Die vorliegende Arbeit ist Teil eines komplexen Themas der Seefahrt "Human resources".
Der Autor beschäftigt sich mit der Ursache und der Wirkung von Stress im Allgemeinen und überträgt schließlich die Ergebnisse auf die Seefahrt.
Inhaltsverzeichnis
1.0 Einleitung
2.1 Phänomen „Stress“
2.2 Stress im Bereich „alltägliches Arbeitsumfeld“
2.3 Kritische Bereiche im maritimen Umfeld „Bordalltag“
3.1 Stressbewältigungsstrategien
3.2 Stress als Herausforderung des Führungspersonals
4.0 Burnout
5.0 Schlusswort
Literaturverzeichnis
1.0 Einleitung
Stress ist ein Alltagsbegriff geworden, man kann sich heute kaum mehr von ihm lösen. Die Anforderungen innerhalb der Familie wie im Berufsleben sind hoch, manchmal zu hoch. Stressbewältigungsstrategien gibt es reichlich, sie helfen uns, ob angeboren oder gelernt, mit Stress umzugehen (vgl. Kapitel 3.0).
Es kommen aber auch Situationen vor, die unsere Belastungsgrenze übersteigen, dann wird der Stress in Form von Befindlichkeitsstörungen sichtbar (vgl. Kapitel 3.0).
Was ist nun Stress?
Allgemeingültig erscheint die Definition, dass Stressoren auf einen Organismus einwirken und in diesem eine Reaktion hervorrufen, die Stress heißt (vgl. Kapitel 2.0).
Selye forschte auf diesem Gebiet und entwarf sein Stressmodell (Abb. 1, S.6), jedoch erläuterte er ausschließlich physiologische Zusammenhänge und bezog den Menschen als „denkendes, reflektives Wesen“ nicht mit ein.
Lazarus Modell der Stressreaktion erscheint vielschichtiger und besser übertragbar auf den alltäglichen Umgang mit Stresssituationen. Er prägt den Begriff „transaktionales Erklärungsmodell“ (vgl. Kapitel 2.1).
Das Berufsleben steht in direktem Zusammenhang mit Anforderung und Leistungserbringung, in ihm lassen sich Stressfaktoren gut untersuchen (vgl. Kapitel 2.1).
In der Betrachtung der im Beruf auftretenden allgemeinen Stressfaktoren vermag man leicht, auch für das persönliche Berufsfeld „Seefahrt“ eine Bewertung über die Anzahl der „kritischen Bereiche“ vorzunehmen (vgl. Kapitel 2.2). Doch ist Stress nicht ausschließlich der Seefahrt vorbehalten.
Stress ist ein allgemeines Problem, er mindert Leistungsfähigkeit, schafft Unzufriedenheit, steuert zur Bildung von Krankheiten bei, das „Burnout- Syndrom“ ist hier das Stichwort (vgl. Kapitel 4.0).
Um dies zu vermeiden, haben Stressforscher einen Beitrag zum Thema „Personalpflege“ geleistet. Stressvermeidungsstrategien am Arbeitsplatz dienen nicht nur dem Mitarbeiter, sondern dem ganzen Betrieb.
Der Mensch ist nicht ausschließlich eine Ressource, er ist für die Produktivität eines Unternehmens mit verantwortlich (vgl. Kapitel 3.1).
2.1 Phänomen „Stress“
Der Begriff „Stress“ stammt ursprünglich aus dem technischen Bereich. Man beschrieb eine Kraft, die auf ein Objekt einwirkt und in diesem eine vorübergehende oder verbleibende Veränderung bewirkt (Lazarus 1967).
Auf die Physiologie übertragen wird der Begriff durch Cannon (1915) und später von Selye in seinem biologisch orientiertem Stresskonzept (Selye 1946, 1950) aufgenommen.
Nach Selye bezeichnet Stress die natürliche unspezifische (adaptiv- protektive) Reaktion des lebenden Organismus auf verschiedene äußere und innere Reize, sowie körperliche wie seelische Belastungen, die zu einer Störung des dynamischen Gleichgewichtes, der physiologischen, biochemischen sowie psychologischen Prozesse führen.
Eine neuere Definition nach Zimbardo besagt: „Streß ist ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeiten zur Bewältigung strapazieren oder überschreiten.
Diese Reizereignisse umfassen eine ganze Bandbreite externer und interner Bedingungen, die allesamt als Stressoren bezeichnet werden.
Ein Stressor ist ein Reizereignis, das vom Organismus eine adaptive Reaktion verlangt“ (Zimbardo 1995).
Selye wie Zimbardo arbeiten mit dem Adjektiv „adaptiv“, „sich anpassend“ (Bertelsmann Duden 1996) im Zusammenhang mit dem Organismus.
