In dieser Arbeit wird die Rezeptionsweise von Musik im Fernsehen und Titelmusik in den Nachrichten analysiert.
Musik — Ständig sind wir von ihr umgeben und nehmen sie war, sei es unterbewusst oder bewusst. Genauso kennt jeder charakteristische Melodien und Slogans aus der Werbung, welche wir sofort mit bestimmten Eigenschaften des präsentierten Objekts verknüpfen.
Diese Verknüpfung und die Herstellung der Assoziation mit einer Werbung, einem Produkt oder einem Nachrichtensender ist ein langer Prozess, den wir oftmals nicht als solchen wahrnehmen. Vor allem in den Nachrichten ist die Kennmusik sehr bedeutend. „Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau“, so lautet der allseits bekannte Satz der Tagesschau. Ertönt ihre Erkennungsmelodie, denken wir zudem sofort an die blaue Weltkarte und die Zahl eins im Logo.
Hinter diesem kurzen Vorspann vor dem Beginn der Nachrichten steckt demnach eine Menge weiterer Aspekte, die uns Zuschauer unbewusst beeinflussen. Im Verlauf der Seminararbeit wird auf den Zusammenhang von Bild und Ton eingegangen und die Wirkung dieser zwei Komponenten auf die Erinnerungsleistung im Getrennten, aber auch bei synchroner Verwendung betrachtet. Neben dem simplen Erkennungssatz spielen vor allem verschiedene Gestaltungsmittel bei der Präsentationsweise der Nachrichten eine bedeutende Rolle, welche im Bezug auf die Psyche analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Allgemeine Informationen zur Musik
2. Allgemeine Informationen zur Rezeption von Musik
2.1 Musiküberflutung und Selektives Hören
2.2 Flow
2.3 Der Prozess der Wahrnehmung
2.4 Betrachtung auf neurologischer Ebene
3. Titelmusik von Nachrichten
3.1 Fernsehspezifische Gestaltungsmittel
3.1.1 Televisualität
3.1.2 Emotionalisierung
3.1.3 Fernsehton
3.2 Audiovisualität
3.3 Der Unterschied zwischen Auge und Ohr
4. Die Musik zum Vorspann
4.1 Empfindung hoher und tiefer Töne
4.2 Vergleich des alten und neuen Openers der Tagesschau anhand einer Frequenzanalyse
5. Schluss
1. Allgemeine Informationen zur Musik
Musik — Ständig sind wir von ihr umbegeben und nehmen sie war, sei es unterbewusst oder bewusst. Genauso kennt jeder charakteristische Melodien und Slogans aus der Werbung, welche wir sofort mit bestimmten Eigenschaften des präsentierten Objekts verknüpfen. Diese Verknüpfung und die Herstellung der Assoziation mit einer Werbung, einem Produkt oder einem Nachrichtensender ist ein langer Prozess, den wir oftmals nicht als solchen wahrnehmen. Vor allem in den Nachrichten ist die Kennmusik sehr bedeutend. „Hier ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau“, so lautet der allseits bekannte Satz der Tagesschau. Ertönt ihre Erkennungsmelodie, denken wir zudem sofort an die blaue Weltkarte und die Zahl eins im Logo. Hinter diesem kurzen Vorspann vor dem Beginn der Nachrichten steckt demnach eine Menge weiterer Aspekte, die uns Zuschauer unbewusst beeinflussen. Im Verlauf der Seminararbeit wird auf den Zusammenhang von Bild und Ton eingegangen und die Wirkung dieser zwei Komponenten auf die Erinnerungsleistung im Getrennten, aber auch bei synchroner Verwendung betrachtet. Neben dem simplen Erkennungssatz spielen vor allem verschiedene Gestaltungsmittel bei der Präsentationsweise der Nachrichten eine bedeutende Rolle, welche im Bezug auf die Psyche analysiert werden.
