Ökologische Arbeit. Ökoarbeit am Lübbesee


Facharbeit (Schule), 2016

36 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Lübbesee

3. Zonierung des Lübbesees

4. Umweltfaktoren
4.1 Abiotische Umweltfaktoren
4.1.1 Faktor Licht
4.1.2 Faktor Wasser
4.1.3 Faktor pH-Wert
4.1.4 Faktor Temperatur
4.2 Biotische Wechselbeziehungen
4.2.1 Grundlagen der Symbiose
4.2.2 Symbiose am Beispiel der Flechte

5. Anpassungserscheinungen
5.1 Anpassungserscheinung des Tausendblattes
5.2 Anpassungserscheinung des Flussbarsches

6. Der Lübbesee im Wandel der Jahreszeiten
6.1 Die Intensität der Umweltfaktoren im Wandel der Jahreszeiten
6.2 Der See im Wandel der Jahreszeiten
6.3 Die Flora und Fauna im Wandel der Jahreszeiten

7. Bewertung des Ökosystems Lübbesee

8. Schlusswort

9. Anhang
9.1 Anlagen
9.2.2 Literaturverzeichnis
9.2.3 Internetquellen

Aus rechtlichen Gründen wurden die Abb. entfernt (Anm. d. Red.)

1. Einleitung

2. Der Lübbesee

Im Landkreis Uckermark des Bundeslandes Brandenburg, befindet sich der schützenswerte Lübbesee am nordwestlichen Rande des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin. Das kalkhaltige Gewässer erstreckt sich entlang der Orte Templin, Ahrensdorf, Petersdorf bis nach Ahlimbsmühle. (siehe Abbildung 1: markiertes Gewässer) Er ist zirka 297ha groß und besitzt mit 3675ha ein verhältnismäßig großes Einzugsgebiet.1 Der See natürlicher Abstammung dient in den Sommermonaten vielen Touristen als beliebtes Urlaubsziel und bietet neben sehr guter Wasserqualität mit Sichttiefen bis zu 4,5m, auch flache Uferzonen für den Badebetrieb. Historisch ist davon auszugehen, dass der lang gestreckte Rinnensee in der Weichseleiszeit vor ungefähr 12000 Jahren seinen Ursprung hatte. Damals diente er wahrscheinlich dem Abtransport des Schmelzwassers. Heutzutage wird der Lübbesee nur noch aus dem Graben vom großen Melitzsee und durch den natürlichen Regen gespeist. Über den „alten Kanal“ ist der Lübbesee mit dem Zaarsee verbunden. Einen weiteren Abfluss stellt das Hammerfließ dar. Das geschichtete Gewässer ist dauerhaft wasserführend und besitzt im Norden mit 12,79m seine maximale Tiefe.

Mein Untersuchungsgebiet befindet sich bei 53º5’59’’ nördlicher Breite und 13º34’12’’ östlicher Länge nahe dem Eichwerder zwischen Ahrensdorf und Petersdorf direkt gegenüber dem Hammerfließ.2 (Siehe Abb. 2: rote Markierung.) Um zu diesem Biotop zu gelangen biegt man vor der Gemeinde Milmersdorf von der L100 links in Richtung Petersdorf ab, an der Petersdorfer-Kreuzung dann rechts in Richtung Ahrensdorf folgt man dem Straßenverlauf bis zur Petersdorfer Siedlung. Am Getränkemarkt führt der Weg links in den Kieferngrund und wenig später wieder rechts in Richtung See. Der Straßenverlauf führt nun direkt zum Ufer des Lübbesees. Folgt man von diesem Punkt aus dem schmalen Uferweg Richtung Westen sind es noch zirka 600m bis zu meinem Untersuchungsgebiet.

3. Zonierung des Lübbesees

Schon als Kind hatte mich meine Mutter beim sommerlichen Badevergnügen gewarnt: „Vorsicht, dort wird es tief!“ Voller Hochmut war ich natürlich weiter gegangen, bis mir das Wasser bis zum Halse stand. Rund 15 Jahre später kann ich diesem Phänomen einen Namen geben: Die Zonierung eines Sees. Betrachtet man diese analysierend, kann man das Ökosystem See in mehrere Abschnitte gliedern, die jeweils spezifische Lebens-räume für verschiedene Lebensgemeinschaften bilden. Neben einer vertikalen Gliederung sollte in einer Zonierung auch die horizontale Gliederung eines Sees bedacht werden. In der folgenden Analyse erläutere ich zuerst die allgemein gültige Zonierung eines Sees und wende dann diese theoretischen Aspekte vergleichend auf mein Untersuchungsgebiet an. Um das Verständnis zu erleichtern habe ich eine Grafik erstellt (Abb. 3), in welcher die allgemeine Zonierung eines Sees aufgezeigt wird. In meinen folgenden Erläuterungen werde ich mich immer auf diese Grafik beziehen.

Die erste grobe horizontale Unterscheidung wird zwischen dem Bodenbereich (Benthal) und der Zone des freien Wassers (Pelagial) getroffen. Das Benthal teilt sich weiter in die Uferregion (Litorial) und die Tiefenregion (Profundal) teilt. Schließlich ist das Litorial in die Schilfzone, die Schwimmpflanzenzone und die Unterwasserpflanzenzone unterteilt. Vertikal trennt die Kompensationsebene das Litorial und das Profundal. Weiterhin wird die Schicht darüber als Nährschicht (trophogene Zone) bezeichnet. Unterhalb der Kompensationsebene befindet sich die Zehrschicht (tropholytische Zone). Diese vertikale Gliederung gilt auch für die Zone des freien Wassers. Das Pelagial lässt sich den unterschiedlichen Temperaturen entsprechend, vertikal in die Oberflächenschicht (Epilimnion), die Sprungschicht und in die Tiefenschicht (Hypolimnion) unterteilen. Dabei ist zu beachten, dass die Schichtung nach Nährstoffen nicht unbedingt der Schichtung nach Temperaturen entsprechen muss.3

Große Bedeutung liegt dem Umweltfaktor Licht zugrunde. Im Pelagial nimmt die Intensität des Lichtes mit zunehmender Tiefe ab. Direkt damit verbunden ist auch der Umweltfaktor Temperatur, denn die Lichtenergie der Sonne wird im See zu Wärmeener-gie umgewandelt. Diese Umstände wirken sich direkt auf den Lebensraum der Organismen aus. In der lichtdurchströmten Oberflächenschicht des Wassers lebt das Plankton. Dieses setzt sich aus Kleinstlebewesen wie dem gemeinen Wasserfloh (Daphnia pulex), autotrophe Algenarten und Bakterien zusammen. Besondere Funktion übernimmt dabei das pflanzliche Plankton (Phytoplankton). Es nutzt die hohe Lichtintensität, um Photosynthese zu betreiben. Gemeinsam mit Sumpf- und Wasserpflanzen ist somit im Epilimnion die Produktion von Biomasse und Sauerstoff stärker ausgeprägt als der energiereiche Abbau dieser Stoffe. Aus diesem Grund wird dieser Bereich auch als Nährschicht bezeichnet. Wenige Meter tiefer folgt die Kompensationsschicht. In dieser ist die Photosynthese, wegen der geringeren Lichtintensität, nur noch eingeschränkt möglich. Fotosynthetische Produktion und Respiration halten sich in dieser Schicht die Waage. Letztlich folgt die Zehrschicht. Nur noch sehr wenig Licht erreicht diese Zone, in der abbauende Prozesse überwiegen. Sie kennzeichnet gleichzeitig auch die Tiefenschicht des Wasserkörpers. Die Temperatur ist in dieser Zone dementsprechend niedrig.4

In manchen Zonen des Litorials unterscheiden sich die Lichtintensitäten in den verschiedenen Höhen über dem Boden beziehungsweise über dem Seespiegel. Um diese Vermutung zu belegen, führte ich Lichtmessungen durch, indem ich mit einem Lux- meter den totalen Wert der Sonneneinstrahlung ermittelte und anschließend die prozentualen Anteile jedes Messergebnisses von diesem totalen Wert berechnete. Die Ergebnisse sind in folgender Tabelle dargestellt. (Tabelle 1.)

Deutlich sind Unterschiede zwischen Schilfzone und Bruchwaldzone zu erkennen. Grund dafür sind die Baumkronen der Schwarzerlen (Alnus glutinosa) und Salweiden (Salix caprea), die hohe Anteile des Sonnenlichtes in der Bruchwaldzone abschirmen. In der Schwimmpflanzen- beziehungsweise Unterwasserpflanzenzone beträgt die Licht-intensität in allen Höhen oberhalb des Seespiegels 100%, da es keine Pflanzen gibt, die über der Messhöhe von 5 cm gedeihen und somit Schatten spenden könnten. Dennoch lässt sich schlussfolgern, dass die verschiedenen Höhen der Zonen spezifische Licht-intensitäten beinhalten. Um sich ihrem Präferendum zu nähern, könnten sich Lebewesen nun bewusst in den spezifischen Höhen positionieren. Des Weiteren lässt sich für die Schilf- und die Bruchwaldzone schlussfolgern: Je höher die vertikale Position in der Zone, desto intensiver ist auch die Einstrahlung der Sonne.

