Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem rasanten Aufstieg der nigerianischen Video-Film Industrie. Das „Phänomen Nigeria“ erntet in cinophilen Kreisen bis heute ungläubiges Staunen – freilich mehr und mehr begleitet von respektvollem Kopfnicken. Ob nun milde belächelt oder wohlwollend mit dem Neologismus Nollywood versehen, man schaut nicht mehr nur im anglophonen Afrika mit allerlei Interesse auf die blühende Videofilmindustrie von Lagos. Nach nur mehr 15 Jahren, seit dem Aufkommen erster Videoproduktionen Ende der 80er, sind es mittlerweile 1200 Titel jährlich, die die 120 Millionen Einwohner zählende Nation im Westen des Kontinents zu einer der bedeutendsten Filmproduktionsstätten weltweit machen. Die „Zelluloidgiganten“ USA und Indien wurden dieses Jahr erstmals quantitativ abgehängt. Der unablässig wachsende, hauptsächlich auf den heimischen Bedarf ausgerichtete Markt kann als Rollenmodell für den gesamten englischsprachigen Raum des Kontinents gelten. Ghana und Kenia versuchen schon jetzt mit Produktionsfirmen aus Lagos Stars und Stories auszutauschen und mithin das nigerianische Erfolgsmodell zu adaptieren. Die mehr als 45 Millionen Videorekorder schreien regelrecht nach immer neuer Fütterung durch aktuelle Produktionen, die in immer atemberaubender werdenden Abständen, ihren Weg in die überfüllten Verschläge auf den Hinterhöfen oder hinter die Tresen der zahllosen Kneipen in den urbanen Zentren finden. Entstanden ist innerhalb kürzester Zeit ein Verbund von Produzenten, Filmemachern, Kassettenverleihern, Zeitungen, Kritikern, Filmvorführern und Raubkopierern. An der Spitze dieser originär afrikanischen Distributionsmechanismen stehen die so genannten marketers (Schieber). Sie sitzen in den Schlüsselpositionen einer ökonomischen Struktur, „die auf der Straße und für die Strasse entstanden ist“. Die chronische Unsicherheit, die in den großen Metropolen Südnigerias – vor allem in Lagos – abends auf den Strassen herrscht, hat die Entwicklung dieses audiovisuellen Marktes begünstigt. Nicht zu letzt in diesem Zusammenhang soll ein besonderes Augenmerk auf den sozio-ökonomischen Kontext gelegt werden, der als fruchtbarer Nährboden für den enormen Erfolg dieses Bilder bewegten Teils afrikanischer Populärkultur zu begreifen ist.
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Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- II.1 Der Video-Boom als kulturelle Antwort auf die gesamtgesellschaftliche Krise
- II.2 Hollywood + Bollywood = Nollywood!? - Die Videos als Beispiel für Creolization
- II.3 Die Videos als Element der African Popular Arts und in Konkurrenz zum ,,Dritten Kino"
- II.4 Von der Strasse für die Strasse: Formale Schwächen und die Identität stiftende Stärke der Yoruba-Videos
- II.5 Die Ibos und der Video-Boom - Auch im Film regiert das Geld die Ibo-Welt
- II.6 Züchtiges aus dem hohen Norden – die aufstrebende Hausa-Videoproduktion
- III. Fazit
- IV. Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem rasanten Aufstieg der nigerianischen Video-Filmindustrie, die als „Nollywood“ bekannt ist. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung dieser Branche im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Krise in Nigeria und untersucht die Rolle der Videos als kulturelle Antwort auf die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Produktionsformen, Stilistiken und Sujets der Videos, wobei ein besonderer Fokus auf die Yoruba-, Ibo- und Hausa-Produktionen gelegt wird.
- Der Video-Boom als kulturelle Antwort auf die gesamtgesellschaftliche Krise
- Die Videos als Beispiel für Creolization
- Die Videos als Element der African Popular Arts
- Die Rolle der Yoruba-, Ibo- und Hausa-Produktionen
- Die Bedeutung der Videos für die nigerianische Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den rasanten Aufstieg der nigerianischen Video-Filmindustrie vor und beleuchtet die Bedeutung des „Phänomens Nigeria“ für die afrikanische Filmwelt. Die Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung der Videoproduktion in Nigeria, die als Reaktion auf die gesamtgesellschaftliche Krise des Landes zu verstehen ist.
Der Hauptteil der Arbeit analysiert die verschiedenen Aspekte der nigerianischen Video-Filmindustrie. Kapitel II.1 beleuchtet den Video-Boom als kulturelle Antwort auf die gesamtgesellschaftliche Krise, die durch den wirtschaftlichen Kollaps und die politische Instabilität in Nigeria gekennzeichnet war. Kapitel II.2 untersucht die Videos als Beispiel für Creolization, die Verschmelzung verschiedener kultureller Einflüsse. Kapitel II.3 analysiert die Videos als Element der African Popular Arts und in Konkurrenz zum „Dritten Kino“. Kapitel II.4 beleuchtet die formalen Schwächen und die Identität stiftende Stärke der Yoruba-Videos. Kapitel II.5 untersucht die Rolle der Ibos im Video-Boom und die Bedeutung des Geldes in der Ibo-Welt. Kapitel II.6 analysiert die aufstrebende Hausa-Videoproduktion.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Nollywood, nigerianische Video-Filmindustrie, African Popular Arts, Creolization, Yoruba-Wandertheater, Ibo-Geschäftsleute, Hausa-Videoproduktion, gesamtgesellschaftliche Krise, wirtschaftlicher Kollaps, politische Instabilität, kulturelle Antwort, Distributionskanäle, Filmvorführern, Raubkopierer, marketers, „Drittes Kino“.
- Arbeit zitieren
- Daniel Seiffert (Autor:in), 2004, NOLLYWOOD - Von den Volksopern des klassischen Yoruba-Wandertheaters zu den Seifenopern der nigerianischen Videofilmindustrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112982
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