2. Allgemeine Informationen zur Rezeption von Musik
2.1 Musiküberflutung und Selektives Hören
Durch unzählige (Musik-)Sender und Werbespots steht dem Hörer eine massive Bandbreite an Unterhaltungsmusik zur Verfügung, welche häufig nebenbei im Hintergrund, wie beispielsweise beim Autofahren oder anderen Tätigkeiten laufen gelassen wird.1 Die innere Einstellung des Hörers ist in diesem Fall die „Einstellung auf Gewohntes“2, welche sich „auf bereits Bekanntes“ richtet „und durch Gewöhnung und reaktives Ausleben schon früher erworbener Sinnesleistungen bestimmt“3 ist. Es entsteht durch das Speichern des Gehörten eine Verfestigung der musikalischen Erwartungsnormen und somit eine ablehnende Haltung gegenüber neuartigen Musikstrukturen, welche im Gegenzug dazu einen sogenannten „Rückkoppelungseffekt“4. Da der Hörer sich in entspannter Lage befindet und nicht lernwillig oder aufmerksam ist, wird bereits Bekanntes mit den zuvor analysierten Sinneseindrücken abgeglichen und mit diesen verarbeitet, eine erneute Analyse ist an dieser Stelle nicht nötig.5 Das Zuwenden auf Bekanntes, welches als „selektives Hören“ bezeichnet wird, ist zwar kaum !! auf das Fernsehen übertragbar, da sowohl die akustische, als auch visuelle Seite zur Verfügung stehen und somit, anders als im Hörfunk, die Aufmerksamkeit nicht derartig stark auf ein einzelnes Objekt beschränkt werden muss. Das Prinzip des selektiven Hörens ist an dieser Stelle trotzdem auf das Fernsehen übertragbar, da vorerst davon ausgegangen wird, dass sich der Zuschauer dem Fernseher zunächst nur „passiv zuwendet“6. Auf den Zusammenhang von Bild und Ton wird eingegangen, wenn die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf den Bildschirm gelenkt und somit auch die visuelle Seite (der Nachrichten) bedeutend für die Gefühlswirkung wird.
2.2 Flow
Mit dem Begriff „Flow“ ist laut Raymond Williams (Programming: Distribution and Flow, 1974) eine „strategische (...) und medientypisch flussförmige' Aneinanderreihung von Programmeinheiten“ 7 gemeint. Der Flow soll das Eintauchen in das gesendete Programm erzeugen und bestenfalls zu einer „Apperzeptionsbindung“8 an den jeweiligen Sender führen. Diese Aneinanderreihung führt jedoch zu einer ununterscheidbaren Darbietung der Programmeinheiten, welche deshalb beim Zuschauer als Ganzes wahrgenommenen werden und ein Gefühl von Unendlichkeit entsteht. Zwar unterscheidet sich jedes Sendeformat voneinander, dieser Unterschied geht jedoch durch eine unzureichend klangliche oder visuelle Variation der vielen Sendeeinheiten verloren. Der Zuschauer wird unaufmerksam und wendet sich vom Bildschirm ab, diese Art der Rezeption bezeichnet John Ellis als „glance“.9 Kommt es nun, durch das Ertönen eines dem Zuhörer bereits bekannten Tones oder einer bereits bekannten Melodie, zu einer Reizerneuerung, wendet sich der Zuhörer aufgrund der bereits vorhandenen Assoziation dem Sender zu.10
2.3 Der Prozess der Wahrnehmung
Doch noch bevor wir das Gehörte erkennen und mit dem jeweiligen Sender assoziieren, läuft eine Reihe verschiedener Prozesse ab. Um näher auf diesen Prozess eingehen zu können, muss zunächst geklärt werden, was genau man sich unter dem Begriff „Wahrnehmung“ vorstellen kann. „Wahrnehmung ist ein Teil der Erkenntnistheorie. In ihr umfasst sie die Stufen der Sinneseindrücke, des bewussten Erfassens, der sinnlichen Empfindung und der Vorstellung“11 Demnach geschieht Wahrnehmung schrittweise. Verschiedene Reize, die auf den Menschen einwirken, bilden hierbei den Anfang des Wahrnehmungsvorgangs. Im Alltag strömen jedoch unzählige Reize gleichzeitig auf uns ein. „Schätzungsweise 99% unserer Sinneseindrücke (...) sind von unserem Intellekt noch nie erfasst worden“12, demnach wird ein Großteil der auf uns einwirkenden Reize ausgeblendet bzw. selektiert und nur die wichtigsten analysiert, da es für das menschliche Gehirn unmöglich ist, diese enorme Flut an Informationen zu bewältigen. Der zweite Vorgang ist somit, einzelne Reize bewusst zu erfassen und diese zu verarbeiten. Durch die Reizaufnahme entsteht beim Menschen eine Empfindung, welche er mit verschiedenen Eigenschaften des Objektes in Verbindung bringt, was letztendlich dazu führt, dass eine Verknüpfung der Reize mit den Eigenschaften des Objekts hergestellt wird und somit eine Vorstellung entsteht.13
2.4 Betrachtung auf neurologischer Ebene
Um später auf die Ursache verschiedener emotionaler Wahrnehmungen einzugehen, muss der Prozess der Wahrnehmung zunächst näher auf neurologischer Ebene untersucht werden. Interessant bei dieser Betrachtung sind vor allem „das limbische System als Zwischenhirn“ und „der Cortex und Neocortex als Großhirn“14. Das Großhirn ist lernfähig und unter anderem für das Erinnern und Kombinieren zuständig. Vor allem die Neocortex spielt eine bedeutende Rolle bei der Aufnahme von Reizen, da diese alle Sinneseindrücke auswertet. Obwohl das Zwischenhirn noch kein „alleinverantwortlich handelndes Subjektiv“15 und auch nicht lernfähig ist, beeinflusst es mit seinen Gefühlen, welche das limbische System aussendet, alle Leistungen des Großhirns. Bevor Geräusche und Informationen in unser Gehirn gelangen, werden sie vom Ohr aufgenommen, welches direkt mit dem Zwischen- und Stammhirn archaisch verschaltet ist; die Beeinflussung des Großhirns durch dieses erklärt sich somit als unvermeidbar.16 Doch wie genau kommt es zur Informationsaufnahme? Schwingungen, welche zuvor vom Trommelfell umgesetzt wurden, werden im Innenohr nach Höhe der Frequenz sortiert, in elektrische Nervenimpulse umgewandelt und anschließend zum Cortex geleitet.17 Dort werden alle Informationen, wie bereits erwähnt, vom Zwischenhirn „emotional eingefärbt“. Wenn nun eine schon vorhandene Erinnerung abgerufen werden soll, geschieht dies um einiges leichter und schneller, wenn man die „ emotionale Einfärbung“ nacherlebt. Musik wirkt, wie bereits eingangs geschildert, überwiegend emotional und stellt daher die beste Möglichkeit dar, Erinnerungen hervorzurufen.18
3 Titelmusik von Nachrichten
Nachdem die Rezeption bereits bekannter Musik näher betrachtet wurde, wird nun erläutert, worum es sich bei Vor-und Nachspannen von Nachrichten tatsächlich handelt. Solche Sender-Kennungen sind auch als „Jingles“19 bekannt und bezeichnen eine Art kürzeres „Tonsignal“ 20. Da jede (Nachrichten-)Sendung über ein solches Jingle verfügt, ist es von großer Bedeutung, eine wiedererkennbare Melodie zu komponieren, welche den Sender von der vorherigen und nachfolgenden Sendung unterscheidet. Diese bleibt ein für allemal das Erkennungszeichen des jeweiligen Senders. Zwar ändern sich die Sendeinhalte tag-täglich, der „äußere Habitus“ 21 eines Senders bleibt jedoch erhalten, weshalb die Musik zum Vorspann sehr formal und allgemein gehalten werden muss. Um die Erinnerung an den Sender zu festigen, das Vertrauen des Zuschauers zu gewinnen und eine Art persönliches Verhältnis, eine sogenannte „parasoziale Interaktion“ 22, zu kreieren, ist eine „immer gleiche räumliche, zeitliche und (...) musikalische Aufmachung“23 äußerster Wichtigkeit, um schlussendlich so die Aufmerksamkeit der Zuschauer aufrechtzuerhalten.
