, Marieluise , Eine Zierde für den Verein. Roman vom Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen, 1.Aufl., Frankfurt a. M. 1975 (Suhrkamp Taschenbuch 294).

2) Sekundärliteratur:

- Albert, Claudia , Lust an der Gewalt. Opfer und Täter in Marieluise Fleißers Roman „Eine Zierde für den Verein“, in: Literatur für Leser 1991, S. 18 – 30.
- Baureithel, Ulrike , Einverleibte Notwendigkeiten. Zum Habitus in Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier, in: Reflexive Naivität. Zum Werk Marieluise Fleißers, hrsg. v. Maria E. Müller u. Ulrike Vedder, Berlin 2000, S. 35 – 54.
- Bossinade, Johanna , Verneinung als Prinzip. Über den Roman Eine Zierde für den Verein von Marieluise Fleißer, in: Reflexive Naivität. Zum Werk Marieluise Fleißers, hrsg. v. Maria E. Müller u. Ulrike Vedder, Berlin 2000, S. 175 – 194.
- Brueckel, Angelika-Sabina (Ina) , Ich ahnte den Sprengstoff nicht. Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer, Freiburg i. Br. 1996 (zugl.: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 1995).
- Buttner, Ursula , Die deutsche Gesellschaft und die Judenverfolgung – ein Forschungsproblem, in: Die Deutschen und die Judenverfolgung im Dritten Reich, hrsg. v. Ursula Buttner (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. XXIX), Hamburg 1992, S. 7 – 29
- Fleig, Anne , Leibfromm. Der Sportkörper als Erlöser in Marieluise Fleißers „Eine Zierde für den Verein“, in: Theatralität und die Krisen der Repräsentation, hrsg. v. Erika Fischer-Lichte, Stuttgart 2001, S. 447 - 462.
- Göttel, Sabine , „Natürlich sind es Bruchstücke.“. Zum Verhältnis von Biographie und literarischer Produktion bei Marieluise Fleißer, St. Ingbert 1997 (zugl.: Saarbrücken, Univ., Diss., 1996).
- Komfort-Hein, Susanne , Physiognomie der Moderne zwischen Metropole und Provinz. Fleißers Roman Eine Zierde für den Verein im Kontext neusachlicher Diskurse, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 23, 1998, Heft 1, S. 48 – 65.
- Lutz, Günther , Marieluise Fleißer. Verdichtetes Leben, München 1989.
- McGowan, Moray , Marieluise Fleißer, München 1987.
- Pataki, Heidi , Kritisches Lexikon. Marieluise Fleißer, in: Neues Forum (Wien) 20 (1973), H. 230/231.
- Rühle, Günther , Die andere Seite von Ingolstadt. Wirkung und Umfang des Fleißerschen Werkes, in: Marieluise Fleißer. Anmerkungen, Texte, Dokumente, mit Beiträgen von Eva Pfister und Günther Rühle, hrsg. v. Friedrich Kraft, Ingolstadt 1989, S. 53 – 68.
- Rühle, Günther , Rückblick auf das Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer, in: Marieluise Fleißer. Gesammelte Werke, hrsg. v. Günther Rühle in Zusammenarbeit mit Eva Pfister, Bd. IV, 1. Aufl., Frankfurt a. M. 1989, S. 549 – 570.
- Schmitz, Walter , ...hier ist Amerika oder nirgends. Die negative Erlösung in Marieluise Fleißers Roman „Eine Zierde für den Verein“, in: Text und Kritik, Heft 64 (1979), S. 61 – 73.
- Süßmann, Johannes , Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier, in: Literatur und Leben. Stationen weibliche Schreibens im 20. Jahrhundert, hrsg. v. Christa Bürger, Stuttgart 1996, S. 62 – 100.
- Tax, Sissi , Marieluise Fleißer. Schreiben, Überleben. Ein biographischer Versuch, Basel u. Frankfurt a. M. 1984.
- Thomann Tewarson, Heidi , Mehlreisende Frieda Geier. Roman vom Rauchen Sporteln und Verkaufen. Marieluises Fleisser’s View of the Twenties, in: The Germanic Review 60 (1985), S. 135 – 143.
- Töteberg, Michael , Spiegelung einer Bohemien-Existenz und Sportroman. Zeitliterarische Bezüge zum Prosawerk Marieluise Fleißers, in: Text und Kritik, Heft 64 (1979), S. 54 – 60.

[...]


[1] Heidi Pataki, Kritisches Lexikon. Marieluise Fleißer, in: Neues Forum (Wien) 20 (1973), H. 230/231, S. 69.

[2] Zur Rezeptionsgeschichte des Romans vgl.: Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier, in: Literatur und Leben. Stationen weibliche Schreibens im 20. Jahrhundert, hrsg. v. Christa Bürger, Stuttgart 1996, S. 62 – 100, hier S. 62f.; Ulrike Baureithel, Einverleibte Notwendigkeiten. Zum Habitus in Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier, in: Reflexive Naivität. Zum Werk Marieluise Fleißers, hrsg. v. Maria E. Müller u. Ulrike Vedder, Berlin 2000, S. 35 – 54, hier S. 35. – Weitere ausgewählte Forschungsliteratur zum Roman, auf die sich die folgenden Ausführungen stützen: Michael Töteberg, Spiegelung einer Bohemien-Existenz und Sportroman. Zeitliterarische Bezüge zum Prosawerk Marieluise Fleißers, in: Text und Kritik, Heft 64 (1979), S. 54 – 60. Walter Schmitz, ...hier ist Amerika oder nirgends. Die negative Erlösung in Marieluise Fleißers Roman „Eine Zierde für den Verein“, in: Text und Kritik, Heft 64 (1979), S. 61 – 73; Heidi Thomann Tewarson, Mehlreisende Frieda Geier. Roman vom Rauchen Sporteln und Verkaufen. Marieluises Fleisser’s View of the Twenties, in: The Germanic Review 60 (1985), S. 135 – 143; Claudia Albert, Lust an der Gewalt. Opfer und Täter in Marieluise Fleißers Roman „Eine Zierde für den Verein“, in: Literatur für Leser 1991, S. 18 – 30; Angelika-Sabina (Ina) Brueckel, Ich ahnte den Sprengstoff nicht. Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer, Freiburg i. Br. 1996 (zugl.: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 1995); Sabine Göttel, „Natürlich sind es Bruchstücke.“. Zum Verhältnis von Biographie und literarischer Produktion bei Marieluise Fleißer, St. Ingbert 1997 (zugl.: Saarbrücken, Univ., Diss., 1996); Susanne Komfort-Hein, Physiognomie der Moderne zwischen Metropole und Provinz. Fleißers Roman Eine Zierde für den Verein im Kontext neusachlicher Diskurse, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 23, 1998, Heft 1, S. 48 – 65; Johanna Bossinade, Verneinung als Prinzip. Über den Roman Eine Zierde für den Verein von Marieluise Fleißer, in: Reflexive Naivität. Zum Werk Marieluise Fleißers, hrsg. v. Maria E. Müller u. Ulrike Vedder, Berlin 2000, S. 175 – 194; Anne Fleig, Leibfromm. Der Sportkörper als Erlöser in Marieluise Fleißers „Eine Zierde für den Verein“, in: Theatralität und die Krisen der Repräsentation, hrsg. v. Erika Fischer-Lichte, Stuttgart 2001, S. 447 – 462;

[3] Zur Verbindung von Biographie und Werk Marieluise Fleißers vgl.: Moray McGowan, Marieluise Fleißer, München 1987; Sissi Tax, Marieluise Fleißer. Schreiben, Überleben. Ein biographischer Versuch, Basel u. Frankfurt a. M. 1984; Günther Rühle, Die andere Seite von Ingolstadt. Wirkung und Umfang des Fleißerschen Werkes, in: Marieluise Fleißer. Anmerkungen, Texte, Dokumente, mit Beiträgen von Eva Pfister und Günther Rühle, hrsg. v. Friedrich Kraft, Ingolstadt 1989, S. 53 – 68; Günther Lutz, Marieluise Fleißer. Verdichtetes Leben, München 1989; Günther Rühle, Rückblick auf das Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer, in: Marieluise Fleißer. Gesammelte Werke, hrsg. v. Günther Rühle in Zusammenarbeit mit Eva Pfister, Bd. IV, 1. Aufl., Frankfurt a. M. 1989, S. 549 – 570.

[4] Beide Zitate nach: Günther Rühle, Rückblick auf das Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer (wie Anm. 3), hier S. 553.

[5] Ebd. S. 551.

[6] Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), S. 62 – 100. – Dagegen vgl.: Susanne Komfort-Hein, Physiognomie der Moderne zwischen Metropole und Provinz. Fleißers Roman Eine Zierde für den Verein im Kontext neusachlicher Diskurse, hier S.61.

[7] Ulrike Baureithel, Einverleibte Notwendigkeiten. Zum Habitus in Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 35 – 41.

[8] Der Untersuchung liegen folgende Textausgaben zugrunde: Marieluise Fleißer, Mehlreisende Frieda Geier. Roman vom Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen, Berlin 1931 (im Folgenden abgekürzt zitiert als: MR) und Marieluise Fleißer, Eine Zierde für den Verein. Roman vom Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen, 1.Aufl., Frankfurt a. M. 1975 [Suhrkamp Taschenbuch 294] (im Folgenden abgekürzt zitiert als: ZV).

[9] MR, S. 265 – 342; ZV, S. 153 – 202.

[10] Auch rein quantitativ ist Gustl die Hauptfigur des Textes. Auch sein Verbleib wird dem Leser nicht vorenthalten. Er kehrt zurück in die Kameradschaft des Vereins und die Gemeinschaft der Kleinstadt. Frieda hingegen verschwindet spurlos.

[11] Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 64.

[12] Wie Anm. 10 – Frieda selbst gibt diesen Umstand zu: MR, S. 52f.: „Das oberste Gebot eines jeden, der mit jemand ein Geschäft macht, heißt, er darf sich nicht in die Lage des anderen versetzten. Mitgefühl lähmt. Das Recht zum Leben, das man dem anderen einräumt, nimmt man unweigerlich von der eigenen Substanz weg. [...] Einer reißt dem anderen das grüne Blatt vom Mund, welches das Leben verlängert.“ – vgl. auch die unwesentlich veränderte Fassung: ZV, S. 36.

[13] Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 65.

[14] ZV, S. 201: „Sogar seine Gegner erkennen es an. Er hat sich Respekt verschafft, er wäre eine Zierde für den Verein.“

[15] Vgl.: Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 65.

[16] Weiter christlich-religiöse Wendungen der ersten Fassung , die 1972 nicht übernommen wurden: MR, S. 45, 46, 49, 54, 82, 110, 123, 133, 134, 136, 142, 145, 172, 214, 222, 238, 242, 251, 253, 264, 265, 267, 270, 279, 315, 317, 326, 339. Zum ironischen Ton des Romans, der durch diese christlich-religiösen Wendungen erreicht wird vgl.: Sabine Göttel, „Natürlich sind es Bruchstücke.“ (wie Anm. 2), S. 116f.

[17] Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 86. Als weitere Textbeispiele führt Süßmann MR S. 17: „Vielleicht muß er bloß hier im Vorbeigehn an einem Nebenmenschen seine Berufung zum blutsaugenden unter den Tieren erfüllen.“ (Gemeint ist hier Minze, der Sohn von Gustls Vermieter, der ihm, trotz hoher Ladenmiete, weiter das leben schwer macht.) Vgl. auch Anm. 11. – Zur Verwendung der religiöse Sprache insgesamt vgl.: Walter Schmitz, ...hier ist Amerika oder nirgends. (wie Anm. 2), hier S. 63ff; Michael Töteberg, Spiegelung einer Bohemien-Existenz und Sportroman. Zeitliterarische Bezüge zum Prosawerk Marieluise Fleißers (wie Anm. 2), hier S. 59f.

[18] MR, S. 176; ZV, S. 106. Eine vergleichende Gegenüberstellung gibt Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 67f. – Aus diesem Grund braucht dies hier nicht zu erfolgen.

[19] ZV, S. 106.

[20] Vgl. Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 66.

[21] Ebd. S. 69, Anm. 6.

[22] beide Zitate: ZV, S. 25

[23] An dieser Stelle mögen die immer wieder angeführten autobiographischen Parallelen mit der Autorin, die Gustl Gillich / Amricht mit Fleißers Verlobten und späterem Ehemann Bepp Haindl zu identifizieren versuchen, dahingestellt belieben. Vgl. hierzu: Günther Rühle, Die andere Seite von Ingolstadt. Wirkung und Umfang des Fleißerschen Werkes (wie Anm. 3), hier S. 65; Sissi Tax, Marieluise Fleißer. Schreiben, Überleben. Ein biographischer Versuch (wie Anm. 3), S. 75 – 107, Günther Rühle, Rückblick auf das Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer (wie Anm. 3), hier S. 564.

[24] Günther Rühle, Rückblick auf das Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer (wie Anm. 3), hier S. 560.

[25] Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 64; Ulrike Baureithel, Einverleibte Notwendigkeiten. Zum Habitus in Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 35.

[26] MR, S. 41 – 54; ZV, S. 31 – 37.

[27] MR, S. 49: „Sie steht vor ihm wie das Jüngste Gericht und als ein schwaches Weib, in dieser Welt von Männern erdacht.“, ZV, S. 34f.: „Sie steht vor ihm als ein schwaches Weib, in dieser Welt von Männern erdacht.“

[28] ZV, S. 35.

[29] MR, S. 194: „Natürlich ist das eine vorübergehende Stimmung von Frieda. Sonst würde sie nicht auf den Knien liegen und mit Schmierseife und Wurzelbürste den Boden säubern, weil da Gustl zwar ewig von einer Zugehfrau redet, sie jedoch nicht bestellt.“

[30] MR, S. 264, ZV, S. 153.

[31] Obwohl im Hinblick auf die Kleidung Friedas auch zwischen beiden Fassungen zu unterscheiden ist: In der Urfassung begründet Frieda die Wahl ihrer „Schuhe für einen Herrn“ damit, dass sie diese „drei Mark billiger“ bekommen habe, die Wahl also auf wirtschaftliche Interessen zurückzuführen ist, während die neue Fassung als Begründung anführt, dass man sie in der Großstadt schon an hat, Frieda also einem Modetrend folgt. (MR, S. 27; ZV, S. 19)

[32] Günther Rühle, Die andere Seite von Ingolstadt. Wirkung und Umfang des Fleißerschen Werkes (wie Anm. 3), hier S. 63.

[33] Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 87.

[34] MR, S. 30: „Der Mann hat nämlich bereits sechzehn Personen vom Ertrinken errettet.“

[35] Günther Rühle, Rückblick auf das Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer (wie Anm. 3), hier S. 551.

[36] MR, S. 247, ZV, S. 142: „Ein Mann wandert durch die (MR, Danubien-) Schütt. Von seinen Stiefeln hängen die beschmutzten Schnürsenkel herab. Sein Kragen ist aufgerissen. Über sein Gesicht ziehen sich von den Augen abwärts bleifarbene breite Bahnen. Manchmal schleift er mit beiden Fäusten über das irre Gesicht, hinterlässt eine neue Spur. Der Mann hat sich lang nicht gewaschen. Er geht hastig und spricht mit sich selbst. Wahllos tritt er das Schilf nieder, das noch vom Hochwasser her mit bleichen Kalkhülsen umkleidet ist. Manchmal schlägt er seine Zähne in die Rinde von jungen Bäumen, kaut daran. Der Mann hat lange nicht gegessen.“ – MR, S. 253: „Das Tier gebraucht seine Tatzen. Aber weil es ein Mensch ist, klagt es an. – ZV, S. 147: „Das Tier gebraucht seine Tatzen. Der Mensch in ihm klagt.“

[37] MR, S. 265 – 283; ZV, S. 153 – 163.

[38] MR, S. 284 – 302; ZV, S. 165 – 175.

[39] ZV, S. 163f.

[40] ZV, S. 164.

[41] MR, S. 340 – 342; ZV, S. 199 – 202.

[42] Vgl. zum Antisemitismus-Motiv auch: Walter Schmitz, ...hier ist Amerika oder nirgends. (wie Anm. 2), hier S. 69f.

[43] Günther Lutz, Marieluise Fleißer. Verdichtetes Leben (wie Anm. 3), S. 123.

[44] Moray McGowan, Marieluise Fleißer (wie Anm. 3), S. 105.

[45] ZV, S. 179.

[46] MR, S. 309.

[47] ZV, S. 185.

[48] ZV, S. 150.

[49] Ulrike Baureithel, Einverleibte Notwendigkeiten. Zum Habitus in Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 36.

[50] Vgl.: Ursula Buttner, Die deutsche Gesellschaft und die Judenverfolgung – ein Forschungsproblem, in: Die Deutschen und die Judenverfolgung im Dritten Reich, hrsg. v. Ursula Buttner (= Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. XXIX), Hamburg 1992, S. 7 – 29. Die entsprechende Literatur zur Forschungsgenese und zum Forschungsstand ist ebenfalls hier zu entnehmen.

[51] Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 82.

[52] Walter Schmitz, ...hier ist Amerika oder nirgends. (wie Anm. 2), hier S. 68.

[53] Moray McGowan, Marieluise Fleißer (wie Anm. 3), S. 88, 101.

[54] Günther Rühle, Die andere Seite von Ingolstadt. Wirkung und Umfang des Fleißerschen Werkes (wie Anm. 3), S. 59.

[55] Günther Rühle, Rückblick auf das Leben und Schreiben der Marieluise Fleißer (wie Anm. 3), hier S. 563; Johannes Süßmann, Zeitroman mimetisch. Textgeschichte, Verfahren und Status von Marieluise Fleißers Mehlreisende Frieda Geier (wie Anm. 2), hier S. 82.

[56] Günther Lutz, Marieluise Fleißer. Verdichtetes Leben (wie Anm. 3), S. 124.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Zeitroman oder historisierte dokumentierende Sozialkritik ?
Hochschule
Universität Münster
Veranstaltung
Literatur der Zwanziger Jahre
Note
gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
24
Katalognummer
V109409
ISBN (eBook)
9783640075904
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein Vergleich der beiden Fassungen von Marieluise Fleißers Roman Mehlreisende Frieda Geier (1931) / Eine Zierde für den Verein (1972) im Hinblick auf eine nachträgliche, sich an den Erwartungen der Rezeption orientierenden Bearbeitung.
Schlagworte
Zeitroman, Sozialkritik, Literatur, Zwanziger, Jahre
Arbeit zitieren
Christof Spannhoff (Autor:in), 2004, Zeitroman oder historisierte dokumentierende Sozialkritik ?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109409

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