In einem zweiten Experiment ermittelte ich in ähnlicher Weise die Messwerte der Lichtintensität auf horizontaler Ebene. Dafür orientierte ich mich an der Uferkante des Sees und notierte Werte in Abhängigkeit zu meiner Entfernung von dieser Linie. (Tabelle 2.)

Dieser Tabelle ist zu entnehmen, dass auch auf horizontaler Ebene die Lichtintensitäten stark voneinander abweichen. Während in der Schilfzone auf einer Höhe von 150 cm über dem Seespiegel die Lichtintensität 53,6% des totalen Wertes betrug, waren es in 15 m Entfernung zum Ufer nur noch 9,5% der totalen Sonneneinstrahlung. Auch hier lässt sich eine Schlussfolgerung treffen: Je weiter man sich vom Gewässer entfernt und in den Bruchwald begibt, desto geringer wird auch die vorhandene Lichtintensität. Dies gilt jedoch nur bis zu einer bestimmten Distanz. Ab einer Entfernung von 50m von der Uferkante stagnieren die Werte bei einer Intensität von zirka 6%.

Neben dem Faktor Licht spielt in der horizontalen Gliederung vor allem der Umweltfaktor Wasser eine große Rolle. Je intensiver dieser ausgeprägt ist, desto umfangreicher sind auch die Anpassungsformen der Lebewesen an ihn. In ländlicher Richtung schließt sich auf das Pelagial als erstes die Unterwasserpflanzenzone an. Sie stellt den Lebens-raum für viele Fischarten wie den Schlei (Tinca tinca) oder den Hecht (Esox lucius) dar. In der Schwimmpflanzenzone haben Hydrophyten zum Teil lange Sprossachsen ausgebildet, um mit ihren Blättern über dem Wasser Photosynthese betreiben zu können. Viele Insektenarten sind in diesem Lebensraum zu Hause. Die angrenzende Röhrichtzone bietet Schutz für viele Tiere wie die Stockente (Anas platyrhynchos), die sich hier ihr Nest baut. Das Ende des Litorials wird durch den Beginn der Bruchwaldzone ver-zeichnet. Neben Hygrophyten wie der Sumpfdotterblume (Caltha palustris) wird dieser Bereich auch von Salweiden und Schwarzerlen bewohnt, welche mit der hohen Bodenfeuchtigkeit gut umzugehen wissen. Hierbei handelt es sich schon um die Beschreibung des Ökosystem des Waldes, der Vollständigkeit halber kann die Bruchwaldzone jedoch auch noch vertikal in die Krautschicht, Strauchschicht und die Baumschicht gegliedert werden.5

In meinem Untersuchungsgebiet am Lübbesee ist diese allgemeine Zonierung mit Ausnahmen ebenfalls gültig. Mein Biotop verfügt über eine stark ausgeprägte Bruchwaldzone. (Abb. 4.) Schwarzerlen und Salweiden stehen hier dicht an dicht, wobei die Schwarzerle mit zirka 80% das Feld deutlich dominiert. Vereinzelt sind auch Moor-Birken (Betula pubescens) und Waldkiefern (Pinus sylvestris) anzutreffen. Auf ihren Ästen konnte ich verschiedene Vogelarten ausmachen, neben dem Rotkehlchen (Erithacus rubecula) auch eine Ringeltaube (Columba palumbus), die an ihrem weißen Fleck am Hals eindeutig zu identifizieren war. Auch die Sumpfdotterblume blüht in der Bruchwaldzone ab Ende April. Die folgende Schilfzone ist für viele Tiere und Pflanzen ein Lebensraum. (Abb. 5) Zirka 90% der Fauna in dieser Zone stellt das Gemeine Schilfrohr (Phragmites australis). Vereinzelt sind auch Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) in meinem Biotop anzutreffen. Schon im ausklingenden Winter entdeckte ich hier eine Stockente und wenig später auch den Haubentaucher (Podiceps cristatus). Beide Arten ziehen ihre Brut im Schutze des Schilfgürtels auf (Abb. 6). Eine interessante Entdeckung machte ich bei einer Tauchexpedition in meinem Untersuchungsgebiet. Schon anfänglich war mir aufgefallen, dass fern rechts und links meines Biotops der Schilfgürtel im Vergleich sehr viel breiter ausgeprägt war. Direkt am Ufer meines Untersuchungsgebietes betrug die Breite nur zirka 3,5m. Dieser beträgt nach eigenen Messungen auf zwei horizontalen Metern rund einen Meter in vertikaler Ebene. Der Schilfbewuchs geht an dieser Stelle drastisch zurück, nur noch vereinzelt schauen hier Sprossachsen aus dem Seeboden empor. Häufig drückt stetiger Nordwestwind durch die schmale Schneise vom einen zum anderen Ufer des Lübbesees. Ich nehme an, dass neben dem Höhenabfall auch der Wind die Ausbildung einer Schwimmpflanzenzone verhindert. Ich stütze diese Vermutung auf die Beobachtung des gegenüberliegenden Ufers. Im Windschutz gelegen ist die Zone der Schwimmpflanzen hier gut ausgeprägt. Anders als im allgemein gültigen Modell geht somit in meinem Biotop die Schilf-zone direkt in die Unterwasserpflanzenzone über. Vereinzelt ist hier das Durchwachsene Laichkraut (Potamogeton perfoliatus) (Abb. 8) aber hauptsächlich das Raue Hornblatt (Ceratophyllum demersum) (Abb. 9) vertreten. Sie bilden einen spezifischen Lebensraum, welcher beispielsweise von Plötzen (Rutilus rutilus) (Abb. 10) oder Flussbarschen (Perca fluviatilis) bewohnt wird. (Alle von mir bestimmten Arten der Flora und Fauna in Kapitel 9.1: Darstellung 3/4.)

4. Umweltfaktoren

Strahlend blauer Himmel, doch leichter Wind kam auf. Es war die Weisheit meiner Großmutter, die mich an diesem Junitag treffen sollte. „Die Kirschen, die du heute nicht pflückst, wirst du morgen nicht mehr essen wollen.“ Doch schon so viele saftig süße Kirschen hatte ich heute vom Baum gepflückt. Am nächsten Morgen sprang ich von Pfütze zu Pfütze doch ich traute meinen Augen nicht. Die Kirschen waren zu Boden gefallen und was noch hing das war geplatzt. Meine Oma hatte Recht behalten. Aber warum?

Die Natur ist sehr komplex. Keine mathematische Formel kann sie beschreiben. Um trotzdem ihre Prozesse verstehen zu können bedarf es erneut einer Unterteilung. Umweltfaktoren bezeichnen alle Einflussfaktoren, denen Lebewesen in ihrer Umwelt ausgesetzt sind. Die erste Unterscheidung trifft man dabei in abiotische und biotische Umweltfaktoren, also in Einflüsse der unbelebten und der belebten Natur.6 In dem folgenden Kapitel werde ich auf die wesentlichen abiotische Faktoren eingehen und diese allgemeingültig und am Beispiel meines Untersuchungsgebietes erläutern. Des Weiteren werde ich die biotische Wechselbeziehung der Symbiose am Beispiel einer Flechte thematisieren. Und auch die Weisheit meiner Großmutter wird eine biologische Erklärung finden.

4.1 Abiotische Umweltfaktoren

4.1.1 Faktor Licht

Das Licht der Sonne ist Grundlage allen Lebens auf der Erde. Es liefert die Energie, die für das Leben benötigt wird. In erster Hinsicht ist hier der Prozess der Photosynthese zu nennen. Bei diesem von Pflanzen betriebenen Vorgang wird die Energie des Lichtes genutzt, um aus anorganischen Stoffen organische herzustellen.7 Pflanzen sind Produzenten und bilden jeweils das erste Glied einer Nahrungskette. Über die weiteren Glieder der Nahrungskette ist somit auch jedes Lebewesen der Fauna vom Umweltfaktor Licht abhängig. Doch neben dem energetischen Aspekt besitzt das Licht noch viele weitere Funktionen. Pflanzen und Tieren dient das Licht als Informationsträger für Raum und Zeit.8 (Siehe Kapitel 6.3: Die Flora und Fauna im Wechsel der Jahreszeiten.) Beispielsweise werden Schlaf- und Wachphasen durch den Einfluss des Umweltfaktors reguliert. Neben seiner großen Bedeutung für den Stoffwechsel ist auch die Aktivität des Immunsystems direkt abhängig vom Umweltfaktor Licht. Ausgefallene Anpass-ungserscheinungen haben sich im Laufe der Evolution entwickelt um, den Umweltfaktor Licht optimal nutzen zu können.

