Konfrontation mit widersprechender Meinung auf Social Media


Forschungsarbeit, 2018

28 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Hintergrund und Hypothesen

3. Untersuchungsanlage

4. Befunde

5. Diskussion und Fazit

Anhang

Stimuli am Beispiel „Fleischregulierung“

Fragebogen am Beispiel „Fleischregulierung“

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im heutigen Zeitalter bieten Soziale Plattformen im digitalen Raum weitlaufende Möglichkeiten des Kommentierens mid Bewertens. Die allgemeingültige Beschreibung von Soziale Medien gilt als „[...] a group of Internet-based applications that build on the ideological and technological foundations of Web 2.0, and that allow the creation and exchange of user­generated content” (Kaplan and Haenlein, 2010: 60). Diesbezüglich ergeben sich die zentralen Merkmale von Sozialen Medien aus den Möglichkeiten der Profilerstellung, Kontaktlistenfiiluung sowie der fundamentalen Gegebenheit der Kommunikation. Ebenso sind soziale Netzwerke im Wesentlichen auf schnelle mid maßgeblich übersichtliche Infonnationsverbreitung ausgelegt. Sie bewirken in dieser neuartigen Ebene der interaktiven Kommunikation „sowohl eine Entgrenzung als auch eine Segmentierung des öffentlichen Raums“ (Faas, & Sack, 2016: 6). Sei es kollektiv oder individuell, digitale Interaktion verändert die öffentliche Reflexion und erhöht „die Selbstbeobachtung einer Gesellschaft, wie sie auch vielfältige Prognosen über all ihre Segmente begünstigft] und Iancier[t|“ (Kübler, 2005: 21). Die medialen Neuerungen haben ebenfalls einen gr avierenden Einfluss auf die Auslegung der Privatsphäre und Identität der Nutzer. Jene öffentliche Darlegung der persönlichen Meinung ist Kem der nun präsentierten Forschung.

Unter der Leitung von Dr. Thomas Zerhack wird im Rahmen des kommunikations­wissenschaftlichen Seminars „Meinungsbildung in Sozialen Medien“ dem Grundgedanken nachgegangen, inwiefern sich Konfrontation mit widersprechender Meinung auf Social Media auswirkt. Der Grad an Beeinflussung auf die Individuelle Einstellung der Person sowie weitere Elemente der Betrachtung von Memmigsverschiedenheiten im digitalen Netz sind hier von essentieller Bedeutung.

Strukturell beginnt der Forschmigsbericht mit einer detaillierten Erläuterung der wissenschaftlichen Gmndlagen, aus denen die Hypothesen für das Forschungsvorhaben hergeleitet werden. Hierbei fungiert primär der wissenschaftliche Hintergrund zu Einstellung, Meinungsklima mid Toleranz als Grundbaustein für die Hypothesen des zu untersuchenden Sachverhalts. Der darauf folgende empirische Teil setzt bei der grundlegenden Beschreibung der Untersuchungsanlage an und wird daraufhin in direktem Übergang mit den Befunden ausgebaut. Die essentiellen Befunde und Ergebnisse der Forschung werden in einem letztlichen Fazit diskutiert mid mit einem zusätzlichen Forschungsausblick abgerundet.

2. Theoretisches Fundament

Als wissenschaftliches Fundament für die folgende Untersuchung dienen zunächst unterschiedliche Begriffsdefinitionen sowie weiterfühlende Theorien. Demzufolge werden relevante Begrifflichkeiten bezüglich der Einstellung, Meinungsklimas sowie der Toleranz in ihren einzelnen Aspekten beleuchtet und die Hypothesen auf Basis dessen hergeleitet.

2.1 Theoretische Grundlagen

Fundamental beschreibt der Begriff der Einstellung die Prädisposition1 eines Individuums Ideen, Menschen sowie Objekten zu bewerten (Aronson, Wilson & Akert, 2004, S. 230). Zusätzliche Tiefe erlangt der Begriff aus dem Bereich der Sozialpsychologie, in der Einstellung „eine psychologische Tendenz [darstellt], die dadurch zum Ausdruck kommt, dass man einen bestimmten Gegenstand mit einem gewissen Grad an Zustimmung oder Ablehnung bewertet“ (Bohner, 2002, S. 267).

