Ausgehend von der historischen Gestalt untersucht diese Masterarbeit die metaphorische Entwicklung und Adaption Kaspar Hausers in der neueren deutschen Literatur.
Betrachtet werden hier vor allem die unterschiedlichen Kaspar-Hauser-Gestalten in den Werken von Jacob Wassermann („Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens“), Hugo von Hofmannsthal („Der Turm“) und Aldous Huxley („Brave New World“).
Das Ziel dieser Arbeit ist es, Vergleiche zwischen der historischen Figur und den literarischen Gestalten anzustellen, Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede und gedankliche Weiterführungen aufzuzeigen. Dabei wird die Mythenbildung des Hauser-Stoffes sowie die fortschreitende Emanzipation von der historischen Vorlage nachverfolgt.
Die drei Werke dienen exemplarisch dazu, die unterschiedliche Stationen Hauser-Rezeption von der großen Quellennähe bis hin zur vollständigen Emanzipation vom historischen Stoff nachzuvollziehen. Dabei wird deutlich, dass der Kaspar-Hauser-Mythos auch dann noch nachwirkt, wenn das Werk selbst keinen namentlichen Bezug mehr zum Findling herstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Der historische Fall und sein metaphorisches Potential
- Jakob Wassermanns Roman Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens (1907/08)
- Historisierung und Idealisierung
- Der historische Findling
- ,,Zum Symbol wird die Gestalt“ - literarische Überhöhung
- Der heimliche Prinz
- Adam vor dem Sündenfall und der Verlust des Urstandes
- Erlöser- und Märtyrergestalt mit Ähnlichkeit zu Jesus Christus
- Sigismund als Kaspar-Hauser-Figur in Hugo von Hofmannsthals Turm-Dichtungen (1923-25/1927)
- Sigismund, das allgemeine Kasper-Hauser-Bild und Wassermanns Adaption
- Das Werk
- Zur Handlung
- Parallelen
- Gefangenschaft und Deprivation
- Sprachkrise
- Identitätsproblematik
- Der idealisierte Prinz
- Erlösermotivik
- John Savage als Kaspar Hauser in Aldous Huxleys dystopischem Roman Brave New World (1932)
- Zur Handlung
- Isoliert, verwahrlost, talentiert: John im Indianerreservat Malpais
- Soziale Konfrontation nach der Isolation
- Erlösermotivik
- Schauobjekt und Opfer der Gesellschaft
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rezeption des historischen Falls Kaspar Hausers in der deutschen Literatur, indem sie verschiedene literarische Werke analysiert, die sich mit seiner Figur und seinem Leben auseinandersetzen. Sie verfolgt das Ziel, das metaphorisches Potential des historischen Falls aufzuzeigen und zu untersuchen, wie der Name „Kaspar Hauser“ im Laufe der Zeit zu einem Sinnbild für verschiedene Themen und Konzepte geworden ist. Die Arbeit beleuchtet die vielschichtigen Interpretationen und Bedeutungsverschiebungen, die der Kaspar-Hauser-Figur in der Literatur zugeschrieben werden.
- Das metaphorisches Potential des historischen Falls Kaspar Hauser
- Die Rolle der Leerstellen in der Rezeption des Falls
- Die verschiedenen Interpretationen der Kaspar-Hauser-Figur in der Literatur
- Die literarische Überhöhung des historischen Findlings zum Symbol
- Die Auseinandersetzung mit Themen wie Identität, Isolation und gesellschaftliche Konfrontation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den historischen Fall Kaspar Hausers und seine metaphorisches Potential. Es untersucht die zahlreichen Leerstellen im Leben des Findlings, die Raum für Interpretationen und Fantasie bieten. Kapitel zwei analysiert Jakob Wassermanns Roman "Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens", in dem der historische Findling als eine idealisierte und symbolische Figur dargestellt wird. Es werden die verschiedenen Interpretationen des Autors beleuchtet, darunter die des heimlichen Prinzen, Adams vor dem Sündenfall und des Erlösers. Kapitel drei beschäftigt sich mit Hugo von Hofmannsthals Turm-Dichtungen, in denen die Figur Sigismund als Kaspar-Hauser-Figur interpretiert werden kann. Es werden Parallelen zwischen Sigismund und Kaspar Hauser in Bezug auf Gefangenschaft, Sprachkrise, Identitätsproblematik und Erlösermotivik gezogen. Kapitel vier widmet sich Aldous Huxleys dystopischem Roman "Brave New World", in dem die Figur John Savage als Kaspar Hauser interpretiert werden kann. Es wird die Geschichte Johns im Indianerreservat Malpais sowie seine soziale Konfrontation mit der modernen Gesellschaft beschrieben. Auch die Erlösermotivik und Johns Rolle als Schauobjekt und Opfer der Gesellschaft werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem historischen Fall Kaspar Hausers und seiner Rezeption in der deutschen Literatur. Zu den zentralen Schlüsselbegriffen gehören: Kaspar Hauser, historische Figur, Findling, Leerstelle, Metapher, Symbol, Identität, Isolation, Gesellschaft, Erlösermotivik, literarische Überhöhung, Rezeption, Interpretation, Jakob Wassermann, Hugo von Hofmannsthal, Aldous Huxley, "Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens", "Turm-Dichtungen", "Brave New World".
- Arbeit zitieren
- Marlene Hetschko (geb. Hoffmann) (Autor:in), 2013, Kaspar Hauser in der deutschen Literatur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1132627