Auch im Ökosystem See spielt das Licht eine große Rolle. Wie zuvor erwähnt ist dieser Faktor taktgebend für die Zonierung des Ökosystems. Die Primärproduktion von organischen Stoffen ist auch hier direkt von der Intensität des Lichtes in den verschiedenen Schichten des Wassers abhängig. Die einfallende Lichtenergie wird in großen Teilen in Wärmeenergie umgewandelt. So entsteht die Temperaturschichtung im See, die von hoher ökologischer Bedeutung ist. Der Betrag der absorbierten Sonneneinstrahlung wird Extinktion genannt. Anders hingegen der Teil der nicht absorbierten Sonneneinstrahlung, die Transmission. Von hoher Wichtigkeit sind dabei die verschiedenen Wellenlängen des Lichtes. Sie werden beim Eindringen in den Wasserkörper unterschiedlich stark absorbiert, somit ändert sich in verschiedenen Tiefenlagen die Farbe des Lichtes. Letztendlich bestimmen die Spektralverhältnisse, bis zu welcher Tiefe die Photosynthese im See möglich ist.9

4.1.2 Faktor Wasser

Nicht ohne Grund trägt unsere Erde den Namen „blauer Planet“. Das flüssige Wasser ist in unserem Sonnensystem einzigartig und gleichzeitig essentiell für das Leben auf unserem Planeten. Fast alle Lebewesen haben einen eigenen hohen Wasseranteil, denn für viele Stoffwechselvorgänge bedarf es des Wasser als Reaktionspartner. Es dient als Lösungsmittel beim Stofftransport und wird von Lebewesen speziell für die Reinigung von Giftstoffen unbedingt benötigt. Viele weitere chemische und physikalische Eigenschaften des Wasser machen diesen Stoff einzigartig. Beispielweise die kühlende Eigenschaft bei der Verdunstung von Wasser schützt uns Menschen und viele andere Lebewesen vor der Überhitzung. Des Weiteren könnten viele Lebewesen den Winter nur überdauern, da die Dichteanomalie des Wassers eine 4° Celsius warme Schicht am Grund des Gewässers garantiert. (siehe Kapitel 6.2: Der See im Wechsel der Jahreszeiten.) Letztlich dient Wasser auch als Lebensraum für viele Organismen.10

Diese Aspekte sind am Ökosystem See sehr gut zu erläutern. So unterscheidet man Pflanzen nach ihren Anpassungsmerkmalen an den Umweltfaktor Wasser. Xerophyten leben an trockenen Standorten wie zum Beispiel der Wüsste Australiens. Sie benötigen nur sehr wenig Wasser um zu überleben. Mesophyten hingegen sind in wechselfeuchten Gebieten zu Hause. In wassereichen Gebieten leben die Hygrophyten, denn sie benötigen viel Wasser um zu überleben. Am wichtigsten ist der Umweltfaktor Wasser jedoch für die Wasserpflanzen, die Hydrophyten. Das Medium Wasser dient ihnen als Lebens-raum. Wie auch schon zuvor beim Umweltfaktor Licht, haben sich die bestimmten Pflanzenarten an die Intensität ihres Umweltfaktors angepasst. Xerophyten beispiels-weise besitzen stark ausgeprägte breitgefächerte Wurzeln, um einerseits Wasser in tiefen Regionen erreichen zu können, andererseits bei Niederschlag aber auch möglichst viel Wasser aufzunehmen. Hydrophyten hingegen sind von Wasser umgeben. Sie besitzen nur rückgebildete Wurzeln, denn sie nehmen Kohlenstoffdioxid, Wasser und die darin gelösten Nährstoffe über die gesamte Blattoberfläche auf.11 Auch Tiere lassen sich nach dem benötigten Aufkommen des Umweltfaktor Wasser in Trockenlufttiere, Feuchtlufttiere und im Wasser lebende Tiere einteilen.12 Auch sie leben in spezifischen Lebens-räumen und haben Anpassungserscheinungen für den Umweltfaktor Wasser entwickelt. (Siehe Kapitel 5.2 Anpassungserscheinungen) Beispielsweise haben sich bei Wasservögeln, für die bessere Fortbewegung, Schwimmhäute zwischen den Zehen ausgebildet.

Bei dem zu Anfang genanntem Beispiel handelt es sich um das Konzentrations-Aus- gleichs-Prinzip, die Osmose. Zur Reifezeit der Kirsche hat sich viel Zucker in ihrem Inneren gebildet. Dieser ist im Fruchtsaft der Kirsche in hoher Konzentration gelöst. Nach starkem Regen steht viel Wasser zur Verfügung. Folglich nimmt die Kirsche für den Konzentrationsausgleich noch mehr Wasser auf. Der resultierende erhöhte Innendruck lässt die Kirsche dann aufplatzen.13

4.1.3 Faktor pH-Wert

Geraume Bedeutung, speziell im Ökosystem See, muss auch dem Umweltfaktor pH-Wert eingeräumt werden. Er gibt die Wasserstoffionen-Konzentration beziehungsweise die Hydroniumionen-Konzentration in einer wässrigen Lösung an.14 Der pH-Wert wird auf einer Skala von 0-14 gemessen, wobei er bei 0 mit sauer, bei 7 mit neutral und bei 14 mit stark basisch bezeichnet wird. Die Aktivität und Effektivität der Enzyme im Stoffwechsel jedes Lebewesens sind stark vom ihm abhängig. Der pH-Wert eines Sees befindet sich in einem sensiblen Gleichgewicht und regiert sehr empfindlich auf Veränderungen. Beispielsweise können sich bei warmen Temperaturen bestimmte Algenarten sehr gut vermehren, folgend steigt der pH-Wert des Sees. Auf der anderen Seite kann es bei Sauerstoffmangel im See zur Bildung von Dihydrogenphosphat kommen, welches den pH-Wert absinken lassen würde.15 Spräche man von einem pH-Idealwert, läge dieser für den Lübbesee bei 7, denn ein neutraler pH-Wert zeugt von sehr guter Wasserqualität und wenig Verschmutzungen. Gleichzeitig ist allgemeingültig festzuhalten, dass die meisten Enzyme ihre optimale Aktivität und Effektivität bei einem pH-Wert zwischen 6,5 und 8,5 erreichen.16

Bei Messungen im Lübbesee am 26. Mai 2016 erhielt ich einen pH-Wert von ungefähr 7,5. (Abb. 11) Der untere Teststreifen beschreibt dabei die Probe des Lübbesees. Zum Vergleich habe ich zwei weitere Proben entnommen. Der obere Teststreifen ist mit Orangensaft versetzt worden, während der in der Mitte befindliche Teststreifen mit Speichel in Berührung gebracht wurde. Der Lübbesee befindet sich somit im Toleranzbereich für den Umweltfaktor pH-Wert. Dieser Aspekt wird durch die gut ausgeprägte Fauna und Flora in diesem Gewässer bestätigt.

4.1.4 Faktor Temperatur

Kaum ein anderer Umweltfaktor ist so unbeständig wie die Temperatur der Luft. Innerhalb von wenigen Stunden kann sich die Intensität dieses Umweltfaktors drastisch verändern. Besonders Regionen kontinentaler Klimaten sind diesem Aspekt ausgeliefert. Doch auch kaum ein anderer Umweltfaktor trägt eine ähnlich hohe Bedeutung für die Flora und Fauna, denn fast der gesamte Stoffwechsel wird durch den Umweltfaktor Temperatur bestimmt. Grund ist sein Einfluss auf die Enzyme jedes Lebewesen, denn wie schon im Kapitel 4.1.3 pH-Wert, gilt auch für die Temperatur, dass Enzyme einen bestimmten Präferenz- und Toleranzbereich besitzen. Der hohe Einfluss des Umweltfaktors Temperatur ist durch seine Verbindung zum Faktor Wasser begründet. Unterschreiten Temperaturen die Grenze von 0° Celsius, gefriert das Wasser. Wie vorher beschrieben, bestehen fast alle Organismen aus einem hohen Anteil von Wasser. Entsteht also Frost in den Zellen, werden diese dadurch zerstört und das Lebewesen stirbt. Um bei schwankenden Temperaturen bestehen zu können, haben sich auch hier alle Lebewesen ihre spezifischen Anpassungsstrategien entwickelt. Als Beispiel sind hier verschiedene Nadelbäume anzuführen. Sie erhöhen bei kalten Temperaturen die Zellsaftkonzentration, dadurch wird der Wasseranteil in den Zellen geringer und der Gefrierpunkt sinkt.17 Anders hingegen ist es bei Laubbäumen. Diese entnehmen ihren Blättern im Herbst das Wasser und viele weiteren Bestandteile und trennen sich daraufhin von ihrem Laub. Mit diesen Beispielen wurde gleichzeitig ein weiterer Aspekt aufgeführt - die Informationsfunktion des Umweltfaktors. Ähnlich wie der Umweltfaktor Licht ist die Temperatur maßgeblich für den Beginn von Wachstumsprozessen verantwortlich. Blüte- und Paarungszeiten werden durch die Temperatur bestimmt. Kontinuierlich sinkende Temperaturen über einen längeren Zeitraum kennzeichnen den bevorstehenden Winter. Viele Tiere fressen sich daraufhin Energiereserven an oder vergraben Nahrung als spätere Reserve.18 Andere Lebewesen, wie der Laubfrosch fahren ihren gesamten Stoffwechsel herunter und überdauern die kalten Wintermonate am Grund des Sees, denn dieser Bereich besitzt eine beständige Temperatur von 4° Celsius. (Siehe Kapitel 6.2 Der See im Wechsel der Jahreszeiten.) Letztlich wechseln einige Tiere sogar ihr Habitat. Dafür nehmen sie Wanderungen über große Distanzen in Kauf, um in Regionen mit wärmeren Temperaturen überleben zu können.

