Grundpraktikum an einem Gymnasium. Ein Praktikumsbericht


Praktikumsbericht / -arbeit, 2020

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Methodische Vorgehensweise

3. Durchführung
3.1 Aufgaben während des Grundpraktikums
3.2 Praktikumsverlauf
3.3 Praktikumsresümee

4. Ergebnisse der Erkundung
4.1 Beobachtung
4.2 Konkrete Beobachtungsbeschreibung
4.3 Beobachtungsreflektion
4.4 Beobachtungsanalyse

5. Schlussbemerkung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fasziniert mich schon seit ich mein erstes Praktikum an einer Grundschule absolvierte. Dieser erste Einblick zeigte mir, dass der Lehrerberuf viel komplexer ist, als er von außen scheint und mein Interesse für dieses Berufsfeld wurde geweckt.

Ich begann das Grundpraktikum mit dem Ziel, mehr über den Lehrerberuf an Gymnasien zu erfahren und neue Einblicke in die Arbeit mit älteren Kindern zu erhalten. Besonders hat mich dabei die Arbeit und das Unterrichten mit Kindern in der Pubertät interessiert und wie Lehrer mit dieser doch recht schwierigen Phase umgehen. So habe ich mir das Ziel gesetzt, genau diese Schüler-Lehrer-Beziehung während des Unterrichts zu beobachten. Durch diese Zielsetzung wurde mir auch schnell klar, dass ich mich auf das Themenfeld „Lehrerleitbild: Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern“ konzentrieren möchte.

Während meines Praktikums habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Schüler im pubertären Alter kaum Interesse an der Schule haben und sich schwierig motivieren lassen. Nur selten zeigten sie Interesse am Unterrichtsstoff und die Lehrer, vor allem die jüngeren, hatten Schwierigkeiten, eben jene Schüler zu motivieren. So stellte ich mir die Frage: Wie können Lehrer ihre Schüler dazu bringen, motiviert am Unterricht teilzunehmen?

Das Praktikum habe ich an einem Gymnasium in Cottbus absolviert. Das Gymnasium entstand 2006/2007.

Das Gymnasium besteht aus drei verschiedenen Gebäuden: dem Haus A, in dem hauptsächlich Sprachen und Gesellschaftswissenschaften unterrichtet werden, dem Haus B, in dem die Naturwissenschaften unterrichtet werden, und einer großen Sporthalle. Die Gebäude sind gelblich angestrichen und haben jeweils drei Stockwerke mit einem Keller. In beiden Gebäuden befinden sich Kantinen für die Schüler. Dem Haus A wurde die Aula angefügt. Der Hof ist weiträumig und bietet Platz für verschiedene Aktivitäten und Orte zur Entspannung für die Schüler. So befindet sich auf dem Hof ein Volleyballfeld, ein Fußballfeld, Tischtennisplatten, ein Kletterplatz, viele Sitzbänke und ein offener Theaterplatz. Hinter der Schule befindet sich ein großer Sportplatz, welcher von mehreren Schulen in Cottbus genutzt wird. Die Schule besitzt eine Bahn- und Busverbindung direkt hinter den Parkplätzen am Haus A und ist so gut zu erreichen, auch wenn man außerhalb von Cottbus wohnt.

Schüler haben am Gymnasium die Möglichkeit, sich nach dem Unterricht verschiedenen Arbeitsgemeinschaften zu widmen. So wird die Möglichkeit geboten, nach dem Schultag Volleyball zu spielen, Robotertechnik zu lernen oder sich einem Musikinstrument zu widmen. Die Schule bietet auch die Möglichkeit zur Teilnahme an verschiedenen Projekten, wie Fremdsprachwettbewerben oder dem Dienst im Schulsanitätsdienst in direkter Partnerarbeit mit den Johannitern.

Zur Sicherung der Anonymität wurden alle Namen im Praktikumsbericht geändert.

2. Methodische Vorgehensweise

Vor dem Beginn meines Praktikums war ich mir noch nicht sicher, auf welche Fragestellung ich mich konzentrieren möchte. Ich habe mich daher dazu entschieden, vorerst ein paar Tage im Praktikum zu verbringen und mich dann festzulegen.