Einstellungen agieren als konstante Grunddispositionen des Menschen und dienen als Fundament, auf dem Motive erstmals erfolgreich wirksam werden können (Borda, 2013: 80). Die verfestigte Einstellung lässt sich in die drei Hauptsektoren kognitive, affektive sowie verhaltensmäßige Komponente unterteilen (Aronson, Wilson & Akert, 2004, S. 230). Hinsichtlich des ersten Bestandteils entstehen in Form von kognitiver Denkleistung Überzeugungen und Gedanken in Betrachtung der Eigenschaften eines Gegenstandes. Dabei werden angesichts der Meimmgsetablierung die Vor- imd Nachteile eines Objektes in ihren Details überprüft (Bierhoff, 2006: 328). In direktem Kontrast dazu involviert die affektive Komponente die vom Einstellungsgegenstand ausgelösten Emotionen und Gefühle (Aronson, Wilson & Akert, 2004, S. 230). Weiterführend stellt die Verhaltenskomponente nicht niu die Handlungen dar, sondern ebenso die darauf basierende Verhaltensabsicht sowie subjektive Wahrscheinlichkeit, mit der die Person glaubt die Handlung ausführen zu können (Bierhoff, 2006: 329).

Auf Basis des „Modells der dualen Einstellungen“ von Wilson, Lindsey mid Schoolers (2000) wird zwischen expliziten und impliziten Einstellungen differenziert. Dabei wird von dem Grundgedanken ausgegangen, dass implizite, unbewusste, habituell aktivierte Einstellungen von expliziten, bewussten und konstruierten Einstellungen überlagert werden können. Dementsprechend können soziale Medien sowohl bezüglich expliziter als auch impliziter Einstellungen Änderungen hervorrufen. (Ettl-Huber, Nowak, Reiter & Roither, 2013: 224). Der Innere Bereitschaft fgl. latente Charakter einer Einstellung ist gegenwärtig und erschwert eine direkte Erfassung bzw. Beobachtung dieser, da sie deutlich sichtbar und einschätzbar sind. (Borda, 2013: 80).

Als Meinungsklima gilt abstrahierend dargestellt die „kumulierte Wahrnehmung von Meinungsverteilungen bei Dritten und (...) bildet das verbindende Glied in der Kausalkette von Medienwirkungen (Schiel & Tropp, 2014, S.237). Entgegen der öffentlichen Meinung, die sich als Summe individueller Meinungen darstellen lässt, beschreibt das Meinungsklima weitgehend “die Vorstellung von Häufigkeitsverteilung, das Stärkeverhältnis (...) widersprüchlicher Tendenzen, (...) ein Raum (...) voller Öffentlichkeit.“ (Noelle-Neumann, 2001, S. 110).

Das Meinungsklima gilt als Selbststeuerung der Gesellschaft auf Basis von öffentlich geäußerten Bewertungen und deren verbundenen Werten. Die kollektive Klimawahrnehmung „referiert auf akzeptierte Meinungen und schließt abgelehnte oder tabuisierte Formen kommunikativen Bewertens in der Öffentlichkeit aus“ (Bürker, 2012, S.338).

Damit der Prozess der öffentlichen Meinungsbildung bezüglich eines Themas entstehen kann, muss dieses Thema Teil einer aktuellen und öffentlichen Auseinandersetzung sein, sowie die Möglichkeit zur moralischen Spaltung innerhalb der Gesellschaft bieten (Noelle-Neumann, 1989 S.14f). Entscheidend ist die „Rezeption der in den Medien veröffentlichten und in persönlichen Bezugsgruppen angesprochenen Themen und geäußerten Meinungen“ (Bürker, 2012, S.338). Neben den in den Medien abgedeckten Themen führen ebenso zwei weitere Faktoren zum Rückschluss auf die Meinungsverteilung. Jene Bestandteile sind in diesem Zusammenhang die zuvor definierte persönliche Meinung, sowie das soziale Umfeld (Zerback et al., 2015, S. 421). Basierend auf diesem Konzept vereinen Soziale Medien die Öffentlichkeit mit dem direkten sozialen Umfeld. Demnach involviert die Konfrontation mit Beiträgen auf den jeweiligen Plattformen sowohl den öffentlichen Charakter der Medien als auch die persönliche Komponente der Individualkommunikation2.