4.2 Biotische Wechselbeziehungen

Neben den Umweltfaktoren der unbelebten Natur, haben auch biotische Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen Auswirkungen auf das Individuum.19 Zum besseren Verständnis werden diese in intraspezifische- und interspezifische Beziehungen unterteilt. Ersteres bezeichnet dabei Wechselbeziehungen, die innerhalb einer Art wirken, wie zum Beispiel in sozialen Verbänden oder in Fortpflanzungsgemeinschaften. Interspezifische Beziehungen titulieren Wechselbeziehungen zwischen Lebewesen verschiedener Arten. Als Beispiele können hier Nahrungs- und Konkurrenzbeziehungen genannt werden, aber auch Parasitismus und Symbiose sind inter-spezifische Wechselbeziehungen.20

In meinem Untersuchungsgebiet konnte ich viele biotische Wechselbeziehungen beobachten. Schon am 12. März blühte die Weißbeerige Mistel (Viscum album), die mit einem jungen Ast der Moor-Birke verwachsen war. Ein weiterer Parasit erschwerte mir meine Beobachtungen ab Ende April erheblich, die gemeine Stechmücke (Culicidae). Aber auch verschiedene Symbiosen waren in meinem Biotop zu entdecken. Die am häufigsten vertretene Form werde ich im folgenden Kapitel vorstellen. Vorerst möchte ich jedoch die theoretischen Grundlagen verschiedener Symbiosen jeweils an einem Beispiel erklären.

4.2.1 Grundlagen der Symbiose

Allgemein bezeichnet die Symbiose eine Lebensgemeinschaft verschiedener Arten, die in einem engen Verhältnis zum beiderseitigen Vorteil besteht.21 Die Symbiose lässt sich weiterhin in verschiedene Kategorien einteilen.

Der Abhängigkeitsgrad beschreibt, wie intensiv die bestehende Dependenz der beiden Arten zueinander ist. Die Allianz bezeichnet dabei eine vorübergehende Symbiose, bei denen beide Partner nicht direkt abhängig von einander sind. Auch ohne die Allianz zweier Lebewesen können beide Individuen überleben. Ein Beispiel dafür wäre die Putzersymbiose zwischen dem Madenhacker und dem Afrikanischen Büffel.22 Eine lang andauernde symbiontische Beziehung, die für mindestens einen der beider Partner lebenswichtig ist, wird als Mutalismus bezeichnet. Die Symbiose zwischen Anemone und Clownfisch kann hier als Beispiel angeführt werden, denn während die Anemone auch ohne die bestehende Symbiose überleben könnte, befindet sich der Clownfisch ohne den Schutz der Anemone in hoher Gefahr und würde nach kurzer Zeit Fressfeinden zum Opfer fallen. Letztlich ist die Eusymbiose eine für beide Lebewesen lebens-notwendige, biotische Wechselbeziehung. Diese Form der Symbiose wird von Einsiedlerkrebsen und Anemonen betrieben. Auf der einen Seite könnte der Krebs ohne die Schutzfunktion der Anemone nicht gegen Fressfeinde bestehen. Auf der anderen Seite ist die Anemone ohne ihren Partner nicht in der Lage, sich über größere Distanzen fortzubewegen. Folglich wäre ihr Aktionsradius sehr eingeschränkt und sie könnte möglicherweise nicht mehr über ausreichend viel Nahrung verfügen.23

In zweiter Hinsicht unterscheidet man die Symbiose nach der Art ihres erzielten Nutzens. Die Stoffwechselsymbiose beschreibt dabei eine biotische Wechselbeziehung, bei welcher Individuen von ihrem Partner Stoffe einbeziehen, die für ihren eigenen Stoffwechsel essentielle sind. Beispiel dafür wäre die Symbiose zwischen Wiederkäuern und ihren Pansenbakterien. Diese besitzen ein Enzym, welches Zellulose in Zellulase spaltet und die Nahrung somit für den Wiederkäuer verdaulich macht.24 Des Weiteren unterscheidet man Fortpflanzungssymbiosen. Die wohl bekannteste Form der Symbiose ist jene zwischen der Biene und der Blume. Während die Biene ihre Nährstoffe von der Blume erhält, wird diese im Gegenzug bestäubt und pflanzt sich somit fort.

Letztlich werden Symbiosen nach ihrer räumlichen Beziehung kategorisiert. Man unterscheidet hierbei die Endosymbiose, bei der jeweils ein Partner in den Körper des anderen aufgenommen wird, und Ektosymbiose, bei welcher beide Partner körperlich getrennt voneinander leben.25 Beispiele hierfür wären die vorher benannte Symbiose zwi-schen Wiederkäuer und Pansenbakterium beziehungsweise die Putzersymbiose zwi-schen Madenhacker und Afrikanischem Büffel.

4.2.2 Symbiose am Beispiel der Flechte

An zirka 30% des Schwarzerlenbestandes in meinem Untersuchungsgebiet war diese Form der Symbiose vertreten. Die Flechtensymbiose beschreibt eine eusymbiontische Wechselbeziehung, aus welcher beide Partner einen Vorteil für ihren Stoffwechsel ziehen. In dem gewählten Beispiel handelt es sich um eine Flechte der Gattung Parmelia. Diese stellt hierbei ein Doppelorganismus dar, welcher aus einer fotosynthetisch arbeitenden Grünalge und einem heterotrophen Pilz besteht.26 Die Funktion der Grünalge besteht darin, Fotosynthese zu betreiben. Die dadurch produzierten organischen Stoffe sind zum Nutzen des Pilzes. Er kann keine eigene Photosynthese betreiben und ist somit auf die Versorgung durch die Alge angewiesen. Auf der anderen Seite benötigt die Alge für die Stoffproduktion Wasser und Mineralstoffe. Der Pilz nimmt diese Stoffe auf, und stellt sie der Alge im Gegenzug zur Verfügung. Des Weiteren gibt er dem Doppel-organismus seine Struktur und sorgt für einen festen Halt. Da auch die Form der Flechte durch den Pilz bestimmt ist, richtet sich ihr Name immer nach der Art des Pilzes. Dabei ist es auch möglich, dass mehrere Algenarten zugleich in einer Flechte vorhanden sind, das Leben in Symbiose ist jedoch immer nur mit einer Pilzart möglich.27 Das symbiontische Prinzip der Flechte funktioniert ausgezeichnet. Nicht Grundlos werden Flechten auch als Bodenpioniere aufgeführt. Sie besiedeln Lebensräume an fast allen Standorten dieser Welt und sind auf Grund ihrer ausgezeichneten Überlebensstrategien auch in meinem Untersuchungsgebiet zahlenmäßig vertreten.

5. Anpassungserscheinungen

An einem sonnigen Freitagnachmittag im Mai war es endlich soweit. Gemeinsam mit vier weiteren Freunden hatte ich mich auf diese Expedition schon lange vorbereitet. Wir verließen unser behütetes Zuhause, um eigens das Überleben in der Wildnis zu erproben. Doch schon am nächsten Morgen fehlte es uns an Nahrung, Wasser und sa-nitären Einrichtungen. Am Nachmittag, keine 24 Stunden nachdem wir aufgebrochen waren, entschieden wir uns gegen das nächtliche Abendteuer in der Natur und für das warme Abendbrot zu Hause bei unseren Eltern.

Bei der Schönheit der Natur neigt man manchmal dazu zu vergessen, dass ihre Lebewesen jeden Tag um ihr Überleben kämpfen müssen. Neben den abiotischen Extremen der Lichteinstrahlung, der Temperatur und des Windes, stellen auch andere Lebewesen wie Fressfeinde oder Parasiten eine Bedrohung für den eigenen Organismus dar. Um dennoch überleben zu können haben Lebewesen spezifische Anpassungserscheinungen ent-wickelt, die ihnen das Leben erleichtern oder sogar auch erst ermöglichen. In dem folgenden Kapitel werde ich für den Lebensraum Wasser an gewählten Beispielen einige dieser spezifischen Anpassungserscheinungen vorstellen.