Die Reize, die auf den Organismus einwirken, werden mit „Stressoren“ benannt.
Beide Wissenschaftler halten fest, dass es stets in der Betrachtung des Komplexes „Stress“ einerseits eine einflussnehmende Größe gibt, die Stressoren und der reagierende lebendige Organismus andererseits.
Selye (1950) betrachtet den lebendigen Organismus im Zustand der Anspannung, „Stresszustand“ und registriert, dass die geistige Aufmerksamkeit, die Muskelarbeit sowie eine Vielzahl andere Verhaltensweisen des Körpers in erhöhte Aktivität versetzt sind.
Selye besagt, dass solange die Schwere der Stressoren sich innerhalb der Stresstoleranz des Individuums hält,, kann sich der Organismus der Situation anpassen und auch länger ertragen. Je mehr jedoch der Stress die individuelle Stresstoleranz überschreitet, desto kürzer wird die Zeit bis zur Erschöpfung des Organismus sein.
Lang und intensiv anhaltende Stressoren führen dann zu einer Reaktionssequenz , welche von Selye als „general adaption syndrome, GAS“ (allgemeines Anpassungssyndrom) bezeichnet wird.
GAS verläuft in drei Phasen –Alarmreaktion des Körpers, Widerstandsphase, Erschöpfungsphase.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1: Selye’s Stressmodell
Die Alarmreaktion des Körpers dient der Mobilisierung von Energiereserven, durch biochemische Vorgänge.
Es werden Botenstoffe frei, die eine erhöhte Energiezufuhr an die Muskeln aus Fettreserven ermöglichen. Der Körper wird kampf- sowie fluchtbereit gemacht. Die Kurve steigt in dieser Phase an, ein erhöhtes Widerstandsniveau wird erreicht.
In der Widerstandsphase erfolgt die Anpassung an die Anforderung, das Widerstandsniveau ist hoch, der Körper arbeitet mit den freigegebenen Reserven, er ist angespannt und vorbereitet.
Fällt der Stressor ab, leitet sich final die Erschöpfungsphase ein, in der die Homöostase stattfindet, das Widerstandsniveau ist in dieser Phase gering.
Fällt der Stressor nicht ab, kommt es zum Kollaps. Der Organismus erhält bei starker Überbelastung bleibende gesundheitliche Schäden.
Homöostase bedeutet: „Fließgleichgewicht, die Fähigkeit eines Systems, besonders eines Organismus, sich trotz Störungen der Umwelt in einem stabilen Zustand zu halten“ (Lexikon der Psychologie Bertelsmann 1992, S. 176/177).
Selye’s Stressmodell resultiert aus einer Forschungsserie mit Labortieren, die beispielsweise durch Schmerz, Isolation, Hitze, Kälte in den Stresszustand versetzt wurden.
Sie zeigten bei allen möglichen Stressoren die gleiche Reaktionssequenz.
Weitergehend kann man Stress auch medizinisch betrachten, doch trägt diese Anschauungsweise hier nicht zur Findung einer „Stressvermeidungsstrategie“ im Arbeitsumfeld bei.
Wichtig zu folgern ist aus den Erkenntnissen von Selye und Zimbardo, dass das Phänomen „Stress“ als Mittel zur Anpassung dient und in diesem Zusammenhang das Verhalten jedes Organismus beeinflusst.
Selye differenziert jedoch nicht zwischen den unterschiedlichen Wirkungsweisen des Stresses auf verschiedene Individuen mit mehr und minder ausgeprägter Stresstoleranz.
2.2 Stress im Bereich „alltägliches Arbeitsumfeld“
Bei der Betrachtung des Phänomens Stress im alltäglichen Leben eignet sich die Fragestellung:
„Wie ist beispielsweise zu erklären, dass bei vergleichbaren beruflichen oder familiären Belastungen verschiedene Menschen sich unterschiedlich stark beansprucht, herausgefordert oder überfordert fühlen? Ausgehend von dieser Fragestellung haben Lazarus und Folkman (1984) ihr >>transaktionales Erklärungsmodell<< entwickelt, bei dem Stresssituationen als komplexe Prozesse der Auseinandersetzung der betroffenen Person mit den Belastungen und Anforderungen der Situation betrachtet werden.“
(Klaus Linneweh 2002).
Lazarus hält fest, „stress is a postappraisal state” (Lazarus 1991).
Er geht davon aus, dass der Mensch zunächst eine Situation nach Größe der Gefahr einschätzt, es folgt eine Beurteilung vor der Reaktion.
Die Situation kann nach Lazarus für den Betreffenden als Herausforderung, Bedrohung oder als Verlust gesehen werden.
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- Arbeit zitieren
- Julia Knopp (Autor:in), 2008, Ursache und Wirkung von Stress, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/111747