Absolute Toleranz lässt sich als eine neutrale Einstellung gegenüber Gruppen ohne weitergehend positiver oder negativer Bewertung definieren (Beelmann & Jonas, 2009: 27). In einem demokratischen System baut die Toleranz gegenüber opponierenden Meinung sowie Lebensweisen das Grundgerüst eines friedlichen Miteinanderlebens. In einer Demokratie besteht die Erwartung, dass die Bürger auf Grund des Kontaktes mit diversen und anderslebenden Mitbürgern mehr Toleranz und andere pro-soziale Orientierungen wie generalisiertes Vertrauen entwickeln (Schlenker-Fischer, 2009: 170). Diesbezüglich ist Toleranz „about formalized ways in which poeple agree to disagree“ (Mutz, 2006:86). Auf Grund von Sozialen Medien verschwimmen die Grenzen der Politik und Ökonomie mit der allgemeinen Öffentlichkeit, da die Bürger die aktive Möglichkeit zur direkten Kommunikation und Kritikausübung besitzen. Dabei spielt Toleranz im Rahmen des Social-Media- Sozialisationsprozesses eine entscheidende Rolle und ist Basis für eine geregelte Kommunikation (Goderbauer-Marchner & Büsching, 2015: 16). Die unmittelbare Auseinandersetzung mit opponierenden Meinungen wird von einer Steigerung der Toleranz begleitet und erweitert das Wissen über sich unterscheidenden Standpunkte hinsichtlich der eigenen Meinung (Mutz, 2006: 444). Toleranz und Integration erweisen sich diesbezüglich als wesentlicher Erfolgsaspekte von Kommunikation auf Social Media (Arendt, Schulz & Gatz, 2013: 82).

2.2 Hypothesen

Aufgrund der Beständigkeit der expliziten und bewussten Einstellungen, sind diese nur schwer zu beeinflussen. Um eine Einstellungsänderung hervor zu rufen, benötigt es eine entscheidende Motivation. Bezogen auf Social Media können Gruppeneffekte zu einer flüchtigen Einstellungsänderung führen. Wird nun dort eine spezifische Meinung im hohen Maß vertreten, so wird ein Prozess der Übernahme vermutet. In jenem passt sich die Person mit einem abweichenden Standpunkt an die Meinung der überwiegenden Gruppe an, um Rückweisungen durch die bestimmte Gruppe zu vermeiden (Raven, 1959, S. 127f).Um eine Einstellung langhaltig zu ändern, benötigt es eine zentrale und elaborierte Verarbeitung der betrachteten Argumente. Basierend auf dem Elaboration-Likelihood Modells von Petty und Cacioppo (1986) wird deutlich, dass der Vorgang einer Einstellungsänderung den idealtypischen Fall der starken Elaboration eines Persuasionsversuchs, eine „zentrale“ Route der Informationsverarbeitung, benötigt (Klimmt, 20011: 18). Sozial Media Kanäle sind Produkte ihrer Zeit und verknüpfen den Öffentlichkeitsaspekt mit einem persönlichen und vertrauten Kommunikationsansatz. Ausgehend von diesen Erkenntnissen leitet sich folglich die erste Hypothese ab:

H1: Wenn eine Konfrontation mit einer gegenteiligen Meinung auf Social Media stattfindet, so ändert sich die Einstellung in Richtung des Social Media Beitrags.