5.1 Anpassungserscheinung des Tausendblattes

In der Schwimmpflanzenzone der Seen und Teiche lebt das Tausendblatt (Myriophyllum). Die Unterwasserpflanze ist eindeutig in die Kategorie der Hydrophyten einzuordnen. Die wohl auffälligste Anpassungserscheinung besteht in der Beschaffenheit ihrer Blätter. Wie der Name schon verrät ist die Blattoberfläche des Tausendblattes stark zerteilt. Die hohe Anzahl kleiner, lang gestreckter Blätter erfüllen das Prinzip der Oberflächenvergrößerung. Der für die Photosynthese benötigte Umweltfaktor Licht, ist in den Tiefen der Unterwasserpflanzenzone nur noch eingeschränkt verfügbar. Aus diesem Grund kann die Pflanze mit einer möglichst großen Blattoberfläche auch möglichst viel Sonnenlicht aufnehmen.28 Dabei enthalten alle Zellen den Blattfarbstoff Chlorophyll, um aktiv Fotosynthese zu betreiben. Die sehr dünn ausgeprägte Cuticula unterstützt diesen Aspekt, denn bei geringer Breite der reflektierenden Schicht kann mehr Sonnenlicht in das Blatt eindringen. Des Weiteren sind die Blätter und Sprossachsen des Tausendblattes sehr nachgiebig. Diese Elastizität garantiert der Pflanze einen Schutz vor dem Abknicken bei Strömungsverhältnissen unter der Wasseroberfläche.29 Dem entsprechend ist das Festigungsgewebe stark reduziert, da für die Unterwasserpflanze die Gefahr der Austrocknung nicht besteht. Das meist nur sehr schwach ausgebildete Wurzelwerk garantiert lediglich die Verankerung im Grund des Sees, denn die Unterwasserpflanze nimmt Wasser und Nährstoffe über ihre gesamte Blattoberfläche auf und macht so die Nährstoffaufnahme über die Wurzel bedeutungslos. Die Schwimmfähigkeit des Tausendblattes wird durch das Aerenchym gewährt. Diese interzellulären Räume ermöglichen außerdem auch den Gasaustausch innerhalb des Tausendblattes.30 In letzter Konsequenz werden Spaltöffnungen somit nicht benötigt. Letztlich bildet das Tausendblatt zur Blütezeit Sprossachsen aus, die bis über die Wasserkante reichen. Dort trägt nun der Wind die Pollen fort und sorgt für die Befruchtung der Pflanze. Die daraus hervorgehenden Früchte werden durch den Wasserkörper verbreitet.

5.2 Anpassungserscheinung des Flussbarsches

Nur wenige andere Arten sind so weit verbreitet wie der Flussbarsch (Perca fluviatilis). Als Grund für seine Häufigkeit gilt seine herausragende Anpassungsfähigkeit.31 Die wohl bedeutendste Erscheinung dabei ist die Ausbildung von Kiemen. Diese Atmungsorgane ermöglichen dem Flussbarsch das Leben unterwasser, denn der im Wasser gelöste Sauerstoff kann beim Gasaustausch in die Blutbahn aufgenommen werden, indem der Fisch das Wasser ansaugt, und dieses dann mit den feinen Blutgefäßen der Kiemenblättchen in Berührung kommt. Gleichzeitig wird bei dem Prozess Kohlenstoffdioxid an die Umgebung abgegeben.32 Direkt mit dem Atmungsorgan in Verbindung steht auch die Schwimmblase des Flussbarsches. Das Auftriebsorgan kann der Fisch bewusst steuern und damit auf- und abtauchen, sowie nahezu bewegungslos im Wasser verharren. Problematisch bei diesem Aspekt sind Strömungen im Wasserkörper, doch auch hierfür hat der Flussbarsch Anpassungsformen entwickelt. Seine gesamte Körperform richtet sich nach dem Prinzip der Stromlinienform. Das Ziel dabei ist, möglichst wenig Widerstand im Medium Wasser zu erreichen. Die spitz-zuläufige Kopfform, sowie Schuppen und Schleimschicht auf der Fischhaut unterstützen dieses Prinzip und reduzieren den Widerstand im Wasser weiterhin. Die Mobilität des Flussbarsches wird durch seine Flossen an Schwanz, After, Rücken und Bauch gewährt. Gleichzeitig wird die Manövrierfähigkeit durch die spezifische Anordnung der Flossen stark verbessert. Alle Aspekte zusammengenommen, ermöglichen dem Fisch eine ausgezeichnete Beschleunigung, die für ihn essentiell ist, um im Falle von Bedrohungen entkommen zu können. Um solche Situationen aber von vornheran zu verhindern, hat sich der Fisch auch farblich seiner Umwelt angepasst. Auf hellem Untergrund ist der gelb-braun gestreifte Flussbarsch nur schwer zu erkennen und speziell im Schilf geht seine Tarnung auf. Und sollte es doch zu einem Kampf kommen, ist der Flussbarsch gut vorbereitet, denn beide Rückenflossen sowie seine Afterflosse sind mit spitzen Stachelstrahlen ausgestattet. Diese helfen bei der Abwehr von Feinden, denn jegliche Form von Kontakt mit der Rückenflosse kann zu Verletzungen führen.

6. Der Lübbesee im Wandel der Jahreszeiten

Unsere Erde beschreibt eine elipsenförmige Laufbahn um die Sonne. Folglich befinden wir uns manchmal näher, manchmal ferner von ihr. Des Weiteren ist unsere Erde in einem bestimmten Winkel zur Sonne geneigt. Demnach richtet sich zeitweise die Südhalbkugel der Sonne entgegen und teils die Nordhalbkugel. Befinden wir uns näher der Sonne, erreicht uns auch mehr Energie in Form von Licht und Wärme. Aus diesem Grund entstehen in unseren Breiten die verschiedenen Jahreszeiten.

Seit meiner ersten Untersuchungsfahrt sind nun schon einige Monate vergangen. Die Natur hatte sich in ihrer Erscheinung bisweilen sehr gewandelt. In jeder einzelnen Expedition entdeckte ich etwas „Neues“. Doch manchmal war es ein und dieselbe Pflanze, die sich nur im Laufe der Zeit verändert hatte. In einer Langzeitdokumentation sammelte ich Messwerte und Fotos, um eben diese Entwicklung des Biotops möglichst genau wiedergeben zu können. In diesem Kapitel möchte ich nun mein Untersuchungsgebiet am Lübbesee im Wandel der Jahreszeiten Frühling und Sommer präsentieren, und werde darauf folgend Voraussagen für die Entwicklung in den zukünftigen Jahreszeiten treffen.

6.1 Die Intensität der Umweltfaktoren im Wandel der Jahreszeiten

Wie vorher beschrieben, ist es der Einfluss der Sonne, der die verschiedenen Jahreszeiten schafft, denn die Umweltfakoren Licht und Temperatur stehen in enger Beziehung zur Einstrahlung der Sonne. Diese ist besonders niedrig im Winter und besonders hoch im Sommer. Dementsprechend sind auch die Intensitäten der Umweltfaktoren Licht und Wasser niedrig in den Wintermonaten und hoch in den Sommermonaten. Um diesen Aspekt zu verdeutlichen, dokumentierte ich in regelmäßigen Abständen die Tempe-raturmesswerte der Luft, des Wassers in zirka 15 cm Tiefe und des Wassers im Uferbereich. Das folgende Diagramm stellt die Messwerte der Temperatur in Abhängigkeit zur Zeit dar. (Abb. 15.)

Deutlich ist hier zu erkennen, dass im Verlaufe des Frühlings bis zum Beginn des Frühsommers die Temperatur der Luft und des Wassers kontinuierlich zunahm. Dieser Aspekt kann auf die Intensivierung der Sonneneinstrahlung im Verlaufe des Jahres zurückgeführt werden. Bemerkenswert ist ebenfalls, dass die ermittelte Wassertemperatur in Ufernähe stets höher ist, als jene im Pelagial in 15cm Tiefe.

In nächster Zukunft werden die Temperaturen des Wassers und der Luft höchstwahrscheinlich weiter steigen, denn wir befinden uns erst im Frühsommer des Jahres. Zum Ende des Monats August werden sie jedoch langsam wieder fallen, denn auch die Intensität der Sonneneinstrahlung wird dann zurückgehen. Mit Beginn des Herbstes im September und Oktober sind nachts auch Lufttemperaturen unter dem Gefrierpunkt zu erwarten. Wobei sich die Luft im Verlauf der Frühlingsmonate im Vergleich zum Wasser sehr schnell erwärmt hatte, wird sie sich nun umso schneller in den Herbstmonaten auch wieder abkühlen. Die Temperatur des Sees hingegen wird nur langsam wieder sinken. Hierbei wird sich der vorher benannte Aspekt umkehren, denn während in den Frühlingsmonaten das Wasser in Ufernähe stets wärmer war als das Wasser im Pelagial, wird dieses in den Herbstmonaten schneller wieder abkühlen und damit stets kälter sein als jene Temperatur des Wassers im Pelagial. Grund dafür ist die Tiefenschichtung des Sees, denn in geringer Tiefe am Ufer befindet sich auch ein geringeres Volumen an Wasser. Dementsprechend schnell können äußere Faktoren das Medium beeinflussen und somit erwärmen oder abkühlen. In tieferen Zonen befindet sich ein hohes Volumen an Wasser. Es reagiert dementsprechend langsam auf Veränderungen der äußeren Einflüsse. In den Wintermonaten Januar und Februar sind Lufttemperaturen in den Minusgraden zu erwarten und auch der See hat sich derweilen stark abgekühlt. Es bildet sich eine geschlossene Eisdecke auf dem Lübbesee. Erst mit steigender Sonneneinstrahlung in den Monaten Februar und März wird diese Eisschicht wieder tauen und folgend der Prozess von Neuem beginnen.