Während meines Praktikums habe ich die meiste Zeit in der hintersten Reihe des Raumes gesessen und konnte daher die ganze Klasse und die Lehrkraft beobachten. Ich habe mich darauf konzentriert, die Interaktionen zwischen Schülern und Lehrkraft und die Unterrichtsgestaltung zu erfassen und zu notieren. Ich habe die wichtigsten Elemente einer jeden Unterrichtsstunde in Stichpunkten notiert und Strichlisten über Schülermeldungen geführt. Zudem habe ich notiert, wie die Lehrer auf unmotivierte Schüler und Schüler mit Problemen reagieren.

Nach den jeweiligen Unterrichtsstunden habe ich eigene Fragen mit der Lehrkraft besprochen und über den Lehrerberuf, im Allgemeinen, Fragen gestellt. Oft sind die Lehrer in ruhigen Minuten auch zu mir gekommen, haben mir hilfreiche Tipps für die Zukunft gegeben und ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit mir geteilt.

3. Durchführung

3.1 Aufgaben während des Grundpraktikums

Wie ich meine Praktikumszeit gestalte war mir komplett freigestellt. Sollte ich eine bestimmte Tätigkeit oder Aufgabe übernehmen wollen, konnte ich meine Unterstützung anbieten.

Ich habe den größten Teil meines Grundpraktikums im Unterricht verbracht. Da dieses Grundpraktikum das erste Praktikum im Lehramtsstudium darstellt, wollte ich auch andere Unterrichtsfächer besuchen, die nichts mit meinen Hauptfächern zu tun haben. So habe ich neben dem Englisch- und Geschichtsunterricht auch den Politik-, Deutsch- und Lateinunterricht besucht. Weiterhin habe ich in den Mittagspausen an der Pausenaufsicht teilgenommen.

Während ich den Unterricht besuchte, habe ich die Lehrer-Schüler Interaktionen und die Unterrichtsgestaltung beobachtet. Des Weiteren konnte ich mich einbringen, indem ich bei Gruppenarbeiten die Schüler bei Fragen unterstützte oder als Ansprechperson bei Fragen zum Abitur zur Verfügung stand.

Obwohl es nicht das Ziel des Grundpraktikums war, wurde mir angeboten, eine eigene Unterrichtsstunde zu halten. Diese Chance habe ich natürlich sofort ergriffen und konnte daher an meinem letzten Praktikumstag eine Unterrichtsstunde im Fach Geschichte halten.

3.2 Praktikumsverlauf

Nachdem mein Praktikumsantrag angenommen wurde, traf ich mich mit dem Schulleiter eine Woche vor Praktikumsbeginn, um die Einzelheiten des Praktikums zu besprechen. Der Schulleiter stellte mir frei, mein Praktikum selbst zu gestalten und verwies mich daher direkt an meine beiden Mentorinnen, mit denen ich besprechen sollte, welchen Unterricht ich besuchen und welche Nebentätigkeiten ich übernehmen möchte. Meine Studienplanung im ersten Semester erlaubte es mir, das Praktikum innerhalb von vier Wochen am Montag und Freitag zu absolvieren. Daher einigte ich mich mit meinen Mentorinnen darauf, am Montag vier Stunden und am Freitag fünf Stunden zu absolvieren.

An meinem ersten Praktikumstag war ich während des ersten Stundenblocks, welcher von 08:00 bis 09:30 ging, im Englischunterricht der 8. Klasse von Frau S, meiner Mentorin. Ich saß während dieses ersten Blocks in der hintersten Reihe und beobachtete die Interaktionen zwischen Frau S und den Schülern. Frau S bat mich darum, ihren Unterricht nur zu beobachten. Ich war damit völlig zufrieden, da ich mir selbst einmal ein Bild von den Klassen machen wollte, bevor ich meine Unterstützung anbiete und das eigentliche Ziel des Grundpraktikums nur die Reflektion der Berufswahl und ein Perspektivwechsel ist. Meine Mentorin kam während der ruhigen Arbeitsphasen zu mir und erzählte mir von ihrer Klasse und einigen Unterrichtsmethoden, die sie anwendet.