Der Kernpunkt des vorherig dargelegten theoretischen Fundaments stellt dar, dass „der Einfluss der Massenmedien auf das Meinungsklima zu einem Einfluss der Massenmedien auf die Meinungsbildung [führt]“ (Scherer, 2013, S. 23). In Bezug auf die selbstgebildete sowie persönliche Einstellung lässt sich die Wahrnehmung des Meinungsklimas durch Kommunikationsmaßnahmen leichter beeinflussen (Bürker, 2012: 338). Wie bereits erwähnt vereint die Konfrontation mit Beiträgen auf den Social Media Plattformen sowohl den öffentlichen Charakter der Medien als auch die persönliche Komponente der Individualkommunikation. Demzufolge besteht eine Korrelation zwischen der Wahrnehmung des Medientenors und der persönlichen Einstellungen des Betroffenen (Schenk, 1995: 216). Abgeleitet aus den vorherig geschilderten Erkenntnissen, lautet die zweite Hypothese wie folgt:

H2: Findet eine Konfrontation mit gegenteiligen Meinungen auf Social media statt, so führt dies zu einem wahrgenommen Meinungsklima in Richtung des Social Media Beitrags.

Wie aus dem theoretischen Hintergrund bereits hervorgeht, erweist sich Toleranz gegenüber opponierender Meinungen und Einstellungen als wesentlicher Erfolgsaspekt hinsichtlich öffentlicher Kommunikation auf Social Media. Darüber hinaus wurde kenntlich gemacht, dass die unmittelbare Konfrontation divergenter Meinungen eine Ausweitung der Toleranz nach sich zieht. Basierend auf diesen Tatbeständen, resultiert die dritte Hypothese:

H3: Eine Konfrontation mit gegenteiligen Meinungen aus Social Media bewirkt eine Steigerung der Toleranz gegenüber dieser.

3. Untersuchungsanlage

Im Folgenden wird die Untersuchungsanlage des Experiments in ihren einzelnen Aspekten beleuchtet und näher ausgefuhrt. Dem zugehörig sind maßgeblich Informationen bezüglich des Untersuchungsdesigns, die Teilnehmer des Experiments, sowie der konkrete Ablauf der Erhebung. Weiterführend wird die Operationalisierung der unabhängigen Variablen und die Konzeption des Stimulus ganzheitlich geschildert, bevor auf die vorgenommenen Manipulationen Stellung genommen wird.

3.1 Forschungsdesign

Auf Basis der vorherig beschriebenen Hypothesen und deren wissenschaftlichen Hintergründen wurde ein Untersuchungsdesign kreiert, das die wesentlichen Aspekte der zu untersuchenden Variablen erfasst und in ein darauf bauendes Experimentkonstrukt umwandelt. Hinsichtlich dessen wird in dieser Forschung ein zweifaktorielles Design angewandt, indem der Zusammenhang zwischen der Voreinstellung in Anbetracht des Fleischkonsums (Faktor 1) und der jeweiligen Stimulus Gruppe (Faktor 2) hergestellt und beschrieben wird. Angesichts dieser zwei Faktoren resultieren vier Gruppen, unterteilt in zwei Experimental- sowie zwei Kontrollgruppen. Sowohl die Ausprägungen des ersten Faktors, als auch die des zweiten, werden in der folgenden Graphik mit „dafür“ und „dagegen“ bezeichnet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2 Rekrutierung und Verteilung

Ein generierter Weblink der Befragungssoftware SoSci Survey wurde für die Rekrutierung der Probanden eingesetzt und primär via Instant-Messaging-Diensten wie WhatsApp, als auch Sozialen Plattformen wie Facebook und Twitter verteilt. Um soziodemographisch möglichst diverse Untersuchungsgruppen zu erzielen, wurde die Verteilung nicht nur auf das unmittelbar soziale Umfeld der Seminarteilnehmer verstreut, sondern ebenso gezielt an Personenkreis weitergeleitet, in denen eine überdurchschnittlich ausgeprägte Meinung gegenüber des Untersuchungsthemas vermutet wurde. Unabhängig ihrer individuellen Voreinstellung wurden

folglich die Experimentteilnehmer randomisiert zu einer der Experimentalgruppen zugeteilt. Der Gesamtzeitraum der Erhebung erstreckte sich von dem 15.01.2018 bis einschließlich zum 28.01.2018, in der die entsprechende Teilnahme auf freiwilliger Basis sowie ohne Bezahlung erfolgte. Bezugnehmend illustriert die beigefügte Graphik die Zusammenstellung der zu untersuchenden Gruppen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.3 Erhebungsprozedere