6.2 Der See im Wandel der Jahreszeiten

Wie in Kapitel 6.1 erläutert, wirkt sich die veränderliche Sonneneinstrahlung direkt auf die Temperaturschichtung des Sees aus. Die eigens gesammelten Messwerte können dabei nur einen geringen Teil der Entwicklung im Wasserkörper wiedergeben. Dieses Kapitel soll der Beschreibung der gesamten Entwicklungen dienen und damit Einblicke in die Veränderungen des Wasserkörpers im Wandel der Jahreszeiten geben.

Die sinkenden Außentemperaturen haben den See allmählich abkühlen lassen. In den Wintermonaten bildet sich eine geschlossene Eisdecke auf dem See. Diese Eisschicht besitzt eine geringere Dichte und liegt deshalb auf dem schwereren flüssigen Wasser auf. Dieses besitzt eine Temperatur von 1°C - 2°C, und bildet eine schmale Schicht direkt unter dem Eis. In den tieferen Schichten des Sees herrschen 4°C, da Wasser bei dieser Temperatur seine höchste Dichte besitzt. Dieses Phänomen garantiert, dass der See auch in den Wintermonaten den Organismen als Lebensraum erhalten bleibt.33 Die geschlossene Eisdecke schützt den See vor äußeren Einflüssen, somit bildet sich eine stabile Temperaturschichtung aus, die erst beim Tauvorgang der Eisschicht wieder verändert wird. Die hier beschriebene Phase wird als Winterstagnation bezeichnet. (Abb. 16)

Im Frühjahr wird mit steigenden Außentemperaturen diese Stagnation aufgehoben. Das Wasser in den oberen Schichten erwärmt sich und sinkt in Schichten gleicher Dichte ab. Des Weiteren ist der See nun nicht mehr vor äußeren Einflüssen geschützt. Der Wind erzeugt an der Oberfläche eine Strömung, welche die schwereren Wassermassen in die Tiefe drückt und im Umkehrschluss andere Wassermassen an die Oberfläche bewegt. Erst wenn der gesamte See eine Temperatur von 4°C besitzt, stoppt sich dieser Vorgang allmählich. Die Durchmischung der verschiedenen Wasserschichten wird Frühjahrszirkulation genannt.34 (Abb. 17) Diese Vollzirkulation bedarf einer großen Menge an Energie. Dies ist auch aus dem Temperatur Diagramm (Kapitel 6.1) abzulesen, denn lange Zeit betrug die gemessene Oberflächentemperatur 4°C. Erst nachdem die Vollzirkulation abgeschlossen war, stiegen die Messwerte an der Oberfläche auf höhere Temperaturen.

Im Sommer hingegen stellt sich wieder eine stabile Wasserschichtung ein. Der obere Wasserkörper (Epilimnion) wird durch die Einstrahlung der Sonne stark erwärmt. Im Tiefenwasser (Hypolimnion) beträgt die Temperatur hingegen nur 4°C. Der Übergang zwischen beiden Schichten ist jedoch nicht linear sondern sprunghaft, denn während im Epilimnion Temperaturen um 20°C vorherrschen, sind es nur wenige Meter tiefer in im Hypolimnion nur noch 4°C. Aus diesem Grund wird die Zone zwischen beiden Schichten als Sprungschicht bezeichnet. Im Sommer werden die oberen Schichten des Wasserkörpers durch Wind und Schwankungen der Außentemperatur in Bewegung versetzt. Durch diese Umwälzung werden Temperatur- und Sauerstoffverhältnisse immer wieder ausgeglichen. Das Tiefenwasser bleibt jedoch durch die Sprungschicht isoliert. Folglich entsteht bei der sogenannten Sommerstagnation ein sauerstoffreiches und nährsalzarmes Oberflächenwasser, welches sich jedoch nicht mit dem sauerstoffarmen und nährsalzreichem Tiefenwasser austauschen kann. (Abb. 18)

Bei sinkenden Außentemperaturen im Herbst setzt eine weitere Vollzirkulation ein. Das sich wieder abkühlende Oberflächenwasser sinkt ab in tiefere Regionen des Wasser-körpers. Gleichzeitig erzeugen Winde Strömungen an der Oberfläche, welche, wie auch schon in der Frühjahrszirkulation, die oberen Wassermassen in die Tiefe drücken und dafür andere wärmere Wassermassen an die Oberfläche bewegen. Erst nachdem die Vollzirkulation abgeschlossen, ist kann sich das Oberflächenwasser auf eine Temperatur unter 4°C abkühlen. (Abb. 19)

6.3 Die Flora und Fauna im Wandel der Jahreszeiten

Zunächst erst unbewusst fotografierte ich bei meiner ersten Untersuchungsfahrt die Knospe einer Salweide, und war währenddessen der vollen Überzeugung, es würde sich hierbei um einen Zweig der Schwarzerle handeln. Bei meiner nächsten Expedition hatte sich die Knospe weiterentwickelt, ja es war nun offensichtlich, dass es sich hier nur um ein „Weidenkätzchen“ handeln konnte. Jedesmal fotografierte ich nun diesen einen Zweig, um die Entwicklung in einer Fotodokumentation festzuhalten. Doch der Biber machte mir einen Strich durch meine Rechnung. Abgetrennt und liegen gelassen befand sich mein kleiner Ast im seichten Wasser der Schilfzone am Anfang April. Ich musste lange suchen, bis ich fern links meines Untersuchungsgebietes einen Salweidenast fand, dessen Knospen ungefähr gleich weit entwickelt waren. Um sicher zu gehen der, Biber würde mir nicht auch noch diesen nehmen, markierte ich mein Revier. Bis zur meiner Abschlussuntersuchung am 4. Juni gedieh die Salweide in voller Pracht. Die folgende Fotoreihe präsentiert nun die von mir beobachtete Entwicklung der Salweide.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 20 Datum: 29. Februar 2016 Beschreibung: Die ersten Knospenhüllen der Salweide öffnen sich bereits vorsichtig. Sie hatte ihrem Inhalt dem Winter über Schutz geboten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 21 Datum: 12. März 2016 Beschreibung: Den ersten Knospen folgen nun viele weitere. Ihre graue Behaarung kommt langsam zum Vorschein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 22 Datum: 30. März 2016 Beschreibung: Fast alle beharrten Knospen haben ihre Schutzhülle nun abgelegt. Ein grüner Wachstumsansatz kommt zum Vorschein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 23 Datum: 11. April 2016 Beschreibung: Die ersten Blüten entwickeln gelbe Samen. Es ist ersichtlich, dass es sich um eine männliche Salweide handelt. Die Blüten nehmen an Größe zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 24 Datum: 17. April 2016 Beschreibung: Die Blüten sind sehr groß geworden. Zum Teil haben sie ihre gelben Samen bereits verloren. Es hat sich ein Blattansatz gebildet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 25 Datum: 22. April 2016 Beschreibung: Die Blüten haben alle ihre Samen verloren. Manche Zweige haben sich bereits von ihren Blüten getrennt. Der Blattansatz hat sich deutlich weiterentwickelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 26 Datum: 09. Mai 2016 Beschreibung: Es befinden sich keine Blüten mehr am Zweig. Die Blätter haben sich stark entwickelt und sind sehr groß geworden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 27 Datum: 24. Mai 2016 Beschreibung: Die Salweidenblätter haben ihre volle Größe erreicht. Blattläuse haben derweilen schon den Verzehr der Blätter begonnen.

In den folgenden Monaten wird sich die Blattstruktur nicht mehr verändern. Ihre Aufgabe wird darin bestehen den Prozess der Fotosynthese durchzuführen. Die gewonnene Energie könnte zum Größenwachstum der Pflanze benutzt werden. Erst im Herbst, bei sinkenden Temperaturen und Lichtintensitäten, entnimmt die Salweide ihren Blättern wieder viele Bestandteile wie Wasser und Chlorophyll. Darauf färben sich die Blätter gelb- und bräunlich und werden im Verlauf des Herbstes von der Salweide abgeworfen. Parallel bilden sich bereits neue Knospen aus, die gut beschützt von einer Knospenhülle den Winter überdauern und sich im kommenden Frühling zu neuen Blüten der Salweide zu entwickeln.

Doch nicht nur die Salweide verändert sich im Wandel der Jahreszeiten. Die Veränderungen beziehen sich auf die gesamte Flora und Fauna. Gut sichtbar wird dieser Umstand bei der zweiten Fotodokumentation. Für diese sammelte ich Perspektiv-Fotos meines Untersuchungsgebietes, in dem ich mit einem Boot zirka 5 Meter vor der Schilf-kante hielt. Während zu Anfang tiefe Einblicke bis in die Bruchwaldzone möglich waren, wurden mir diese im Laufe der Zeit durch die dichter werdende Pflanzenpopulation verwehrt.

Neben dem deutlichen Ergrünen des gesamten Untersuchungsgebietes ist auch eine Ent-wicklung der Schilfzone deutlich erkennbar. Während am Anfang Mai das gemeine Schilf noch vertrocknet wirkte, hat sich einen Monat später ein ergrünter Röhrichtgürtel gebildet. Wie in Kapitel 3. beschrieben, ist in meinem Biotop keine Schwimmpflanzenzone aufzufinden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees ist diese Zone jedoch sehr gut ausgeprägt. Im Verlauf des Monats Mai bildeten sich, vorerst Unterwasser, die ersten Blätter einer Seerose, um dann zirka einen Monat später die ersten Schwimmblätter über die Wasseroberfläche empor zu schicken. Auch die weiße Blüte der Seerose begann sich Anfang Juni langsam zu öffnen. Die Unterwasserpflanzenzone hingegen ist in meinem Untersuchungsgebiet gut ausgeprägt. Ähnlich wie in der Schwimmpflanzen Zone entdeckte ich die ersten Exemplare des Laichkrautes und des Tausendblattes zum Anfang des Monats Mai. Sie waren nur in verhältnismäßig flachen Gegenden anzutreffen und auch nur in zahlenmäßig niedriger Anzahl vertreten. Vorerst gab ich mich mit diesem Ergebnis zufrieden, bis ich bei meiner Abschlussuntersuchung Anfang Juni in deutlich tieferen Regionen weitere Exemplare fand. Das Laichkraut hatte in seinem Längenwachstum stark zugenommen und streckte sich fast bis zur Wasseroberfläche empor.

Im Verlauf des Jahres werden die Pflanzen der Schilfzone noch weiter wachsen und ergrünen. Auch die Blüte steht vielen Vertretern, wie dem gemeinen Schilf noch bevor. Die Individuen der Schwimmpflanzen- sowie die Unterwasserpflanzenzone werden ebenfalls in den nächsten Wochen noch weiter an Masse zunehmen und sich vermehren. Erst im Herbst mit stetig sinkenden Temperaturen und Lichtintensitäten werden sich die meisten Vertreter dieser Zonen zurückbilden, um den Winter sicher zu überdauern.

Bedeutend schwieriger gestaltete sich die Beobachtung der jahreszeitlichen Entwicklung der Fauna. Während der ersten Untersuchungsfahrten hatte ich zunehmend das Gefühl, mein Biotop wäre von Vertretern der Fauna verlassen. Außer den Spuren, die der Biber hinterließ, konnte ich fast keine Anzeichen von Lebewesen der Fauna entdecken. Doch ich war nur zu ungeduldig gewesen. Es dauerte nicht lange, da entdeckte ich ein Höckerschwanpärchen (Cygnus olor), das im Röhrichtgürtel brütete. Auch die ersten Insekten ließen nicht lange auf sich warten. Bald war auch wieder Vogelgezwitscher im Bruchwald zu hören und viel Aktivität in der Schilfzone zu vernehmen. An einem Beispiel konnte ich die Jahreszeitliche Entwicklung jedoch besonders gut beobachten.

Am 24. Mai fiel mir dieses unscheinbare Lebewesen auf einem Blatt nahe der Ufergrenze auf. Ich beobachtete weiter und bemerkte, dass zirka 10 weitere Exemplare in meinem Untersuchungsgebiet anzutreffen waren. Vorerst war ich mir nicht sicher, welches Lebewesen ich hier eigentlich entdeckt hatte, doch nur einen guten Rat und zwei Wochen später erschloss sich mir dieses Rätsel. Bei einer Wanderung quer durch die Bruchwaldzone erhoben sich bei meiner Ankunft unzählige Libellen in die Lüfte. Das war es, was ich vorher so unscheinbar auf einem Blatt entdeckt hatte -eine Libellenlarve. (Abb. 34)

Viele Lebewesen der Fauna durchleben im Wandel der Jahreszeiten bestimmte Stadien ihrer Entwicklung. Allgemeingültig ist jedoch festzustellen, dass eben diese Entwicklung in enger Beziehung zu den Umweltfaktoren Licht und Temperatur steht. Die folgenden Sommermonate kennzeichnen die Hauptaktivitätsphase vieler Lebewesen. Mit sinkenden Intensitäten werden jedoch auch sie ihre Aktivität zunehmend einschränken und die notwenigen Vorkehrungen treffen, denn wie auch die Lebewesen der Fauna haben sie Strategien entwickelt, um den Winter sicher zu überstehen.

7. Bewertung des Ökosystems Lübbesee

„Oh wie schön ist nur der Lübbesee!“ heißt es, wenn man den Worten der vielen Urlauber Glauben schenkt. Nicht ohne Grund ist er Motiv für Postkarten, Kalender und sogar Traueranzeigen. Den Lübbesee als beliebtes Urlaubsziel zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Über die Sommermonate nutzen Massen an Touristen und auch Einheimische den Lübbesee als Erholungs- und Freizeitort. Maßgeblich an dieser Nutzung beteiligt ist das nahegelegene Ahorn See Hotel, welches mit 409 Zimmern das größte Sport- und Tagungshotel des Bundeslandes Brandenburg ist.35 Grund für seine Beliebtheit ist neben dem großen und gut gepflegtem Badestrand auch die Wasserqualität, die Sichttiefen bis zu 4 m erlaubt. Der Lübbesee ist also von sehr großer ökonomischer Bedeutung, denn der Tourismus bietet vielen Templinern einen Arbeitsplatz. Des Weiteren sind weite Teile des Ostufers, und auch einige Gebiete des Westufers mit Eigenheimen bebaut. Somit ist der Lübbesee auch Lebensraum für viele einheimische Familien. Auch für seine Vielseitigkeit wird der Lübbesee hoch geschätzt. Nur zirka 2,5 km vom Templiner Badestrand entfernt beginnt das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, in dem sich auch der Lübbesee zu großen Teilen befindet. Mein Untersuchungsgebiet zeugt von einem großen Artenreichtum mit vielen seltenen und geschützten Vertretern wie beispielsweise der Rohrdommel (Botaurus stellaris).36 Des Weiteren ist das Gewässer Lebensraum für viele Libellenarten, die von einem guten Zustand des Sees zeugen. Die Köcherfliegenlarve (Trichoptera), die im seichten Gewässer der Schilfzone lebt, ist ein weiterer Indikator für die gute Wasserqualität des Lübbesees. (Für ausführliche Artenliste siehe Kapitel 9.1 Darstellung 3/4.) Spätestens die Messung des pH-Wertes überzeugen - der Lübbesee ist von großer ökologischer Bedeutung.

Doch das empfindliche Gleichgewicht, in dem sich der Lübbesee befindet, wird zunehmend gestört. Der Massentourismus bringt nicht nur Vorteile mit sich. Bei täglich Hunderten von Badegästen wird die Flora und Fauna in den benutzten Uferbereichen des Lübbesees stark beeinträchtigt. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Verschmutzung des Gewässers, welche durch die menschliche Benutzung verursacht wird. Die nährstoffarmen Ackergebiete im Einzugsgebiet des Lübbesees müssen stark gedüngt werden. Diesbezüglich ist es sehr wichtig darauf zu achten, dass keine landwirtschaftlichen Abwässer in den Lübbesee gelangen. Aus einem Diagramm geht hervor, dass sich die Sichttiefe des Lübbesees in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert hat. Während die Sichttiefe im Jahr 2007 noch über 4,5 m betrug, waren es im Jahr 2011 nur noch zirka 3,5 m und in diesem Jahr nach eigenen Messungen lediglich 3,1 m. (Siehe Kapitel 9.1 Anhang: Darstellung 2)

Derzeitig befindet sich der Lübbesee noch in dem empfindlichen Gleichgewicht zwi-schen enormer ökonomischer und ökologischer Bedeutung. Für die nahe Zukunft muss es jedoch von großem Interesse sein, die Vielfalt des Lübbesees zu wahren, damit auch folgende Generationen die Schönheit des Lübbesees erleben können.

