Die Verwendung populärer Musik im Deutsch als Fremdsprache-Unterricht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

29 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Ziele in der Verwendung von Musik

Musiktypen.

Zielgruppen / Kriterien der Auswahl

Grundfertigkeit Hören

Berücksichtigung metakognitiver Strategien

Beschaffung von Unterrichtsmaterialien

Aufgabenstellungen für die Verwendung von Musik im DaF-Unterrichtes

Kritik an der Verwendung von Musik im fremdsprachlichen Unterricht

Literaturverzeichnis

Anhang.

Aufgabenmuster

Einleitung

Die Verwendung von Musik im Deutsch als Fremdspracheunterricht erweitert dessen interkulturellen Bedeutungsreichtum. Ziel der interkulturellen Methode im DAF-Unterrichts ist es, die kulturellen Gegensätze und Gemeinsamkeiten zu verdeutlichen und den „Kultur-Schock“ beim erlernen einer neuen Sprache (in diesem Fall Deutsch) zu minimieren (vgl. Neuner 1999).

Musik bietet mit ihren pluralistischen Facetten und ihrer interkulturellen Bedeutung eine Grundlage, um die Anerkennung der deutschen Sprache zu fördern. Schwerpunkt des Fremdsprachenunterrichts am Beginn des 20. Jahrhundert war die Literatur der jeweils unterrichteten Sprache. Der Unterricht im Fremdsprachenbereich wurde nach den Vorbildern des schulischen Unterrichts und der „hohen Kulturen“ ausgerichtet (vgl. Götze, 1996 Fünf-Lehrwerksgenerationen). Die Grammatik-Übersetzungsmethode konzentrierte sich auf das Übersetzen von bedeutenden Werken der hohen Kulturen. In heutiger Zeit werden Lehren und Lernen einer Fremdsprache mit individuellen Mehrsprachlichkeitsprofilen definiert – Kommunikation, Interkulturalität und Sprachhandeln sind Grundlagen des Sprachenerwerbs. Diese neuen Unterrichtsmethoden verlangen ebenso nach neuen Unterrichtsmaterialien die in der bisherigen Entwicklung eher eine nachgeordnete Rolle spielten.

Die deutsche Kultur ist eng mit historischen Persönlichkeiten verbunden, so werden als Denker und Dichter häufig Goethe und Schiller mit der deutschen Kultur assoziiert. Betrachtet man die musikalische Entwicklung in Deutschland so lassen sich ebenso viele Persönlichkeiten finden. Amadeus Mozart als Genie der Klassik (hatte die erste nicht-italienische Oper geschrieben), Ludwig van Beethoven (Symphonie Nr. 5 c-moll) und Franz Schubert (Winterreise D911). Diese einzelnen Persönlichkeiten werden mit Deutschland in Verbindung gebracht, haben aber ihren sprachunterrichtlichen Aktualitätsbezug weitestgehend verloren. Die Gesellschaft von heute hört zumeist „massentaugliche Ware“ – populäre Musik deren vorwiegende Sprache Englisch ist.

Dennoch konnte die deutsche Sprache in den letzten Monaten an Bedeutung gewinnen, so freuten sich Frankreichs Deutschlehrer durch einen enormen Ansturm in entsprechende Seminare. Grund hierfür war die Gruppe „Tokio-Hotel“ die mit ihrer Platte „Zimmer 483“ innerhalb einer Woche auf Platz 2 der französischen Charts kletterte. Einen ähnlichen Erfolg hatte diese Jugendband auch in Russland und Polen. Deutsch als „Modesprache“ hipp. Damit schaffte diese deutschsprachige Gruppe etwas, was viele Bands vor ihr nicht erreicht hatten. Einen ähnlichen Erfolg konnte in den 80ziger Jahren Nena mit den Titeln „99 Luftballons“ und „Irgendwann, Irgendwie, Irgendwer“ verzeichnen sowie Falco mit „Rock Me Amadeus“.

Anhand dieser Beispiele wird ersichtlich, welcher Bedeutung die Musik im DaF-Unterricht zukommt, warum eine Förderung der deutschen Musikkultur im Deutsch als Fremdsprachenunterricht sinnvoll ist! „Abwechslung tut gut!“ Dieses Sprichwort gilt nicht nur für alltägliche Routinen. Die Verwendung von Musik im Unterricht fördert die Motivation im Umgang mit der deutschen Sprache. Der Rückgriff auf auditive Medien kann das unterrichtliche Geschehen positiv beeinflussen und zur Lockerung der Lernergruppe beitragen.

Ziele in der Verwendung von Musik

Die Verwendung von Musik im Deutsch als Fremdsprachenunterricht verstärkt die Bereitschaft für Kultur und Kunst, sie holt Jugendliche und Kinder in ihrer aktuellen Lebenswelt ab und steigert die Sprachmotivation. „Seit fünfzig Jahren ist die Geschichte der Populären Musik allerdings auch immer die Geschichte von Jugendkulturen.“ (Müller, M. (2006). Vom Gassenhauer zum Rap – Populäre Musik in Deutschland. Hildesheim: Universität Hildesheim.) Dabei dient sie zum trainieren der sprachlich rezeptiven Fähigkeit (Hören und Hörverstehen). Gerade hier muss bewusst gemacht werden, dass diese Fähigkeit eine der Komplexesten beim Sprachenlernen ist. Mit Hilfe der Musik kann aber auch der Gebrauch von Umgangssprache (vgl. Bushido) und Hochsprache (Rudolf Mauersberger - Wie liegt die Stadt so wüst) verdeutlicht und verglichen werden. Mit erhöhter Motivation und entsprechend musikalischen Qualifikationen können Menschen angespornt werden neue Lieder und Stücke zu komponieren. Aber nicht nur das Hörverstehen kann durch die Verwendung von Musik im Deutsch als Fremdspracheunterrichts geübt und gelernt werden. Vielmehr kann auch die Lesekompetenz der Deutschlerner erweitert und verbessert werden. Die Erarbeitung von musikalischen Texten erfolgt nicht nur über die sprachlich rezeptive Grundfertigkeit, sondern auch im Umgang mit der schriftlich rezeptiven Grundfertigkeit, dem Lesen. Das Lesen von musikalischen Texten ermöglicht den Lernern einen aktuellen Realitätsbezug zu den entsprechenden Kulturen der Musiker herzustellen, darüber hinaus erleichtert es auch das daran angegliederte Hörverstehen bei Übungsaufgaben mit musikalischen und geräuschvollen Hintergründen. Ein weiterer Aspekt bei der Verwendung von Musik in Deutsch als Fremdsprachenunterrichts ist die „motivationale“ Komponente von Liedern und Musikstücken. Ziel von zahlreichen Werken der Kultur ist die Unterhaltung der Rezipienten und die Vermittlung einer Botschaft. Tragen zwar einzelne Werke ernsthafte Informationen als Inhalt und Versuchen den Rezipienten eine bedeutungsvolle Lehre zu vermitteln, so existieren auch zahlreiche Werke die eher an Belustigung und „Feierei“ der Masse appellieren. Gerade diese „leichte Kunst“ eignet sich hervorragend um „schwere“ Unterrichtseinheiten kurzeitig aufzulockern.

Weitere Punkte die auch von Müller genannt werden sind:

- Jugendgerechter Quereinstieg in die Lyrik
- Als Spiegel sozialer Verhältnisse soziale und politische Themen aus unterschiedlichen Themen auf den Punkt bringen
- Dank der Vielfalt der Texte auch grammatikalische Aufgabenstellungen
- Zum Mitsingen animieren und /oder letztendlich den Fremdsprachenunterricht

Musik ermöglicht einen pluralistischen Zugang zur deutschen Kultur. Zum einen bietet sie zahlreiche Vergleichsmöglichkeiten über den Inhalt bis hin zur Melodie. Zum anderen fordert sie aber auch über die verschiedenen Gründe für Musik (Festlichkeiten, Unterhaltung, Hintergrund etc.) nachzudenken; als Diskussionsstoff für heterogene Altersgruppen und Kulturen. Musik konzentriert sich zumeist auf eine bestimmte Zielgruppe (Altersgruppe, soziale Schicht, Kulturgruppe etc.). Jede Generation hat ihre Musik, so kann man als Lehrer gezielt Musik heraussuchen, die gerade die entsprechende Altersgruppe sowie soziale Schicht bedient.

Nach Neuner und Hunfeld muss eine Fremdsprache, die nicht als internationale Verkehrssprache (lingufranca) gilt, dazu beitragen, dass Schüler die fremde Kultur verstehen lernen und zugleich auch ihre eigene Kultur und ihren Grenzen erkennen. Auch wenn dies nur im Unterricht und durch Medien sowie Erzählungen möglich ist.

(vgl. Neuner, G & Hunfeld, H. (2007) Methoden des fremdsprachlichen Deutschunterrichts. Fernstudieneinheit 4. Kassel: Langenscheidt.) Ziel ist folglich nicht nur das Verständnis der deutschen Kultur, sondern auch eine Verdeutlichung der eigenen Kultur mit ihren Werten und Gesetzesmäßigkeiten. Musik kann hierbei als Kunstwerk einen Einblick in die vielschichtigen Dimensionen des Kulturverstehens geben, ohne dabei verletzend zu wirken. Musik als künstlerische Freiheit und damit Teil der Kultur, sie erreicht einen Transfer vom trägen Wissen (Auswendiggelerntes) hin zum Pragmatischen (handlungsorientiertes Wissen). Bezogen auf die Sprechwissenschaft wird in diesem Zusammenhang zwischen dem expliziten Sprachwissen, also dem Kennen einer Sprache und die Form der Ausdrucksmöglichkeiten sowie dem impliziten Sprachwissen, folglich das aktive Verwenden einer Sprache unterschieden. Sinnvoll ist es, wenn der Lehrer beide Bereiche gleichstark beim Lerner zu prägen versucht.

Musiktypen

Der Schlager

Die gesellschaftliche Entwicklung zur Industrialisierung, am Ende des 19. Jahrhunderts, führte zur Verstädterung und lokaler Konzentration der Bürger.

Dabei ist zu bedenken, dass die Menschen aufgrund der ökonomischen Effizienz in erster Linie Arbeiter und einfache Handlanger in der aufkommenden Industrie waren. Eine 60-Stunden-Woche sei ein normaler Arbeitsrhythmus und forderte die zumeist verarmten Arbeiter aufs Äußerste. Gleichzeitig lebten immer mehr Menschen unter gleichen Bedingungen mit immer ähnlicher werdenden Bedürfnissen. (vgl. Müller, M. 2006) Die heutige Begrifflichkeit der Verstädterung bringt diese gesellschaftliche Entwicklung zum Ausdruck. Die Massengesellschaft benötigt eine massentaugliche Musik, die jeder versteht und von lokalen Ausprägungen und Dialekten frei war. Diese Form wird auch heute noch als Schlager bezeichnet, denn nicht nur ihre einfache Verständlichkeit war Sinn gebend, sondern auch ihre lyrischen Inhalte, deren Ziel die Zerstreuung und Entspannung war. Literaturwissenschaftlich könnte man diese Form der Unterhaltung mit der Geschichtserzählung verbinden, denn auch hier geht es weniger um Tiefgründigkeit und Realitätsnähe. Hauptthemen der Schlager sind zumeist Erzählungen über die Liebe, gleichzeitig dürfen sie aber auch den Aktualitätsbezug nicht verlieren und müssen den Erwartungen des Publikums entsprechen. Durch die Sozialisation der Massenmedien wie Rundfunk und Film wurde die Bedeutung dieser Musikrichtung verstärkt. So konnten die Comedian Hormonist zahlreiche internationale Erfolge in den 20zigern und frühen 30zigern des letzten Jahrhunderts verbuchen. Ähnliche Erfolge hatte auch der Titel „Mackie Messer“ (Kurt Weil, Berthold Brecht: Drei Groschen Oper) erlangt, der vor allem in der amerikanischen Jazzszene auch heute immer wieder als „Mack the knife“ erneut vertont wird (Im Bewusstsein, dass das ursprüngliche Werk von John Gay ist). Diese Titel ermöglichen vor allem einen guten Einstieg in die deutsche Kultur bei älteren Generationen von Lernern, die diese Titel vielleicht sogar in ihrer Muttersprache kennen gelernt haben. Während der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland (von 1933 – 1945) entstand durch die Zensur der Reichskulturkammer eine neue Art des deutschen Schlagers dessen Aufgabe es war eine heile und nationalgeprägte Welt zu propagieren. In erster Linie galt die Musik als „schöngeistliche Kunst zur Belustigung der Massen“, deren Ziel es war das Volk „im Kampf zu stärken“. In den Jahren von 1939-1945 wurden vor allem zahlreiche Kampf- und Soldatenlieder geschrieben, deren Inhalt vom Erfolg und dem Durchhalten der deutschen Truppen berichtete. Zahlreiche Musiker (zumeist mit jüdischen Hintergrund) wanderten aus und prägten dort die musikalische Entwicklung (A. Schönberg (1947) - Ein Überlebender aus Warschau). Musiker die sich in dieser Zeit nicht an die Vorgaben aus der Kulturkammer hielten ereilte trotz internationaler Berühmtheit meist das Aus. Titel wie „Lili Marleen“ und „Sing, Nachtigall, Sing“ wurden wegen angeblicher „Zersetzung der Kampfmoral der Truppe“ verboten, die Sängerin Evelyn Künneke darauf hin von der Gestapo verhaftet. (Müller, M. (2006) S. 4).

In der Nachkriegszeit dominierten in der deutschen Musikkultur der amerikanische und französische Schlager (der Besatzungsmächte). Der Einfluss von Swing und Jazz motivierte auch deutsche Musiker in diesem Genre zu komponieren. Werke wie „Pack´ die Badehose ein“ von Conny Froeboess konnten wieder große Erfolge verzeichnen. Inhaltlich hatten die Werke vor allem die Bedürfnisse der Menschen zu der damaligen Zeit widergespiegelt. Mittels Aufgaben mit Texten der damaligen Zeit kann man die Bedürfnisse der heutigen Schüler und die Bedürfnisse der Menschen aus der Vergangenheit vergleichen und interpretieren. Weitere Beispiele aus dieser Zeit sind unter anderem: Freddy Quinn: „Heimweh“ und „Junge komm bald wieder“. Die Schlagerkultur der ehemaligen DDR war vor allem durch Musik aus der Sowjetunion gekennzeichnet. Zahlreiche Lieder über den Klassenkampf, später aber auch Propaganda-Werke hielten Einzug in die Kultur der DDR.

[...]

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Die Verwendung populärer Musik im Deutsch als Fremdsprache-Unterricht
Hochschule
Universität des Saarlandes  (DaF)
Veranstaltung
Literatur im Deutschunterricht
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
29
Katalognummer
V111737
ISBN (eBook)
9783640158218
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verwendung, Musik, Deutsch, Fremdsprache-Unterricht, Literatur, Deutschunterricht
Arbeit zitieren
Jan Fendler (Autor:in), 2007, Die Verwendung populärer Musik im Deutsch als Fremdsprache-Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111737

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