Grundlegend stellt die Befragung der Probanden anhand eines Onlinefragebogens die Erhebungsmethode des Experiments dar. Gemäß der Einführung in das Forschungsprojekt, bezüglich allgemeiner Informationen sowie des wissenschaftlichen Zwecks der Befragung, wird mittels dreier Items die individuelle Einstellung gegenüber des Fleischkonsums inspiziert. Jene Items stellen Aussagen dar, zu denen die Probanden auf einer Bewertungsskala mit einer 5 Punkten-Differenzierung angeben konnten, inwieweit sie den Aussagen zustimmen oder nicht. Entsprechend wird darauffolgend die Debatte über eine Fleischkonsum-Regulierung in Mensen und Kantinen auf einmal die Woche dargelegt und näher erläutert. In Form eines Facebook Posts wurde nun den Testpersonen der Stimulus zugewiesen, indem sich eine fiktive Benutzerin jeweilig gegen beziehungsweise für die Regulierung ausspricht. Infolgedessen verläuft die Befragung entlang der abhängigen Variablen und inspiziert unter Verwendung von diversen Fragentypen die Antworten der Probanden. Auf Basis des dargelegten Stimulus- Textes wurde nun der wahrgenommene Tenor des Wissens sowie der Meinung in Bezugnahme der Facebook-Nutzerin befragt. Darauf folgte die Kontrollfrage im Anbetracht der persönlichen Einstellung hinsichtlich des Fleischkonsums, die hier demgemäß mit der identischen Item Auswahl erneut befragt wurde. Um den Onlinefragebogen allumfassend abzuschließen, wurden ebenso demographische Daten erfragt und das abschließende Debriefing beigefügt, indem die Experimentteilnehmer über die tatsächlichen Ziele der Forschung sowie die fiktive Debatte unterrichtet wurden.

3.4 Stimulus

Zu Gunsten der zu erzeugenden Manipulation ist ein Thema mit hoher Meinungsvielfalt relevanter Grundbaustein dieser Forschung und folglich ausschlaggebender Faktor für die letztendliche Entscheidung des thematischen Inhalt bezüglich des Experiments. Die unabhängigen Variablen dieser Forschung wurden auf Basis dessen wie folgt operationalisiert: In Zeiten der individuellen Verwirklichung resultiert aus der Problematik Fleischkonsum ein sowohl ökonomisches, politisches als auch persönliches Konfliktfeld. Eine Fläche von 8 Millionen Hektar wird für den allumfassenden Konsum von Fleischware in Deutschland beansprucht (Hirschfelder, Pfloeger & Rückert-John, S. 350). Darüber hinaus ist Deutschland international eines der wohlhabendsten Industrieländer, in denen die Menschen ihr Konsumverhalten auf Basis der individuellen Entfaltung sowie ethischen Grundeinstellung anpassen. Abstrahierend dargestellt ergibt sich demnach angesichts diverser Faktoren in Verbindung mit Gesundheit, Optische Erscheinung und Zugehörigkeit bestimmter Milieus ein kontroverses Meinungsklima um die behandelte Thematik. Durch die stichhaltigen und legitimen Argumentationen beider Seiten resultieren gegenwärtig primär auf sozialen Medien affektiv motivierte Diskussionen, die hier als maßgebliche Fundament des Stimulus dienen.

Ein in ein Facebook-Layout eingebetteter Post, verfasst von der fiktiven Benutzerin Johanna Fischer, wurde in zwei Ausführungen als Stimulus herangezogen. Um die Gültigkeit der darauf folgenden Manipulation zu gewährleisten, wurden die Textkörper parallel aneinander angepasst und sind folglich in ihrer Grundstruktur deckungsgleich. Lediglich die Argumente variieren bezüglich der jeweilig behandelten Meinung und basieren auf den vorherig genannten Argumentationsfeldern hinsichtlich des Fleischkonsums. Damit der Stimulus ein möglichst authentisches sowie realitätsnahes Bild aufzeigt, wurde ebenso auf den Wortlaut und die visuelle Gestaltung Wert gelegt. Dies wurde vordergründig durch Verwendung von Umgangssprache, Abkürzungen, Emoticons, Ironischen Ansätzen und weiteren Stilmitteln der interpersonalen Kommunikation umgesetzt. Bezüglich der Visualisierung weisen die Stimulus Texte jeweils eine relativ kurze Länge auf und wurden mit Elementen der sozialen Plattformen wie Like-Anzahlen abgerundet. In der Gesamtheit wurde demzufolge zwischen der Ausformulierung wie auch der Überzeugungskraft der genannten Argumente und der Authentizität des Posts balanciert.

3.5 Manipulationen

Die Polarisierung des Tenors in Bezug auf dem Stimulus fungiert hier als entscheidender Faktor der letztendlich zu erzielenden Manipulation. Johanna Fischer positioniert sich wie bereits beschrieben jeweils gegen als auch für die Fleischkonsumregulierung. Eine Manipulation der Voreinstellung ist hierbei nicht realisierbar, da darauf kein explizierter Einfluss genommen werden kann. Gleichermaßen unbeeinflusst verbleibt die Verteilung der Kontroll- sowie Forschungsgruppen der individuellen Probanden, da der Stimulus randomisiert und abgekoppelt von den Angaben der Voreinstellung den Teilnehmern zugewiesen wurde. Auf Basis der zu untersuchenden Aspekte des Experiments ist hier demnach primär eine gleichmäßige Verteilung des Stimulus' für die Manipulation relevant.

3.6 Pretest

Ein statistisch dokumentierter Pretest wurde in Bezug auf diese Forschung auf Grund von zeitlichen Rahmenbedingungen nicht realisiert. Dennoch erfolgte eine Testphase innerhalb der Seminargruppe, in der die jeweiligen Teilnehmer den Onlinefragebogen mehrmals absolviert und überarbeitet haben. Prinzipiell wurde sich hier vor allem auf die Randomisierung des Stimulus, sowie die Verständlichkeit der Fragen fokussiert.

3.7 Prüfung der Gruppenäquivalenz

In dem nun folgenden Abschnitt werden die erzielten Ergebnisse unter Bezugnahme der varianzanalytischen bzw. kreuztabellarischen Prüfung der Gruppenäquivalenz auf Basis des Alters, Geschlechts und Bildung aufgeführt und näher beleuchtet.

Entgegen einer Aufrufzahl von 583 Klicks absolvierte eine Gesamtanzahl von N=185 Teilnehmern erfolgreich den Fragebogen der Studie. Infolge des 5% Maximums an unbeantworteten Fragen, wurden 6 Probanden aus dem Datensatz und den daraus resultierenden Befunden ausgeschlossen. Infolgedessen basiert die nun aufgeführte Datenanalyse auf N=179 Probanden, verknüpft mit 177 Geschlechterangaben (95 Frauen, 82 Männer) und einem Durchschnittsalter von 29,76 Jahren. In Bezugnahme des Bildungs-/Berufstandes ergaben sich 34,1% Berufstätige und eine wie bereits erwartete Hauptzielgruppe von 47,5% Studenten. Die Voreinstellung in Betrachtung des Fleischkonsum tendierte mit einem hohen Anteil von 67 weiblichen Probanden und 30 Männern zu einer Ablehnung des Fleischkonsums. Entgegen der 9 Frauen sprachen sich darüber hinaus 33 Männer tendierend für den Fleischkonsum aus. Demgemäß sind allumfassend 78,6% der Befürworter männlich und 69,1% der Ablehnenden weiblich. Unter einer ganzheitlichen Betrachtung der deskriptiven Statistiken wird ein hoch signifikanter Unterschied zwischen der Voreinstellung verknüpft mit dem Geschlecht deutlich [%[2](2, N=177) = 27,019; p = .0]. In Hinblick auf die Randomisierung verzeichnet diese erfolgreiche Ergebnisse, da sich die Stimulus-Gruppen in Verbindung mit dem Geschlecht nicht signifikant unterscheiden [%2(1, N=177) = .005; p = .944] und diese demnach deckungsgleich auf die entstandenen Gruppen aufgeteilt wurden. Demzufolge zeigen sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Alters in Verbindung mit der Voreinstellung [F(2, 175) = 1.455; p = .236], sowie in Bezug auf die Stimulus-Gruppen [F (1,176) = 0.894; P = 0.346]. Bei Betrachtung der Verknüpfung zwischen Voreinstellung und Bildung sind gleichermaßen keine signifikanten Unterschiede erkennbar [%2(8, N=179) = 11,611; p = .169], wie auch im Hinblick zu den Stimulus-Gruppen [%2(4, N=179) = 3.762; p = .439]

3.8 Messinstrument

Das für die Studie verwendete Messinstrument besteht aus dem Onlinefragebogen, dessen Ablauf bereits in seinen einzelnen Sektionen grob umfassend dargelegt wurde. Im Folgenden wird die Operationalisierung der Messung der abhängigen Variablen in dem jeweiligen Konzeption der Fragen ganzheitlich geschildert.

Zu Beginn wird das wahrgenommene Meinungsklima mittels einer Prozenteinschätzung der Testperson bezüglich der allgemeinen Befürwortung der Regulierung innerhalb der Gesellschaft erfragt. Davon weiterführend wurden die Experimentteilnehmer hinsichtlich der Toleranzuntersuchung anhand von zwei Items in Form von Aussagen geprüft, die jeweils auf einer fünfstufigen Likert-Skala von den Extrempunkten „Ich stimme gar nicht zu“ bis „Ich stimme vollkommen zu“ beurteilt werden konnten. Darauf folgt die Befragung bezüglich der Partizipations-Variable, in der die Probanden wiederum auf einer fünfstufigen Likert-Skala antworten konnten. Von den Extrempunkten „Sehr unwahrscheinlich“ bis „Sehr wahrscheinlich“ sollten die Experimentteilnehmer die Wahrscheinlichkeit der persönlichen Unterzeichnung einer Petition gegen Fleischkonsum beurteilen. Abschließend wurde die Selektion auf Basis eines Items, das entsprechend des zugeteilten Stimulus weitere Informationen für bzw. gegen die Fleischkonsumregulierung erfragt. Dieses Angebot konnte auf einem fünfstufigen Likert-Skala von „Kein Interesse“ bis „Hohes Interesse“ beurteilt werden.

Im Hinblick auf die angewandten Messniveaus basieren die primär angewandten Likert-Skalen auf einem ordinalen Fragemodell, wogegen Norminale Messniveaus einzig in den demographischen Daten ihre Verwendung fanden. Das metrische Messniveau wurde in Verbindung mit der Prozentschätzung des Meinungsklimas sowie der Altersangabe präsent. Diese metrischen Fragemodelle wurden im Datensatz für die statistische Auswertung unter Verwendung von SPSS3 als ordinal angezeigt, da die Probanden eigene Angaben in die Fragefelder einfügen konnten. Demnach wurde in SPSS angesichts der auszuwertenden Daten wieder in ein metrisches Messniveau umgewandelt.

[...]


1 Innere Bereitschaft fgl.

2 Kommunikation, die zwischen mindestens zwei, jedoch nicht unbegrenzt vielen Individuen abläuft

3 Statistik- und Analyse-Software

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Konfrontation mit widersprechender Meinung auf Social Media
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1.7
Autor
Jahr
2018
Seiten
28
Katalognummer
V1127727
ISBN (eBook)
9783346509963
ISBN (Buch)
9783346509970
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Social Media, Echo-Chambers, Bubble, Hate Speech
Arbeit zitieren
Manuel Kreis (Autor:in), 2018, Konfrontation mit widersprechender Meinung auf Social Media, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1127727

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