8. Schlusswort

Abschließend kann ich aufrichtig sagen, dass es mir Freude bereitete. Es war schon zu einem Ritual geworden, mich am Sonntagnachmittag in meinem Boot auf den Weg zu meinem Untersuchungsgebiet zu machen. Natürlich war es manchmal beschwerlich, bei kaltem Wetter oder unter dem Einfluss der hungrigen Mücken nicht die Motivation zu verlieren. Doch am Ende war es die Faszination, die auf mich übergriff und mich dazu veranlasste, etwas genauer hinzuschauen. Letztlich bewegte mich diese Aufgabe sogar dazu, meine Abneigung gegenüber Schlagen und Spinnen abzulegen, im Gegenteil, bei der Sichtung eines dieser Lebewesen ging ich ihnen nach, um unbedingt ein möglichst scharfes Foto von ihnen zu erhalten.

Dennoch muss ich zugeben, dass ich den Wert einer ökologischen Untersuchung zuvor unterschätzt hatte. Die Ergebnisse erlauben dem Betrachter einen tieferen Einblick in die Natur, als ich zunächst erwartet hatte. Ich selbst habe in den letzten Monaten mein Allgemeinwissen bezüglich vieler Arten der Flora und Fauna erweitert und habe derweilen den Lübbesee, mein eigenes zu Hause, sehr zu schätzen gelernt. Abschließend kann ich aufrichtig sagen, dass es mir Freude bereitete, eine ökologische Untersuchung am Lübbesee durchzuführen.

9. Anhang

9.1 Anlagen

Darstellung 1: Beobachtungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellung 2: Diagramm bezüglich der Sichttiefen37

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellung 3: Artenliste der Flora

Für die Arten mit leeren Zellen konnte ich zwar ihr Vorkommen bestimmen, eine Angabe zur Häufigkeit war jedoch auf Grund fehlender Daten nicht möglich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellung 4: Artenliste der Fauna

Für die Arten mit leeren Zellen konnte ich zwar ihr Vorkommen bestimmen, eine Angabe zur Häufigkeit war jedoch auf Grund fehlender Daten nicht möglich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

9.2.2 Literaturverzeichnis

1. Linder Biologie. LB für die Oberstufe. Hg. v. H. Bayrhuber, W. Hauber, U. Kull. 23., neu bearbeitete. Auflage. Braunschweig. Schroedel 2010

2. Managementplanung Natura 200 im Land Brandenburg. Managementplan für das Gebiet Lübbesee. Hg. v. Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft. Potsdam. 2015

3. Materialien für den Sekundarbereich II • Biologie. Ökologie. Hg. v. Dr. E. Philipp, Prof. Dr. B. Verbeek. Berlin/Dortmund. Schroedel Verlag 1998

9.2.3 Internetquellen

1. http://www.abiwissen.info/biologie_oekosysteme.html#Wasser (30.05.2016)

2. http://www.focus.de/familie/wissenstest/lernatlas/wie-sauber-ist-der-see-biologie_id_2079409.html (30.05.2016)

3. http://www.mlul.brandenburg.de/w/seen/86_Luebbesee.pdf (05.06.2016)

4. http://www.spektrum.de/lexikon/biologie-kompakt/pansensymbiose/8608 (31.05.2016)

5. http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/lichtfaktor/39241 (30.05.2016)

6. http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/warum-platzen-kirschen-bei-regen/529638.html (31.05.16)

7. http://www.waterquality.de/hydrobio.hw/3BIO.HTM#311 (30.05.2016)

8. http://www.wissen.de/anpassungen-im-tierreich-schwimmen (01.06.2016)

9. https://de.wikipedia.org/wiki/Flechte#Aufbau_und_Wuchsform (31.05.2016)

10. https://de.wikipedia.org/wiki/Flussbarsch#Lebensraum_und_Fangmethoden# (01.06.2016)

11. https://de.wikipedia.org/wiki/Lübbesee (20.05.2016)

12. https://de.wikipedia.org/wiki/Postheim (05.06.2016)

13. https://de.wikipedia.org/wiki/Putzsymbiose (31.05.2016)

14. https://de.wikipedia.org/wiki/Tausendblatt#Beschreibung (01.06.2016)

15. https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/chemie-abitur/artikel/ph-wert-definition-und-berechnung (30.05.2016)

16. https://www.youtube.com/watch?v=nqbezF_bHj0 (31.05.2016)

[...]


1 http://www.mlul.brandenburg.de/w/seen/86_Luebbesee.pdf

2 https://de.wikipedia.org/wiki/Lübbesee

3 Materialien für den Sekundarbereich II • Biologie. Ökologie. Hg. v. Dr. E. Philipp, Prof. Dr. B. Verbeek. Berlin/Dortmund. Schroedel Verlag 1998, S. 98f.

4 ebd. S. 98

5 Materialien für den Sekundarbereich II • Biologie. Ökologie. Hg. v. Dr. E. Philipp, Prof. Dr. B. Verbeek. Berlin/Dortmund. Schroedel Verlag 1998, S. 76

6 Linder Biologie. LB für die Oberstufe. Hg. v. H. Bayrhuber, W. Hauber, U. Kull. 23., neu bearbeitete. Auflage. Braunschweig. Schroedel 2010, S.522

7 http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/lichtfaktor/39241

8 ebd.

9 http://www.waterquality.de/hydrobio.hw/3BIO.HTM#311

10 Materialien für den Sekundarbereich II • Biologie. Ökologie. Hg. v. Dr. E. Philipp, Prof. Dr. B. Verbeek. Berlin/Dortmund. Schroedel Verlag 1998, S. 20ff.

11 Linder Biologie. LB für die Oberstufe. Hg. v. H. Bayrhuber, W. Hauber, U. Kull. 23., neu bearbeitete. Auflage. Braunschweig. Schroedel 2010, S. 357f

12 http://www.abiwissen.info/biologie_oekosysteme.html#Wasser

13 http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/warum-platzen-kirschen-bei-regen/529638.html

14 https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/chemie-abitur/artikel/ph-wert-definition-und-berechnung

15 Linder Biologie. LB für die Oberstufe. Hg. v. H. Bayrhuber, W. Hauber, U. Kull. 23., neu bearbeitete. Auflage. Braunschweig. Schroedel 2010, S. 396

16 http://www.focus.de/familie/wissenstest/lernatlas/wie-sauber-ist-der-see-biologie_id_2079409.html

17 Linder Biologie. LB für die Oberstufe. Hg. v. H. Bayrhuber, W. Hauber, U. Kull. 23., neu bearbeitete. Auflage. Braunschweig. Schroedel 2010, S. 354

18 ebd. S.356

19 Linder Biologie. LB für die Oberstufe. Hg. v. H. Bayrhuber, W. Hauber, U. Kull. 23., neu bearbeitete. Auflage. Braunschweig. Schroedel 2010, S. 351

20 ebd. S. 366ff.

21 ebd. S. 521

22 https://de.wikipedia.org/wiki/Putzsymbiose

23 https://www.youtube.com/watch?v=nqbezF_bHj0

24 http://www.spektrum.de/lexikon/biologie-kompakt/pansensymbiose/8608

25 https://www.youtube.com/watch?v=nqbezF_bHj0

26 Materialien für den Sekundarbereich II • Biologie. Ökologie. Hg. v. Dr. E. Philipp, Prof. Dr. B. Verbeek. Berlin/Dortmund. Schroedel Verlag 1998, S. 37

27 https://de.wikipedia.org/wiki/Flechte#Aufbau_und_Wuchsform

28 Linder Biologie. LB für die Oberstufe. Hg. v. H. Bayrhuber, W. Hauber, U. Kull. 23., neu bearbeitete. Auflage. Braunschweig. Schroedel 2010, S. 359

29 https://de.wikipedia.org/wiki/Tausendblatt#Beschreibung

30 Materialien für den Sekundarbereich II • Biologie. Ökologie. Hg. v. Dr. E. Philipp, Prof. Dr. B. Verbeek. Berlin/Dortmund. Schroedel Verlag 1998, S.24

31 https://de.wikipedia.org/wiki/Flussbarsch#Lebensraum_und_Fangmethoden

32 http://www.wissen.de/anpassungen-im-tierreich-schwimmen

33 Materialien für den Sekundarbereich II • Biologie. Ökologie. Hg. v. Dr. E. Philipp, Prof. Dr. B. Verbeek. Berlin/Dortmund. Schroedel Verlag 1998, S.100

34 ebd. S. 101

35 https://de.wikipedia.org/wiki/Postheim

36 Managementplanung Natura 200 im Land Brandenburg. Managementplan für das Gebiet Lübbesee. Hg. v. Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft. Potsdam. 2015. S. 77

37 ebd. S. 101

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Ökologische Arbeit. Ökoarbeit am Lübbesee
Note
1,0
Jahr
2016
Seiten
36
Katalognummer
V1131922
ISBN (eBook)
9783346533487
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ökoarbeit, Bioarbeit, Ökologische Arbeit
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Ökologische Arbeit. Ökoarbeit am Lübbesee, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1131922

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Ökologische Arbeit. Ökoarbeit am Lübbesee



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden