Kreuzigung und Erwachen des Jesu von Nazareth - Starb Jesus wirklich am Kreuz?

Eine alternative Hypothese über die möglichen Begebenheiten rund um die Kreuzigung


Essay, 2003

28 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung:

Vorwort zur Buchausgabe

1. Frage nach dem historischen Jesus

2. Fakten zur Kreuzigung nach den Evangelien und deren Erläuterung

3. Das Turiner Grabtuch

4. Vorgetäuschter Tot?

5. Die so genannte „Auferstehung“ Jesu

6. Erscheinungen nach dem Erwachen

7. Was bedeutet diese Erkenntnis der Ereignisse für uns heute?

8. Literaturangaben

9. Abbildungsnachweis

Vorwort

„Kreuzigung und Erwachen des Jesu von Nazareth“? – Moment mal, da ist doch etwas falsch. Muss es nicht „Kreuzigung und Auferstehung des Jesu von Nazareth“ heißen?

Diese letztere Wortkombination sollte den meisten Lesern aus dem Religionsunterricht, der Konfirmandenstunde oder dem Kommunionunterricht vertraut sein. Auch rund um das jährliche Osterfest wird von „Kreuzigung und Auferstehung Jesu“ gesprochen.

Aber gerade diese „Auferstehung“ eines Menschen ist für uns heutzutage, in unserer von Wissenschaft und dem Hang zur logischen Erklärung geprägten Welt, ein seltsames Phänomen, das nicht in unser Weltbild zu passen scheint.

„Humbug“, „Hokuspokus“ oder „Ammenmärchen“ hört man auf der einen über die Auferstehung Jesu; „Fundament des christlichen Glaubens“, „die Allmacht Gottes“ oder der „Beweis der Göttlichkeit Jesu“ auf der anderen.

Wer hat Recht?

Dieser Frage sind vor mir schon einige Menschen nachgegangen. Ich gebe hier lediglich die verschiedenen Forschungs- und Denkansätze wieder und füge sie zu einem geschlossenen Bild zusammen.[1]

Als ich jedoch diese so genannte „Kreuzigungsthese“ vor fünf Jahren erstmals veröffentlichte, hagelte es negative Kritik aus allen Bereichen meines persönlichen Umfeldes. Sei es sowohl von katholischen und evangelischen Theologen als auch aus dem Freundes- und Verwandtenkreis. Selbst per E-Mail wurden mir verschiedene bösartige Androhungen und Mitteilungen geschickt. Allerdings gab es hier auch öfter Zuspruch und Zustimmung zu der gewagten These.

Es ist definitiv ein sehr brisantes und kontroverses Thema, denn der Tod und die Auferstehung Jesu bilden für viele Menschen die Grundlage ihres Glaubens.

Als nun der GRIN Verlag freundlicherweise anfragte, ob ich diese Kreuzigungsthese nicht als Buch veröffentlichen wolle, habe ich lange gezögert und überlegt, ob dieses Buch nicht eine erneute Provokation für viele Menschen darstellen mag. Da diese These aber bereits im Internet kursiert und vielerorts verfügbar ist, dürfte eine gedruckte Version nicht zusätzlichen „Sprengstoff“ bieten.

Ich möchte mit diesem Buch ausdrücklich niemanden in seinem Glauben beleidigen oder angreifen, sondern lediglich eine weitere Möglichkeit der Ereignisse rund um die Kreuzigung und eventuelle Auferstehung Jesu aufzeigen.

Die Schlüsse daraus muss jeder Leser für sich selbst ziehen…

Beati qui non viderunt et crediderunt.

René Frank, im August 2008

1. Frage nach dem historischen Jesus

Beschäftigt man sich mit der Kreuzigung und den darauf folgenden Ereignissen, die in der Bibel geschildert werden, muss man zwangsweise von der historischen Existenz Jesus von Nazareth ausgehen.

Aber auch wenn sich die Majorität der Wissenschaftler dabei einig ist, Jesus habe wirklich gelebt[2], ist die Quellenlage hierfür jedoch sehr beklagenswert. Außerhalb der frühchristlichen Zeugnisse ist der Mensch Jesus nur eine Fußnote in der Geschichte.

Von Jesu Zeitgenossen Philo Judaeus, der von 20 v.Chr. bis 50 n.Chr. lebte, sind viele Werke erhalten, die Interessantes über das Leben, die Geschichte und Religion in Palästina wiedergeben. Er schreibt auch ausführlich über Pontius Pilatus, aber von Jesus von Nazareth ist kein einziges Mal die Rede[3].

Eine kurze Bemerkung findet sich bei Sueton (70-140 n.Chr.), der als Kanzleichef des römischen Kaisers Hadrian Zugang zu den Staatsarchiven hatte. Er sichtete Dokumente und bemerkte, dass unter Kaiser Claudius (41-54 n.Chr.) Juden aus Rom vertrieben wurden, die unter dem Einfluss eines gewissen „Chrestos“ Unruhe gestiftet hätten. Diese sind jedoch nicht genauer spezifiziert.

Präziser werden die Informationen bei dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus (55 - ca.118 n.Chr.). Er schreibt in seinen um 117 entstandenen Annalen: „Es waren jene Leute, die das Volk wegen ihrer Schandtaten hasste und mit dem Namen „Christen“ belegte. Dieser Name stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.“ (Annalen XV,44). Hier wird Christus in einen geschichtlichen Kontext eingeordnet und in Verbindung mit anderen historischen Persönlichkeiten gebracht. Allerdings ist zu beachten, dass der Bericht gut 80 bis 90 Jahre nach der Kreuzigung, für die das Jahr 30 n.Chr. angenommen wird[4], entstand und sich auf umlaufende Erzählungen des zweiten Jahrhunderts stützen könnte.

Bei dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus (37-100 n.Chr.) finden wir zweimal die Erwähnung von Jesus in seinem Werk „Jüdische Altertümer“: „Er (Ananus – Hohepriester) versammelte daher den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere die er (...) zur Steinigung führen lies.“ (Josephus, XX, Kap. 9, Vers 1)

Der zweite Text von Josephus ist sehr umstritten, da er als spätantike Einfügung gewertet wird[5]. In jener Zeit beschäftigten sich sehr viele Gelehrte mit Flavius Josephus und es war für sie unmöglich, dass ein so berühmter Geschichtsschreiber der Juden, nichts über Jesus geschrieben haben soll. Der Text steht allerdings im schroffen Gegensatz zu den sonstigen Ansichten Josephus´[6].

Ich gebe ihn hier dennoch wieder:

„Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten von ihm vorherverkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen fort.“ (Josephus XVIII, 3,3)

Alle weiteren geschichtlichen Nennungen Jesu gehen auf religiöse Schriften des 1. bis 3. Jahrhunderts zurück. Hier spielen jedoch nicht nur die biblischen Bücher (4 Evangelien, Apostelgeschichte, Paulus-Briefe, weitere Briefe und Offenbarung des Johannes) sondern auch „apokryphe“ Schriften eine Rolle.

Als Apokryphen bezeichnet man christliche Dokumente, die nicht in den Kanon der Bibel (367 n.Chr. von Athanasius festgelegt) aufgenommen wurden. Hier erfahren wir vieles über Jesus was uns geläufig ist, aber nicht in der Bibel steht (z.B. Ochs und Esel an der Krippe; die Namen der beiden Verbrecher, die mit Jesus gekreuzigt wurden; Jesu angebliche Höllenfahrt ins Reich der Toten; etc.).

Allerdings sind diese Schriften von ihrer historischen und sachlichen Genauigkeit viel weiter von den tatsächlichen Begebenheiten entfernt als die biblischen Evangelien und die Apostelgeschichte, denn ihre Intention ist Glaubensbezeugung und nicht die Darstellung der geschichtlichen Person „Jesus“.

Nicht umsonst wurden wohl das Markus-, Matthäus-, Lukas-, und Johannesevangelium in die Bibel aufgenommen und ca. 20 andere Evangelien, die uns heute bekannt sind, als ungeeignet für den Kanon der Bibel abgetan.

Zwei Ausnahmen seien hier jedoch erwähnt, die zu der unten erläuterten These über Jesu Kreuzigung nützlich sein könnten: Das Petrus-Evangelium schildert uns die Vorgänge rund um die Kreuzigung ähnlich der Version der vier biblischen Evangelien; das Thomas-Evangelium (erst 1946 in Nag Hamadi wiederentdeckt) enthält Sprüche und Weisheiten Jesu, die offensichtlich als Quelle für die biblischen Evangelien gedient haben, und es somit das älteste bekannte Evangelium darstellt.[7]

Bezüglich der Datierung der Evangelien und Briefe ist sich die Wissenschaft äußerst uneinig. Unter Auswertung mehrerer Meinungen kann davon ausgegangen werden, dass

- das Thomas-Evangelium (ThEv) nach 50 n.Chr. entstand
- das Markus-Evangelium (Mk) das zweitälteste (oder älteste im Rahmen des Kanons) ist und um 60-65 n.Chr. entstanden sein müsste
- das Matthäus-Evangelium (Mt) stark an das Markus-Evangelium anknüpft und vor 70 n.Chr. entstanden sein muss, da 1993 bei einer Papyrus-Untersuchung ein Matthäus-Fragment auf das Jahr 70 n.Chr. datiert wurde[8]
- das Lukas-Evangelium (Lk), welches ebenfalls das Markus-Evangelium als Vorlage
(neben anderen Quellen) hatte, um 70 n.Chr. entstand
- das apokryphe Petrus-Evangelium (Pet) ca. 75 n.Chr. anzusiedeln ist
- bei dem Johannesevangelium (Joh) die größte Kontroverse über den Ursprung besteht, da es sich theologisch, wie auch geschichtlich und erzählerisch von den anderen Evangelien unterscheidet; seine vermutete Entstehungszeit reicht von 68 n.Chr. bis über 100 n.Chr.[9]

Die Briefe des Neuen Testaments sind auf den Zeitraum zwischen 50 n.Chr. und 150 n.Chr. zu datieren.

Damit reichen wir durch schriftliche Fixierung bis an ca. 20-25 Jahre nach Jesu Kreuzigung heran. Selbstverständlich kann nach wie vor angezweifelt werden, dass es die Person Jesus je gab, aber ich schließe mich – auch durch die oben erwähnten Dokumente gestützt – der herrschenden Meinung der Historiker an, Jesus habe eindeutig gelebt.[10]

2. Fakten zur Kreuzigung nach den Evangelien und deren Erläuterung

Alle vier biblischen Evangelien sowie das Petrus-Evangelium geben die Kreuzigung Jesu im gleichen chronologischen Ablauf wieder. Allerdings unterscheiden sie sich in einigen Details.

Ich stelle hier alle auf die Fakten reduzierten Ereignisse ohne offensichtlich theologisch inspirierte Textstellen dar:

1.

Die synoptischen Evangelisten (Markus, Matthäus und Lukas) sind sich einig, dass die Kreuzigung Jesu zwischen der 3. Stunde (Mk 15,25) und spätestens der 6. Stunde (Mt 27,45, Lk 23,44) stattfand. In unserer heutigen Zeitrechnung zwischen 9.00 Uhr morgens und 12.00 Uhr mittags, da der Tag nach römischer Rechnung um 6.00 Uhr morgens mit der Ersten Stunde begann.

2.

Ihm wurde vor der Kreuzigung Myrrhewein (mit Galle) gebracht, wie es im jüdischen Brauch üblich war. Nach Mt 27,34 kostet Jesus nur, nach Mk 15,23 trinkt er gar nicht davon.

3.

Mit Jesus wurden zwei Verbrecher - Dysmas und Gestas - gekreuzigt (Nikodemus-Evangelium 9,4 + alle biblischen Evangelien).

4.

Gegen 15.00 Uhr reicht „Einer der Anwesenden“ Jesus einen Schwamm mit Essig (entweder weil es Jesus selbst so verlangte: „Mich dürstet“ (Joh 19,28) oder ohne Grund (Mt,Mk,Lk)), wovon Jesus trinkt und dann einen lauten Schrei ausstößt ( Mk 15,37; Mt 27,50; Pet 5,19) und sagt „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30).

5.

Danach stirbt Jesus. (Mt, Mk, Lk, Joh, Pet)

Hier sollten wir das erste Mal eine Pause machen und uns Gedanken darüber machen wieso Jesus so „früh“ am Kreuz „verstarb“.

Geht man von der Zeitangabe der Evangelien aus, so hat Jesus maximal zwischen drei bis sechs Stunden am Kreuz gehangen (s.o.). Diese Zeitspanne ist für eine Kreuzigung so kurz, dass selbst Pilatus darüber überrascht war. (Mk 15,44: „Pilatus aber wunderte sich, dass er (Jesus) schon tot sei“). Auch der Kirchenvater Origenes (ca. 185-254) schreibt: „Sie (die Gekreuzigten) lebten unter äußersten Qualen die ganze Nacht und danach noch den ganzen Tag“[11].

Dies wird auch klar, wenn man den Vorgang einer Kreuzigung genauer untersucht. Denn die Nägel wurden den Opfern durch den sogenannten „Destotschen Spalt“ an der Handwurzel und dem „zweiten metatarsalen Spezium“ geschlagen (s. Abb.1), so dass keine lebenswichtigen Adern, Blutgefäße oder Knochen zerstört wurden.

[...]


[1] z.B. Holger Kersten/Elmar R. Gruber: Jesus starb nicht am Kreuz, München 1999
Helmut Felzmann: Müssen Christen anders glauben?, Gelnhausen 2005
Das Barnabas-Evangelium, Bonndorf im Schwarzwald, 1994

[2] Bultmann 1983 S.14

[3] Ziegler 1999, S.22

[4] Leroy 1978 S.97; Kertelge 1988

[5] Schweitzer 1906

[6] Ziegler 1999, S 24

[7] Die Texte beider Evangelien sind zu finden unter: http://www.rene-frank.com/schule.html

[8] Thiede 1996

[9] Berger 1999

[10] Siehe auch Bultmann 1926

[11] Gruber 1999, S. 57

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Kreuzigung und Erwachen des Jesu von Nazareth - Starb Jesus wirklich am Kreuz?
Untertitel
Eine alternative Hypothese über die möglichen Begebenheiten rund um die Kreuzigung
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
28
Katalognummer
V113508
ISBN (eBook)
9783640129331
ISBN (Buch)
9783640130665
Dateigröße
671 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kreuzigung, Erwachen, Jesu, Nazareth, Starb, Jesus, Kreuz
Arbeit zitieren
René Frank (Autor:in), 2003, Kreuzigung und Erwachen des Jesu von Nazareth - Starb Jesus wirklich am Kreuz?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113508

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