3.1 Fernsehspezifische Gestaltungsmittel
„Unterschiedliche Darstellungsformen von Fernsehnachrichten sind (.) mit messbar unterschiedlichen Erinnerungsleistungen der Zuschauer verknüpft.“ 24 Dieser Zusammenhang konnte (mit verschiedenen Untersuchungsbefunden) nachgewiesen werden.
Neben dem tatsächlichen Jingle, welches im „Flow“ die Aufmerksamkeit erregen soll, hat demnach die Präsentationsweise der Nachrichten einen Einfluss auf die Aufmerksamkeit, da selbstverständlich nur bereits gespeicherte Informationen abgerufen werden können und diese durch die Verwendung von Tonsignalen lediglich hervorgerufen werden25. Folglich wird nun auf die wichtigsten fernsehspezifischen Gestaltungsmittel eingegangen, da diese bedeutend für die Herstellung einer Verbindung zum Fernsehsender sind und somit ohne die Einbeziehung dieser eine nähere Untersuchung der verschiedenen Musikelemente von Jingles nicht sinnvoll wäre.
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1 vgl. Hans-Christian Schmidt, Musik in den Massenmedien Rundfunk und Fernsehen, B. Schott's Söhne, Mainz 1976, S.58
2 Arlett Kirsch, Musik im Fernsehen; Eine auditive Darstellungsform in einem audiovisuellen Medium, WiKu-Verlag Dr.Stein, Berlin 2002, S.14
3 Arlett Kirsch, a.a.O., S.14
4 vgl. Hans-Christian Schmidt, a.a.O., S.57
5 Arlett Kirsch, a.a.O., S.14
6 vgl. Arlett Kirsch, a.a.O., S.111
7 Anne Ulrich, Joachim Knape, Medienrhetorik des Fernsehens; Begriffe und Konzepte, transcript Verlag, Bielefeld 2015, S.45
8 Anne Ulrich, Joachim Knape, a.a.O., S.46
9 vgl. Anne Ulrich, Joachim Knape, a.a.O., S.45 ff .
10 vgl. Arlett Kirsch, a.a.O., S.30f.
11 vgl. Arlett Kirsch, a.a.O., S.13
12 Enjott Schneider, Komponieren für Film und Fernsehen; ein Handbuch, Schott Music GmbH& Co.KG, Mainz, 1997, 4.Au fl age 2011, S.40
13 vgl. Arlett Kirsch, a.a.O, S.13
14 Enjott Schneider, a.a.O., S.41
15 vgl. Enjott Schneider, a.a.O., S. 42
16 vgl. Enjott Schneider, a.a.O., S.45
17 Juan G. Roederer, Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1977,1993 und 2000, 3.Au fl age, S.3
18 vgl. Enjott Schneider, a.a.O., S.46
19 Rolf Wehmeier, Handbuch Musik im Fernsehen; Praxis und Praktiken bei deutschsprachigen Sendern, Con-Brio Verlagsgesellschaft, Regensburg, 1995, S.13
20 vgl. Rolf Wehmeier, a.a.O.,S.13
21 Hans-Christian Schmidt, a.a.O., S.302
22 Anne Ulrich, Joachim Knape, Medienrhetorik des Fernsehen; Begriffe und Konzepte, transcript Verlag, Bielefeld 2015, S. 213
23 Hans-Christian Schmidt, a.a.O., S.302
24 Karsten Renckstorf/Lutz Rohland, Nachrichtensendungen im Fernsehen (2); Absichten; I nteressen und Muster der Medienzuwendung — Konturen des aktiven Publikums, Verlag Volker Spiess, Berlin, 1980, 2. Au fl age, S.7
25 vgl. Enjott Schneider, a.a.O., S.46
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