Nach diesem spannenden ersten Einblick in den Englischunterricht, ging ich in den Lateinunterricht der 8. Klasse. Da mich der Lehrer bereits aus der Abiturphase kannte, bot er mir seit der ersten Stunde an, ihn zu unterstützen. Ich nahm dieses Angebot mit Freuden an und setzte mich erneut in die hinterste Reihe. Der Unterricht begann mit Änderungen im Sitzplan, weil Herr M die allgemeine Unruhe in der Klasse unterbinden wollte. Dies stieß natürlich auf Wiederstand durch die Schüler. Als beunruhigend empfand ich dabei den fehlenden Respekt der Schüler gegenüber Herrn M, denn meiner Empfindung nach hatte man früher in der 8. Klasse großen Respekt vor den Lehrkräften. Man ist natürlich hin und wieder aneinandergeraten, aber so stark wie in diesem Fall geschah es sicherlich nie. Dieser Wiederstand führte dazu, dass Herr M Klassenregeln aufstellen wollte, die die Schüler für gutes Benehmen belohnen und bestrafen, sollten sie gegen die Regeln verstoßen. Er ließ die Schüler bei diesen Regeln mitentscheiden und ihre Ideen miteinbringen. Die Schüler waren sofort Feuer und Flamme bei diesem Angebot und stellten einige sinnvolle und viele sinnlose, spaßige, Regeln auf. Nach ungefähr einer Viertelstunde wurden zehn Regeln aufgestellt, aber noch keine Bestrafungen, sollten Schüler diese Regeln brechen. Herr M fragte mich daher, welche Ideen ich hätte. Meine Idee war angelehnt an meine Erfahrungen aus dem Lateinunterricht aus der 8. Klasse. Ich schlug vor, dass Schüler, die gegen die Regeln verstoßen, zur mündlichen Kontrolle an die Tafel müssen. So wurde es früher bei meiner Lateinlehrerin geregelt. Das ist ein hartes, aber effektives System. Dies sorgte natürlich dafür, dass ich mir einige scharfe Blicke der Schüler einfing, aber Herr M war zufrieden mit meiner Idee und implementierte diese. Nach diesen organisatorischen Dingen begann der Unterricht. Ich beobachtete, wie Herr M seinen Unterricht führt und verglich diese Beobachtungen mit meinen Erinnerungen von seinem Unterricht in der Abiturphase. Zudem notierte ich mir, wie oft Herr M seine Regeln durchsetzte. Zu meiner Überraschung tat er dies sehr selten, was mich zu der Frage führte, warum er sie nicht konsequent realisierte. Nach dem Unterricht hinterfragte ich dies bei Herrn M und er erzählte mir, dass er dies tat, um die Schüler nicht zu demotivieren. Herr M meinte, dass es ineffektiv sei die Klasse mit einer „eisernen Faust“ zu führen, gerade bei jungen Schülern, die am Beginn der Pubertät stehen. Das machte für mich Sinn und ich notierte diese Aussage. Danach bot mir Herr M an, ihn auf dem Pausenhof zu unterstützen und über den nachfolgenden Geschichtsunterricht mit der 11. Klasse zu reden, was ich gerne annahm. Der erste Praktikumstag endete mit Herrn Ms Angebot, an meinem letzten Praktikumstag selbst eine Unterrichtsstunde in der 11. Klasse zu halten. Obwohl es nicht das Ziel des Grundpraktikums war, selbstständig zu unterrichten, nahm ich es dennoch an, da es eine exzellente Möglichkeit für einen Perspektivwechsel darstellte und weil die Erfahrung, selbst zu unterrichten, bei der Reflektion meiner Berufswahl helfen könnte.

Meinen zweiten Praktikumstag verbrachte ich erneut bei Herrn M und bei Frau S und beobachtete weiterhin, wie beide Lehrkräfte mit ihren Schülern umgingen und den Unterricht gestalteten. Ich unterhielt mich mit einigen Schülern während der Pausenzeiten und fragte sie, wie sie den Unterricht warnahmen.

An meinem dritten Praktikumstag besuchte ich, nach dem Englischunterricht von Frau S, den Deutschunterricht von Frau K, um einen Einblick in die Fachrichtung zu bekommen und zu beobachten, wie verschiedene Lehrer mit denselben Klassen umgehen. Ich bekam einen näheren Einblick in Frau Ks Unterrichtsmethoden und unterhielt mich mit ihr über mögliche Probleme im Studium. Im darauffolgenden Block besuchte ich den Englischunterricht einer anderen Lehrerin, Frau W. Ich beobachtete, wie sie ihre Klasse führte und sie gab mir viele hilfreiche Tipps und Hinweise für die folgenden Studienjahre und den Lehrberuf.

Der vierte Praktikumstag bestand aus dem Geschichtsunterricht von Herrn M und dem Politikunterricht von Frau Mü. Ich unterstütze die Schüler an diesem Tag wieder bei Fragen zum Abitur und half den Lehrern auf dem Pausenhof aus. Dieser Tag war auch der Einzige, an dem ich mich mit den Lehrkräften im Lehrerzimmer einfand und mit ihnen über die verschiedenen Aspekte der Unterrichtsgestaltung sprach. Die Lehrkräfte erzählten mir auch einige Anekdoten aus ihrem Studium.

Am fünften Tag meines Praktikums war ich erneut bei Herrn Mü und seiner Lateinklasse. Die Schüler hielten Vorträge zu verschiedenen Themen aus der momentanen Lateinlektion und Herr Mü bat mich, ihn bei der Bepunktung zu unterstützen, indem ich ihm meine Meinung zu bestimmten Bewertungskriterien mitteilen sollte. Nach dem Unterricht besprachen wir auch noch die Unterrichtsstunde, die ich an meinem letzten Praktikumstag halten und welches Thema ich behandeln sollte. Herr Mü überreichte mir einige Unterrichtsmaterialien und gab mir völlige Entscheidungsfreiheit über die Unterrichts-gestaltung. Noch am selben Abend bereitete ich die Unterrichtsstunde vor und schickte ihm meine Materialien, mit denen er einverstanden war.

Der sechste und letzte Praktikumstag bestand aus der Unterrichtshospitation bei Frau S und meiner ersten eigenen Unterrichtsstunde. Diese Geschichtsunterrichtsstunde führte ich mit der 11. Klasse. Das zu behandelnde Thema war die Auswirkungen der französischen Revolution auf Europa. Ich begann die Stunde mit einer Kartenbeschreibung. Die Schüler sollten beschreiben, was sie auf der Europakarte sahen und dadurch auf die Stundenfrage hinleiten. Da ich, sowohl theoretisch als auch praktisch, noch keine Erfahrungen mit Stundeneinleitungen hatte, gelang dies eher weniger und ich übersprang diesen Punkt recht schnell. Danach gab ich den Schülern die Aufgabe, in ihren Büchern die einzelnen Abschnitte der Auswirkungen der französischen Revolution kurz zusammenzufassen und ihre Ergebnisse in der Klasse vorzustellen. Als abschließende Aufgabe gab ich den Schülern ein Zitat von Hans-Ulrich Thamer, welches sie in der Klasse diskutieren sollten. Insgesamt hatte ich 45 Minuten Zeit und hielt, trotz des kleinen Fauxpas während der Unterrichtseinleitung, die vorgegebene Zeit perfekt ein. Nachdem ich die Schüler verabschiedete, gab mir Herr M ein kleines Resümee. Seiner Meinung nach gestaltete ich die Stunde sehr gut und vermittelte das Thema den Schüler ansehnlich. Die fehlgeschlagene Unterrichtseinleitung war in seinen Augen natürlich ein kleiner Dämpfer, aber nichts, was man nicht mit Übung ausbügeln könnte.

3.3 Praktikumsresümee

Insgesamt habe ich mich während des Praktikums sehr willkommen gefühlt. Die Lehrkräfte haben mich wie einen Kollegen behandelt und auch so betitelt. Während vorherigen Praktika wurde ich von den Lehrkräften immer mit dem Vornamen angesprochen, aber während dieses Praktikums sprach mich jeder, ob Schüler oder Lehrkraft, mit dem Nachnamen an, was in mir ein Gefühl von Stolz erweckte. Ich konnte es mir richtig vorstellen, eines Tages selbst als richtiger Lehrer an einer Schule angestellt zu sein.

Durch dieses Praktikum bot sich mir die Möglichkeit, einen Perspektivwechsel durchzuführen. 12 Jahre lang, abgesehen von meinen anderen Schulpraktika vor dem Studium, war ich immer nur in der Rolle des Schülers. Das Praktikum zeigte mir, dass hinter dem Lehrerberuf viel mehr steckt als man auf den ersten Blick annimmt. Die Vielfalt der Aufgaben der Lehrkräfte an Gymnasien hat mich mehr als fasziniert und mein Bestreben, selbst Lehrer zu werden, bestärkt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Grundpraktikum an einem Gymnasium. Ein Praktikumsbericht
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V1138758
ISBN (eBook)
9783346544926
ISBN (Buch)
9783346544933
Sprache
Deutsch
Schlagworte
grundpraktikum, gymnasium, praktikumsbericht
Arbeit zitieren
P. Sarich (Autor:in), 2020, Grundpraktikum an einem Gymnasium. Ein Praktikumsbericht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1138758

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Grundpraktikum an einem Gymnasium. Ein Praktikumsbericht



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden